1828 / 280 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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reußishe Staats-Zeitung.

¿ 280.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Fürst Anton fowsfi, von Schloß Reißen. Abgereist: Der General-Consul für Kur- und Lief- Wöhrmann, nah Breslau.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankreich. Paris, 11. Oct. Der Messager des Chambres die Ansichten und Meinungen mehrerer hiesigen Zeitun- iber den (in Nr. 278. der Staats - Zeitung mitgetheil- Ammediat-Bericht des Handels-Ministers in aden, Aufsaß zusammen: „„ Jm Allgemeinen ‘/ sagt derselbe,

d der Vorschlag des Ministers, eine Commission nie

seben, um zu untersuchen, welches Handels-System dem e am meisten zusage, gelobt. Doch hat: diese Maaßre- gewise alte Vorurtheile niht ganz besiegen können. Gazette de France greift, wie man leicht denfen kann, bei dieser Gelegenheit- die Verwaltung an. Jn ihren n giebt ein Ministerium sich eine ärgerliche Blôße, es eine vorbereitende Berathung veranlaßt, und sonach ngelegenheiten von höherem Jnteresse erst um Rath bevor es darüber entscheidet. Dem Journale der vo- Verwaltung nach, dienen die Commissionen nur dazu, dósung wichtiger Fragen auszuseben. „„Was gewinnt dabei,‘ fragt die Gazette, „wenn man widerstrebende ressen- einander gegenüberstelle? Jedermann weiß, daß Wein ein Feind des Eisens, die Fabriken Feinde der afheerden, der Handel ein Feind der Prohibitionen, (ckerbau ein Feind der freien Einfuhr, und Paris eine Win der Provinzen ist !// Ohne uns weiter in eine nä- è Beleuchtung dieser schlehten Bildersprache des gegen feindlich gesinnten Weins einlassen zu wollen, fragen bloß, ob- es denn so ganz unmöglich sey, jene widerstre- n Interessen zu verschmelzen, und ob es mindestens der Múhe lohne, den Versuch zu machen, sie einander ihern, die beiderseitigen Anforderungen abzuwägen und n in einem allgemeinen Sinne darüber zu ent|cheiden. ist der Gang, den die Regierung einschlagen wird. die Gazette denft anders. Um ihr zu gefallen, müßte erwaltung, in stolzem Selbstvertrauen und mit abfolu- Machtvollklommenheit Alles im Stillen abmachen. Die tte vergißt, daß wir unter einer Verfassung leben. audre Zeitungen, der Constitutionnel und das Jour- du Commerce, lassen dem Hrn. von Saint-Cricq fast je Gerechtigkeit widerfahren. - „Sein Bericht ‘/ sagt istere dieser Blätter, „„ehrt den Character des Mini- “während er [gleichzeitig von dessen genauer Kenntniß

edürfniße des Landes und von dessen Wunsche, densel- zu genügen, zeugt. Eine Commission, die solhe Be- iße hat, kann nicht illusorisch seyn.‘ Das Journal Commerce dagegen äußert: „„Der Handels - Minister Fricht endlich den Wünschen, deren Organ zu seyn wir [0 oft bemúht haben; frei und offen will er über die idsäße discutiren, zu denen wir uns bekennen.“ Hierauf einiger Tadel über die Wahl der Commissions-Mitglie- zugleich aber auch ein Beweis von Unpartheilichkeit, 1 das Journal du Commerce erklärt, daß es in sei- Blatte jedwveder Meinung, sie möge kommen von wel- eite sie wolle, über cinen Gegenstand Raum geben werde,

Berlin, Sonnabend den 18ten October.

