1828 / 182 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 12 Jul 1828 18:00:01 GMT) scan diff

ser Nation mit Rußland, noch um die Abschließung des Friedens gekümmert hat, eben |o hat sie auch ein glei- ches Verfahren gegen die Paschas an den Grenzen beobach- tet, deren Rüstungen nur als Vorsichtsmaaßregeln bei einem benachbarten Kriege betrachtet werden konnten, und Ruß- lands Klagen in dieser Hinsicht haben feinen andern Zweck,

als ihren Beschwerden gegen die erhabene Pforte noch eine”

hinzuzufügen. Es bleibt

andere, eben so wenig begründete, : der armen Einwohner der

uns jebkt noch übrig die Lage Wallachei und der Moldau zu bedauern, für welche der Russi- sche Hof sich stets so sehr interessirt hat, und die zu so vie- len Unterhandlungen und Discussionen mit der hohen Pforte Anlaß gegeben haben. Das Wahre ander Sache ist, daß es Rußlands aufrichtige Absicht niemals war, jene Nationen zu beschúßen , sondern daß dasselbe einzig und allein einen Vorwand yaben wollte, um mit der Pforte Streit zu suchen und \sich mit ihr zu entzweien. Der Beweis davon ist, daß, gleichwie der Russishe Hof ehemals den Sohn Ypsilantis in sein Land locfte, und diesmal ungerechter Weise den Frie- den bricht, er in beide Provinzen Truppen hat einrücken lassen und solchergestalt diesem armen Lande für die Gegen- wart und Zukunft unendliche Nachtheile bereitet hat. ie- rauf beschränkt sich sein vorgeblicher Schuß. Die hohe Pforte dagegen, welche sich gegen ihre Unterthanen - niemals irgend ein mit dem heiligen Geseße im Widerspruch stehen- des Verfahren, noch irgend eine tyrannische Handlung er- laubt hat, war eifrig darauf bedacht, jene Provinzen unter den Fittigen des Kaiserlichen Schußes jede Art von Ruhe und Zufriedenheit genießen zu lassen, dergestalt daß, obglèich sie von allen Zurüstungen Rußlands zur Ueberschreitung der Gränze vorher unterrichtet war und sonach ihrerseits mit mehr Leichtigkeit und größerem Nußen ihre eigenen Truppen in die Fürstenthümer einrücken lassen konnte, sie doch vorgezogen hat, solches nicht zu thun, um die armen Einwohner dieser Provinzen nicht ünter der. Last des Krieges zu erdrücken. Alles gegenwärtige und zuküns- tige Unglück, welches diese daher, in Folge jener géwaltsa- men Junvasfion erleiden werden, kömmt einzig und allein auf Rußlands Rechnung. Schließlich, so ist das gegenwärtige, von der Wahrheit und Aufrichtigkeit eingegebene, Manifest befannt gemacht worden, um das Gewicht der Rechte der ay Pforte und den geringen Grund der Beschwerden Rußlands gegen dieselbe zu beweisen. Man schmeichelt sich, daß, wenn man in die eine Waagschale die Grukdsäße und das Betragen der erhabenen Pforte von Anfaug bis zu Ende, und in die andere das unerhörte Verfahren Rußlands, welches ohne irgend einen Grund, sondern im“ Gegentheile mit Verleßung aller Gesebe der Gerechtigkeit uud Billigkeit der Pforte den Krieg erklärt hat, legen wird, Niemand der lebteren das Mindeste vorzuwerfen haben werde. - Man er- klärt zu gleicher Zeit, daß wenn die hohe Pforte und diè Musel- máännische Nation , stark in ihrem Vertrauen zu Gott und der Gerechtigkeit ihrer Sache, sich, den Vorschriften des hei- ligen Gesckes gemäß, dem Feinde gegenüber stellen, sie frei von jeder Furcht und Besorgniß sind, und daß es nicht die Pforte, sondern Rußland allein ist, welches für die Gegen- wart und für die Zukunft den Frieden und die Ruhe so vie- ler Geschdpfe, ja vielleicht der ganzen Welt gestört hat.

