1898 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Oct 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Dio E E D i G N

ied8bewilligungen. Jagdhaus Rominten, 2. Ok- rer. Neumann, Seskadett, behufs Uebertritts zur Armee aus dem Marinedienst entlassen. S ___ Im Sanitäts-Korps. Jagdbhaus Rominteén.. 2. Ok- tober. Dr. Reich, Marine- Stabsarzt à la suite des Marine- Sanitäts-Offizierkorps, vom 1. Oktober 1898 in das Marine: Sanitäts-Offizierkorps wiedereinrangiert.

Nichtamilicßes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 8. Oktober.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen im Marmor-Palais heute Vormittag von 9 Uhr an die Vorträge des Chefs des Generalstabs der Armee, Generals Grafen von Schlieffen sowie des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke und des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin haben der Oberin an der Psychiatrishen und Nerven-Klinik der Universität zu Halle a. S., Fräulein Bertha Rosenthal, die silberne Frauen-Verdienstbroshe am weißen Bande Aller- gnädigst zu verleihen geruht.

Jn der am 6. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- Ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posadowsky - Wehner abgehaltenen ersten Nano des Bundesraths nach seiner Vertagung hielt der Vor- sizende zunächst eine Ansprache, in welcher der geschicht- lichen Bedeutung des heimgegangenen ersten Kanzlers des Deutschen Reichs, Fürsten von Bismarck, Herzogs von Lauen- burg, für die öffentlih rehtlihe Stellung und geseßgeberische Thâtigkeit des Bundesraths in dankbarer Erinnerung ge- dahi wurde. Nach dem Eintritt in die Tagesordnung wurde von der Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen Mit- theilung gemacht, während die Bildung der übrigen Ausschüsse durch Zurufswahl vollzogen wurde. Den zuständigen Aus- shüssen wurden überwiesen: der Antrag Badens, betreffend die Abänderung der Ausführungsvorschriften zu dem Geseße über die Besteuerung des Tabacks vom 6. Juli 1879, die Vor- lage, beireffend die Abänderung der Ausführungsvorschriften u dem Geseg vom 10. Mai 1892 über die Unter- fügung von Familien der zu Friedensübungen eingezo- enen Mannschaften, und der Entwurf einer neuen

ilitär - Transportordnung nebst zugehöriger Einführungs- verordnung und eines neuen Militärtarifs für Eisenbahnen. Von der Uebersicht der Ergebnisse des Heeres - Ergänzungs- geschäfts für das Jahr 1897 wurde Kenntniß genommen. Dem Ausschußantrage, betreffend die Anwendbarkeit des S2 Abs. 2 des Reichs-Stempelgesezes, wurde die s ertheilt. Außerdem wurde über Eingaben Beschlu gefaßt.

Heute beriethen die vercinigten Aus\{chüsse des Bundes- raths für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen.

__ Der Kaiserliche Botschafter in Paris Graf zu Münster ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Paris zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder über- nommen.

Der Kaiserlihe Botschafter in St. Petersburg, Wirkliche Geheime Rath Fürst von Radolin hat einen ihm Aller- höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während dex Abwesen- heit desselben fungiert der Erste Sekretär der Botschaft, Legations-Rath von Tschirshky und Bögendorff als Geschäftsträger.

Der Kaiserliche Botschafter in Rom, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Saurma-Jeltsch is von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Rom zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der hiesige Königlich bayerishe Gesandte Graf von Lerchenfeld-Köfering ist vom Urlaub nah Berlin zurück- gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über- nommen.

Der hiesige Herzoglich braunschweigische Gesandte Freiherr von Cramm-Burgdorf is vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder Übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische E Finanz-Rath Dr. Schaffrath ist in Berli e gekommen.

otsdam, 8. Oktober. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden traf heute Vormittag um 10 Uhr hier ein und wurde am Bahnhof von Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin empfangen.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus wählte gestern den Ausschuß zur Vorberat ung der Vorlagen, be- treffend den Ausgleich mit Ungarn; auf ntrag des Abg. Pergelt wurde beschlossen, daß die Sitzungen des Ausschusses öffentliche sein sollen. Das Haus seßte Pod die Berathung über das Gesch betreffend die Erhöhung der Staatsdiener-Gehälter, ort, welche noh nit beendet wurde. Schließlich beschäftigte ih das Haus mit den den Nothstand betreffenden dringlichen

nträgen. Die nächste Sizung wurde wegen der in Budapest statifindenden Verhandlungen der Quoten: Deputationen auf nächsten Donnerstag festgese. der gestrigen Sißung des Wiener Gemeinderaths kam es anläßlih der Berathung des Vorortvertrags mit der englischen Gasgesellshaft, wobei Bürgermeister Dr. Lueger Bericht erstattete, zu tumultuarischen Scenen, an denen die Galerie sih in lärmender Weise betheiligte. Die Abstimmung

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vollzog fi gleichfalls unter betäubendem Lärm und D die nnahme * des Uebereinkommens mit der Gasgese e Die Lärmscenen seßten sich auf der Straße fort. Eine kleine Gruppe von Gemeinderäthen wurde, als sie das Rath- E verließen, von einer Rotte halbwüchsiger Burschen ver- olgt und beschimpft. Die Fortschrittspartei hielt nah der Sizung eine Besprechung ab und beschloß einstimmig, einen Protest gegen die Rechtsgültigkeit des in der Sizung ge- faßten Beschlusses einzureihen. Noch im Laufe der Nacht iri E Protest an das Präsidium des Gemeinderathes ab- gesandt.

Das ungarische Unterhaus hielt gestern eine kurze Sigung ab, in welcher einige Jnterpellationen beantwortet wurden. Der Vize - Präsident Berceviczy legte sein Amt nieder; die Neuwabl findet heute statt.

