1898 / 243 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Oct 1898 18:00:01 GMT) scan diff

S 1 Sah 1 erhält folgende Fa} M | 1 erhält folgen ung: N _ Der Verband der General - Synode erstreckt sih auf die evangelishe Landeskirhe der neun älteren Pro- vinzen der Monarchie und der Hohenzollernshen Lande. S8 2 Nr. 1 erhält folgende Fassung: Die General-Synode wird zusammengeseßt : i 1) aus 151 Mitgliedern, welhe von den Provinzial- Synoden der Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, O Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Westfalen, Rheinprovinz und der Kreis-Synode Seoran gewählt werden. 8 3 Saÿ 1 erhält ee Fassung: i Die zufolge § 2 Nr. 1 zu wählenden Mitglieder werden auf die neun Provinzial-Synoden und die Kreis- Synode Hohenzollern dergestalt vertheilt, daß die Synode der Provinz Ostpreußen . .. . . 15 Á Westpreußen. ... . 9 y Brandenburg. . . . . 27 K Pommern. .. . . . 18 Á D O rar ú c 24 V a e 28 M G e L Mitglieder wählt. : j Dem § 3 Say 2 tritt folgende Bestimmung hinzu: 4) Das von der Kreis-Synode Hohenzollern zu wählende Mitglied kann aus den innerhalb derselben in einem eistlichen Amt der Landeskirche angestellten Geist- äen oder aus solchen Angehörigen der Hohen- zollernschen Lande entnommen werden, welche in der Kreis-Synode oder in den Gemeindekörperschaften derselben als weltlihe Mitglieder entweder zur Zeit der Kirche diencn oder früher gedient haben. S 7 Nr. 6 erhält folgende Fassung:

Aenderungen der Kirchengemeinde- und Synodal- Ordnung vom 10. September 1873, der Kirchen- emeinde-Ordnung für die evangelishen Gemeinden in den Hohenzollernshen Landen vom 1. März 1897, der Kreis-Synodal-Ordnung für dieselben und dieser Ordnung, sowie Aenderungen der Kirchenverfassung, welche den Grundsaß betreffen, wonach das Kirchen- regiment pes Königs durch kollegiale, mit geistlichen und weltlihen Mitgliedern beseßte Kirchenbehörden auszuüben ist.

"

Artikel TI.

Für die Vertheilung von Umlagen und Kosten 14 und 38 ¡der General-Synodal-Ordnung) tritt die Kreis-Synode ohenzollern den Provinzen der Landeskirhe hinzu. Hierbei ndet der § 29 Nr. 6 Absaßg 2 der Kirchengemeinde-Oronung ür die evangelishen Gemeinden in den Hohenzollernschen Landen vom 1. März 1897 Kirchliches Geseß- und Ver-

ordnungsblatt S. 17 entsprehende Anwendung.

Bis zur Einführung der Reform der direkten Staats- steuern in den Hohenzollernshen Landen is der Evangelische Ober-Kirchenrath ermächtigt, der Kreis-Synode Hohenzollern bei Aufbringung der nah den 14 und 38 der General- Synodal-Ordnung zu leistenden Beiträge einen angemessenen

Nachlaß zu gewähren. S A Beay Artikel TIT.

Dieses Gesetz tritt erst in Kraft, nachdem die zu erlassende Kreis-Synodal-Ordnung für die evangelischen Gemeinden in den Hohenzollernschen Landen Geseßeskraft erlangt hat. E) Der Zeitpunkt seines Jnkrafttretens wird durch Königliche Verordnung bestimmt.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Hubertusstock, den 19. September 1898.

(L. S.) Wilhelm. Barkhausen.

Auf Jhren Beriht vom 31. Juli d. J. will Jch die Herstellung einer Bahnverbindung zwischen der Station Courl und dem Block Nette bei Station Mengede, mit einer Abzweigung nach dem Dort- munder Hafen, sowie die Uebertragung der Leitung des Baues und demnächst auch des Betriebes derselben auf die Königliche Eisenbahn-Direktion in Essen a. d. Nuhr hier- dur genehmigen. Zugleich bestimme Jch, daß das Recht zur Enteignung und dauernden Beschränkung derjenigen Grund- stüdke, welhe zur Bauausführung nah den von Jhnen fest- Oen Plänen nothwendig sind, nach den geseßlichen Be- timmungen Anwendung finden soll. Die vorgelegte Karte folgt anbei zurü. Dieser Erlaß ist in der Gesez-Sammlung zu veröffentlichen.

Wilhelmshöhe, den 8. August 1898.

Wilhelm.

Thi elen. An den Minister der öffentlihen Arbeiten.

Ministerium der geistlihen, Unterri@ts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Bekanntmachung.

Zur Ausbildung von Turnlehrerinnen wird auch im Jahre 1899 ein etwa drei Monate währender Kursus in der Königlihen Turnlehrer-Bildungsanstalt in Berlin abgehalten werden.

Termin zur Eröffnung desselben ist auf Donnerstag, 6. April k. J., anberaumt worden.

Meldungen der in einem Lehramt stehenden Bewerberinnen

sind bei der Ry ten Dienstbehörde spätestens bis zum 15. Januar k. J., Meldungen anderer Bewerberinnen bei der- jenigen Königlichen Regierung, in deren Bezirk die Betreffende wohnt, ebenfalls bis zum 15. Januar k. J. anzubringen.

Die in Berlin wohnenden, in keinem Lehramt stehenden Bewerberinnen haben ihre Meldungen bei dem Königlichen Polizei-Präsidium in Berlin ebenfalls bis zum 15. Januar k. J. anzubringen.

