1873 / 216 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 13 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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E T A E R E r é E E T s N S C s L R O

begab Sih gestern Nachmittag Uhr nach der In- \pektion der Kavallerie - Brigade nach Heilsbronn und fehrte von da um Uhr zurück. Der Kronprinz besuchte \o- dann, geleitet von vier Vorstandsmitgliedern des historischen Vereins, das Schloß, die Stiftskirhe und die Johanneskirche und gab überall das regste Interesse für die geschihtlihen und fFünstlerishen Merkwürdigkeiten dieser drei Bauten kund. Bei dieser Gelegenheit überreihten die Vorstandsmitglieder neben andern lofalgeschihtlihen Schriften eine eigens zur An- kunft des Hohen Gastes verabfaßte Denkschrift, „Erinne- rungen an die Hohenzollern in Ansbach, von S. Haenle.“ In jeder Kirhe waren die Geistlihen und die Mitglieder der Diöócesan-Synode des jeweiligen Sprengels versammelt, um Se. Kaiserliche Hoheit zu begrüßen. Um 7 Uhr fand ein Diner ftatt, zu welhem der hier anwesende Kardinal Fürst Hohenlohe, der in Bamberg domicilirende Rittmeister a. D. Fürst Taxis nebst Ge- mahlin und der Prinz Salm, ferner Offiziere vom 1. Ulanen- Regiment, dessen Inhaber der Kronprinz ift, und vom 2. Ulanen- Regiment, außerdem der Regierungs-Direktor Freiherr von Linden- fels, Bürgermcister Mandel und die Vorstandsmitglieder des histo- rischen Vereins zugezogen waren. Nah dem Diner machte Se. Kai- serlihe und Königliche Hoheit eine Fahrt durch die illuminirte Stadt. Nachdem der Kronprinz in den Gasthof zurückgekehrt war, wurde Ihm von dem Liederkranz im Verein mit andern Sän- gergesellschaften eine Serenade gebracht. j :

Heute morgen besuchte der Kronprinz nohmals die Stifts- kirhe und verließ mit dem um 10 Uhr 19 Minuten nah Würz- burg abgehenden Zuge die Stadt, begleitet von den jubelnden Zurufen des zahlreih anwesenden Publikums. Auch die beiden städtischen Kollegien hatten sih bei der Abreise des Kronprinzen im Bahnhofe eingefunden.

Se. Majestät der Kaiser und König haben aus Veranlaffung der Erinnerungstage vom 1. und 2. September nachstehende Kabinets-Ordres an den Chef des Generalstabes der Armee, General-Feldmarschall Grafen v. Moltke, gerichtet :

Nachdem Ih beschlossen Habe, daß die im Bau befindlichen Forts bei Straßburg ihre Namen nah denjenigen Männern erhalten sollen, welche sich um die Erfolge des lebten Krieges besonders ver- dient gemacht haben, erfülle Jh eine Pflicht des wärmsten Dankes und der lebhaftesten Anerkennung, indem Ich bestimme, daß das Forï Nr. 2 künftig den Namen „Fort Moltke“ führen soll. Es gereicht Mir zum besonderen Vergnügen, Sie an dem heutigen Erinnerungs- tage der denkwürdigen Schlacht von Sedan hiervon zu benachrichtigen.

Berlin, den 1. September 1873.

Wilhelm.

Ich sprehe Ihnen aus bewegtem Herzen M-inen Glückwunsch zu den crhebenden Gefühlen aus, mit welchen Sie der Feier des heutigen Tages beiwohnen werden. Sie blicken heute auf drei Kriege zurüdck, in welchen unscre Fahnen von Sieg zu Sieg gingen, in denen fih Jhr Rath und Ihre Ansicht jederzeit bewährte, und in denen Sie Ihrem Namen eine hohe Ehrenstelle in der Geschichte und in der Erinnerung der ganzen Armee für immer gesichert haben. Mögen Sie eine äußere Bestätigung Meines tiefempfundenen Dankgefühls gegen Sie darin erkennen, daß Ich Ihnen heute hicrdurch den Schwarzen Adler-Orden

in Brillanten verleihe. Berlin, den 2. September 1873. Wilhelm.

Bei dem Bundes-Armmte für das Heimathwesen ftehen am Montag, 15. September, folgende Termine an: 1) Ortsarmenverband Gelsenkirhen contra Ortsarmenverband Altenessen, 2) Ortsarmenverband Offenbach c. Ortsarmenverband Kreuznach, 3) Ortsarmenverband Hannover c. Ortsarmenverband Bremen, 4) Landarmenverband Alt-Pommern c. Ortsarmenver- band Stettin, 5) Ortsarmenverband Offenbah c. Ortsarmen- verband Landenhausen, 6) Landarmenverband Posen c. Orts- armenverband Kosten, 7) Landarmenverband Alt-Pommern c. Ortéarmenxerband Schlawe, 8) Gesammtarmenverband Traven- thal c. Gefsammtarmenverband Eilsdorf, 9) Ortsarmenverband Estebrügge c. Ortsarmenverband Hamburg, 10) Ortsarmen- verband Graudenz c. Landarmenverband von Westpreußen, 11) Landarmenverband Schlefien-Glaß c. Ortsarmenverband Münsterberg 12) Ortsarmenverband des Gutsbezirks Glusfi c. Landarmenverband Posen.

Bis zum 23. August d. I. waren in den Münzstätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 725,205,160 Mark und in Zehnmarkftücken 126,690,480 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vom 24 bis 30. August d. I. sind ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Berlin 6,011,640 Mark, in Hannover 1,938,220 Mark, in Frankfurt a. M. 8,073,320 Mark, in München 2,210,720 Mark, in Dresden 1,695,080 Mark, in Stuttgart 1,089,540 Mark, in Karlsruhe 550,340 Mark und in Darmstadt 250,000 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt sich demnahbis zum 30. August d. Is. auf 873,714,500 Mark, wovon 747,024,020 Mark in Zwanzigmarkstücken und 126,690,480 Mark in Zehn- marfstücken bestehen.

Der Großherzoglich badishen Steuer-Einnehmerei K ip - penheim, im Hauptamts-Bezirk Lahr, ist die Befugniß zur Ausftellung von Uebergangsscheinen für Bier, Wein, Brannt- wein und Weingeist ertheilt worden.

