1828 / 281 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Sobald die Eltern des Mädchens die Nachricht von dem Schluß, der, über die zu zahlende Summe Statt ge- habten Verhandlungen, empfangen, werden Anstalten zum Ueberziehen gemacht ; diese Vorbereitungen sind wie gewöhn- lich, von- Thränen und Seufzern begleitet. Die. Braut, vom Kopf bis zu den Füßen in ein großes rothseidenes Tuch ge- hüllt , stellt sich -der Thüre gegenüber; neben ihr stehen in zwei Reihen Mädchen und Frauen. Die Mutter nähert sich ihr, um Abschied zu nehmen; sie umarmt sie, weinet und geht hinaus; nach ihr erscheint der Vater, einen schönen Tartarischen Gürtel in den Händen haltend; sobald er der Tochter nahe genug gekommen ist, mißt er ihr den Gürtel dreimal an, legt ihn ihr endlich um, füßt ihr die Schulter und entfernt sich.

Nun ergreift einer der nächsten Verwandten die Braut an der Hand, führt sie hinaus und hilft ihr in den Wagen (Arba genannt), wo sih eine Freundin der Mutter des Bräutigams neben sie seßt; diese Freundin, die bei dieser Gelegenheit die Benennung Kuda annimmt, findet sich jedes- mal ausdrücklich zur Begleitung der Braut ein. Bisweilen darf leßtere noch einige ihrer speciellen Freundinnen oder weiläuftigen Verwandtinnen mit sich nehmen; den nächsten Verwandten aber ist es nicht erlaubt, ihr zu folgen.

Der Wagen seßt sih nun in Bewegung, begleitet von Musik und, wenn die Hochzeit ‘in einem entfernten Dorfe vollzogen werden soll, von mehreren Truppen reitendèr Tar- taren. Während der ganzen Fahrt bemühen sich die jungen Reiter, ausgenähter Tücher habhaft zu werden, welche die Arbeit einer von den, mit der Braut fahrenden Frauen sind; der, dem es gelingt, ein Tuch zu. erhaschen, sprengt in vollem Gallop davon, verfolgt von dem ganzen Haufen, von dem die Gewandtesten sich alle mögliche Mühe geben, dem Glück- lichen die Beute wieder abzujagen.

Nach erfolgter Ankunft im Hause des Bräutigams, be- eilt sich die alte Freiwerberin, unterstüßt ‘von den andern Frauen, das Zimmer mit den, der Braut gehörigen Sachen auszupuben ; die Braut selbst muß ganz allein hinter - den Schirm. Unterdessen begeben sich die beiderseitigen ältesten Verwandten und Freunde zum Mulla, um den Vertrag wegen der Aussteuer gehörig bekräftigen zu lassen. Jst das geschehen, so gehen alle in die Moschee, und findet der Fall statt , daß der Bräutigam einen Hang zum Trunke besißt, so fordert man ihn feierlich auf, zu schwören, daß er diesem Laster ent- fagen wolle.

Nach dem Abendessen bringt die Freiwerberin das Braut- bett in Ordnung, das mitten im Zimmer steht; neben dem- selben stellt sie drei Töpfe, von denen der mittelste mit Rog- gen, und die beiden andern mit Gerste angefüllt sind; in jedem Topf wird ein großes gelbes Wachslicht gesteckt. So- bald das Bett gemacht is, rollt sich die Freiwerberin drei- mal úber felbiges weg, (von oben nach unten) und wäh- rend sie diese als heilig angesehene Ceremonie vollzieht, wer- fen sih alle Umstehende auf die Kniee und beten. Hierauf nimmt die Alte die Braut an der Hand; und stellt sie vor das Bett, wo sie unbeweglich und mit geschlossenen Augen ihrem Nachdenken überlassen bleibt, bis ein Pistolenschuß die Ankunst des Bräutigams verkündet. Fn dem Augen- blické wo er sich dem Zimmer nähert, wird er von einem seiner Freunde, der von jeßt an, den Namen Kardasch an- nimmt, hineingestoßen; die Freiwerberin empfängt ihn mit der Frage, ob der Teufel mit ihm gekommen sey? Er ant- wortet und Alles geht aus einander.

Vierter Tag.

