1873 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

überreichten hierauf den Hammer an Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit den Kronprinzen, und Höchstdemselben folgten sodann die Übrigen Prinzen des Königlihen Hauses, die General- Feldmarschälle, die Generale, die Staats-Minister, der Ober-Prä- fident der Provinz Brandenburg, der Commandeur des Ka- detten-Corps, der Commandeur des Berliner Kadettenhauses, der Landrath des Kreises Teltow, die Baumeister 2c.

Dann trat der Pfarrer des Kadettenhauses zu Berlin, Bollert, vor den Altar und hielt die Weihrede. Nach derselben sang die Versammlung den Choral: „Fürhtet Gott, den König ehret“, worauf sodann der Minister-Präfident, Feld- marschall Graf von Roon Sr. Majestät dem Kaiser Namens der Armee und des Vaterlandes den Dank für diesen Beweis Allerhöchster Huld und Fürsorge aus\prach und mit einem dreimaligen begeisterten Hoh auf Se. Mäjestät den Kaiser {loß, in welches die ganze Versammlung begeistert einstimmte. Se. Majestät dankten dem Grafen von Roon und \sprahen auch dem Feldmarschall Grafen Moltke Allerhöhstihren Dank aus. Mit dem Gesange des Chorals „Nun danket Alle Gott“ endete die Feier, worauf die Fronten-Besichtigung der Berliner Kadetten dur Se. Majestät erfolgte. |

Von Sr. Majestät dem Kaiser und König is die Ermächtigung ertheilt worden, die von dem britischen Ge- neral Fox hinterlassene, aus etwa 11,000 altgriehischen, phöni- zischen 2c. Münzen der seltensten Art bestehende Münzfsammlung für das Königlihe Münzkabinet in Berlin anzukaufen.

Die von einigen Zeitungen gebrachte, dem „Frankfurter Journal“ s\ogar telegraphish von hier gemeldete Nachricht, daß die Postkassen die Weisung erhalten hätten, fortan die öfterreihishen Viertel-Gulden zurückzuweisen, if voll- ständig aus der Luft gegriffen.

Die Rheinschiffahrts - Central - Kommission in Mannheim hat am 30. Juni die diesjährige ordentliche Sigzung beendet, in welcher, außer den gewöhnlihen Angelegen- heiten Rechnungswesen, Penfionen, Prüfung des statistischen Jahresberichts, gegenseitige Mittheilungen über ausgeführte Strombauten 2c. eine Reihe von Beschwerden rheinischer Schiffer zur Verhandlung kam und in einer Appellsache end- gültig entschieden wurde. Die wichtigsten Verhandlungen be- ziehen fich außerdem auf die projektirte stehende Rheinbrücke bei Germersheim, auf das Gesammtnivellement des Rhein- ftroms, mit dessen Ausarbeitung der Königlih preußishe Strom- bau-Direktor Nobiling in Coblenz unter Mitwirkung der Hydro- tehniker der übrigen Rheinuferstaaten betraut i, auf die Strombauten im Rheingau und eine für 1874 beschlossene gemeinschaftlihe Strombefahrung von Basel bis in das Meer. Bei der Germersheimer Brücke handelt es \fich um die Interessen sowohl der Festung wie der Schiffahrt, die eben auf dem Oberrhein neues Leben entwickelt. Die mit manchen Schwierigkeiten und großen Kosten verbundene Herstellung eines Gesammtnivellements des Rheinstroms wird demnächst beendet werden. Das Längenprofil wird nicht allein als cine Uebersicht des Rheingefälles und der Wasserstandsverhältnisse des Stromes, sondern auch als die siherste und rihtigste aller bisherigen Höhenfeststellungen über Amsterdamer Pegel im ganzen Gebiet des Rheinstromes zu dienen haben. Ganz besonders werden die Nullpunkte der Pegel- und Myriametersteine. mit ihrer Marke für die Nivellements von Seitenzuflüssen, Kanälen und Eisen- bahnen als Anshluß- und Fixpunkte dienen. Wegen der Siromkorrektion im Rheingau, die, nah dem von Preußen vor- geschlagenen Plane, einen Kostenaufwand von 700,000 Thlr. erfordert, finden im Laufe dieser Woche in Geisenheim zwischen Preußen und Hessen Verhandlungen ftatt.

Preußischer Seits is dazu der Rheinschiffahrts-Bevollmäch- tigte, Geheimer Ober-Regierungs-Rath Dr. Jacobi und hessischer Seits der Rheinschiffahrts-Bevollmächtigte Ministerial-Rath Dr. Neidhardt, Mitglied des Bundesraths, ernannt. Im Art. 31 der Rheinschiffahrts-Akte is bestimmt, daß von Zeit zu Zeit Strombefahrungen dur Wasserbau-Techniker sämmtlicher Rhein- uferstaaten vorgenommen werden follen, um die Beschaffenheit des Stromes, die Wirkung der zu dessen Verbesserung getroffe- nen Maßregeln und die etwa eingetretenen neuen Hindernisse einer regelmäßigen Schiffahrt zu untersuhen und festzustellen. Seit der leßten Strombefahrung (April-Mai 1861) sind 12 Jahre verflofsen, da is inzwischen eine größere Anzahl von Baut:n am Rhein aufgeführt worden, auch hat sih die Schiff- ahrt iüzwishen immer weiter ausgedehnt. Die Central-Kom- mission hat deshalb beshlofsen, daß im September beziehungs- weise Oktober 1874 eine neue Befahrung des Rheins durch Wasserbautechniker stattfinden foll, für welche Baden die nöthigen Vorarbeiten übernommen hat.

Rathenow, 30. August. Am 2. September wird hier das Denkmal, welhes die Stadt und die Bürgerschaft den in den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Krie-

ern aus der Stadt und ihrer Garnison, dem Königlichen Brandenburgischen Husaren - Regiment (Zietenshe Husaren) Nr. 3, aus Dankbarkeit gesezt hat, feierlih eingeweiht werden. Das Denkmal besteht aus einer 17 Fuß hohen Säule aus Sandstein, die auf einem mit 4 gußeisernen Votivtafeln ge- \{chmüdckten, ziemlich 10 Fuß bote Sodckel steht, der auf Sand- steinstufen ruht. Ein 4 Fuß hoher vergoldeter Adler mit aus- gebreiteten Flügeln krönt die Säule.

