1828 / 219 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 18 Aug 1828 18:00:01 GMT) scan diff

Vermischte Nachrichten.

Ueber die Kalmúcken' liest man in der St. Petersburgi- schen Zeitung Folgendes : Kalmüken (Oeldt, Eluths, Eluthen) machen den merk- würdigsten Zweig des Mongolischen Völkerstammes aus. Sie selbst behaupten, ihre ältesten Wohnsiße zwischen dem Koko-Noor- (blauen See) und Tibet gehabt zu haben. Lange vor Dschingis - Chan soll dieses Volk, der größte und mäch- tigste Theil von Oelôt, gegen Westen bis nach Klein - Asien einen Heereszug gethan, und sich dort und um den Kaukasus verloren, der Ueberrest aber, welcher in der großen Tartarei geblieben war, von seinen Tartarischen Nachbaren den Na- men Chalimif (Abtrünnige) erhalten haben. Jn der That nennen sich die Kalmüken auch noch heut zu Tage Chalimik, obgleich ODelôt, welches Wort dasselbe bedeutet, noch immer ihre eigenthümliche Benennung is. Sie theilen sich, wenig- stens seit Zerrüttung der Mongolischen Monarchie, in vier verschiedene Hauptzweige, die sich Coschot, Derbet, Soongar und Torgot nennen, Der größte Theil der Coschotischen Kalmücken. hat sih in und um Tibet und am Koko-Noor erhalten, und soll nach Zerstörung der Soongarischen Kal- müken unter Chinesischem Schuße geblieben seyn. Der fklei- nere Theil diesés Stammes war {hon "ange zuvor an den _Irtisch gezogen, und gerieth endlich nnter die Herrschaft der Soongarischen Horde, mit welcher er gemeinschaftlich an den Kriegen gegen China Theil nahm, aber auch zugleich mit der- selben zerstreut rourde. Die unter Chinesischer Hoheit noch jeßt vereinigte Horde der Coschoten wird auf 50,000 Köpfe geschäßt. Jhren Namen Coschoten (Krieger, Helden) sollen sie durch ihre Tapferkeit unter Dschingis Anführung: erworben haben. Da “auch ihr Fürstetistamm seinen Ursprung unmittelbar von des „großen Dschingis Bruder ableitet , so behaupten sie aus bei- ‘den. Gründen dein erstèn Rang unter den Kalmückischen Stämmen. Ein geringèr Theil derselbén, etwa 18,000 Fa- milien, hat sich 1759 an der Wolga niedergelassen, und frei- wvoillig die Russische Oberherrschaft anerkannt. Die Soon- :garischen Kalmücken machten bei der Zersplitterung der Mongolischen Monarchié mit den Derbeten nur einen einzi- gen Stamm aus, der sih späterhin unter zwei uneinigen Brüdern aus ihrer Fürstenfarnilie theilte. Diese Horde ist es, die sih im 17ten und zu Anfange des vorigen Jahrhun- “derts einen großen Theil der übrigen Kalmückischen Stämme, besonders die Choschot, Derbet und Choin unterwürfig machte, und mit den Mongolen sowohl, als mit dem Chi- _nesischen Reiche blutige Kriege führte, welche sih aber mit ihrer gänzlichen Unterjochung und Zerstreuung endigten. „Sie galtén für die tapferste, reichste und mächtigste Horde. Die Berbetischen Kalmücken, welche ihre Weidepläbe anfänglich in der Gegend des Koko-Noor hatten, zogen von da wegen der Mongolischen Unruhen gegen den JIrtysch, und theilten sich hierauf in zwei Haufen. Einer derselben vereinigte fih mit den Soongaren, und wurde mir diesen am Ende aufge!öset; der andere ließ sih am Ural, Don und “an der Wolga nieder, und ein großer Theil derselben ver- einigte sich daselbst mit den Torgoten, trennte sich aber nach- mals wieder von denselben. Die Torgotischen (Wolgai- schen) Kalmücken scheinen sich später, als die übrigen Kalmückischen Zrveige," zu einer besondern Horde gebildet zu haben. Gieich anfangs trennten sie sich von den unruhigen _Soongaren und ließen sich an der Wolga nieder, von wel- cher Zeit sie von den Russen, denen sie sich bereits 1616 un- terworfen, die Wolgaischen Kalmücken genannt werden. 1770 zogen sie in die Soongarei zurück, und begaben sich un- ter Chinesischen Schuß, wo man aber gleich anfangs strenge Maaßregeln gegen sie nahm. Alle diese verschiedenen Stämme standen ehemals, oder stehen noch jeßt, unter ihren cigenen _Chans, die der Regierung, unter welcher die Horde lebt, nur mittelbar durch Tribut unterthan sind. Auch giebt es eine Colonie getauster Kalmúcken, denen die Russi- sche Regierung, besonders im Orenburgi]chen Gebiete der _Srtathalterschaft Ufa, ein fruchtbares Gebtet, nebst der Stadt _Stawropol eingeräumt har. Diese Coloniè hat sich in der

