1828 / 343 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Kraft alle Uebel, welhe Sorglosigkeit und Mangel verurfa- chen. Nichrs kann daßer die armen Fellah's verhindern, mit der ganzen Fúlle eines gesegneten Stammes emporzu- wachsen, sich unter dem Einflusse einer begünstigenden Ath- mosphäre zu entwickeln, ihre Brust den heitern Eindrücken dieses lachenden Himmels zu dffnen, und eîn poletisches Volk zu bilden, das, empfänglich für shône Formen und fúr die Gewalt der Rhythmen und Töne, jene vollendete Organisa- tion besißt, die nur den Völkern des Südens eigen ist, und für welche wir durch die Arbeit des Geistes nur unvollkom- men entschädigt werden. So gewinnen diese auf ausgetrock- netem Morast gebauten Dörfer, wie durch eine verborgene Macht, ein edles, anmuthiges Ansehen, und bieten sch{chöône Linien und úberraschende Erinnerungen an die s{önsten Denkmäler des Alterthums dar. Die Weiber, unter schwerer Arbeit herangewachsen, haben dennoch eine Zartheit der Formen, ein Ebenmaaß der Glieder, eine natürliche Grazie bewahrt, die durh eine einfache aber auffallende Kleidung noch erhdgr wird. Das ärmste Arabische Mädchen könnte in seinem blauen zerrissenen Hemde, von dem es nur spärlich bedeckt wird, die Loónste Französishe Bäuerin im Anstande und selbst in der Koketterie unterrichten. Eine hübsche Ara- berin ist das Jdeal einer Operntänzerin, sie ist eben so schlank und ebenmäßig gebaut, hat feine, wohlgesügte Glieder, Füß- hen von der reizendsten Form, Hände, die so zierlih sind, daß mar das Armband von der Handwurzel, ohne es zu dffnen, darüber abstreifen fann, und Gazellen -Augen , denen die schwarzen Brauen darüber Sanftmuth und Glanz verlethn. Die ärmsten untér ihnen tragen“ nur ein langes, blaues Hemde, nebst einem Schleier -von derselben Farbe, von dem sie einen Zipfel in den Mund nehmen „* wenn sie an Män- nern, und zumal an Franken ‘vorübergehen. Eine große Maske von s{chwarzem Taffet, die nur Auge und Stirn frei läßt, verhüllt die Reicheën. Ohrringe, mehrere Halsketten von Muschelwerk, Glaspasten und silbernen oder kupfernen Amüu- letten, ebenso bunte und vielfache Armbänder, ein blau ta- tuirtes Kinn, L wie die Hände und ein Theil dés Armes, und s{hwarzgefärbte Augenbrauen das sind die Haupt- stücke des Schmuckes einer Araberin, die, anscheinend bizarr, ein originelles und hübsches Ganze bilden. Jch muß jedoch gestehen , daß diese Beschreibung von- einem poetischen Ge- sichtspunfte aus gemacht is, und daß mancherlei Unvollkom- menheiten, namentlih der unangenehme Anblick der Armuth und der Unreinigkeit, dabei übergangen sind. ‘Unsere Reise geht nur langsam vorwärts, weil der Wind sich häu- fig dreht. Vorgestern, am 16ten, machten wir eine ermü-

dende Parthie; wir haben nämlih, der ganzen Gluth der |

Afrikanischen Sonne ausgéseßt, die Ruinen des alten Sais besucht und aufgenommen. Es ist zwar kein unversechrtes Denkmal mehr vorhanden; aber die fast ganz erhaltene Mauer des heiligen Bezirks, und die Trümmer der drei Todtenstädte, welche mit Bruchstücken von Marmor, Töpfer- Arbeit und emaillirten“ Aegyptischen - Erden bedeckt sind, bezeichnen genau die. Lage der - vierten Stadt Aegyp- tens unter den Pharagonen, deren Namen übrigens in der Benennung des nahen Dorfes Sa-El-Haggiar (das steinige Sais) fast ganz erhalten ist. Diese große Mauer ist für fich allein ein colossales Denkmal und bereitet auf den Eín- druck vor, den die Massen der Pyramiden machen werden. Man stelle sich einen Raum von 2500 Fuß Länge und etwa 1500 Fuß Breite vor, den eine 80 Fuß hohe und 40 Fuß dicke Mauer umgiebt, und inmitten dieses Umkreises einen Haufen eingestürzter Bauwerke, ein Labyrinth von offenen Gemächern, welche auf ungehèéuren Grundmauern liegen und bis zu einer schwindeligen Höhe über einander gebaut sind; und das Alles, Mauer und Todtenstadt, ist aus rohen mit Stroh vermischten Backsteinen gebaut, an denen keine Spur von. Brand wahrzunehmen ist. Man weiß nicht, worüber man sih mehr wundern soll, ob über das Maaßlose solcher Werke, oder über die Erhaltung anscheinend so baufälliger Masssen, von denen man in jedem Augenblicke glauben sollte, sie würden sich mit dem Moraste vermischén, aus dem sie ge- formt sind. Ein großer Sarkophag vor grúnem Basalt und in zwei Stücken ist übrigens das einzige bedeutende Denkmal, das wir anf dieser Tagereise gesehen haben. Auch eine fleine fast mifkroskopishe Figur von emaillirter Erde, die wir auffanden, hat Champollion viel Vergnügen gemacht,

