1898 / 245 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Oct 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Kaiser ist gestern Abend 8/4, Uhr von Wien nah dapest abgereist. A Üerhöchstde: selbe wird heute den Minister: äsidenten Baron Banffy in Annie empfangen und sih D zu einem mehrwöchigen Aufenthalt nah Gödöllö be-

Wie die „Politische Korrespondenz“ aus Rom erfährt, ‘beabsichtigen die österreihische und die ungarische Re- “_ierung zu der demnächst in Rom zusammentretenden Kon- ferenz zur Berathung .von Maßnahmen gegen die

narchisten je einen Delegirten ihres Ministeriums des Junern zu entsenden, welche als Beiräthe für Fragen, die . ihre Ressorts betreffen, dem diplomatischen Vertreter der Monarchie würden beigegeben werden.

« Jn der gestrigen Sißung des österreihishen Ab- -geordnetenhauses crwiderte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister-Präsident Graf Thun auf cine Jnterpellation über die Stcllurig, welhe das Auswärtige Amt zu der von dem Kaiser von Rußland vorgeschlagenen Konferenz ein- nehme: „Unser Auswärtiges Amt, welches diesem hoch- herzigen, ecminent humanitären Gedanken sympathisch gegenübersteht,, hat das, St. Petersburgér Kabinet ver-

ständigt, daß die österreichisch - ungarische Regierung, weit ent- fernt einem solchen Plane irgendwe:he Hindernisse in den Weg zu legen, gern bereit si, denselben nah Thunlichkeit zu för- dern. Wie ih wohl kaum besonders hervorzuheben brauche, besteht zwishen unserem Auswärtigen Amt und mir die vollste Uebereinstimmurg hinsichtlich dieser Auffassung. Die russische Regierung hat sih übrigens, wie diejes auch aus den Tagesblättern bekannt is, bei allen Regierungen mit {hrem Vorschlage einer sympathish-n Aufnahme zu erfreuen gehabt, und wenn ih auch die Schwierigkeiten nicht veckenne, die sih der Verwirklichung dieser großen Jdee entgegenstellen, so möchte ih doh meine Ausführungen mit den wärmsten Wünschen für deren G. lingen schließen.“ Jn Beantwortung der Interpellation des Abg. Gambini über die Ausschreitungen in Parenzo gab der Minister-Präsident Graf Thun eine Dar- stellung der Vorfälle, welhe weder auf politishe noch auf nationale Motive zurückzuführen seien. Was die Jnterp-llationen bezüglih der Angriffe auf italienische Unterthanen angehe, so werde er diése Jnterpellationen nah Sammlung der erforder- lihen Daten bea:tworten. Bei den Ausschreitungen in Triest, wo die ersten bedauerlichen Vorfälle stattgefunden hätten, dürfe der Umstand nicht außer Acht gelassen werden, daß, während ganz Oesterreich durh das entsezlihe Ereicniß in Genf in die tiefste Trauer verscht gewesen sci, in Triest Belustigungen stattgefunden hätten, durh welhe das Gefühl der Loyalität und der Anhänglichkeit an das Herrscherhaus auf das tiefste verlczt worden sei. Er könne schließlich niht unerwähnt lassen, daß der Regierung daran gelegen sein mü}, die freundschafilichen Beziehungen, welche die Monarchie mit Jtalien verbänden, ungetrübt zu érhalten. Die Regierung werde daher, speziell von diesem Standpunkte aus, sicherlich bemüht sein, alles u vermeiden, was Störungen dieser freundschaftlichen Bezie- ungen zur Folge haben föinte. Er, der Minister-Präsident, werde daher in erster Linie alle Maßregeln treffen, durch welche eine Wiederholung der Ausschreitungen gegen italienische Staatsangehörige auf österreichishem Gebiete wirksam ver- hütet werde könne. Jn zweiter Linie werde die Regierung gegen Alle, welche sih folher Angriffe gegen Jtalien s{huldig machen, mit der vollsten Strenge des G-\eßes einschreiten, um den Angegriffcnen rasch vollkommene Genugthuung zu eben. Sodann ging das Haus zur Tagesordnung über und fette die Debatte, betreffend die Kaiserlihen Verordnungen Über das Budgetprovisorium, fort. Zuvor erklärte der Abg. Jro (Anhänger Schönerer's), scine Partei habe die Obstruktion nit aufgegeben, fie könne dieselbe aber allein niht wirksam ausführen, und dies sei die Schuld. der anderen deutshen Par- teien. Ueber das Budgeiprovisorium sprachen die Abgg. Freiherr d’'Elvert (deutsche Ferischrittepartei), Dr. von Grabmayr E Großgrundbesiß) und Rieger (Sozialdem.) er Abg. Dr. von Grabmayr erklärte: Der verfassurigs- treue Großgrundbesiß werde für die Zuweisung der Ver- ordnungen an den Budgetausshuß stimmen, doch sei das kein Beweis des Vertrauens zur Regierung; die Gesundung des staatlichen Organismus sei ohne Beseitigung der Sprachenverordnungen unmöglih. Der von der NRegie- rung eingeshlagene Weg mise zum Konflikt mit der Ve: fassung Lvievtis Der verfassungstreue Großgrundbiesit bringe der Regierung kein Vertrauen entgegen und werde diescr Gesiznung dadurch Ausdruck geben, daß er alle Akte dieser Regierung einer besonders eingehenden, das Staats- interesse nie vergessenden Kritik unterziehen werde. Die Ver- handlung wurde hierauf abgebrohen. Nah Erledigung ecinigez Nothstands- und anderer dringlichen Anträge wurde die Sizung geschlossen.