Wegen des Auftretens der Cholera in verschiedenen deutshen Pläzen if Seitens der französischen Sanitätsbehör- den die Zulaffung deutscher Auswanderer an Bord der von

amburg kommenden, in Havre oder in Cherbourg anlegenden iffe daselbft zeitweise untersagt, und find die Spezialkom- missâre an der Grenze angewiesen worden, deutsche Auswan- derer, welche sich_in franzöfishen Häfen einzuschiffen beabsichtigen, zum Aufschub ihrer Reise durch Frankrei zu veranlassen.

Dem bisherigen kommifsarishen Direktor der Ackerbagu- \chule zu Ebstorf im Landdrosteibezirk Lüneburg, Enck- hausen, ift die Direktorstelle definitiv verliehen worden.

_— In dem gestern in der Ersten Beilage von uns mitge- theilten Allerhöchsten Erlaß vom 10. September 1873 is ein

entstellender Druckfehler stehen geblieben; Zeile 11 von oben ist O zu lesen ftatt: „Kirchenreglements“ „Kirchen- giments“.

Ina der gestrigen außerordentlihen Generalversammlung der Gesellschaft der Berliner Wasserwerke wurde, wie aus London telegraphisch gemeldet wird, eine Resolution genehmigt, durch weiche die Zustimmung zum Verkauf der Wasserwerke an die hiesige fstädtishe Verwaltung ausgesprohen wird.

Magdeburg, 12. September. (W. T. B.) Die Cholkera- epidemie ist in der Altstadt fast ganz erloschen und auch in den übrigen Stadttheilen in merkliher Abnahme begriffen. Nach einer in der „Magdeburger Zeitung“ veröffentlichten polizeilichen Bekanntmachung find vom 16. Juli bis 11. September im Ganzen 2702 Personen von der Krankheit ergriffen worden und 1321 hiervon derselben erlegen.

Vayern. München, 11. September. Prinz Luit- pold ist heute Nachmittag von der Inspektion auf dem Lechfeld hierher zurückgekehrt.

Zum Behufe der Evakuirung der überfüllten pro- testantishen Schullehrer-Seminarien zu Altdorf und Schwabach mit Beginn des Schuljahres 1873/74 wurde genehmigt, daß 1) die protestantishen Schul- amtszöglinge aus Oberfranken, welhe bisher das Shul- lehrerseminar Altdorf zu besuchen hatten, dem Schullehrersemi- nare Bamberg, die protestantishenSchulamtszöglingc aus Ober- bayern und Schwaben und Neuburg, welche bisher im Schul- lehrerseminar Schwabach heranzubilden waren, dem Schullehrer- \seminar Altdorf zugetheilt werden und 2) hiernach das katholische Schullehrerseminar Bamberg in eine konfessionell gemischte Leh- rerbildungsanfstalt umgewandelt werde.

Zur Beseitigung von Zweifeln hat das Kriegs - Ministe- rium bekannt gegeben, daß aus den durch die Allerhöchste Ver- ordnung vom 24. August d. Is. bewilligten Wohnungs gel d- zushüssen die Empfänger weder Taxen noch Fondsbeiträge zu entrichten haben. i

Sämmtliche Truppen der hiefigen Garnison werden, wie heute, so auch morgen zu einem größeren Feldmanöver in der Umgegend von München ausrücken und hiermit die dies- maligen Herbstübungen zum Abschluß gelangen. Ein großer Theil der Mannschaft wird dann sofort in Urlaub entlassen und auch die zu den \se{chswöchentlihen Uebungen einberufenen Re- serve-Offiziere werden vom nächsten Sonntag an wieder beurlaubt werden. Die große Kaserne in der Türkenstraße hier if durhch den Ausbau der beiden Seitenflügel derart vergrößert worden, daß dieselbe nun um zwei Bataillone mehr aufnehmen fann und jeßt Raum für beide vollständige Infanterie-Regimenter König und Kronprinz bietet.

Als Tag der Einberufung des Landtags soll jebt, sofern die Gesundheitsverhältnisse es gestatten, der 15. Of- tober in Ausfiht genommen sein.

Die kürzlich veröffentlihte Allerhöchste Verordnung, „die Errichtung der Volks\chulen und die Bildung der Schulsprengel betreffend“, enthält über die konfes- sionell gemishchten Schulen folgende Bestimmungen :

„S. 7. Die konfessionell getrennten christlihen Volksschulen einer Gemeinde können auf Äntrag der Gemeindebehörden in fonfessionell gemischte Schulen umgewandelt werden. Ein solcher Antrag erfordert in Gemeinden mit städtisher Verfassung die Zustimmung des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten, in Gemeinden mit Landgemeindeverfassung und in den Gemeinden der Pfalz die Zu- stimmung der Gemeindeversammlung in einem ordnungsmäßig gefaß- ten Beschlusse. Diese Zustimmung muß jedoch in Gemeinden unter 20,000 Seelen mit einer Mehrheit von zwei Orittheilen der abgege- benen Stimmen erfolgen. In Gemeinden mit einer größeren Ein- wohnerzahl ist eine Mehrheit von zwei Drittheilen der abgegebenen Stimmen erforderlich, wenn \sich die Umwandlung guf niht mehr als die Hälfte der bestehenden Konfessionals&ulen, eine Mehr- heit von drei Viertheilen, aber wenn sich die Umwandlung auf mehr als die Hälfte dieser Schulen erstrecken soll. Die Umwandlung bleibt unter allen Umständen ausgeschlossen, wenn bei der cinen oder bei der anderen konfessionellen Schule stiftungsmäßige Bestimmungen in Mitte liegen, welche jm Sinne des §8. 9, Absatz 4 und des §. 10, Tit. IV. der Verfassungsurkunde und die §8. 46 und 47 der Beilage IT. zur Verfassungêurkunde hindernd entgegenstehen.

§. 8. Untef* denselben Vorausfeßungen, unter welchen die Um- wandlung von Tonfesfionellen Volksschulen “in konfessionell gemischte Schulen zulässig ist, kann auch die Umwandlung von gemischten Schulen in konfessionelle Schulen gestattet werden.

