Mafisifre de3 Kingani am 31. Juli Nahmitt2gs. In aht Mars(- a — einer. sehr befriedigenden Marschleistung — erreichte ih offsa. Wenn der jeßt angeordnete Bau von Rasthäusern und die Anlage von Brunnen auégeführt sein wird, kann Kilossa zu Maul- thier in sechs big sieben Tagen erreiht werden. Die Straße ist N vortrefflich und entspriht allen Anforderungen für den erkehr mit Ausnahme der drei Monate Regen- zeit. Der große Verkehr wird für diese Zeit unterbrochen. Die Straße ist auch auf der ganzen, 300 km betragenden Strecke für Wagen fahrbar. Die einzigen Hindernisse sind der Kingani, dessen Fährboot nur nacheinander größere Transporte bewältigen kann, und eine Anzahl Steigungen ö Hidh Kikundi (in den Vorbergen Ulu- gurus), die noch abgeflaht ober durch Wegekehren gemildert werden müssen. Ganz Außerordentlihes hat Premier-Lieutenant Brosig, als Bezirks-Chef von Kilossa, in der Herstellung guter Brücken ge- Ieistet. Von Mrogoro bis Kilossa passiert man neun große und viele kleinere Brücken aus dem soliden und ameisenfesten Eisenholz (Kam- bala-Acacia nigrescens), eine Arbeit, die der 12. Kompagnie der Schußtruppe hohe Ehre mat. Das durchrittene Land machte O nahdem feit 14 Jahren kein nennenswerther Regen ge- allen, einen ôden Eindruck. Mit Ausnahme ganz kleiner Striche (Kikundi, Kiroka, Kinao-Mrogoro) besteht ‘die greße Fläche zwischen den Pugubergen und Usagara aus trockenem, unfruhtbarem Pori. Gegenwärtig waren niht nur die geringen, um die wenigen Ort- haften gelagerten Felder ohne Ernte geblieben und reckten nur dürre alme empor, sondern au alle Wasserläufe waren völlig ausgetrocknet. Selbst der Ngerengere der bedeutendste und entwidckeltste Nebenfluß des Kingani, enthielt keinen Tropfen Waser. Wie in Südrveft- Afrika mußte mühsam nah Trinkwasser in seinem sandigen Bett gegraben werden. Hinter Matuli tauhen in der Ferne die Uluguruberge auf, em stattlihes Bergmassiv mit theilweiser Waldbedeckung. Oestlich Kikundi durchzieht die Straße die nöctlichen Vorberge Ulugurus, die etwas Feuchtigkeit festgehalten zaben und in den langgestreckten Thälern von Kikundi und Kiroka eine Ernte von Mtama und Mais aufweisea. Die Landschaft Mrogoro (Sitnbam- weni und Kingo) erstreckt sh direkt am Nordfuße des fteilabfallenden Ulugurumassivs. Sie wird von mehreren Bächen gespeist, die aus be- deutender Höhe herabkommen und daher nit versiegen. Auch hier war daher, wenn auch knapper als sonst, eine Ernte vorhanden. Nach zwei weiteren, sehr großen Tagereisen erreiht man endli das grüne und sehr \ruchtbare Thal des Mukondokwa, der mit dem Mtkata zusammen den Wami bildet. Das WMukondoklwathal it der Mittelpunkt und das Herz “von Usagara, die Kornkammer für die Tausende der auf der groß:zn Karawanenstraße verkehrenden Träger. Hier rasten alle Karawaaea, ob sie von der Küste oder zur Küste gehen, mehrere Tage, um ihren Mundvorrath ¿u ergänzen und sich für die bevorstehenden Gntbehrangen im Pori zu stärken. Jch habe das Thal bis oberhalb Muinisagara*) abgeritten und überall die gleihe Fruchtbarkeit und auch ziemli reihlichen Anbau gefunden. Leider ist noch kein Versu gemacht, ob in dem shweren, immer feuchten Thalboden edlere Produkte, wie z. B. Kakao, gedeihen und lohnea. Im Garten der Station Kilossa (500 m Höhe) tragen die hier angepfl2nzten arabishen Kaffeebäume fehr reihlich, die europäishen Gemüse verfor„en den Tisch aufs beste. nur Kartoffeln wollen nicht fortkommen. Die hier stattlih wachsenden jungen Kokospalmen erweisen die Uurichtigkeit des alt-n Satzes, daß diese Palmen nur an der Küste gedeihen.
In der unmittelbaren Umgegend von Kilossa zeigt sih ein felt- sames Völkergemish. In Kondoa leben zahlreihe Araber und Inder, die hier dur die Verpflegung der Karawanen gute Geschäfte machen. Ganz in der Nähe befinden sich starke Kolonien von Wanyamwesi und Wassangu, die neben ihrer Beschäftigung mit Ackerbau und Viehzuht f\tets bereit sind, als Träger autzuhelfen. Beide ‘Stämme geben den weihen Wasagara, der Grundbevöike- rung des Landes, ein gutes Beispiel regsamer Thätigkeit. LNA gelingt es, mebr Leute der betriebsamen Stämme des Innern an der Karawanenstraße anzusiedeln. Sehr erfreuli ift der Anblick des Viechstandes der Station Kilossa: 150 Stück Großoieh zeigen sich in bester Beschaffenheit und gutem Gedeihen. Daksfelbe ift von dem Vieh der Eingeborenen in Kondoa, bei Kingo und an der Mafisifähre zu sagen. Es sticht sehr vortheilhaft ab gegen das Nussehen des Viehes in der mit so großer Sorgfalt gepflegten Viet. station Pugu, wo das Eingehen zahlreiher Thiere ohne auffallende Krank- heitsersheinungen noch immer an der Tagesordnung ist. Vielleicht ift diese Station Krankheitseinflüssen der Küste noch zu stark auégesett und wird weiter ins Innere verlegt werden müssen. Jn dem Pori zwischen Mtkata und Mukondokwa, in der Landschaft Matwida, gedeiht der oben erwähnte Fisenholzbaum besonders gut und häufig. Um diesen für alle Bauten unerseßlihen und werthvollen Baum zu erhalten und zu kultivieren, is die Einridtung eines kleinen Forsthcufes an der großen Straße angeordnet. Dort soll ein nah Kilossa versegter Oberjäger stationiert werden und die Pflege und Aufforftung jener wictigen Bestände übernehmen. Später wird diese Aufsicht über den Forst durch einen Eingeborenen oder einen Inder ausgeübt werden können.