Der Ausschuß des Abgeordnetenhauses für die Vorberathung der Vorlagen, betreffend den Ausgleich mit Ungarn, hielt gestern eine Sißung ab. Jn derselben wies der Minister-Präfident Graf Thun die von dem Mitgliede des Ausschusses Abg. Groß aufgestellte Behauptung, daß die österreichishe Regierung unter dem Kommando des ungarischen Minister-Präsidenten Baron Banffy stehe, auf das entschiedenste mte, Beide Regierungen seien sh der großen ökonomischen

ragweite des Ausgleichs für beide Theile voll bewußt. Die Regterung habe die entschiedene Absicht, den Ausgleich fertig- zustellen, damit die Segnungen der Stabilität der materiellen Üifie fonk beiden Neich8hälften zu gute kämen. Hier Kon-

ikte konstatieren zu wollen, sei niht am Playe; ein solcher Tus werde auch hoffentlich nicht von Erfolg sein. Er (Redner) und Baron Barffy seien in gegenseitigem vollsten Vertrauen bestrebt, He Verpflichtungen, welche sie im gegenseitigen Einvernehmen übernommen hätten, zu erfüllen. Der Ausschuß ging sodann zur Generaldebatie ber die Ausgleichèvorlagen über. Der Abg. Chiari (deutsche Volkspartei) erklärte, die Deutschen seien durchaus nit gegen ‘einen Ausgleich, jedoch müsse derselbe auf der Grundlage der "Gerechtigkeit herbeige e werden. Nach einer kurzen persönlichen Bemerkung des Handels - Ministers Freiherrn von Dipau li beleuhtete der Abg. von Bilinski die Len in längerer Rede und erklärte in seiner “Eigenschaft als früherer Finanz - Minister, er stehe nochch immer auf dem Standpunkte, daß der Ausgleich im Großen und Ganzen für Oesterreich günstig sei ; ohne eine entsprechende tabietan der Quote sei jedoch kein Ausgleih durchführbar.

__Vie terberathung wurde sovann auf heute vertagt. Im ungarishen Unterhause brachte gestern der o ei von Lukács eine Jndemnitätsvorlage für die ersten vier Monate des Jahres 1899 ein. f

Ausgleichs-

ien und Jrland.

Der neuernannte Parlaments - S-kretär des Aeußern f

Brodrick hielt gestern in Hawick (Schottland) eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte: Die Er-

} eignisse der allerleßten Tage bewiesen, daß keinerlei Zweifel

über die. Stimmung des Landes in Bezug auf die von Lord Salisbury im Sudan verfolgte Politik bestehen könne. Lord Salisbury habe, als er sich über Faschoda äußerte, nicht ledigalih im Namen einer einzelnen Partei gcsprochen, sondern mit Zustimmung jeder Gruppe von Politikern im ganzen Lande.

Frankreich. In Paris waren gestern Gerüchte von einem militärischen

Anschlag gegen die Regierung v: rbreitct, welcher heute zur ;

Ausfüh: ung habe gelangen sollen, da der Krie ¡6&-Minister Paris verlassen und sich nah Chaumont begeben wolle. Jnfolge dessen veroffentlihte gestern die „Agence nationale“ folgende Note des Kriegs-Ministeriums: „Wir sind ermächtigt, die Meldung der Zeitungen betreffs eines angeblich angezetteiten Militärkomp'ots zur Ausführung eines Staats- streihs formell zu dementieren. Dec Krieas - Miniîter hat keineswegs abreisen wollen, er wird dem Ministerrath am Sonnabend beiwohnen.“ y Der General Bois deffre wurde gestern an einem Karbunkel opcriert. Der Zufttand des Generals ift befriedigend.

Nufßland. i

Aus St. Petersburz wird der „Politischen Korr spondenz“ berichtet, daß der Kaiser am 20. Oktober wieder in Livadia eintreffen werde, wohin Graf Murawjew für den 29. Ok: tober beschieden sei.

Spanien.

Dem „Liberal“ zufolge, werde der Marschall Blanco in

kurzer Zeit nah Spanien zurückehren. Türkei.

Den Deutschen Kaiserlihen Majestäten werden, wie „W. T. B.“ meldet, heute der Zustiz-Minister Ab- durrahman Pascha, der Präsident des S1aatsraths Said Pascha, der Chef der Militärkanzlei Marshall Schakir Da, der Marshall Kamphövener Pascha, die

ivisions - Generale Ahmed- Ali Pascha und Nassir Pascha sowie der Unter-Staatssekretär Selim Melhame Effendi auf der Yacht „Jzzeddin“ nah den Dardanell-n entgegenfahren, Mit der „Loreley“ fahren der deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein, der Dragoman von Eckardt und der Hauptmann Vorgen Jhren Majestäten entgegen.

Nach dem für den Aufenthalt Seiner Mazjestät des Kaisers Wilhelm und Jyrer Majestät der Kaiserin Auguste Victoria in Konstantinovyel aufgestellten Programm erfolgt die Ankunft daselbst am 17. d. M., Vormittags um 11 Uhr. Am Abend findet im Yilviz:-Palais Galatafel statt, an welcher die Mitglieder der deutschen Botschaft, des deutschen General - Konsulats, die in türkishen Diensten befind- lihen Deutschen sowie die Notabeln der deutschen Kolonie theilnehmen. Am 18. ist Fcühstück auf der deutschen Botschaft, Empfang der Deputation der deutshen Kolonie sowie Besuh Jhrer Majestät der Kaiserin im Harem Seiner Majestät des Sultans. Am 19. folgt ein Ritt um die Stadtmauer, der Empfang des diplomaiischen Korps, eine Boe porusfahrt auf der „Hohenzollern“ oder der „Sultanie“ und Ab:nds Theatervorstellung im Yildiz- Palais. Am 20. findet eine Fahrt auf der anatolishen Eisenbahn nah der Kaiserlih.n Deppichfabrik Hereke, am 21. Parade der Truppen vor dem Talim Hane-Kiosk und nah dem Selamlik, welchem Seine Majestät der Kaiser Wilhelm nicht beiwohnt, Abends Galatafel für das diplomatische Korps im Yildiz-Palais statt. Am 22. erfolat, nah cinem Frühstück im Kaiserlichen Palais von Dolma Bagtsche, die Abreise Jhrer Majestäten.

