1828 / 315 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 22 Nov 1828 18:00:01 GMT) scan diff

mit dem, was es unter Augustus war, wo sein Verfall an- fing, wo die vorwärts schreitende Bewegung aufgehalten war, wo schlechtere Prinzipe angefangen hatten, ihre Herrschaft auszuúben; so muß das Ergebniß diejer Vergleichung bei jedem Unbefangenen doch immer das seyn, daß Rom unter Augustus sich in einem mehr fortgeschrittenen Zustande der Civilisation befand, als damals, wo die Tugenden eines Fa- bricius und Cincinnatus es schmückten. l

Eben so fann man eine Menge von Beispielen aus der Geschichte aufstellen, wo Macht und Wohlseyn des Staats schnell wuchsen und auch eine bessere Vertheilung davon un- ter den Jndividuen statt fand, und wo man- dessen ungeach- tet die Fortschritte der Civilisation nicht so anerkennen kann, als vielleicht in einem andern Lande, in welchem gerade diese Verbesserungen nicht in solchem Grade statt hatten. Dies muß nothwendig zu einer neuen Bestimmung in dem Begriff der Civilisation führen. Sie ist bisher nur in ihren Ver- hältnissen und Wirkungen auf das allgemeine Leben der Ge- sellschaft betrachtet, doch sie bringt auch einen Fortschritt in der Entwickelung der Jndividuen als solcher hervor, sie erleuchtet das Jnnere des Menschen, sie bildet seine Anlagen, seine Fähigkei- ten als, sie veredelt und reinigt seine Gefühle, sie erhebt und ver- mehrt freie Jdeen. Jemehr die Civilisation überhaupt den Zustand der Gesellschaft durchdrungen hat, desto mehr tritt auch in allen Verhältnissen und Beziehungen der Einzelnen in der Gesellschaft, die Größe und die Macht der Humanität her- vor. Und so sind es denn diese beiden großen Elemente, welche vereint die Civilisation bilden, die Entwickelung näm- lich, der Thätigkeit der Gesellschaft und die der Thätigkeit des Individuums. Die Geschichte bestätigte diese Ausein- andersebung der Civilisation in allen den großen Krisen, welche .man als die Entwickelungs-Epochen des Ganzen an- sehen kann, immer verbesserten sich in ihnen der Zustand und die Verhältnisse der Gesellschaft und dann die des Einzelnen der mit seinem Glauben, seinem Rechte, seinen Sitten Anerkennung findet. Die Erinnerung an die Wirkungen des Christenthums in dieser doppeltèn Beziehung giebt die Be- weise der Geschichte dafür im reichlihsten Maaße.

Aber was ist nun das Ziel, welche sind die Mittel, zu welchem und durch welche diese größte That der Geschichte ins Leben tritt. Entwickelt sih der Mensch mit allen sei- nen Fähigkeiten, seinen Gefühlen und seinen Jdeen, bloß um den Zustand seines irdischen Daseyns zu verbessern, oder ist die Bildung und Vervollklommnung des Staa- tes und der Gesellschaft nur Mittel, deren Zweck die Bildung des Jndividuums is, mit einem Worte, ist die Gesellschaft für das Jndividuum oder das Jndivi- duum für die Gesellshaft da? Von der Beantwortung dieser Frage hängt die Erkenntniß der Bestimmung des Men- schen ab, ob er nur für die höchste Ausbildung des gesell- schaftlichen Zustandes da ist, oder ob er etwas Anderes in sich trägt, welches über sein Daseyn auf der Erde und für die- selbe hinausgeht. Ein Mann, dessen Worte gewichtig und shlagend sind, sagt in Bezug auf die Entscheidung dieser Frage sehr richtig: „Die menschlichen Gesellschaften entstehen, leben und sterben auf der Erde, und erfüllen ihre Bestim- mung aber sie umfassen niht den ganzen Beruf des Menschen. Jhm bleibt noch der edelste Theil seiner selbst, die Fähigkeit, Gott und die Jdee eines künftigen . Lebens zu fassen. Wir haben eine andere Bestimmung als der Staat !‘/*)