D Das Ulug urugebirge. Von Kilcssa aus errcihte ih in vier Värschen in füdöstliher Richtung das Ulugurugebirge auf setner Westseite „und zroar in der Gegend, wo der Mêuyu- und der Mhanfabah die Berge verlassen. Jh habe darauf den Ssongaberg (auf 1100 m Sattelhöhe) und den Mgetafluß (auf 1060 m) überschritten und bin das Msingathal aufwärts gegangen. Von hier wurde mit unglaublich fsteilem Unstieg das mähtige Beramafsiv des Lukwangula auf 2400 m Höhe er- reiht und an der Quelle des Mgetz gelagert. Meine Absicht, oben auf dem Plateau des Lukwangula dem Laufe des Mgeta entlang zu marschieren, wurde burch die niedrige Temperatur und den scharfen Wind vereitelt. Jch stieg deshalb zum Fisigothale (Ningwa) herab, marschierte dies abwärts und ging über Taua und Lolo in ndördlicer Richtung nah Kinole zum Jumben Kingaro. Von hier ward der Abstieg zum RNuvu nach der Missionsstation Tununguo voll- zogen. Die eigentlihe Gebirgsreise nahm ses Tage in Anspruch. Das Ulugurugebirge ift ein Massengebirge mit aufgeseßten Ketten, das ungefähr dreieckigen s und etnen Flächeninhalt von 340 gkm hat und mit seinem Wasserreihthum aus\{chli:ßlich das Flußsystem des Nuvu-Kingani speift, der selbst hier entspringt unb dessen bedeutende Nebenflüsse, der Ngerengere, Mgeta, Fisigo, sowie zahllose kleinere Zuflüsse fämmilich hier ihren Ursprung haben. Seine Grundformation ist Gneis und Glimmer, doch findet si auch viel Quarz und thonhaltige Schichten. Es ist erstaunlih, daß dies \{öne, allerdings sebr {wer erfteigbare Gebirgsland troy seiner Küstennähe (etwa 200 km) noch so wenig ershlossen und bekannt geworden ist. Einem ¿weimonatliden Aufenthalt und fleißigen Forshen Dr. S tuhl- mann?’s verdanken wir die Karte in 1 : 150000. Im übrigen haben nur wenige Reisende (Ramsay, Schchlobach) die Außen- seite des Gebirges berührt, Das Gebirge is jedenfalls das \chönfte und mannigfaltigste der oftafrikani|chen Bergkomplere, da ‘es neben seiner bedeutenden Höhe vielgestaltige Gipfel und zahlreiche Bergketten aufweist, die untereinander dur tiefein eschnittene Fluß- thäler getrennt sind. Fast auf jedem hohen Punkte bit der Beschauer eine ganze Anzahl von Bergreiben vor si, die sih malerisch auf- bauen und in dex Ferne in duxklem Blau verschwinden. Charak- teristisch ist die Steilheit seiner Hänze, die wohl den Grund für den bisher so geringen Besuch sciner Höhen bildet.
Vor Usambara voraus hat das Ulugurugebirge den großen Wasserreicthum. Da die Wolken hier in ungefährer Höhe von 1500 m streichen, so sind die darüber liegenden Höhenrücken und Gipfel beständig in Nebel und Wolken gehüllt und erfreuen sih reichlicher Befeuchtung. Demzufolge reit au) hohstämmiger Wald bis auf die Bergrücken herauf und hält seinerseits wieder die Niederschläge fest. Aus jeder Schlucht ‘und Bergfalte rinnt ein Wasserlauf zu Thal und befruhtet seine Umgebung. Allerdings ershweren diese unaufhörlih fih folgenden großer und feinen Wasserläufe das Fortkommen
®) Die alte Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, die längst in Trümmern liegt. i ei jaras- Vetleca abgesdlofn, egt. Hier wurde seiner Zeit der Ufagara
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außer-rden{lih. Meine Karawane hat an einem Marschßtage 24 solcher Gebirgsbähe über Felégeröll und Steinplatien Binweg äberscreiten müssen. Erstaunlich - aber is infolge dieses Wasser- reihthums8 die Fruchtbarkeit der Thäler; nicht nur find diese deshalb dicht bevölkert und stark angebaut, sondern auch die N find mit Hütten der Eingeborenen und beren Feldern bedeckt, wie dies in keinem anderen Mittelgebirge Ost- Afrikas der Fall ist. Allerdings befteht ein Untershied zwishen dem MWest- und Osftabhang des Gebirges. Da die Wolken an letzterem ihren Feuchtigkeitsgehalt ablagern, so ist dieser viel quellen- und wasser- reiher als die steppenartigen Hänge der Westseite. Der der Küste zu gclegene Hang ift somit der bevorzugte. Der Waldbestand des Gebirges ift noch ziemlich bedeutend und zeigt ¡um theil {chöne, werthvolle Stämme, ferner ausgezeihneten Bambus und gute Baubölzer. Leider sind die Bewobner die {limmsten Feinde ihrer {dönen Wälder. Sie brennen den Wald nieder, um den Boden zu bewirthschaften. Nach wenigen Jahren a sie das Feld wieder liegen und nehmen dur Feuer eine neue Fl he in Besiß. So zieht ch der gute Waldbestand immer mehr auf die Höben zurück und, falls niht eingegriffen wird, find seine Tage gezählt, und damit müssen die {önen, segenbringenden Quellen versiegen. Das Schmexrzliche is, daß hon jeßt die Eingeborenen bis in das prachtvolle Dickiht der Howwälker eindringen und dort ohne Auswahl die besten Stämme als Bau- und Brennholz heraus- {lagen Auch der Bambus wird als das bequemste Baumaterial für die Hütten rücksichtslos verwüstet. Herr Forstassessor von Bruchhausen wird über diesen Gegenstand cinen besonderen Bericht einreichen.
