1828 / 305 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

stimmen, so schlug Rhadacant-Deb (dies ist der Name jenes jungen und gelehrten Babu) vor: „daß man den Lord Hasting besonders danken müsse für den Schuß und die Aufmunterung, welche er dem alten orthodoxen Gebrauche, die Wittwen den Manen ihrer Gatten zu opfern, hätte an- gedeihen lassen.“ Dieser Vorschlag wurde auch nicht durch ein einziges Mitglied der Vérsamtnlung unterstüßt, ob sie gleich ganz und gar aus Hindu bestand.

Fch fand- die Unterhaltung des Rhadacant-Deb interessant und belehrend. Weit entfernt Diskussionen über religiöse Gegen- stände zu vermeiden, führte er vielmehr die Gelegenheit dazu her- bei, weil er hinreichende Mittel zur Rechtfertigung seines Glau- bens zu besißen vermeinte. Er beklagte sich sehr darüber, daß seine Landsleute in Europa so shlecht und falsch beurtheilt wür- den, und sagte mir, daß der größte Theil ihrer religiösen Gebräuche nicht einmal von den Europäern verstanden würde, ja daß selbst die untersten Klassen seines Volks durchaus nicht Alles verstünden. Zum Beispiel habe das, Verbot: das Fleisch gewisser Thiere zu essen, einen moralischen Sinn, es sey nämlich dazu bestimmt ‘die Pflichten der Mäßigung und des Mitleids immer in ihnen rege zu erhalten, und die Ge- müther von den Dingen dieser Welt abzuziehen. Er stand nicht an, die Vorzüglichkeit der christlichen Moral. anzuer- fennen, aber er behauptete zugleich, -daß sie sh für die Vöôl-

fer von Jndostan keineswegs eigne, weil nämlich unser Ge-

brauch, Wein zu trinken und von: dem Fleisch eines so nüß- lichen und herrlichen Thiers, als die Kuh sey, zu essen, nicht allein eine Entheiligung wäre, sondern auch für die Gesund- heit der Judier höchst schädlih- seyn würde. Jch stellte ihm vor, daß Niemand unter uns verpflichtet wäre, Rindfleisch zu essen, aber er antwortete mir, mit dem Kopfe \{üttelnd, daß die Jndier nur leider zu sehr geneigt wären, davon zu essen, wenn man es nicht zum Gegenstand ‘eines besondern Verbots gemacht hätte: Auch“ that er verschiedene Fragen an mih Úber die Lehre der Anglikanischen Kirche, ih ant- wortete ihm darauf, indem ich mehr seineVorurtheile gegen uns zu widerlegen als seineeigenen Ansichten anzugreifen suchte. Ein Ge- genstand, der seine Neugierde im höchsten Grade rege machte, war die Freimaurerei, deren Mitglieder zu Calcutta er einst in feierlicher Prözession den Grundstein eines neuen Gebäu- des hatte legen sehen. „Waren sie Christen und von Dei- ner Kirche ?‘/ fragte er mich; er konnte durchaus nicht be- greifen, daß dies eine rein bürgerliche. Gesellschaft sey, weil er bei jenèr Gelegenheit so viel Gebete von ihr gehört hatte. Er kam nicht von seinem Erstaunen zurück, als ih ihm er- zählte, daß in Europa Muselmänner so gut als Christen zu dieser Gesellschaft gehörten (2). Er endigte mit der Frage}: ob ih selbst Freimaurer sey, ob ih die Geheimnisse dieser Leute kennte, ob sie überhaupt welche hätten oder haben kfönn- ten 2c.? Jch antwortete ihm, daß ih nicht zu dieser Gesell- schaft gehörte, und suchte ihm die Ueberzeugung, welche. ih von diesen Geheimnissen habe, mitzutheilen, daß wenn- über- haupt welche wären, sie von sehr unschuldiger Natur seyn müßt. Wir trennten uns als sehr gute Freunde, mit dem gegenseitigen Versprechen, uns wieder zu sehn. :