Bayern. München, 29. August. Wie die „AUg. Ztg.“ vernimmt, hat sich der König von Hohenschwangau nit direkt auf Sch{loß Berg zurückbegeben, sondern wird erft na einer

‘fleineren Gebirgstour in der Mitte der nächsten Woche (am 3. oder 4. September) dort eintreffen.

Die Großfürstin Constantin von Rüßland traf gestern Nachmittags mit Gefolge von Mariabrunn bei Röhr- moos hier ein und sezte nàch eingenommenem Diner im „Baye- rishen Hof“ Nachmittags die Rückreise in die Heimath fort.

Aus allen Theilen des Landes treffen Berichte über großartige Vorbereitungen zu einer würdigen Feier des 2. Sep- tember ein. In den größeren, wie in den kleineren Städten find in den betreffenden Tagesblättern patriotisch gehaltene Auf- rufe an die Bevölkerung enthalten.

80. Bu Freiherr von Stauffenberg, der viel- jährige Präsident der Kammer der Reichsräthe, wird, der „Allg. Ztg.“ zufolge, auch für den bevorstehenden Landtag wieder zum I. Präfidenten dieser Kammer ernannt werden. :

Das Regierungsblatt publizirt heute die Königliche Allerhöchste Verordnung, die Gebühren der Advokaten und Rehtspraktikanten in ie Lu Be Rechts strei- tigkeiten betreffend. Die mit Rückficht auf die seit Einführung der Prozeßordnung in bürgerlihen Rechtsftreitigkeiten gemachten Erfahrungen haben die Nothwendigkeit einiger Aenderungen der Gebühren-Ordnung vom 21. Juni- 1870 ergeben; es wurde die- . felbe deshalb einer genaueren Revision unterworfen, als deren

Resultat die neue Königliche Verordnung erlassen wurde, welche mit dem1. Oktober d. I. in Wirksamkeit zu treten hat.

__ Mit der Königlichen Allerhöhsten Verordnung über die Wohnungsgeldzuschüsse der Offiziere, welhe in den nächsten Tagen publizirt werden wird, erfolgt zur gleihen Zeit an Stelle der Beilage B. zu den Vollzugsvorschriften vom 1. Januar 1873 für das Reichspensionsgeseß die Erlassung einer neuen Tabelle über das pensionsfähige Diensteinkommen der Offiziere, weil die Wohnungsgeldzuschüsse zum Servis und somit auch zum pensionsfähigen Diensteinkommen zählen, und dadurch fich auch die nah Dienstzeit und Diensteinkommen be- messerten Penfionen in entsprehender Weise erhöhen. Die König- lihe Verordnung hat mit der Wirkung vom 1. Januar 1873 an in Kraft zu treten.

Nachdem \chon vor einigen Wochen von Seite des Kö- niglichen Kriegs-Ministeriums mit Rückfiht auf die dermaligen Gesundheitsverhältnisse eine Beschränkung und beziehungsweise Sistirung der Herbstübungen angeordnet worden, if neuer- dings den kommandirenden Generalen die Ermächtigung ertheilt worden, in denjenigen Corpsbezirken, in welchen die Cholera zum Ausbruch gekommen if, die diesjährigen Herbftübungen in so weit zu sfistiren, beziehungsweise zu beshränken, als bei der Ausführung derselben eine Verbreitung der Epidemie zu be- sorgen steht.

Würzburg, 28. August. Dem Vernehmen na wurden

aus Anlaß des Gesundheitszustandes der benahbarten Ortschaften

die Brigademanöver, welche in der zweiten Septemberwoche bei Rottendorf stattfinden sollten, auf unbestimmte Zeit vertagt.

Sachsen. Dresden, 31. August. Das heutige „Dr. J.“ veröffentlicht eine Verordnung des Finanz-Ministeriums, dur welche, um dem im Lande eingetretenen Mangel an kleinen Courantmünzen möglih|st abzuhelfen, sämmtlihe zum Ressort des Finanz-Ministeriums gehörige Spezialkassen angewiesen werden, die von ihnen in Zahlung erhaltenen, fowie die ihnen von den hiesigen Centralkassen zugehenden §- und #-Thalerstückäe alsbald in eirfer zu deren möglih gleichförmigen Verbreitung geeigneten Weise zu den von ihnen zu bewirkenden Zahlungen weiter zu verwenden, dagegen bis auf andere Anordnung der Einlieferung von dergleichen Münzen an die Finanzhauptkasse auf Ueberschuß- gelder sih zu enthalten.

TBürttemberg. Stuttgart, 31. August. Der heutige „St.-A.“ veröffentliht das von dem Festaus\{huß der bürgerlihen Kollegien festgestellte Programm für das deutsche National- fest am 2. September.

Baden. Karlsruhe, 29. August. Durch Verfü- gung des Großherzoglihen Ministeriums des Innern vom 26. d. M. wird bestimmt, daß die Wahlmännerwahlen für die mit Entschließung vom 30. Juli angeordneten Erneuerungs- und Ersaßwahlen zur Zweiten Kammer der Ständeversammlung am 19. September zu beginnen haben. Die Einberufung der Stände wird darauf zu der gewöhnlichen Zeit im November stattfinden.

Pforzheim, 28. August. - Die Feier des 2. Septem- ber wird nach dem aufgestellten Programm in unserer Stadt in folgender Weise begangen werden: Am Vorabend finden Festgeläute und - Böllershüsse statt. Der Festtag selbs wird in gleicher Weise, sowie mit Tagwache eingeleitet. Später folgt Festzug mit Betheiligung der Schuljugend, der Behörden und Einwohner, des Veteranenvereins, der Er- frishungsmannschaft, der Feuerwehr, Gesang- und sonstigen Vereine; sodann folgt Gottesdienst der verschiedenen Konfessionen, Gesang der Schulkinder, Vorträge der Gesangpvereine auf dem Marfttplay und Festrede. Nachmittags ist Musik und aUgemeine Belustigung auf dem Turnplaz und Abends Feuerwerk. Die Stadt wird sih in vollen Flaggenshmuck kleiden.

