1873 / 207 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Auf dem Königlichen Schloß, dem Königlichen und den Prinz- lihen Palais wehten die Königlihen Standarten. Die Linden, die- den Thoren angrenzenden Partieen des Thiergartens und namentlih der Königsplagz boten ein Bild des festlich bewegtesten Lebens dar. i

Auf dem Königsplaß war, in der Fluht der Sieges- allee, dem- Denkmale südwärts gegenüber, der Königliche Pavillon errichtet worden, daneben und davor die Podien für die Ehrengäste, ferner zwei große Tribünen einander ‘gegenüber an der Süd- und an der Nordseite des Plagzes, und zwar der- gestalt, daß zwischen beiden eine breite Front für das Publikum

ei blieb.

M Das Denkmal. selbs war in seiner uñteren Hälfte durch Draperien verhüllt, die v. Wernershen Gemälde in der oberen Säulenhalle dur hellbraune Linnentücher, die Reliefs des Piedestals dur große rothe Vorhänge mit {hwarz-weißen Borten. Ein kreis- förmiges Spalier von Fahnenstangen, in ihrer Mitte mit runden Adlerschildern geschmückt und unter einander durch Eichenguirlanden verbunden, umgab das Denkmal.

Der Königliche Pavillon war in zektartiger Form auf aci- eckiger Basis angelegt. Die Grundfarbe des Zeltmaterials war roth mit Gold, aber unterbrochen dur eine \chwarz-weiße Dra- perie; zwei vorspringende Zeltdächer breiteten fich seitswärts aus. Auf der Spitze des ansteigenden Daches wehte die Königliche Standarte. : | E

Gegen zehn Uhr begannen die Podien und Tribünen \ih zu füllen. Auf der niedrigen Estrade zwishen dem Denkmal und dem Königspavillon nahm die Geistlichkeit und der Dom- chor Plaß, auf der zu beiden Seiten des Königliche Pavillon halb- kreisförmig fih hindehnender die geladenen Ehrengäste, darunter die Inhaberinnen des Louisenordens und des Verdienstkreuzes. In größeren Gruppen um das Denkmal ordneten \ih die die gesammte Armee und Marine vertretenden Offiziere, die Aerzte und Militärbeamten, Kammerherren, Iohanniterritter, diese unter Sührung des Fürsten Pleß, u. \. w. Auf den Stufen des Denkmals selbft hatten die beim Bau desselben thätig ge- wesenen Künsfiler und Werkleute Aufstellung genommen. Unmittelbar rechts hinter dem Königspavillon befanden ih unter der Tribüne À die Sigze der Invaliden, fas alle mit dem Eisernen Kreuze dekorirt, auch mehre darunter aus den Jahren 1813 bis 1815.

Bald nah 10 Uhr waren die zur Feier und Parade kom- mandirten Truppen und Armee-Deputationen vollftändig auf- marschirt, die Infanterie im engeren, die Kavallerie im weiteren Kreise. Die Truppen zogen mit Musik gleichzeitig von allen Seiten her auf. Der jegt reich beseßte, weite Plaß gewährte nunmehr ein überaus glänzendes und festlihes Bild. Oeftlih zunächst dem Kaiserpavillon und der Tribüne Á standen die Kadetten und das Lehrbataillon.

Ziemlih gleichzeitig mit der Eskorte, welhe die Re- gimeutsfahnen nach dem Königsplaße geleitete, langten Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm von Mccklen- burg, sodann Ihre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die Kronprinzesfin mit dem Prinzen Waldemar und den Prin- zesfinnen Victoria und Charlotte, unmittelbar darauf, an der Seite ihres Gouverneurs, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrich Wilhelm und Prinz Heinrich, ferner Ihre Königliche Hoheit die Prinzesfin Karl, - Ihre Majestät ‘die verwittwete

önigin, zulegt Jhre Majestät die Kaiserin-Königin an. Inzwischen war auch der Reichskanzler Fürst von Bismarck er- ienen. 6 Um 105 Uhr verkündeten drei Kanonenschläge den Moment, in welchem Se. Majestät der Kaiser und König das Palais

verließen. Beim Heraustreten aus dem Palais rihteten Aller- |

bôlhstdieselben an die Se. Majestät erwartenden Feldmarschälle und kommandirenden Generale, bei Erwiderung der ehrfurchts- vollen Begrüfgzrng derselben, folgende Worte:

«Es ift ein erhebendes Gefühl für Mich, bei Beginn dieser be-

deutungêvollen Feier, welhe die Reihe der Dankes- und Ehrenbezeu- |

gungen s{licßen wird, Sie bier, meine Herren, ebense um Mich ver- sammelt zu sehen, wie in allen Schlachten und Gefechten, wo Sie an der Spiße ihrer Truppen fih in so hohem Grade ausgezeichnet baben.“

Darauf ftiegen Se. Majeftät zu Pferde und begaben Sih in Begleitung Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des

fommandirenden Generalen, den General-Adjutanten, den Gene- raler à la suite und den Flügel-Adjutanten Sr. Majestät, nah dem Königsplas.

Auf dem Wege dahin wurden Se. Majestät überall von |

den begeifterten Iubelrufen des Publikums begleitet und bei der

Ankunft auf dem Plate von den Honneurs der Truppen und | dem lebhaften Surrah der ganzen Versammlung enthufiaftish |

begrüßt. Nahdem Se. Majestät den Pavillon auf seiner west- Tihen Seite umritten hatten, nahmen Allerhöchstdieselben rets

von demselben Stellung, gegenüber der Geistlichkeit, welhe mit | den Sängern des Dom{hors vor der Siegessäule stand. Die |

ZTambours der Infanterie und die Trompeter der Kavallerie

gaben das Zeichen zum Gebet. Der Domhor intonirte sodann | den Choral: „Sei Lob und Ehr’ dem höhften Gut“. Nah Be- |

folgende Festrede:

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geisies. Amen.