Kurm. Ob. m.L C.

weil sie die Hauptgöttin ven Sais darstellt, und die der ten Stadt gegebene Lage noch bestätigt.“ (Schluß fol,

Königliche Schauspiele.

milie, Singspiel in 3 Abtheilungen, frei nah dem Fran;

Allgemeine

Freitag, 19. Dec. Jm Opernhause: Die A | l c ußi s ch E S Í 4 Q { S Z 2 c i i ü N 6.

schen, von Castelli ; Musik vom Kapellmeister Weigl. (N

Devrient, vom Königl. Hof-Theater zu Dresden : Emmeli und Herr Plettner, vom Kaiserlichen Hoftheater zu 6 Petersburg: den Paul, als Do Vorher ; Der Y\ Spiel in Versen in 1 Aufzug, von A. Mällnér.

Im Schauspielhause: 1) La mansarde des arti vaudeville en 1 acte, par Seribe. 2) La première rey sentation- de: L’acte de naissance, comédie en 1 acte,j Picard. 3) La première représentation de: La manied places, ou: La folie du Siècle, vaudeville nouveau «q acte, par Scribe.

Königsstädtsches Theater.

Freitag, 19. Dec. Der Mann von vier Frauen, auf, zum Erstenmale: Sieben Britten. Farce in 1} Zum Beschluß: Das Fest der Handwerker.

|

Berliner Börse. Den 18. Dec. 1828.

Amt]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. Cu

Zf.| Brief | Geld. 1 Zf.\ Brief G

91F | Pomm. Pfandbr.| 4 [103i |- 11027 1025 [Kur- u. Neum. do.| 4 11043 (l 1102x 10254 ISchlesische do. 106

199 Pomm. Dom: do.| 5 Märk: do. do. Ostpr. do. do. Rückst: C. d.Kmkj| do. do. d.Nrak. Ziuns-Sch. d. Kmk. . dito d.Nmk.,

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St.- Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 | Bo.Ob.incLLitt.H 10 Neum.Int.Sch.do. Berlin.- Stàdt-Ob. . ‘dito dito Königsbg. do. Elbinger do. Danz. de. inTh.Z. WWVestpr. Pfdb. À. dito dito B. Grosshz. Pos. do.

Ostipr. Pfandbrf. enem RTTTTTD - s E _Wechsel- und Geld-Cöours.

(Berlin, den 18, Dee.) ;

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Holl. yollw. Duc. IFriedrichsd’or . Disconto ..

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Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt.

Amsterdam dito Hamburg dito. London... 4 E ls 4 lw 6e Paris

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300 - Mk.

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300 Fr.

150 FL- [2 Mt. 2 Mt.

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. 1 Uso. 2 Mt. 3 VV ch. 3 VVch.

Leipzig Frankfurt a. M. VVZ Petersburg. BN y

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 13. Dec. Oestérr. S5pCt. Metalliq. 923. Russ. Engl. Anl. 865.

Hamburg, 16. Dec. j Russ. Anl. Hamb: Cectif. 857. Oestere. SpCent Metall pr- ult. 96. Bank-Actien desgl. 1102.

Paris, 10. Dec. 4 3procentige Rente 73 Fr. 99 Cent. Sprocentige 106 Fr. 7óV

VVien, 13. Dec. Bank - Actien 10957.

5pCt. Metall. 9522. Berichtigung.