Den Meldungen sind die im § 3 der Aufnahme- bestimmungen vom 15. Mai 1894 bezeihneten Schriftstücke

Lu tet beizufügen, die Meldung selbst ist aber mit diesen riftstücken ni cht zusammenzuheften. erlin, den 7. Oktober 1898. Der Minister der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten. Ausftrage: Schneider.

Ministerium für Handel und Gewerbe. Bekanntmachung. Bei den Schieds gerichten der Arbeiterversiherung O nachfolgende Beamte zu Vorsißenden bezw. stellvertretenden orsißenden ernannt worden: i i der Regierungs - Assessor Dr. Momm in Trier zum aa agu Vorsißzenden der Schiedsgerichte in Trier und ernkastel, , der Spezial-Kommissar, Negierungs-Assessor von Borries in Olpe zum Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst, der Regierungs - Baumeister Neuhaus in Elbing zum stellvertretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst. Berlin, den 8. Oktober 1898. Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Vertretung : Lohmann.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 34 der „Geseß-Sammlung“ enthält unter

Nr. 10032 den Allerhöchsten Erlaß vom 8. August 1898, betreffend die staatsseitige Herstellung einer Bahnverbindung zwischen Station Courl - und dem Block Nette bei Station Mengede mit einer Abzweigung nah dem Dortmunder Hafen, die Uebertragung des Baues und Betriebes derselben auf die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Essen a. d. Ruhr, sowie Muna des Enteignungsrechts für diese Bauausführung; unter

Nr. 10033 das Geseß zur Ergänzung des Geseßes vom 3. Juni 1876, e die evangelishe Kirchenverfassung in den aht älteren Provinzen der Monarchie (Geseß-Samml. S. 125), vom 21. September 1898; und unter

Nr. 10034 die Verfügung des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Biedenkopf, vom 24. September 1898.

Berlin W., den 13. Oktober 1898.

Königliches Geseßz-Sammlungsamt. Weberstedt.

Abgereist:

der geistlihe Vize-Präsident des Evangelishen Ober- Kirchenraths, Wirkliche Ober - Konsistorial - Rath, Propst und Professor D. Freiherr von der Golß, nah Jerusalem.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 13. Oktober.

Jhre Kaiserlihen und Königlichen Majestäten verabschiedeten Sich gestern nah der Trauerfeier in Camenz von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht und den anderen Fürstlihen Leidtragenden und seßten hierauf über Oderberg und Wien die Reije nah Venedig fort.

Der Bundesrath versammelte sich heute 1h einer

Plenarsißung. Vorher berieth der Ausshuß für Justizwesen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Staats-Minister des Jnnern Freiherr von Feilißsch ist in Berlin angekommen.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Cormoran“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Brussatis, am 11. Oktober in Yokohama angekommen und beabsichtigi, am 25. d. M. nah Kobe in See zu gehen; S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant: Kor- vetten-Kapitän H oepner, ist am 12. Oktober in Kapstadt an- gekommen; der Dampfer „Lulu Bohlen“, mit der Ab- lösung für dieSchiffe der westa frikanishenStation, Transportführer: Korvetten - Kapitän Graf von Orfkola, ist am 12. Oktober in Las Palmas angekommen und an dem- selben Tage nah Kamerun in See gegangen.

Oesterreich-Ungarn.

Die ungarische Quoten-Deputation hat den Vor- [lag der österreichishen Deputation, welcher die Ziffer für ngarn auf 38, für Oesterreih auf 62 berechnet, zur Kenntniß genommen und beschlossen, die C der Berechnung in einem späteren Nuntium festzuseßen und der österreichischen Deputation schriftlih mitzutheilen.

In der gestrigen Sißung der österreihishen Quoten- Deputation theilte der Präsident mit, daß die ungarische Quoten-Deputation sih vorbehalten habe, die österreichischen Vorschläge zum Gegenstande des Studiums zu machen und dann eine Antwort an die österreichische Deputation gelangen zu lassen; die Budapester Verhandlungen hätten damit ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Die Mitglieder der öster- reichischen Deputation sind gestern Nahmittag von Budapest wieder abgereist. Der österreichische r Oere von Dipauli hatte sich bereits gestern früh nah Wien be- geben; der Finanz-Minister Dr. Kaizl reiste Nachmittags ab.

Der volkswirthschaftlihe Aus\chuß des ungari- Les Unterhauses hat den Geseßentwurf, betreffend den

bshluß des Zoll- und Handelsbündnisses mit Oesterreich, in der Spezialberathung unverändert angenommen.

Großbritaunien und Jrland.

_ Jn einer Rede, welhe Lord Rosebery gestern Nach- mittag in Epsom hielt, berührte derselbe, wie „W. T. B.“ berichtet, die Fas choda-Frage und sagte: Er weiche nicht vo der Erklärung ab, die Sir E. Grey im Jahre 1895 ab- egeben, als er (Redner) Premier-Minister gewesen sei.

ei der Frage kämen Erwägungen von größter Tragweite in Betracht; am s{chwersten wiege, ‘däß Frankreich mit Vorbedacht einen Akt begangen, von dem England vorher erklärt habe, daß es ihn als einen unfreundlihen ansehen werde. Hinter

der Politik der jeßigen Negierun ste e die ganze Nation; diese Politit G von bee Vorigen Mies 26