Sessen. Darmstadt, 29. Auguft. Prinz Ludwig e sich gestern zu den Herbstübungen nach Gießen be- geben.

Der Finanz-Aus\chuß der Ersten Kammer tritt am 9, f. M. behufs Berathung des Budgets zusammen.

Der Auss\chuß der Landessynode hat, dem „Fr.

.“ zufolge, behufs Regelung verschiedener in der Kirchenver- fassung nicht berührten Punkte den Antrag gestellt, das Kirchen- regiment aufzufordern, unverweilt nah dem Inslebentreten der Kirchenverfassung Entwürfe über nachfolgende Ge- seße vorzubereiten und auf verfassungsmäßigem Wege ver- abshieden zu laffen, nämlich über fkirchlihe Wahlordnung, Kirchenzucht, Verwaltung des Kirchenvermögens, Zahl und Be- reih der Decanate, Geschäftsordnung der Landes\ynode, Aus- übung der kirchlihen Disziplinar-Gerichisbarkeit, kirhlihe Dienst- pragmatik, Klassifikationsgeseß, Visitationsordnung und endli ein Geseh über die Aufbringung der Mittel zur Bestreitung der kirhlihen Bedürfnisse. Das leßtgenannte Gese soll auf dem Selbstbesteuerungsrecht der Ortskirchengemeinde beruhen und dieses Prinzip an Stelle der seitherigen Beitragspflicht der Civil- gemeinde treten.

Mainz, 29. August. In der gestrigen Gemeinderaths- fißung wurde die Abhaltung einer Feier des 2. September beshlofsen und zu diesem Behuf eine Kommission gewählt. Dieser Kommission wurde ein unbeschränkter Kredit bewilligt, um das Fest würdig zu begehen. Der Bürgermeister gab in derselben Sizung eine Uebersicht der DctroixEinnahmen im 1. Semester d. I. Demgemäß hat das 1. Quartal ertragen 58,159 fl., das 2. Quartal ertrug 64,071 fl., zusammen 122,230 fl., das 1. Semester 1872 ertrug 119,462 fl., folglich im gegenwärtigen Jahre Mehreinnahme 2767 fl.

Worms, 28. August. Der Stadtrath hat in seiner gestri- gen Sizung beschlossen, daß der 2. September festlih gefeiert werde und dieser Feier durch Beflaggen der städtishen Gebäude, sowie durch Läuten aller Glocken am Vorabende und in der Frühe des Festtages Ausdruck gegeben werde.

Sachsen-Weimar- Eisenach, Weimar, 28. August. Der Großherzog und die Großherzogin sind mit den Prinzessinnen und ihren Hofftaaten heute Morgen uach 5 Uhr vermittelst Extrazuges von Friedrihshafen hierjelbs ein- getroffen.

Prinz Heinrich der Niederlande, sowie die Prinzen Bernhard, Alexander und Ernft von Sahsen-Wei- mar find gleichzeitig hier angekommen.

Oldenburg. Oldenburg, 28, August. Der Groß- herzog wird am 1. September seinen Aufenthalt von Gülden- stein nah Eutin verlegen. Der jüngste Sohn des Großherzogs, Herzog Georg, gebraucht augenblicklih eine Badekur auf der Insel Sylt.

Braunschweig. Braunschweig, 30. August. Eine gestern erfolgte Bekanntmachung der hiefigen Polizeidirektion untersagt aus Gesundheitsrückfichten den Aufzug und die Fest-

lihkeiten auf dem Kleinen Exerzierplaß am 2. September.

Bremen, 28. August. Der 2. September wird auch hier als Volksfest gefeiert werden. Abends vorher veranstal= ten die größeren Vereine einen glänzenden Fadtelzug. Am Tage des Festes felbst werden auf allen Gebäuden die Fahnen wehen und von allen Thürmen dje Glocken läuten; in den Kirhen findet Gottesdienst ftatt, in den Schulen eine Feier mit Reden, Deklamationen und Gesängen. Das Festmahl wird auf dem Schüzénplagz eingenommen werden.

Lauenburg. Ratzeburg, 31. August. Ein Festkomite, welches fich hier gebildet, ladet die Bewohner Raßeburgs und der Umgegend ein, fich an dem auf Montag, den 8., und Dienstag, den 9. September d. I., festgeseßten Erinnerungsfeste bee selbt zu betheiligen. Auch für dies Jahr find die obigen Tage und nit der 2. September gewählt worden, weil die Garnison erst am 6. September von den Herbstübungen zurückehrt. Die Reihenfolge der Festlichkeiten wird in einem Festprogramme ver- öffentlicht.

Desterreich-Ungarn. Wien, 30. August. Der Kaiser begab \sich heute Abends nach Ischl. Vormittags hat der Kaiser den Kardinal Rauscher in besonderer Audienz empfangen.

Die Kaiserin wird dem Vernehmen nah Mitte Sep- tember von Ischl nah Schönbrunn zurückehren.

Der Aufenthalt der Königin Olga von Grieche n- land in Wien wird nur wenige Tage dauern. Ihre Majestät trifft heute hier mit ihren Geschwistern, dem Großfürsten Niïo= laus Konftantinowit\ch und der Großfürstin Vera Kon- stantinowna zusammen und reist mit denselben in die Krim ab.

An der heutigen Gala-Tafel nahm auh der Her- zog Ernst von Sachsen-Altenburg Theil, dcr morgen Wien wieder verläßt.

Kronprinz Albert und die Kronprinzessin Ca=- A e von Sachsen reisen dem Vernehmen nach * mor- gen ab.

Gestern Nachmittag fand in Schönbrunn eine Hof- tafel ftatt, zu welher Fürs Milan sammt Gefolge, die ober- sten Hofchargen, Graf Andrafsy, Freiherr v. Schwarz und Andere geladen waren.