Der Fin anzaus\{chuß des Unterhauses nahm gestern alle Valuta- und Bankvorlagen, über welhe am Tage zuvor verhandelt worden war, auch in der Einzelberathung unverändert an. Nur die Vorlage, betreffend die obligatorishe Berehnung in Kronenwährung, wurde bis nah der Verhandlung im Zustizausshusse in der Schwebe belassen.

Frankreich.

Die spanish-amerikanische Friedenskommissi on

begann, wie „W. T. B.“ berichtet, in der gestern Nachmittag abgehaltenen Sißung die Berathung des Griedensprotofkolls, welches am Montag zur Verlesung gekommen war. Jn den voraufgegangenen Sißungen war die für die Arbeiten der Konferenz aufgestellte Gesbäftaorbnung ohne Abänderung an- genommen worden. __ Déroulède hat an den Minister-Präsidenten Brisson ein Schreiben gerichtet, in welchem er dagegen Einspruch erhebt, daß man die Patrioten-Liga als eine geheime Gesellschaft bezeihne. Um Ju beweisen, daß die Liga nicht geheim sei, werde er die Mitglieder derselben versammeln, um VBesprehungen über die Republik, die Fahne und das Vaterland zu halten und gegen den Schimpf, welcher täglich der Armee und dem Präsidenten der Republik angethan werde, zu protestieren. Jn einer gestern Abend abgehaltenen, nit öffentlihen Versammlung verlas Déroulècke fein Schreiben an den Minister-Präsidenten und legte das Programm der Liga dar. Andere Redner traten für das Festhalten an der republikanischen Staatsform ein und gaben ihrer Verachtung für die gegenwärtigen parlamentarischen Ver- hältnisse Ausdru.

Jtalien.

Wie die „Tribuna“ meldet, soll die Konferenz zur Berathung von Maßnahmen gegen die Anarchisten in Rom stattfinden.

Die Regierung wird ein weiteres Bataillon Infanterie

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sowie zwei Schiffe nah Kreta entsenden.

Spanien.

Eine gestern in Madrid abgehaltene, zahlreih besuchte Versammlung von Kaufleuten beschloß, dem „W. T. B.“ zu- folge, die Regierung um Herabseßung des Ausgabe- vudgets sowie um verschiedene finanzielle Reformen zu ersuhen. Namenilic wünscht dieselbe, daß die Renten- steuer der Grundsteuer mindestens gleichgestellt werde, daß die

ahlung der Zinsen der Staatsschuld in Pesetas auch für die Gläubiger im Auslande gelte, und daß der Notenumlauf der Bank von Spanien eingeschränkt werde.

Velgien.

Der Minister des Auswärtigen hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern die Einladung der italienishen Re- gierung erhalten, an der internationalen Konferenz zur Abwehr der Anarchisten theilzunehmen.

Türkei.

Aus Kanea meldet das „Reuter"sche Bureau“, daß der Gouverneur von Kreta den mohamedanishen Notabeln bekannt gemacht habe, der Sultan werde der Forderung der Mächte hinsihtlih der Zurückziehung der türkischen Truppen nachgeben.

Rumänien.

Der König und der Erbprinz von Sachsen- Meiningen begaben sih, wie „W. T. B.“ meldet, gestern früh von Sinaia nah Roman, um dem Manöver des TV. Armee-Korps beizuwohnen. Sämmtliche fremden Militär- Attachés waren zugegen.

Dänemark,

Der Finanz-Minister Hörring legte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern im Folkething das Budget für 1899/1900 vor. Dasselbe veranschlagt die Einnahmen auf 68/2 und die Ausgaben auf 68 Millionen. Das Budget weist ein bedeutendes Steigen der Zolleinnahmen auf. Das Extraordinarium beträgt 10 Millionen, welhe zum weiteren Ausbau der Verkchrsmittel bestimmt sind.

Amerika.

Der Präsident Mc Kinley hat, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, die sofoctige Entsendung ausreichender Verstärkungen nah Minnesota verfügt. Dem Londoner „Daily Telegraph“ wird aus New York vom gestrigen Tage gemeldet: man sei des Jndianer-Aufstandes in Minnesota durch die dort eingetroffenen Truppenverstärkungen vollständig Herr geworden.

Afien.

Der „Times“ wird aus Peking vom gestrigen Tage berichtet, die Kaiserin-Wittwe habe am 6. d. M. den Gous- verneur von Hunan Tschen-pao-tschen abgeseßt. Ts\chao- tsu-tshao, der frühere Gouverneur von Kiangsu, sei als Nachfolger Tschang-yin-huan's zum Direktor der Eisenbahn- und Minen-Verwaltung ernannt worden.

Nach einer Meldung des „NReuter’schen Bureaus“ sind gestern 30 Kosaken und 36 russische Seesoldaten mit 2 Feld- geschüßen, 25 britishe Seesoldaten sowie 30 Mann der deutschen Marine-Jnfanterie in A eingerüdckt, Große Men cchenmassen hatten sich angesammelt, es ereignete si 1edoch kein Zwischenfall.

lus okohama meldet dasselbe Bureau, daß die japanische Regierung zum Schuße ihrer Staatsangehörigen Ae Uner in die chinesischen Gewässer entsenden Der japanische ustiz-Minister Ohigashi Gitetsu bleibt im Amte, nahdem ein hauptsähliher Gegner, der General- Anwalt Yokota Kuniomi, entlassen worden ist.

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Dem „New ork exald“ wird aus Manila emel daß Artachio, ein früherer Gefährte Aguinaldo's, auf Befesf der Jnsurgentenregierung in Malolos erschossen worden feft die Spaltung in der Partei nehme \{hnell zu. E

Afrika.

Wie dem „Daily Telegraph“ aus Kairo gemeldet wird, soll die Zentrale der egyptishen Heeresleitung baldigst von Kairo nah Khartum verlegt werden; der Sirdar solle so in den Stand geseßzt werden, den für die Verwaltung des Sudans nothwendigen Einfluß besser aus- übén zu können. '

Parlamentarische Nachrichten.

