1828 / 209 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 08 Aug 1828 18:00:01 GMT) scan diff

sere vordersten Pikets an; wurde aöer , als die Verstärkung anlangte, geschlagen. Die Kühnheit dieser Reiterei, sich so weir aus der Festung zu begeben, so wie auch die durch Kundschafter erhaltenen Nachrichten , deuteten darauf hin, daß die Garnison in Kars zahlreih war und aus vorzüg- lihen Truppen bestand. Die Anzahl der aus Deli-Baschen, Pephranen, Kurden und Karapapachen bestehenden Reiterei erstreckt sich bis auf 5000; das Fußvolk schließt alle waffen- fähigen Einwohner in sich, und möchte zusammen mit den angelangten Lasen gleichfalls an 5000 Mann ausmachen. Der Herr Corps - Commandeur entschloß sich, indem er von dem Dorfe Meschfkow aus, den Heerweg von Gumry verließ, durch eine Flanfen-Bewegung die Festung zu umge- hen, und dadurch, daß er sein Lager auf der großen Laud- straße von Erzerum aufschlug, die Communifkation zwijchen Kars und Erzerum abzuschneiden, um so der erstgenannten Festung die erwartete Verstärkung zu entziehen , die, wie zu vermuthen stand, der Seraskier an der Spiße eines Corps von Ztwanzigtausend, nach Kars führte. Diese Flanken-Be- wegung geschah in vollkommener Ordnung im Angesichte der Festung, ohne vom Feinde beunruhigt zu werden. Die Transporte und Troßwagen, nach den Jufanterie- Brigaden eingetheilt, gingen in vier Reihen, von Fußvolk und Artil- lerie gedeckt; die Reiterei nahm das nach der Festung hin gelegene Feld ein. Unweit des Dorfes Azakew, das zum Nachlager bestimmt war, stießen die vordersten Kosaken auf den Feind und ‘drängten ihn aus dem Hohlwege, wobei er einen

erlust von einigen Getöôdteten und Gefangenen erlictc.

Am 19. Juni (1. Juli) ging der Hr. Corps - Comrian- deur (nach Abfertigung der Wagenburg, unter Bedeckung, in das neu bestimmte Lager, das den Weg von Erzerum durchschnitt und am Flusse Kars lag) mit dem größten Theile der Truppen gerade auf die Festung Kars los, in der Ab- sicht, eine forcirte Recognoscirung anzustellen. Kaum zeigten sich die Truppen in Schlachtordnung auf den äußersten An- hôhen, die sich nach der Festung hinabsenken, als aus selbi- ger eine zahlreiche Reiterei ausrückte und sich mit hißigem Andrange auf die vordersten- Kofaken - Regimenter warf. Da der Hr. Haupt-Commandeur die Möglichkeit, eine Feldschlacht zu liefern, einsah, so hielt er dafür, den Feind, \o viel als möglich, von der Festung zu entfernen, weshalb er denn auch den Kosaken Befehl ertheilte, Schritt vor Schritt die Fronte der Position zu ráumen und sich dabei nach der rechten Flanke zu wenden. Der Feind, im Siegeswahn, seßte den Kosa- fen nach, und in diesem Augenblicke beorderte der Hr. Corps- Commandeur den dienstverrihtenden Chef vom Staabe, Hrn. General-Major Baron Osten-Sacfen, mit dem zusammenge- zogenen Uhlanen-Regimente, den Linien-Kosaken, dem Tar- tarischen Heerbanne und zweien Kanonen der reitenden Artillerie der Linien - Kosaken, den Feind von der Festung abzuschneiden. Die Gleichförmigkeit und Raschheit dieser Attaque, die unter dem Feuer der Festung, in die Flanke des Feindes geschah, machte ihn bestúrzr und brachte ihm eine empfindliche Niederlage bei. Während dessen wurde das 8te Pionier - Bataillon mit 4 Kanonen der Linien - Kosaken- Artillerie, unter dem Commando des Obersten Burzow , zur Unterstüßung der Cavallerie-Attaque abgefertig. Es nahm linfs, näher an der Festung, im Sturmschritt eine Anhöhe, 200 Schritt von derselben ein, und feuerte mit den Geweh- ren und dem Geschüße unter die in die Festung laufenden Feinde. Dieses Manoeuvre fügte ihnen beträchtlichen Scha- den zu; das ganze Feld war mit Leichnamen der Türken be- säet, und an 20 Matin der tapfersten Partisáne, unter de- nen auch einige Beamte, geriethen in Gefangenschaft. Von diesen leßteren erfuhr man, daß der Feind an 100 Todte und 200 Verwundete eingebüßt habe. Während dieser Attaque schlugen die Kosaken-Regimenter vom Don auf unserm- lin- fen Flügel, unter dem Befehle des General-Majors: Zawa- dowsfji, zugleih mit dem Grusinishen Adel auf dem rechten, unter Commando des General-Majors Leonow und des Ober- sten Sergejew, die gegen sie ausgezogenen Haufen, und jag- ten sie gleichfalls in die Festung. Das Linien-Regiment und den Adel Grusiens fommandirte der Oberst Fürst Bekowitsch- Tscherkasfi.

