1828 / 346 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 23 Dec 1828 18:00:01 GMT) scan diff

lei Geschlechts frühzeitig den Schmuck der Haare verldôren, und Plinius geht noch weiter, indem er sogar behauptet, sie würd:n fkahltöpfig geboren. Auch die heutigen Bewohner von- Mifoni verlieren sehr früh das Haar, und es ist fon- derbar genug, daß Ia | Erscheinung, welche von mehreren Reisenden wahrgenommen worden ist, nirgends Audeutungen noch Vermuthungen vor- nden. ;

N An den Frauen rühmt man den s{chönen Wuchs, die edeln Gesichtszüge und die blühende Farbe. Die grotesfe Kleidung, welche sie früher mit den Bewohnerinnen von Milo und Argentiere gemein hatten, ist von Tournefort in allen ihren wunderlichen Bestandtheilen sehr ausfährlih be- schrieben worden *); sie wird jeßt nur noch von den Matro- nen getragen, der ganze jüngere Theil des schönen Geschlechts aber hat die sehr geschmackvolle Tracht der. Smyrniotinuen angenommen.

Die Mifkonier hatten bei den Alten wegen ihrer Kunst, sich bei Gastereien einzuschleichen , eine wenig ehrenvolle Be- rühmtheit erlangt, so daß besonders in Athen alle Parasiten Mikonier genannt wurden. Unter den Neu-Griechen stehen sie in noch weit üblerem Rufe, indem sie von allen Reisen- den als ungastfreundlich, heimtückisch und bösartig geschildert werden. Sie sind treffliche Seeleute, und trieben vor der Jnsurrection einen sehr bedeutenden Speditions-Handel mit den umliegenden Jnseln, mit Smyrng und Scalanova, mit den Küsten voni Morea und selbst mit Konstantinopel, wel- cher mehr als hundert Fahrzeuge von verschiedener Größe be-

schäftigte, und die ergiebige Quelle eines täglich zunehmenden

Wohlständes geworden war. Die sehr" geräumigen Häfen,

Ornos, Panormo (Palermo) und St. Anna haben ‘nur we-

nig Tiefe und sind den Winden so gusgeseßt, daß die“ grö- Heren Schiffe vorzugsweise unter dem Schuße der nahegele- genen Jnsel Delos ankern. Jn dem sehr s{chmalen Kanal, der Mikoni von Delos trennt, ‘ragt die Klippe Prasonisi (Zwiebel-Fnsel) hervor. Die kleine St. Georg - Jusel ‘nebst den beiden Kavaronisi (Krebs-Jnseln) liegen in der Rhede von Ornos; weiter östlich findet sich Tragonisi (die Ziegen- Insel), und noch weiter in derseiben Richtung liegen zwei unfruchtbare Felsen-Cilande, welche von den Griechen Sta- podia, von den Europäischen Seefahrern aber die beiden Brüder genannt werden. Der Griechische ‘Ritus : ist der allein herrschende. Man zählt hier über funfzig Kirchen, eine große Menge Kapellen, zwei Nonnen- ünd drei Mönchs-

Klôster, welche die besten Ländereien der Jusel besißen, cinen

Bischof und nahe an hundert Papa’s. Das Ansehen des herumziehenden Kadi's, welcher bis-

weilen die Jnsel besuchte, war hier weit geringer als auf.