Man begiebt sich zu der Neuvermählten, die so wie Tags zuvor unbeweglich und in Gedanken vertieft da steht; es werden ihr fostbare Kleidungsstücke angelegt, unter den Augen schwarze Muschen geklebt, und die Äugeübrau- nen schwarz gefärbt; die Stirn bedeckt man mit Blatt- gold. So ausgeschmückt tritt sie von 2 alten Müt- terhen unterstüßt hinter ihrem Vorhange hervor. Die Mutter des jungen Ehemannes, mit einem Kochlöffel in der Hand, nähert sich ihr und hebt ihren Schleyer auf. Die junge Frau fniecet auf ein dazu bereitetes Kissen nieder. Die Schwiegermutter füßt sie, weint, segnet sie und giebt ihr laut den Wunsch zu erkennen, daß der Sohn si so gut gegen sie betragen möge, als er es bisher gegen seine Mut-

ter gethan habe. Dann nimmt die Freiwerberin gh Haupt - Kuda den Köchlöffel in ‘die*eine Hand, ‘an di dere die junge Frau, führt diese der Reihe nach zu Frauen, und empfängt von diesen Geld, das in den lôffel gelegt wird, von dem sie jedesmal beim Empfang Geldes das ihn bedeckende Tuch lüftet. Ehe die Gâst einandergehen, beschenken die Eltern der Neuvermählts, junge Ehepaar mit ausgenähten Handrtüchern oder mit den. Die jungen Leute erhalten nah Umständen au andern Verwandten, so wie von den Gästen, Geschenß, ter denen eine Kuh, ein Pferd u. s. w. schon zu den 6

tenderen gehören. Während dieses Alles in dem einen

mer vorgeht, ertheilt im nächsten Zimmer die Schwiegy ter -dem jungen Ehemann ihren Seegen, und tanzt mit alten Freunden und Verwandten, wobei sie wiederholy einen Gesang anstimmt, der mit den Worten beginnt: feierten eine Hochzeit, die 40 Tage dauerte, wir tödtet Ochsen, 40 Schafe u. s. w.// Nach Beendigung dez zes entfernen sich die Gäste. Die Musik ertönt und W geben sich zum Pferderennen, das gewöhnlich auf ein ebenen Strecke Landes von 18 bis 20 Wersten (uy 3 deutschen Meilen) Statt findet.

Einige Wochen näh der Hochzeit laden die Elt jungen Frau ihren Schwiegersohn und seine Eltern ein, und schenken bei dieser Gelegenheit der Tochtel reien; und besiken sie diese niht, Vieh oder ande wendige Dinge. Die Tartaren, so wie überhanpt jf hamedaner, verlangen in der Regel keine Aussteuer 4 Braut ; - sie tragen alle Kosten der Hochzeit selbst, m chen sich sogar, wie bereits erwähnt, im Fall von T oder Ableben der Frau, zur Zahlung bedeutender S1 verbindlich.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 18. Oct. Im Schauspielhause: Kenil historisch - romantisches Gemälde. in 5 Abtheilungen, Walter Scott, für die Bühne bearbeitet von Lembett,

Sonntag, 19. Oct. Im Opernhause: Der Hi Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanzz Musik: von H

Hr. Cramolini, vom K. K. Hoftheater zu Wien: | als Gastrolle.) Hierauf, zum Erstenmale wiederholt,

drei Sclavinnen, Divertissement in 1 Aufzug, ‘vom

Balletmeister Titus. Die Musik ist von mehreren

nisten. Im Schauspielhause: Die Schleichhändler , Po in 4 Abtheilungen von E. Raupach.- Vorher: Trau, wem! Lustspiel in 1 Aufzug, von Schall.

Königsstädtsches Theater. Sonnabend, 18. Oct. Zum Erstenmale: Elise und dio. Musik von Mercadante.

Allge

meine

reußishe Staats-Zeitung.

Komische Oper in 2 Aften, nach dem Jtaliän

Berliner Börse, Den 17. Oct. 1828.

Amit]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. d | Zf.1 Bru

103; 103i

| Z{.| Brief | Geld]

903 | 903. [Pomm. Pfandbr.| 4 1025 | jKur-u. Neum. do. 1013 Schlesische do.

llen Pomm. Dom. do.

893 Märk.

892 | 892 JOstpr. do. ‘do. 102 ‘11017 JRückst. C. d.Kmk 1005 | 997 | do. do. d.Nmk.

90x Zins-Sch. d. Kmk. 100x

St.- Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. m. 1. C. Neum. Int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. inTh.Z. VVestpr. Pfdb. A. dito dito B- Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

99 891 53

dito d. Nmk. 32 M ae

95x :

957 Holl. vollw. Duc. 99x Friedrichsd’or . 96 Disconto ...,

R ORRORRINUHGEA

Neueste Borsenz¿ Nachrichten.