Nach Allem, was bisher gejagt if, leuchtet es ein, daß die Geschichte der Civilisation von einem zwiefachen Stand- punfte aus betrachtet werden kann, der Geschichts-Schreiber kann sich in das Junere des menschlichen Geistes verseßen, während einer bestimmten Zeit, eine Reihe von Jahrhun- derten hindurch, und bei einem oder mehreren auserwählten Völkern. Er fann von hier aus alle Begebenheiten , alle Umgestaltungen, alle Revolutionen, die das Junere des Men- schen erfüllt haben, von jenem Standpunkte aus betrachten, und wenn er nun damit zu Ende gekommen ist, so hat er eine Geschichte der Civilisation in dem Volke, und in der

*) Meinung des Herrn Royer-Collard über

/ : den Geseh- Entwurf in Betreff des Sacrilegiums, pag. 7, und Bs

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Zeit, weiche er zum -Gegenstand seiner Untersuchunge, macht hat. Doch kann er auh seinen Standpunft än und die Geschichte in einer andern Weise auffassen un handeln, er fann sich in die Mitte des Schauplake Welt verseßen, anstatt in das Jnnere des Mens dringen, er kann die Begebenheiten und die Wechsel iy Zustande der Gesellschaft beschreiben, anstatt auf die wickelung der Jdeen und Gefühle des Individuums einzu Diese beiden Arten, die Geschichte aufzufassen und » handeln, sind eigentlich auf das engste und genaueste n den, die eine ist immer der Widerschein der andern.

man kann sie auch trennen; vielleicht ist diese Trennun Anfange sogar nôthig, um die eine sowohl als die jj mit Genauigkeit und Klarheit zu behandeln, und von d Gesichtspunkte aus ist es der Zweck dieser Vorlesungen Civilisation besonders in dem Zustande der Gesellschast niger aber in dem des Jndividuums zu betrachten, 4 wird der Anfang gemacht, indem- alle Elemente der 6 päischen Civilisation in ihrer Wiege bei dem Styy, Römischen Reichs aufgesucht werden, und der Zustan) Gesellschaft , wie er in der Mitte dieser ungeheuren F; war, sorgfältig auseinandergeseßt wird. Wenn ny Entwickelung von diesen Ursprüngen auseinandewg wird, so muß die Ueberzeugung bald allgemein werden, die Civilisation selbst noch sehr jung ist, und ‘daß der m liche Geist noch sehr weit davon entfernt ist, Alles, wi werden fann, jeßt schon erreiht zu haben. Aller jene geheuren Wege ungeachtet, welche schon gemacht, aller S rigkeiten und Hindernisse, welche schon überwunden sind, vielleicht der größere Theil noch zurückzulegen, und die S rigkeiten des Weges häufen sih, je größer die Bahn, welche der Geist schon zurückgelegt hat. Aber gerat fordert uns auf, zu bedenken, was wir mit unserer und unserem Wissen vermögen, und daß wir nicht nah Ziele streben dürfen, welches sich auf dem Wege nit chen läßt, der nur auf den Principien unserer Civili selbst beruht. Wir dürfen nie vergessen, daß diese gh ten Principien, Gerechtigkeit und Geseblichkeit , Oef feit und Freiheit sind, und daß wir bei Allem, mw thun, dem strengen Richterspruch der Welt, wenn wir u Lauf vollendet haben, ausgeseßt sind.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 22. Nov. Im Schauspielhause: G} rechte Zeit, Lustspiel in 2 Abtheil. , von Lehwald, ÿ auf: Das Ritterwort, Lustspiel in 4 Abtheilungen, m Raupach.

Königsstädtsches Theater.

Sonnabend, 22. Nov. Die Brautschau, oder: Schmetterling. Hierauf: Der Lieferant und der Hund.