Im gestrigen Blatte der St. Z. (Art. London) S, Sp. 2. Zeile 2 v. o., lies „Georg 111.// st. „Georg ! und in der Beilage S. 1, Sp. 2, Z. 4 v. u. st. „Zu l. „Jurada.“/

Neueste Börsen- Oesterr. 52 Melallig. 952. Lvose zu 100 Fl. 1575. Partial-Oblig. 1245. 0

Frankfurt a. M., 15. Dec. Bank-Accicn 1318. Brief.

Gedruckt bci A. W. Hayn.

Nachrichten.

tien r

Redacteur Joh n, Mitredacteur Co!

Wer, Baron Finot, zum P

g 343.

Amtlihe- Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Oberst-Lieutenant ¡ Thun, aggregirt dem Kaiser Alexander-Grenadier-Re- nt, den Militair-Verdienst-Okden zu verleihen geruhet. Se. Majestät der König haben dem Seconde-Lieutenant 6ten Uhlanen-Regimente, Heinrich Julius Wilhelm iobef, den Adelstand und die Erlaubniß zu ertheilen ge- et, den Namen und das Wappen" seines Adoptiv-Vaters, Rittmeisters außer Dienst, von Schulze, anzunehmen, ) sh fünftighin Dziobek von Schulze nennen und «ben zu dürfen. | : s

Des Königs Majestät haben den bisherigen Regierungs- j Bau- Rath Elsner zu Breslau, zum Geheimen Ober-

urathe und Mitgliede der Ober -Bau - Deputation Aller-

digst zu ernennen geruht.

Angekommen: Der Prinz Ludwig von Caro- h, von Dresden. :

Abgereist: Seine Excellenz der General - Lieutenant, etordentlihe Gesandte: und bevollmächtigte Minister am iserl. Russischen Hofe, von Schöler, nah St. Peters- g. f | :

Zeitungs-Nachrichten “Ausland. |

París, 13. Dec. Mittelst Verordnung vom 10ten M. haben Se. Majestät 1) den bisherigen Präfekten des ráfeften der Îsère; 2) den bis- igen Präfekten der Obern Loire, Herrn von Bastard, Präfekten des Cher; 3) den unlängst zum Präfekten Drôme ernannten Herrn von Lasceours , zum Präfekten Ardennen an die Stelle des Herrn Dumarhallach, wel- r diesen Posten abgelehnt hatte; endlich, 4) den Staats- h von Malartic (einen Neffen. des Barons ‘Pasquier ) Präfekten der Drôme ernannt. : Durch eine andere Verordnung von demselben Tage hat ! König die neun Mitglieder dér unterm 12ten v. M. sifteten Commission ernannt, -welche sich .unter dem Vor- e des Herzogs von Escars mit der Verbesserung der Ge- ite beschäftigen soll. Es sind drei Generale: die General- (utenants von France, von la Roche-Aymon und der Ge- ral-Major Wolf; drei der ältesten General-Gestüt-Jnspec- ren: die Herren Dupont, Lenormant von Etioles und von olanet; und drei angesehene Gestüt - Junhaber: der - Graf

tanz von Canisy im Dept. des Kanals, der Baron von !

hbastide im Dept. der Obern Vienne, und Herr Rieussec

Dept. der Seine und Oise. i

Auf den Antrag des See- Ministers haben Se. Maj. in unlängst aus Afrifa zurückgekehrten Reisenden, Herrn ugust Caillé, zum Ritter der Ehren-Legion ernannt.

Der Messager des Chambres enthält Folgéndes: Ín Erwaktung der Eröffnung- der Kammern sind unsere sentlichen Blätter unerschöpflih in der Verbreitung von achrichten, Gerüchten und Vermuthungen aller Art. Jn- essen darf man nicht vergessen, die gesunde Vernunft und ein guten Glauben hervorzuheben, womit jene leichthin ins ublikum gebrachte Tages-Neuigkeiten eben so schnell ‘wieder urücégenommen -werden. Es ist dies augenscheinlih ein roßer Fortschritt des Journalismus, der allmählig eine von

Fem Partheigeiste eingegebente schlechte Gewohnheit abzulegen

müht is. Bemerkenswerth is besonders der mstand, daß

Berlin, Sonnabend den 20îeœck December.

legen. Kläger möchte es vielleicht seyn, ganz zu-

18286.

