1828 / 244 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 12 Sep 1828 18:00:01 GMT) scan diff

Für Fabrifanten I :

Die edlern vegetabilischen Färbestoffe reifen nur in den tropischen und denselben nahe gelegenen Ländern. Es scheint, als ob dieselben Ursachen, wodurch-der üppige Pflanzenwuchs dort bewirft wird, auch dem Prozeß zum Grunde liegen, der die größere Mannigfaltigkeit und Verfeinerung der Stoffe erzeugt. Die schônen Farben, welche «wir -an--den Fabrikaten der Chineser bewundern und die bisher noch nit in der Vollkommenheit . anderwärts haben nachgeahmt „wer- den föônnen, dienen seit undenklichen Zeiten zum Beweise die- ser Thatsache. Da indessen der unermüdet gewerbfléißige Europäer sich alle Schäße der verschiedensten Klimate an- zueignen strebt, so -werden auch die Färbestosse und ihre Be- nußung in den Europäischen Fabriken immer häufiger, ge- wählter und zweckmäßiger benußt. Ein .merkwürdiges Bei- spiel davon ist die Bablah, oder Schote der Mimoja „auch Ost:Jndischer Gallapfel -genaunt, die es allerdiugs verdient, daß sie den. Fabrikanten allgemeiner bekannt werde. Lassobe, ein geachteter Manufakturist in Bordeaux, hat eine Abharid- lung über diesen Färbestof} gegeben, aus deren Einleitung wir Nachstehendes mittheilen, um auf die Abhandlung selbst aufmerfsam zu machen :

Ehe die Französische Jndustrie sih entschloß, die Scho- tenfrúchte- der Ost-Jndischen Staude Bambolah vom Gan- ges .fommen. zu {assen -und sie.in Frantreich als Färbestoff zu benuben,- untersuchte man in Paris genau -alle Eigenschaften der Bablah.

Herr von .Castelbajac schreibt darüber, daß, nachdem dieser bisher in Europa .unbenubßte Färbestof} von einem be- rühmten Chemiker untersucht worden fey, sich - ergeben habe, daß. dieses. neue Produkt den. Werth habe, die besten Gall- äpfel „der Levante zu erseßen, und .daß die Regierung be- \hlo}en hätte, von-der Einfuhr der Bablah die : nämlichen Abgaben als von den Galläpfeln zu - verlangen.

Hatten. nun die ersten Einführer der Bablah am Ufer auges die herrliche Wirkung dieser Schoten in der

des

bei .ihren- Farbegebungen . anwandten. Aber jene Untersu- 4 chungen der Chemie überzeugten die Einführer vom fünsfti- 2 gen „Nutzen dieses Färbestofss, «auch wußten sie nun, daß 2 man in Frankreich schon wahrgenommen habe, wie man die

Bablah. etwa uußen könne. :

Als man ‘indeß die Bablah in Frankreich wirklich auf den Markt brachte, so erhoben sih anfangs wenige Stim- men zu ihrem . Vortheil. Sie hatte das Schicfjal vieler neuen Entdeckungen. und namentlich des rothen Färbesto fs,

und jeßt mit 7 Franken bezahlt. ;

Doch beging man bei der ersten Empfehlung einen gro- ßen Fehler, weil man irrig den Schönfärbern verkündet hatte, daß die Fruchtschoten der Bambolah-Staude ganz wie die Gállápfel behandelt werden müßten; deun nach den prac- tischen Anwendungen des Herrn Lassobe, welche wir jeßt dem Publikum mittheilen, weicht die Benußung der Bablah von derjenigen der Levantischen Galläpfel in einem wesentli- chen Punkt ab.

Man fann einen Stoff durch die Galläpfel färben, ohne

aus dem mit Galläpfeln gefärbten Wasser die Galläpfel herauszunehmen, aber die Bablah hat die Eigenthümlichkeit, daß, wenn man nicht die mit den Kernen zerstoßenen Scho- ten aus dem heißauffochenden Wasser, ehe das Blasen- werfen ganz aufhört, nimmt, sie allen bis dahin entlassenen färbenden Saft wieder an sih zieht. Wenn man also zu lange mit dem Herausnehmen wartet, so taugt natür- lih das entfärbte Wasser nicht zum Färben der darin unter- getauchten Stoffe.

ben ihrem freilich sehr weichen Wasser verdanften.