billigt worden und werde von der jegzigen Regierung aus-

geführt. Eine Regierung, welhe von dieser Politik ab- weichen wollte, würde niht eine Woche überdauern. Lord Salisbury habe nur nöthig, bei der im Blaubuch dargelegten Haltung zu l ég und die Nation werde jedes Opfer bringen, um sein Vorgehen zu unterstützen. Ein günstiges Zeichen sei es gewesen, daß der französische Minister des Aeußern Delcassé die Frage in ver- söhnlihem Sinne behandelt und den nichtoffiziellen Charakter der Mission Marchand's als thatsählih hingestellt habe, wo- durch das Hissen der französischen Flagge seine ernste Bedeu- tung verloren habe. Wenn Lord Salisbury si der gleichen Sprache bedienen wollte wie Hanotaux, welcher während seiner (des Redners) Amtsperiode, Minister des Auswärtigen ge- ahn sei, so werde Lord Salisbury die Ansprüche Egyptens auf die Sudan-Gebiete in so gebieterisher Weise geltend machen, daß keine Regierung im stande sei, denselben Widerstand entgegen zu seßen. Die Ansprüche Egyptens auf diese Gebiete seien niemals mit mehr Nachdruck verfochten worden, als von seiten der französishen Minister und Botschafter. Lord Rosebery sprach S die Hoffnung aus, der Zwischenfall werde friedlih beigelegt werden, ohne daß jedoch dabei die Rechte Großbritanniens auf Egypten gefährdet werden dürften.

Rußland.

Wie „W. T. B.“ aus Helsingfors berichtet, hielt der neue General-Gouverneur von Finland, General Bobrikow bei dem gestrigen Empfange der Spißen der finländischen Be- hörden eine Ansprache, in welcher er sagte:

eUnferem Herrscher ist die Ergebenheit des finishen Volkes be- kannt; er ist aber auch davon unterrichtet, daß im Lande leider eine falshe Auslegung der Grundsäye verbreitet ist, auf denen die Be- ziehungen Finlands zum Reiche beruhen. Einige Finländer haben fich nicht mit der gebührenden Sympathie über die Maßnahmen geäußert, welhe auf die Festigung der Bande gerichtet sind, die das Land mit den übrigen Theilen des russischen Reiches verknüpfen. Rußland is einig und untheiibar, wie sein Kaiserthron einig und un- theilbar ist, uzter dessen Schuße das Großfürstenthum Finland seinen gegenwärtigen Wohlstand erreicht hat. Ja der Seele jedes Finländers, dem dic Interessen seiner Heimath theuer sind, muß daher das Bestreben nah Vereinigung Finlands mit Rußland f\tets ein natürliches Ge- fühl sein. Dieses Gefühl muß \sih jeßt umsomehr kräftigen, wo der Kaiser in seinem Reskript vom 1. September auf die Nothwendigkeit hingewiesen hat, daß im Bewußtsein der Bevölkerung Finlands die

anze Wichtigkeit der engsten Vereinigung dieser Grenzwarte mit dem AaieTand sich einwurzele. Die Staatsgewalt, welche die Besonderheiten Finlands, seine kirhlie Organisation, seine Rechte und Privilegien, seine innere Verwaltung in den im Kaiserlihen Reskript vom Jahre 1891 aufgestellten Grenzen intakt erbält, natürli soweit diese Be- fonderheiten dem Rugen und der Würde Rußlands nicht widersprechen, wird nicht die weitere Verbrei1ung alles dessen gestatten, was die feste Verbindung des großen Reiches hindern kann.“ Der Gouverneur fuhr alsdann fort: er werde alle seine Kräfte den wahren Interessen Finlands widmen, eifcig alle guten Vorhaben fördern und glücklih sein, wenn während feiner Verwaltung das finishe Volk, das seinem Herrsher wiederholt seine Ergebenheit bezeugt habe, endli von der Erkenntniß durchdrungen werde, daß gute, herzliche Beziehungen zu Rußland eine unerläßlihe Noth- wendigkeit sind; denn es sei undenkbar, die Ergebenheit für den Monarchen von der Ergebenheit für das ganze Reich zu trennen. Im ganzen, unermeßlihen Gebiete Rußlands gebe es für alle, - die unter dem mächtigen Szepter des Zaren stehen, eine Unterthanenschaft und eine Liebe zum gemeinsamen Vaterlande. Er rechne auf die stetize Mitwirkung der finländishen Behörden und besonders auf die des Kaiserlich finländishen Senats.

Jtalien.

Der König und die Königin sind in der vergangenen Nacht von Monza nah Venedig abgereist.

Spanien.

Die in Madrid über die Haltung der amerikanishen Mit- glieder der Friedenskommission in Paris verbreiteten Gerüchte haben, wie „W. T. B.“ meldet, lebhafte Unzufriedenheit hervor- gerufen, namentlich der Beschluß der Amerikaner, die Schulden von Cuba und Porto Rico nicht anzuerkennen.

Belgien.

Der Budgetentwurf für 1899 veranschlagt, der „Köln. Ztg.“ Cotae, die Einnahmen auf 424428 778 Fr., die Ausgaben auf 422059439 Fr.; der Uebershuß ist demnah mit 2369339 Fr. angeseßt. Der Etat von 1896 {loß mit rund 6 Millionen Üebershuß ab. Die belgische Staatsschuld is von 2308 497 175 Fr. am 1. Januar 1897 auf 2370394 775 Fr. am 1. Januar 1898 gestiegen.

Türkei.

* Unter den zum Ehrendienst bei Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser bestimmten Offizieren befindet sich, wie „W. T. B.“ erfährt, auch der Adjutant des Sultans, Brigade- General NassinPa scha; außerdem sind verschiedene Ordonnanz- OffizierezuSeiner Majestätkommandiert worden, darunter Enver Bei. Der mit der Ueberwachung der militärishen Maßnahmen in Palästina betraute Divisions-General Abdullah g aa hat sih in Begleitung des Erthogrul - Regiments nah Haifa begeben. Abdullah Pasha wird auch das Kommando über die Seiner Majestät dem Kaiser zur Verfügung gestellten Truppen übernehmen. Jn Beirut werden Jhre Majestäten von dem früheren Großvezier Dshevad Pascha, bisher Militär-Gouverneur von Kreta, im Namen des Sultans be- grüßt werden.