David, der König des Volkes Gottes, betet 1 Chron. 30, 10—13:

Gelobet seist Du, Herr Gott Israel, ewiglich. Dir g die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, S und Dank; denn Alles, wos im Himmel und auf Erden ift, das is Dein. Dein

it das Reih und Du bist erhöhet über Alles zum Obersten. |

Dein ift Reichthum und Ehre vor Dir, Du herrschest über Alles; in Deiner Hand fiehet Kraft und Macht, in Deiner Hand fiehet es Zedermann Fs

Amen.

Ein Siegesdenkmol if es, das Hier auf diesem Königs- |

playe fih erhebt, ein Denkmal hehr und groß, wie kein zweites Lai Lane if, eine Ehrersäule, welhe das dankbare Vaterland

dem fiegreithen Seere zum dauernden Gedächtniß der glor- | reifen Delbenkämpfe von 1864 und 66, 1870 und 71 lite: |

Und heute, acm Jahrestage ver großen Ent‘scheïdung von

S&ban, auf Befehl Sr. Mojesist unsers Kaïsers und Köniaos und | in Gegenwart der Repräsentanten der tapferen Armee und ihrer | hrer und vor den sonsi berufenen und versammelten | evgen allen wähen wir dies Sicges- mud Ehrarbensmal m f 7 V ande | bend gepflegt.

Mamen des dreienigen Goties und stellen Dofselbe, unser Königs- Haus, Land, Volk und Heer domit unier seinen allms

Smncdensczus, befennen mit unserm König und Herra qus tief- !

stem Herzensgrunde: Nicht uns, niht uns, sondern Dir, o Herr, gebührt allein die Ehre ; Du haft un\ er BetenundFlehen gnädig erhört,. Deine allmächtige Hand hat so Großes und Herrlithes vollbracht und uns Sieg um Sieg gegeben; Dein Werk ist es, daß unser deutshes Volk, aufs Neue wieder vereinigt mit seinen fo lange von ihm getrennten Gliedern, der alten Herrlichkeit des Deutschen Rei- ches in neu verjüngter Kraft und Größe unter seinem sieggekrönten Heldenkaiser sih erfreut. Und vor Dir, Herr unser Gott, geloben wir heute, gelobt unser Volk und Heer aufs Neue, Deiner Gnade und Hülfe, die uns so reih gesegnet hat, allezeit eingedenk zu blei- ben, in unwandelbarer Treue und im Gehorsam gegen Dein Gebot unverrückt zu stehen zu unserem Kaiser und König, den Deine Gnade uns gegeben, zum großen, theuren Vaterlande, und sein Recht und seine Ehre, seine Einigkeit, seinen Frieden und seine Freiheit unter Deinem gnädigen Beistande stets hoch ahren, allezeit bereit Gut und Blut dafür ilf, o Herr, laß wohlgelingen! Amen.

Dir, allmächtiger Gott, und Deiner Gnade befehlen wir un- sern theuren Kaiser und König mit allen Regierenden im Reiche, Dir unser Vaterland, Volk und Glieder. Erwecke und erhalte dur I Du weit über Bitten und Verstehen an uns gethan haft, den Geist der Gottesfurht, der Zuht, der Treue, der Demuth, des Gehor- sams, der freudigen Opferwilligkeit in unserem Geschlecht und in unseren Nachkommen; tröste und richte auf Alle, die ihr Liebstes für die Größe und Einheit des Vaterlandes dahin ge- geben haben, durch den Hinblick auf. die großen Güter, die damit erworben und versiegelt find. Erhalte unserm Lande den edlen Frieden und fsteure dem Unglauben, der nah Dir nicht fragt, und dem gottlosen Wesen in unsrem so reih gesegneten Volke. Herr, sei uns gnädig und erbarme Dich unser Aller. Dein Name sei gelobet in Ewigkeit! Amen.“

Nach Ertheilung des Segens ritt der Minister-Präfident, General-Feldmarschall Graf von Roon, an Se. Majestät den Kaiser und König heran und bat um die Erlaubniß zur Ent- Allerhöchstdieselben gaben mit dem Degen das Zeichen, und die Hüllen sanken. Die Truppen prä- sentirten das Gewehr und riefen: „Hurrah!“ sämmtlihe Musik- corps intonirten: „Heil Dir im Siegerkranz!“ Vom Alsenufer herüber dröhnten die ersten der 101 Salutschüfse, dazwischen ertönten die Glocken der Haupt- und Residenzstadt, die ganze Ver- sammlung \chwenkte die Hüte, wehte mit Tüchern und begrüßte mit unendlihem Jubel das herrliche, in hoher Pracht und Schönheit fih darfstellende Monument. wahrhaft historisher Moment!

Der Domchor intonirte und sang sodann den ersten und dritten Vers des Chorals: „Nun danket Alle Gott“ unter Be- gleitung der Regimentsmusik des Kaiser Franz Garde-Grena- Dann umritten die Allerhöchsten und errshaften langsamen Schrittes das Denkmal, und ih die Allerhöchsten Damen in die Wagen begaben, begann die Parade.

Vorher richteten Se. Majestät der Kaiser an die Deputationen der Armee folgende Worte:

„Ich freue Mich, die Vertreter Meiner Armee an dem beutigen Tage um Mich versammelt zu sehen einem der s{êönsten Tage Meines ganzen Lebens an dem Jch diese Siegcsiäule als Zeugniß der Thaten der Armee im höch{sten Dankgefühle der Mit- und Nach- Ih beauftrage Sie, diefe Meine Gefühle den Truppen bei Jhrer Rückebx„in die Heimath mitzulheilen.*“

Demnächst ritten: Se. Majestät, gefolgt von der gesammten Suite, welher fihch gleich nach der Ankun der Reichskanzler Fürst von Bismarck angeschlossen hatte, die Truppénfronten der Infanterie und darau und nahmen sodann Aufstellung an der Kreuzung der Sieges- | allce mit der Charlottenburger Chaussee, woselbst | Truppenkörper unter dem Kommando Sr. Königlich des Prinzen August von Württemberg defilirten.