Färberei. täglich vor Augen, so konnten sie. doh nicht dahin gelangen, von den Eingebornen in Bengalen zu erforschen, auf welche Weise sie die Bablah genannten Schotenfrüchte -

welchen man Anfangs das Pfund für 1 Franken fausfte,

Diese Herausnahme darf folglich nicht unterblz Uebrigens hat eine der gelehrtesten Gesellschnften in Ey nah genauer Untersuchung aller Eigenschaften der Bi entdeckt, daß sie ohne allen Widerspruch folgende vier j tige Eigenschaften besißt : s j

1) Giebt sie allen mit Bablah gefärbten Zeugen eine n

-Weiche

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meine

reußische Staats-Zeitung.

2) Sie heftet die einmal gegebene Farbe auf jedem G dauerhaft.

3) Sie verlangt beim Färben mit Krapp weniger K als die besten. hinzugeseßten Galläpfel der Levante,

á)- Sie liefert echten Nankin.

Ferner bemerken die Einführer der Bablah, daß di: nesen jährlich in Kalkutta drei oder vier Schiffs - Ladu zwar nicht gerade von der Bablah, sondern von der ÿY der -Bambolah- Staude, an Bord nehmen. Diese S ist es aber, welche die .Bablah-Schoten liefert.

Was machen aber. die Chinesen mit: dieser Rinde? V; nehmen sie nicht lieber die Schoten der Bablah ? Auch hat man nicht entdecken. können, aber man hat stets in indien den Glauben gehegt, daß man in China den N mit der besagten Rinde färbe. Man darf aber nicht a1 men, daß darum die. Rinde zur Färbung des Nantkin | als die Schoten mit den Kernen dienen.

Wenn Úbrigens die Franzosen und andere „in Ost lange handeltreibende Europäer bisher nicht daran gi haben, einen so núblihen Färbestof in Europa zu ben so muß man dieses aus dem alten Vorurtheil erklären, die Ostindier den Glanz und die Dauerhaftigfkeit ihrer

Königliche Schau sp le l-e.

Donnerstag, 11. September. Im Schauspiel) Ludwig XI. in Peronne, historisch -romantisches Scha in 5 Abtheilungen, nah Walter Scott’s Quintin“ Dun von F v. Auffenberg. i

réitag, 12. September. Im Opernhause : Der V träger, Singspiel in 3 Abtheilungen, frei nach dem F sischen der: deux journées, vom Dr. Schmieder ; Musi Cherubini. (Hr. Wehrstedt, vom Herzoglichen Hofth zu Braunschweig : Micheli als Gastrolle.) Hierauf : Die | posse, Lokfalposse- mit Gesang, in 1 Aufzug, von J. E. Y

j

Königsstädtsches Theater.

Donnerstag, 11. September. Der Vorsaß. (M Wiedermann : Gretchen.) Hierauf: die umgeworfenen Y Komische Oper in 2 Akten; Musik von Boyeldieu.

Freitag , 12. September. Zum Erstenmale wied: Der‘ Sekretair und der Koh. Lustspiel in 1 Aft, na Französischen von C. Blum. Hierauf : Der Waldfrevel.

Beschluß die Hasen in der Hasenhaide.

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Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 5. Sept.

Oesterr. 55 Metallig. 925. Bank - Actien 1312. Loose zu |

187. Partial- Oblig. 379. Russ. Engl. Anleihe 873. ‘Bus; Hamb, Certific. 9955.

Paris, 2. Sept.

Jpracentige Rente 73 Fr. 30 Gent. Sprocentige 108 Fr.

VVien, 5. Sept.

5pCt. Metall. 94#;. Bank - Actien 1077. -

t R

zu 100 Fl. 155. Alles Geld.

Paris, 4. Sept. 3procentige Rente 73 Fr. 80 Cent. Z5procentige 108 Fr. 90 Cent.