Naxos, und die jährlich erwählten 24 Primaten, welche je zwei üund zwei cinen Monat lang an der Spiße der Verwäl- tung standen, hatten {hon seit geraumer Zeit Mittel gefun- den, sich gegen die früher sehr häufigen Avanien der Türki- \hen Behörden sicher zu stellen. / : Mikoni hat an der Jnsurrection- einen sehr thätigen Antheil genommen, und gleich nah Ausbruch derselben acht shône Brigantinen und mehr als funfzig Mystiks ausgerü- stet, welche sich zwar nie mit den Türken- in ein Gefecht ein- gelassen habèn, dagegen aber sechs Jahre hindurch. die Geifel der neutralen Kauffahrtei-Schiffe gewesen sind. Weit ehren- voller als ihre Thaten zur See, war der tapfere Widerstand, welchen diefe Jnsulaner (1822) einer Algerinischen Fregatte ent- gegenstellten, die nach einem vergeblichen Versuche, zweihun- dert Mann an’s- Land zu seßen, mit bedeutendem Verluste zurückgeschlagen ward. Diese Wasfenchat hat auch den Ruhm einer Jungfrau begründet, welche von den Französischen Be- richterstattern Griechischer Großthaten, die allerdings ihrer Einbildungskraft häufig sehr freien Spielraum lassen, mit den reizendsien Farben geschildert wird. eseßt aber auch, die Heldin von Mikoui sey niht in allen Beziehungen \0o unwiderstehlich, - als sie von ihren enthusiastischen Lobrednern gepriesen wird, so gebührt ihr doch der Ruhm, ihr ganzes,

..

sehr beträchtliches Vermögen für das öffentliche Wohl geopfert,

*) Voyage du Levant, Lettre VŸVI., D BIT

Gedruckt bei A. W. Hayn.

ch bet die Ursachen dieser seltsamen .

calposse mit Gesang, in 1 Aufzug, von J. E.

und von der reinsten Vaterlandsliebe beseelt, der augensq, lichsten Gefahr mit bewunderungswürdiger Unerschrock en die Stirne geboten zu. haben. Bei der Erscheinung def geriner ist sie zwat nicht, wie die Spezziotische Ama Bouboulina, den Muselmännern mit dem Schwerdte in)

Faust entgegen getreten, sie hat nicht, wié jene, ihre Hiul

in Feindes - Blut getaucht , aber überall gegenwärtig, wo.

Gefahr drohete, hat sie die Reihen der Kämpfenden dys

schritten, und durch ihre begeisternde Beredsamkeit den yz fenden Muth ihrer Mitbürger- für die Vertheidigung | Sache Griechenlands entflammt. Dieses heldenmüthige jy Mädchen, Mado (Magdalena) Maurogeny genannt, stay aus dem befannten Geschlehte der Hospodare desselben Y mens. Sie hat das im Orient seltene Glück einer sehr s fältigen Erziehung genossen, und spricht neben dem Alt- y Neugriechischen, das Französische und Jtaliänische mit glei Gekäufigkeit. Diese Begünstigung, welche so wenigen jsj Griechischen Mitschwestern beschieden ist, verdankt sie j an sich traurigen Umstande, daß ihr Vater, nach der i richtung seines Onfkels, des Hospodars der Wallachei, Nic Mauktogeny (1790), bei dem er als Spathar- angeTellt y um der Verfolgung zu entgehen, die sich nach Türkischer Si auf alle Anhänger und Familien - Mitglieder des Schul) Befundenen erstreckt, aus. der Türkei nach Triest entfl warz hier hat sie ihre frühesten Jugendjahre verlebt, j jene vollendete Bildung erhalten, die sie unter den Frauen|

Archipels allerdings zu einem Wesen höherer Art stem

Fest entschlossen, nur einem freien Manne anzugehiy hat die s{chône Mado bisher die zahlreichen Bewerber |

“ihre Hand alle abgewiesen.

(Fortsebung folgt.)

Königllwhe 'Schauspiele. |

Dienstag, 23, Dec. Im Sau spselhause: Det I Schauspiel in 5 Abtheilungen. Hierauf: Die Localposse,|

n E E Á m

Mand. Wegen. fortdauernder Heiserkeit der Mad. Seidler f

die zu diesem Tage angekündigte Oper: Oberon, Köniz!

Elfen, nicht gegeben werden. i Mittwoch, 24. Dec. Kein Schauspiel.

_Kdönigsstädtsches Theater.

