1828 / 224 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 23 Aug 1828 18:00:01 GMT) scan diff

“fien zu senden. Außerdem gehen noch viele für Spanien und Portugal bestimmte Waaren über Lyon. Jm adi 1814 nahm die Regierung das System alle fremden Fabri- fate zu verbieten an, in der Absicht, die Contrebande zu hin- dern, und nur durch das Geseß vom 21. April 1818 wur- den große Abänderungen in dem Geseße gemacht und der Transit vieler zur Einfuhr nicht verbotener Artikel erlaube. Indessen durfte noch immer eine große Anzahl nicht verbotener Gegenstände nicht durchgeführr werden. Die Nie- derländischen Tücher z. B., welche beinahe ‘ausschließlich in Italien getragen ‘werden , dürfen nicht durch Frankreich ge- ben, sie schlagen daher den Weg über Frankfurt und die Schweiz ein. Eben dies is mit vielen andern Artifk-:ln der Fall, wodurch die Frachtfahrt vermehrt und die Unternehmer in Stand gesest würden, die Frachten selbst herabzuseßen, und dadurch die Concurrenz mit dem Auslande besser zu be- stehen. Sie sind im Gegentheil in Gefahr bald auch noch die zur Durchfuhr erlaubten Artikel zu verlieren, wovon die Italienische über Lyon nach England gehende Seide, den ersten Plaß einnimmt. Seit 1815 ist Lyon der Srapelplat derselben, von wo sie nah Calais zur Einschiffung geht. Die Seide bleibt stets in- der Niederlage in Lyon, welches ‘ein Vortheil der Niederlagen im Junern is, hier können sich die Fabrikanten von Lyon, St. Chamond, S. Etienne, Tours, Amiens, Rheims, Paris, Avignon hinbegeben, um sie zu untersuchen, und die beste Auewahl zu tresfen, ehe sie weiter geht. Vom 1. Januar 1827 bis zu Ende August desselben Jahres gingen durch Lyon 4800 metrishe Centner Seide für England, welches fürs Jahr -7200 Centner, und im Werthe über 30 Mill. Franken machen würde. Der Gewinn L so größer, da eine. theure Waare auch mehr Fracht zahle. | Im Auslande geschieht gerade das Gegentheil von dem, was in Frankreich ftatt findet. Der starke Waarenzug ‘auf den Straßen über Frankfurt, Lindau und Chur, erlaubt die Transito - Unkosten auf jeden Artikel herabzuseßen, wäh- rend in Frankreich diese durch die Verminderung der Trans- porte erhöht werden, überdies hat man im Auslande die Transito-Zölle ermäßigt. T Man hat den Transito untersagt , weil man fürchtete, er könnte zur Contrebande gemißbraucht werden ; indeß ist dies bei ‘den Vorsichts-Maaßregeln der Douanen, ‘und weil die Versender genöthigt sind, den vierfachen- Eingangs-Zoll und eine Strafe von 500 Fr. fúr das Nichtabgeben des acquit àÀ caution zu zahlen, nicht zu fürchten. Auch müßten z. B. skatt der fremden Tücher ähnliche Französische in die Colli ge- bracht und ausgeführt werden. Jn diesem Falle wäre Ver- lust für den Betrüger, indem die Französischen in Jtalien nur mit Verlust anzubringen wären. Ueberdies wäre es selbst tein Verlust für Frankreich, da eine gleiche Menge einhei- míscher Fabrikate ausgeführt würde. Obiger Verlust wúrde, wie in dem Memoire, das dreißig Handels - Häuser von Lyon an die Handels - Kammer daselbst eingaben , berechnec wird, wenigstens 202 ausmachzu. Da nun die Niederlän- dischen Tücher nur 102 besser ‘sind, hätte der Absender einen dedeutenden Verlust bei einer Vercauschung der Tücher. Die Regierung hat den Transit der ver!chiedenen Fa- brifkwaaren, und besonders der Seidenzeuge gegen 45 Fr. von 190 Kil., für Seidenbänder und Sammt und gegen 96. 80 für unirte Zeuge erlaubt; diese Abgabe ist hoh genug, um die Durchfuhr zu verhindern, welche einen andern Weg neh- men fann, aber nicht die Contrebande, wenn die Erseßung mit andern möglich wäre. Die Einschwärzung konnte sie je- doch nicht verhindern, weil der Zoll nur * bis 1 pCt. des Werths beträgt ; die Fabriken der Schweiz, in Savojen und Deutschland, wegen des niedrigen Preises des Arbeitslohus aber die unirten Zeuge. 6 pCt. wohlfeiler, als die Franzôösi- schen liefern fönnen. Kein verbotener Artikel kann in Franfreih mit Vor- theil eingeführt werden, wenu man dafür eine gleiche Menge von demjelben inländischen Fabrikat ausführen muß.