Die Botschafter Großbritanniens, Frankreichs, Ztaliens und Rußlands haben, nach ciner Meldung des „Reuter'shen Bureaus“, gestern der Pforte die Ent- \hließungen ihrer Regierungen bezüglih der Ant- wort des Sultans auf das Uitimatum mitgetheilt, Die Mächte halten die in dem Ultimatum gestellten Bedingungen durchaus aufrecht, geben jedoch ihre Bcreit- willigkeit zu erkennen, später der Pforte einigcs Entgegen- kommen hinsihtlich dec Beibehaltung eincs Symbols der türkischen Oberherrschaft auf Kreta zu zeigen.

Dänemark.

Der König empfing, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Mittag im Schlosse Amalienborg sämmtliche in Kopenhagen eingetroffenen Fürstlichkeiten und Vertreter der Höfe und Negierungen. Nachmititags um 4 Uhr fand im Schlosse Bernstorff ein rauergottesdien#| für die Königin Luise statt; so»ann wurde der Sarg von dem König von Dänemark, dem Kaiser von Rußland, dem König von Gricchenland, dem Kronprinzen von Dänemark und mehreren anderen Mitgliedern der dänischen Königs- familiczum Leichenwagen getragen, welhemdie ganze Königliche Familie nah dem nahegelegenen Bahnhof Gjentofte zu Fuß folgte. Eine große Menschenmenge bildete längs des Weges Spalier und grüßte ehrfurhtsvol durch Entblößen der Häupter. Jn den Eisenbahnwagen wurde der Sarg wieder von denselben Fürstlichkeiten getragen. Um 43/, Uhr seßte sih der Trauerzug nah Roeskilde in Bewegung, wo er um 6 Uhr eintraf. Der König und die anderen Fürstlihkeiten trugen auh hier persönlich den Sarg zum Leichenwagen. Während der Fahrt nah dem Dom fstreuten Frauen in Trauerkleidung vor dem Wagen Blumen. Hinter dem Wagen folgte der Köni g mit der Kaiserin-Wittwe von Rußland, der Prinzessin von Wales und der Her-

ogin von Cumberland. Beim Dom -angelangt, trugen ie Fürsilichkeiten den Sarg in das Gotteshaus. Nach einem kurzen Trauergottesdienst verließ die Königliche Familie die Kirche und kehrte mittels Sonderzuges nah Gientofte zurü.

Amerika.

ork eingetroffenen Telegramm aus Santiago de Cuba ist die. Meldung, daß Marimo Gomez zum Präsidenten der „Republik Cuba“ gewählt worden sei, niht rihtig. Die Nationalversammlun werde zur Wahl des- Präsidenten erst am 20. d. M. zusammentreten. /

Nach einem in New

397 Millionen, die Bank von Spanien mit 235 Der Silbervorrath war dagegen bei der Bank von Frankreih am

O io O : Aus Simla meldet das „Reutershe Bureau“, britishe Kriegsamt der indis chen Regierung mitgetheilt habe, es benöthige der Dienste des bekannten Erforshers von Tibet, Majors Bower, welcher gegenwärtig Qjsizier eines indischen Eingeborenen-Regiments ist. Derselbe solle nah China gehen, um ein Bataillon chinesisher Truppen aufzustellen.

Demselb:n Bureau zufolge hat der französishe Ge- sandte in Peking nachdrücklich die sofortige Freilassung der Franzosen gefordert, welche sih in den Händen der Auf- ständischen in“ der Provinz Sz“-tshwan befinden, und strenge Maßnahmen sowie die Entsendung französischer Truppen in chinesishes Gebiet angedroht, falls die Franzosen nicht in Freiheit yeseßt würden.

Jn Manila verlautet, der Anführer der Aufständischen in den fünf nördlihen Provinzen Macabulos habe sih gegen Aguado aufgelehnt. Ein scharfer Kampf zwishen den beiden Gruppen der Aufständischen sei im Gange.

Afrika.

Das „Reuter’she Bureau“ berichtet aus Kairo, daß die Depesche des französishen Ministeriums des Aeußern dem Viajor Marchand in Fashoda zugegangen sei. Derselbe habe daraufhin einen der ihm unterstehenden Offiziere nah Kairo enlsandt. Der Dampfer, auf welchem dieser Offizier reise, sei bereits in Khartum eingetroffen.

Die Polizei von Alexand:ien verhaftete in der vorleßten Nacht neun italienishe Anarchisten, darunter den Jn- haber cines Cafés, in dcssen Wohnung zwei mit Kugeln gefüllte Bomben gefunden wurden.

Das neue Ministerium des Kaplandes ist folgender- maßen zusammengeseßt: Premier - Minister und Kolonial- Minister: Schreiner, Schaßmeister: Merriman, Sekretär der öffentlichen Arbeiten : Sauer, Sekretär für Ackerbau : R Attorney General : Salomon, Minister ohne Portefeuille: te Water. Die Ae C des Ministeriums

findet in den Kreisen der Äfrikander im allgemeinen Zustimmung.

Nr. 42 des „Centralblatts für das Deutsche Reih“, herau2gegeben im Meichöamt des Iûnern, vom 14. Oktober, hat fol genden Jahalt : 1) Konsulat-Wesen: Ernennungen. Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands-Akten. Exequatur-Ertheilung. 2) Bank-Wesen: Status der deutishen Notenvanken Ende September 1898. 3) Zoll- und Steuer-Wesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der ZoP- und Steuerstellen. Charakter- erhöhung eines ' Stationé-Koutroleurs.. 4) Polizei-Wesen: Aus-« weisung von Ausländern aus dem Neicßsgebiet.