Die Bevölkerung der Berge theilt si streng in zwei Stämme, die miteinanderwenig oder kaum Verbindung haben, vershiedene Sprachen sprechen und in ihrer Lebensweise und ihrem Bildungsügrade arofe Unter- schiede aufweisen. Die Hochberge und Hochthäler sind von den Wal u guru bewohnt, die metst in Grupven von drei bis zehn Hütten auf {wer erreihbaren Punkten wohnen, äußerst \{cheu und furhtfam sind und vorläufig die Berührung mit dem Europäer noch ängstlich ver- meiden. Sie sprehen einen ‘ eigenen, unverstäntlichen Dialekt, empfanges die Karawanen nicht in ihrem Dorfe, sondern laufen fämmtlich mit Frauen, Kindern und Vieh weg und verbleiben in den Bergen, bis die Karawane wieder abgezogen is. Wenn es mir gelang, dur Auêsendung von Boten unv Anbieten von Gescenken in den Abendstunden einige Beherzte zur Rückkehr, zum Scauri und zum Fübrerdtenst zu bewegen, fo habe ich doch nit Gelegenheit gefunden, ein Weib oder Kind der Waluguru zu sehen. Sie saßen meist auf den höchsten Anhöhen und beobachteten von dort furhtiam und \{eu den Mars der Karawane. Dr. Stuhlmann glaubt, daß die Waluguru aus den verschiedensten Stämnen der Ebene zusammen- ge find, von denen fih Theile und Trümmer vor den Raubzügen rüherer Zeiten in die sicheren Berge geflüchtet und hier eine zweite Heimath gefunden haben. Jedenfalls wird es noch geraumer Zeit und unausgeseßter geshickter Bemühung bedürfen, bevor diese „wilden“ Bergbewohner den deutschen Beamten mit Vertrauen sih nähern. Rund herum um die Waluguru in den offenen Thälern und auf den der Ebene zugewantten Vorberzen wohnen Wakamäi. Diefe zeihnen sich durch Intelligenz und Arbeitsamkeit aus und wissen ihrem fruchtbaren Boden so viel abzugerinnen, daß sie sich behaglihen Wohlstandes erfreuen. Sie leben in größeren Ortsgemecinshaften und unter meist ziemli bedeutenden Jumben und sehen auf die Waluguru als auf „ Wa!chensi“ verächtlih berab. Das \chöne Thal ,Taua*“ des Mangabaches er- schcint dem Reisenden wie ein grüner Garten. Es ift durch für li gezogene Gräben reichlich bewässert und liefert zu jeder Jahreszeit Ernteerträge.
Der Boden ift in dem gesammten Gebirgélande durchweg rother Laterit, zum theil von s{worzem Humus bedeckt und infolge der reich- lichen Bewässerung sehr fruchtbar. Wie kein anterer der ostafrika- nishen Gebirgsstöckde eiguet si das Ulugurugebirge zur Verbindung vou eumopäisdem Ackerbau und Weidewirthshaft mit der Anlage tropischer Kulturen je nah dec gewählten Höbenlage. Auf den weits- gestredten grünen Hohweiden muß ein {öner Biehstand gedeihen. Leider ift gegenwärtig Rindvieh nur spärlich vertreten und muß erft gewissermaßen neu cingeführt werden. För ale tropisczen Erzeug- nische aber finden sich hier nach sachgemäßer Auswahl die be- treffenden Dertlichkeiten und Böden für Kaffee, Thee, Kakao, Kardamom, Zimmt 2. Zu meiner Freude konnte ih die erfte kleine deutsche Plantage in ihren Anfängen bier sehen. Ein früherer Ange- stellter der Deutsch-Ostafrikanishen Geselshaft, Herr Moriß von Derema hat sih bei Kinole (Iumbe Kigaro) im Nordosten des Gebirgs niedergelassen, zunächst um Sammlungen aller Art zu be- treiben. Die außerordentli günstige Lage (1000 m Höbe), der vor- trefflihe Boden, dec starke Urwaldbestand, die reichlichen Niederschläge haben ibn veranlaßt, eine Kaffeepflanzung anzulegen, die ermit bescheidenem eigenen Kapital betreiben will. Er hat das Gouvernement um Ueber- laffung von 200 ha gebeten. Die Anfänge der mit lanajährigec Er- fahrung äußerfi sachgemäß angelegten Pflanzung machen einen recht viel verspreGenden Cinkruck. Das Gelingen dieses Unternehmens wäre um fo erfreulicher, als es den Beweis liefern würde, daß ein erfahrener und landesfundiger Mann, auch ohne Millionen zu besitzen, Kaffee auf den Markt liefern kann.
Ich nahm Veraulassung, auch den Missionsstationen einen Besuch abzustatten. Mrogoro macht einen sehr guten Eindruck, sowohl na feiner s{chönen Lage, cinen Buuten, seinen gut gepflegten Gärten und der niht unbedeutenden Kaffeepflanzung, als auh nah seinem Etn- fluß auf die Beoölkerung und die gute Erziehung der Missiorskinder. Letztere sangen sehr hübsch ¡vrm Harmonium deutsche, Suaheli- und lateinishe Kizchen- „und patriotische Lieder.
Wie der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-S üdwe st- afrika aus Windhoek meldet, ist der Kapitän Manasse Tjiseseta von Omaruru am 29. Zuli d. J. an Herz;shwäche, hervorgerufen durch Malaria, gestorben, nachdem er noch am 13. und 14. desselben Monats in voller Rüstigkeit mit dem Gouverneur verhandelt hatte. Welche politishen Folgen, bemerkt hierzu das „Deutsche Kolonialblatt“, dieser Todesfall haben wird, läßt sih noch nicht überschen. Vorläufig ist in Oma- ruru die Nuhe nicht gestört; der Unter-Kapitän Mutate führt die Geschäfte weiter. Der Distriktshef, Second - Lieutenant Steinhauscn ist mit der nöthigen Instruktion ver- sehen worden. Der Verstorbene war, nachdem sein anfänglihes Mißtrauen überwunden war, wozu nament- lih die rihtige Behandlung seitens seines ersten Distrikts- hefs, Second-Lieutenants Volkmann, beigetragen hat, ein
warmer Freund der Deutschen geworden, als melcher cer sich |
auch im leßten Zwartbooi-Kriege, der sich dicht an den Grenzen seines Landes abspielte, bewährt hat. Ueber seinen Nachfolger lassen sih bei der eigenthümlichen Erbfolge der Hereros vor- läufig keine Vermuthungen anstellen.
Oesterreich-Ungarn.