§. 9. Wenn eine Gemeinde mit konfessionell gemischter Bevölke- rung eine neue Schule aus Gemeindemitteln errichtet, ohne daß ihr hierzu eine rechtliche Verpflichtung obliegt, so fann diese Schule auf den Antrag der Gemeindebehörde als gemischte Schule erklärt werden.

8. 10. Wo für die Angehörigen der verschiedenen Konfessionen nur eine oder mehrere gemeinsame Volksschulen bestehen, ist Vorsorge zu treffen, daß die Schulkinder den vorgeschriebenen Unterricht in ihrer Religion, bezüglich dessen die verfassungsmäßigen Rechte und Zuständig- keiten der kirchlihen Behörden ausdrücklich gwahrt bleiben, gesondert

erhalten. i

8. 11, Den Mitgliedern der einen oder der anderen Kon- fession, welche Bedenken tragen, ihre schulpflihtigen Kinder in die betreffende allgemeine Volksschule zu schicken, kann auf Ansuchen gestattet werden, mit einer benachbarten Volks- s{chule ihrer Konfession in Schulverband zu treten oder eine Schule ihrer Konfession für sich allein oder in Verbindurg mit Kon- fession:verwandten benachbarter Orte aus cigenen Mitteln zu gründen. Die Schulen der leßteren Art sind in Bezug auf Dotation, Organi- d Beseßung und Leitung wie die öffentlichen Volkëschulen zu be- andeln.

_§. 13. In die Lokal- oder Stadtbezirks-Schulinspektion für ge- mischte Schulen in den Landestheilen diesseits des Rheins baben die Pfarrer der betheiligten christlichen Konfessionen, in deren Pfarrei die Schule gelegen ist, und, wenn die Pfarrei mit mehreren Pfarr:rn beseßt ist, der von der Kreisverwaltungsstelle zu bezeich- nende Pfarrer einzutreten... . Die Funktionen des Lokal- Schulinspektors an gemis{chten Schulen werden in den Landes- theilen diesseits des Rheins und in der Pfalz in der Regel von den der betreffenden Lokalschulbehörde angehörigen Pfarrern der verschiedenen christlihen Konfessionen gemeinsam verwaltet. Auf Antrag der Ge- meindebehörde kann jedo die Funktion des Lokalshul-Jnspektors einem fahmännisch gebildeten Laien übertragen werden, wen der hierzu er- forderlihe Aufwand aus Gemeindemitteln zur Verfügung gestellt wird. Dieser Inspektor hat dann auch als Mitglied in die Lokalshulbehörde einzutreten. Die diftriktive Aufsicht über konfessionell gemischte Schulen ist in den der Kreiéregierung unmittelbar untergeordneten Städten von der E E ‘in den übrigen Orten des Königreichs gc- meinsam von den eins{chlägigen Distrikts-Schulinspektoren der bethei- ligten Konfessionen zu führen.

Sachsen. Dresden, 12. Septemder. Die Herzogin von Genua ift heute Vormittag von Frankfurt a. M. kom- mend, hier eingetroffen und hat sich nach Pillniz begeben.

Der Kronprinz hat sich gestern früh in Begleitung des Kriegs - Ministers, General der Kavallerie von Fabrice, des Generalstabshefs Oberst-Lieutenants von Holleben, des perfön- lihen Adjutanten Hauptmanns von Treitshke und eines engli- hen Offiziers nah Bischofswerda begeben, sum den Manövern der I. Divifion beizuwohnen. Nah der Rülkehr von dort ist Se. Königliche Hoheit in derselben Begleitung gestern Abend nah 1/56 Uhr zu den Manövern der 2. Division mittelst Extra- zuges über Chemniz nach Rochliß gereist und wird heute Abend hier wieder zurückerwartet.

Leipzig, 12. September. Um einer Einschleppung der Cholera dur den mit der bevorstehenden Mess\e gesteigerten Fremdenverkehr möglichst zu begegnen und den amtlih durch die hiefige Medizinal-Polizei-Behörde bestätigten, gegenwärtig sehr

günstigen Gesundheitszustand der Stadt zu erhalten, ist vom Rathe auf städtishe Kosten eine allgemeine Desinfektion mittelß Carbolsäure angeordnet worden.

Baden. Constanz, 12. September. (W. T.B.) Gestern Abend fand in dem Konzilsaale die Vorversammlung der Del e- girtenzumKongresseder Altkatholiken statt. Der Staats- anwalt Fieser begrüßte als Vorstand des Lokalkomites die An- wesenden. Nach ihm sprachen der anglikanische Bischof Doane aus Albany, der Erzpriester Wassilief aus St. Petersburg, der Professor Holzmann aus Heidelberg, der Abbé Michand aus Paris, der anglikanisch2 Pfarrer Heidenhaim aus Zürich, * der Land- ammann Keller aus Aarau und der Bischof Reinkens. Die heutige erste Versammlung des Kongresses iff sehr stark besucht. Zum ersten Vorfizenden wurde Professor Schulte gewählt, zu Stellvertretern Professor Cornelius und Landammann Keller. Professor Schulte hielt die Eröffnungsrede. Die Synodal- und Gemeindeordnung wurde nah der von der Synodalrepräsentanz gemahten Vorlage, mit nur unerheblihen Abänderungen an- genommen. Dieselbe is bestimmt, der ersten Synode als Vor- lage zu dienen.

Secssen. Darmstadt, 12. September. Prinz Ludwig ist nah Beendigung der Manöver nah Seeheim zurückgekehrt.

Me&lenburg. Schwerin, 12. September. Die Groß- herzogin Mutter begiebt \sich „norgen 91/7 Uhr Vormittags von hier nah Berlin, am 14. d. M. weiter nach Wilhelmshöhe bei Cassel und nah einigen Tagen Aufenthalt daselb| von dort nah Stolzenfels am Rhein, zum Besuch bei der verwittweten Königin von Preußen.