Frankfurt a. M., 14. Oct. zu 100 Fl. 1537. Brief.

París, 11. Oct. 3pCtige Rente 74 Fr. 10 Cent.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Oesterr. 52 Metalliq. 935.

Geld. Bank-Actien 1285. Partial-Oblig. 123.

5pCtige Rente 105 Fr. 80 Cent.

n a AEE E _E rer wen

Redactéur Fo hn, Mitredacteur C0

e}

4

4

5 4 do. do. 5 | —|

5 1106 |

damit

281.

Berlin,

Imtliche Nachrichten.

Kronik des Tages. beine Majestät der König haben den Ober-Präsidenten Mer cel zum Wirklichen Geheimen Rath, mít dem fat: Excellenz, zu ernennen, geruhet.

ngefommen: Dèr General-Major und Commandeur n JFnfanterie-Brigade, von Uttenhoven, von Fraätik-

d. O.

der Wirkliche Geheime Ober- Finanz - Rath, Präsident qupt-Verrvaltung der Staats-Schulden und Chef des dlungs-Jnstituts, Rother, aus Schlesien.

“i Ober Präsident der Provinz Posen, Baumann, osen.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

___Franfkreidcch.

aris, 12. Oct. Gestern Mittag sind Se. Maj: der und JJ. KK. HH. der Däuphiti, dié Dauphine t Herzogin von Berry aus Compiègne, und JJ. KK. er Herzog von Bordeaux und Mademoiselle aus Sk. ierher zurückgekehrt. ' 1s einer in dem Moniteur befindlichen Uebersicht n Zustande des Tilgungs-Fonds am 30sten v. M. et- daß derselbe bis zu diesem Tage 48,495,353 Fr. Zpro- r, 41pCtiger und 5pCtiger Renten aufgekauft und die Summe von 859,474,993 Fr. bezahlt hatte. Jn \efanden sih am 1. October 38,614 L as Fränzösische Geschwader vor Algier hat am 1. d. i Torrette: Chica, zwei Meilen westlich von Algier, aubschise zerstört, die sich untet die Maäüerri dieses geflüchtet hatten. Das Fort selbst, auf dessen Wällen vierundzwanzig Pfünder befinden, ist bei dieser Ge- it stark beschädigt worden.

an hat hier die Nachricht ekhaltétr, daß der Küänst- d Gelehrten-Verein, welcher vor einiger Zéit von Tou- s nah Aegypten abging, um die Denkmäler dieses aufs Neue zu“ untersuchen, glücklich an Ort und angelangt ist. Nächdeni die Gesellschaft bei Sicilien geworfen, hat sie diese Jnsel äm 7. Augusk wieder n und ist am 18. desselben Monats in Alexandrien t. Am Morgen dés 24. würde Hr. Chanipollion in ung der übrigen Gelehrten und Küristlér, so ivie des :Capitäns Hrn. Dumanoir, durth den Fränzösischen ¡Consul Hrn. Déövetti dem Vice-Königé vorgestellt, auf das Schméïchelhafteste enipfittg. Toscaní- Velehrten würden, den Pröfessösr Hr: Roöselliti ah ibe, arm folgendèn Tage durh' den Toscättischèr Ge- onsul’ bei Sr. Hoheit eingeführt, und erhieltéti eben- Züsicherung des ehrenvöllsten Schußes füt“ ihre ge- Forschungen: L

é Lyoner Zeétungz méldét, daß viet Missiotiarièn, [der Dibdcese Lyon N unid' über detèn Sthieksal isher nicht das Mindesté vernönirtien Me , a8 großer Gefähren glücklih in Cochinchitia ati-

n 2

er Moniteur eñthält fölgeîde Bekäntitiiächung: Untekthanen Sr. Allergétrèuestei Majestät (?), welche enwäkttig in Paris befitidéi, wetdèti ersucht, s{ch am 1tèn und 13teúi d. M. von 12 bis 4 Uhr in der

e der Pokttugiesischeti Gésandtschäft, Straße Artois

Sonntag dén 19tck October.

1828.

Mit einzufinden.// Die Aufforderung ist ohne Unter- rift.