Dienstag, 23. Dec. Der Dichter im Versainnlu Zimmer, oder: Das phantastische Lustspiel. Hierauf, y Erstenmale wiederholt: Sieben Britten. Farce ‘in 1 f Zum Beschluß: Der neue Gutsherr. :

Mittwoch, 24. Dec. Kein Schauspiel.

Berliner Börse. Den 22. Dee. 1828.

Amtil. Fonds - und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. Cu

| Zf.| Brief | Geld. Zf.| Brief. (6A 907 ( 905 [Pomm. Pfandbr.| 4 [103i |- 1025 | IKkur-u. Neum. do. 1043 Mh 1027 Schlesische do. 106 |- _— Pomm. Dom- do. 107%. I Märk. do. do. 1077 Ostpr. do. do. {06 Rückst. C. d.Kmk 55 do. do. d.Nmk. 55 Zins-Seh, d. Kmk. 563

dio d. Nmk. 505

St.- Schuld - Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Ani. 22 Bo.Ob.inclLitt.H Kurm, Ob. m. 1. C. Neun Int.Sch.do. Berlin. Stadt-Ob. dito dito Königsbg. do. Elbinger - ds. Danz. de. in Th.Z. VVestpr. Pfdb. À. dito dito B. Grosshz. Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

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Holl. vollw. Duc.| | 19 J Friedrichsd’or . |— | 13} | 12 |

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Auswärtige Börsen.

VVien, 17. Dec. 5pCt. Metall. 957.

me E E R O R E E S tem anm DIES.

Redacteur John, Mitredacteur Co t

Allge

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Supplement zu Nr. Z46.

London, 16. Dec. Se. Maj. der König haben gestern im Schlosse von Windsor Cour und demnächst

meine

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der Staats-Zeitung.

Gehei-

ath gehalten, in welchem eine Proclamätion zur Zusammenberufung des Parlaments auf den 5. Februar k. J. be-

en ward.

Se. Maj. ertheilte sodann noch dem Herzog von Wellington und dem Grafen von Aberdeen Audienzen,

(f Ersterer nah dem Landsiße des Grafen von Chandos abging. l Vorgestern sind Nachrichten aus Lissabon bis zum 7ten d. M. eingelaufen ; das neueste Bülletin úber das- Befin-

Dom Miguel’s, in der

Hofzeitung vom 6. December, lautet (wie bereits mehrere der frúheren* Búlletins) dahin:

[ch in dessen Gesundheits-Zusktande nichts Neues ereignet habe. Der Hanseatische Vice-Consul in St. Ubes war in

bit gesebt worden ; die Britischen Gefangenen dagegen waren noch in mit dem Hofe zu Madrid wegen 6000 Mann Spanischer Hüúlfstruppen in Unterhandlung stehe. Russ. Anleihe 952 . 2,

rung f Consols 874. Schaßkammer-Scheine 63 . 65.

6; 232, Span. 105. ck#. Griech. 175.

enger Haft. Es ging das Gerücht, daß die

Brasil. 643. Port. 532.2, Mex. 325.2,

Paris, 17, Dec. Dem General-Lieutenant Marquis Maison ‘ist der Marschallsstab nah Morea geschickét, und hef des Generalstabes, General-Major Durieu, zum General-Lieutenant Gef tdett morden, Nach den bten Berichten Morea zählte man bei der Expeditions-Armee noch 600 Kranke; die Truppen glaubten niht vor dem Monat März Frankreich zurücberufen zu werden; man hoffte nämlich, bis dahin werde das regulaire - Griechische Corps, welches | Fabvier commandiren foll, bis auf 7 bis 8000 Mann gebracht worden, und sonach im Stande seyn, die festen Pläke Morea, an deren Wiederherstellung thätig gearbeitet wurde, zu beseßen Und jeden etwanigen Angriff zurückzuweisen. \fropolis von Korinth und das befesiigte Lager, welches in der Umgegend gebildet werden soll; erhalten ebenfalls eine hnung, wie sie erforderlich ist, um den Türken den Eingang verwehren zu können.