Die Großfürstin Vera ist heute Vormittags 10 Uhr mit der Westbahn angekommen und in der Hofburg abgestiegen.

Der deutsche Botschafter, General-Lieutenant v. Shwei- nig, ist von Pafsau hierher zurückgekehrt.

Die Aus\creibung der Neuwahlen für den Reichs - rath findet am 10. oder am 15. September statt. Die Ur- \prünglihe Absicht der Regierung, auf dem flahen Lande die Wahlmännerwahlen noch vor Shluß des September stattfinden zu lassen, is nicht ausführbar, dz bis zu diesem Termine die Reklamationsfrist für die Wähler noch nicht abgelaufen ist. Die Wahlmännerwahlen werden deshalb Anfangs Oktober erfolgen.

In den Tagen vom 1. bis zum 6. September d. I. wird hier der zweite österreihishe allgemeine Veteranentag abaechalten.

Pesth, 31. August. (W. T. B.) Ueber die Aufnahme einer ungarischen Anleihe sind Unterhandlungen mit der österreihiszen Kreditanstalt und der Rothschildshen Gruppe im Gange; die Nachricht, daß die Anleihe in Brüssel kontrahirt wer- den solle und dort bereits abgeschlossen sei, entbehrt dagegen der Begründung. : 2D

Schweiz.

Basel, 3L August. (W. T B)

ruhen. Sobald fih eine hinreihende Anzahl altkatholisher Ge- meinden organisirt haben wird, foll im Einverständniß mit den Bundes- und Kantonalbehörden eine {weizerische Nationalkirhe gegründet und- organifirt werden. Der Bischof, welcher durch Abgeordnete der Behörden, der Geistlihen und der Gemeinden gewählt wird, foll nur der Wahlbehörde den Eid zu leisten haben, während ihm eine Verpflihtung Rom gegenüber unter- sagt sein soll.

Frankreich. Paris, 29. August. Der Präsident der Republik wird fich in nächster Wohe nah dem Creuzot begeben, wo eine neue Stahlkanone probirt werden sfoll.

Die Pariser „Garde républicaine“ (Pariser Stadt- garde) \oll neu organisirt werden. Sie besteht jeßt aus 2 Re- gimentern von je 2 Bataillonen und wird auf ein Regiment zu 3 -Bataillonen reduzirt werden. Sie soll auch ihren Namen ändern und wieder, - wie früher, „Garde de Paris“ beißen.

Die _„Patrie“ enthält folgende Mittheilung: Nach den glaubwürdigsten Nachrichten wird der Prozeß Bazaine in Trianon bei Versailles verhandelt werden. Das Kriegsgericht wird in der großen Vorhalle seine Sitzung halten. Dieselbe ift 45 Meter lang und 9 Meter breit. Man wird auf der Treppe weitere Galerien errihten, so daß man in der Breite vier Meter gewinnt. Der Makschall Bazaine wird während des Prozesses in Trianon-sous-Bois wohnen. Die Ausgaben für die Herrich- tung des Saales sollen sfih auf 6000 Fr. belaufen.

Dem „Ordre“ zufolge wird das auf die Umbildung des Generalftabs-Corps bezüglihe Projekt, welhes die Auf- hebung der Spezialshule mit sich bringt, von der Kommission der 45 einer definitiven Prüfung unterworfen werden. Die Mehrheit der Kommission soll gegen den Entwurf sein.

30. August. (W. T. B.) Der Präsident der Re- publif hat, gutem Vernehmen nah, bei der Gnaden-Kom- mission die Begnadigung zahlreicher verurtheilter Co mmu - nards bei Gelegenheit der bevorstehenden völligen Räumung des franzöfishen Gebiets beantragt.

Nach Pripatmittheilungen, welhe der „Agence Havas“ zugehen, wären die Beziehungen zwischen dem Grafen von Chambord und dem Grafen von Paris fortdauernd sehr herzliher Art. Graf von Chambord foll in Briefen und in der Konversation den Grafen von Paris mit dem Titel „Dauphin“ bezeichnen.

31. August. (W. T. B,) Der „Français“ meldet, die Führer der fonservativen Partei würden noch vor dem Ende der Ferien der Nationalversammlung zusammentreten, um zum Voraus sfich über den Gesehentwurf betreffs der fonstitutionellen Fragen \{lüssig zu machen.

1. September. (W. T. B.) Unter den. bei der diplo- matischen Vertretung Frankreihs im Auslande in Ausficht genommenen Veränderungen gilt jeßt die Abberufung Lanfrey's von Bern als keinem Zweifel mehr unterliegend. Die beabsihtigte Ernennung Chaudordy's zum Botschafter in Wien würde von einer bezüglihen Rückäußerung der österrei- 4isch-ungarishen Regiecung abhängig sein. Von einer Er-

Den

„Baseler Nachrichten“ wird aus Olten gemeldet, daß das Centralkomite der \chweizerischen Alikatholiken in der heutigen Delegirtenversammlung beantragen wird, einftweilen keine durgreifenden Kirchenreformen zu beschließen, bis die künftige Kirchenorganisation ‘durhgeführt fein wird. Diese soll eine demotratishe sein und auf der Gemeinde als Grundlage be-

sezung des französishen Gesandten bei der Königlich italienishen Regierung, Fournier, ist neuerlih abermals die Rede.

Spanien. Madrid, 31. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Cortes erklärte sich Salmeron auf das Entschiedenste gegen die Annahme eines von Orense gestellten Antrages, welcher Amnestie für die Insurgenten verlangte. Der Antrag wurde in Folge dessen mit 119 gegen 42 Stimmen ver- worfen. Der Minister des Innern, Maisonnave, brachte darauf eine Gesegzesvorlage ein betreffs Wiederherstellung der Bestim- mungen des Geseßes von 1822, welhe den Militärdienst für alle Bürger von 20 bis 35 Jahren obligatorisch muchen.

Eine große Anzahl von Cortesmitgliedern ist dem Vernehmen nach geneigt, dem Finanz-Minister während der Vertagung der Cortes die weitgehendsten Vollmachten zu ertheilen, um demselben die Beschaffung der zur Bekämpfung der Carlisten nothwendigen Mittel möglih zu machen.