Aus Kanea meldet das „Reuter'she Bureau“, die Admirale hätten auf die Antwort der Pforte, daß fie in die Zurückziehung der Truppen unter der Bedingung ein- willige, eine genügende Besaßung auf der Jnsel belassen zu dürfen, erwidert: ihre Regierungen müßten, da dies ein zu dehnbarer Begriff sei, und mit Rücksicht auf die in Kandia gemachten Erfahrungen, auf dem Verlangen einer dri fi Entfernung der türkishen Truppen von der Insel beharren. Was die Entsendung von Paschas an- lange, welche den Abmarsh der Truppen von Kreta leiten sollten, so hätten die Admirale beschlossen, deren Landung nicht zu gestatten, um neue Schwierigkeiten und Verhandlungen zu vermeiden. Da die Pforte keinerlei Andeutung über die Ab- reise ihrer Zivilbeamten gemacht habe, so hätten die Admirale bei ihren Regierungen beantragt, die Zustimmung der Pforte dazu als vollendete Thatsache anzusehen.

Schweden uud Norwegen.

Die norwegische Regierung hat, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldet, auf Grund der Abrüstungsvorschläge des Kaisers von Rußland ein us an den König gerichtet, in welchem angeregt wird, die Anerkennung der Neutralität

| = Hwedens und Norwegens von den Mächten anzustreben. , much wurde in Uebereinstimmung mit dem Vorschlage

der norwegischen Regierung durch Königliche Resolution der shwedishen Regierung übersandt. - S

Der norwegische Minister-Präsident S teen verlas gestern im Storthing eine Thronrede, in welcher' es heißt, der König habe sich mit Freude dem Abrüstungsvorshlage des Kaisers von Rußland angeschlossen. Weiter wird in der Thronrede bemerkt, Rußland habe eine Revision der len Rußland und Schweden und Norwegen bestehenden Handels- verträge vorgeshlagen. Die norwegishe Regierung habe \sich hereit erflärt, Verhandlungen über einen norwegisch-russishen Sondervertrag einzuleiten. Die Thronrede kündigt ferner Geseßentwürfe an, betreffend die Errichtung einer Küsten- Artillerie sowie die Einführung einer Arbeiter-Unfall- und Altersversicherung.

Amerika.

Der Präsident Mc Kinley ist am Dienstag Abend zum Besuche der Trans-Mississippi-Ausstellungin Oma ha (Nebraska) eingetroffen. Jn einer Rede, welhe der Präsident in der Nähe von Cedar Rapids hielt, erklärte derselbe, dem „W. T. B.“ zufolge, daß der jeßt beendete Krieg den Vereinigten Staaten unberehenbare Segnungen, aber auch ebensolhe Lasten gebraht habe. Die Amerikaner entzögen fich jedoh niemals einer Verantwortlichkeit und lehnten niemals eine Last ab, welche die Zivilisation fördere. Die Leistungen der Amerikaner seien zu Lande und zur See ohne pen und hätten der Tapferkeit der Amerikaner neue Ehren gebracht. Amerika habe den Krieg aus Menschlich- keit auf sih genommen und werde keine Friedensbedingungen annehmen, die niht im Jnteresse der. Menschlichkeit seien. Die Nation habe ein gutes Gewissen. : i

Wie aus Buenos Aires gemeldet wird, leistete der Präsident R oca gestern den Eid auf die Verfassung. Jn einer Botschaft an den Kongreß wird das Nachlassen der Spannung in den Beziehungen zu Chile hervorgehoben und als- dann versichert, M werde gestatten, daß das Land seine ganzen Kräfte zur Wiederaufrihtung der Finanzen anwende. Die Ausgaben seien in den leßten Jahren vervierfacht worden, als 9b die Hilfsquellen unerschöpflich wären. Man müsse das Gleichgewicht dadurch. wiederherstellen, daß man die Ausgaben auf das unbedingt Nothwendige beshränke. Er hoffe dem- nächst die Unifizierung der auswärtigen Schulden durhzuführen, und erwarte, daß das Parlament sich bemühen werde, die Provinzial-Schulden zu regeln, damit der frühere Kredit auf den großen Geldmärkten wiedergewonnen werde. Un Aus- führung dieses Plans werde es erforderlich sein, die Finanzen des Staats in Ordnung zu bringen, die Verwaltung zu ver- bessern und den Werth des Papiergeldes zu heben. Der Schuß der Jndustrie müsse in weisen Grenzen gehalten werden, um niht den ganzen Handelsverkehr zu beeinträchtigen. —O s valdo Magnaseo ist zum Justiz-Minister ernannt worden.

Asien. /

Die ósterreihish-ungarishe Korvette „Frundsberg“ ist vorgestern in Chemulpo eingetroffen und wird nach drei- tägigem Aufenthalt daselbst nah Talienwan weitergehen.

Eine im Haag eingetroffene amtliche Depesche aus A tschin vom gestrigen Tage meldet, daß die holländishen Truppen, als sie durch Pasangan marschierten, fast gar keinen Wider- stand gefunden hätten; Tuku Tjitik sei in die Berge ge- flohen. Die Expeditions-Kolonne werde am 25. d. M. n Java zurückkehren; zwei Bataillone sollten vorläufig no zurückbleiben.

' Afrika.

Znfolge des von der gesezgebenden Versammlung der Kapkolonie beschlossenen Mißtrauensvotums hat das Ministerium seine Entlassung eingereiht, die von dem Gouverneur angenommen worden ist.