Nr. 41 rer „Veröffentlihungen des-Kaiserlichen G e- fundheitsamts*“ vom 12. Oktober hat folgenden Fnhalt: Gefund- heitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im August. Zeitweilige Maßregeln gezen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Desgl. gegen Pocken. Sterblichkeit in Preußen, 1896. Gesund- heitéwesen in Oresden, 1896. Sterblikeit in Moskau, 1896/37. Gesetzgebung u. \. w. (Preußen). Wiederbclebung8prämien. Suktlima1pastillen. (Schöneberg). Ansteckende Krankheiten, (Neg.-Bez. Breslau) Mittelohrenentzündung. Augenentzündung. Nabelshnurreste. Hebammenwesen. (Schaumburg-Lippe). Abdecker-Gewerbe. (Oesterreih). Lebensmittelproben. Arineî- handel 2c. (Böhinen). K1ankenanstalten. (Jtalten). Speziali» täten, Gang der Thierseuhen im Deutshen Reiche, September. Desal. Rindertubeckulose, 2. Vierteljahr. Zeitroeilige Maßregeln gegen Thierfeuhzen. (Preuß. Reg.-Bez, Köntgsberg, Liegni, Stade, Braunschweig.) WBermischtes. (Preußen, Berlin.) Kanalisation, 1896/97. (Köin.) Bakteriologishes Laboratorium. (Vereinigte Staaten von Amerika, Michigan.) Geburten und Todesfälle, 1894/95. Geschenkliste. Monatsrabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15000 und mehr Einwohnern, August. Deegl. in größeren Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbe- fälle in deutsWen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilaye: Gerichtlihe Eut- scheidungen auf dem Gebiete der öffentlihen Gesundheitépflege (Thier- feuchen, Fleishbeshau).

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Direktor der Münze zu Paris, Herr de Foville, hat an den Finanz-Minister den Jahresbericht für 1897 erstattet. Dieser O enthält außer den statistischen Daten über die Prägungs- thätiakeit der Münze auch wercthvolles Material über Produktion, Zirkulation und industriellen Verbrauch der Edel- metalle. Einem von dem „Berliner Börsen-Courier“ daraus mit- getheilten Auszuge entnehmen wir Folgendes :

Was die Prägunagsthätigkeit der Pariser Münze anbelangt, fo wurden im Jahre 1897 Münzen im Gesammtbetrage von 344,5 Mtil- ionen Francs (im Vorjahre 239,9 Millionen) geprägt, davon 222,8 Millionen (113,3 Millionen) für Frankrei, 18,9 Mil- lionen (662 Millionen) für die Kolonien, 93,5 Millionen (596,9 Millionen) für Rußland, 4 Millionen (1,8 Millionen) für Marokko, 3,7 Millionen für Acthiopien u. f. w. Die Prägungen der % Länder ver lateinishen Union im Jahre 1897 beliefen fich zue sammen auf 233,5 Millionen. Obige 222 8 Millionen reþräsentieren davon 95 9/6, während auf Ztalien im Ganzen 2,5 Millionen, auf die Schweiz 8.2 Millionen (auf Belgien und Griechenland nichts) entfallen. Im gleichen Jahre wurden in Deutschland 128,3 Millionen Mark, in England“ (und Australien) 10,491 Millionen Pfd. Sterl, in Oeftérreil-Ungarn 164,6 Millionen Kronen, in Rußland (mit Be- rüdsihtigung der Prägungen in Paris und Brüssel) 400,3 Millionen Rubel, in den Vereinigten Staaten 95,6 Millionen Dollars geprägt. Den Betrag der Gold, und Silbermünzen in Frankreich {äßt Herr de Foville auf 6375 Millionen Francs, die sich folgendermaßen ver-

theilen : Millionen

ranzösishe Goldmünzen . « -+ 3675 remde L L Eee O ranzösishe Silber - Fünf - Francs-Stüke . . 1380 remde ù s « WCOOD ranzösishe Siiber - Divisions -Münzen . .. 205 remde # Ï A 35

Von den europäischen Notenbanken hatte am §1. Dezémber- 1877 die russische Staatsbank den größten Goldvorrath, nämli 3095 Mil- lionen Francs; danach kamen die Bank von Frankrei mit 1945 Mil- lionen, die Ne G Se Bank mit 764 Millionen, die Bank von S mit 762 Millionen, die Deutsche Reichsbank

, die drei itali ttelbanken mit mit 710 Millionen, die drei italienischen illionen Francs.

Lea :1205 Millionen; ér betrug 102 Millionen bei der Bank von ußland, 259 Millionen bei der österreichisch - ga iGen Bank, 323 Millionen bei der Deutschen Reichsbank, 68 Millionen bei den

daß das

drei ftalienishen Zetlelbanken, 258 Millionen Francs bei der Bank

von Syarien. : : | A Die Gold-« und Silberproduktion hat im Jahre 1897 weiter zu-

genommen. Die Goldgewinnung hat si in den leßten zehn Jahren mehr als verdoppelt; sie betrug im Jahre 1887 548 Millionen Francs und erreihte im Jahre 1897 1211 Millionen. Aber auch die Silber- produktion hält i troß der Baisse des Metalls auf sehr hohem Niveau. eit 1893 werden fährlich über 5 Millionen gewonnen, gegen 4 Millionen in den früheren

Kilocramm | hat man im Mittelalter den Edelmetall-

Jahren. Bekanntlich

Stock der alten Welt als erschöpft betrachtet, und die Erschließung

der Schätze der neuen Welttheile rief im 16. Jahrhundert eine förm- liche öfonomishe Rebolution hervor. Seither wurden für 105 Milliarden Francs Gold und Silber aus der Erde ge- zogen (das Silber zur * Parität der französischen gerehnet), aber mes® als die Hâlfte dieser enormen rodufkftion war das Werk der leßt-n 47 Jahre. Insbe- sondere in den fünf Jahren von 1893 bis 97 wurden für mehr als 10 Milliarden Francs Edelmetalle gewonnen (nämlich für 5052 Millionen Geld und für 5740 Millionen Silber, zu pari ge- rechnet). - Die vier hauptfächlihsten goldproduzierenden Mittelpunkte sind die Vereinigten Staaten, Transvaal, Australien und Rußland. Die Produktion der Vereinigten Staaten im Jahre 1897 wurde noch niht bekannt gegeben (im Jahre 1896 war sie 79880 kg), doch dürften die Vereinigten Staaten in diesem Jahr ihren ersten Rang zu Gunsten Trantyaals vérloren haben. Die Produktionsziffer Trans§vaals erhöhte sich von 66 819 kg auf 102316 kg brutto (im ersten Semester 1898 betrug sie {hon 60998 kg). Australien förderte 83 900 kg (gegen 67825 kg im Jahre 1896), Rußland 34977 kg (gegen 32405 kg). Silber ift dagegen weiter ‘ein vor- necmiih amyerifanishes Produkt geblieben. Im Jahre 1896 hat Amerika von der Gesammtproduktion von 5,1 Millicnen Kilogramm 4,3) Millionen geliefert, Australien ragegen keine halbe Million. Fn Europa haben nur zwei Länder (Deutschland und Spanien) über 100 000 kg produziert.