Der seitherige \panishe Geschäftsträger in Bern, Martra, soll, wie verlautet, nah Brüssel verseßt werden.

Der „Agence Havas“ vom 31. August geht die Nach- riht zu, daß Bilbao aufs Neue von den Carlisten ange- griffen worden sei. /

Nah Briefen, welhe aus Karthagena eingetroffen find, macht \sich bei den Insurgenten Mangel an Lebens- mitteln fühlbar; auch innere Zwistigkeiten find ausgebrochen. Ein Theil der Anführer wird beschuldigt, er wolle den Plag den Carlisten übergeben. Vor dem Hafen befinden sih augenblicklih 11 fremde Kriegs\chiffe.

Italien. Rom, 27. August, Der Marine-Minister San Bon weilt zur Zeit in Venedig. Am 22. wohnte der- selbe am Bord der „Tripolis“ den Versuchen mit den neuen Whitehead-Luppis Torpedos bei. 5

Der dicsseitige Gesandte am russishen Hofe, Marchese Cavacciolo, hat die Präfektur von Palermo über- nommen.

Die „Libertà“ meldet: Die zur Liquidation der römischen Kirchengüter eingeseßte Kommission seßt ihre Arbeiten fort. Die Kommission verlangt in den vielen zweifel- haften Fällen, wo der religiöse Charakter einer Korporation nit ganz feststeht, Vorlage von Dokumenten, welche geeignet sind, den Laiencharakter der Gesellschaften zu beweisen.

30. August. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat ein Cirfularschreiben an die Präfekten erlassen, in welchem er denselben Instruktionen für den Fall von Arbeit s- einftellungen ertheilt und sagt, daß nah den dem Minister zugegangenen Informationen die Partei der „Internationale“ überall Arbeitseinstellungen herbeizuführen fue, und daß na- mentlih der Genfer Kongreß sich bemühe, vom kommenden Sep- tember ab einen allgemeinen Strike in sämmtliten industriellen Etablissements hervorzurufen. Das Rundschreiben empfieZlt die energishe Anwendung der zur Aufrechterhaltung der Geseßlichkeit nothwendigen Maßregeln.! gts ry fes

Die Nachricht, daß der italienische Gejandie beim groß- britannischen Hofe, von Cadorna, die Absicht habe, feinen Posten aufzugeben, wird von der „Opinione“ mit dem Bemer- fen dementirt, daß derselbe nah Beendigung seines gegenwär- tigen Urlaubs nah London zurückehren werde.

Das Gerücht, daß Frankreih am Ausgange des Mont - Cenis - Tunnels Befestigungsarbeiten vor- nehmen lasse, wird von der „Italie“ als unbegründet be- zeichnet.

Türkei. Konstantinopel, 29. August. Der Schah von Persien if in Poti angelangt.

Der russishe Gesandte, General Ignatieff, reist am Montag nah der Krim. Seine Abwesenheit wird vierzehn Tage währen.

30. August. (W. T. B.) Heute wurde eine Verfügung der Regierung erlassen, nah welher die Börse als ein Staats-Institut anzusehen is. Dieselbe soll unmittelbar dem Finanz-Minister unterstellt werden und ein Regierungs- fommissär den Berathungen des Börsenkomites beiwohnen. Zur Ausarbeitung neuer Statuten is eine gemishte Kommission er- nannt worden.

Belgrad, 29. August. Der Minister-Präsident R istic steht an der Spigze des Kabinets und führt die Staats- geschäfte fort. Derselbe wird nicht nah Wien gehen.

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“ußland und Polen. St. Petersburg, 29. August Der Kaiser is, wie hon telegrap)isch mitgetheilt wurde, am 97. d. M. Abends von Zarskoje-Sselo nah Moskau abgereist.

Der „Odessaer Bote“ meldet, daß der Kaiser auf der Reise durch Rußland in die Krim mit der Kaiserin am 6. September Morgens in Odessa eintreffen und im Hause des Ge- neral - Gouverneurs absteigen wird. Um-2 Uhr Nachmittags, nachdem Se. Majestät eine Truppenrevue abgehalten, soll die Weiterreise von Odessa nah Livadia erfolgen.

Die Aufhebung der besonderen dienftlihen Vorrechte, die bis jeyt für die Gouvernements Olonez und Wjatka bestanden, soll zur Zeit bei der Regierung Gegenstand der Erwägung bilden.

Bei der Haupt-Ingenieur-Verwaltung soll, wie der „M. 3.“ geschrieben wird, die neue Stellung eines Inspek- tors der Ingenieur-Niederlagen und des Arsenals kreirt werden, welcher die spezielle Aufgabe hat, über die Versorgung der In- genieuer - Niederlagen und der Truppen mit Requifiten des In- genieurressorts, sowie auch über die Thätigkeit des Ingenieur- Arsenals die unmittelbare Aufsicht zu führen. Der Inspektor soll im Rang eines General-Majors stehen und von dem Gene- ral - Inspektor des Ingenieurwesens aus\chließlich aus den Offi- zieren des Ingenieurcorps gewählt werden.

Der Medizinal-Rath des Ministeriums des Innern if bei der Revision der gegenwärtig zu Kraft bestehenden Vor- \chriften für die Eröffnung von Privat-Apotheken unter Berüksichtigung der aus neunjähriger Praxis gewonnenen Er- fahrungen zur Erkenntniß der Nothwendigkeit gelangt, daß die- selben einer Abänderung bedürften, und hat demnach neue Vor- schriften erlassen, die in der St. Petersburger „Polizeizeitung“ veröfentliht werden. t :

: 30. August. (W. B. B.) Nach einer vom General Kauffmann eingegangenen Meldung hatte der Stamm der Jumuden die Zahlung des Tributs verweigert und die zu dessen Erhebung abgesendete russische Truppenabtheilung zwei Mal überfaen, dabei abèr jedes Mal \{chwere Verluste erlitten und zuleßt fih in die Wüste. gestüchtet. Bei der Rükehr des General Kauffmann von seiner Inspektionsreise war indeß ein großer Theil des Stammes zurückgekehrt und hatte ohne weiteren Anstand mit der Entrichtung des Tributs begonnen. Der Ber- luft der Russen bei den stattgehabten Gefechten betrug an Todten : 2 Offiziere und 8 Soldaten, an Verwundeten 4 Offiziere, dar- unter den Commandeur des Detachements und 38 Soldaten.