lebten Zeit sehr vermehrt. Noch halterschaft eine fleine Colonie Kalmücken vorhanden, die aus einzelnen Proselyten, 7 die Kirgisen gemacht und unter sih aufgenommen ha entstanden sind.

ist in eben der @,

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 17. August. Jm Schauspielhause : Die Y Lustspiel ‘in 1 Aufzug, von Th. Körner. Hierauf: Sachs, dramatisches Gedicht in 4 Abtheilungen, von À hardstein. (Mad. Pann : Kunigunde, als lebte Gastrol,

_In Charlottenburg: Der Schwäter, Lustspiel in 5 theilungen, von Weidmann. (Neu einstudirt: ) CHr. Nu vom Stadttheater zu Breslau: Baron St. George Gastrolle.) Hierauf: Nehmt ein Exempel daran! Lis in 1 Aufzug, vom Dr. C. Töpfer.

Montag, 18. August. - Jm Schauspielhause, zum stenmale: Vormund und Múndel, Schauspiel in 5 At von E. Raupach.

Königsstädtsches Theater.

Sonntag, 17. August. . Sargines. Komische 2 Akten; Musik von Bâe, ? 9 M Montag, 18. August. Zum Erstenmale wied Der Schleier, Lustspiel in 4 Akten, nah dem Ftalieni des Federici, frei bearbeitrt von Vogel, Hierauf: Bu föpfhen. Komische Oper in 1 Aft; Musik von Boy

Dienstag, 19. August. Oberon, ‘Kdnig der Elfen,

mische Zauber-Oper in 3 Akten.

Berliner Börse. Den 16. August 1828.

Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zette]. (Preu/s. (u [Brief | Geld. \

93 / 923 1033

d 2 S_—ck r A B.

Pomm. - Pfandbr. _IKur- u. Neum. do.

Schlesische ‘do! Pomm. Dom. do.} Märk. - do. ds. Ostpr. do. do. Rückst. C. d.Kmk do. do.d.Nimnk. _ [Zins-Sch.'d. Kmk. dito - d: Nmk.

St. - Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. m. I. C. Neum.Int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. inTh.Z. VVestpr. Pfdb. A. dito dito B. Grosshz. Pos: do. 997. Ostpr. Pfandbrf. 974 |

Wechsel- und Geld-Cours. (Berlin, den 16. August.)

912 104 91Z 1011 32 971 96

Il aanaeaens

Holl. vollw. Duc. Friedrichsd’or . Disconto...

R | R R O EN

Kurz 2 Mt. ‘Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Met. 2 Mt. 2 -Mt. 2 Mt. Uso. 2 Mkt. 3 V ch. 3 Vi ch.

300 Fr. 150 Fl. 159 Fl 10090 Thl 100 Thl. 150 FL. 100 BbI.

Augsburg

Breslau

MeIpuig 1 N E ; Franksurt a: M. VVZ Petersburg. BN

Auswärtige Börsen. A msterdam, 1l. August. OVesterr. 52 Metalliq. 91. Bank-Actien 1305; Loose zu l!

174. Pai tial-Oblig. 371. Buss Eogl. Anlelhe 862. Rus Hamb. Certific. C45.

Neueste Börsen-Nachrichten.

Franffurt a. M., 12. August. Oesterr. 52 Metallig. 9322,

Loose zu 100 Fl. 1512. Brief.

Gedruckt bei Hayn.

mohammedanisi

Partial-Obligationen 1222, Geld. Bank-Actien |

Allgemeine

Prceußishe Staats-Zeitung.

¿ 219.