Den industriellen Vecbrauh an Edelmetallen im Fahre 1897 {äßt der Bericht unter Benuzung . der Angaben des New Yorker Münzamtes auf 89154 kg Gold und 928301 kg Silber: dies wäre ein Drittel der Goldproduktion und ein Fünftel der Silber- produktion. In Betreff des Goldkonsums steht Frankceih mit 16 0090 kg an erster Stelle; naher kommen England, die Bereinigten Staaten, Deutschland, Schweiz. Der Silberkonsum ist am bedeutendsten in den Bereinigten Staaten mit 219 000 kg; dann folgen Deutschland mit 150 000 kg, Frankreih und England mit je 140000 ke, Ruß- land mit 9 000 Kg.

Zur Arbeiterbewegung.

Hier in Berlin hat das Gewerbegeriht gestern wegen des Ausstandes der Vergolder das Urtheil gefällt und die von der Firmck August Werkmeister jun, Brunnenstraße, verklagten 18 Ar- beiter verurtheilt, die ançefangenen Accordarbeiten bedingungslos wieder aufzunehmen (vgl. 243 d. Bl.).

Aus Paris wird dem „W. T. B.“ vom gestrigen Tage über die Ausstandbewegung weiter berihtet: Der Aus\{huß des Bahn- arbeiter - Syndikats erjuchte den Friedensrihter des 10. Arron- dissements brieflich, er. möge, bevor der Konflikt akut ge- worden, die Vertreter der Bahngesellshaften zu Verhandlungen mit den Vertretern des Syndikats einladen. Nachmittags wurden bei verschiedenen Personen, welche in den öffentlihen Arbeiter- versammlungen als Rednec aufgetreten sind, und bei Anarchisten Hausfuchungen vorgenommexn. Auf dem Nordbahnhof ift, wie es beißt, feine Arbeitseinstellung tes Personals ein- getreten. Zwei Kompagnien des Geniekorps bleiben auf dem Bahnhof zur Verfügung für den all, daß man ihrer tewnischen Kenntnisse zur Aushilfe bedarf. Auch vom Orleans-Bahnhof und dem Lyoner Bahnhof ift keine Arbeitseinstelung gemeldet worden. Die Direktion der Eisenbahn Paris—Lyon— Möóditerranée empfing sehr beruhigende Depeschen aus der Provinz. Auf allen Babnhöfen kann man jedo eine merkliche Abnahme in der Zahl der Reisenden fest- stellen. Guimbert, -der Präsident der allgemeinen Vereinigung der Maschinisten uns Heizer Frankreichs, rihtete ein Rundschreiben an die Gisenbahn-Maschiniften und Heizer, in welchem er gegen den vom Eisenbahnarbeiter-Syndikat beschlossenen Ausstand als ein Verbrechen am Vaterlande protestiert und die Maschinisten und Heizer auf- fordert, auf ihren Maschinen zu bleiben, vertrauend auf die Kraft der Gescye und stark im Gefühl der Pflicht. Heute früh haben einige Versammlungen auf der Arbeitsbörse stattgefunden, aber die Betheiligung verringert sich mehr und mehr. Bei Mitgliedern des Eisenbahnarbeiter- Syndikats sind am Morgen Hausfubungen vorgenommen und einige Papiere beshlaznahmt worden. Spätere Meldungen aus den Pro- vinzen berichten, daß auf allen Bahnhöfen und Bahnnetzen Ruhe herrscht. Vom heutigen Tage wird ferner gemeldet: Der Eisenbahnverkehr ist nirgends gestört; die Zahl der ausständigen Eisenbahnangestellten ist unbedeutend. Ein einziger ernster Zwischenfall hat sich ereignet: gestern Abend wuiden auf der Strecke zwischen dem Ostbahnhofe und dem Bahnhofe von Pantin die Signaldrähte zershnitten. Die Unter- suchung ift eingeleitet.

Aus Brüfsel wird der „Voss. Ztg.“ geshrieben: In der of- flandrishen Stadt Grammont, dem Sitze der Anfertigung der Zündhölzhen in Belgien, is ein Ausstand ausgebrochen; N E und Arbeiterinnen haben die Arbeit wegen Lohnkürzung eingestellt.

__ Aus Kopenhagen meldet „W. T. B.“: Nah einem lang- wierigen Lohnkonflikt zwishen dea Roggenbrotfabrikanten und den Bäckergesellen is gestern ein Ausstand ausgebrochen, welcher 25 Fabriken umfaßt.

Land- und Forstwirthschaft.

Ernteergebnisse und Saatenstand in Holland.

„Amsterdam, den 10. Oktober 1898. Das Wetter der zweiten Hälfte des Menats September war kühl und hat den für die Autsaat der Wintèrsäaten erwünschten Regen nicht gebracht.

Aus verschiedenen Gegenden des Landes verlauten Klagen über die so trockdene Bodenbeschaffenheit, welche einer vortheilhaften Vor- Sig des Bodens zur Aufnahme der Winter-Aussaat einige Schwierigkeiten verursachen dürfte.

_ Veber den Ausfall der diesjährizen Ecnte liegen in Betreff ver- fciedener Gewächse aus der Provinz Süd-Holland ziemli günstige Nachrichten vor. Das Ergebniß der Roggen- und Weizenernte war im Ganzen gut. Die Menge an Stroh soll retchlich-sein. Nur in einzelnen Ortschaften kann infolge Liegens des Getreides der Ernte- ausfall als kaum mittelmäßig bezeichnet werten.