Berliner Börse. Den 21. Nov. 1828. Ami]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. (a

| Zf.| Brief] Geld} 912 | 915% 1035 |

| Z/.| Brief-\0 103i 1045 ll 106

1074

St.- Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. 1m. 1. C. Neum.int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob.| dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. inTh.Z. VVestpr. Pfdb. A. dito dito B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

Pomm. Pfandbr. Kur-u. Neanm. do. - VSchlesische do. Pomm. Dom. do. Märk. do. do. Ostpr. do. do. Rückst. C. d.Kmk do. do. d.Nmk. Zins-Sch. d. Kmk. dito d. Nmk.

Holl. vollw. Duc. Friedrichsd'’or .

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Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur Joh n, Mitredacteur Cot!

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gen wollen, daß die Minister dem Könige gerathen, die

t die Krone mehr dabei zu gewinnen, wenn man die Volks-

Allgemeine

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Supplement zu Nr, 315.

Paris, 16. Nov. Der Moniteur enthält Folgendes : mmen. General Maison war im Begriff, an Bord des „„Conquerant“/ f qu segeln, um daselbst den Schwierigkeiten ein Ende zu machen,

chlosses von Morea durch Französische Truppen erhoben w ar das Gerücht, es sey die Absicht

tion war: die Räumung von Morea zu bewirken; dieser Zweck ist erreicht.

des Generals Maison úber Morea’s Gränzen hinauszurücen.

a a2. )oiruHnhHA

der Staats-Zeitung:

„Es sind Briefe vom 20. Oct. aus Morea zu Paris

mit dem Vice-Admiral von Su nach welche von den Albanesern in Betreff der Beseßung der Expeditions-Armee (und auh in Pa- Der Zweck der

Alles, was noch zu thun seyn mag, um

orden sind. Bei

inland zu befreien, fann nur in Uebereinstimmung mit den Mächten geschehen, welche den Tractat vom 6. Juli un-

ens hat sich nicht, (l en Chef erhoben. ] | e die t n, stets ein Mann von Pflicht, befolgt jebt die seinigen,

otschafter sind. i P Benera {loß ZpCtige Rente 74 Fr. 80 Cent.

London, 15. Nov. Abends. Nach dem Courier anten in Jrland- fortwährend zu. Dubliner

wie man verbreiten wollte, eine Schwierigkeit

inet fat sia und Frankreich hat schon bewiesen, daß es in Erfüllung einer Die Jnstructionen, welche die drei Mächte gegeben haben,

Zeitungen führen als bestimmt an, daß ch Jrland gebracht worden sind, die an einen Röômisch katholischen Kaufmann adressirt waren ,

solhen Verpflichtung nicht zurüfbleibe. zwischen einem diplomatischen Agenten und dem sind Übereinstimmend, und General

die nothwendig in vollklommenem Einklange mit denen der

5pCtige Rente 106 Fr. 25 Cent.

nimmt die feindlihe Stimmung zwischen Katholiken und i E daß aus Schottland Waffen heim- und daß die Regie-

n Folge dessen Befehle ertheilt habe, sih dieser Waffen zu bemächtigen.

Amerikanischen Zeitungen bis zum 17. Oct. zufolge, nimmt die

gemeine Aufmerksamkeit in Anspruch, und zwar scheint es,

Consols auf Rechnung 86x. 87. Schaßkammer-Scheine

: Mex. 34x, Columb. 205. Span. 105. 11. Griech.

nahe bevorstehende Präsidenten-Wahl? fortwährend als ob Herr Adams die Majorität davontragen würde. 75 Práâm. Rus]. Anleihe 945. 2. Brasil. (645.5 Port. 187.

Frankfurt a. M., 18. Nov. Oesterr. 53 Metallig. 95. - Bank Actien 1304. Loose zu 100 Fl. 155. Geld. Par-

lig. 1243. Brief.