Gegen 1 Uhr war die Parade beendigt, und Se. | ehrten in Begleitung der Höchsten Herrschaften sowie de

Suite in die Stadt zurück, wohin auf verschiedenen | Truppen bereits voran abmrs{irt waren. | In unabsehbaren Züge strömte nunmehr das Publikum | auf den freigegebenen Körigsplaß, um das herrlihe Denkmal f | der ruhmreihen Thaten unseres Heéres Kronprinzen, der Prinzen des Königlichen Hauses, der fremden | Fürstlihteiten, und gefolgt von den General-Feldmarshällen, den |

zu halten und zu w einzuseßen.

eer, seine Führer und alle seine das Gedächtniß der Wunder, die

hüllung des Denkmals.

Es mar ein großartiger,

dier-Regiments Nr. 2.

welt überliefere.

f Sr. Masestät au

f der Kavallerie entlang

sämmtliche en Hoheit

Wegen die

in der Nähe zu be-

Nachmittags begaben Sich Beide Kaiserliche Majestäten in | das Königliche Schloß, wosebst zur Feier des

Tages um 3 Uhr | im Weißen Saale, der Bildagalerie und de

n anstoßenden Ge- ern ein größeres Gala-Dner stattfand. Einladungen hatten emselben erhalten: die her anwesenden Mitglieder der Kö- | niglihen Familie nebst Gefolæ, Se. Königliche Hoheit der Groß- Schuerin nebst Gefolge, der Reichs- kanzler Fürft von Bismarck, die General-Feldmarschälle, die | Staatsminister, die kommandtenden Generale, die auf Allerhöchften Befehl hèr ei gesammten preußishen Armee, diej Präsidien des hauses und des | Spihen der Königlichen und Potédam, L 4 J | nerale und die Stabsoffiziere der endigung des Gesanges hielt der Feldpropft der Armee Dr. Thielen | die Deputation des Iohanniter- | die Spigzen der Vereine für | gebliebenen der Landwehrl | einige Geistliche, Notabilitäten dr Kun | men des Louisen-Ordens und| des | Ganzen waren eiwa 570 Einlaungen ergangen. | musif wurde im Weißen Saal bm Musikcorps des | Regiments zu Fuß und in dt Bilder | des Kaiser Alexander-Garde-Grehdier-R Bei der Festtafel richteten | König folgende Worte an die Wsa „Am Denkmal auf dem Kreuzbige treten uns die Worte entgegen : - Dir 111d rülkan, n Namen Deiner Herrlichkeit! | „Den Gefallenen zum Gedächtniß, en Lebenden zur Anerkennung, den hr E D E N Ds B | Fünftigen Geshlechtern zur Nacheitrung. Kriege werden . nit ge- führt, Siege nit errungen ohne jroße Opfer. Die lehten Kriege haben deren nur zu schwere und f | nen im Stíllen unjer erster T Friedens cines halben Jahrhunt

herzog von Mecklenburg-

die Admirale, ngetroffenen Deputationen der Reichstages, auses der Abgeordneten , tadtifchen Behörden: von Berlin, Spandau und Chrlottenburg, die aftiven Ge- n der Parade gewesenen Truppen, (nd des Malteser-Ritter-Ordens, Kankenpflege und für die Zurüe- der Feldprobst der Armee und | und Wissenschaft, Da- Verdienftkreuzes 2c. Die Tafel- 2. Garde- galerie von der Kapelle egiments ausgeführt.

Se. Majestät der Kaiser und

und fiarf zu machen. Nun, unser Gott, |

rzliche gefordert. Den Gefalle- Während des segensreichen

ift in Preußen die Anerkennung

mit unsern treuen Verbündeten im leßten glorreichen Kriegeichritten wir von Siegen zu Siegen, welche Gottes gnadenreicer Wle uns ‘bes{eiden wollte, bis zur Einigung Deutschlands im neu?nsKaiser- reiche. . So leere Ih denn Mein Glas zum Danke dem opferüilsigen Volke, zum Danke Meinen hohen Verbündeten und zum Dane für unsere ruhmreiche Armee. *

Abends 6 Uhr fand in der Domkirche ein Festgottestenst statt, welhen der Hofprediger Baur abhielt.

Im Königlichen Opernhause war Abends eine Militär-test- vorstellung veranstaltet. Dieselbe begann nah dem Erschezen der Allerhöhften und Höchsten Herrschaften um 7# Ihr und bestand aus einer“ eigentlihen Festfeier und. der Balkt- vorstellung „Sardanapal“. Die bedeutend verstärkte Königlihe Kapelle leitete den ersten Theil“ mit der unter Leitung ds Kapellmeisters Eckert ausgeführten Ouvertüre zu Meyerbeew Oper „Ein Feldlager in Schlesien® ein. Darauf hob fich de; Vorhang und zeigte in einem hohen Saal von einfacher ernste Architektur auf einem von grünen Gewähsen halb verborgenen Postamente ein gewaltiges Eisernes Kreuz, während an dem Fuß desselben ein Schild mit dem rothen Kreuz der Genfer Kon- vention lehnte. In einem shwungvollen Prologe wies Fr. Erharit, als gewappnete Borussia, auf die Bedeutung des Tages und dieser Zeichen, und auf die Erfüllung hin, welche die Worte König Friedrih Wilhelms Ill. an dem Denkmal der Befreiungs- kriege auf dem Kreuzberge „den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlehtern zur Nacheiferung“, deren auch Se. Majestät der Kaiser und König bei der Festtafel gedachten, ‘in den Thaten des lezten Krieges erhalten haben. Inzwischen verwandelte sh die Scene und zeigte den gothishen Bau des Monu- ments auf der Anhöhe mit dem im WMorgennebel iren