Die Gerste wird voraus\sichtlih nur einen mittelmäßigen Ertrag liefern, doch wird derselde immerhin reihlider ausfallen als im ver- gangenen Jahre.

Eine zufriedenstellende Hafer- und Erbsenernte wird erwartet.

Die Kartoffel verspric)t, wenn man von einigen Landstrichen ab- s eine gute Ernte zu liefern. Krankheiten kamen nur bei den

rübfartofteln vor.

Die Rübengewäcthse werden voraussihtlich infolge des nafsen Frühjahrs nur éa mitelmäbigen Ertrag liefern; doch_ dürfte die Tae der leßten Wochen noch vortheilhaften Einfluß ausgeübt

en.

In Betreff der Baumfrüchte werden, troßdem die Bäume reih- li blühten, nur geringe Erwartungen gehegt.

Ernteergebnisse und Getreidehandel in Bulgarien.

Varna, den 4, Oktober 1898. Die Getreidezufuhren nah Varna haben in; Monat September im Vergleih zum August zu- enommen, jedoch nit in gleichem Masie wie in den entsprechenden onaten der Vorjahre, sodaß die bereits gehegten Befürchtungen be-

Währung

besiegen: die

nsbesondere blieb die Menge des Weizens weit hinter den ge- hegten Erwartungen zurück, während Gerste in größeren Quantitäten De E eiG Allausabes Gert

‘Die täglich hier einlaufenden Getreidemengen umfassen insgesammt etwa 400 bis 500 b; für Bohnen macht sid bei einer gane von 200 & pro' Tag zur Zeit ein lebhaftes Lofalgeshäft beme: koar.

Die Varnaer Getreidehändler, welhe im Hinblick auf die im leßten Monat in Konstantinopel notierten hohen Getreidepreise größere Getreidemengen angekauft hatten, mußten diese Vorräthe ein- lagern, da Konftantinopel es wider Erwarten unterließ, seine Getreide- stccks in Varna zu kompletieren, und die Preise des europäischen Ge- treidemarktes der hiesigen Spekulation nicht konvenierten.

Anders stand es mit dem Getreidehandel in den Städten Baltschik und Kavarna, der ziemli s{wunghaft war, da die aus dem Innern zugeführten Getreidemengen, besonders Gerfte, sofort auf den europäischen Markt geworfen werden konnten, sodaß diese Städte auch noh für die Folgezeit auf ein flottes Getreidegeschäft rechnen dürfen.

_In den leyten vier Wochen wurden folgende Getreidemengen exportiert : aus Varna: Weizen nah der Türkei . 2 nah Griechenland . Gerfte nah der Türkei . . nah Griechenland . nah Belgien. . Bohnen nah der Türkei nach. Griechenland. . . ; aus Baltschik: Gerste nah Belgien etwa . j aus Kavarna: Gerste nah Belgien etwa . j 2900 , Hartweizen na§ Frankreih etwa. . . 4000, Die Preise stelltea sich um die Monatswende in den einzelnen Hafenftädten pro Doppelzentner : in Varna: Weizen, minderwerthige Waare (Besaß 25-—30 %/0) auf 13,20—13,50 Fr. Î bessere Waare (Besaß 8—12%) ,„ 14,00—14,50 , Gef C 880 9602 Bohnen a e ea 19509000 in Balt\chik und Kavarna: Gerste . A j Harttwweizen

auf 8,20— 8,90 Fr.

i O I S 0 p Der Mais war iberall im guten Zustande; die Landleute stehen im Begriff, denselben einzuheimsen; Preisnotierungen find bierin bisher nit erfolgt, da keinerlei Zufuhren dieöbezüglih zu verzeichnen waren.

Mit dem Umackern der Felder und dem Aussäen des Winter- getreides konnte {on unter theilweise recht günstigen Witterungs- verhältnisfsen begonnen werden, auch wurden in den Gegenden von Schumla und Nasgrad seitens der Landwirthe die Feldarbeiten in An- griff genommen.

Rustshuk, den 8, Oktober 1898. Der Ernte-Ausfall in Mais Fat, wie jeßt verlautet, niht überall den gehegten Erwartungen ent- sprochen; die in den leßten Monaten über die Balkangegenden nieder- gegangenen starken Regen, verbunden mit M ena niedriger Temperatur, haben die Eniwickelung stark beeinträchtigt, sodaß in den dem Gebirge näher gelegenen Kreisen nur eine {w2che Mittelernte zu verzeichnen ist. Ju den Donaubezirken is dagegen das Ergebniß quantitativ und qualitativ ein außerordentli gutes.

Was die anderen Getreidearten anbelangt, so if, wie bereits be- richtet, die Ernte mittelmäßig ausgefallen. Die Preise haben fi vihf verändert, und findet Export so gut wie gar nit statt, da dec Bauer die Frucht vorläufig zurückthält in der Hoffnung, daß die Marktlage in Mittel-Europa fi vortheilhafter gestalten wird.

Die heurige Weinlese ist im NRustshuker Kreise, wie voraus- zusehen, sebr schlecht ausgacfallen, daher der Preis der Trauben die noch nicht dagewefcne Höhe von 0,80 bis 1 Fr. pro Kilogramm erreiht hat, im Gegensaß zu 0,20 bis 0,30 Fr. in früheren Fahren.

