1828 / 319 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 26 Nov 1828 18:00:01 GMT) scan diff

sicht man in Adrianopel viele sechzehnjährige Krieger, und gerade diese sind die muthigeren. Die herbstliche Desertion in Schumla und Adrianopel ist nicht so stark als sonst. Man begriff die Nothwendigkeit, sich auf einen Russischen Winter- Feldzug gefaßt'zu machèn, und findet sich darin, auch dieje Neuerung. zu. dulden, in. der Hoffnung,--daß--die--Krankheiten und die Türkische Beharrlichkeit mit der sehnsuchtsvoll erwarteten Diversion irgend einer christlichen Macht das herrliche Gebäude der Türkenhértschaft im östlichen Súd- Europa ‘erhalten und die Russen zum "Rückzug zwingen werden. Das Schwerdt hat bisher in - diesem Kriege wenige Menschen aufgerieben, abér Noth und Mangel ‘und Lager - Krankheiten ‘kosten den Túrken viel Völk, gewiß aber auch den Russen. Man will im Lager von Adrianopel wittern, daß Partheien entstehen, welche! auf unabhängige Paschaliks berechnet "sind, wetin die Vórsehüng den Sultan in Konstantinopel stürzen sollte. ‘“/ Nach dem weitern Jnhalte dieses Schreibens hegen die Tür- fischen Großen die Hoffnung, daß die Christen, wenn auch nicht den Sultan, doch ihre Herrschaft in dem schönsten Theil Europa's fortdauern lassen werden. „Sie gönnen sich nicht ‘ünsére Beuté!?, sagen die ‘Pascha’s-Sdöhne, die viel Neigung zur Meutereï haben, und! inder vorauszufehenden Anakchie- zu ‘erúdten hoffen. Sthrecklich sicht es mit dem christlichen Land- und Stadtvolk- aus; man erpreßt von fol- hen, was“die Türken“ zur Ausrüstung bedürfen, und läßt sie mit ihrem“ Vieh ‘so lange frohnden, bis Alles aufgerieben ist. Kömméet die Rüssen bis Adriatiopel und. Seres, so treffen nur Wüsten und: ‘durch Noth halbverwilderte Christen in máßtger Anzahl -an. Det Geldmangel der Pforte: macht es ihr unmöglich ; Albaneser zu werben. Ohne hohen und baaren Söld dienen diese nicht, und bleibt man solchen \{ul- dig, so sind’ sié die furchtbaksten Feinde. Vor diesen braucht {h dáßer Rüßlatid“ nicht’ zu_ V. onstan él’ (heißt es am S{hluß) ¿„wird Varna's Fall geringes Mufséhei geit habén; denn das Volk scheint zu hoffen, dag degiuiigéithtet die Russen ‘die Donau zurüpassiren müs- ‘sen. Eu {ebhäfter Rüsstscher Feldzug im Winter fönnte in Konstantinopel felbst ‘einen Fall der Despotie einleiten.“ Die \Agráméer Zeitung hatte in ihrem Blatte

“vom 7. Octobér,- aus Sémlin unterm 29. S L B

den Fall von Varna gemeldet. Da ‘der 29tè September, ‘wenn män - dabéi' den alten ‘Styl vorausfeßt, zufällig mit dem {lten October neuen Styls, an“ welchem Várna wirk- lich" fiel, zusamtmentrifst, so machte dieser 2 rtifel“ in Deutsch- land’ Aufsehen, und män wunderté sich über die Geschwin- digkeit, mit“ welcher die Agramer Zeitung“ (am 7. Oktober!) ein ‘so withtiges Ereigniß erfahren habe. Jeßt gesteht die Agramèr Zeitung mit lobenswerther Aufrichtigkeit ‘den Zufall seibst ein. Wenigstèns, meint“ sie, dürfte die Nachricht ihres Correspondenten sih doch insoweit“ einer Richtigkeit erfreuen, daß am 29. Sept. in Semlin der nahe Fall. der Festung be-

fannt gewesen.

Wissenschaftlihe Nachrichten.