Statiftik und Volk8wirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Leipzig berichtet die „Lpz Ztg.*: M odell- und Fabriktishler ist laut Beschluß der Modelltishler-Versammlung bis auf günstigere Zeiten vertagt worden. An dem Ausstand waren noch 12 Geschäfte mit 66 Gehilfen betheiligt, 17 Gehilfen arbeiten nah den alten Bedingungen, 78 nach den neuen und 4 sind anderwärts untergebracht. i

Hier in Berlin wurde gestern vor dem Gewerbezericht eine Klage der Goldleistenfabrik von August Werkmeister junior gegen 18 Versilberer wegen Vertragsbruchs verhandelt (vgl. Nr. 241 d. Bl.). Die Firma verlangte die Fertigstellung der von den Arbeitern übernommenen Accordarbeiten und erklärte ch bereit, dann mit den Arbeitern über die geforderte obhnerhöhung von 25 v. H. verhandeln zu wollen, Der Gewerbe- rihter {lug einen Vergleih vor, der von dem Vertreter der Ver- Hagten niht angenommen wurde, weshalb ein neuer Termin auf den 14, Oktober anberaumt wurde. Von dem Verband der Geldleisten- fabrikanten sind infolge dieser Streitigkeiten, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, bis heute 150 Arbeiter entlaffen worden. L

Aus Paris meldet ,W. T. B.“ vom gestrigen Tage weiter über die Ausstandsbewegung: Der Seine: Präfekt empfing am Nah- mittag eine Abordnung von Unternehmern von Arbeiten der Stadt Paris. Die Unternehmer nahmen die ihnen gestellte Bedingung an, den Arbeitern soll ein Stundenlohn von 60 Centimes gezahlt werden. Die Präsidenten des Stadtraths und des Generalraths begaben ih beute Vormittag zum Handels-Minister, um ihm die Forderungen der Ausständigen hinsichtlich der Ausstellungsarbeiten auseinanderzusetzen. Der Minister erwiderte: troß seines Wunsches, den Ausstand beendigt zu ehen, könne er zur Zeit nihts thun. Der Minister fügte hinzu, die Aus- ellungsarbeiten seien genügend weit vorgeschritten, sodaß man das Ende des Ausstandes abwarten könne, ohne den Erfolg der Aus- stellung zu beeinträchtigen. Die beiden Präsidenten begaben \ih hierauf in Begleitung von Abordnungen Ausftändiger zu dem Arbeits-Minister, um diesen zu bitten, bei den Eisen- bahn-Gesellshaften zu Gunsten der Erdarbeiter vorstellig u werden. Der Minister erwiderte, er könne amtlih bei den Gesell- haften niht intervenieren. In der am Dienstag Abend ab- gehaltenen geheimen Sißung des Vorstandes des Syndikats der Eisenbahnarbeiter soll keine Einigung in der eas eines allgemeinen Ausstandes erzielt worden sein; 15 Mitglieder sollen für und ebensoviel dagegen gestimmt haben. Die O Arbeiter hielten heute früh mehrere Versammlungen auf der Arbeiterbörse ab; viele Arbeiter scheinen geneigt zu sein, die Arbeit wieder aufzunehmen, und die Wortführer selbst, ent- muthigt durch die Haltung der Eisenbahnarbeiter, treiben niht mehr fo energish zum Ausstand wie vorher. Die Zahl der Arkbeitspläße, auf denen heute Morgen die Arbeit wieder gusgenommen ist, hat sich merklich vermehrt und wird wahr- sheinlich im Laufe des Nachmittags noch wachsen. Die Zahl der Ae großen Bauten Srbeitenden betrug heute 6000. E heu

age wird ber s meisten orgen er halten

Ausstand für beendet, s N

Der Ausstand der leßten

Aus New York meldet „W. T. B.

Anzahl von Negern in Virden (Illinois zum Ersaß von aus- ständigen Bergarbeitern gab den nlaß zu einem Kampfe zwischen 1500 Auéständigen und den Beamten des Sheriffs, die unterstüßt " wurden durch die Polizei der Chicago - Alton- Eisenbahn. Diese besetzten die Umfriedigungen der Minen. und feuerten auf die Ausftändigen, um die Neger zu beshüßen. Etwa 500 S@üsse wurden Feerar, Zehn Personen wurden getödtet und fünf tödtlih und ebensoviel {wer verwundet. Nach einem Telegramm aus Ck.ica go haben die dortigen Eisenbahnbeamten einen Bericht erhalten, wona 50 Bergleute, 6 Beamte und ein Polizift getödtet wurden. Der Sheriff telephonierte nah Springfield, daß über 100 Personen getödtet seien, doch scheint diese Zahl übertrieben zu sem, Der Gouverneur befahl, daß Miliztruppen nah Virden abgehen.

Bauwesen.

In der ersten Versammlung des Architekten- Vereins nah der Sommerpause theilte der Vorsigende Ober - Baudirektor Hinckeld eyn mit, daß die Königliche Bestätigung des bewilligten dritten Schinkel-Preises eingegangen sei, wonach von 1899 ab je 1700 M für Preisarbeiten auf dem Gebiete des Po aeS des Wasserbaues und des Eisenbahnbaues zur Verfügung steben. Vorträge sind für das Winterhalbjahr in Aussicht: über den Kanal Ostsee —Berlin und den bereits fertiggestellten Stettiner Hafen ; über die Beförderungs- mittel E im besonderen über die Benußuung von Automobil- wagen; über das lenkbare Luftshiff; über die Art und Weise, wie Kanalisation in kleinen Orten erseyt werden kann ; über den Binnen- shiffahrts-Kongreß; über Architektur und Einrihtung des neuen Ab- geordnetenhauses; über die Gebäude der Pariser Welt-Ausftellung von 1900; über Unterpflasterbahnen. Außerdem werden zwei Berichte über Studienreisen erstattet werden, nämlih über den Besuch französischer Häfen (Professor Bubendcy) und über Eisenbahnhochbauten in den Vereinigten Staaten. Als wünschenswerth wurde von dem Vorsitzenden ein Vortrag über den Neubau der Museen und die mit den Gründungs- arbeiten verbundenen Sehwierigkeiten bezeichnet, auch bat derselbe um weitere zwanglo}e Mittheilungen über Studienreisen der Architekten.