In diesem Gefechte haben die Russischen Truppen eine musterhafte Standhasftigkeit bewiesen. Ungeachtet der Ver- wegenheit der feindlichen Reiterei, die sich in ein Handgemenge einließ, gab unsere irregulaire Cavallerie ihr in dieser Art des Gefechtes nicht im Mindesten nah. Die Jufanterie aber, gegen welche die Festungs-Batterien ununterbrochen ihre Kugeln aus- sandten, behauptete den ihr bestimmten Standort bis um 4 Uhr Nachmittags, wo die Recognoscirung der nordöstlichen Seite der Festung völlig beendigt war, unbeweglich; da erst zogen sich die Truppen auf ¡dem linken Flügel nah dem Lager.

Sie von den Damen empfangen und am Triumphbo

Unser Verlust betrug an diesem Tage 12 Mann an Gen und des ganzen Kaiserhauses ausgebracht wurden, wie- teten und 42 Verwundete, unter denen 3 Officiere. iren auch die Damen das freudige Hurrah, und von

Bataillon des 40sten Jägek - Regiments auf dem rey Fregatte, die einige Werste vom Ufer lag, ertdnten \nen-Salven. Um 11 Uhr verließen Jhre Majestät das

Ufer des Flüßchens Kars war befehligt, mit zwei By i Haubißen einen hohen Berg zu- beseßen und auf selbi, das von dem shöônsten Wetter , bei völlig stiller Luft, stigt war, und durch seine Anordnung, wie durch seine

eine Redoute, als Schußwehr für das Lager, zu bay

Am Abende begab sich der Hr. Corps-Commandeur auf Fnlassung, in allen Gemüthern einen unverlöschlichen

jenfeitige Ufer des Flüßchens, um die Recognoscirung Fruck auch für fommende Zeiten zurückgelassen hat.

Festung zu vollenden. Sie ist sehr stark, besonders mit RMSc. Petersbur g, 29. Juli. Mittelst Parole-Befehls

sicht auf ihre örtliche Lage. Drei Reihen dicker SteinmaysF 25. Juni (7. Juli) haben Se. Majestät der Kaiser

mit Thürmen in Gestalt von Bastionen, umzingeln Munde Beförderungen vorzunehmen geruht :

Stadt und einen Theil der Vorstadt, unter dem Sh Der General-Lieutenant, Senùator Obräsfow k., ist zum

einer Citadelle, die auf einem hohen Felsen und einem bef((Michen Geheimen-Rath ernannt worden.

ten Berge, Karadag genannt, liegt. Eine Menge Artill,MzZu Generalen von der Cavallerie sind ernannt, die Ge- ‘Lieutenants: der Militair - Gouverneur und Verwejer

die man auf 100 Kanonen angiebt, bestreicht das Feld 2% l De allen Seiten hin; der außerordentlich steinige Boden rWCivilfaches in Klein - Reußen , General - Adjutant Fürst in; der Commandeur des 2ten Reserve-Cavallerie-Corps

umher is jeder Belagerungs-Arbeit hinderlich. Die- Hay : A fraft der Stadt aber besteht in einer sehr zahlreichen M von der Pahlen Ik, und der an der Kaukasischen e so wie das Kosaken-Heer des Schwarzen Meeres

saßung. | andirende Gebiets-Befehlshaber der Provinz Kaukasien,

Tiflis, 28. Juni (10, Juli). Wir beeilen uns di r Provin; eben erhaltene Nachricht mitzutheilen, daß die Festung §Mnuel. Zu Generalen von der Jnfanterie sind folgende ral-Lieutenants Allergnädigst befördert : der Commandeur

mit Sturm eingenommen ist. Während des Anlaufes mj |

ten wir 1250 Gefangene; die Citadelle mit 5000 Mann Wten Jufanterie-Corps Roth 1; der Ober - Curator der