, Der Ober - Bürgermeister von Bromberg Bräsicke, Mits glied des Herrenhauses, ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Bad Nauheim gestorben.

Nr. 41 des „Centralblatts für das Deutsche Reich “, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 7. Oktober, hat fol genden Inhalt : 1) Konsulat - Wesen: Ernennungen. E equatur- Ertheilungen. 2) Marine und Schiffahrt: Bekanntma ung, bes treffend die Errichtung eines Seemannusgamts in Kiautshou. 3) Polizei-Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Neich8gebiet.

Nr. 34 des „Cisenbahn-Verordnungsblatts*, heraus- ge eben im Minifterium der öffentlichen Arbeiten, vom 6. Oktober, hat olgenden Inhalt : U des Ministers der öffentlichen Arbeiten : vom 1, Oktober 1898, betr. Ausführung von Vorarbeiten für Eisenbahnen : vom 3. Oktober 1898, betr. Ladefristen für Güter, die von dem Publikum zu verladen und zu entladen find. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft.

Handwerker -Darlehnskassen.

Die Genossenschaftsbildung macht auch in Handwerkerkceisen stetige Fortschritte; so siud jeßt der Verbandskafse der Innungs-Spar- und Darlehns-Genofsenschaften zu Berlin (Ge]chäftsstelle: Neue Friedrih- straße 35), wie dieselbe mittheilt, 14 Genossenschaften mit 779 Mits gliedern angeschlossen, welhe sid auf Berlin, Nirdorf, Schöneberg, Charlottenburg, Beeskow und Sommerfeld vertheilen. Diese haben {hon insgesammt 833 Geschäftsantheile zu 300 #4 erworben und darauf bis jeßt 86 633 e eingezahlt. Das Betriebskapital, welches si durch Einzahlungen 2c. in jedem Monat um etwa 20 000 4A erhöht, beträgt zur Zeit 216 500 M

_ Aufgabe der Vecbantskasse ist cs, den Geldverkehr zu vermitteln zwischen der Ss Central - Genofsenshaftskasse und den be- stehenden Handwerker-Genofsenschaften, sowie die Bildung von neuen Darlehnskassen in der Provinz Brandenburg zu fördern. Zu diesem Zweck ift der Verbandskasse au in diesem Jahre von dem Minifterium für Handel und Gewerbe ein Fonds zur Verfügung gestellt worden, fodaß Handwerkern, wel{he in einem Orte eine Darlehnskafse gründen wollen, Kofien dadur nicht entstehen. Die Genossenschaften gewähren perfönlie Darlehen ohne Stellung eines Bürgen und diskontieren Wechsel. Das Anwachsen des Unternehmens wird am besten dadur gekennzeihnet, daß der Umsay sich in diesem zweiten Geschäftsjahre um das Fünffache vermehrt hat.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber die Ausstandsbewegung in Paris (vgl, Nr. 235 ff. d. Bl.) find dem „W. T. B.* folgende weitere Mittbeilungen zugegangen: Mehrere Gewerkschaften, namentlich die Dachde der, die Zink - und die Bleiarbeiter, die Steinschneider, die Tischler, die Zimmerleute, die Tapezierer und andere haben gestern den allgemeinen Ausstand beschlossen. Die ausständigen Erdarbeiter weisen die ihnen seitens der Arbeitgeber gemachten Zugeständ- nisse zurück. Schaaren von Ausständigen durchzogen gestern Bormittag verschiedene Stadtviertel, um diejenigen Arbeiter, welche auf einigen Werkpläßen weiterarbeiteten, von der Arbeit abzubringen. Die Folei ¿crstreute die Ausftändigen und nahm mebrere Ver- baffungen vor. Aus den Garnisonen der Nachbarorte wurden Truppenabtheilungen zur Verstärkung des Sicherheitsdien stes herangezogen. Nachmittags versuhte ein starker Haufe Augs ständiger ein Aufhören der Arbeiten auf einem Bau- plaß în der Nähe der Börse zu erzwingen. Die anwesende Polizet war zu schwach und rief eine Abtheilung Militär zu Hilfe, welche die Menge zum Auseinandergehen aufforderte. Daraufhin zerstreuten sih die Ausständigen. Dem Vernehmen nach wurden gestern mehr als 150 Verhaftungen vorgenommen. Bei den Bauten auf dem Champ de Mars und in den Champs Elysóes wie au auf anderen Werkstätten wurde heute Vormittag die Arbeit vereinzelt wieder aufgenommen. Verschiedene Blätter sehen die dur die Ausstands ewegung gee shaffene Lage allgemein für ret bedenklih an. Mehbrfah wird die Ansicht ausgesprochen, daß die Bewegung von langer Hand vor- bereitet sei. Der General-Direktor der Ausstellung Picard erklärte einem Interviewer, daß, falls der Ausstand noch einige Zeit fort- dauere, die Weltausstellungsbauten nicht rechtzeitig fertig werden würden. Für* die Arbeiter auf den Bauplägen bder Weltausstellung wurden Betten in der Maschinenhalle aufgestellt, damit sie die BVaupläte nit zu verlafsen brauen.

Kunst und Wissenschaft.

Große Berliner Kunstaus tellung 1898. X)

L. K. Der bevorstehende Schluß der Ausstellung treibt zur Eile an; auf ein Verweilen bei Einzelheiten Bus die Berichterstattung daher verzichten und wit dem Hervorheben der bedeutfamsten Erscheis aungen fih begnügen.