__Der Kaiser ist gestern Abend von Wallsee wieder in Wien eingetroffen. Das ungarische Unterhaus wählte in seiner vor- estrigen Sigung den Abg. Berzewiczy wieder zum Vize- räsidenten. Die nächste Sißzung des Hauses findet am
. d. M. statt.
Frankreich, „…, Wie das „Reuter'she Bureau“ erfährt, wären die fran - gn e und die britische Regierung entschlossen, um eine Zeit zu verlieren, sofort in Paris Verhandlungen über die Fashoda-Fra ge zu beginnen, ohne den Bericht Marchand's abzuwarten. ’
Die Konferenz der span isch-amerikanischen Frieden s- Kommission wurde, wié „W. D. B“ i Sade estern Nachmittag um 3 Uhr im Ministerium des Auswärtigen eröffnet. Sämmtliche Kommissare waren anwesend. In der Sizung, welche bis 31/2 Uhr währte, wurde zunächst be- {lossen, daß kein besonderer Vorsißender gewählt werden solle, die Reihenfolge der Arbeiten ist noch nicht vollständig festgestellt. Die Sekretäre der Kommission werden das definitive Programm für die Arbeiten festsezen. Die Mitglieder der Kommission haben sih auf Ehrenwort verpflichtet, über die Berathungen strengstes Stillshweigen zu beobachten. — Die zweite Sißung findet heute statt.
Der amerikanishe General Merritt ist auf der Reise von den Philippinen nah Paris gestern in Marseille ein- getroffen. i
Der Major Marchand ist zum Bataillonschef der Marine-Jnfanterie ernannt worden.
Der General - Prokurator des Kassationshofes Manau hat die Untersuchung der Akten des Dreyfus-Prozesses beendet und dieselben am Sonnabend Nachmittag dern Vorsißenden der Kriminalkammer Loew zugestellt. Dieser wird ebenfalls cine Prüfung der Akten vornehmen und im Laufe der nächsten Woche den Rath bestimmen, welcher mit der Berichterstattung a De ed wird.
er Deputirte Jaurès hielt vorgestern Abend in einer von etwa 6000 Personen besuchten Versammlung eine Nede über den Sozialismus und die Dreyfus-Angelegen- heit. Er protestierte, wie „W. T. B.“ berichtet, zunächst dagegen, daß man niemand zu dem Obersten Picquart lasse. Die Sozialisten träten für Dreyfus ein, da sie überhaupt für die Unterdrückten “einträten. Die Unfähigkeit des Generalstabs sei erwiesen. Das ge- heime fricgsgerihtlihe Verfahren widersprehe der Freis hät. Die Versammlung nahm schließlich einstimmig eine E: an, in welcher ausgeführt wird : das Proletariat müsse sich bestreben, die militärisGen Gnstitutionen Frankreichs mit den Grundsäßen der republikanishen Demokratie in Ein- klang zu bringen, und müsse volle Klarheit über die Vergehen des gegenwärtigen Militarismus verlangen. Nach Sdluß ber Versammlung kam es zu mehreren Kundgebungen vor den Nedaktionen einiger Blätter. Jm Verlauf derselben feuerte ein junger Mann einen Revolver ab, ohne jedoh jemand zu treffen; derselbe wurde verhaftet. Er ist ein Belgier, Namens van Benne, in Jxelles geboren und 19 Jahre alt. Außer dem Revolver trug van Benne ein frish geschliffenes Stilet bei sich. Der Verhaftete gab an, êr habe geschossen, um den Revolver zu versuchen; er sei BVBäergehilfe, aber gegenwärtig ohne Arbeit. Man glaubt, es mit einem Anarchisten zu thun zu haben. Die Untersuchung ist eingeleitet worden. Außerdem wurden drei Studenten ver- G weil sie aufrührerische und die Polizei beleidigende
ufe ausgestoßen hatten. /
In der Salle Wagram sollte gestern Nachmittag eine von de Pressensé einberufene Versammlunc zu Gunsten der Revision des Dreyfus: Prozesscs stattfinden. Aibireidle Polizei- beamte hielten aber sämmtliche Zugänge zum Saale beseßt; de Pressensé, welcher den Saal zu betreten versuchte, wurde gegen 1 Uhr verhaftet und zur Polizei gebraht. Vor dem Saale hatte sih eine ziemlich zahlreihe Menge angesammelt, aus deren Mitte vereinzelt Nufe: „Es lebe Zola! Es lebe die Revision“ ertönten. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen. Unter den Verhafteten befanden sich auch der Direktor des Blattes „L’Aurore“, Vaughan, sowie der Nedakteur des „Lemps“, Morhardt, welche festgenommen wurden, als sie den Saal betreten wollten. — Zwischen den Polizeibeamten und einer Anzahl Personen, welche die Absperrung der Polizei zu durch- brechen versuchten, kam es zu einem Handgemenge. Mehrere Perjonen wurden auch hierbei verhaftet, darunter der Deputirte Paulin Méry. Wiederholte Rufe: „Revision! Nieder mit den Juden!“ wurden laut. Jn diesem Augenbli er- schien Déroulède an der Spigze zahlreiher Freunde, welche, da sie das Gitter vor dem Saale geschlossen sahen, unter Hochrufen auf die Armee nah der „Place des ternes“ zogen. De Pressensé, Vaughan, Morhardt und Paulin Méry wurden um 3 Uhr Nachmittags wieder aus der Haft entlassen. Vor der Salle Wagram waren noch zahlreihe Theilnehmer an der Kundgebung versammelt, die indessen ebenfalls von der Polizei zerstreut wurden. Gegen 4 Uhr Nachmittags versuchte eine Anzahl Manifestanten, die von den Zugängen zu der Salle Wagram vertrieben worden waren, nach dem Opernplay vor dem „Cercle militaire“ zu gelangen, wurde aber von der Polizei zerstreut. Jm Ganzen wurden gestern 35 Verhaftungen vor- genommen, von denen 6 aufrechterhalten wurden.
Baughan, de Pressen{s und Morhardt veröffernt- lichen heute in der „Aurore“ einen Protest gegen das Verbot der Versammlung und gegen das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Saales, welches eine Verleßung der Grund- säße der Revolution sei.