Lübeck, 11. September. Um vorgekommenen Irrthümern und Uebertreibungen über den Umfang der hier ftattgehabtez Erkrankungen an der Cholera zu begegnen, die namentli auch im Auslande herrschen sollen, findet sich das Medizinal- A mt veranlaßt, amtlih bekannt zu machen, daß die Erkrankun- gen zuerst am 24. August in einem kleinen Häuserkomplex vor dem Holstenthore vorkamen und fich mit Ausnahme der am 30, August in der Stadt selb| vorgekommenen Erkrankung eines sechsjährigen Knaben ausschließlich auf diesen Häuserkompler und dessen nächster Umgebung beschränkt haben, daß im Ganzen 21 Erfrankungen, darunter 11 mit tödtilihem Ausgange zur Anzeige gebracht sind; daß die leßte Erkrankung am 3. d. M. angemeldet is und daß seitdem keine Erkrankungen weder in der Stadt noch in den Vorstädten vorgekommen find.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 11. September. Der Kaiser is vorgestern Abends 8 Uhr in Brünn eingetroffen, und seßte nah einem Aufenthalte von zehn Minuten die Reise nach Raitz fort. Nach den bisherigen Dispositionen soll die Rückreise Sr. Majestät nah Wien am 13. September erfolgen. Am 14. Nachmitiags begiebt fih der Kaiser von hier nah Linz und trifft nach dem für den 15. festgeseßten Manöver und Brückenschlag bei Linz wieder in Schönbrunn ein.

Der König von Italien wird bei der Ankunft im Südbahnhofe am 17. d. M. feierlich empfangen werden und sich vom Bahnhofe in die Hofburg begeben.

Der Botsh1fter Graf Beust ist von Ischl in Wien angekommen. :

Schweiz. Basel, 12. September. (W. T. B.) Die vorberathende Revisionskommission des Nationalraths hat, den „Baseler Nachrichten“ zufolge, die Diskussion über die Bankfrage beendigt und den Beschluß angenommen, daß das Geseßgebungsrecht über Zettelbanken und NotenemisFon dem Bunde zustehen solle Der Antrag Kaisers auf Errichtung einer eidgenössishen Bank wurde abgelehnt. Die Kommission hat ferner über den Artikel der Bundesverfassung, betreffend die firhlihen Verhältnisse, berathen. Von Segesser - Luzern (kon- servativ) beantragte, die obligatorishe Civilehe, sowie die Civil- standsregister einzuführen, jeden Zwang bezüglich des Kultus, sowie die Steuern zu konfessionellen Zwecken zu untersagen, dem Staate die Befugniß zum Einschreiten gegen kirhlihe Uebergriffe und gegen die willkürlihe Errichtung neuer territorialer Kirchen- verbände (Fall Mecmillod) zu ertheilen und die unbeschränkte Benugzung der Kirchhöfe zu gestatten. Nach langer Diskussion wurden \chließlich die folgenden Anträge von Anderwert ange- nommen: Die geistlihe Gerichtsbarkeit abzuschaffen, die Beklei- dung eines geistlihen Amtes von dem Nachweise einer wissen- schaftlichen Ausbildung abhängig zu machen, die Beschwerden wegen Bildung und Trennung von Religionsgesellshaften auf dem Rekurswege den Bundesbehörden zu unterstellen und die Errichtung von Bisthümern von der Genehmigung des Bundes abhängig zu machen. Ebenso wurde der Antrag Jolissaints, die päpstlihe Nuntiatur aufzuheben, gleihfalls genehmigt.

Großbritannien undJIrland. Londor,, 11. September. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden, die nebst ihren Kindern Mitie voriger Woche von Eastbourne nach London kamen, werden morgen ihre Rüreise nah Deutsch- land antreten. Die Großherzogin stattete gestern dem deutschen Hospital in Dalston einen Besuch ab.

Der Herzog von Edinburgh is von Balmoral hierher zurückgekehrt. i

Frankreich. Paris, 10. September. Nah dem „Bul- letin de la Reunion des Officiers“ soll die durch das neue Heeres- geseß angeordnete Eintheilung der Armee in achtzehn Corps in folgender Weise erfolgen: I. Armee-Corps. Nördliches Paris: Seine und ein Drittheil von Seine-et-Oise, Oise, Somme und Aisne, 2,439,671 Einwohner. I]. Corps. Südliches Paris: Seine und ein anderes Drittheil von Seine-et-Oise, Seine-et- Marne, Aube, Yonne und Loiret, 2,247,220 Einwohner. III. Corps. Westlihes Paris oder Versailles: Seine und das leßte Drittheil von —Seine-et-Oise, Eure-et-Loir, Eme und Seine-Inferieure, 2,383,931 Einwohner. Iv. Corp Lille: Nord und Pas de Calais, 2,208,922 Einwohner. V. Corps. Chalons: Marne, Ardennen, Meuse, Meurthe- et-Moselle, Vogesen, 1,749,224 Einwohner. V1. Corps. Dijon oder Besançon: Haute-Marne, Haqute-Saone, Belfort, Doubs, Jura und Cote-d’Or, 1,564,460 Einwohner. VIl.Corps. Mou- lins oder Nevers : Nievre, Cher, Allier, Saone-et-Loire 1,664,465 Einwohner. VIIl. Corps. Clermont: Puy-de-Dome, Cantal,

aute Loire und Loire, 1,657,673 Einwohner. [X. Corps. Lyon:

hone, Ain, Obersavoyen, Savceyen und Isere, 2,150,306 Einwok-- ner. X. Corps. Marseille: Drome, Oberalpen, Niederalpen, See- alpen, Corfica, Var, Bouches-du-Rhone und Vaucluse, 2,148,310 Einwohner. XI. Corps. Montpellier : Gard, Ardeche, Lozere, Aveyron, Herault, Aude und Oftpyrenäen, 2,245,733 Einwohner. AII. Corps. Toulouse: Tarne, Ariege, Haute - Garonne, Tarn-et-Garonne, Gers und Oberpyrenäen, 1,819,861 Einwohner. XIII Corps. Bordeaux: Niederpyrenäen, Landes, Lot - Garonne und Gironde, 1,754,666 Einwohner. X1VŸ. Corps...

La Rochelle: Charente-Inférieure, Charente, Vienne, Deux-Sevres und Vendée; 1,886,460 Einwohner. XV. Corps. Limoges : Dordogne, Lot, Corèreze, Creuse und Haute-Vienne, 1,661,401 Einwohner. XV1. Corps. Tours: Indre, Loir-et-Cher, Indre - et - Loire, Maine - et - Loire und Loire- Inférieure, 1,984,198 Einwohner. XVI1. Corps. Rennes: Morbihan, Finistère, Côtes-du-Nord, Ille-et-Vilaine, 2,345,142 Einwohner. XVII. Corps. Alençon: Mayenne, Manche, Calvados, Orne und Sarthe, 2,194,278 Einwohner.