…_ Die Schädlinge des Gemüsebaues und deren Be- kämpfung. Ein Volksbuh für Gartenfreunde, Gärtner, Samen- züchter 2c. von Heinrich Freiherrn von Schilling. Mit vier farbigen Tafeln nah Aquarellen des Verfassers. Preis: 1 Exemplar geb. 2 4, 10. Exemplare 17,50 %, 30 Exemplare 45 M Verlag von Trowißsh u. Sohn in Frankfurt a. d. Oder. Dieses Buch soll nach der Absicht seines Autors der mangelnden Kenntniß der Gemüsebauenden von den Schädlingen ihrer Kulturen abhelfen. Dazu gehört vor allem eine genaue bildlihe Anschauung von den Feinden, sodaß man erkennen könne, mit welhem Schädling man es zu thun hat, ferner aber, daß man über dessen Lebenéëgang unterriht:t werde und wisse, wie man gegen ihn vorgehen muß. Das alles zeigt und [lehrt das vorliegende, mit 77 farbigen Abbildungen ausgestattete Bu. Berüksichtigt sind darin alle Arten von Gemüsen bis zu den Küchenkräutern und Apothekerpflanzen. Praktishe Register ermöglichen die fofortige Orientierung: unter der Rubrik „Spargel“, „Kohlrabi*, „Linse“, „Radies“, „Kresse“ u. #. w. findet man die Seiten, auf denen deren Feinde beschrieben sind. Die Verlagsbuh- handlung und die mit ihr verbundene Kunstanstalt waren bemüht, durch mögli sorgfältige Wiedergabe der vortrefflihen Abbildungen den Absichten des Verfassers gérecht zu werden.

Verkehrs-Anstalten.

Laut elcarattn aus Goch ist die zweite englische Bel über lissingen vom 14. d. M. ausgeblieben. cund: Verspätete Abfahrt des Schiffs von Queenborough.

Bremen, 14. Oktober. (W.T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Kaiser Wilhelm 11." 13. Okt. Nm. v. New York in Neapel angek. „Barbarossa“ 13. Oft. v. New York n. Bremen abgeg. „Trave“ 13, Okt. Mrgs. v. Bremen inN ew York angekommen.

Hamburg, 14. Oktober. (W. T. B.) Hamburg-Ameri?ka- Linte. Dampfer „Ascania“, von Hamkurg kommend, gestern in St. Thomas, „Augusta Victoria" heute Morgen in Sout- hampton und „Pretoria“, von New York kommend, heute Morgen in Cuxhaven angekommen. :

ondon, 14. Oktober. (W. T. 4 Castle-Linie. Dampfer „Avondale Castle“ auf Ausreise gestern die Canarischen In- seln passiert. „Dunottar Castle* auf Ausreise heute von Lon- don abg.,, „Pembroke Castle* gestern auf Heimreise von Kapstadt abg, „Car isbrook Castle“ auf Heimreise heute in London angekommen.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

n der gestrigen hundertsten Aufführung der Sudermann? schen dele tr gesriaen Lg ertsen Pert von Winterstein die Titelrolle. Der junge Künstler hatte als Johannes ein Ange Hinderniß zu Erinnerung an seinen ausgezeihneten in der Darstellung der Rolle und die dichterishen Schwächen der Prophetengestalt, die im Brennpunkt des Interesses stehen sellte, - aber dramatisch hinter anderen Figuren des Stücks wesentlich pa ese Hemmnisse völlig zu überwinden, konnte

d dlihen Darsteller unmögli gelingen, aber die künstlerische estung geit ihn ei auf der Höhe seiner großen Aufgäbe; namen

züglih der geringen. Quantität des diesjs sf . stätigt babn. ias esjährigen Getreides sich be

] des Predigers in der Wüste fest, soda

Vorgänger }

Charakteriftik lebhafte Anerkennung, ivie aub

Leb Vortrag durchaus zu loben ‘war. Eine feinere Schattierung im A) druck der wehseladen Empfindungen blieb hier allerdings zu wüns übrig; der Darsteller hielt fast beständig den eifernden, strafenden Ton ß für zarteze Seelenregungen

kein Raum blieb. Jm Ganzen hat er das glärzende Zusammenspiel des Deutschen Theaters, in dem au gestern wieder Herr Reicher als

rodes Antipas, Fräulein Dumont als Herodias und Frau: Reisen- ofer als sinnbethörende, grausame Salome dur ihr vorzügliches- Sptel Bewunderung hervorriefen, sehr glücklih ergänzt. e

Berliner Theater.

Schiller's Trauerspiel „Maria Stuart“ ging gestern mit Frau Geßner in der Titelrolle neu einstudiert in Scene. Die Auf- ührung war mit Sorgfalt vorbereitet und verlief unter außerordentli warmer Aatheilnahme von seiten d:-s zahlreich anwesenden Publikums. Der Beifall galt hauptsählich der Darstellerin: der Maria, welche der Gestalt der unglückl‘chen Königin ein rührendes Gepräge verlieh. Weichheit und Weiblichkeit hervor- zukehren, gelang ihr besser, als die zornige Erregung bei der Begegnung mit Elisabeth ; hier versagte die Kraît der \ympathi- schen Künstlerin fast ganz. Als (Flisabeth war Fräulein Frauendorfer sichtlich bestrebt, möglichst natürli za wirken, verfiel aber dabei zu sehr in den ihr geläufigen Konversationston, der nun einmal für Schiller's gehobene Jambensprahe niht der rechte ist, und wirkte dadurch zumeist niht natürlih, sondern nüchtern; sie! vermied zwar das Pathos, gerieth aber in Monotonie und Farblosigkeit, Vortrefflih ‘war dagegen Herr Sommerstorff als Leicester; Haltung und Sprache waren in dem Stil gehalten, den die Dichtung verlangt, während der trockene Ton, dessen fih Herr Basser- mann als Burleigh befleißigte, gar zu absihtlih klang. Ganz am Playe war Herr Pittshau als Shrewöbury. Herr Monnard, ein junger Schauspieler, der bereits in der Titelrolle von Wildenbruh's8 hiftorcischem Se „Köntg Heinrich“ den Bewcis erbraht hatte, daß er ein treffliher Vectreter des Fa der jugendlichen Helden is, interessierte als Mortimer durch sein durhdachtes und temperamentvolles Spiel. Alles in allem war es ein genußreiher Abend, den das Theater seinen Abonnenten bereitete und für welchen die leßteren, wie hon erwähnt, durch lebhaften Beifall sich dankbar zeigten.

Theater des Westens.