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31. August. (W. T. B.) Die von dem Londoner Jour- nal „Daily Telegraph“ aus Taschkend vom 26. d. gebrachte Nachricht über einen neuerlihen Aufstand in Chiwa hat hier bisher teinerlei Bestätigung gefunden. l

Moskau, 31. August. (W. T. B.) Der Kaiser hat gestern Abend 10 Uhr auf der Kurskbahn seine Reise nah Livadia fortgeseßt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. August. Nachdem in einem Schreiben vom 17. Juli an den König das Staatscontor eine auf das nunmehr abgeschlossene Reihs- hauptbuh für 1871 gegründete Liquidation mit dem Reichs- \huldencontor in Betreff der Uebershüsse, Ersparungen und De- fizits des erwähnten Jahres eingesandt hat, nach welcher das Staatscontor an das Reichs\huldencontor die Uebershüsse mit 7,992,351 Rthlr. auszuzahlen hat, wovon gleihwohl {hon 7 Millionen ausgezahlt sind, so hat der König am 30. Juli be- fohlen, daß das Staatscontor nit allein den Rest, 992,317 Rthlr., an das Reichs\huldencontor aus zahlen, sondern auh nah übliher Weise die Hauptresultate des neulih abgeshlössenen Reichshauptbuches durh den Druck veröffentlichen soll.

Dänemark. Kopenhagen, 28. August. Der König wird Anfang des nächsten Monats eine Reise nah Deutschland antreten und auf Rumpenheim mit der dort weilenden Königin Louise und der Prinzessin Thyra zusammentreffen. Der Kronprinz wird während der Abwesenheit des Königs die Regentschaft führen und zu dem Zwecke seine Refidenz von Schloß Fredensborg nach Charlottenlund verlegen.

Vor einigen Tagen haben die militärishen Uebungen in der Umgegend von Kolding begonnen. Dieselben werden von einem Chef, 20 Offizieren und 36 Unteroffizieren nebft einigen Dragonern, welhe den Ordonnanzdienst versehen, vorge- nommen. Die Disposition entspricht derjenigen im Feldübungs- lager bei Hald. Jede der beiden Divisionen hat ihre Brigaden, ihre Kavallerie, Actillerie und alles Uebrige, was zu einem voll- ständig ausgerüsteten, feldtühtigen Truppen-Corps mit beson- derem Ober-Kommando gehört. Jeder Unteroffizier repräsentirt ein Bataillon, eine Escadron oder eine Batterie. Ingenieur- truppen, Ambulanzwesen, Intendantur, Lazarethe, Depots, Trains u. \. w. find nur illuforisch vorhanden. Die Uebung dient als Vorbereitung für die größeren Manöver.

Statistische Nachrichten.

Stand der Cholera. Königsberg, 30. August. Seit dem Ausbruch der Cholera sind am hiesigen Orte im Ganzen bis gestern ecfrauft 1097, und gestorben 502- Personen. Jm [städtischen Krankcnhause waren in dieser Zeit untergebract: 250 Perjonen, und befanden sich gestern als Bestand noch 59 Kranke. Am 28. August c. sind angemeldet: erkranft 75, gestorben 33, am 29. August erkrankït 57, gestorben 24 Personen. Berlin, 30. August. Von gestern auf heute sind als an der Cholera erfranft gemeldet: 20 Perjonen, darunter 8 Todesfälle. Bromberg, 29. August. Seit dem 17. Juni d. I., an welchem der erste Cholerafall hierselbst konstatirt rourde, siud bis heute Mittag 143 Fälle von Erkrankungen an der Cholera, daruntec 94 mit Tode und 21 mit Genesung endigende Fälle bei der Sauitäts-Kommission angemeldet worden. Magd°2- burg, 31. August. Am 30. August erkrankten an der Cho- lera 70 Personen, gestorben sind 94 Personen. Vom Militär find vom 29. auf den 30. August (bis früÿ 7 Uhr) bier an der Cholera erfrankt 1 Mann, gestorben 1 Mann. Sn Summa famen seit dem 20. Juli in Behandlung 103 Mann. Davon sid geheilt 50, gestorben 42 Mann, in Behandlung 11 Mann. In der Zeit vom 1. bis 7. August sind in der Neustadt an der Cholera ecfranft 269, gestorben 75, genesen 101, in Behandlung geblieben 88. In der Zeit vom 8. bis. 14. August sind dort erfcanft 270, gestorben 75, genesen 111, in Behandlung ge- blicben 89. Vom 15. bis 21. August find dort crkranïkt 325, ge- storben 81, genesen 146, in Behandlung geblieben 98. Bem 22. bis 28. August sind dort e:krankt 273, gestorben 86, genesen 101, 1a Behandlung geblieben 86. Ain 29, August sind dort 40 Perjonen gestorben. Burg, 29. August. In der Zeit vom 22. bis 28. d. M. find in hiesiger Stadt an der Cholera crkrankt 28 Perfonen; davon sind gest. 12 Personen, genesen 11 Perfonen und noch in Behandlung 5 Pers. München, 28. August. Vom Mittwoch Abends bis Donnerstag Abends, find an der Cholera und coleraverwandten Krankheiten 24 Erkrankungs- und 15 Todesfälle, von Donnerstag Abends bis Freitag Abends 38 Erkrankungs- uad 14 Todesfälle vorgekommen. Die Gesammtzahl aller Erfranfungen beträgt 618, die der Todesfälle 260. In Augsburg sind bis jeßt 4 Erkrankungs- und 3 Todesfälle zu verzeihnen. In Ingolstadt erfcanften seit dem 10. August 71 und starben 30 Personen. Vom 24. d. bis 26. d. wurden außer- dem 18 neue Erkrankungen und 7 Todesfälle gemeldet. Jn Manching find 2 1chwere Erkrankungen konstatirt. Aus Lands- hut wurden innerhalb zwei Tagen 11 Erkrankungen und 1 Todesfall berichtet. Würzburg, 30. August. Stand der Erkrankungen än Cholera, Cholerine, Brechdurhfall in der Stadt inkl, Juliushof- pital am 29. August 5 Uhr Abends: Gesammtsumme der seit 8. Juli bis 27. August 1873: Erkrankten 169, Verstorbenen 45. Be- stand am 28. August: mäunlich 3, weibkich 6; Zugang am 29. August: männlich 1, weiblich —; ge|torben: männlich —, weiblich 2; genesen: männlich —, weiblich 1; verbleiben am 29. Auzust; 5 Uhr: mänulich 4, weiblich 3. Dresden, 30. August. Von gestern bis heute Mittag ist lier 1 neuer Erkrankungsfall an der Cholera, 1 Todesfall und die erfolgte Genesung von 1 Cholerakranken zur | omtliheu Meldung gelangt. Der Krankenbestand beträgt somit heute Mittag 6 Personen. Heilbronn, 30. August. Seit gestern sind 16 neue Erkrankun- gen an der Cholera eingetreten ; gestorben find 4 Perfonen, somit Erkrankungen im Ganzen 32, gestorben 14, Krankenstand 18 Personen. Wi en, 29 August. Ju Wien sammt allen Vorstädten find vom 27, zum 28. August 5? neue Brechruhr-Erkrankungen vorzekommen. Prag, 30. August. Zu den am 28. d, M. in den sämmtlichen Spitälern Prags verbliebenen 32 Cholerakranken find gestern 6 hin- zugekommen, Von diesen 38 Kranken sind 5 genesen, 5 gestorben und 28 im Krankenstande verblieben.