Das Schreiben des Präfekten der Yonne an den Abgeordneten Lepère, auf seine wiederholte Reklamation an

den Minister des Innern wegen der Frage des Belagerung s-

zustandes, lautet wörtlich:

„Herr Abgeordneter! Jh habe die Ehre, Ihnen auf die Anfrage, welche Sie hinsihtlih des Belagerungszustandes in dem Yonne-Depar- tement an den Minister des Innern gerichtet haben, folgende Auffklä- rungen zu übermitteln. Ein Dekret der Delegation von Tours vom 7, Oktober 1870 hat den Belagerungszustand, welcher unter dem 8. August desselben Jahres über das Younne-Departement verhängt worden war, wieder aufgehoben; dies Dekret ist in den Zeitungen des Departements veröffentliht und also zur Kenntniß aller Betheiligten gebracht worden. Demnach ist das Yonne-Departement auf Grund der von der Regierung in Uebereinstimmung mit dem Kassationshofe angenemmenen Jurisprudenz als ein solches zu betraten, welches wieder unter der Herrschaft des gemeinen Rechtes steht.“

Der Prinz Napoleon hat sich jeßt Betreffs des ministeriellen Beschlusses, der ihn von den Ärmeelisten gestrichen, an den Staatsrath gewandt.

Die Ergänzungswahlen sollen bis nah der Rü- kchr der Nationalversammlung vertagt werden, da drei Minister, Beulé, du Barrail und Defseilligny, jeder Zusammenberufung der Wahlkollegien entschieden entgegen find.

12. September. (W. T. B.) Die neuerdings verbrei- teten Gerüchte, daß im Schoße des Ministeriums Differenzen ausgebrohen seien, werden von offizieller Stelle auf das Ent- schiedenste dementirt. Ebenso unbegründet is die Nachricht, daß der französische Gesandte in Rom, Fournier, angewiesen sei, sich auf seinen Posten zurückzubegeben ; derselbe besindet sich noch auf seinem Gute bei Tours.

Der Erzbischof von Paris hat heute eine längere Unterredung mit dem Herzog von Broglie gehabt.

(W. T. B.) Nah Mittheilungen aus Verdun wer- den die legten deutshen Truppen morgen früh um 8 Uhr die Stadt verlassen und am Dienstag Morgen die französische Grenze passiren.

Spanien. Madrid, 12. September. (W. T. B.) Das Grgebniß der von der Regierung zur Wiederherstellung der Ord- nung ergriffenen energishen Maßregeln zeigt \ich bereits in der ziemlih großen Anzahl von Reservedienstpflihtigen, die fh gestellt haben.“ Nah dem von den Cortes angenom- menen Gesezentwurfe können auch die zur 2. Armeereserve Ge- hörigen einberufen und kann die aktive Armee dadurch auf die Stärke von 330,000 Mann gebracht werden. Zum Kominan- direnden der Nordarmee is der aus den früheren Kämpfen be- kannte General Zabala ernannt worden, nach Catalonien soll General Turon mit 10,000 Mann geschickt werden.

Ein von Vittoria nah Madrid abgelassencr Cou - rierzug ist an der bei Viana über den Duero führenden Brücke entgleist; gegen 16 Personen find dabei um's Leben ge- fommen, über 50 andere mehr oder weniger beschädigt worden. Es ist noch nit ermittelt, ob der Unglücksfall ein zufälliger, oder ob derselbe absichtlih herbeigeführt war.

Nachrihten aus den nördlihen Provinzen, die aus glaubwürdiger Quelle stammen, \childern die große Noth der Bevölkerung, nameutlich desjenigen Theils derselben, der sonst vom Bergbau sich nährte. An ein Herabsteigen der Carlisten von den Bergen in die Ebenen von Castilien sei nicht zu den- ken, weil es denselben an Kavallerie fehle.

Italien. Rom, 8. September. Die Kommission für die Untersuchung des Standes des höheren Schulwesens hatte in Folge der Neubildung des Ministeriums zwei Mitglieder ver- loren, Cantelli, ihren Präsidenten, und Finali. Ein drittes Mit- glied, Licy, hat jeßt seine Entlaffung eingereiht. Durch die Ernennung von Cicconi und Boccelli is mittlerweile für die beiden in das Ministerium Eingetretenen Ersaß geschaffen worden.

Der Minister für Handel und Ackerbau erläßt die folgende Bekanntmachung:

„Ungeachtet der lebhaften Bemühungen der Königlichen Regierung ist es niht möglich gewesen, die Aufhebung des Verbots zu erlangen, welches unseren Käufern von Seidenwurmeiern den Eintritt in das Innere des japanischen Reiches ver!agt. Auch Ausnahmen von diesem Verbote waren nicht zu erlangen. Dieser wihtige Gegenstand hat zu langen Verhandlungen zwischen verschiedenen dabei intcressirten Mächten geführt, und der augenblickliche Stand der Sache kann dahin zusammen- getaßt werden: daß bis zur Revision der Verträge die jeßigen Be- timmungen unverändert beibehalten werden sollen, welche den Fremden eine freie Bewegung im genannten Reiche nicht gestatten. *

Türkei. Konstantinopel ,:12. September. (W. T. B.) Die Eröffnung der internationalen Konferenz über die Suez-Kanalabgaben is, weil mehrere zur Theilnahme aufgeforderten Mächte die Namen ihrer bezüglichen Vertreter offiziel noch nicht angezeigt haben, auf den 1. Oktober d. I.

. verschoben worden. f.

—- Die Minister des Vizekönigs von Aegypten Nubar Pascha und Ismail Sadyk Pascha wurden zu dem Range von „Muschirs“ erhoben.

__ Nnußland und Polen. St. Petersburg, 10. September. Die „St. P. Ztg.“ berichtigt das Londoner Telegramm, wona der deutshe Botschafter am hiesigen Hofe, Prinz Heinrich VI1L Reuß, von London abgereist sei, um auf seinen Posten zurück- zukehren, dahin, daß derselbe nicht vor Ablauf seines Urlaubes, also erst im. Oktober hierher zurückehren werde.