Zum Schlusse dieser Mittheilungen aus dem Tagebuche des Bischofs geben wir die Beschreibung eines großen reli- giösen Festes der Jndier, welchem der Bischof beiwohnte. Dieß Fest hieß Churruck-Poujäh, es wurde der Göttin Keli zu Ehren gefeiert und begann am- Abend. Den Morgen darauf. bei Tages - Anbruch ' von dem Lärm der rauschenden und mißtönenden Jndischen Musik geweckt , stiegen wir so- gleich zu Pferde und begaben uns nach der Gegend hin, wo das Fest gefeiert wurde. Die Menge des Volks war hier schon unendlich groß, und die Scene bot einen malerischen und glänzenden Anblick dar. Fahnen wehten von allen Seiten, an mehreren Orten waren Tanz - Säle errichtet, die weißen und flatterndern Gewänder der Ein- gebornen, von der Ferne gesehen , ließen glauben, man sähe dort eine große Versammlung herrlich geschmückter Frauen. Ich habe nie irgendwo eine so große Menge versammelten Volks gesehen. Alle die in der Procession waren, oder auch nur

Sohnes Rache.

zuschauten, hatten Kleid und Antliß mit Purpur gefär trugen Kränze auf dem Haupt und Blumenketten | “Mythologische GestalteNz oder Nachahmungen der y Indiern angestgunten Europäischen Wunder , der Kriegsschiffe, der Dampfschiffe u. dgl. , wurden im. über die Scene gezogen. Jn der Mitte dieser Volz folterten sih Fanätifer auf tausenderlei Arten, eine folgte die Bande seiner Bewunderer, angezündete f tragend und musikalische Instrumente.

Die Ruhe, welche unter dieser Menge hekrscht, wirklich bewunderungswürdig. Keine Truppen waren | zu bewachen, nur zwei Schildwachen hatte man in d gend der Fontaine aufgestellt, und ein Chokeydär do Mann von der Polizeiwache, mit Pistolen, Säh( Schild bewafsnet , hútete den Eingang zur Brücke voy pur, und dessen ohngeachtet hôrte man bei einer Volk wo in England in noch nicht einer- halben Stunde za| Boxkämpfe und in Jtalien ein halbes Dußend Erd gen vorgefallen wären, in Jndien niht ein Wo Streites, nicht ein Laut der Zwietracht.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 11. Nov. Jm Operhause: Die s{ôn lerin, Oper in 2 Abtheilungen. Hierauf : Das Sh Milchmädchen, Ballet in 2 Abtheilungen.

Im Schauspielhause: Pour le début de Mr. H La première représentation de L’Anglais, ou: Le f sonnable, comédie en 1 acte et en prose, ‘par P suivie de la première représentation de : Caroline, ; ville en 1 acte par Scribe. Le spectacle commence Le Parráin, pièce comique en 1 acte, par Secribe.

Die zu dieser Französischen Vorstellung bereits und mit Mittwoch bezeihneten Schauspielhaus bleiben zu Dienstag, den 11. Nov, gültig, und die hiezu noch ‘zu kaufenden Billets, ebenfalls mit |

woch bezeichnet seyn.

Königsstädtsches Theater.

Dienstag, 11. Nov. Zum Erstenmale wiederholt;

Melodramatische Scene oon K. v.

Musik von A. Freund. Hierauf: Der Mann voi

At Zum Beschluß: Kunst-Vorstellungen des Hr appo.

Berliner Börse. Den 10. Nov. 1828.

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preujs. |

| Zf.| Brief | Geld] | Z/.| Brie

915 | 9[75[Pomm. Pfandbr.| 4 (1031 1027 Kur- u. Neum. do. 104 1025 Schlesische do.

Pomm. Dom. do.

4 4 5 903 | 893 Märk. do. do.| 5 5

St.- Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22] Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. m. I. C. Neum.Int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. inTh.Z. VVestpr. Pfdb. À. dito dito B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

|

106 S4L 541 55 557

90x Ostpr. do. do. 102x Rückst, C. d.Kmk 100x | 992 | do. do. d.Nmk.| 91 Zins-Sch. d. Kmk. 101 dito d. Nmk. 313 z Find

95x 945 Holl. vollw. Dac.| 99x Friedrichsd’or .

95F [Disconto ....|

P ORRORRLINOAR

106

Auswärtige Börsen.

Wien, 95. Nov.

5pCt. Metallig. 95. Bank-Actien 1085.