_Boieldieu's in Berlin fast in Vergessenheit gerathene, . dret- aktige Oper „Die weiße Dame“ ging gestern erstmalig in Scene. Leider litt die Aufführung unter dem Umstande, daß der Darsteller des George Brown, Herr Werner Alberti, so stark indisponiert war, daß er seine Partie offfenbar nur mit Mühe durh- führen konnte. Die treflihen Leistungen der Frau Schuster - Wirth (Anna) und des Herrn Dreßler Gaveston) entshädrgten aber einiger- maßen für diesen Uebelstand. Auh Fräulein Detshy (Margarethe) erfreute durch die sichere Bebecrshung ibrer Partie, was sih leider von Herrn Patek und Fräulein Quilling niht behaupten läßt. Im Ganzen machte die Vorstellung den Eindruck, als set sie nicht gan genügend vorbereitet gewesen; denn au das Orchester, das sonst Ss

räzision erfreute, ließ sich gestern einiges zu Schxlden kommen,

ie weiteren Wiederholungen der Oper dürften glatter verlaufen als die gestrige Erstaufführung.

Konzerte.

__ Der Lieder-Abend des Herrn Arthur van Eweyk, welher am Dienstag im Saal Bechstein stattfand, gewann cin besonderes Interesse dur sein Programm. Der als vortreffliher Sänger bekannte und beroährte Konzertgeber stellte sein Können an diesem Abend ausschließlich in den Dienft zeitgenössiher Komponisten. Neben bekannteren modernen Tondichtern, wie von Herzogenberg, Becker, Gernsheim usd Tschaikowsky standen auch neue, weniger bekannte Namen, wie Behm, Zumpe, Kaun, Hutter, Fuhrmeister auf dem Programm, Keins der dargebotenen Lieder kann musikalisch und fompositorisch unbedeutend genannt werden; : jedes birgt eine gewisse Eigen- art der Stimmung und des Ausdrucks. urch fkräftige rhythmishe und flanglihe Charakteristik zeihneten sich be- sonders ein „Reiterlied“ und „Venetianisch*“ von Behm aus. Theodor Storms „neue Fiedelliedec“ welche von Heinrich van S frisch und gefällig in Mußk geseßt worden. find, machten den Beschluß. Durch die glänzende Fülle und die Wärme des Tons, welche dem Bariton des Vortragenden eigen sind, gelangten auch die weniger bedeutenden Nummern zur Geltung.

In der Sing-Akademie ließ sich am Mittwoch der Tenorist vas Ludwig Heß hören, ein Sänger, der bereits früher in Berliner

onzerten gejungen hat. Er brachte mit weier, |chmiegsamer, von warmem Empfinden getragener Stimme eine Reibe von Arien und Liedern zum d die offenbar. einen un v Eindruck auf die

ôrer maten. ur l der Sänger nicht vergessen, daß ei aller Zartheit des Tons, die Männlichkeit bewahrt und das Süß- lihe vermieden werden muß. Zwei Lieder eigener Eifindung, „Neues Leben“ und „Im Volkstone“ konnten keinen Anspruch auf ernstliche Beachtung machen. Die Violinvorträge des mitwirkenden König- lihen Kammermusikers Herrn Adalbert Gülzow wurden ebenfalls dur Beifall von seiten des Publikums ausgezeichnet.

Am Donnerstag fand im Saale der Sing-Äkademte ein Konzert des hier noch unbekannten Komponisten und LTéusik-Direktors Ge Krefeld) Herrn Theodor Müller - Reuter mit dem Phil-

armonischen me Ns statt. Zunächst sei über eine neue Kom- position des Konzertgebers: „Auf dem Lande“, eine pastorale Suite, kurz berihtet. Der erste ihrer vier Säye enthält melodische Motive, die, vorwiegend von Flöten und Hörnern eingeleitet,

*recht geshidt behandelt find, im zweiten treten besonders lebendige

Rhythmen hervor, der dritte (in E-mol1) bat einen vorwiegend elegischen Charakter, während der vierte, als „Scherzo-Finale“" bezeichnete Sah, dem Titel niht recht entsvriht und vor allem zu lärmend in der Behandlung der Orchestereffekte erscheint. In dem ganzen Werk i eine besondere Eigenart niht zu erkennen. Als Dirigent zeigte indessen der Konzertgeber recht tüchtig, wie die Ausführung von Beetboven's Symphonie „Eroica“, der bereits bekannten Tondichtung von Richard Strauß: „Tod und Verklärung“ und der E-dur-Polo- naise von Liszt bewies. Das Philharmonishe Orchester folgte den Intentionen tes Dirigenten aufs willigste und hatte gerehten Antheil as n Sra den das zahlreih erschienene Publikum den Vor- gen spendete.

Die Gebrüder Borish, deren künstlerishe Leistungen in Solo- vorträgen hier bereits vortheilhaft bekannt sind, vereinigten {h gestern im Saal Bechstein zum ersten Male zu einem Quartett- Abend, ten fe mit dem herrlihen Quartett in Es-dur für zwei Violinen von Mozart würdig eröffneten. Die jungen Künstler li hierauf das Konzert in A-moll von Saint-Saëns und das ,„ o“ und „Allegro“ aus Boccherini’'s Sonate in A-dur für Violoncello folgen, welche leßteren von Herrn Franz Borisch und Herrn Irrgang (K avier) trefflich ausgeführt wurden. en tvirk ollen bildete das aus vier Sägen bestehende Streichquartett in D-moll von Schubert, ein nachgelassenes Werk des Meisters. oßen Saale des Römischen Hofes at gestern Herr Hugo OUk, ehemals Konzert- meister des Philharmoni Orchesters, nah age wesenheit von Berlin îin Gemeinschaft mit dem Pianisten Herrn Otto Priebe wicver an e NEE N e en E en

r hinterlassen hat. ir P i ch ebensow

olist wie als feinfühliger B feiter am er aus.

+

Im Ksniglichen Opernhause : Fine d /

von Beethoven gegeben. Zu B Buvertüre Nr. 3 gespielt, Am Mont

verdient die Schlichtheit und Einheitlichkeit in der 1

führung von Richard Wagner's Bühnen Nibelubgene mit bein Vierten Abend