verhülltent Ueberblick über die Residenzstadt Berlin mit ihren Kuppeln und Thürmen, auf beiden Seiten eingefaßt von eichen- bekränzten, mit Victorien gekrönten Säulen. Ein noh- maliger Scenenwechsel führte den Beschauer vor das gelun- gene Bild des neuen Sieges-Denkmals auf dem Königs- plaß, vor welhem das Musikcorps des Garde - Kü- rassier - Regiments und der Königlihe Opernchor Stel- lung genommen hatten. Rauschend tönten die Klänge der „Wacht am Rhein“ dur das Haus, bis zu einem sanften Adagio verhallend, während dessen die Standbi!der der preußi- schen Herrscher von dem Kurfürsten Friedrih Wilhelm bis Kö- nig Sriedrih Wilhelm IIl]., gruppirt zu beiden Seiten des Ersteren, langsam heraufstiegen, worauf die Orchester die Natio= nalhymne anstimmten und die Versammelten \ich von ihren Pläßen erhoben, ehrfurhtsvoll der Loge zugewendet, in welcher Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin-Königin Plat genommen hatten.

Der Feier und der darauf folgenden Balletvorstellung wohnten Ihre Majestäten, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl, Prinz Albrecht, die Prinzessinnen Marie und Elisabeth, die Großherzogin-Mutter, der Herzog und die Herzogin von Mecklenburg-Schwerin bis gegen den Schluß bei.

Die meisten Privattheater brachten zur Feier des Tages

dur Festprologe ein. Die Stadt war Abends zum Theil illuminirt.

Aus den größeren „Städten Preußens und der übrigen deutshen Staaten liegen bis heute über die Feier des 2. Sep- tember folgende Nachrichten vor:

Breslau, 2. September. Die Stadt hat zur Feier des heutigen Tages festlih geflaggt In den Kirchen und in den jüdishen Synagogen hat Festgottesdienst stattgefunden. Die Geschäftslokale sind meist geshlossen. Um 12 Uhr Mittags wurden von den Thürmen der Stadt Choräle geblasen. Für den Abend is eine Illumination der ftädtishen Gebäude und Denkmäler vorbereitet.

Dresden, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages waren hier {hon am frühen Morgen die sämmtlichen Königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser mit Flaggen in den deutshen und sähfishen Farben reih geschmückt, Vor- mittags wurde in allen evangelischen Kirchen unter Theilnahme sehr zahlreicher Andächtigen aus allen Kreisen Dankgottesdienst abgehalten. Nah Beendigung der kirchlihen Feier fanden in den Lehranstalten undSchulen Festvorträge statt, während der gewöhnliche Unterricht heute ausgeseßt blieb. Bei dem Festaktus in der Kreuzschule waren die städtischen und Schulbehörden dur die Herren Ober- Bürgermeister Pfotenhauer, Supcrintendent Dr. Meier, Stadt- rath Heubner und Stadtrath Kunze vertreten. Viele Geschäfts- inhaber hielten ihre Lokale den ganzen Tag über, die meisten während des Vormittags ges{hlo}sen. Nachmittags untd Abends find von mehreren Privatgesellshaften an verschiedenen Orten besondere Festlihkeiten veranstaltet, und mit Eintritt der Dunfkel- heit werden die öffentlihen Pläße auf städtische Kosten dur Gaspyramiden festlich erleuchtet sein.

Stuttgart, 2. September. Die Sedanfeier begann hier- selbft am gestrigen Abend mit einer Gedächtnißfeier an den mit Blumen geschmückten Gräbern der im legten Feldzuge gefallenen Krieger. Die Festrede hielt der Prälat Gerock vor der zahlrei versammelten Bevölkerung. . Der kommandirende General des 13. Armee-Corps v. Stülpnagel war bei der Feier zugegen. Im ganzen Lande wurden Abends 8 Uhr auf den Bergen Freuden- feuer angezündet.

Heute hat die Stadt ein festlihes Gewand angelegt, die Häuser find beflaggt, die - Geschäfte geshlossen. Die ganze Einwohnerschaft feierte den Tag als Festtag. Am Vormittage fand Gottesdienst in allen Kirchen statt; nah der Stiftkirhe bewegte fich ein großer Festzug. Am Nach- mittage feierten alle Schulen den Tag dur besondere Bestlid- keiten für die Schuljugend. Heute Abend is Festversammlung im Liederfranzgarten, welche von zahlreihen Theilnehmern, darunter auch von vielen Offizieren, besuht is. Die Festrede- wird der Reichstagsabgeordnete Elben halten.

Schwerin, 2. September. Der heutige Festtag is hier, wie in ganz Mecklenburg, in würdiger Weise begangen worden. Nach einer Morgenmusik wurde in allen hiesigen Shulen Schul- aft, später in sämmtlichen Gotteshäusern Feftgottesdienst gehalten. Nachmittags fand cin aus sämmtlichen Schulen, den Veteranen

| der mhmreibea Thaten der Befr | Erinnerung hat în den Herzen

und fie gehoben, als es galt, von | Sie hat die Armee gestählt zu nein Siegen. Sie hat die Opfer- | freudigkeit des Volkes belebt und gesllagene Wunden sorolich und lie- ! r Natheiferung íîn erhebendster | | Art in Erfüllurg gegangea. Díe Sihessäule verkündet der Míit- und Nachwelt, was Hingebung und Autdier vermögen, In Verbir

géfricge nie erloschen. Diese | jungen Generation wiedergetönt |

den Wasen u greifen. | Bürgern bestehender Festzug nah dem Schloßgarten statt.