Warschau, 10. September. Das Jubiläum des Statthalters General-Feldmarshalls Grafen Berg is hier be- sonders festlih begangen worden. | Æ #5 i

Wie der „R. W.“ hört, \oll für den Unterhalt des 9. und 10. Departements des dirigirenden Senats, der Regie- rungs-Kommission der Justiz, des Appellationsgerihts, der Kri- minal- und Friedensgerichte, der Zuchtpolizeigerihte, der Civil- und Handelstribunale, des Hauptarchivs des Körigreihs und der Gouvernementsarchive für alte Aftenstücke auf Grundlage des für das Iahr 1874 aufgestellten Kostenanshlags für das Justizressort des Közigreihs Polen ein Kredit von 811,000 Rubel auf legislativem „Wege erbeten werden. #

R gge T O R T R ETEC eIAe

E O E a Asien. In Betreff der Bauernkrawalle in Bengalen meldet ein Telegramm der „Times“ aus Kalkutta vom 10. d. M.: „Offiziellen Berichten nah wurden 150 Tumultanten von Pubna, hauptsächlih Mohamedaner, zu Gefängniß und Geldbußen ver- urtheilt. Sechszig Fälle hweben. Der Pachtverband verbreitet sh ohne Gemwalttgätigkeiten über ganz Pubna und Begran. Die

Pächter leisten gesezwidrigen Beschazungen Widerstand. Einige verweigern die Paht. Der Gouverneur zieht die Verordnungen über die ganze Pachtfrage in Erwägung. Inzwischen find die Beamten angewiesen, billige Ausgleihe zu ermuntern. In Ge- valier und Raschdputana steigen Nahrungsmittel zu Hungers- nothpreisen.“

: Bombay, 12. September. (W. T. B.) Das britische Kriegs\chi} „Daphne“ hat unweit der Seyelleninseln ein Sklavenschiff genommen, auf dem sih 300. Personen befan- den. Nur 50 davon blieben am Leben, alle übrigen waren den Blattern erlegen.

Nr. 36 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Juhalt: 1) All- gemeine Verwaltungssachen: Mittheilungen über das Auftreten der Cholera, über den Stand der Rinderpest; Uebereinkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Jtalien wegen wechselseitiger Unterstüßung Hülfsbedürftiger 2c., vom 8. August 1873; Verweisungen von Auslän- dern ans dem Reichsgebicte. 2) Gewerbewesen : Mittheilung bezüglich einer Zusammenstellung der den deutschen Ausstellern bei der Wiener Weltausstellung_ zuerkannten Auszeihnungen. 3) Münzwesen: Notiz über die Ausprägung von Reichs-Goldmünzen. 4) Zoll- und Steuer- wesen: Bekanntmachung, betr. Befugnisse der Steuereinr.ehmerei Kippenheim. 5) Konjulatwesen: Mittheilung über Ableben des Kai- ferlihen Konsuls in Nagasaki. 6) Marine und Schiffahrt: Bekannt- machungen, betr. Quarantaine-Maßregeln verschiedener Regierungen. 7) Personal-Veränderungen 2c. : Verleihungen 2c.

Die Nr. 65 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs-

Postverwaltung * hat folgenden Inhalt : General-Verfügungen vom 8. September 1873: Dampfschiff-Verbindung zwishen Bremen und Hamburg einerseits, und Havana andererseits. Spedition der Kor- re]pondenz nach Konstantinopel. Unzureichend frankirte Briefe aus dem Oranje-Freistaate. Packetsendungen nah Luxemburg. Bo dex Königlich preußischen Ordensliste 1868 ist im Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hof-Buchdruckeri (R. v. VDecker) in Berlin, soeben Nachtrag V. erschienen, welcher die Ver- leibungen vom 1. Januar bis ultimo Dezember 1872 enthält. Ein alphabetisches Namenregister ist beigegeben. i

Statistische Nachrichten.

Mittheil1ngen über das Auftreten der Cholera: 1) Deutschland. Preußen. 1) Provinz Preußen. Regierungsbezirk Königsberg : Tag des Ausbruchs 22. Juni. Neuere amtliche Mitthei- lungen liegen nicht vor. Regierungsbezirk Danzig: Tag des Aus- bruchs 2. Juli. Jm Ganzen sind bis zum 25. August erkrankt 84, gestorben 45; davon sind vom 31. Juli bis 25, August erkrankt 71, estorben 35. Regierungsbezirk Gumbinnen: Tag des Ausbruchs 2.