___ Ein Privat-Schreiben aus Konstantinopel vom 10. Juni Cin der Allgem. Zeitung) enthält unter andern Folgendes :-

Einiges Aufsehen erregte eine auf Befehl des Sultans in diesen Tagen erschienene Flugschrift, die Vertilgung der Janitscharen betreffend, welche durch die neutrliche Verschwd- rung veranlaßt zu sein scheint und den Titel führt : „„Begrün- dung künftiger Siege.“ Sie erschien in der Kaiserl. Drucke-

rei und bezwect, der Nation die ergriffenen Maaßregeln als

Mittel, auf dem Wege des Siegs und der Einigkeit zu wan- deln, darzustellen. Der Reis-Effendi hat in diesen Tagen

abermals mehrere Fermans zur Durchfahrt ins Schw,

Meer ertheilt.

Königliche Schauspiele. Freitag, 11. Juli. Jm Schauspielhause : Lustspiel in 5 Abtheil., von P. A. Wolff.

Heirathsgesuch, Sonnabend, 12. Juli.

nah Shafespeare, úberseßt von Fr. Förster. ler: Helene, als Gastrolle.)

Freitag, 11. Juli. Der Waldfrevel. tolle Hund, und: Die Gastrollen. Sonnabend, 12. - Juli. Lenore.

Sonntag, 13. Juli. Verborgene Liebe. Komische ( Hierauf : Die Hasy

in 3 Acten; Musik von Herold. der Hasenhaide.

Steckenpf Hierauf: 9 Lokalposse in 1 Aufzug von J. E. May Im Schauspielhause, zut stenmale wiederholt : List und Liebe, Lustspiel in 5 Abth

(Dlle.

/ 182. Königsstädtsches Theater. Hierauf: W - - /

fts Amtlihe Nachrichten.

“eili ae

Berliner Den 10. Juli 1828.

ÁAmil. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. : Z/- Brie

|Zf.| Brief | Geld.

Börse.

St. - Schuld - Sch.| 4 | 914 / 91 [Pomm. Pfandbr.| 4 | {l Pr. Engl. Anl. 18| 5 [1027 [1025 [Kur-u. Neum. do.| 4 | | Pr. Engl. Anl. 22| 5 [1017 | 1015 [Schlesische do.| 4 | Bo.Ob.incl.Litt.H| 2 | | 99 [Pomm. Dom: do.| 5 [1064| Kurm. Ob.m.1.C.| 4 | 893 | 893 Märk. do. do.| 5 [1065 Neum.Int.Sch.do.| 4 | | 895 JOstpr. do. do. 9 105 Berlin. Stadt-Ob.| 5 | 104 | 1033 JRückst. C. d.Kmk| 45 Königsbg. do. | 4 | 883 | 885 | do. do. d.Nmk.| 497 Elbinger do. | 5 | 100 | 993 [Zins-Sch. d. Kmk.| 501 Danz. do. inTh.Z.|—| | 303} diio d.Nmuk.|—| 50; VWWVestpr. Pfdb. A.| 4 | 955 | dito dito B./4 | 9.5 | JHoll. vollw. Ducl—] Grosshz. Pos. do.| 4 | 973 Friedrichsd’or . | —- L Ostpr. Pfandbrf.| 4 | 96 95F [Disconto . -— UISCISATTTE 5 B Wechsel- und Geld-Cours. Preuss( (Berlin, den 10. Juli.) : Brief Améterdamz, i ea l a/S 250 Fl. |Karz S T Ce! v0 201 A Gia 250 Fl. [2 Me. Hamburg: . ….« ¿- d 300 Mk. [Kurz [515 |, E 2 urs irn A ves Maio 300 Mk. |2 Mit. 1507 D D ee vao af, o . 1 LSil. 13 Mit. Pirid L de g a O00 Fe 2 t. 815 VVien 10 20 Ma ane 150 Fl. [2 Mt. 1035 |! Augsburg -. e e diee 150 El. |2 Me. 1034 Brel s dir deth S 100 Thl. |2 Mt. 99; “Leipzig «e eo o eie eee 100 Thl. | Uso. Frankfurta. M. VWVZ. .. 5% «+490 FL |& Mt 1037 Petersburg. BN...... 100 Rbl. [3 VVch Baga B eee ite o os 6/8 s 100 RbI. [3 VWVch. |

B E H

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 5. Juli. Oesterr. 52 Metallig. 903. 1

Hamburg, 8. Juli. Oesterr. SpCt. Metall.

Engl. Anleihe 9037. Kuss, Ant. Hamb. Certific. 84.

St. Petersburg, 1. Juli. Hamburg, 3 Mon. 95. #

Neueste Börsen-Nachrichten.