gab sich später. Unter den Gefangenen befindet sich der nisten Süd-Reußens Jnsow ; der Commandeur des ab-

scha von zwei Roßschweifen Mahmet -Emin, der Bef(derten Siberischen Corps und General-Gouverneur des ihen Siberiens Weljaminow k. ; der General-Gouverneur

haber der Reiterei Bali-Aga und mehrere andere Bean n An Todten und Verwundeten haben die Türken 2000 MWitebsf, Mohilew , Smolensk und Kaluga Fürst Cho- fji; der Finanz-Minister Kankrin ; der (General-Adjutant

verloren. Jn der Festung und auf den Batterien wur) na! | 151 Kanonen und Mörser genommen, 33 Fahnen sind er Kamarowskji ; der Ober-Director des Pagen - und der Ca- n-Corps, General-Adjutant Demidow k.; der Comman-

tet. Auch eine beträchtliche Menge Artillerie-Vorräthe, y : 14

schiedene Waffengattungen und ein großes Mehl - Mazff von St. Petersburg, General-Adjutant Baschubkji und

sind uns in die Hände gefallen. Chef des General -Stabcs Sr. Kaiserl. Hoheit des Ze- Wir zählen an Getödteten 1 Ober -Offizier und 33 ((itsh Graf Kuruta.

meine, an Verwundeten 1 Stabs- Offizier , 1 Ober - Offi _Franfkreich. :

216 Gemeine. Pairs-Kammer. Sißung vom 30. Juli. Jm Die Details dieses Sturmes liefert die erste Nun der Berathungen über den Geseß-Entwurf wegen des

der Tiflisschen Zeitung. lusses des Rechnungs-Jahres 1826 ließen sich an die-

i Tage die Grafen v. Tocqueville und Mole, der

Rußland. Odessa, 16. Juli. Am verwichenen Sonntag, Won v. Monville, der Marquis v. Marboîis, der mte Lainé, der Graf v. Chabrol, und der Gene-

Geburts-Tage Jhrer MajeTät der regierenden Kaiserin, w I in der Kathedrale feierliher Gottesdienst und ein Te DeWDirector der Brücken und Chausseen vernehmen, wo- abgehalten, wobei die innigsten Gebete für das lange L die Discussion geschlossen wurde und der Berichterstat- aller erlauchten Mitglieder der Kaiserlichen Familie zum raf Daru sein Résumé machte. “Am folgenden Tage mel emporstiegen. Mittags nahm Jhre Majestät die Gite man, daß bereits die Abstimmung erfolgen werde. wünsche der Behörden, so wie einer großen Anzahl DasäDeputirten- Kammer. In der Sißung vom und die des Handelsstandes an; Abends geruheten H¿MIJUli beschäftigte die Kammer si zuvörderst mit dem dieselben einem ländlichen Feste beizuwohnen, welches Fb-Entwurfe, wodurch dem Ministerium der geistlichen Graf von Woronzow auf seiner, 3 Werst von hier am Meeelegenheiten Behufs der Stifcung von 3000. halben Sti- Ufer belegenen Villa veranstaltet hatte. Dasselbe begann uen an den geistlichen Secundair-Schulen eine Summe Uhr. Die zahlreich versammelten Gäste harrten der Ankunft M1,200,000 Fr. bewilligt werden soll. Hr. v. Corcel- war der erste Redner, welcher sich über diesen Gegen-

Kaiserin bei einem Triumphbogen, aus grünenden Zy Le Me i t gen aufgeführt. Bald verkündeten Trompeten die H ) vernehmen ließ. Er untersuchte zuvörderst, auf welchen Jhrer Majestät. Am Eingange des Gartens wu(Mtstitel man sich bei der Forderung der gedachten Summe

de, und hielt diesen Rechtstitel für ungültig und ver- ngswidrig; ungültig, weil die Verordnung vom 5. ber 1814, welcher jene Schulen ihre Existenz zu ver- en haben, nicht iu die Geseß - Sammlung eingetra- worden sei, mithin keine Geseßes- Kraft habe; ver- ngswidrig, weil danach jene Schulen von der Ent- ng der Universitäts-Gebühr befreit worden jeyen , dieje hr aber eine Auflage sey, welche die Kammer wie die gen Auflagen alljährlich bewillige; so wenig nun eine age durch eine Verordnung eingeführt werden könne, so wenig fônne auch irgend Jemand durch eine Verord- 3 davon befreit werden; bevor man daher den geistlichen ulen zu Hülfe fommen wollte, hätten die Minister der mer votschlagen müssen, selbige mit den Staats-Gesebzen inflang zu bringen. „„Die Diener der Religion,‘ fügte der ner hinzu, „sind feine Staats-Beamté, und zwar aus dem hen Grunde, weil der Staat nicht in der Kirche beruht. Geistlichkeit kann auf dreierlei Weise bestehen : durch Unterstüßung von Seiten des Staates, durch die Ein- te ihres eigenen Vermögens , und durch die freiwilligen en der Gläubigen. Dieses leßtere Subsistenz- Mittel nt mir das billigste , sicherste und schicklichste. Mit den uns verlangten 1,200,000 Fr. lassen sich nur 4000 ganze dendien stiften ; wer wird die 16,000 andere bezahlen ? die ubigen ; und nichts is billiger. Aber Sie sehen hieraus, le Herren, daß Sie selbst auf deren Großmuth renen, die durch Jhre Einmischung nur schwächen würden. Wir sind