So ift jene Mahnun

aus dem Befreiungskriege, den Reservisten aus dem leßten fran- zösischen Kriege, den Gewerken, der Schüßengilde und vielen

__— Die Ansprache, wel(he der Minister-Präsident und Kriegs- Minister General-Feldmarschall Graf von Roon, bei der Feier der Grundsteinlegung zu dem Bau der Central-Kaqg-

| detten-Anfstalt in Lichterfelde an Se. Majestät den dung ? Kaiser und König richtete, hat folgenden Wortlaut:

Alerbunlanätialen Allergnädigster Kaiser,

Wenn ich am St{lusse der h der Allergnädigst ertheilten Erlaub Majestät anzureden, Gebrauch mache, estät zu danken im Namen des eit in der verlesenen Stiftung Namen der Armee un î ftige Führer in dies ihren ernsten und edlen Beruf vorbe der Armee, deren Werth und Bedeutung E Ihren erhabenen Vorfahren d

dem Beistande de Majestät, des R den preußischen und deutschen kränzen geschmüdckt haben; Väter würdig, die Unabh Pflichterfüllung und freudiger Hingebung so entschlossen als bereit und daher au ge arbeiten eines zwar Friegstüchtigen, frevelhaften Störungen zu bewahren; im N hes, nah seiner bewährten, woh erreichten Organisation, es sein in sih aufni der es hervorgeht, selbst ift, wel bestrebungen, wie in seinen Kriegsthat Volkes ijt, aus dessen Söhnen es besteht.

Das heute baulih begründete, e Schwierigkeiten und Bedenken ins Le dem Lande und Heere ein neues Zeugni jorge niht nur des Kriegsherrn für desvaters für das Volk, w

bedeutungsvollen Feier von Ew. Kaiserliche und fo geschieht es, um Ew. Ma- Instituts, dessen heilsame Wirksam- s-Urkunde gebührend gewürdigt worden d des Landes, Jm Namen des» Heeres, zu gründenden Bildungsstätte für reitet werden“ sollen; im Namen w. Majestät gleich urch Königliche Fürsorge zu einer be- zu erheben gewußt, dercn glorreiche Thaten, unter s Allmächtigen und unter der sicheren Führung Ew. gemehrt, dessen Einheit begründet und Namen mit unverwelklichen Ruhmes- im Namen des Heeres, welches, seiner ängigkeit und“ Freiheit des Vaterlandes in au ferner zu s{chüßen eignet ist, die Friedens- aber friedliebenden Volkes vor amen des Heeres, wel- vohl nachgeahmten, aber bisher nimmer die gesammte Nation umspannt und muß es Heeres, welches die Nation, aus der Tüchtigkeit seiner Friedens- as getreue Spiegelbild des

eiches Größe

t nach Ueberwindung mancher en “tretende große Werk giebt ß von der unermüdlichen Für- die Armee, fondern auch des Lan- eil Alles, was jener

Und in dieser Beziehung finde ich mich veran auch im Namen des Landes

Wenn ih diese schlichten deutungsvollen Feier im lebend den allgemei ten wage, so

t, auch dieses N laßt, Ew. Ma- den chrfurchtsvollften Dank aus-

Worte am Schlusse der heutigen be- igen Vorgefühl der morgen stattfinden- neren und bedeutungsvolleren an Ew. M geschieht es mit der tiefsten Empfind ß die anwesenden hervorragenden Repräsentanten gefühl, dem ich, nach Amt und ärmste mit empfin- aus voller Seele: ajestät den Kaiser ädigsten Herrn!“

ajestät zu rih- ung meines Herzens.

des Heeres und des Landes, das Dank orte zu geben gewü-digt wur den, rufe ich, unter ihrer freudigen Zustimmung, „Gott erhalte und segne Se. M und König, unsern Ällergn

Se. Majestät der Kaiser und König lebe Hoh! Hoch! Hoch!

Prinz Otto ist eingetroffen und

de, aufs W

Bayern. München, 1. September. aus Hohenshwangau wieder in Nymphenburg ch in den nächsten Tagen zur Iagd nah Oberammer- Prinz Luitpold hat die Inspektionsreise

unternommen, fondern fi

gau zu begeben. aufs Lechfeld nit gleitung seiner beiden Adjutanten, Freyshlag von Freyenstein, nah R Der General-Major Karl Frhr. unter Enthebung von seiner Funktion als ftütsverwaltung und Verleihung des Ch Lieutenant, mit Pension verabschiedet; der Commandeur des 15. st Friedrih Frhr. v. Treuberg, crie-Brigade betraut?worden. ginn der Kommissionsberathungen im Staats- stiz über den dem nächsten Landtag vorzu- wurf über das Vormundschaftswesen Verlassenschaften is auf den

ch «vorerst in Be- Freiherrn von Limpöck und egensburg begeben.

v. Leoprechting ist, Vorstand der Landge- arakters als General-

Infanterie-Regiments, Ober mit Führung der 7. Infant

Der Be Ministerium der legenden Gesegzent die Behandlung der 9. September d. I. festgeseßt.

patriotishe Vorstellungen zur Aufführung und leiteten dieselben -

Sachsen. Dresden, 2. September. und die Kronprinzessin sind gestern Mitt rückgekehrt.

Der Erzherzog Carl Ludwig 8 Uhr nah Wien abgereist.