Die Pariser Akademie der s{ônen Künste hatte zu An- fang dieses Jahres einèt Commission niedergeseßt, welche sich mit der nähern Untersuchung des von einem Herrn Sudre erfuidenen Systems einer musikalischèn Sprache ‘beschäftigen sollte. Aus dem Berfcht, den dieselbe jeßt abgestattet hät, entlehnen wir Folgendes: „Nachdem,“ heißt es darin, „die Comtmnifsion sich von dem Verfahren des Herrn Sudre ge- ‘nau unterrichtet hat, und nachdém mehrere in ihrer Gegenwart än- gestellte Versuche befriedigend ausgefallen sind, hat ‘dieselbe sich überzeugt, daß Herr Sudre seinen einer musikalischen ‘Sprache, vollkommen erreicht. habe. Die Cornrnission ist daher der Meinung, daß es der Gesellschaft cineri wahrhaften Dienst leisten heiße, wenn man den Menschen ‘ein neues Mictel'’an die Hand gebe, sich ihre Gedanken auch

N a G

: Frankfurt a. M., 21. Nov. tial-Oblig, 1245. Géeid.

Certif. 864.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

t'zu fürchten. „„Jn Könstantino- |

Zweck, die Erfindung

im Dunkeln uúd. in großen Entfernungen mit

däß eint solche Sprache besonders in der Krie

zutheilen, gsfunst ;

wissen Zeiten von großem Nußen seyn könne. Blase: mente, vorzüglich die kleine Clarinette, würden eben i wie die Geige (worauf Hr. Sudre seine Experimente y

dazu geeignet seyn.

Ein jedes militairisches Musi.

besißt eine solche; eben so giebt es kaum einen Gene der nicht ‘einen, der Musik kundigen Offizier besäße; y nun, für Jetnand, der musikalisch ist, die Sudre’sche 6; in 8 bis 10 Lehrstunden erlernen läßt, so glauben wi ein solcher musikalischer Telegraph sich leicht und init Nustben in Lagern - anbringen lassen würde. L fönnte auf solche Weise “die Befehle seines General pfangen ‘und sie durch einen Musiker seines Corp

einem Ende des Lagers

Der F

nah dem andern,

ode!

einem Ufer eines Flusses nah dem gegenüberliegenden

gen lassen:

zeit von dem Ponts des ‘arts nach worden und vollkommen - geglückt. aber, daß die neue Mittheilungs - Methode des

Ein solcher Versuch ist bereits hier zur dem Pont-Royal g Die Commisfion

rn, d

auch sonst noch im mensthlichen Leben große Vortheile | ten fônne, und ‘daß dieselbe sonach als eine nüßliche ( fung Beachtung verdiene.‘/* Unter ‘den acht Mitglied Akademie, die dieses Votum abgegeben haben, befind auch die Tonseber, Herren Cherubini, Lesueur , Bert, tel und Böyeldieu. Der Moniteur sügt- dem Bericht die Mittheilung eines Probestücks hinzu, das in sein reau- von Hrn. Sudre und seinem eilfjährigen Schülf

devez gemacht worden ist.

Der Schüler wurde nänil

ein ‘nahe gelegenes Cabinet gestellt; ‘hierauf schrieb t dacteur des' Moniteurs auf ein Blatt Papier die Ÿ Attaquez ¡par la droite. Hr. Sudre gab “jeßt auf Geige einen - vollen Actord und demnächst mehrere Tône an’, welche der Schüler ‘ohne Mühé wörtlich seßte, wie sie vorgeschrieben waren.

Königliche Schauspiele.

Königsstädtsches Theater.

Dienstag, 25. Nov.

fomische: Oper. in 2 Akten... Musik von Pär.

Dienstag, 25. Nov. Jm Opernhause: . Tankred, in 2 Abtheilungen, nit Tanz; Musik: vou Rosfini. ( Hoffinann: Tatfred.)

Auf vieles Begehren : u

Berliner Börse, Den 24. Nóv. 1828.

.. weinintoiantiin

St. - Selnabd - Sch;

Pr. Engl, Anl: 18/;

Pr. Engl. Anl. 22 Bo.Ob.incl.Litt.H Kurm. Ob. m. 1. C. Neum.Int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. inTh.Z. VVestpr. Pfdb. A. dito Grolshz. Pos. do. Ostpr, Pfandbrf.

"Mi: X: À Berlin, 24. Nov. So ‘eben erhalten wir auch.-auf anderem Wege die/ oben aus dem Oesterreichischen V

ter gegebene, Nachricht von der Wiederherstellung | des: Friedens und ‘guten stät und ‘der Regentschaft -von Tripolis durch" eine zu! Tripolis am 28sten v. Oesterr. 583 Metalliq. 954.

Hamburg, 22, Nov. |Oesterr: Metalliq. 96. Bank-Actien 1102.

Paris, 18. Nov. 38 Rente 75 Fr. 54 Rente 106 Fr. 40 Cent. vciiimimiti lia

dito B.|

R | R N

f

ours-Zettel. (PreussV

Kur-u. Neum, do. Schlesische do. Pomm. Dom. do: Märk. do. do. Ostpr. do. do

do. do. d.Nmk. Zins-Sch, d. Kmk:; f dito d. Nmk.