In dem großen Saal 27 findet man nur wenig Bilder, die solche Enthaltsamkeit beschwerlih erscheinen lassen, und ¿{war ausschließlich Landschaften. Die Berliner Schule tritt dabei mit vier vortrefflihen Leistungen in die erste Reihe. Eine höchst interessante, ernste Arbeit ist die \{chleswig’she Lands&aft vor dem Gewitterfturm, von Otto H. Engel (222), demselben Künstler, eun Genrebild „Die neue Freundin" (221) bereits lebhafte Theil- nahme erweckte, Max Uth hat in derber, aber überzeugender Pointill6-Technik die Seeküste nah dem Gewitter (1012) geschildert und dem großen Bilde einheitlihe Stimmung zu verleihen Bewe, Richard Thierba ch dagegen empfindet zarter und giebt seinem im Licht der Nachmittagssonne ruhenden Thal (991) etwas von der vers träumten Stimmung Thoma'scher Naturdihtungen. Freudes mann?s Herbftlaubstudie {ließli} (282) erfreut durch die geistreihe Verbindung fkoloristisher Kraft und subtiler Zeich- nung, Ein Lühecker Maler Karl Rettih {lit ih diesen modern gesinnten Künstlern mit einer Ffsar-Landschaft von gefunder Technik (821) au, und der Hamburger Altmeister Valentin Ruths weiß troß seiner glatten Malweisé ch neben ihnen wirkungsvoll zu behaupten. Die Reife der künstlerisWen An- shauung, die aus seiner Gewitterlandschaft (850) spricht nöthigt auch den an breiteren Vortrag gewöhnten Betrachter zur Bewunderung wenngleih ein folher die resolute Art des Belgiers Luyten (651) unmittelbarer und leiter verstehen wird.

*) S. die Nrn, 117, 125, 146, 169 176, 187, 200 und 221 d. Bl.

Im Saal 28 findea wir eine Reihe kunstgewerblicher Einzel-

qusftellungen vereinigt, unter denen die französischen Goldshmiede-

arbeiten von Alexandre Charpentier, Jules Chöóret, Noty u. A. neben den Shmucksachen von S (1770), den ori- ginellen, in versciedenfarbigem Holz ausgeführten Möbeln von H. E. von Berlepfch, Seidenstikereien und einigen Architekturentwürfen (Breslauer 1566) am meisten ins Auge fallen.

Einige Enttäuschung bereiten die Räume 29 und 30 dem Be- sucher, der durch die von Bewunderung überfließenden Berichte über die Bildhauerarbeiten des Belgiers P. G. van der Stavypen sich hier einem Künstler gegenübersieht, dessen Tugenden meist die seiner Schule, dessen Schwähen aber in seiner persönlichen Eigenart begründet sind. Es wäre unverständig, zu leugnen, daß einzelne seiner Monumentalbildnereien, wie die „Städteerbauer“ (1535), und die „Chimäre“ (1522) den großen enen en Zug haben, wie er aus den Werken Meunier’'s und anderer belgishen Bildhauer uns bekannt ist. Van der Stappen ift vielseitiger als fie, aber auh nit der darin liegenden Gefahr der Zersplitterung entgangen. Wer gleich- zeitig an technischen Exverimenten wie der Wiederbelebung der Gold- elfenbeinplaftif (1530, 1524) und kunstgeroerblihen Entwürfen (1547) feine Kraft erprobt, daneben mit zierliWen Bronzefigürchen. dem Mode- geschmack huldigt und in breitestem Stil Charakterbildnisse zu schaffen versucht, wird eher auf den Namen eines gewandten Tehhnikers als auf den einer tief angelegten Künstlernatur Anspruch erheben können. Einige Arbeiten zeihnen sich durch Zes und geistreihe Form- behandlung aus, wie z. B. die „Sphinx“ (1523), die „Seeländer Bäuerin“ (1525), das „Meer“ (1542), die „vier CTageszeiten“ (1548), das Mittelstück eines Tafelaufsaßes und einige Plaketten, aber eine sharfumrissene Physiognomie blickt aus den zahlreichen Werken dieser sehr geschmackvoll aufgestellten Sonderausstellung niht hervor.

Der anfschließende Saal 31 is wiederum dem Kunstgewerbe eingeräumt. Die geschickt ftilisiecten Mosaiken des Dänen H. A. Kähler haben wir bereits in unserem ersten Ausftellungsbericht (1E würdigt; derselbe Künstler hat au eine Neihe von Fayencen mit s{chönem Lustre ausgestellt; Teppiche nah den Gntwürfen von O. Eck- main, und Beleuchtungs8körper neuesten Stils, sowie eine Vitrine mit Goldshmiedearbeiten Schaper’s vervollständigen den Innen- \{chmuck dieses Raums.

Der noch in seiner vorjährigen, reizvollen Ausstattung Aae kleine Saal 32 beherbergt die graphishen Kunstwerke. Lu hier können wir nur kurz auf die tehnisch hervorragenden Arbeiten von Albert Krüger, Richard Müller, die MNadierungen der Künstlerv ereinigung von Worp3wede, die Lithographien von Cornelia Paczka und die zierlihen venetianiswhen Beduten von Mitizanetti hinweisen. Ein nicht gewöhnlihes Talent verräth eine Folge von Radierungen und Lithographien, die G. Hauptmann's „Weber“ illustrieren und von einer bisher wenig an die Veffentlichkeit getretenen Künstlerin Kaethe Kollwiy (1165) herrühren.

In den Sälen 33 und 34 tritt der internationale Charakter der diesjährigen Ausstellung deutlicher zu Tage als in anderen. Wenn au einige einheimishe Arbeiten, wie die Landschaften von H. Neiniger, Dettmann, Stahl, Sperl, Hagen-Weimar hier zu finden und zu beachten sind, lenken doch die Ausländer das Hauptinteresse auf fich. England und Schottland vertreten Walter Crane, Brangwyn und Paterson; von Amerikanern nennen wir Mac Ewen und Gari Melchers, von Schweizern Ferdinand Hodler, dessen Freude an schreckhaften Gebilden troß der darin ausgesprochenen Erfindungskraft wohl wenige Betrachter der „Nacht“ (430) theilen werden, von Spaniern Sorolla- Bastida, von Jtalienern Segantini und Ciardi. Besonders aber ist die zahlreihe Beshickung der Ausstellung durch Holländer und Belgier zu begrüßen, unter denen neben bekannten Charakterföpfen wie Courtens, Mesdag, Koldeway, Emile Claus, Meunier, Jansen, auch jüngere Kräfte sich überaus vortheilhaft bemerkbar machen. :

Im Gegensatz zu dem bier pulsierenden reichen Leben treffen wir in dem Nebenraum 35 meist uninteressante Durchschnittswerke, die den wenigen gelungenen Arbeiten, wie Rum melspacher s „Torfheide bei Sögel“ (846), Paula Bonte's „Sommer“ (87) und Franz Paczka's „Frühling“ (759) allerdings zur wirksamen Folie dienen.