Der Prinz Georg hat fih Crossen begeben, um in Vertretung nerals, des Kronprinzen von Sachsen, der 3. und 4. Jnfanteriebrigade beizu

Friedrihchshafen, 30. August. welche gestern nach Wien abgereist ift, gugleih mit ihrer Schwester nach Orianda

Der Kronprinz ag von Wien zu-

ift gestern Abend

gestern Nahmittag nah des kommandirenden Ge- den Detachementsübungen

Württemberg. Großfürstin Vera, wird sich von dort, Griechenland, \{chlo}se ihrer Eltern,

, der Königin in der Krim, dem Lust- der Großfürstin September deren

des Großfürsten und Constantin von Rußland, begeben, wo am 11. silberne Hochzeit gefeiert werden soll.!:

S Da mf ass, 31. Aga verschiedenen Blättern des Gro lungen über zahlreiche Todes daten während des Mar Gießen ift die lungen ermächtigt worden, tägigen Marsche des 1. Groß ments Nr. 115 von Darmstadt nah Folge von Erkrankung starb und 4 zu sein, in ein Lazareth auf Der Gestorbene hatte nach ärztlicher stehenden Lungenleidens eine

Meck&lenbur

Wwegenüber den von ßherzogthums gebrachten Mitthei- fälle und Erkrankungen von Sol- \hes zu den Herbstübungen bei auf Grund amtlicher Ermitte- zu berihtigen, daß auf dem drei- herzoglih Hessishen Infanterie- Gießen nur ein Mann in Mann, ohne bedeutend er- genommen werden. mußten. Aussage in Folge eines be- \chwache Konstitution.

g+- Schwerin, 1. September. ‘rzogin und die Herzogin Marie werden m mittag, vom heiligen Damm kom

„Darmst. Ztg.“

Die Groß orgen Nach nend, hier eintreffen.

Schwarzburg - Sondershausen. 1, September. aus der Fürstlihen Ober

Sondershausen, prinz und die Erbprinzess\in sind herrshaft hierher zurückgekehrt.

Neuß. Gera, 1. September. Die Fürstin - Mutter ist von ihrer Schweizerreise zurücgekehrt u einige Zeit in Schloß Ebersdorf verweilen.

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 1. September.

T. B.) In Colmar haben von den 26 des Bezirkstages von Ober-Elsa geschriebenen Eid geleistet, Der Bezirkstag erklärte fich daher

, für beschlußunfähig und wurde die dies desselben durch den Bezirks-Präsi

nd wird von jezt ab

(W. ewählten Mitgliedern nur 11 den vor-

jährige ordentlihe Sißung denten geshlo}en.

Desterreich-Uugarn. Wien, 1. September. (W. T. B.) Die Königin von Griechenland nah der Krim abgereist.

Der internationale- medizinische Kongreß ist heute von dem Erzherzog Rainer, dem Protektor der Ver- sammlung, eröffnet worden,

2. September, Die „Oesterreihische Korrespondenz“ be-

ist von hier über Pesth

stätigt, daß der König von Italien gegen den 20. d. Mts. zu einem etwa ahttägigen Aufenthalte hier einzutreffen gedenkt.

Das „Neue Fremdenblatt“ veröffentli: einen Brief Rogeards, in welchem derselbe seine vom Bürgermeister von Voeslau in höherem Auftrage verfügte Ausw eisung aus Oesterreih mittheilt.

Prag, 1. September. Gestern und heute wurde hier die Iubelfeier des 900jährigen Bestandes des prager Bisthums in festliher Weise begangen.

Schweiz. Bern, 1. September. (W. T. B.) Die in- ternationale Konferenz zur Feststellung des Anshlu}ses der Gotthardsbahn an die oberitalienischen Bahn- linien ist vom 3. auf den 8, September vertagt worden.

Olten, 1. September. (W.-T. B.) In der gestrigen Versammlung der Delegirten des \chweizerischen libe- ralen Katholikenvereins wurde der aus den „Baseler Nachrichten“ bereits mitgetheilte Antrag des Central-Komites der Schweizer Altkatholiken betreffs der Kirchenreformen ange- nommen und dabei das Central-Komite beauftragt, {hon jeßt einige hauptsächliche, vom Prinzip der Toleranz geforderte kirh- liche Reformen vorzunehmen, sowie zwecks Entscheidung über die Konstituirungsfrage die Delegirtenversammlung sobald als möglich wieder einzuberufen. Im Ganzen waren 87 Delegirte anwesend; unter diesen Michaelis und der Pater Hyacinth, welcher lezterer die Schlußrede hielt. :

Die hier gleichzeitig mit den Abgeordneten des Vereins der liberalen Katholiken versammelten Delegirten der Schweizer Altkatholiken haben zur Theilnahme an dem demnächst ‘in Konstanz stattfindenden Altkatholikentage in Kon- stanz eine Deputation von 17 Mitgliedern gewählt.

Luzern, 1.September. (W.T.B.) Zu Ehren G Dit rs hat hier gestern eine große Ovation von zahlreichen Delegirten der in der Schweiz wohnenden Franzosen stattgefunden. Herr Thies erwiderte eine an ihn gerihtete Anrede und sprach darin die Hoffnung aus, daß die Republik in Frankreich aufrecht erhalten bleiben werde.

Niederlande. Amsterdam, 1. September. (W. T. B.) Van Lynden, früherer Minister des reformirten Kultus in dem konservativen Kabinet Heemskerk, is, dem Vernehmen nah, mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt worden.

Großbritannien und Jriand. London, 1. Sep- tember. (W. T. B.) Dem „Globe“ zufolge hätte Glad- stone die Absicht, bei Eröffnung der nächsten Parla- ments\ession das Budget vorzulegen und damit gleichzeitig die Aufhebung der Einkommensteuer vorzushlagen, worauf dann sofort die Auflösung des Hauses erfolgen sollte.

2. September. Die Zahl der aus England nah Paray le Monial Pilgernden beträgt, wie der „K. Z.“ gemeldet wird, 120 Priester, 180 Frauen, 340 Männer. Der Dampfer, auf dem sich dieselben eingeschifft haben, führt die päpstlihe und die britische Flagge, so wie eine Abbildung des heiligen Herzens.

Der Attorney-General Coleridge is dem Vernehmen nah zu einer hohen Richterstelle berufen und wird wahrscheinli in den Pairsstand erhoben werden. Uls sein Nachfolger werde der Solicitor-General Watkin William und als dessen Nach- folger Henry James genannt.