S E E E E

Königliche Schauspiele.

Freitag, 22. August. Jm Schauspielhause, zums male wiederholt: Der Hausirer, Oper in 3 bede, cusif von Ouslow. Sonnabend, 23, August. Im Schauspielhause Niebelungen-Hort, Tragödie in 5 Abtheilungen, nj, Vorspiele von E. Raupach. i

Königsstädtsches Theater.

Freitag, 22. August. Die Tochter Pharaonis. Hi Roderich und Kunigunde: |

Sonnabend, 23. August. Zun! Erstetimale : Dz sophische Bediente, Lustspiel in 1 Aft von F. A. y: länder. Hierauf: Die Heirath durch die Güter-Lotteti: | Beschluß: Brauseköpfchen.

Sonntag, 24. August. Oberon, König der Elfen, mische Zauber - Oper in 3 Akten. (Lebte Vorstellung | Oper mit Dlle. Tibaldi.) Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Vorstellung finden die höheren Opernprils|

T D D L ERE H E M E E E E A,

Berliner Börse, Den 21. August 1828. Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. (

[Z/] Brief] Ged] [Z7TBriN Tr 03,

Pomm. Pfandbr.

1035 1103 jKur- u. Neum. do. 1021 ISchlesische do. 199 Pomm: Dom. do. 91è 4 914 Märk. do. do. 913 JOstpr. do. do.

104 , JRückst. C. d.Kmk | 915} do. do. d.Nmk.

1013 Zins-Sch. d. Kmk. 32

97

96

dito d:Nmk. Grosshz. Pos. do. 997 7 Ostpr.' Pfandbrf. 97

Wechsel- und Geld-Cours. (Berlin, den 21. August.)

250 FIL.

St.- Schuld - Sch. Pr: Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. m. 1. C. Neum:.lut.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. inTh.Z. VVestpr.: Pfdb. A. dito dito B./

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Holl. vollw. Duc. Friedrichsd'or. Disconto

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Kurz 2 Me. Kurz

2 Mit. 3 Me.

Amsterdam dito Hamburg dito London Paris

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300 Fr. 150 FI. 150. Fi. 100 Thl: 190 Thl.

Augsburg Breslau Leipzig

S252 S

WLEALELSE C.

ch. h.

3

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4

Auswäàrtige Börsen.

Amsterdam, 16. August.

Oesterr. 5pCt. Metalliq. 902. Russ. Engl. Anl. 86.

É amburg, 19. August. Oesterr.“ Part. Obl. 123. Buss Eogl. Anl. 945, Hamb. Certif. S5,

BRusó

London, 15. August. ;

Consols 873-1, Portug. 52%, Brasil, 603, Dänische be St. Petersburg, 12. August.

Hamburg, 3 Man. 91 - 17.

procentige Inscript. 88Z.

VVien, 16. August.

5pCt. Metall. 9343, Bank-Acticn 1069,

“Neueste Börsen-Nachrichten.

Franffurt a. M., 18. August. Oesterr. 52 Metalliqg. 94,?,.

Partial-Obligat'onen 1222. Geld.