Der Vize-Gouverneur von Ubangi Liotard, welcher seinerzeit durch Verträge mit den Häuptlingen der Ein- geborenen und durch die Beseßung von Tambura am Such- Fluß (Nebenfluß des Bahr-el-Ghasal) der Expedition Marchand's die Wege geebnet hat, traf am Sonnabend in Pauillac ein. Bei seinem Empfange hielt de Brazza eine Rede, in welcher er nah Begrüßungsworten an Liotard sich über das Unter - nehmen Marchand's, wie folgt, aussprach: :
«Diese Expedition hat jeyt ein Werk gekcönt, das elf Jahre hindur betrieben worden ist. Dank derselben kann Frankreich von der Regelung einer Frage von internationalem Juteresse in einem Theile Afrikas, den Frankreih seinerzeit für die zivilisierten Na- tionen ershlofsen hat, niht ausgeschlossen werden, und die französishe Congokolonie wird nunmehr, nachdem ihre Interessen nach dem Osten hin, im Nilbecken, gewahrt sind, wie sie es nach Norden und Westen, nach dem Tschadsee und dem Kamerungebiet sind, alle ihre Hilfsquellea auf ihre wirthshaftlihe Entwickelung verwenden können. In dieser Hinsicht werde ein Vergleih der in Betracht kommenden Umstände durchaus zu Gunsten der Verhältnisse des Unabhängigen Congoftaats ausfallen. Die Genugthuung über den zivilisatorischen Erfolg Belgiens und die Freude über die Wiederherstellung des Verkehrs dur das Nilthal gebe auch Leranlassung, der Männer rühmend zu gedenken, die im Namen Frankreichs der Zivilisation dienten. Durch fie erlangten wir ein unbestreitbares Anreht auf eine Durchgangsftraße von ebenso deutlihem allgemeinem Interesse wie die Kongo:Noute, deren Neutralität und Verkehrêordnung durch Dazwischen- treten der Mächte geregelt wurde. Die Anschauung, welche die Mächte auf der Berliner und der Brüsseler Konferenz in dem Gedanken der Versöhnung, \chiedsrihterlihen Schlihtung und der Hebung der Eingebvrenen ems hat, führte zu einer Akte, welche die Grundsäße eines neuen Rechts aufstellte. Frankreich, das sich damals vor dem neuen Stand der Dinge beugte, kann nunmehr an dieses neue Recht appellieren, welhes si auf die Freiheit des Handels und die Unbeschränktheit der Flußschiffahrt auf den großen Verkehrsadern
des afrifanishen Festlandes gründet, um einen freien Zugang durh das Nilthal zu verlangen, der zur Erfüllung der Aufgaben nöthig ift, welche durch die Berliner Kongoakte Frankreth in den seinem Einfluß unterstehenden Gebieten übertragen worden sind" /
Liotard erwiderte mit Dankesworten in seinem und seiner Begleiter Namen und {loß sich dem Marchand und seinen Begleitern gespendeten Lobe an. Die Anwesenden be- gaben sih alsdann nach Bordeaux. i / /
Der französishe Kreuzer „Dubourdieu“ ist, wie aus Cayenne gemeldet wird, am 1. d. M. bei den Jsles du Salut vor Anker gegangen. 4
Frau Carnot, die Wittwe des ermordeten Präsidenten der Republik, ist am Freitag Abend im Schlosse Prestes
gestorben. Rußland.
Der St. Petersburger „Herold“ meldet aus Livadia: Die Prinzessin Heinrich von Preußen wurde bei Jhrer Ankunft auf der Station Ai Denil von dem Kaiser und der Kaiserin von Nußland begrüßt. Nach cinem gemein- sam eingenommenen Dejeuner begaben sich die Mazestäten mit Jhrer Königlichen Hoheit nach Livadia.
Die russishe Regierung bat, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, die Errichtung einer katholischen Kapelle in Tashkent gestattet, unter der Bedingung, baß die Priester derselben die polnishe Sprache bei der Ausübung der Seelsorge gegenüber katholischen Untermilitärs nicht an- wenden. Alle Gebete sollen ausschließlich in lateinischer Sprache abgehalten und bei allen Ansprachen an die Gemeinde sowie bei allen Unterweisungen und Predigten soll aus\chließ- lich die russishe Sprache gebraucht werden. /
Nach dem vorläufigen Kassenausweis betrugen in dem ersten halben Jahr 1898 die ordentlihen Reichs-Ein- nahmen 697,7 Millionen gegen 612 Millionen Rubel im Vorjahre, die außerordentlichen 433 Millionen gegen 347 Millionen Rubel; die ordentlihen Reihs-Aus- gaben 636,9 Millionen gegen 605,8 Millionen Rubel im Vorjahre, die außerordentlichen 50,77 Millionen gegen 39,8 Millionen Rubel.
Jtalien.
Wie die „Agenzia Stefani“/ meldet, hat die italienische Regierung an alle Staaten Europas eine Note ge- richtet, in welcher sie dieselben zu einer Konferenz zur Berathung von Maßnahmen gegen die Anarchisten einladet. Der Ort, wo die Konferenz stattfinden soll, ist in der Note nicht bezeichnet.
Spanien.
Auf einer am Sonnabend in Barcelona abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Jndustrie wurde, dem „W. D. B.“ zufôlge, beschlossen, dié Aufhebung der Kriegssteuer zu fordern und mit allen geseßlichen Mitteln sih der Zahlung dieser L UEN agi zu widerseßen. Ein Theilnehmer {lug vor, alle Läden und Fabriken zu schließen.
Türkei.
Der Khedive Abbas Pascha ist, wie „W. T. B.“ be- richtet, vorgestern zu längerem Aufenthalt in Kon1sta ntinopel eingetroffen und hat sih nach dem Yildiz-Palais begeben.