Hamburg, 19, Nov. Oesterr. Metallig. 96; Bank-Actien 1102. Russ. Engl. Anl. 915, Dán. 60#.

immen hatte; dem Throne die Krast zu geven, ore in der Beobachtung der Geseke schöpfen muß; die. üben desselben dadurch zu vermehren, daß man die iste aller Derer für ihn in Anspruch nahm, die e mit Ehren und Rechtlichkeit zu leisten im Stande enz alle seine Kräfte aufzubieten, um durch die twaffnung der Partheien die Monarchie zu bereichern ; Monarchen vor Aller Augen so zu zeigen, wie er ist und é er seyn will, stark und mächtig aber auch gerecht, auf- tig und großmüthig, ein König seines Landes, aber auch Vater seines Volkes, entschlossen , seiner Krone Achtung verschaffen aber auch treu dem geleisteten Eide: dies welches die Minister sich aufgaben, nach- sie ihre Lage erforsht, Über die großen Lehren der Ge- ichte nachgedacht, den gegenwärtigen Zustand des Reiches Ueberlegung gezogen und mit jenem rastlosen Eifer, der von Ehrenmännern, auf denen eine große Verantwort- hfeit lastet, erwarten läßt, die geeignetesten Mittel unter- ht hatten, dem Lande die Unfälle zu ersparen, welche ein vorsichtiges und eigensinnig verfolgtes System ihm berei- fonnte. Alle ihre Handlungen, alle ihre ‘Pläne, alle ihre ‘den sind in diesem Geiste ersonnen, diesem Ziele entgegen- führt worden. Man hat zuweilen ihren Maaßregeln den amen von Zugeständnissen gegeben. Hat man hiermit

lgen des verfassungsmäßigen und geseßlichen Systems, das aufreht erhalten und vervollständigen will, allmählig zu [wickeln ; versteht man darunter, daß sie der Meinung ge-

rer-mur-trm erten Su er rer ep O, Die Minister haben bewiesen, daß dies ihre Ansicht sey, denn es möchte schwer halten, irgend ein Ministerium nam- haft zu machen, dessen Zusammenseßung“ durch eine geringere (nzahl strenger Maaßregeln bezeichnet worden ist, als das jeßige: Dennoch treten Fälle ein, wo solche Maaßregeln vorn der Nothwendigkeit geboten werden. Das erste Bedürfniß der Minister ist das Vertrauen. Wo diese Hauptbedingung

Pihres Daseyns mangelt, können sie weder dem Könige, noch

dem Staate núken. Das Vertrauen läßt sih aber nur durch eine innige Uebereinstimmung des Wortes mit der That erwerben, und diese Uebereinstimmung fann nur bestehen, wo zwischèn Denen, welche Befehle zu ertheilen, und Denen, die sie zu vollziehen haben , Einklang herrscht. Andererseits steht der Staatskörper, der dazu berufen ist, dem Monarchen Rathschläge zu ertheilen _ und dessen Be- {chlú}se, so wie die den Kammkn vorzuschlagenden Gesebz- Entwürfe, vorzubereiten, in einer so engen Verbindung mit den Ministern, er hat so viel Berührungs - Punkte mit der Staatsverwaltung, und seine Mitwirkung knüpft sich in jo vielen Fällen an die ministerielle Verantwortlichkeit , daß die Existenz desselben, statt einer Beihülfe, nur ein Hinderniß darbièten würde, wenn zwischen seinen Mitgliedern und der Regierung nicht eine Uebereinstimmung in Ansichten und Gesinnungen obwaltete. Jn den Präfekturen haben einige Veränderungen stattgefunden, und die, durch das leßte Bud- get nothwendig gewordene neue Organisation des Staats- Rathes hat zur Entfernung einiger seiner Mitglieder aus dem ordentlichen Dienste, zur Zurückberufung einî-

ten, es sey bei der allgemeinen Richtung der Gcmüther

ger Anderer, die früher daraus entfernt worden wa-