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Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Der bisherige Oberlehrer am Gymnasio zu Ratibor,

duard Hänisch, ist zum Direktor dieser Anstalt ernannt orden.

Angekommen: Der Königl. Großbritanische außeror- ntliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen ofe, Bro of Taylor, von Dobberan; :

Der Großherzogl. Sachsen-Weimarshe General-Major on Seebach, von Weimar. i

Abgereist: Der Kaiserl. Russische General-Major und )rigade-Commandeur, Fen \ch, nach dem Melenburgischen.

Zeitungs-Nachrichten. A us la n d.

Nachrichten vom Kriegs-Schauplak. Nachstehendes is die gestern (im Supplement) vorbe- iltene vollständige Mittheilung: - )fiicieller Kriegs-Bericht 11. (23.) bis 15. (27.) Juli 1828. G Das Hauptquartier Sr. ,Maj. des Kaisers und des en Armee - Corps befand sich am 15ten (27sten) im Lager i dem Dorfe Bulaktyk ohuweit Schumla. Es wurde an niselben Tage nach den Anhöhen verlegt, welche die Vor- osten des 7ten Corps nach dem Gefecht am 8ten (20sen) sekt hatten. Die Belagerungs-Arbeiten werden mit größ- r Eile betrieben-; sie rücken mit jedem Tage der Festung äher und sind bereits bis auf einen Kanonenschuß weit ge- iehen, ohne daß der Feind Widerstand geleistet oder das eringste- Hinderniß in den Weg gelegt hätte. So eben ist om General-Lieutenant Uszakow Nachricht eingegangen, daß er Feind am 8ten (20sten) fruh mit überlegener Macht den chten Flügel unseres Belagerungs-Corps vor Varna ange- riffen hat, während das gesammte Geschüß der Festung ein feuer begann, welches bis 4 Uhr Nachmittags fortgeseßt burde. Durch den tapfern Widerstand unsers Junfanterle- Regiments Niszowski, so wie durch die zweckmäßigen Ope- ationen unserer Artillerie wurde der Feind gezwungen, sich h der größten Unordnung und mit bedeutendem Verlust nach er Festung zurückzuziehen. Da jedoch der Feind dem Ge- eral-Lieutenant Uszakow gegenüber eine günstige Stellung ingenommen hatte, so wollte er sein Corps feiner Gefahr \usseßen und zog sih nah dem Dorfe Drewent zurück, um ch daselbst mit der unter dem Befehl des General-Adjutan- ein Benkendorf des Zweiten stehenden 1sten Brigade der l0ten Jnfanterie- Division zu vereinigen, da diese Brigade ur Verstärkung des vor Varna stehenden Belagerungs-Corps uf dem Marsche ist. Nach der Anzeige des Admirals Greigh ist die ihm «anvertraute Escadre, welche die 3te vor ‘napa gestandene Brigade der 7ten Jnfanterie-Division am Bord hat, auf der Höhe ‘von Mangalia angelangt und immt die Richtung auf Varna. Der Befehlshaber des ten Infanterie Corps, General der Jnfanterie Roth, ist m 21. Juli bei Silistria angelangt. Sechs Werste vor der estung stieß er auf ein Cavallerie-Corps von 4000 Pferden, wel- hes fortwährend durch frische Truppen aus der Festung abgelöst wurde. Der Feind vertheidigte zwar hartnäckig die Anhöhen und Gärten, welche die Festung umgeben, er mußte indeß dennoch der Tapferkeit unserer Truppen und zwar mit bedeu-

Redacteur Ftendem Verluste weichen, indem er Über 200 Todte auf dem

Plaße gelassen hat. Troß des vom Feinde geleisteten Wi- derstandes haben unsere Truppen am 9ten (21sten) die Fe-

Berlin, Montag den 1Zten August.

deractivenArmee vom

S A E Zie) di EE A dge A u B 23 Fg Sli, PIER D Fit E Hut B R e R 5 “ug E DEMO F A T I T T In s x L E E H R D E 0 R t: R Es d Ae T d i sir Véadtid E B R «iat g) “Ae E P E +0 Mi fz D S E ÆRC ie E N Le N G L E T E S e E E e e E UN f

1828.