Unter einer Anzahl von Vorschlägen für den nächsten Wett - bewerb um den Schinkel-Preis fanden folgende aus der Ver- fammlung genüaende Unterstüßung: Hochbau: ein allen Anforde- rungen der Neuzeit entsprechender, großstädtisher Gasthof; der Ent- wurf für den Bau einer Technischen Hochschule, welcher die einzelnen Institute, wie hemishes Laboratorium, elektrishes und physikalisches Institut, Anftalt für Materialienprüfungen 2c. vom Hauptgebäude trennt; ein Museum für eine nordishe Kunstsammlung. Wasser- bau: ein Kanal Elbe-Kiel. Eisenbahnbau: eine Bahn auf die Schneekoppe.

Land-Bauinspektor Hasak erstattete hierauf im Namen des Prüfungs-Aus\chusses Bericht über 18 zu einer städtischen Real- \chule nebst Turnhalle für Allenstein (Ostpreußen) eingegangene Entwürfe. Die Preisvertheilung is den Preisrihtern sehr \{chwer geworden, da eine beträhtlihe Anzakb]l treffliher Arbeiten eingegangen sind. Mehrere mußten ausgeschieden werden, weil sie den Vorschriften der Konkurenz niht genügt hatten. Die mit Preisen bedachten Arbeiten es die unmittelbare Ausführung. Es erhielt den ersten Preis von 1500 4A Architekt Mössinger-Frankfurt a. M., ben ¡weiten von 1000 Æ der mit dem Kennwort „1900 bezeihnete Ent- wurf eines unbekannten Verfassers, der ein leeres Kuvert eingereicht hatte. den dritten Preis von 5C0 A NRegierungs-Baumeister Paul Spiller und Regierungs-Bauführer Ernst Altmann. Nächstdem wurden die Entwürfe von Regierungs- Bauführer Carl Pregizer und Regierungs- und Stadtbaumeister Hoeag zum Ankauf mit je 250 # empfohlen. Ueber fünf eingegangene Entwücfe zu einem Wartehäuschen für eine Straßenbahn gab Regierungs-Baumeister Reimer die Be- urtheilung, deren Ergebniß die Bewilligung eines Vereinsandenkens an den Regierungs-Bauführer Berg war.

Der Vorsitzende, Ober-Baudirektor Hinckeldeyn hat der Anfangs September zu Freiburg i. B. stattgehabten Abgeordneten- Versammlung des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine beigewohnt und gab folgenden Bericht darüber: Die Mitgliederzahl des Verbandes is auf 7353 gestiegen ; neu aufgenommen wurden die Vereine von Potsdam, Stettin und Posen ; neu angemeldet find Erfurt und zwei Vereine in Halle; letzteren ist empfohlen worden, fich vorab zu vershmelzen. Es lag ein Mitglieder-Verzeichniß vor, das angefertigt war zum Zweck ander- weiter gerechterer Vertheilung der Verbandsbeiträge. Diese werden jeßt ads der Kopfzahl erhoben, wobei Berlin, das ein Viertel aller Beiträge zahlt, unverhältnißmäßig hoh herankommt, weil viele Vereinsmitglieder im Reih auch noh als auswärtige Mitglieder des Berliner Vereins zählen. Es wurde beschlossen, jedes Mitglied bei Berechnung der Verbandsbeiträge nur einmal zu zählen. Der Ver- bandsvorstand wird den einzelnen Vereinen eine neue Vorlage in dieser Angelegenheit machen. Die Verbande-Zeitschrift erfreut \ih steigender Abonnentenzahl. Ueber die sehr wichtige Frage der Stellung höherer s\tädtisher Baubeamten wird den Vereinen eine Denkschrift zugehen, ebenso über Normen beim Ausschreiben von Wettbewerben und über das von den Preisrichtern einzuhaltende Ver- fahren. Eingehende Erörterung fand die rage der Berechnung des Honorars für Architekten und Ingenieure. Vorgeschlagen wurde, für die ersteren die Kosten des inneren Ausbaues zu trennen und das betreffende Honorar nach besonderen Sätzen zu berechnen. Die Beshiubfaliung hier- über wurde vertagt; die Vorschläge follen erst den einzelnen Vereinen zugesandt und deren Meinung gehd:t werden. Dasselbe soll mit der neuen Vorlage, die Ingenieure betreffend, gesehen, Die Arbeiten der Mcaschinen-Ingenteure sind aus der leßteren endgültig ausgeschieden worden wegen der sih bietenden allzu großen S, Zu der angeblich von einzelnen Staaten beabsichtigten lenderung der Prüfungsordnung in dem Sinne, daß schon in der Bauführer-Prüfung eine Trennung von Wasserbau und Eisenbahnbau stattfinde, beschloß die Versammlung, einer solhen Abänderung zu widerrathen. Er- freuliher Fortschritte darf fih das dem Verbande seit langer Zeit fehr am Herzen liegende Unternehmen der Herauêgabe cines Werks über das „Deutsche Bauernhaus“ rühmen. Es liegt davon ein von dem betreffenden Verbandsausshuß ausgearbeitetes Probeheft vor, das viel Beifall findet, aber noch dur Beifügung mehr malerish wirkender Aufüahmen bereichert werden soll. Bei den namhaften von den einzelnen Regierungen bewilligten Beiträgen scheint die Durhführung des Unternehmens gesichert; gesucht wird z. Z. nah einem Verleger. Be- theiligt sind au die Schweiz und Desterreih-Ungarn. In der Schweiz ist man fo gut wie fertig und hat 50— 60 Blätter beisammen; in Oester- reih ist man noch nit so weit, indessen fleißig mit dem Sammeln des Materials beschäftigt. Gelingt alles weiter, wie es den Anschein hat, dann wird von dem Verbande ein Werk geschaffen sein, das Allen zur Ehre gereiht und fih hoffentlich auch bezahlt maht. Die in diesem Jahre in ris abgehaltene Konferenz des Sonder-Aus- \hu}ses wird im nächsten Jahre in München tagen. Ein Beitrag von {ährlich 100 , zunähst auf 5 Jahre, wurde einem Verein in Rothenburg a. d. LTaaber bewilligt, der es si angelegen sein läßt, den baulihen Charakter dieser in ihrer mittelalterlihen Architektur einzig dastehenden Stadt soviel als möglich auch bei Neubauten zu wahren. Die nöhste Abgeordneten-Versamm- lung foll im Jahre 1899 in Braunschw. ‘, die Wander-Versammlung 1900 in Bremen stattfinden. Die Stadt Freiburg hatte der Ver- fammlung einen glänzenden Empfang bereitet, der Ortsausshuß und der badisthe Verein E Aufmerksamkeiten und Bezeugungen liebenswürdiger Gastfreundschaft.