Literatur.

Zu der bevorstehenden Orientreise Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin hat der Verlag von Justus Perthes in Gotha eine Karte erscheinen lassen, die sowohl den näheren und ferneren Begleitern der Allerhöchsten Herrschaften auf der Neise felbst, wie au denjenigen willkommen sein dürste, denen es nur vergönnt ift, im Geiste von Tag zu Tage und von Ort zu Ort dem Kaiser- lihen Paare auf der Fahrt zu folgen. Das von Paul Langhans bearbeitete Blatt stellt in der Hauptkarte das gesammte Morgenland dar; Neberkarten und Pläne orientieren in und über Konstantinopel, Haifa, Palästina, Jerusalem und Umgebung 2c. sowie über die Lage der einzelnen Baulichkeiten, deren Besichtigung in dem Kaiserlichen NReiseprogramm vorgesehen ift. : j

Eine anschaulihe Darstellung der Hauptpunkte der Reise bietet ferner ein im Verlage von Hermann Hilger, Berlin, Eisenach und Leipzig, erschienenes kleines, elegant ausgestattetes Album, betitelt: „Eine Ens nach dem Orient“. In fesselnder Weise schildert

ihard Schott darin all®Orte, die bei einer Orientreise besucht zu werden pflegen, und zwar ist dabei ganz befonders auf die bevor- stehende Reise Ihrer Majestäten nah dem Heiligen Lande Rücksicht genommen worden. Der Leser wird in dem mit etwa 60 Jlustrationen geschmüdckten Werk auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemaht und in knapper Form über alles unterrichtet, was den Reisenden auf einer Orient-Fahrt interessiert. Vermöge feiner gefälligen Aue laong eignet sih das Werk (Pr. 2 6) zugleich als hübsches

ndenken.

Ebenfalls als Gabe zur Kaiserreise will betrahtei sein eine kleine Schrift von dem Pfarrer Lic. theol. P. Braeunlich in Meydorf b, Dornburg a. S,, mit dem Titel „Bilder aus dem Heiligen Lande" (Verlag von Wiegandt u. Grieben; 56 S. in modernem TIOLaG ) NEE 20 §5). In zwölf Kapiteln mit 18 Jllustrationen führt der Verfasser den Leser dur das Heilige Land, das er selber bereist hat. Die Schilderung i durchwürzt mit erbaulihen und beshaulichen, auf die h. Schrift si gründenden Gedanken. In einem Anhange findet sich eine Uebersicht über die deutsch-evangelische Arbeit im heiligen Lande, einschließli Beirut, nah dem Bestande zu Anfang dieses Jahres. : i

Aus dem Verlage von Julius Springer hierselbst liegen ferner vor: „Neisebriefe aus Palästina“ von D. Dr. H. Freiherrn von Soden, a. o. Professor der Theologie an der Universitär und Prediger an der Jerufalemer Kirhe zu Berlin (in Leinwand gebunden, Pr. 3 4). Diese Briefe, die der Verfasser an seine Familie gerihtet und, um ihnen die Unmittelbarkeit des Eindrucks und der Stimmung nicht zu rauben, nur „wenig verändert hat, sollen eine Anleitung dazu bieten, wie man Palästina im evangelischen Sinne anzuschauen habe, um an den einzelnen heiligen Sehenêwürdig- keiten jene in der irdischen Zeit vollzogenen, großen ewigen Thatsachen der Heilsgeschihte an deren Schauplaß im Geiste mitzuerleben. Das Büchlein ist “jedoch niht nur für Theologen be timmt, sondern es bietet in den neun sehr anschaulich und lebhaft geshriebenen Kapiteln „In Kairo“, „Auf der Fahrt nah Jerufalem“, „Tempelplaß und Velberg“, „Na Bethanien und im Kreuzkloster“, „Der Ritt ans Todte Meer“, „Ostern in B 4 „Galiläa“, „Palästina, Damaskus, Baalbeck“, „Nach Konstantinopel“ auch dem Laien viele geistvolle Gedanken und mannigfach anregende Betrachtungen.

Die deutsche Hanse, ihre Geschihte und Be- deutung. Für das deutschWe Volk dargestellt von Theodor Lindner, ordentlichem Professor der Geshichte an der Universität Halle. Mit zahlreidßen Abbildungen. Preis geheftet 4 4, in Pracht- band 5 M Leipzig, Ferdinand Hirt u. Sohn. Obgleich der Name der deutshen Hanse gar oft in der Gegenwart genannt wird, ist doch ihre Geschihte und ihre Bedeutung beim Volke wenig bekannt,

Gerade jeßt aber, wo das Interesse am deutshen See- und Handelswesen beständig wächft und ih die allgemeine Auf- merksamkeit darauf hinlenkt, wird es Vielen erwünscht sein, die Gründe, welche zu den Erfolgen der Hanse, wie später zu threm Nieder- gange gefübrt haben, näher kennen zu lernen. Das vorliegende Buch R nun eiue leiht faßliche Uebersicht der äußeren und inneren Zu-

ände, unter denen der Bund feinen Utspreung nabm, erzählt seine Schicksale und großartigen Thaten und bericktet von seinem Wesen, Handel und Verkehr. Die Fatstellttng ist wissenschaftlih begründet, jedo auf das allgemeine Verständniß erechnet ; wie sie belehren will, so will sie au anregen-und namentli unserer Jugend zum Anspo:n dienen, das Werk der Vorfahren wieder ifm ebnen und glücklich weiterzuführen. Zahlreihe Abbildungen, die mit Sorgfalt aus- gewählt und zum theil nach {wer iuganelides Quellen beschafft sind, beleben und erläutern den Text. Eine Karte in Farbendruck, welche das Gebiet der Hanse. um 1400- darstellt, eclelcbteut es dem Leser, dem vershlungenen Gange der Dinge zu folgen.