Kunst und Wissenschaft.

Hannover, 30. August. (W. T. B) Der Juristentag hat bei der Berathung üver die von der Geseßgebung zur Verhütung unsolider Begründung oder mißbräuchliher Verwaltung von Aktien- gesellschaften zu treffenden Vorsichtsmaßregeln folgende Be- ichlüsle gefaßt: [ N

Es emyfehle sich, die bestehenden geseßlichen Bestimmungen na- mentlich insofern zu ändern, als a. die Gründer einer Aftien- gesellschaft zu verpflichten seien, die für die Begründung wich- tigiten Angaben, namentlich diejenigen über nicht in Geld be- stehcnde Einlagen mittelst unterschriftlich vollzogener Prospekte kundzugeben; b. als die Gründer ferner für jede veränlaßte Täuschung sowohl in Bezug auf die Angaben des unter a) erwähnten Prospektes und das Vorhandensein und den Werth der Aktienzeich- nungen, wie au bezüglich der wirklich geleisteten Einzahlungen als solidarisch verhaftet erklärt werden müßten. Demnächst sei c) die Bestimmung aufzuheben, nah welcher es gestattet ist, nah erfolgter Einzahlung von 40 pCt. die Zeichner von Jnhaber-Aftien von der

Haftung für fernere Einzahluugen zn befreien. Die Gerichte aber seien

d) zu ermächtigen, jeder Zeit auf Antrag eiuzelner Aktionäre, wenn wichtige Gründe vorliegen, die Mittheilung einer Bilanz. oder sonstiger UAufkläruugen nebst Vorlegung der Bücher und Papiere- anzuordnen,

auch eine Untersuchung der Geschäftsführung zu veranlassen. Endlich

. Elsa: Fr. v. Voggenhuber.

müsse auch e) dem einzelnen Aktionär, soweit defsen Interesse erheische, ein Klagereht auf Einhaltung der geseßlichen und statutarischen Vor- schriften Über die Geschäftsführung gewährt werden. : 7

Nach erfolgter Wabl feiner ständigen Deputation ist der Juristentag heute geschlossen worden. Die ständige Deputation befteht aus: Thomsen (Hannover), Kühne (Celle), Meyer (Thorn), Jung (Franffurt a. M.), v. Wächter und Drechsler (Leipzig), Brunner, Kunowéki, Mackower, Borchardt (Berlin), Schwarße (Dresden), v. Stenglein, Haußen (München), v. Kißling (Linz), Jaques (Wien), v. Stießer (Karlsruhe), Wicdemann (Stuttgart), Albrecht (Hamburg), Becker (Oldenburg). 7 j

Eisenach, 26. August. Gestern und heute tagte hier der Deutsche Anwalttag. Derselbe war von 130—140 Rechtsan- wälten fast aus allen deutschen Staaten besucht. Zum Präfidenten des diesjährigen Anwalttags wurde Dr. Schaffrath von Dresden, zum Vize-Präfidenten Dr. Creuznacher von hier gewählt. Jn der gestrigen sechsstündigen ersten Sißung des Anwalttages wurden nah ein- gehender gründlihec Verhandlung Beschlüsse über die Zwangsvoll- \treckung gefaßt; nur zu dem, in dem Entwurfe festgehaltenen Grund- saße, daß die Zwangvollstreckung durch felbständige Beamte obne Léitung der Gerichte gescheben foll, wurden erhebliche Modifikationen und Garantieen beantragt. Ein Antrag, bei der Vollstreckung von Berurtheilungen zu einer persönlichen Handlung oder Unterlafsung von allem Geld- und Gefängnißzwange von Geld- oder Gefäng- nißstrafen ganz abzuseheu, wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. In der heutigen ziemlich fünfstündigen Sißung wurden nur innere Angelegenheiten des Anwalttages verhandelt. j

Die Nr. 70 der „Wissenschaftlihen Beilage“ der Leivziger Zeitung, vom 31. August, enthält folgende Aufsägze: Prof. Dr. Clemens Breckhaus, über die theologishe Bedeutung der firchlihen Kunstarhäologie. Kunst und Kunstgewerbe auf der Welt- ausstellung. VII. Besprehungen und Rezensionen. _ j

Prag, 29. August. Der Kaiserlich russi|de Staatsrath und Universitätsprofessor in Dorpat Dr. Moriz Willkomm ift zum ordentlichen Professor der fystematischen Botanik und Direktor des botanishen Gartens an der hiesigen Universität ernannt worden.