Den legten Vortra vel Si ung hielt Lant-Bauinspektor Koerber „Über das abgekürzte Meßbildverfahren und dessen Nutzen für das Studium der Baukunst“. Jn lichtvoller Weise erklärte der Vortragende, wie man im ftande sei, aus der forg- fältig aufgenommenen Photographie eines Bauwerks, etwa im Format von 40 auf 40 cm, durh die Umkehrung der Perspektive das geo- metrische eßbild mit vollendeter Genauigkeit zu Tkonsftruieren. Bedingung sei nur die völlige Bewahrung des perspektivischen Bildes

B.“: Die Ankunft einer

vor Verzerrungen, die absolut genau senkrehte Stellur Appara!

und die Fixierung der Hauptvertikal-Linie des Bildes und des Hori- onts, in dem alle horizontalen Linien des perspektivishen Bildes zu- cinen: Sorge man dann für ein recht sharses Bild, so sei nur die genaue Kenntniß der Brennweite des Objektivs und die Messung

einer einzigen Dimenfion am Bauwerk selbst nöthig, um daheim

im Zeichenraum das geometrishe Bild in vollkommenster Richtigkeit 4 entwerfen. Wie man entweder graphisch oder durh Rechnung dabei zu verfahren habe, das erläuterte der Vortragende sowohl an der Tafel als an Photographien und an einem Meßbilde, das aus der daneben aufgehängten Photographie konstruiert war. Die praktische Vebung des sehr einleuhtenden Verfahrens, so {loß der Vortragende, biete den Studierenden den Vortheil, in der Bearbeitung trefflicher Vorbilder ihre Kenntniß von Bauwerken zu erweitern und ihr perspek- tivishes Denken nugtbringend zu üben. Die Ableitung des geometrischen Ausführungsbildes aus dem perspektivishen Bilde gewähre auch hohen Genuß. Man könne, mit einem guten Apparat ausgerüstet, Studien- reisen mit erheblihem Gewinn an Zeit machen, weil die zeitraubenden örtlihen Messungen bis auf eine einzige gan in Wegfall kommen, und man reise gewissermaßen zum zweiten Ma”, wenn man später zu Hause das Mefßbild unter den Händen entstehen sehe. A. F.

Land- und Forstwirthschaft. Ernteergebnisse in Rußland.

Warschau, den 6. Oktober 1898. Die Herbstkestellung is im allgemeinen bei günstiger Witterung vor ih gegangen und größten- theils beendigt. Nur in einzelnen Gegenden war sie infolge anhal- tender Dürre ershwert, insbesondere auf schwerem Boden. Der in der leßten Septemberwoche gefallene Regen hai das Aufgehen der Saaten wesentli gefördert.

Die Kartoffelernte bat begonnen, und wenn sih au ein endgültiges Urtheil über dieselbe noch nit abgeben läßt, scheint sie doch im all- gemeinen niht sehr ergiebig auszufallen, Dazu kommt, daß auf schwererem Boden die Kartoffelkrankheit sehr verbreitet is, von der besonders die sogenannten „Amerikaner“ befallen sind. Die Preise find daher \chon jeßt höher als in den leßten Jahren und werden

voraussichtlich noh weiter steigen.

Veber den Ausfall der Zuckerrübenernte liegen zur Zeit noch keine näheren Nachrichten vor Die Getreidepreise sind im Vergleih zum vorhergehenden Monat für Roggen etwas gestiegen, für Weizen und Hafer ziemlih unver- ändert geblieben. Auf dem Warschauer Getreidemarkt wurden gezahlt pro Pud: Am 31. August d. J. Am 30. September d. J. für Weizen. . 082—1,07 Rbl. 0.87—-1,06 Rbl. Roggen . 0,63—0,76 , 0,70—0,81 - Hafer 0,65—0,90 ,„ 0,65—0,89 ,

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Gesundheitswesen und Gang der Volkskraukheiten.

(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts“, Nr. 41 vom 12. Oktober.)