stung eingeschlossen. Die Besaßung von Silistria soll, wie man allgemein glaubt, incl. der bewaffneten Einwohner, 22,000 Mann stark seyn. Der General- Major der Don- shen Truppen, Zyrow, welcher am 25sten nah Kazhrad de- tachirt worden ist, zeigt an, daß er in dieser Stadt ungefähr 150 Türken gefunden und sie mit einem Verlust von 40 Mann verdrängt hat. lt

Jm Lager bei Schumla den 17. (29.) Juli 1828. Gestern Nachmittags fünf Uher sind zwei Brigaden des Zten unter den Befehlen des Generals der Jnfanterie Rud- zewicz vor Schumla stehenden Corps auf dem rechten Flü- gel vorwärts gerückt, um die waldigen Anhöhen zu beseßen, welche sich auf dem Wege nach Silistria befinden. Diese Bewegung ist unter dem Schuße der 3ten Batterie der rei- tenden Artillerie, unterstúßt von der Division der Jäger zu Pferde, schnell und ganz nach Wunsch ausgeführt worden. Eine Brigade Jnfanterie bildete die Reserve. Während die- ser Bewegung versuchte eine Masse feindlicher Cavallerie, unterstüßt durch die vor Schumla aufgeführte Redoute und einige gegen uns gerichtete reitende Artillerie, uns aus unserer vortheilhaften Stellung zu verdrängen. Kaum hatte sih jedoch diese feindliche reitende Artillerie gezeigt , als sie demontirt wurde. Die feindliche Kavallerie umringte die äußerste Spiße unsers rehten Flügels und griff die Quarrés des 15ten und 16ten Jäger-Regiments zu Fuß, welche diese Spibe bildeten, hartnäckig an, und attaquirte zugleih auf der andern Seite unsere Kanonen; ihre Anstrengungen blie- ben ohne Erfolg. Durch éin gut bedientes Karrätschen - und fleines Gewehrfeuer wurde der Feind auf allen Seiten mit einem Verluste von 400 Todten zurückgedrängt. Wir haben 30 Todte und 50 Verwundete gehabt. Bei dieser Gélegen- heit verlieh Se. Maj. der Kaiser dem General-Adjudanten und Chef des großen Staabes der 2ten Armee, Kisielew, einen Degen mit Brillanten, und dem General-Quartier- meister der gedachten Armee, Berg, das große Band des St. Annen-Ordens. Heute haben wir die gestern eingenom- menen Anhöhen, troß des feindlichen Feuers der Redouten und der Verschanzung, so wie der wiederholten Angriffe sei- ner Schüßen, befestigt. Der General Girow, welcher mit einer Kosacken - Abtheilung die Richtung nach Ruszeru ge- nommen, ist in Razgrod angelangt. Er hat 100 Gefangene gemacht und 1000 Bulgarische christliche Familien. vor der Verfolgung der Türken bewahrt. Er ist dafür mit dem St. Annen-Orden 1ster Klasse belohnt worden. Der Gene- ral Rüdiger hat an der Spiße einer Abtheilung Jnfanterie, Cavallerie und Artillerie die Richtung nah Esli - Stambul und der Oberst Leprandi die Direction auf Dziuma genommen, Der Admiral Greigh ist mit der ganzen unter seinem Befehle stehenden Flotte in Kawarna angelangt, und geht von da nah Varna ab, um zur Belagerung dieser Festung mitzuwirken. Die“ Einschließung von Silistria“ währt fort und die Reserve - Bataillons der Militair - Colonicen rücken bereits in die Moldau und Wallachei ein.

Ueber die früheren, (von uns bereits im Allgemeinen gemeldeten) Ereignisse geben wir nachträglih aus einer au- gerordentlichen Beilage der St. Petersburger Zeitung (vom 8, Aug.) folgende ausführliche Nachrichten : :

Aus dem Fuge vor Jenibazar, vom 7. (19.) Juli 1828.

Das Hauptquartier Sr. Majestät des Kaijers , welches nebst dem 3ten und 7ten Corps, der Division reitender Iâ- ger und 108 Kanonen Reserve- Artillerie, am Morgen des 4. (16.) Juli von Bazardschik aufbrah, rúckte durch Kos- ludschi und Jassitepe gegen Schumla, das bereits aus dem Lager Sr. Kaiserl. Majestät zu sehen E Der Feind, der diese Bewegung mit einem Cavallerie-Corps von 5000 bis

6000 Mann beobachtet hatte, zog sich vor unserer Avant-

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