Îín Florenz ist die BildsäuleGeldonis enthüllt worden. Vor 18 Jahren hatte die Subskription der Società dei Filodramma- tici Concordi für dasselbe begonnen, und später gab auch das Muni- cipium einen Beitrag dazu. Die Statue ist ‘in Marmor von dem Bildhauer Cambi ausgeführt und drei Meter h:ch.

Landwirthfchaft. /

Halle, 31. August. (W. T. B.) Die Wanderverjammlung der deutschen und österreihischen Bienenwirthe wird nicht in diesem, sondern erst im näcbfsten Jahre 1874 stattfinden.

Nordhausen, 31, August. Der „Landwirthschaftsverein der goldenen Aue“ veranstaltet in der Zeit vom 4. ‘bis inkl. 6. September d. J. eine große Ausstellung von Erzeugnissen des Garten- und Feldbaues hierselbst. |

Gewerbe und Handel.

Die Nr. 68 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- babn-Verwaltungen hat folgenden Inhalt: Deutswe Eisenbahn- Statistik für das Betriebsjahr 1871: T1, Transportmittel und Lei- stungen derselben. Mittheilungen über Eisenbahnen und sonstige Transport-Anstalten. Vereinsgebiet. Berliner Briefe. Aachen-Mast: richter Gisenbahngzjellschaft, April-Einnahme Buschtêhrader Eisenbahn, Bahnunfall. Personalnachribten. Ausland: Französische Eisenbabn- Yrojekte. Spanische Nordbahn, Geschäftéberiht pro 1872. Eisen- bahnfalender. Offizielle Anzeigen. Verzeichniß Nr. 4 überzähliger Güter. Offizielle und Privat-Anzeigen.

Breslau, 1. September. (W. T. B.) Die große Dampf- mehlmühle in Dürgoy bei Breslau ift heute ‘früh nieder- gebrannt. G

Cöln, 27. August. Heute Abend. wurde hierselbst das Jubi- läum des 2Bjährigen Bestehens des A. Schaaffhaufenschen Bankvereins gefeiert.

Rom, 27. Buguit. Die Einfuhr von der Insel Elba betrug in der ersten Hälfte dieses Jahres 97,786 Tonnen und ging meist nach Frankreich, dessen Eisenindustrie über die Hälfte in An- spruch nahm. 28,000 Tennen wurden nach England verschifft, und der Rest ging in italienische Fabriken,

VBertebrs-ÄAnfstaiten. :

New-York, 31. Angust. (W. T. B) Der Postdzmpfer des baltischen Lioyd „Washington“, Kapitäa Arnold, ist gestern via Havre mit Post, Passagieren und veller Ladung nach Stettin ab- gegangen. Der Postdampfer „Ernst Moritz Arndt“ folgt am 10, September.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Bureau.

London, Montag, 1. September, Vormittags. Nach aus Karthagena vom 30. August hier eingegangenen Nachrichten drohten die Insurgenten am Donnerstage, gegen die englischen Schiffe Feuer zu geben, wenn die den Aufständischen gehörenden Schiffe „Vittoria“ und, Almansa “fortgeführt wérden follten. Admiral Yelverton antwortete den Insurgenten, er gäbe ihnen 40 Stunden Zeit, ihre Drohungen in Erwägung zu ziehen. Darauf wurden Verhandlungen eingeleitet und ift eine gütlihe Lösung der Streitfrage wahrscheinlich. Der Admiral Yelverton wird die Schiffe „Vittoria“ und „Almansa“ nah Gibraïtar führen, unter der Bedingung, fie der Regierung zu Madrid niht vor Ent- scheidung des Kampfes bei Karthagena auszuliefern.

Perpignan, Sonnabend, 30. August. Der Carlisten- General Saballs hat nach den aus Spanien vorliegenden Mel- dungen die Städte Olot, Vidreras und Santa Colonna untec dex Drohung zur Ergebung aufgefordirt, dieselben sons wie Tortella in Brand fstecken lassen zu wollen.

Kopenhagen, Montag, 1. September. Der Reichstag ist durh einen offenen Brief des Königs auf den 6. Oftober d. I. einberufen worden. Die gesezlichen Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera sollen den aus Lübeck kommenden Schiffen gegenüber sofort in Kraft treten.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 2. September. Opernhaus. (152. Vorstellung.) Auf Allerhöhsten Befehl: Militär-Vorstelung. 1. Abtheilung: Festfeier. 11. Abtheilung: Sardanapal. Historisches Ballet von Paul Taglioni, 1. und 111, Akt. Anfang halb 8 Uhr. Mitiel-

reife. 5 Ueber den bei Weitem größten Theil der Billets is Aler- höchst verfügt worden.

Die permanent reservirten Billets haben für diese Vor- stellung Gültigkeit, müssen jedoch, da über die vorderen Pläße des ersten Ranges und des Parquets Allerhöchsten Orts Be- stimmung getroffen worden, auf die weiter zurückliegenden Bänke vertheilt werden.

Schauspielhaus. (165. Abonnements - Vorstellung.) Das Testament des großen Kurfürsten. Schauspiel in 5 Aufzügen von G. zu Putlißz. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Mittwoch, 3. September. Opernhaus. (153. Vorstellung.) Lohengrin. Romantishe Oper in 3 Akten von - R. Wagner. Ortrud: Frl. Lammert. Lohengrin : Hr. Diener. -Telramund: Hr. Bez. “König Heinrih: Hr. Frie. Anfang- halb 7 Uhr. Hohe Preise.

Schauspielhaus. (166. Abonnements - Vorstellung.) Das Stiftungsfest. Schwank in Z Akten von G. v. Moser. Hierauf : Die Dienstboten. Lebensbild in 1 Akt von R. Benedix, Anfang

halb 7 Uhr. Mittelpreise.