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überreichte Jhnen das Töchterhen des Grafen Woronz an der Spike einer lieblichen Mädchen- Gruppe, Blüthl Sträuße und eine Blumen-Krone. Von. hier begaben @ Jhre Majestät, im Gefolge der übrigen Gäste, nach Theater, das unter offfenem Himmel errichtet war und die Oper Cantatrici Vilane (die Dorfsängerinnen) geg wurde. Nach dem Beschlusse dersetben erfolgte das Ves) Brod. Zwei Tische mit kostbarem Geschirre waren im Sd ten der Bäume aufgestellt , wo Jhre Majestät den Thee trinken geruheten. Von hier verfügten Sie Sich in e Pavillon in Asiatischem Geschmacke, mit Türkischen Sha1 ausgeschlagen „. auf einer Ebene, von hohen Felsen nach | Garten-Seite begränzt und mit der offenen Aussicht auf weite Meer. Auf den Wellen erschien eine Gondel, aus || Tancred (Signora Moriconi, die erste Sängerin der F lienischen Gesellschaft), von fünf Rittern begleitet, ans L stieg und den hohen Gegenstand der allgemeinen Feier mit d „Di tanti palpiti” begrüßte. Um 9 Uhr begann der ländli| Ball im Freien , auf einem Plabe, der mit s{chônen Te chen bedect war. Unzählige Lampen schimmerten aus demi pigen Laube der Bäume. Nach Beendigung des Tanzes zei sich hinter einem Flore, unter einer glänzend erleuchteten Ehr! pforte, Signora Moriconi und sang unübertrefflich s{ôn d Romanze aus Tebaldo und Jsolina, von Flôte und Ha begleitet.

Um 10 Uhr verfügten Sih Jhre Majestät die Kai rin mit den Hof-Fräuleins und den vornehmsten Dam! zur Abendtafel in die Wohnung des Grafen Woronzow; ? übrigen Gäste soupirten theils in einem Pavillon theils U ter freiem Himmel. Als die Gesundheiten Jhrer Kaiserl. M

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n Schaßes anzubeten.‘/ Nachdem der Redner nech die nung geäußert hatte, daß der Elementar - Unterricht ihm Sranfreih ungleih mehr der Unterstüßung zu bedürfen