Die Botschafter Großbritanniens, Frankreichs und Jtaliens haben, dem Wiener „Telegr. - Korresp.- Bureau“ zufolge, die Zustimmung ihrer Regierungen zu dem Jnhalt und der Ueberreihung der Note an die Pforte bereits erhalten, während dem russishen Bot- schafter die Zustimmung seiner Regierung noch nicht zu- gegangen ist. Die Note enthält einen Rückblick auf die Ereignisse in Kreta und besagt, die Einführung der noth- wendigen neuen Verwaltung in Kreta sei ohne Zurückziehung der türfishen Truppen unmöglih. Die Mächte ersuchten daher den Sultan, dies zu veranlassen, indem sie ihm die Wahrung seines Souveränitätsrechts versprächen und sich für die Sicherheit der Mohamedaner auf Kreta verbürgten. Sollte indeß der Sultan den Befehl zur Zurücziehung der Truppen nicht geben, so bleibe den Mächten nichts anderes übrig, als entschiedene Maßregeln zu ergreifen. Jn diesem Falle könne aber die Souveränität des Sultans nicht berücksichtigt werden und müsse die Verwaltung Kretas in einem seiner überwiegend christlihen Bevölkerung entsprehenden Sinne durchgeführt werden. :
Die Kirche in Kumanova ist, wie das Wiener „Telegr.- Korresp.-Bureau“ erfährt, jeßt den Bulgaren übergeben worden. Aus diesem Anlaß wurde in derselben ein Dankes-Gottesdienst für den Sultan abgehalten; zahlreiche macedonische Gemeinden gaben ihrem Dank in Telegrammen an den Sultan Ausdruck. Den Serben wurde eine kleine Kirche zugewiesen; der serbishe Gesandie in Konstantinopel Novakomwitsch bereitet in der Kirchenangelegenheit einen Protest an die Pforte vor. i
Im Distrikt Melaske-d (Vilajet Wan) hat ein Zu- sammenstoß zwishen ciner angeblich von Kaukasien ge- kfommenen armenishen Bande und türkishen Truppen stattgefunden, wobei die Armenier einen Verlust von 49 Todten und 3 Verwundeten hatten. /
Aus Kanea wird gemeldet, daß die Admirale den Gouverneur aufgefordert hätten, die Waffen, welche zu Be- ginn des Jahres 1897 von den Behörden unter die Bevölkerung vertheilt worden seien, wieder zurückzunehmen. Die Admirale hätten ferner beschlossen, die Unruhestifter von Kandia kciegs- rechtlih abzuurtheilen und die Urtheile vollstrecken zu lassen. Sicben Unruhestifter seien neuerdings den Engländern aus- geliefert worden. — Der Gouverneur eiwiderte auf die obige Aufforderung, daß diese Waffen bereits im Jahre 1897 wieder eingeliefert worden seien. A
Die Mitglieder des internationalen Militär- Ge LANIE find am Sonnabend Abend von Kanea nach
andia abgereist, um daselbst die strafgerichtlihe Untersuhung wegen der gegen fkretische und fremdländishe Zivilpersonen be- gangenen Gemwaltthätigkeiten einzuleiten. Diejenigen P welchen speziell Angriffe gegen Engländer zur Last fallen, ver- bleiben unter der Gerichtsbarkeit des britishen Tribunals.
Jn Kandia sind weitere 1200 britishe Matrosen an Land geseßt worden, i
Der Oberst Cher mside hat die im leßten Jahre gebildete internationale Gendarmerie entlassen.
Dänemark.
Aus Kopenhagen berichtet „W. T. B.“: es verlauts daselbst, daß die Beiseßung der Königin, dem Wunsche der
werde von Gjentofte mit der Bahn nah Roeskilde überführt werden, ohne Kopenhagen zu berühren. Der König von Schweden und Norwegen werde zur Beiseßung eintreffen.
Amerika.
Die Silber-Demokraten im Staate New York haben, wie der „Times“ gemeldet wird, Henry George den Jüngeren als Kandidaten für den Gouverneurpofsten aufgestellt. Jn dieser Woche sollen 50 000 Mann Truppen von Ja ck- sonville (Florida) nah Manzanillo auf Cuba abgehen, am 20. Oftober sollen weitere dorthin folgen.
Das Marine-Departement macht gegenwärtig Ab- \{hiüsse für den Bau von vier neuen einthürmigen Küsten- \chuß-Monitors von je 2700 t Größe.
Wie „W. T. B.“ aus Valparaiso berichtet, hatten der chilenishe Minister des Auswärtigen und der argen- tinishe Gesandte gestern eine Unterredung mit dem Prä- sidenten Errazuriz in dessen Wohnung behufs Regelung der Atacama-Frage, welche einem Schiedsspruhhe nicht unter- breitet ist. Der Minister machte vier Vorschläge, welche in- dessen sämmilih von dem argentinischen Gesandten abgelehnt wurden. Derselbe weigerte sh, seinerseits andere Vorschläge zu machen.
Asien.
Wie das „Neuter’she Bureau“ erfährt, hat das britische Auswärtige Amt ein Telegramm des Gesandten in Peking Sir Claude Mac Donald erhalten, in welchem dieser meldet, daß cin Mitglied der Gesandtschaft, Mortimore, als er mit seiner Gemahlin nah Hause zurückkehrte, von Chinesen angegriffen, beleidigt und mit Steinen beworfen worden sei. Jm weiteren Verlauf des Tages seien amerikanische Missionare und der chinesische Sekretär der ameri- kanishen Gesandtschaft in ähnliher Weise angegriffen worden, wobei der leßtere einen Rippenbruch erlitten habe. Jn Peking herrsche eine gefährlihe Stimmung. Der Gesandte meldet weiter, er habe wegen dieser Beschimpfungen schr energische Vorstellungen bei der chinesishen Negierung erhoben.
Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Peking, daß bei dem Mondfeste am Sonnabend der Pöbel mehrere Europäer mit Straßenshmuß beworfen habe. Die russishe Gesandtschaft habe eine Abtheilung Kosaken aus Port Arthur und die britishe Gesandtshaft 25 Marinesoldaten aus Weihaiwei requiriert.
Der „Times“ wird aus Shanghai gemeldet, daß Huai-Ta-Pu, der vor kurzem von dem Kaiser seines Amtes entseßt worden und der der hauptsächlihste An- hänger Yung-Lu's sei, zum Präsidenten des Zensoren- gerichts und zum Mitglied des Großen Raths ernannt worden sei. j
Nach einer Depesche des „Daily Telegraph“ wäre in Shanghai ein Telegramm aus cinesisher Quelle einge- laufen, nah welhem der Rebellen-Häuptling Yu-Man- Tze die Stadt Tshung-King genommen habe.
Einer in Madrid eingetroffenen amtlichen Depesche von den Visayas-Fnseln zufolge scien die Tagalen in der Pro- vinz Antigua (Jnsel Panay) gelandet, jedoch von den Spaniern völlig geshlagen worden. Die Tagalen hätten 94 Todte gehabt, 13 seien gefangen genommen worden.