der Courrier français bei Mittheilung der Neuigkeiten, die er gestern abermals seinen Lesern auftischte, vorsichtiger als bisher zu Werke ging. Er spricht nämlich nicht mehr: „man ver- sichert“ oder „man sagt‘/, sondern fleidet das Factum in cine noch mildere, zweifelhaftere Form, woraus flar -die Absicht hervorleuchtet, daß wenn er einerseits die Neugierde seiner Leser zu befriedigen wünscht, er diese leßtern doh nicht durch allzu bestimmte Versicherungen, die vielleicht am nächsten Mor- gen wiedér zurückgenommen werden müssen, täuschen will, So erklärt er, daß man im leßten Minister-Rathe beschlossen habe, bedeutende Land- und See - Truppen vor Algier zu

. schien ; zugleich aber- seßt er voraus, dap eine solche Rústung

nicht füglih vor dem Frühlinge vorbereitet werden föônne. So zeigt er an, daß, um die Kosten einer solchen Expedition aufzubringen, die bereits bewilligte Anleihe von 4auf 18 Millio- nen erhöht werden würde ; inge aber fügt er hinzu, daß man sich úber den Modus der Anleihe noch nicht geeinigt habe. Man sieht, daß dies offenbar eine Neuerung in der Art und Weise ist, gewagte Vermuthungen ins Publikum zu bringen ; man durchläuft nämlich das ganze Verzeichniß der politischen

Fragen, womit die Minister sich allenfalls beschäftigen fkönn-

ten, macht aus möglichen Ereignissen- und. Beschlüssen eben so viele Wahrscheinlichkeiten, und kleidet das Ganze in einen zweitheiligen Saß, worunter man am folgenden Tage den- jenigen wählt , der sich mit einem etwanigen Widerruf am besten vereinigen läßt. Nach einer solchen Vorsicht des Cour- rier is es. eben nicht mehr nöthig, seine Gerüchte 7A wider-

weigen, als Dinge zu vecbreiten, von dencn man unmöglich unter-

‘richtet seyn fann ;- aber so etwas von ‘Leuten zu verlangen,

die nun einmal zu sprehen wünschen, hieße zu viel fordern. Wir bemerken daher nur noch, daß, wenn die Gerüchte des Courrier gegründet wären, wir davon Kenntniß haben wúür-

den. Wir sind aber ermächtigt, sie für grundlos zu erklären.“

Der Courrier français fômmt -héute wiederum auf den Bérangerschen Prozeß zurück, dessen Ausgang für ihn, wie fúr die übrigen Blätter seiner Farbe sehr empfindlich seyn muß. „Das gegen Béranger gerichtete Verfähren““ (sagt jenes Blatt) „hatte einen ungünstigen Eindruck gemacht ; noch schmerzlichere Gefühle erregte das' Urtheil, welches ihn getroffen hat. Während sein Genie den Tribut der Volks- Bewunderung, welche allein von Werth ist, von Frankreich empfängt, bewilligt ihm die Regierung als Ermuthigungs- Mittel Nichts als strafpolizeiliche Erkenntnisse. Man schickt einen Dichter -in?s Gefängniß, dessen Name noch leben wird, wenn selbst die. großen Staatsmänner vergessen ‘seyn werden, welche sich in den „Unendlich Kleinen‘/*) wiedererkennen múüf- sen. Es scheint, als wolle man ihn bei Lebzeiten für die Unsterblichkeit bestrafen, welhe man khm zu rauben nicht im Stande ist. Warum zeigt man sich unter unerer Freiheits-Herr- schaft so strenge gegen Lieder ? Warum ist man so eifrig, sie zu verfolgen, wenn man zu ihrer Verdammung die Maximen un- seres Staats-Raths bei Seite seßen muß ? Weil ein Mensch von Oel und Leinwand spricht, wird er verurtheilt, als habe er ein Sacrament und mithin die Religion des Staats beschimpft. Heutzutage kann jeder glauben, was er will. Nur den Dich- tern will man jeßt einen Zwang anlegen, von welchem sie frei waren, als es die Gewissen nicht waren. Und für welches Interesse? Für das der Religion? Was kann sie dabei ge- winnen 2 Guter Gott! Wir fragen die Richter selbst, welchen Gläubigen hat der angeschuldigte Vers wankend gemacht ? welchen Ungläubigen wird die Erwägung des Urtheils zum Glauben führen? Ferner sehen wir, daß Béranger das Dogma von den Belohnungen und Strafen in einem andern Leben in Zweifel zieht! Giebt es denn nur eine Weise, sich

*) Les infiniment Petits; die Ucberschrift eines Bérangerschetmnt Liedes.