__ Pest und Cholera. British-Oftindien. Kalkutta. Vom 28. August bis 3. September sind 4 Personen an Cholera und 87 an Fiebern gestorben. An Pest erkrankten 4 und starben 3 Pérsonen. Einer Mittheilung vom 17, September zufolge belief sich in Bombay die Anzahl der Todesfälle an Pest in der Woche bis zum 6. September auf 168, in derjenigen bis zum 13. September auf 175 (gegen 33 und 27 im

Vorjahre). i Gelbfieber.

Ina Franklin betrug, den „Public health reports“ zufolge, die Gesammtzahl der Erkrankungen bis zum 12. September 42 mit 2 Todesfällen; aus Houma (Louisiana) wurde am 22., aus New Orleans am 17. und 21. September je 1 Erkrankung gemeldet, aus Jadck son (Missiifippi) in der Zeit vom 10. bis 22. September 2 mit 1 Todesfall. In Orwood sind vom 4. bis 6. September 3 Erkrankungen, in Oxford (Mississippi) am 21. und 22. September 9 mit 1 Todesfall, in Taylors (Mississippi) vom 5. bis 9. Sep- tember 23 mit 2 Todesfällen und in Waterford am 9. Sep- tember 1 Erkrankung festgestellt worden. In Montevideo (Uruguay) f\tarben während des Monats Juni 2 Personen an der Krankheit, in Vera Cruz vom 26. August bis 8. September 8, in Limon vom 19 bis 25. August 2. In Rio de Janeiro wurden in der mit dem 5. August endenden Woche 8 Todesfälle durh access0

ernicioso, 7 dur Gelbfieber, in der mit dem 12. August endenden Woche 3 bezw. 7 durch diese Krankheiten verursacht.

In Bahia sind in den Monaten Juni und Juli mehrfach Er- krankungen mit einigen Todesfällen vorgekommen.

In Havanna fowie in sämmtlichen für den Verkehr Sa Hilen von Cuba hercscht Gelbfieber, allerdings niht in besonderer

erbreitung; (dagegen treten daselbst zufolge einer Mittheilung vom 22. September andere anfteckende Krankheiten, insbesondere Unter - leibstyphus, Flecktyphus, Rubr und Malaria, in bôs- artiger Form und so häufig auf, daß der Gesundheitszustand auf Cuba als ein überaus s{lechter bezeihnet werden muß). Verschiedene Krankheiten.

Pocken: St. Petersburg 3 Todesfälle und 7 Erkrankungen ; Genickftarre: New York 8 Todesfälle; Kopenhagen 3 Er- krankungen; Keuchhusten: London 29 Todesfälle; Kopenhagen 84 Erkrankungen; Influenza: London 5, St. Petersburg 2 Todes- fälle; Ruhr: Reg.-Bez. Arnsberg 142 Erkrankungen; Reg.- Bez. Düsseldorf 30 Todesfälle und 245 Erkrankungen; Trichino e: Stettin 1 Erkrankung. Mehr als ein Zehntel aller Ge- O starb an Scharlach (Durchschnitt aller deutschen

erihtsorte 1886/95: 0,91%): in Halle und Spandau Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 47, Breslau 26, im Reg.- Bez. Arnsberg 93, in Budapest 56, Edinburg 43, Kopenhagen 55, London (Krankenhäuser) 300, New York 49, Paris 42, St. Peters- burg 47, Prag 2959 an UÜnterleibstyphus (1886/95: 0,75 9/0): in Brandenburg a. H. Erkrankungen kamen vor in Budapest 42, London (Krankenhäuser) 36, New York 209, Paris 44, St. Petersburg 139, Prag 30 desgl. an Ma sern in den Regierungs- bezirken Aurih 95, Stade 104, in Amsterdam 115, Budapest 105, Edinburg 50, New York 33, St. Petersburg 34 desgl. an Diphtherie und Croup in Berlin 110, London (Kranken- bäujer) 197, New York 109, St. Petersburg 118, Stockholm 64.

Im Monat August (für die deuishen Orte) sind nahstehende Todesfälle gemeldet worden: Pocken: Relliaghausen 1, Genf 3, Marseille 1, Alexandrien 5, Kairo, Bombay je 1, Mexico 13, Buenos Aires 31; Cholera, Pest und Gelbfieber: vergl. die fortlaufenden Mittheilungen aus den Veröffentlihungen; Flecktyphus: Herne 1, Alexandrien 3, Kairo 30, Mexico 52, Rio de Janeiro 1; Rückfall- fieber (einschließli biliösen Typhoïds): Kairo 44; Genickstarre: St. Louis 1; Tollwuth: Bukarest 2, Rio de Di 1; In- fluenza: Barmen, Halberstadt, Bremen, mburg ge 1; Baltimore 2, Mexico 5; Lepra: Rio de Janeiro 2. Im übrigen war in nachstehenden Orten die Sterblichkeit an einzelnen Krankheiten im Vergleih zur Gesammtsterblihkeit eine beson - ders große, nämlich höher als ein Zehntel: an Masern

1886/95 erlagen denselben 1,15 von je 100 in sämmtlichen. deut

eriht8orten Gestorbenen): in Kairo; an Swharla 5: 0,91% in allen beutshen Orten): in Buer, Lipine, Pilsen ; an Diphtherie und Sn (1886/95: 4,27% in allen deutshen Orten): in Schalke; an Unterleibstyphus (1886/95: 0,75% in allen deutshen Orten): tn Weimar. /

Mehr als ein Fünftel aller Gestorbenen ift ferner e stehenden Krankheiten erlegen: der Lungenschwindsuht (1 ): 12,38 9% in allen deutschen D: in Neu-Ruppin,

Coburg, Le Havre; akuten“ Erkrankungen der Athmungs-