Frankreich) Paris, 3. September. (W. T. B.) Der Mittheilung eines republikanischen Blattes, daß der Herzog von Broglie sih der Republik zuneige, wird vom „Francais* ein entshiedenes Dementi ertheilt. Der „Francais“ erklärt, das Ministerium vom 24. Mai begünstige keine der verschiedenen konservativen Parteiansihten auf Kosten der anderen.

Der neue Vertreter der spanischen Republik, Abarzuza, dessen Empfang beim Minister des Auswärtigen am Sonnabend stattgefunden hat, mate bei dieser Veranlas- sung die \panishen Angelegenheiten zum Gegenstande offizieller Erörterungen und \prah der französishen Regierung für die Aufrechterhaltung der freundschaftlihen und nachbarlihen Be- ziehungen zwischen beiden Ländern, welche er bat auch fernerhin fortzuseßen, seinen Dank aus.

Die Eröffnüng des internationalen Orienta- listen-Kongresses hat heute stattgefunden. Es waren zahl- reiche Theilnehiner aus Großbritannien, Deutschland und den Veréi- nigten Staaten anwesend; zum Präsidenten wurde der japanische Minister-Refident in Paris, Samefima Naomba, gewählt.

(W. T. B.) Wie der „Rappel“ meldet, werden Deputirte der republikanish gesinnten Departements - nach Nancy gehen, um dort Herrn Thiers auf der Rückreise aus der Schweiz zu empfangen, dem zu Ehren ein großes Fest- mahl stattfinden soll. Die „Affemblée nationale® versichert, daß die Regierung entschlossen sei, etwaige Agitationen für das Mahl nicht zu- dulden.

(W. T. B.). Gestern Abend sind nahe an tausend englische Pilgerfahrer, unter ihnen der Herzog vön Norfolk und andere Katholiken von hervorragender Stellung, hier eingetroffen, um fih nah Paray le Monial zu begeben. Bei ihrer Ankunft hatte fich eine große Volks- menge angesammelt, es kam jedoch keinerlei Störung vor.

Spanien. Madrid, 1. September. (W. T. B.) Die amtlihe „Gaceta“ veröffentliht die Ausführungsbestim- mungen zu dem Gesetze über die Regelung des Defizits und den Modus der Repartition der Zwangsanleihe unter den einzelnen Provinzen.

Im Ministerrathe wurde heute die Angelegenhcit der Artillerie-Offiziere berathen; eine befriedigende Lösung derselben steht in baldiger Ausficht.

Die Besazung des Forts Viana (bei Logronno in Navarrá), aus 120 Freiwilligen und 30 Husaren bestehend, hat dasselbe nah längerer und lebhafter Vert eidigung an den Ge- neral Dorregaray übergeben. Die Carlisten bedienten \ih ede Angriffe des Petroleums, um das Fort in Brand zu jeden.

Zwischen den Offizieren, welhe bestimmt waren, nah Catalonien zu gehen, um die Bataillone „Tarifa“ und „Bejar“ zu reorganisiren, und dem Generalkapitän von Madrid ist es zu erheblihen Differenzen gekommen. Die Offiziere nahmen den Auftrag an, verlangten aber die strengste Anwen- dung der bezüglichen militärishen Bestimmungen. Der Kriegs- Minister vat te eine Ausgleihung, der Konflikt ist jedoh noch

Nach weiteren Man aus Karthagena über Lon- don hat sih der britishe Admiral Yelverton entshlos}sen, die Fregatten „Vittoria“ und „,Almansa“ heute nah Gi- braltar bringen zu lassen und ih den Insurgenteu gegenüber erboten, an die großbritannishe Regierung das Ersuchen zu

nicht Rad

rihten, die Schiffe der spanischen Regierung nicht auszuliefern, Die von der Junta in Karthagena geforderten Garantien hat der Admiral indessen verweigert; die Insurgenten sollen des- halb ents{lo}sen sein, si h der Wegführung der Schiffe mit Ge- walt zu widerseßen und dieselbe unter Mitwirkung der Forts vermittelst ihrer Panzerschiffe zu verhindern. Durch noch fort- dauernde Verhandlungen mit der Junta hofft der Admiral, einen Konflikt noch vermeiden zu können; falls derselbe ange- griffen würde, würde er ih genöthigt sehen, die Panzerschiffe der Insurgenten zu nehmen und vielleicht das Arsenal zu bom- bardiren.

2. September. (W. T. B) In einer Konferenz zwischen dem Finanz-Minister und dem Bankgus- \chus\e sollen die Schwierigkeiten vollkommen beseitigt sein, die oer die Bank verhinderten, der Regierung einen Vorschuß zu geben.

Nathrihten aus Karthagena über London zufolge find die britishen Panzerfregatten , Triumph“ und „Swift- sure“ heute von hier abgegangen und haben die Insurgenten- iffe „Almansa“ und „Vittoria“ nah Gibraltar geführt, ohne daß von Seiten der Aufständigen irgend welcher Widerstand ge- [leistet wurde.

Italien. Rom, 3!, August. Der Minister des In- nern hat nachstehendés Cirkular an die Präfekten des Königreiches erlassen, in welchem er ihnen die Richtung vor- zeichnet, die sie bei Arbeitseinstellungen zu verfolgen

haben: S - Rom, 20. August 1873.