uni. Im Ganzen find bis zum 15. August erkrankt 842, gestorben 489; davon sind vom 8. bis 15. August erkrankt 269, gestorben 166. Regierungsbezirk Marienwerder: Tag des Ausbruchs 22. Mai. Im Ganzen find bis zum 24. August erkrankt 3640, gestorben 1890; davon find vom 8. bis 24. August erkrankt 2100, gestorben 1036. 2) Pro- vinz Brandenburg. Stadt Berlin: Tag des Ausbruchs 21. Juli. Im Ganzen sind bis zum 9. September erkrankt 498, gestorben 326; davon sind vom 8. bis 9. September erkrankt 35, gestorben 29. Re- gierungsbezirk Potsdam (cxkl. Berlin): Tag des Ausbruchs 16. Juli. Im Ganzen sind bis Mitte August erkrankt 556, gestorben 337; da- von find vom 1. bis Mitte August erkrankt 501, gestorben 296. Re- gierungsbezirk Hrantsuri: Tag des Ausbruchs 9. Juli. Im Ganzen sind bis zum 17. August erkrankt 95, gestorben 52; davon sind vom 3. bis 17. August erkrankt 54, gestorben 28. 3) Provinz Pommern. Regierungébezirk Stettin: Tag des Ausbruchs 3. August. Neuere amtliche Mittheilungen liegen nicht vor. 4) Provinz Posen. Regie- rungsbezifk A Tag des Ausbruchs 27. Juli. Jm Ganzen sind bis zum 23. August erkrankt 447, gestorben 221; davon find vom 9. bis 23. August erkrankt 337, gestorben 170. Regicrungsbezixrk Bromberg : Tag des Ausbruchs 26. Mai. Im Ganzen ¡sind bis zum 7. August erfranft 962, gestorben 553; davon find vom 31. Juli bis 7. August erkrankt 403, gestorben 202. 5) Provinz Schlesien. Regierungsbezirk Breslau: Tag des Ausbruchs 28. Juni. Im Ganzen sind bis zum 26. August erkrankt 363, gestorben 192; davon find vom 12. bis 26. August erkrankt 216, gestorben 114. Regierungsbezirk Liegnitz: Tag des Ausbruchs 4. August. Jm Ganzen sind bis zum 28. August er- krankt 3, gestorben —. Regierungsbezirk Oppeln: Tag des Ausbruchs 11. Juni. Im Ganzen find bis zum 16. August erkrankt 363, gestor- ben 172; davon find vom 20. Juli bis 16. August erkrankt 181, ge- storben 69. 6) Provinz Sachsen. Regierungsbezick Magdeburg : Tag des Ausbruchs 16. Juli. Neuere amtlihe Mittheilungen liegen nicht vor. Regierungsbezirk Merseburg: Tag des Ausbruchs 5. August. Im Ganzen sind bis zum 20. August erkrankt 6, gestorben 2. Regie- rungsbezirk Erfurt: Tag des Ausbruchs 2. August. Jm Ganzen find bis zum 26. August erkrankt 19, gestorben 9. 7) Provinz Hannover. Landdrostei Lüneburg : Tag des Ausbruchs 17. Juli. Jm Ganzen sind bis zum 31. August erkrankt 279, gestorben 169; davon sind vom 12. bis 31. August erkrankt 194, gestorben 112. Landdrostei Stade: Tag des Ausbruchs 25. Juli. Im Ganzen sind bis zum 22. August erkrankt 54, gestorben 42. Die Gesammtzahlen der vorstehend nachgewiesenen Eckrankungs- und Todesfälle unter Hinzurechnung der früher mitgetheilten Zahlen für die Provinz Pom- mern und die Regierungsbezirke Königsberg und Magdeburg be- tragen 9345 und 4954. i :

Braunschweig: Inder Zeit vom 19. bis 26. August sind in Calvörte erkrankt 15, gestorben 8; in Helmstedt erkrankt 2. Anhalt: In der Zeit vom 24. August bis 31. August bezw. 4. September sind in den

reisen Cöthen, Dessau, Bernburg und Ballenstedt erkrankt 12, ge- storben 9. Lübedck: In der Zeit vom 28. August bis 2. September sind in der Stadt Lübeck erkrankt 11, gestorben 8. Hamburg: In der Zeit vom 14. Juni bis 23. August find erkrankt 66, gestorben 507; dazu bis zum 30. August weitere Erkrankungen 342.

2) Rußland. Im Königreih Polen find vom Beginne der Epidemie bis Mitte August an der Cholera erkrankt 6101, gestorben 2414; darunter in der Stadt Warschau erkrankt 1916, gestorben 695.

s Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 13. September. An den vier Reliefs des unteren Theils der Sieges säule auf dem Königsplaßz haben si, na einem im Oeffentlicben Anzeiger d. Bl. enthaltenen Inserat, die Bildhauer Carl Keil, Moriß Sthulz und A. Calandrelli das geistige Eigenthum reservirt, îÎo as Nachbildungen der Reliefs nur mit deren Genehmi- gung statthaft find. s

Gent, 12. September. (W. T. B.) Die hier stattgehabte Konferenz von europäishen und amerikanischen Juristen und Publizisten hat in wiederholten Sißungen sich über die Gründung eines permanenten Institutes für internationales Recht geeinigt, die Statuten desselben festgestellt und als Gegenftand der Berathung für dasselbe folgende Fragen bezeichnet: 1) Die Gründung eines inter- nationalen Schiedsgerichts. 2) Die drei völkerrehtlichen Grundsäße des Vertrages von Washington. 3) Die auf Grund der bestehenden internationalen Verträge zu bewirkende Kodifizirung der Fundamental- säße des Völkerrechts in Bezug auf Privaten. Die näcste Versamm- ¡iung soll im kommenden Jatre in Genf stattfinden. Die Versamm- lung trennte fich unter Acußerungen des Dankes gegen den König von Belgien für die ihr gewordene freundlihe Aufnahme.

Landwirthschaft.

Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. Deutschland. Nach den vorliegenden Mittheilungen der Königlich preußischen Bezirksregierung zu Oppeln, Provinz Schlesien, ist die Rinderpest bis zum 7. d. M. konstatirt im Kreise Beuthen: in 12 Gehöfren der Ortschaft Roßberg und in 9 Gehöften der Stadt Beuthen mit Dombrowa, fowie in dem benachbarten Kreise Kattowiß:

in 2 Gehöften der Ortshaft Maczeikowiß. Für sämmtliche infizirte Ortschaften sind die nöthigen Sperrmaßregeln unter S ae militärischer Kräfte zur strengen Durchführung gelangt, die Vieh- bestände der verseuchten Gehöfte sind getödtet 1nd verscharrt, und es hat nach Maßgabe der Bestimmungen der Instruktion vom 9. Juni d. J. (Reichs-Geseßblatt Seite 147) eine vollständige Desinfizirung stattgefunden. Die Art der Einschleppung der Seuche hat nos nicht mit Bestimm'heit festgestellt werden fönnenz; die Verbreitung über die einzelnen Ortschaften und Gehöfte ist auf die Benußung eines Zucht- stieres zu Roßberg zurückzuführen, welcher das zuerst infizirte Stück gewesen zu sein scheint.

. Im Regierungsbezirk Stettin verspricht die Ernte gute Er- träge. Die Heuernte ist ebenfalls befriedigend ausgefallen, viel weni- ger der Kleeertrag. Die Obsternte ist dürftig, in viel-n Theilen des Bezirks sogar ganz vertitihtet worden. Die Kartoffelernte œird im Ganzen gut ausfallen, jedoch zeigt sih in einzelnen Kreisen, nament- lih im Demminer, die Kartoffelkrankheit.

f Gewerbe und Handel.