1828.

in welchen die Prüfung der verschiedenen Meinungen allein einiges Licht bringen könne. Ein einziges Journal, der Cour- rier srançais, spricht sich in einem durchaus ungehörigen Tone aus; man sollte meinen, er habe, im Vorgefühle der guten Aufnahme des mehrerwähnten Berichts, sich die an- zichende Rolle eines Opponenten vorbehalten wollen. Seine Bemerkungen scheinen uns ungerecht. Der Courrier be- hauptet, daß, nah den Grundsäßen zu urtheilen, welche der Handels-Minister bisher über den Staatshaushalt geäußert habe, er offenbar für das Prohibitiv-System sey, und daß er sonach mit si selbs im Widerspruch stehe, wenn er jekt eine Commission niederseße, deren eigentlicher Zwet darin bestehe, jenes System zu ermäßigen. Die Zusammenstellung der Commission selbst entspricht eben so wenig den Wünschen des Courrier. Welches sind, fragt er achselzuckend, mit Aus- nahme von drei oder vier Deputirten, die übrigen Commis- sarien ? Uns scheint , daß eine solche persônliche Abneigung bei so positiven Fragen, als die in Rede stehende, nie domi- niren sollte. Ueberdies hat ja der Courrier früher selbst cinmal geäußert , daß in dergleichen parlamentarischen Com- missionen Männer aus allen Reihen der Kammern Siß und Stimme haben müßten. Allen denen, welche die Dinge nicht mit einer gehässigen Rückerinnerung und systematischen Feind- schast beurtheilen, wird die Arbeit des Hrn. v. Saint-Cricq ein wesentlicher Schritt zu Verbesserungen scheinen , und ge- wiß wird man uns beipflichten, wenn wir behaupten, daß Fragen über politische Oeconomie mit Unpartheilichfeit und Besfragutg aller Meinungen erörtert werden müssen. “/ _DetckGourrier-français enthält einen ‘Aufsaß über die Absicht, welche ein Gerücht den Ministern zumuthet, die Würde mehrerer Pairs auf ihre Seiten - Verwandte zu ver- pflanzen, Das gedachte Blatt ist der Meinung, daß die Vererbung der Pairs-Würde in gerader Linie schon den Grundsaß der Gleichheit beeinträchtige; vollends unpassend sey es nber aus verschiedenen Gründen, sie überdies noch auf Seiten-Linien zu übertragen ; einmal, würde dadurch. aus- gezeichneten Deputirten, so wie hohen Militair - und Civil; Beamten die Aussicht benommen, als Lohn ihrer Verdienste jemals in die erbliche Kammer einzutreten ; zweitens würden dadurch oftmals fähige Köpfe durh höchst mittelmäßige Ta- lente erseßt, wie solches schon jeßt bei der Vererbung in gera- der Linie leider zuweilen der Fall sey, so daß die erbliche Kammer in einer Reihe von Jahren vielleicht mit der Wahl- Kammer nicht mehr Schritt würde halten können ; drittens aber müßten die Minister, abgesehen von diesem Allen, I bedenfen, daß die Pairs-Kammer schon an und für si der Krone einen großen Theil ihres Einflusses raube, und daß dieser nur durh das Aussterben der Pairs allmälig wieder gewonnen werden könne.

Der Chef des Handlungshauses der Gebrüder Köchlin zu Mühlhausen, Herr Nicolas Köchlin, ist zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. Zugleich hat der Minister des Innern dem Herrn Ed. Köchlin, Commandeur der Bürger- Garde zu Mühlhausen, in einem höchst verbindlichen Schrei- ben angezeigt: der König sey mit der s{hônen Haltung die- ses Corps so zufrieden gewesen, daß Er die Anfertigung einer Fahne anbefohlen habe, die Er demselben zum Geschenk ma- hen wolle.

Die öffentlichen Blätter bemerken, daß als nach der Ver- haftung des Grafen von Mallarme, der Jnstructions - Rich- ter dem Marquis von Vaulchier die bei dem Jurculpaten vor- gefundenen Briefe als Corpus dehicti abgefordert habe, die- ser dieselben unter dem Vorwande habe zurückhalten wollen, daß es nah dem Post - Reglement verboten sey, Briefe an eine dritte Persou auszuhändigen. Erst auf die Erklä- rung des Königl. Procurators Herrn Billot und des Jn- structions- Richters Herr Desmortiers, daß sie unter solchen Umständen das Postgebäude mit Wachen umzingeln und Nach-