Begriff und Arten der Werthpapiere mit besonderer Berücksichtigung des Bürgerlichen Geseßbuch3, Jnaugural-Dissertation von Joseph Cordes. Kiel, P. Peters. Nach einleitenden Be- merkungen über die wirthschaftlihe Bedeutung der Werthpaptere be- handelt der Verfasser îm ersten Theil seiner Schrift den Begriff der Werthpapiere, den Zusammenhang zwishen Papier und Recht, die Gntstehung der Verpflihtung und des Rechts, den Ueberaang, das Ruhen und deu Untergang desselben und im zweiten Theil die Arten der Werthpapiere, die Rekta-, Ordre- und Inhaberpapiere, sowie die Korporations-, sachenrechtlihen Werth- und Forderungê- papiere, Hierbei i die gesammte eins{lägige Literatur berüdsfichtigt, dexen Ergebnisse der Verf. einer eingehenden kritischen Betrachtung unterzieht. i

Bergvolk. Novellen von G. von Berlepsch. Preis geheftet M 2,50 (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt). Die fünf etnen Erzählungen, welche dieser Band enthält, haben sämmtli das Tiroler Hoiland ¿zum gemeinsamen Schauplaÿ, und ebenso verräth

die gleihe Art der Naturanshauung und Darstellung. In threm Inhalt dagegen sind sie sehr mannigsfaltig : se zeigen das menschliche Sbicksal bald in seiner {lichten, idyllishen, bald in seiner ernsten, tragishen Gestalt, ebenso wie se in der Form si von der Skizze und einfachen Schilderung bis zur kunstvoll gefügten Erzählung erheben. Von der ersteren Act sind „Der arme Hergott*, „Re- quiescat" und „Wenn Engelzungen reden“, von leßterer „Der Nacht- wächter von Schlurn“ und „Auch ein Künstler“: zwei kleine Prosa- dichtungen, die niemand ohne Antheilnahme an dem Geschick der darin auftretenden Persönlichkeiten wird lesen können,

Die unheilvolle Erbschaft. Eine Geshi®hte aus dem norddeuishen Küftenleben. Von L E 136 Seiten. Zweite Auflage. Elegant gebunden Pr. 1,20 (A (ungebunden 1 M). Ham- burg, Verlag des Rauhen Hauses. —- Diese Erzählung ist ihrem Kern nach eine Jlluftration zu dem Sprihwort: „Unrecht Gut gedeiht nicht“. Das norddeutshe Schifferleben wird darin lebhaft und an- \chauli geschildert; neben nur nach irdishem Gewinn trachtenden Charakteren werden dem Leser edle, hohherzige Menschen vor Augen geführt, deren Leben und Wandel nicht nur Freude erweckt, sondern auch zur Naheiferung auffordert. Es ist also ein nüßliches Volks- bu, das damit geboten wird.

Die neue, fechs\te, gänzlich umgearbeitete und vermehrte Auf- uge von „Meyer’'s Kleinem Konversations- Seit ol (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wia) ist big zur 18. Lieferung vorgeschritten, womit sich der erste Band seinem Ab\@luß nähert. Die einzelnen Artikel lassen bei näherer Prüfung deutlih erkennen, daß die neue Bearbeitung auf eine durchgreifende Modernisierung und auf die Anyafsung des Werks an die Forderungen der Gegenwart abzielt, ohne daß jedo die bewährte vraktishe Anlage des Buchs dadur beeinträchtiat würde. Aus der Reihe der wichtigeren Beiträge in den leßten Lieferungen nennen wir die Beilagen: „Uebersiht der deutschen Literatur“ (zum Artikel „Deutsche Sprahe und Literatur“), „Statistishe Uebersihten von Deutschland“, T- und 11, „Zur Geologishen Karte von Deutschland“, „Heerwesen und Kriegsflotte des Deutschen Reichs“ (zum Artikel „Deutschland“), „Die wichtigen Erfindungen und Entdeckungen“. Anschaulich und instruktiy sind die Holzschnitt- tafeln: „Eisengewinnung“ (mit Text), „Geologishe Bildungen" I und T1, „Gebirgsbildungen“ (mit Text), „Astronomische Instrumente“ (mit Text), während der fünfzehnten Lieferung eine prächtige Tafel in Farbendruck „Edelsteine“ beigegeben worden ift. Unter den larto- graphifchen Seieao findet man eine „Karte des Deutschen Reichs", eine „Weltverkebrskarte“, Karten von Belgien und Süd-Amerika, eine Erdkarte 2x. Die neue Auflage dieses inhaltreihen und in Anbetracht dessen wohlfeilen Nachshkagebulhs kann entweder in 80 Lieferungen zu je 30 S oder in 3 Halblederbänden zu je 10 A bezogen werden.