Brüssel, 12. September. (W. T. B.) Die heutige Gene- ralversammlung der Aktionäre der Brüsseler Bank ge- nehmigte einstimmig die vorgeschlagenen Statutenänderungen nnd be- \{loß, von den in der vorigen Versammlung ins Auge gefaßten neuen Einzahlungen auf die Aktien mit Rücksicht auf die dermaligen kom- merziellen Verhältnisse vorläufig abzusehen. Der Bericht über die Geschäftslage konstatirt übrigens, daß das Resultat des ersten Halb- jahrs von 1873 mindestens ebenso befriedigend ist, wie dasjenige in der gleichen Periode des Vorjahres.

i Verkehrs - Anstalten.

Stettin, 12 September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Washington * des baltishen Lloyd ist nach 114 tägiger Fahrt von New-York gestern in Havre wohlbehalten eingetroffen.

Southampton, 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeulschen Lloyd „Berlin“ ift hier eingetroffen.

„Gibraltar, 12. September. (W. T. B.) Für alle Pro- venienzen aus dem adriatishen Meere ist eine 7täg1ge, für die aus Italien eine 10tägige, für solche aus dem nördlichen Frankrei eine tägige, für die aus dn Donaugegenden kommenden eine 21tägige Quarantäne angeordnet. Schiffe, an deren Bord nach frztlichem Zeugnisse Krankheiten herrschen, werden überhaupt nicht zugelassen.

2 New-York, 10. September. (P-r transatlantischen Kabel.) Das Postdampf\ch{iff des baltischen Lloyd „Ernst Moriß Arndt“, Kapitän C. Fehlberg, ist heute mit voller Ladung und Passagieren nah Stettin abgegangen.

…_ 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer des norddeut- schen Lloyd „Rhein“ ift hier eingetroffen.

Aus dem Wolff'\shen Telegraphen-Bureau.

_Amberg, Sonnabend, 13. September, Morgens. Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen is gestern Abend 10 Uhr hier einge- troffen und von der zahlrei versammelten Bevölkerung mit freudigen Zurufen begrüßt worden. Die Straßen vom Bahn- hofe bis zum Absteigequartier des Kronprinzen waren, wie der Bahnhof selbs, glänzend erleuchtet und beflaggt. Bald nach Seiner Ankunft brachten die vereinigten Gesangvereine dem Kronprinzen eine Serenade; Höchstderselbe dankte vom Fenster aus für die Ihm erwiesene Aufmerksamkeit. Der Kronprinz begiebt Sich heute früh 8 Uhr zur Truppeninspektion, von da zum Diner nah Schwandorf und kehrt Nahmittags über Bay- reuth nach Berlin zurü.

London, Sonnabend, 13. September, Morgens. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden sind gestern nah Deutschland abgereist. Der Herzog von Edinburgh wird si morgen über Marseille und Konstantinopel na Livadia begeben. _ Madrid, Freitag, 12. September. Die Cortes haben sämmtliche Artikel der Gesezvorlage, durh welche Caftelar die Ermächtigung zu Ausnahmemaßregeln ertheilt wird, in der Spezialberathung angenommen. Castelar ergriff selb das Wort, erinnerte unter Hinweis auf die Pläne der Carlisten an die Nothwendigfkcit, die Disziplin in der Armee herzustellen und mit aller Strenge durchzuführen, * und erklärte die sofortige Organisation der Reserve für geboten, um fie unver- züglih gegen die Carlisten ins Feld zu führen, Der General Moriones wird sich nach dem Norden begeben, um dort den Oberbefehl über die Regierungstruppen zu über- nehmen. Von Karthagena verlautet, daß Antonio Galvez die Stadt verlassen und sich mit 1000 Insurgenten an Bord der Fregatten Catolico und Numancia eingeschifft habe. Dieselben sollen bei Torrevilja bereits gelandet sein. Nach neueren über den Eisenbahnunfall bei Kana eingegangenen Meldungen sollen bei dieser Veranlaffung 17 Personen umgekommen und über 70 verwundet sein. Von 300 Passagieren, welhe \ich auf dem Zuge befanden, sollen nur 25 ganz unbeschädigt geblieben sein.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 14. September. Opernhaus. (163. Vorftellung). Hamlet. Große Oper in 5 Aften. Musik-von Thomas. Ballet von Taglioni. Gertrude: Frl. Lammert. Ophelia: Frl. Groffi. König: Hr. Salomon. Hamlet: Hr. Bez. Laërtes: Hr. Schott. Geist: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (177. Abonnements - Vorstellung.) Der Störenfried. Lustspiel in 4 Akten von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Montag, 15. September. Opernhaus. (164. Vorstellung.) Joseph in Egypten. Musikalishes Drama in 3 Akten. Musik von Méhul. Benjamin: Frl. von Bretfeld Jakob: Hr. Frie. Ioseph: Hr. Schott. Simeon: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (178. Abonnements-Vorstellung). Eg- mont. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Goethe. Musik von L. van Bethoven. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Dienstag, 16. September. Opernhaus. (165. Vorstellung.) Die Hochzeit des Figaro. Oper in 4 Abtheilungen. Musik von Mozart. Gräfin : Fr. von Voggenhuber. Susanne: Frl. Leh- mann. Cherubin: Frl. von Bretfeld. Almaviva: Hr. Bes. Figaro: Hr. Krolop. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (179. Abonnements-Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von P. Lindau. An- fang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Repertoire der Königlihen Schauspiele vom 14. bis incl. 21, September 1873, Opernhaus: Soñutag, den 4.: Hamlet. Montag, den 15: Joseph. Dienstag, den 16.: Figaro. Mittwoch, den 17.: Aladin. Donnerstag, den 18.: Belmonte. Freitag, den 19.: Afrikanerin. Sonnakbend, den 20.: Wasserträger. Tanz Sonntag, den 21.; Jüdin. Schauspielhaus: Sonntag, den 14.: Skörenfried. Montag, den 15.: Egmont. Dienstag, den 16 : Maria und Magda- lena. Mittwoch, den 17.: Am Klavier. Hochzeitsreise. Kaudels 2c. Donnerstag, den 18.: Schritt vom Wege. Freitag, den 19.: Ele- phant. Scnnabend, den 20,: Zum 1. Male: Oedipus. Sonntag, den 21,: Maria Stuart.