London, 5. Sept. Consols 88x.

Neueste Bôrsen-Nachrichten. Frankfurt a. M., 7. Sept. Oesterr. 52 Metallig. 954. Bank-Actien 4319. Partial-Obligationen 1252.

Gedruckt bei Hayn.

n unsern Kreuzern genommenen gestern um 7 Uhr Abends haben sich Jhre Majestä- Kaiser und die Kaiserin auf der Jacht Utekha ein-

r

Redacteur M!

bastopol gekommen war.

Standart‘/ nah Varna abgesegelt.

244.

mtlihe Nachrichten. Kronik des Tages.

¿s Königs Majestät haben den bisherigen Ober - Lan- hts-Assessor Silber schlag zum Rath bei dem Ober- erihte in Naumburg zu ernennen geruhet.

gereist: Der Großherzogl. Mecklenburg-Schwerin- jeral - Major und Brigade-Commandeur, v. Both,

dwigslust. '

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Nachrichten vom Kriegs-Schauplake.

Journal d’Odessa enthält Folgendes :

jerationen des detaschirten Kaukasischen Corps.

General - Adjutant , Graf Paskewitsch: Erivansfoy,

haber des detaschirten Kaukfasishen Corps, meldet Berichts vom 24. Juli (5. August) die Einnahme ungen Achalkalaki und Gertwissy. Die erstere dieser n'ist von einem Bataillon des Jnfanterie-Regiments

irwan, unter Anführung des Obersten Borodin, rm genommen worden. Der General-Major Baron der die. Geschäfte eines Chefs des Generalstabes

fasischen Corps versieht , leitete den Sturm in Per- ie Festung Gertwissy ergab sih dem Obersten Ra-

sobald er an der Spiße der Tartarischen Milizen

T \ Feind: hat 600 Mann ati Todren und Verwunde-

300 Gefangene verloren. 28 Kanonen, 21 Fahnen, m großen Vorrathe an Artillerie- Munition und tteln, sind in unsere Hände gefallen. Rußland.

ssa, 27. August. Die in den Festungen Achal- d Gertwissy erbeuteten Fahnen wurden am ver- Sonntag von einer Abtheilung Kosaken und einer on Uhlanen in der Stadt herumgetragen. Das leitete den Zug mit tausendfachem Hurrah-Geschrei.

hiesigen Kathedrale wurde (wie bereits in Nr. 236. itung gemeldet worden) in Gegenwart Jhrer Ma- des Kaisers und der Kaiserin ein feierliches Te bgehalten.

6 Uhr Abends begaben sh JJ. MM. an Bord fes „„die Kaiserin Maria,‘/ das an demselben Tage Der Bord, desselben, so aller anderen Kriegsschiffe auf der Rhede war mit

umspannt, und gewährte einen höchst belebten Anblick.

unft JJ. MM. wurde durch eine Salve sámmtli-

iffe verkündigt. Die Volksmenge drängte sich nach ulevard, um dem schôuen Schauspiël zuzuschen, wel-

das herrlichste Wetter erhöht wurde. en Abend kam die Fregatte Estafii mit 13 Türki- ransportschiffen an.

um sih nach Nicolajew zu begeben. Man

hofft,

eselben nächsten Donnerstag (28. August) hierher zu- n zu sehen.

Excellenz der General-Gouverneur von Neu-Ruß- af Woronzow is gestern Abend am Bord der Fre- Derselbe wird Befehl der Belagerungs-Truppen vor dieser Festung en.

Berlin, Freitag den 12ten September.

und Se. -K.

1828.

St. Petersburg, 2. September. Mittelst Kaiserli cer Ufase aus den Lagern vor Basardshif und S dena pin 13. und 25. Juli (neuen Stils) sind mehrere Verleihungen, Orden und Ehrenzeichen erfolgt, namentlih haben die Ge- neral - Majore Malinowsfky , Tarbegew und Dournowo gol- dene mit Diamanten beseßte Ehrendegen , und der Oberst Samoilow und der Fähndrich Lanskoy goldene Ehrensäbel mit der Juschrift: „für Tapferkeit‘/ erhalten.