_ Diefes Ministerium hat {on in seinem Cirfular vom 5. Juli dieses Jahres N. 5989 den Verdacht ausgesprocen, daß die Ar- beitseinstellungen von der Umsturzpartei, namentlich von dem íIn- ternationlen Arbeitervereine in Scene geseßt werden. Diesen Verdacht bestätigen außer den Umständen, die in gedachtem Cirkular angeführt sind, die jüngsten Unordnungen, welche in mehreren Provinzen vorge- kommen find. Sie bestätigen, daß der Hauptzweck des Kongresses, wel- her nächsten Monat in Genf abgehalten werden soll, gerade darin be- steht, eine allgemeine Arbeitseinstellung in allen Fabriken zu Stande zu bringen, wo die gefährliche Gesellschaft Wurzel gefaßt hat. Ich zweifle nicht, daß Ew. Wohlgeboren von der Nothwendigkeit überzeugt sind, den Arbeitseinstellungen mit der größtmöglichen Vorsicht vorzubeugen, wobei Sie genau zu unterscheiden suchen werden, ob die Arb-itseinstel- lungen die Folgen natürlicher Umstände, oder cb fie Kunstprodufte der Parteileidenshaft sind. Indem ih die Anweisungen cerneuere, welh2 in dem oben erwähnten Cirkulare enthalten sind, damit durch fluge Vor'ichtsmaßregeln und bebutsames Eingreifen der Staats- behörden allen Anlässen zu Arbeitscinstellungen wo möglich vorgebeugt wird, muß ich Ew. Wohlgeboren aber auch das Verhalten andeutcn, welches die Staatsbeamten zu beobachten haben, wenn dennoch Ar- beitseinstellungen vorkomm.n sollten. Da die meisten derselben Kund- gebungen der Umsturzpartei sind, und, wo sie au nicht in Unord- nungen ausarten, s{hon an fich selbs ein Angriff auf den freien bürgerlichen Verkehr und eine Bedrohung der öffentlichen Ruhe und Ordnung sind, fo ist es vor Allem i datea der Staatsheamteten, den arbeitenden Klassen bei Arbeits instellungen die Beobachtung der ge- seßlichen Vorschriften zu empfehlen und energisch für die Aufrechtlzal- tung der Ordnung zu forgen. Ew. Wohlgeboren müssen, wcnn Sie sich in die Streitigkeiten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber cinlassen ivo, die größte Umsicht dabei beobten, und dürfen vor Allem keine Verpflichtungen eingehen, weil, wenn Sie dieselben hernach nicht erfüllen können, Sie Jhrer Autorität Abbruch thun und die öffentliche Ruhe und Ordnung. in Gefahr bringen. Zu solchen Ver- handlungen scheinen die Gemeindebehörden einen viel natürliche- ren Beruf zu haben. Unter diesen Vorausseßungen werden Ew. Wohlgeboren in Uebereinstimmung mit den anderen Behörden hoffentlih im Stande sein, Arbeitseinstellungen vorzubeugen oder aber, wenn sie denno stattfinden sfcllten, Unruhen, welche aus denselben hervorgehen sollten, energisch zu vnterdrücken. Es ist die Pflicht und sogar der Stolz unserer Tage, die Verbesserung der Lage der arbei- lenden Klassen anzustreben. Aber gerade deshalb müssen die Arbeiter vor den gleißnerischen Vorspiegelungen U eDden bewahrt werden, welche fie unter dem Vorgeben, ihre Lage ver vessern zu wollen in poli- tische und soziale Umwälzungen zu verwickeln suchen, denen die armen bethôrten Arbeiter hernach zum Opfer fallen, während ih e {lauen Verführer in der Regel den Kopf geschickt aus der Schlinge zu ziehen verstehen. j i

Cantelli, Minister des Jnnerna.

2. September. (W. T. B.) Die Abreise des Königs nach Wien wird nah den jezt getroffenen Bestimmungen in. der zweiten Hälfte dieses Monats stattfinden. Während der Abwesenheit des Königs, welchen die Minister Minghetti und- Visconti-Venosta nah Wien begleiten, wird dem Vernehmen nah der Kronprinz Humbert mit der Regentschaft betraut und dem Minister des Innern Cantelli der Vorsiz im Ministerium übertragen werden Die Nachricht, daß zwischeu leßterem und dem Minister-Präsidenten wegen einer Meinungsverschiedenheit in administrativen Fragen ‘Differenzen ausgebrochen seien, wird A der „Agenzia Stefani“ als vollkommen unbegründet be- zeichnet.

Griechenland. Athen, 1. September. (W. T. B.) Bei der Nahwahl zur Deputirtenkammer in Mesfenien ist Communduros wiedergewählt worden.

Türkei. Konstantinopel, 2. September. (W. T. B.) Der russische Gesandte, General Ignatieff, ist mit Urlaub nah der Krim abgereist. Wie versichert wird, begiebt fih der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Rasch id Pascha nah der Krim, um den Kaiser von Rußland im Namen des Sultans zu begrüßen.

Belgrad, 2. September. (W. T. B.) Der National- ötonom Myatovic ist zum Finanz-Minister ernannt worden.

Nußland und Polen. S. Petersburg, 31. August. Die Enthüllung des Denkmals der Kaiserin Katha- rina II. foll, der „Pet. Gas.“ zufolge, niht, wie anfänglih be absihtigt war, im Mai des künftigen, sondern am 28. November- bes Jahres stattfinden. -In Folge defsen werden die Arbeiten

eshleunigt.

2. September. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland if gestern in Begleitung der Großfürstin Marie Alexandrowna und der Großfürsten Sergius und Paul nah Livadia abgereist.

Moskau, 30. August. Der Kaiser hat gestern dem Zielschießen der Infanterie und Artillerie beigewohnt; am Abend besuhte Se. Majestät das Große Theater. Heute fand ein Ma- növer fiatt. Um 7 Uhr Abends nahm Se. Majestät bei dem General-Gouverneur das Diner ein und trat um 10 Uhr die Weiterreise auf der Kursker Bahn an.

Tiflis, 31. August. (W. T. B.) Der Schah von Persien is heute von hier nah Baku abgereist.

Amerika. New-York, 1. September. (W. T. B.) Die Staats\chuld der Vereinigten Staaten hat sich laut amtliher Bekanntmachung im Monat August um 6,752,000