Gedrudckt bei Hayn.

Silber-Rubel 3717. Kop.

Bank-Actien 1292. Brief. Loose zu 100 Fl. b

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

0 324. :

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben dem Wirklichen Justizrath Ober - Auditeur im General-Auditoriat, Tro schel, den after eines Geheimen Justiz-Raths beizulegen geruhet.

Das 1á4te Stúck der Geseß-Sammlung , welches heute geben wird, enthält unter 1157. die Ministérial ? Erflärung vom 13ten vor. M. úber die mit dem Senate der freien Stadt Hamburg getroffene Vereinbarung, die Sicher- stellung der Rechte der Schriftsteller und Ver- leger in den beiderseitigen Staaten wider den Bücher-Nachdruck betreffend, und das Geseß zur Erleichterung der Todes - Erklä- rungen der aus den Kriegen von 1806 bis 1815 nicht zurückgekehrten Personen , vom 2Wen d. M. Berlin, den 23. August 1828.

Debits-Comtc&ir.

1158.

Angekommen: Se. Excellenz der General-Lieutenant, der Gensd’armerie und Commandant von Berlin, von

jelsfirch, aus Preußen.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Franfreich. ; Pairs-Kammer. Jn der Sibung vom 14. Aug. ftigte diese Kammer sich mit dem Ausgabe - Budget. Graf von Sul} y war der erste Redner, welcher über egenstand das Wort ergriff; er vertheidigte hauptsäch- le Verwaltung der indirecten Steuern gegen die An- welche die zweite Kammer in Betreff der kostspieligen en_in den Tabacks - Fabriken gegen dieselbe erhoben

Der Marquis v. Marbois hielt die für diese Bau- emachten Ausgaben für geseßwidrig ‘da sie das Budget ritten. Nachdem der Baron Pasquier und der v. Sussy zum Zweitenmale, zur Widerlegung dieser t aufgetreten waren, sprach der Graf v. Tocqueville Meinung úber das ôffentliche Unterrichts - Wesen aus, uf der Marschall Herzog v. Ragusa die Rednerbühne 3 und sich in einem geistreihen Vortrage über den ts-Haushalt im Allgemeinen äußerte. Er erwähnte bei Gelegenheit auf eine tadelnde Weise der Ansichten und ungen, welche über denselben Gegenstand in der zwei- Kammer aufgestellt worden. seyen. Ueber die Frage: ob Rede zum Druck befördert werden solle, ließen sich der inz-Minister, der Graf Tacher, der Vicomte Du- Yage, der Graf Molé und der Graf v. Saint-Ro-

vernehmen, worauf der Marschall selbst den {ch- äußerte, daß seine Rede nicht ins Publifum 6 Der Vice - Admiral Graf Truguet hielt uf einen langen Vortrag über das Budget. der Marine, Praf von Pontgibaud, welcher zum erstenmale die erbühne bestieg, Über den Handel des Orients und die Schifffahrt auf der Donau, und der Marquis von ace über verschiedene Gegenstände der Militair -Ver- 19, namentlich hinsichtlih der Artillerie. Die allge: Discussion wurde hierauf. geschlossen , und es began- dle Berathungen úber die einzeluen Artikel. Jn Be- der inneren Verwaltung glaubte der Graf von Tour-

Redacteur J! daß der Seidenbau in Frankreich! uicht genug begün-

Berlin, Sonnabend den 23 August.