Holl. vollw. Duc. Friedrichsd’or .

[Disconto .

Rückst. C: d.Kink|

Il Taae

T

12 {Pomm. Pfandbr. 4-108

104) 106

Allgemeine

reußische Staats-Zeitung.

¿ 319.

Amtlihe Nachrichten.

Kronik des Tages.

eine Majestät der König haben dem Premier- Lieute- Erdmann, Adjutanten vom 2ten Bataillon (Xan- en) des 17ten Landwehr - Regiments, das Allgemeine nzeichen erster Klasse zu verleihen geruhet. Des Königs Majestät haben den bisherigen Ober-Lan- rihts-Assessor Brunnemann, zum Justizrath bei dem und Stadtgerichte in Magdeburg, zu ernennen geruhet. Se, Königliche Majestät haben den Landrath Heuber- u Adenau in den Kreis St. Goar, Regierungs-Bezirk nz, zu- verseßen geruhet.

Zeitungs-Nachrichten.

A usland.

Franfkreidc.

daris, 19. Nov. Der Moniteur meldet, daß die rung vorgestern einen Courier aus Neapel mit der iht von dem am 28. v. M. zwischen dem Königreiche Sicilien und der Regentschaft von Tripolis abgeschlos- Frieden erhalten habe, und daß die Wiederherstellung jten Vernehmens zwischen beiden Mächten der Vermit- des Französischen General-Consuls zu Tripolis, Hrn. au, so wie der des Hrn. Quesnel, Commandanten dnigl. Brigg „„l’Aventurier“/ (derselben, welche die tht von dem Friedensschlusse nach Neapel gebracht hat), \danfen sey. : Der Messager des Chambres bemerkt über den all- jen Beitritt der Erzbischöfe und Bischöfe zu der Ver- ng vom 16. Juni: „„Bald werden alle Diöcesen dem quen des Allerchristlichsten Königs entsprochen und da: ) zur Feststellung -der geseßlihen Ordnung beigetragen y die allein nur der Religion und dem Throne, so wie Bürgern, die erforderliche Sicherheit gewähren kann. n bei der Erscheinung der Verordnungen vom 16. Juni titete man tausend Gerüchte über die Schwierigkeiten, ch ihrer Ausführung entgegenstellen- würden; eben so sh jekt eine gewisse Ungläubigkeit , die immer geneigt

¡in System, das doch bereits seine Nüblichkeir bewiesen

us einem nachtheiligen Gesichtspunkte anzusehen, und ezeihet, daß jene Verordnungen zu keinem Resultate n würden. Die Hauptsache war in dieser, wie in jeder ten Angelegenheit, die Vollziehung der Geseze. In die-

M insicht findet fein Zweifel statt; und was die Gewiß-

érnehmens zwischen Sr. Sicilianischen M. abgeschlossene Convention. : Bank - Actien 1308: Loose zu 100 Fl. 1557.

Russ. Engl. Anl. 915. Russ. Anl.

Redacteur: Joh n, Mitredacteur Cl

inbetrifft, daß die Folgen dieses politischen Actes nicht eiben werden, so ergiebt sie sich aus dem Widerstande, die Ausführung desselben finden sollte, und der nun- verschwunden ist. Aller Lärm, den einige Blätter über j'age wegen der Verordnungen gemacht haben, beweiset

Wstens Etwas; das nämlich, daß diese leßtern die Abstel-

ines Mißbrauchs beabsichtigten, was ihnen auch gelun- i. Freiburg übrigens, und einige andere auswärtige prechen hinlänglich dafür, daß sie niht ohne Wir- geblieben sind, noch in der Folge bleiben werden. éin anderweitiges Gerücht betrifft, als ob die Präla-

\ch damit beschäftigten, das zwischen der weltlichen und

hen Macht durch weises Nachgeben wiederhergestellte Vernehmen aufs Neue zu unterbrechen, so darf man nserer Meinung nach, nicht verbreiten, ohne die Fran- t Geistlichkeit zu beleidigen. Es ist hinreichend, daß E Einsichten der Bischöfe úber das wahre Jnteresse ‘ligion fenne, um den Gedanken an ein zweites Mes

Berlin, Mittwoch den 2Wsen November.

mana

1828.