Franffurt a. M., 7. Jul. Obügaticn:n 1225. Alles Brieg. Paris, 4. Jul. 35 Rente 72. 60.

C E pm E

Gedruckt bei Hayn.

932, Oesterr. Partial-Oblig. 123.

Silberrubel “3725, Kop-

Fédacteur J

Oesterr. 52 Metallig. 933. Bank - Actien- 1283. “Loose zu 109 Fl. 1514- Pa

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

Kronik des Tages. ex bisherige Ober-Landesgerichts-Referendarius Ne it \ch n Zustiz-Commissarius bei den Unter-Gerichten des Brie- reises bestellt worden. : an

Zeitungs-Nachrichten. Aus land.

| Franfkrelch. deputirten-Kammer. Sißung vom 3. Jul i. zung der Berathungen über das Budget und nament- er die Besoldungen der Staatsräthe und Requêten- , im Betrage -von 619,500 Fr. (nicht 695,000 Fr.) Pardessus meinte, daß wenn der Staats-Rath eine e, gesebwidrige und in seinen Entscheidungen ungerechte artheiische- Behörde wäre, die Commission Unrecht ge- aben würde, statt der vorgeschlagenen Reduction von 0 Fr., nicht. die ganze Summe abzuseben; dies wäre eineswegés der Fall. Der Redner widerlegte hierauf schiedenen Einwendungen, die man gegen den Staats- vorgebracht hat; er meinte, daß Niemand dem Könige eht streitig machen könne, sich einen Staats-Rath zu 1; indessen hielt er doch eine Revision in Betreff der nisse dieser Behörde fúr. nothwendig. Herr Sal-

M behauptete, daß der Staats-Rath verfassungswidrig sey ;

Ztaatsräthe. wären nichts als. die Räthe der Minister s Richter könnten sie geseblich schon deshalb nicht auf- als jeder Richter unabseßbar sein müßte; es schiene onach, daß der Staats - Rath unter keiner Bedin- beibehalten werden fönnte, auch hätte die Commis- nfangs die Absicht gehabt auf eine Herabseßung der ben fúr denselben um die Hälfte anzutragen, und urch das Versprechen einer neuen Organisation wäre anlaßt worden, sich mit einer Reduction von 119,500 begnúgen. Der Großsiegelbewahrer beleuchtete schiedenen Befugnisse des Staats-Raths, dessen NÜß- und Geseblichkeit er zu beweisen suchte; in ersterer hung erflärte er, daß wenn der Staats-Rath - jährlich 400 Streitsachen in Ordnung bringe, er wenigstens 8000 Angelegenheiten anderer Art zu untersuchen habe. detreff} der angeblichen Geseßwidrigfkeit desselben berief ) darauf, daß der Staats-Rath schon der Verfassung ahre VIII welhe mehrere. Bestimmungen enthalte, ch jekt Kraft hätten: und in dem Interesse. der persôn- Freiheit von höchster Wichtigkeit wären, sein Entstehen danken habe; wollte man. daher diese Verfassung nicht anerkennen, so würde man der Nation den Schuß ent- , den sie in den verschiedenen Artifeln derselben fände adurch- der öffentlichen Ruhe ‘und Ordnung einen ge- hen Stoß verseßen; die Geseblichkeit des Staats- 3 trâte aber noch: deutlicher hervor, wenn man die Anzahl der: von der- Kammer votirten Geseße in gung ziehe, worin die Befugnisse desselben aner- worden seyen ; es lasse sih nicht in Abrede stellen, die Organisation des. Staats - Raths wichtiger. Ver- ingen fähig sey; auch beschäftige sich die - mit der ion der Gesebe beaufträgte Commission mit diesem stande; bis daß dieselbe aber ihre Arbeit beendigt habe, die Maschine. nicht stillstehen ;- die Kammer möge be- n, daß die gedachte Behörde. aus 30 Sraatsräthen und equêtenmeistern bestehe, für deren Besoldungen die ver-

e Summe keinesweges zu groß sey; dis von der Com-

Berlin, Sonnabend den 12ten Juli.