Frankfurt a. M., 19. Dec, Actien 1312. Brief.

pur

UUTC/ Uu arum vao H wre v “tp u, und Johann Lehmann, zum Pfarrer in Stein- üen, Ephorie Kelbra, befördert, und der Pfarrer in )riefstädt, M.- Benjamin Lebrecht Reinhold, als )farrer ‘nach Bottendorf, Ephorie Artern, so wie der )farrer zu Welleburg, Éphraim- Friedrich Leopold Gie, als Pfarrer nach Griefstädt, Ephorie Heldrun- en, verseßt worden.

Abgereist: Der Pair von Frankreich, Marquis von arohejacquelein, nah Paris,

Zeitungs-Nachrichten Aw slan d.

Franfreih. ;

Paris, 17, Dec. - Der Minister des Jnnern hat, auf

den Bericht des Pröfeften der Oberen Garonne, Befehl ge-

eben, daß. das dem Dauphin und dem Spanischen Expedi-

ions-Heere in Toulouse zu errichtende Denkmal sofort nach

den Plänen des Bildhauers Vallois und des Architekten Varnaud zur Ausführung komme.

Die Gazette de France enthäit bereits seit geraumer Peit eine Reihefolge von Briefen uber Paris. Der Messager des Chambres erklärt heute, daß er ermäch- gt sey, den in diesen Briefen mitgetheilten Thatsachen aus as Bestimmteste zu widersprechen ; alle von der Gazette vor- \sgeseßten Jutriguen im Schooße des Cabinets, alle von

Oesterr. 58 Metallig. 95,5. Loose zu 100 Fl. 157. Partial-Oblig. 1242. Geld.

wetyren geyorre err Cour, erir frerprycee avvp[ 7 vrurrrnGor mit den alten Sprachen und den Philosophen aller Zeiten, welcher den Griéchen Plato und den Deutschen Kant studirt hatte, um aus ihren Lehrsäßen ein neues glänzendes Gebäude zusammen zu stellen, das. unsere, halb Griechisch halb Deutsche, halb flassish halb romantische Jugend blenden und verführen sollte. Herr Cousin und seine Schule kündigten sich An- fangs durch eine sehr lobenswerthe Absicht an; sie erklärten nämlich der sensuellen Philosophie, dieser ganz materiellen Schule, die Frankreichzur Schande gereichk und vielleicht sein gan- zes Unglück veranlaßt hat, den Krieg. Das einzige Mittel, den _„Materialismus mit Erfolg zu bekämpfen, war, daß man ihm ‘den Spiritualismus, wie solcher von den großen Philoso- “phen aller Zeiten gelehrt worden ist, entgegen stellte. Nie- mand konnte besser cin solches Werk unternehmen, als Hr. Cousin; er hat es aber nicht gethan; er hat die Gelegenheit, sich viel Ruhm zu erwerben und viel Gutes zu stiften, unge- nußt vorübergehen lassen. Statt dessen beschränkt sich sein ganzes Angrisfs-System gegen die Materialisten auf die Be- weisführung, daß es eine Art vor Spiritualismus gebe, welcher mit der Zeit die Umwälzungen der Staaten und die Fortschritte der Civilisation herbeiführe, und der zu seinem Ziele durch die Verbrechen, woie durch die Tugenden der Men- schen gelange. Nach. Herrn Cousin bezwecte der Geist der . leßten Jahrhunderte die Zerstörung des Mittelalters , und das Mittelalter war nichts anders als die weltliche Macht der Geistlichkeit. Dies ist Alles ganz gut; ‘aber an einer andern Stelle sagt uns Herr: Cousin, daß man durch das Studium der Geschichte eines Jahrhunderts die Philosophie und den Geist desselben fenen lerne; das heißt, daß man

den Zweck nah dem Erfolge beurtheilen kêônne. Hiernach