1828.

stigt werde, daß dieses aber um so nöôthiger se als die Seiden-Fabrikation und der Seiden-Handel fa Eualand durch die Maaßregeln des Hrn. Huskisson in neuerer Zeit bedeu-

tend gewonnen härten. Der Redner verlangte daher, daß nan in dem nächsten Budget eine Summe von einer Mil- lion zu Prämien fúr die Anpflanzung von Maulbeerbäumen bestimme. Der Handels-Minister bemerkte daß der Ge- genstand allerdings die Aufmerksamkeit der Regierung ver-

diene, daß indessen die Gefahren, denen der Französische Seiden-Handel nach den Ansichten des vorigen Redners aus- gejeßt jeyn sollte, lange nicht so groß seyen, als dieser es

glaube. Der Graf von Ambrugeac sprach hierauf seine

Ansichten über das Budget des Kriegs - Ministeriums aus,

und mißbilligte ebenfalls die von einigen Deputirten ver-

langten Ersparnisse. Dieselbe Meinungs - Verschiedenheit,

welche sih über die Frage, ob die Rede des Herzogs

von Ragusa zum Drucke zu befördern sey , offenbart

hatte, zeigte sich auch in Betreff der des Grafen von Ambrugeac. Der Graf Molé schien zu befürchten,

daß man darin nicht bloß im Allgemeinen einen erlaubten

Tadel der von der zweiten Kammer aufgestellten Systeme,

sondern directe Angriffe gegen einzelne Reden dieses oder jenes Deputirten erkennen möchte. Der Minister des Innern glaubte, daß beide Tribunen als völlig frei zu be- trachten seyen, daß daher der einen Kammer bei der Prü- fung der von der andern angenommenen Artikel jede Be- merkung und jedes Amendement freistehe; daß hingegen in Betreff solcher Reden die von-weiter feinem Erfolge gewe- sen, es besser sey, sih jeder unnúsen Controvéèrse zu.‘enthal- ten. Nach einigen kurzen Bemerkungen des Grafen von Saintct-Roman, des Barons Pasquier und des Her- zogs von Damas-Crux wurde über das ganze Ausgabe- Budget abgestimmt und dasselbe mit 117 gegen 2 Stimmen angenommen. Am 16ten d. M. wollte die Kammer sich mit dem Einnahme-Budget beschäftigen.

Paris, 15. August. Heute als am Mariá Himmel- fahrtstage, um 11 Uhr Morgens, wohnten der König, so wie der Dauphin und die Dauphine einer Messe in der Schloß-Kapelle zu St. Cloud bei. Nach Beendigung dersel- ben bewilligten Se. Maj. dem Lord Stuart eine Privat- Audienz, und empfingen aus dessen Händen das Schreiben seines Souverains, welches ihn als Englischen Botschafter am hiesigen Hofe beglaubigt. Der Lord war zu diesem Behufe, wie solches das hier übliche Ceremoniel mit sich bringt, mit zwei sechsspänuigen Königl. Wagen aus seinem Hôtel abgeholt worden, und wurde nach seiner Entlassung in derselben Weise wieder nach der Hauptstadt zurückgeführt. Um 22 Uhr begaben Se. Maj. und JJ. KK. HH. Sich gleichfalls hie- her, um der kirchlichen Feier in der Kirche zu U. [. F. bei- zuwohnen, und sich der Prozession von dort nach dem Pont- neuf anzuschließen.

Der König wird am 31sten d. M. von St. Cloud aus seine Reise antreten, und die erste Nacht in Meaux zubrin-.- gen. Am 1. September werden Se. Maj. sich in Châlons, am 2ten in Verdun, am 3ten in Meb, am sten in Straß- burg, am 8ten in Colmar, am 11ten in Lüneville, am 15ten N Nancy, am 17ten in Toul und am 18ten in Troyes be- inden. f

Der Prinz von Coburg is vorgestern hier eingetroffen.

Der Pair, Marquis von Levis, ist in der Nacht vom 13ten_ auf den 1áten d. M. hieselbst mit Tode abgegangen.

Das Journal des Débats bringt je6t , seinem Verspre- chen gemäß, ebenfalls die: von den Bischöfen dem Könige übergebene Bittschrift in Betreff der Verordnungen vom 16. Juni, und macht dabei die Bemerkung, wie es alle Ursache habe, zu glauben, daß dieses Actenstück nicht von -sämmtli- chen Bischöfen, wie die Gazette de France solches behaupte, sondern allein von dem Cardinal Erzbischof von Toulouse,