1828.

mission in Antrag gebrachte Reduction sey exorbitant und er müsse l daher derselben vage Ln fann úÚbri- gens „‘/ schloß der Redner , „, diese Tribune nicht verlassen, ohne meine Verwunderung über die Vorwürfe-zu erkennen zu geben, die gestern in dieser Versammlung dem Staats- Rathe gemacht worden sind. Jch selbst bin 13 Jahre lang Mitglied desselben gewesen, und kann auf meine Ehre ver- sichern, daß ich keinen Gerichtshof kenne, der sein Amt gewissen- hafter verwaltete, und wo die Rechtssachen mit größerer Sorg- falt und Aufmerksamkeit geprüft würden. Der Staats-Rath wendet die Geseße nach ihrer ganzen Strenge , vielleicht zu- weilen nach. ihrer Ungerechtigkeit an, aber er erfüllt dabei bloß was die Pflicht von ihm erheischt, und Niemand fann ihm daraus einen Vorwurf machen.“ Nachdem der Graf Gaëtan von la Rochefoucauld sich úber den Gegen-

stand in derselben Art, wie bereits Tages zuvor, geäußert

hatte, fúgte er hinzu, wie es ihm Anfangs nicht parlamen-

‘tarisch geschienen habe, die verschiedenen Partheien, die von

dem Staats-Rath verkürzt worden wären, nahmhaft zu ma- chen; da ihm indessen der Baron Cuvier vorgeworfen, daß er feine Facta bezeichnet habe, so sehe er, in dem Interesse des Publifums, sich jeßt dazu gezwungen. Unter mehreren Beispielen führte er hierauf das des Herrn Villemain und das des Herrn Cuvier selbst an, und blieb bei der Behaup- tung, daß, da die Existenz des Staals - Raths nicht “in Géê- mäßheit der Geseke bestehe, dessen Entscheidungen \{chwan- fend und ungewiß wären, dem Privatmanne oftmals zum großen Nachtheile gereichten , und die verfassungsmäßige Ordnung beeinträchtigten. Der Minister des Jnnern äußerte, daß, als vor einiger Zeit Hr. v. la Rochefoucauld

“Anträge pu Verbesserung der Organisation des Staats: Raths

geniacht habe, die Regierung, welche nicht nur jedem nüblichen Vorschlage mit Vergnügen die Hände biete, sondern selbst auf die Mittel sinue. ersprießlihe Reformen zu machen, fkei- nen Augenblick Anstand genommen habe, zu erklären, daß einige von dessen Anträgen ihr allerdings der Beachtung werth schienen; um so mehr müsse er sih daher wundern, daß Hr. v. la Rochefoucauld jeßt plôblih den eingeschlage- nen Weg verlassen habe und gleichsam mit einer Anklage-Acte gegen den Staatsrath hervorgetreten sey; was die von dem- selben angeführte Abseßung der Staatsräthe und Requêten- meister betreffe, so lasse sih daraus nichts weiter folgern, als was bereits jedermann wisse, daß nämlih die Mitglieder des Staatsraths nicht ungbseßbar scyen. „Man hat aber,“ fügte der Redner hinzu, „behauptet, daß Männer, welche die ehrenvollsten Namen führen , Opfer willfkührlicher Absez- zungen gewesen sind; mit Vergnügen sehe ih, daß einer die- ser Männer (der Baron Cuvier ) als Staatsrath wieder in dieser Versammlung sit; was den Andern betrifft, so fann ich mit Bestimmtheit erklären, daß er selbst, wenn“ er zuge- gen wäre, diejenigen Lügen strafen wÜrde, welche behaupten, daß man ihn seine Absezung noch jeßt fühlen lasse. Dies ist feinesweges der Fall, und es ist lediglich seine Schuld, wenn er noch nicht wieder in der Stellung ist, wie man solche für ihn zu wünschen scheint.“ Her. v. Ebrmönce, wel- cher selbst Staatsrath ist, erklärte, daß ihn dieser Umstand nicht vermögen kônne, zu \chweigen, wenn eine Behörde fo seltsam verkannt werde, als folches hinsichtlich. derjenigen, zu welcher er géehôre, der Fall sei ; übrigens widerseßte er sich nicht der von ‘der Commission in Antrag gebrachten Ersparniß. Hr. v. Cormén in, gleichfalls Mitglied des Staats - Raths, be- gnúgte sich von den Befugnissen desselben zu sprechen, -na- mentlih war er, den Ansichten des Hrn. Dupin zuwider, der Meinung, daß zur Entscheidung in Appellations-Sächen bei Mißbräucheu der geistlichen Befugnisse kein Gerichts- hof so gute Dienste leisten könne, als der Staats-Rath; es würde, meinte er, unpassend sein, einen Bischof von seinen Untergebenen vorx die Gerichte laden zu lassen; ja, er ginge