Afrika.
Das „Neuter’she Bureau“ meldet aus Kairo, der Rest der Streitkräfte der Derwische . in der Provinz Kedaref habe vor vier Tagen unter der Führung Achmed Fadil's den Versuch gemacht, Kedaref wiederzunehmen, sei aber mit beträchtlihen Verlusten zurückgeshlagen worden; die Verluste der Egypter seien gering gewesen. Um die Provinz Kedaref von den Derwischen zu säubern, solle von Omdurman aus cine Streitmacht entsandt werden. — Die Northumberland- Füsiliere und andere Truppenabtheilungen follen heute von Kairo nah Kreta abgehen. Alle Truppenabtheilungen, welche aus Egypten dorthin gesandt werden, führen Maschinengeschüße mit sich.
A Londoner „Daily Telegraph“ wird berichtet, daß das Eintreffen des Generals Sir H. Kitchener in Faschoda Marchand sehr zu statten gekommen sei. Die Eingeborenen hätten damals gegen Marchand eine sehr drohende Haltung eingenommen; auch sei täglih eine Anzahl von arden Leuten gestorben oder geflohen.
Wie die „Standard and Diggers News“ aus Pretoria melden, wären sie von dem Präsidenten Krüger ermächtigt worden, zu erklären : derselbe werde seinen Einfluß beim Ersten Volksraad dahin geltend machen, daß das Goldgewinnungs- geseß in der Weise abgeändert werde, daß in Fällen, in denen nahweislih der Betrieb der Minen absichtlich und aus weitergehenden Motiven eingestellt werde, Geldstrafen an Stelle der bisherigen Konfiskation treten sollten.
Nr. 40 des „Centralblatts der Bauverwaltung“, ber- ausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 1. Ok- tober, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienfinachrichten. — Nicht- amtlihes: Der neue Monumentalbrunnen in Stettin. — Neue Funde auf dem Heidelberger Schlosse. — Der Jahresberiht über die Thätigkeit des Stadtbauamtes München für 1896. — Dec alte Burgmannenhof in Wernigerode a. H. — Vermischtes : Preisbewerbung um Entwürfe für den Umbau des Rathhauses in Emmerich. — Wettbewerb um Pläne für den Neubau eines NRealschulgebäudes nebst Turnhalle in Baußen. — Wettbewerb um Entwürfe für die künst- lerishe Gestaltung des Platzes „2“ im Weichbilde der Stadt Schöne- berg. — Spremberger Stadtbahn. — Schwebebahn tm Wupper- thale. — Verwendung von gefärbtem Mörtel zu Puzarbeiten.
Statistik nud Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Töpfer Dresdens beshlofsen, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, in einer am 29. September abgehaltenen öfentlihen Versammlung den jegt bestehenden Tarif für Neujahr 1899 zu kündigen, und wählten zur Führung der Unterhandlungen mit den Arbeitgebern über die Auf- besserung der Lohnverhältnisse eine mehrgltedrige Kommission.
Bauwesen.
In der Cel e mar uta für den Umbau des Rath- hauses in Emmerich if, wie das „Centralbl. d. Bauverw."
e Verblichenen gemäß, ohne größere Trauerfeierlichkeiten n der Kathedrale von Roeskilde erfolgen werde. Die Leiche
meldet, der erfte Preis einstimmig dem Architekten Karl ‘Müller in
Hannover igesproven worden. Den zweiten Preis erhielt itekt , Schlumpp in Berlin. Zum Ankauf empfohlen wurden die Ent- n E dia 11“, „Neues Leben“, „Bürgersinn“, „Grethe“ und „Arbeit“.
Für den Neubau eines Realshulgebäudes nebst Turn- halle in Baußgzen ist ein öffentliher Wettbewerb ausgeschrieben worden, Die Preise betragen 2000, 1000 und 500 M e find die Herren Geheimer Hofrath Giese in Dresden, Land-Baumeister Baumann und Stadt-Baudirektor Baumgärtel in Baußen, fowie drei Nichttehniker. Die Gntwürfe sind zum 31. Dezember d. J. bet dem Stadtrath in Baußen efnzureihen; die Unterlagen des Wett- bewerbs können bei derselben Stelle eingesehen oder für 2 M ent- nommeu werden.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause geht morgen Lorßting's komische Oper „Die beiden Shüßen* in folgender Beseßung* in Scene: Wilhelm Stark: Herr Bulß; Peter: Herr Lieban; Suschen : Fräulein Dietrih; Gustav: Herr Philipp; Schwarzbart: Herr Knüpfer; Caroline: Frau Herzog; Jungfer Lieblih: Frau Shumann- Heink; Barsch: Herr Thomas; Amtmann Wall: Herr Krasa; Busch Herr Stammer. Hierauf folgt das Ballet „Die Jahreszeiten“ von Taubert und Graeb, Musik von Hertel. Im Königlihen Schauspielhause findet morgen eine Aufführung von Shakespeare’s Drama „König Richard der Zweite“ mit 8 Matkowsky in der Titelrolle statt; außerdem wirken in den auptrollen die Herren Ludwig, Molenar und Fräulein Poppe mit. — „Auf der Sonnenseite“, ein neues Lustspiel von Oscar Blumen- thal und Guftav Kadelburg, geht am Sonnabend, den 8. Oktober, zum ersten Male, mit den Damen Schramm, Poppe, von Mayburg P a Herren Vollmer, Thomas und Christians in den Hauptrollen in Scene. Der Säkulartag der ersten Aufführung von Sgiller's „Walklen- stein“ in Weimar (12. Oktober 1798) wird im Schiller-Theater mit einer Aufführung von „Wallenstein's Lager" und „Die Piccolomini“ gefeiert werden. Die Vorstellung wird mit dem Schiller’shen Prolog eingeleitet, den, wie damals, der Darsteller des Max sprehen wird. — Das Blumenthal-Kadelburg'’s{he Lustspiel „Mauerblümchen“ wird morgen und am Mittwoch wiederholt.