moire, ähnlich demjenigen, dessen ein öffentlihes Blatt er- wähnt, zurückzuweisen, und es scheint uns sona sehr glaublic, daß jenes Gerücht von Schriftstellern herrühre, die ihre Wünsche unter dem Schuß eines: „Man sagt,‘/ haben wollen laut werden lassen. Bekanntlich verstecken sich eigen- iúßige Rathschläge häufig hinter diese Formel. Doch seit- dem gewisse Zeitungs - Theologen es versucht, sich als Leiter der Französischen Kirche aufzuwerfen, haben die acht 1ngs- werthen und wahren Diener der Kirche sih davon überzeu- gen können, daß die Einmischung derselben von keinem Nuz- zen für die Religion sey; und es ist in Wahrheit völlig hin- reichend, zu wissen, daß die Neuigkeit eines abermaligen Memoire's aus dieser Quelle fommt, um sie durch die bloße Hinweisung auf alle die Uebel, welche von solchen Advocaten einer heiligen Sache bereits zugefügt worden sind, zu wi- ean

Der Erzbischof von Paris, Herr von Quelen, hat bei der Wieder-Erdffnung der Klassen in allen Kirchen a Sprengels einen Hirtenbrief über die Angelegenheit der klei- nen Seminarien ablesen lassen, woraus wir einige Stellen herausheben. Jm Anfange des Briefes wird gesagt, daß die Bischdfe den Ruf eines mit Recht -beunruhigten Gewis- sens hätten zum Throne gelangen lassen, daß ihre Klagen Anfangs, wie der Ton der Cymbel, sich in den Lüften verloren, später aber die Wolken sich zerstreut hätten, weil die Monarchie und das Episcopat sich stets verstehen und

gegenseitig unterstüßen müßten, und weil fein dauerndes . Mißverständniß möglih wäre, wenn der Befehl von dem

Glauben und die Liebe von dem Gehorsam eingegeben würde. ¡Nach neun Monaten der Unruhe Zis Besorgniß ‘7 heißt es weiter, „haben wir den Trost, vielgeliebte Brüder, Euch an- zuzeigen, daß wir diese fostbaren Anstalten, diese kleinen Se- minarien, behalten, ohne welche unser Vaterland auf feine Priester mehr hätte hoffen dürfen. Sie werden sich unter der Aufsicht der Oberhirten und unter dem Königlichen Schuße aufs Neue öffnen, diese heiligen Stätten der Zu- fluht, wo unsere jungen Samuels bei guter Zeit die Be- fehle des Himmels zu befolgen lernen werden. Der Erzbischof verwahrt sich hierauf gegen den Verdacht, daß er aus Shwäche tiachgegeben ; er habe weder Ja noch Nein gesagt. „Das Französische Episcopat‘“, fährt er fort, „hat sich einstimmig, trob den Dunfelheiten, welche ber einer so zarten und ver- drießlichen Angelegenheit {hwebten,.- für hinlänglich befugt ge- halten, sih den Maaßregeln zu unterwerfen, welche einerseits durch die friedfertige und beredte Dazwischenkunft des Statt- halters Jesu Christi, andererseits durch die edle und frommeNach- giebigkeit des Sohnes des heiligen Ludwig unserm Gewissen er- träglich gemacht worden sind.‘ Ueber das Verhältniß der welt- lichen und geistlichen Macht zu einander spricht sich der Erzbischof jo aus: „Wir fönnen das Prinzip der Unabhängigkeit und Unverlebßlichkeit des Throns nicht oft genug wiederholen ; niemals werden wir uns den Wünschen unserer Könige in dieser Hinsicht entgegenstellen. Die Gesinnungen der Kam- mern, der Justiz - Verwaltung, des Heeres, des Volkes föônnen in diesem Punkte nicht Französischer seyn, als die unsrigen, aber ebenso behaupten wir die Unabhängigkeit und Unverleßlichkeit der geistlichen Gewalt, und verlangen, daß mit ihr in gemischten oder zweifelhaften Sachen nicht durch Gewalt oder Autorität, sondern, wie billig, auf dem Wege des Einverständnisses und Vergleichs verfahren werde. Die Kirche hat nicht den stolzen Plan, die Königreiche der Erde zu erobern, sie will nur das himmlische Reich gewinnen, nur nach der unsterblichen Krone steht ihr Sinn. Wenn sie al- len Nationen ihren Schooß dffnet, so geschieht es, um sie durch ihren Segen zu erquicken, niht um si{ch mit ihrer Beute zu bereichern. Gern sagt se zu den Fürsten, die sie in ihre Gemeinschaft aufnimmt: „Gebet mir die Seelen z lasset mich ungehindert für deren Rettung thätig seyn, und