Im Verlage der anf der Berliner Stadtmission (Berlin SW., Johannistisch 6) sind die folgenden Kalender erschienen : Der Deutsche Volksbote. Ein Kalender auf das Jahr 1899, C E von Ernst Evers (Pr. 50 4). Dieser Kalender bietet belehrende Beiträge aus der Kirchengeshihte und der vater- ländishen Geschichte, aus der äußeren und inneren Mission, ferner Grzäblungen und Gedichte sowie, troß des niedrigen Preises, einen reihen gefälligen Bildershmuck. Martha-Kalender auf das Jahr 1899, Ein Jahrbuch für Frauen und Jungfrauen. In Verbindung mit Fachscriftstellerinnen herausgegeben von Ernst Evers (Pr. 25 S). Der Martha-Kalender ift für die S alfrauen: Töchter und weiblichen Angestellten im Hause bestimmt. Er bringt denselben Unterhaltung und Belehrung, Ermunterung und Mahnung, Trost, Rath und Warnung. Der Kalender enthält au viele nüßlihe Winke für Handarbeiten, für Haushaltung 2c. und is ebenfalls rei illustriert. Abreiß-Kalender für das christlihe Haus auf das Jahr 1899 (Pr. 75 S). Der Block dieses Kalenders, dessen Blätter Kern- sprüche aus der Heiligen Schrift tragen, ist in der Form eincs Kreuzes ausgeführt. Die Rückwand zeigt in geschmackvoller, farbiger Aus- ührung die Emmausjünger. Der Kalender empfiehlt stch als \{chöner

ands{muck.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernte-Ergebnisse in Nußland.

Tiflis, den 25, September 1898. Jm Terekgebiete war der Ernte-Ertrag von Mais und Hirse (Panicum italicum) sehr ergiebig. Der Ertrag der übrigen Saaten entsprach nit det Er- wartungen. : N : i /

Im Karsgebiete ergaben die Probedrüsche eine Mittelernte: beim Weizen das 4, und 5, Korn und bei Gerste das 5. Korn.

Nicolajew, den 28. September 1898. Das Dreschen des Ge- treides geht bei gutem Wetter seinem Ende entgegen, und die Land- leute sind darüber klar geworden, daß das Ergebniß der heurigen Ernte den im Frühjahr gehegten Erwartungen nicht ganz entspricht. Im Gouvernement Cherson is dennoch mehr als eine Mittelernte erzielt worden und stellt fch im Dur@schnitt der Ernte. Ertrag, wie folgt : Weizen 60—55 Pud, Roggen 30—35 Pud, Gerste 70-75 Pub, Leinsaat 30—35 Pud, Hafer 60—70 Pud per Dessätine; Kartoffeln sind noch nicht eingebraht, versprehen jedoch einen Ertrag über Mittel. Die Preise sind auch nicht die erhofftez, die Nachfrage ist jedo ziemlih groß; daher renen die Landleute darauf, daß si im Laufe des Herbstes die Preise noch bessern werden. Das Naturalgewicht des neuen Getreides ist im allgemeinen höher als das des vorjährigen, und zwar für Weizen 9 Pud 25 Pfund bis 9,30 und für Roggen 9,05 bis 9,10 per Tschetwert. Das Winter- getreide hat man angefangen zu säen, dasselbe ift jedo, aus Mangel an Regenwetter, noch nicht aufgegangen. Das Wetter bleibt {ôn, troden mit kleinen Strichregen.

Angeführt wurden seit 1. Januar bis 25. Sept mber 1898 31 874087 Pud Au39geführt ,„ Anl d ¿4 00, T 1898 38022192 ,„ Der augenblicklihe ;Lagerkestand ftellt sih, wie folgt, auf

1475 495 Pud, und zwar:

jede von ihnen dieselbe Wärme und Wahrheit der Empfindung und .

Bestand am 1. Januar 1898, . , , . , , 7623600 Pud Anefübri per Ä September 1898 . . . . . 31874087 i : T9 497 687 Pud Ausgeführt per 25. September 1898. . . 38 022 192 Bestand

1 475 495 Pud.

Verdingungen im Auslande.

ODefterreih-Ungarn. 25. Oktober, 12 Uhr. K. K. Staatsbahn-Direktionen in Lem- berg, Krakau und Stantslau: Lieferung verschiedener Materialien für das Jahr 1899 (Bau- und Beleuhtungsmaterialien, Eisen-, Textil-, Posamentier-, Seiler-, Kautshuk-, Leder-, Glaswaaren u. \. w.). Näheres bei den genannten Direktionen.

Belgien. 14, Oktober, 12 Uhr. Städtische Krankenhäuser in Namur, Rue Gumile - Cuvelier: Lieferung von 87500 kg Kartoffeln und 1800 kg rothen Zwiebeln. j : 15, Ofktober, 27 Uhr. Städtishe Krankenhäuser in Löwen, Roe St.-Pierre, Rue de Bruxelles: Lieferung von 180 000 kg artoffeln. 16. November, 3} Uhr. Städtishe Krankenhäuser in Mons, Rue du Gouvernement 21: Lieferung von Papier, Bureaubedürf- nifsen, Drucksachen und Registern für die Verwaltung von 1899 bis einshließlich 1904.

Nächstens. Börse in Brüssel: Lieferung von Eichen- und R für die belgishen Staatsbahnen, 10 Loose. Lieferung ür 1900 von a. 26 200 eihenen Shwellen, b. 4872 eihenen Hölzern zu Fundamentierungszwecken, 21 untheilbare Sortimente. aution 0,25 Fr. für die Schwelle und 250 Fr. für das Sortiment.

Serbien.

27. Oltober. Direktion der Staatsmonopole in Belgrad: Lieferung von s{hwedishen Zündhölzern für das Staatsmonopol. Es sind nur Zündhölzer bester Qualität zu liefern, und zwar jährlich 4-——5000 Kisten zu 240 Paten zu je 10 Schawteln. Der Vertrag wird auf 3 Jahre abgeschlossen. Kaution 5000 Din.

Dänemark.

22. Oktober. Verwaltung der, Staats-Eisenbahnen (Statsbane- anlagenes Kontor) in Kopenhagen: Lieferung von 56 000 Stück Schwellen, 22 800 laufende Fuß Weichenhölzer, ca. 2123 Tons Eisenbahnschienen, ca. 133 Tons Winkellashen, ca. 19 Tons Voll- zungenshienen, 47 000 Stück = 17,5 Tons Winkellaschenbolzen mit Schraubmuttern, 245 000 Stück = 66 Tons Nägeln. Bedingungen L De Sprache bei der ausschrcibenden Stelle und beim „Reichs-

nzeiger“.