Das Programm des 1. Philharmonischen Konzerts, am 10, Oktober unter Kapellmeister N iki \ch?s Leitung, enthält Wagner?s „Kaisermarsch“, die A-dur Symphonie von Beethoven und, als Neu- heit für diese Konzerte, die symphonishe Suite „Scheherazade“ von Riméky-Korsakoff. Frau Sembrich, die fch in diesem Konzert für die ganze Saison von Europa verabschiedet, roird Arien von Mozart und Verdi singen. y
Bei dem nächsten Orgelyvortrage des Herrn Musikdirektors Dienel in der Marien - Kirhe, am Mittwoch, den 5. Oktober, Mittags 12 Uhr, werden Fräulein Gertrud Mauksch und Fräulein Lotte Dienel ein Duett von Rossini und im Verein mit Herrn Alexander Curth ein Terzett von Dienel singen. An der Orgel wirkt außer Herrn Dienel noch Herr Hzuer mit. Eine Arie von Dienel e Ee Licht“ gelangt zum erstmaligen Vortrage. Der Eintritt ift frei.
Mannigfaltiges.
Anläßlih der Eröffnung der Aus stellung vom Rothen Kreuz fand am Sonnabend Nachmittag im großen Saale des „Kaiserhofs* ein Diner ftatt, zu welem seitens des Ehren-Vor- sißenden, Kaiserlihen Kommissars und Militär-Inspekteurs der freiwilligen Krankenpflege Grafen zu Solms2-Baruth (Fin- ladungen an die Mitglieder des Ausftellungs-Comitss und folche Perfonen ergangen waren, die fich um das Zustandekommen der Aus- \tellung verdient gemacht haben. — Zu Ehren des ebenfalls am Sonnabend eröffneten Berbandstages der freiwilligen deut- \chenSanitäts-KolonnenvomRothen Kreuz war am Abend im Neuen Köntglichen Opern-Theater eine Fest-Vorstelung veranstaltet, die durch einen von Otto Franz Gensichen gedihteten, von Fräulein Poppe gesprochenen Prolog eingeleitet wurde. Die Liebe und Barm- berzigkeit, die sich den Schreken des Todes auf dem S{lachtfelde entgegenftellt, bildete den Inhalt der s{chwungvoüen Verse. Mit einer Huldigung für Ihre Majestät die Kaiserin, Allerhöchst- welhe Sich diefe Liebe zu beleben und zu beshirmen angelegen sein lasse in der Förderung der Thätigkeit des Rothen Kreuzes, klangen die leßten Strophen aus. Nachdem der begeisterte Beifall, der ihnen folgte, verhallt war, hob sich der Vorhang, und es zeigte sh auf der Bühne ein von Professor Fehner erfundenes, vom Ober-Negisseur Grube gestelltes lebendes Bild, das eine allegorishe LWer- hberrlihung der Samariterthätigkeit darstellte und auf die Besucher eine tief ergreifende Wirkung ausübte, Mit einer wohl- gelungenen Aufführung des bekannten Lustspiels „Wie die Alten fungen“ von Karl Niemann, in welher namentli Frau Schramm als Hökerin Hanne und err Molenar als Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, wie immer, stürmische Heiterkeit erregten, {loß die Vorstellung. Die Neue Berliner Symphonie- Kayvelle unter Dicektion des Kapell meisters Karl Zimmer hatte dieselbe mit der Ouvertüre zu Weber's „Euryanthe“ würdig eingeleitet und führte auch die übrigen ernsten und heiteren Musikstücke in den Bwischenpausen beifällig aus. g i
Gestern Mittag fand auf dem Gelände der Eisenbahn-Brigade, öftlih vom Priesterwege, eine große Uebung der freiwilligen Sanitäts-Kolonne „Berlin“ unter Betheiligung eines bayerischen Mobiltransportzuges und je einer Abtheilung der Genossenschaft frei- williger Krankenpfleger von Berlin, Hamburg und Cassel statt. Derselben wohnten der Militär-Juspekteur der freiwilligen Krankenpflege Graf zu Solms-Baruth, der E General- Lieutenant von Goßler, der Minister des Innern Freiherr von der Necke, der General-Stabsarzt der Armee Dr. von Coler, der General- Arzt der Marine Dr. Gutschow, der Vorfitzende des Zentral-Comités der deutshen Vereine vom Rothen Kreuz, Kammerherr von dem Knese- beck, der Ober-Stabsarzt im Kriegs-Ministerium Dr. Schjerning, die Generale von Safse, von Strubberg und Knappe, der Kommandeur des Garde-Korps von Bock und Polach, der General-Arzt, Professor von Bergmann, der bayerishe Militär-Bevollmächtigte Freiherr von Reichlin- Meldegg, der shwedische Sanitäts-Major Dr. Martin, der Polizei- Präsidert von Windheim und zabhlreiße Militär- und andere Aerzte bei. Die Oberleitung der Uebung hatte Stabsarzt Dr. Zelle übernommen, die Ausführung überwachte Dr. Adler; die Mannschaften der Kolonnen standen unter dem Kommando des Führers Wolter: Berlin. Die Idee, die der Uebung zu Grunde lag, war fol- gende: In der Nähe von Südende haben am 20. September und am 2, Oktober Schlachten stattgefunden. Die Verwundeten der zweiten Schlacht sollen in das uach der ersten Schlacht belegte d atarels gebraht werden und dessen transportfähige Insassen dur die freiwillige Sanitäts-Kolonne „Berlin“ mit Unterstützung verschiedener verwandter Vereine sowie des Zweigvereins des Vater- ländischen Frauenvereins in das näwstbelegene Vereinslazareth bei Berlin Fee werden, Hierzu wird zunächft ein Feldbahnzug und dann ein Vollbahnzug benußt. In cen E \{chaft der mobile Transport- zug der freiwilligen Sanitäts-Kolonne München die Shwerverwundeten in das zum theil geräumte Feter und die leihter Verwundeten in den bereitstehenden Feldbahnzug. Die 60 Soldaten der Eisenbahn - Brigade, welhe die Verwundeten markierten, hatten kleine Papptafeln erhalten, auf denen die erlittene Verwun- dung angegeben war, und wurden von den Mitgliedern der Kolonne mit der Sorgfalt verbunden, die der erste Verband erfordert. Auf inzwishen für den Transport hergerihteten Leiter- wagen ging es alsdann nah dem Feldbahnzuge. Vor dem Umladen în den Vollbahnzug wurden die Kranken von Damen des Vaterländischen Frau. die unter Leitung
der Gräfin Itenpliy eine Verpflegungsstation eingerichtet hatten, durch Speise und Trank erquidckt. Von den fünf Vollbahn-
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