N a ch

T Oie La lc a e Lo

Paris, 5. Nov. Der General Marquis Dessolles, Pair von Frankreich und ehemaliger Präsident des Mi

Rathes, ist, nachdem er am 26sten v. M. vom Schlage getroffen, am 2ten d. M. in seinem 61sten Lebensjahre hie! mit Tode abgegangen. Die hiesigen Zeitungen sind angefüllt mit Ernennungen und Beförderungen, zu denen das 9

Loose zu 100 Fl. 1542. (

Namensfest Sr. Majestät Anlaß gegeben hat. / ranffurt a. M., 7. Nov. Partial - Obligationen 1232. Brief.

Oesterr, 52 Metalliq. 943.

Bank-Actien 1298.

Hamburg, 8. Nov. Oesterr. 52 Metalliq. 955. Bank-Actien 1088. Russ. Engl. Anl. 907. ———————

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur Foh n, Mitredacteur C0!

Allgemeine

reußische Stk

aats- Zeitung.

VO 305. Berlin, Mittwoch

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Premier-Lieutenant er der 6ten Gendarmerie-Brigade das Allgemeine Ehren- en erster Klasse zu verleihen E Seine Majestät der Kdnig haben den Kammergerichts- ssor Nicolovíus zum Justiz-Rath bei dem Land- und adtgerichte zu Danzig zu ernennen geruhet.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Ober-Landes- chts-Assessor- Siegfried zum Justiz-Rath bei dem Land - Stadtgerichte in Danzig zu ernennen geruhet.

Seine Königliche Majestät haben "den Justitiarius und iz-Beamten Walther, zu Deutsch Wartenberg , zum iz-Rath Allergnädigst zu ernennen geruhet.

“Der bisherige- Ober-Landesgerichts-Referendarius Frie-

ch Julius Eduard H'dpfner ist zum Justiz -Com-

arius für den Lebusschen Kreis mit der Anweisung sei- -

Wohnorts zu Fürstenwalde bestellt worden.

Im Bezirke der Königl. Regierung zu Bréslau ist der bisherige Diakonus Siegert in s, zum Pastor ' an der evangelischen Kirche zu Charlot- runn, und der bisherige Diakonus Herrmann zu nstadt, zum Archidiafonus daselbst und ersten Prediger Buchwald ernannt worden. i zu Mínden, ist der seitherige Pfarrer Niggemeyer

Salzkotten zu der durch den Tod des Pfarrers Rox zu

ebadessen erledigten dortigen Pfarrstelle berufen, unddie desherrlichhe Genehmigung ertheilt worden. :

Angekommen: Se. Excellenz der General-Lieutenant, mandeur der 8ten Division und erster Commandant von urt, von Naßlzmer, von Erfurt.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Rußland.

Odessa, 27. Oct. Die meisten der am Bord des iserl. Linienschisses Panteleimon von Varna abgegangenen vlomaten haben (wie bereits gemeldet ) ihren Weg von ebastopol hierher zu Lande gemacht. Das Schiss wurde

zweiten Tage nach setner Abfahrt, auf der Höhe von stendgi , durch einen äußerst heftigen und während 24 tunden anhaltenden Sturm, über 60 Seemeilen von seiner htung ab, gegen Süd-Osten getrieben, und mußte nach- r, wegen erlittener Havarie, in. den Hafen von Sebasto- l einlaufen. Der Kaiserl. Vice-Kanzler, Graf v. Nessel- de, und der Englische Botschafter, Lord Heytesbury, sind stern Abend nah St. Petersburg abgegangen, wohin auch r Prinz-Philipp von Hessen-Homburg jeine Reise _in die- 1 Tagen antreten wird. Der Französische Botschaster, erzog von Mortemart, wird, ehe er sich auf seinen Posten iebt, auf einige Wochen nach Paris gehen.

Frankreich.

Paris, 5. Nov. Bo! s N

ns: Festes des Königs, um 5 Uhr Nachmittags, führten

Me Musiker der hier in Garnison liegenden Garde- und Li-

en-Jufanterie-Regimenter im Garten der Tuilerien, unter

Vorgestern, am Vorabend des Na-

1828.

den 12ten November.

auf der Terrasse des Schlosses, in Gegenwart einer zahlrei- chen Volksmenge, ein großes Concert gegeben. Gestern war große Tafel bei sämmtlichen Ministern.