Am Sonnabend, den 1êten d. M., wurde von der gro- ßen Admiralitäts - Werft die Fregatte Elisabeth von 44 Ka- nonen vom Stapel gelassen.

Am 12. August fanden zwei Knaben, Söhne eines ar- men Bürgers von Riasan, die am Ufer des Trubesh Kräu- ter pflúckten, bei der alten Kathedrale “des heiligen Boris und SGleb, einige Stücke Metall ,- die sie füur Blei hielten. Die Stadt-Polizei, welche man- davon unterrichtete, ließ so- gleih an dem Orte fleißige Nachgrabungen anstellen ,/ und es fam bald eine Art Ofen aus alten Backsteinen zum Vor- schein, der 199 Silberplatten enthielt , von denen jede 6 Un- zen und 77 Drachmen Apotheker - Gewicht wog. Das Me- - tall ist von dem besten Gehalt. Die Platten haben feine Zeichen oder Stempel, nur einige Einschnitte.

L e L ESLLLES: iei

aris, 5. Sept. iner telegraphischen Depesche zu- folge, sind der König und der Dauphin am 2ST M. Nachmittags um 45 Uhr in Meb angelangt. Se, Maj. H. haben Jhren Einzug zu Pferde gehalten, und befinden Sich im erwünschtesten Wohlseyn.

Die Dauphine ist am 3ten zu Mittag in Langres einge- troffen und hat im bischöflichen Palaste daselbst die Nacht zugebracht.

Die zweite Abtheilung der Expedition nach Morea, welche durch widrige Winde in dem Hafen von Toulon zu- rückgehalten worden war, ist am 2ten d. M. Morgens um 7 Uhr von dort aus unter Segel gegangen. Sie besteht aus 5 Kriegsschiffen und. 49 Transport-Fahrzeugen.

Der Gazette de France zufolge haben mehrere Dänische Offiziere von dem Könige von Frankfreich- die Erlaubniß er- halten, sich der Expedition nah Morea anzuschließen.

Der gestrige Moniteur enthält einen sieben Spalten langen, dem Anscheine nach amtlichen, Artikel, worin die Un- haltbarfeit der Gründe, womit die Bischöfe ihre Widersebß- lichkeit gegen die beiden Verordnungen vom 16. Juni recht- fertigen wollen, flar und siegreich dargethan wird. Der summarische Jnhalt des Aufsaßes wird am Schlusse dessel- ben in folgenden wenigen Worten zusammengefaßt: „„Der König hat durch die Verordnungen vom 16. Juni gethan, was jein erlauchter Vorfahr Ludwig XIIl. fúr nöthig erach- tete, als er (wie le Bret sich ausdrúckt) anerkannte: „,„„daß der Mißbrauch der geseßlich nicht autorisirten Unterrichts- Häuser sih zum großen Nachtheile der Universitäten unmerk- lih in Frankreich einschleiche.//// Durch den 44sten Artikel seiner Verordnung vom Jahre 1629 untersagte dieser König den man nie hat beschuldigen können, daß er sich an der Kirche vergriffen habe, Jedermann, unter Androhung einer starken Geldstrafe, öffentlihe Vorlesungen an anderen Orten zu halten, als in den mit seiner Bewilligung errich- teten Collegien der Universitäten. Es läßt sh nicht ein- sehen, warum Carl X. im Jahre 1828 zum Heile seines Staates nicht sollte thun fônnen, was Ludwig XII[. im Jahre 1629 zum allgemeinen Wohlgefallen gethan ‘hat.‘/

Der Messager des Chambres enthält Folgendes : „Seit einiger Zeit verbreiten gewisse Zeitungen unter der Rubrik von Correspondenz-Artikeln, viele falsche Nachrichten und irrige Ueberblicfe von den diplomatishen Verhältnissen Europa’s. Nach ihren Reden zu urtheilen müßte man glau- ben, daß unser Cabinet gleichzeitig mit England, Oesterreich

und Gott weiß welchen anderen Mächten zerfallen wäre.