er That zu sehr daran gewöhnt, Gott auf Kosten des öffent- |

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scheine, als die fleinen Seminarien, {loß derselbe in folgen- der Art: „Es bleibt mir noch zu“ beweisen übrig, daß die Maaßregeln, welche den Jhnen vorliegenden Geseß-Entwurf veranlaßt haben , den beavsichtigten Zweck, nämlich die Aus- führung der Geseke des Landes, nicht erreichen. Jn der That werden die Congregationen nah wie vor fortbestehen, nur nicht in den kleinen Seminarien, und die dffentliche Ordnung wird durch eine gallicanishe Erklärung nicht besser verbürgt, als ehedem durch einen Constitutions - Eid. Jh bin aber weit eher geneigt die Aufhebung jener Geseße, als deren Ausführung zu verlangen, denn ich sehe darin die Ver-- leßung zweier unverjährbarer Rechte, nämlih des Rechtes, jedwede moralische gesellschaftlihe Verbindung, sobald deren Handlungen nur nicht den Geseßen zuwider laufen, zu stif- ten, und des Rechtes, seine Gedanken duch den Unterricht, so wie durch jedes andere Mittel fortzupflanzen. Die Ver- nunst des Volfes schien mir auf einer höheren Stufe zu sste- hen, als der Geist der gedachten beiden Verordnungen , wo- durch nichts als eine fleinlihe Jnquisition eingeführt wird.“ Hr. Caqueray hielt eite ausführliche Rede zu Gunsten des Ge- seß-Entwurfes, den er für ganz geeignet hiele, die Besorgnisse zu zerstreuen, welche durch eine der gedachten Verordnungen erregt worden seyen. „„Es ist zu bedauêrn,‘“ äußerte derselbe, ,„daß der Minister des Cultus, bevor er diese Verordnung unterzeich- nem-ließ, niht die Meinung seiner Collegen, der Bischöfe -- von Frankreich befragt har. Jch theile nicht die Ansicht des Berichterstatters , daß die geistlichen Secundair - Schulen ge- seßwidrig seyen; von der Erhaltung derselben hängt vielmehr das Schicksal der Gallicanmschen Kirche ab. Allerdings ha- ben einige meiner Collegen sich von dieser Rednerbühne herab zu Dollmetschern der freudigen Gefühle gemacht, welche die gedachten Verordnungen allgemein erregt haben sollen ; wenn sie jedoch ein aufmerkfsameres Ohr geliehen hätten, so wúr- den ste úberall nur Klagen und Stöhnen vernommen haben. (Lautes Gelächter.) Die Nachwelt wird ihren Frrthum be- zeugen. Mögen die dem Lande geschlagenen Wunden ver- narben! mögen die der christlichen und monarchischen Erzie- hung zugefügten bedauernswerthen Nachtheile eines Tages wieder gut gemacht werden! Jch stimme für das vorgeschla- gene Geseß ohne irgend eine Veränderung.‘/ Der Mini- ster der geistlihen Angelegenheiten entwickelte die Gründe, welche das Ministerium veranlaßt - haben ; eine Summe von 1,200,000 Fr. zum Besten der kleinen Semina- rien zu verlangen. „Die Bestimmungen der Verordnung vom 16. Juni „‘/ äußerte er, sind dergestalt entstellt worden, daß es gelungen ist, die öffentlihe Meinung bis auf einen gewissen Punkt irre zu leiten; ih selb bin dabei nicht geschout worden; man hat mir als eine tadelns- würdige Handlung angerechnet, was ih als eine wich- tige Verbesserung betrachte. Wenn aber die Leidenschaf- ten durch eine Veränderung in dem Systeme der Regierung einmal rege gewordèn sind, so würde man umsonst Ruhe in den Berathungen, Mäßigkeit in der Sprache und Würde im Handeln verlangen. Wir find dem Publikum, welches sih nur allzuleicht jedem Cindruce hingiebt, auf eine fehr unvorthetlhafte Weise geschildert worden. So sind in shwie- rigen Zeiten Staatsmänner oftmals dazu verurtheilt. gewe- sen, statt aller Frucht für ihren guten Willen, ihre Múhe und Arbeit, nichts als Verläumdungen einzuärndten. Wehe dem, der in solchen Tagen der Verirrung und Gährung zu dem Staatsruder gelangt, vorzüglich wenn er früher nichts als die Annehmlichkeiten des Privatlebens getannt hatte; es bleibt ihm als leßter Zufluchts-Ort nichts als sein Gewissen, welches den Ehrenmann niemals betrügt. Jch habe bis jeßr auf die Beschuldigungen, die gegen mich erhoben worden sind, nicht geantwortet, weil durch die gedachten Verordnungen nur erst ein Grundsaß festgestellt worden ist; sobald es aber dar- auf anfommen wird, dieselben in Ausführung zu bringen, werde ich mich mit meinen geistlichen Collegen verstehen, und bin Überzeugt, daß es uns beiruhiger Ueberlegung gelingen wird, die wichtige Angelegenheit glücklih zu Ende zu bringen. Weit entfernt, daß die geistlichen Schulen durch die von mir contrasignirte Verordnung in Gefahr gerathen, werden sie vielmehr dadurch neues Leben gewinnen und mit neuem Glanze strahlen. Fch hoffe daß die eingeshüchterten Ge- wissen bald berußigt, und daß ih meinen Namen nicht an eine der Kirche verderbliche Verordnung - geknúpfc haben werde.‘ Hr. Duplessis de Grénédan sprach sih sehr heftig gegen die mehrerwähnten Verordnungen aus. Durch seine Aeußerung : daß diese Maaßregel die Familien - Väter in Trostlosigkeit verseße und Alles üÜbersteige, was der Revolu- tions - Vandalismus sich nur immer habe zu Schulden fom- men lassen, wurde seine ohnehin schwache Stimme von den Ausbrüchen des lebhaftesten Unwillens dergestalt bedeckt, daß