Auch in der Marine haben bei Gelegenheit des St. Karls - Tages mehrere Beförderungen stattgefunden. Der Schiffs - Capitain erster Klasse, Dupotet, ist zum Contre- Admiral ernannt, 3, Fregatten - Capitains sind zu Schifss- Capitains erster Klasse, 9 Schisss-Lieutenants zu Fregatten- Capitains und 27 Schiffs - Fähnriche zu Schiffs - Lieutenants befördert worden. Jn den beiden Orden des heiligen Lud- wig und der Ehren-Legion haben folgende Ernennungen statt- gehabt: Der Vice-Admiral Jacob, See-Präfekt zu Toulon, und zwei Titular- Contre-Admiräle sind mit dem Comman- deur-Kreuze des St. Ludwigs-Ordens bedacht worden. Das Großg-Kreuz der Ehren-Legion hat der Vice-Admiral, Mar- quis von Sercey, erhalten; zu Groß - Offizieren dieses Or- dens sind der Vice - Admiral Villaumez und der Baron Sané, Titular : General - Jnspector des Marine - Jngenieur- Wesens, und zu Commandeurs, der Pair, Graf von Bouillé, Gouverneur von Martinique, der Titular - Contre-Admiral, Vicomte Delamare de Lamellerie, und der Artillerie - Obers von der Marine, Falba, ernannt worden. :

Außer Herrn Cousin sind noch 9 andere Professoren, so- wohl hier in Paris als in Poitiers, Rennes, Straßburg, Versailles, Toulouse und Nancy zu Rittern der Ehrenlegion ernannt worden. Das Offizier - Kreuz .dieses Ordens hat der Decan der Facultät der Wissenschaften hieselbst, Baron Thé- nard, erhalten. Ack

Der Messager des Chambres bemerkt bei Gelegen- heit des gestrigen Namens- Festes Sr. Majestät : ¿Jedes Jahr, welches Uns den Namenstag unseres Köuiges wieder- bringt, vergrößert unsere Anhänglichkeit an seine Person»,- und giebt uns immer neue Gelegenheit, ihn mit Freuden zu be- grüßen. Vor Kurzem noch boten das Elsaß und Lothringen dem Monarchen ein treues Bild dieses Frankreichs dar, dem er seine Sorgen widmet, und lieferten ihm Beweise davon, wie sehr es seine Wohlthaten verdient und wie tief es von seinen Tugenden durchdrungen ist. Ju diejem Augenblicke beeifert sich das ganze Königreich, in dem Herzen des Va- ters des Vaterlandes die Erinnerungen an jene Reise aufs Neue hervorzurufen. Das Band der Liebe, das die Franzo- sen mit den Bourbons verbindet, fnüpft sich [chon an längst verflossene Jahrhunderte; wir empfingen es aus den Händen unserer Vorältern und werden es treu unseren Kindern über- liefern; es scheint aber, als wäre es dieses Jahr noch enger gezogen worden durch Alles, was der König für den Ruhm, für die Sicherheit und für das Glü seines Volfes gethan hat. Jn der Zeit zwischen der leßten Thronrede und dem heutigen Sanct Karl's-Tage, der einer andern Epoche legis- lativer Thätigkeit vorangeht, sind alle Königlichen Ver- heißungen, sowohl in Beziehung auf innere als auf äupere Politik, in. Erfüllung gegangen. Die Religion und der dôf- fentliche Unterricht, zwei, dem Herzen der Nation vor Allem theure Gegenstände, sind geordnet worden. Handel und Ge- werbfleiß wurden aufgefordert, sich über das, was ihnen Noth thue, auszusprechen und ihre Ansprüche auf Schuß und Ge- rechtigfkeit geltend zu machen. Besonders aber verherrlihte in diesem Jahre cine Begebenheit den Glanz der Krone, die unsere Freude verdoppeln muß. Unsere Brüder im Orient sehen sich befreiet durch die Wasen . des Hauses Frankreih, das von einem Geschichtschreiber -früherer

Zeiten mit so vielem Rechte, ein Geschlecht von frei- heitbringenden Fürsten genannt wurde. Griechen- land athmet wieder frei. Die Civilisation erfennt uns als ihren würdigen Reprösentanten an, Europa bewundert unsere politische Rechtlichkeit; es stimmt uns mit gleichen Gefinnungen bei, und das von seinem Könige \o würdig

n Fenztern der Gemächer Sr. Majestät und der Herzogin

u Berry, verschiedene Musikscücke auf. Um 7 Uhr wurde

geleitete Frankreich nimmt deu Rang wieder ein, der ihm

E E S R E R » E S E