Der Messager des Chambres bemúht sich, die Mei-

nung des Courrier -français (in seinem gestern erwähnten

Aufsabe), daß die Vererbung der Pairswürde im Allgemei- nen’ gegen das Prinzip der Gleichheit verstoße, zu widerlegen. ¿Um auf diesen Einwurf zu antworten,“ sagt derselbe unter Andern, , müssen wir vorerst untersuchen , ob die Gleichheit das Prinzip der Pairie ist. Die Charte hat in unserer Verfas- sung zwei Elemente anerkannt : diePairs-Kammer,eine wahrhaft aristofratische Macht, und die Deputirten-Kammer, -eine Be- s{chüßerin der deinocratischen nteressen, in dem geläuterten Sinne dieses Worts. Jede dieser Gewalten beruht auf verschié- denen Grundsäßen ; Erblichkeit und Stätigkeit sind das Weseir der‘einen, Wählbarkeit und Beweglichkeit das: Wesen der andern. Beide Elemente vereinigen sich zu deni gemeinsamen Jnteresse dér Vorrechte der Kronè und der Freiheiten des' Volkes. Wollten sie ihre Rollen vertauschen, so würde diè ganze Vet- fassung dadurch" umgesturzt werden. Denn gèseßk, es käme einst eine Wahl-Kammer zu Stande, die entweder der Charte abhold' wäre, oder umgekehrt der Königl. Prärogative: zu nahe trâte, was würde daraus entstehen, wenn die: Pairs: Kanimer in beiden Fällen nicht die Unveränderlichkeit ihrer Grund- sâle Tages-Neuerungen entgegenstellen und, die Absichten der Wahl - Kammer vereiteln könnte? Je mehr also der Grundsaß der Erblichkeit sich in den Pairs - Familien fort-

pflanzt, um so stärker und Unabhängiger werden diese feyn. Dié De r t

putirten-Kammer fann dadurch an Glanz: nicht vet- lieren ;- sie verdankt den ihrigen ihrer Volksthümlichfeit und der Oeffentlichkeit ihrer Berathungen, wodurch sie mit ihren Committenten gleichsam in steter Verbindung bleibt und si{ch

ihres Beifalles erfreut. Man will behaupten, daß die: Pairs-

würde den Deputirten und hohen Staats-Beamten als Preis ihrer “Verdienste vorbehalten bleiben müsse. Allerdings; warum aber deshalb das verfassungsmäßige Prinzip der Kammer zerstören? Ein leßter und zwar sehr seltsa- mer Einwurf des Courrier is . der, daß die Verleihung der Pairswürde der Krone ‘ihren Einfluß entziehe, und daß dieser Einfluß sich nur durch Aussterbungen wieder ge- winnen lasse. Gäbe es eine solche Gefahr für den Thron, so’ würde ihr durch die, dem Könige zustehende Befugniß, die Zahl der Pairs beliebig zu vermehren, immer die Wage gehalten werden; im Uebrigen, so gilt die Erbktichkeit, als Grundsaß, nur in gerader Linie; eine Ausdehnung: dersel- bèn auf Seiten-Linien (wovon wir übrigens beiläufig ge- sagt, noch nicht das Mindeste vernommen haben) ist bloß eine persönliche Begünstigung. Was endlich die Bemerkung an- langt, daß die Erblichkeit die Kammer mit mittelmäßigen Köpfeti beteichere, so brauchen wir nur auf die gegenwäktige Zusainmerkistellung: derselben hinzuweisen, um E Behaup- ans Lügen zu! strafen. Dit Pairs - Wúkde hat bereits eine zu hohe Stelle im Staate und in der öffentlichen. Meinung cingenomnin, als daß és noch irgend Femandem möglich seyn, oder auch nur in den Sinn fommer fônnte, das Ansehen detselben zu schwächen.“

Die Quotidienne erwähnt des Gerüchts von bevor- stéhéndèn bedeutenden Veränderungen in der obern Verwal- tung’ der Universität, und äußert dabei, man werde vielleicht die tiißfällenden Universitäts - Beamten untèr dem Narnen Genekäk- Fnspectorèn in ein berathendes Conseil vercinigèt. ¡Dies ist‘ (fährt sie fort) „„ein alter, schon“ mehrmals vor- ges{lagener Plan. Sogar die Absebunig der Royalistei wird also nicht das Verdienst der Neuheit habe; sie sind seit latige daran gewöhnt, als dèr Monarchie gefährliche Männer behandèlt zu werden.“

Dié liberalen Blätter fommen heute abermals auf den Bekticht des Handels - Ministers an den König zurück; zwar loben sié den darin herrschenden Geist der Unpaktheilichfeit,