Verkehrs-Anstalten.

Von den russischen Eisenbahnen wird, dem „Centralbl. d. Bauverw.*" zufolge, berihtet, daß die Gesellshaft der Wladikawkas- Eisenba hn der russishen Regierung einen Entwurf unterbreitet hat, der eine Verbindung des Ausgangspunkies der sibirishen Bahn Tsceljabinsk mit der an der Wolga befindlichen Eisenbahnstation Zarizyn erstrebt. Dieser gegen 1280 k:z ‘ange Schienenweg soll von Lscheljabinsk über Troizk, Orsk, Orenburg und Uralsk nah Zarizyn führen und die große sibirishe Linie mit der Zarizyn - Tichorezker Eisenbahn verbinden. Mit Genehmigung der russischen Regierung sollen von der Wladikawkas-Eisenbahngesellshaft vorbereitende Arbeiten für diese Bahn von fünf verschiedenen Punkten in Angriff genommen sein. Die Baubestätigung der ganzen Linie steht für das nächste Jahr zu erwarten. Der Bau der Eisenbahn von Perm nah Kotlas is soweit vor- ‘geschritten, daf, mit Ausnahme der Brücke über die Kama, alle Arbeiten auf dieser Strecke im Frühjahre 1899 beendigt sein dürften. Diese Bahn wird im Anschluß an die Ural - Eisenbahn die Dwina bezw. den Hafen von Archangelsk mit der sibirishen Eisenbahn ver- binden. Zwischen Nishni-Nowgorod und Irkutsk is der durchgehende Verkehr im September d. J. eröffnet worden. Die Handels-Abtheilung der s\ibirishen Eisenbahn beabsichtigt, auf der Dari ris dem Amur eine Dampferverbiubung bis nah Chabarowsk einzurichten.

Bremen, 8. Oktober. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Preußen“, v. Ost-Asien kommend, 7. Okt. in Suez angek. „Werra“, n. New York beft., 7. Okt. 9 Vi. in Neapel anger ¿ „A achen“, n. d. La Plata best., 7. Okt. 10 Vm. Ouefsant pashnertk.

London, 7. Oktober. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Ävondale Castle“ ift auf der Ausreise heute von London ab- gegangen.

Union-Linie. Dampfer „Goorkha“ is auf der Ausreise heute von den Canarishen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Die gestrige Aufführung von Shakespeare’s Schauspiel „Ein Wintermärchen" gab einigen Mitgliedern des Berliner Theaters Gelegenheit, fich in Rollen zu zeigen, die sie bisher noch nit gespielt hatten. Fräulein Marie Frauendorfer gab die Ele mit realistisch schattierter Charakterisierung wieder. räulein Charlotte von Pazatka, cine noch sehr junge Künstlerin, verlörperte die Perdita; sie {eint Talent zu besißen, spielte gestern indessen noch etwas \{chulmäßig. Ihre Bewährung in größeren und mannigfaltigeren Aufgaben muß abgewartet werden ; einst- weilen war es nur gereht, daß das Publikur: namentlich ihre EpRLISEE Erscheinung mit Antheil aufnahm. In der Nolle des Florizel erschien zum ersten Male Herr Wanka, der diesen mit unmännliher Süßlichkeit wiedergab und daher wenig befriedigte. Die sonstige Darstellung des „Wintermärchens“ im Berliner Theater is bekannt und anerkannt genug; es fei nur noch erwähnt, daß Herr Sommerstorff (Köni Leontes), Frau Geßner (Hermione) und Herr Bassermann (Autolycus für ihre Leistungen besonders reihen Beifall ernteten.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Richard Wagners Oper „Tannhäusec* in der Pariser Einrichtung gegeben. Am Montag geht Mozart's Oper „Don Juan" mit Herrn Bulß in der Titelrolle in Scene. Jm übrigen lautet die Cacuse: Donna Elvira: Fräulein Rothauser; Comthur: Herr Stammer; Donna Anna: Fräulein Reinl; Don Octavio: Herr Sommer; Leporello: Le Knüpfer; Masetto: Herr Krasa; Zerline: Frau Gradl.

n der nähsten Gefammt- Aufführung von Rihard Wagner?s BVühnen-Festsyiel „Der Ring des Nibelungen" welche am 19 13, 15. vnd 17. Oktober ftattfindet, find die Hauptrollen folgendermaßen beseßt: Brüanhilde: Frau Gulbranfon; Sieglinde: Fräulein Hiedler; Siegmund: Herr Kraus; Alberih: Herr Fri Sg Mime: Herr Lieban; Erda: Frau Schu- mann-Heink; Loge: Herr Sommer; Siegfried: Herr Grüning ; Frida: Frau Goege; Hagen: Herr Mödlinger; Wotan: Herr Ba- mann. Kapellmeister Dr. Muck dirigiert. Preise der Pläße: I. Rang und Parquet 8 4; 11. Rang 6 Æ; 111. Rang 4 4; Iv. Rang Sigyplay 2,50 4; Stehplay 1,50 M

Im Neuen Köntglihen Opern-Theater findet morgen zu ermäßigten Preisen eine Aufführung von Otto von der Pfordten?s Schausptel „1812“ statt.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen, am Montag und Dienstag das neue Lustspiel von Osk2r Blumenthal und Guftav Kadelburg „Auf der Sonnenseite" wiederholt. Am Mittwoch und Donnerstag geht zur Erinnerung an die vor 100 Zen in Weimar stattgehabte erste Aufführung Schillex's „Wallenitein“s Trilogie in Scene. Für Sonnabend, den 15., und Montag, a 17. Oktober, sind nah längerer Pause Aufführungen von Schiller?

Trauerspiel „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ und Lessing's „Emilia Galotti" festgesetzt. f