1873 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

E: Zwiener, desgl., Ch. Finger, Stellmachermeister, B. Kinßel, ausbesißer, Frz. Hoffmann, Schneidermeister, Herzog, Haus- besißer, C. Eltner, Tischlermeister, F. Grieger, deêgl , A. Rei chel, deêgl., V. Vogel, deëgl., Aug. Mebker, aufmann, J. B. May, desgl, J. Pätold, BVärmeister, Ed. Teiber, Schlossermeister, A. H. Ôtto, Nagelschmiedemeister, Frz. Reichenb a ch, Fabrik- aufieher, Carl Moriß, Fabrikarbeiter, H. Balzer, desgl, Aug. Fischer, deégl., Anton Frost, Expedient, Fr. Hoffmann, Kauf- mann, A. Hornig, deëgl., Frz. Rieger, Postfuybote, Carl Just, Maurer, Runge, Färberciarbeiter, Oskar Werner, Schuhmacher- meister, Ant. Harnig, Shneidergeselle, Grs Amand Schneider, H: Großpiet\ch, Aufseher, Frz. Gers ch, Weber, Ad. Barfuß, riefträger, Ed. Ullrich, Maschinenwärter, _Wilh. Wagner, Hausbesißer, Alb. Klein, Porzellandreher, Jos. Bartsch, Schüei- dermeister, Carl Gorlt, Tapezierer, Jos. Gottshlich, Berg- mann, Herm. Burkart, Hotelicr, Heinr. Göbel, Shuhmacher- meister, Alfred Baumgärtner, Sattlermeister, Jul. Lehin- hardt, Pfefferküchler; i _ außerdem: Urbainczek, Kreisgerihts-Sekr. in Gleiwiß, H. erlemann (nicht Forchmann, wie in Nr. 209 des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ gesagt ist) in Höxter, Merdas (nicht Flosky in Nr. 211) gewesener Bürgermeister in Koshmin, Em. Martin, Oberförster in Laband, Kreis Tost.}

Seit dem 11. d. M. tagt in Meiningen die Rei chs- Schulkommission zur Berathung einiger, das höhere Schul- wesen betreffender, besonders die cinheitlihe Organisation höherer Squlen angehender Fragen. Bei dieser Kommission find be- theiligt : Ober-Regierungs-Rath Dr. Wiese für Preußen, Gym- nasial-Direktor Professor Dr. Heerwagen aus Nürnberg für Bayern, Geheimer Rath Dr. Gilbert aus Dresden für Sachsen, Ministerial-Direkior Dr. von Binder aus Stuttgart für Würt- temberg, Ober-Schulrath Dr. Deimling aus Karlsruhe für Baden, und Schulrath Dr. Hartwig aus Schwerin für Mecklenburg.

Behufs persönlicher Meldungen aus Anlaß ihrer kürzli erfolgten Beförderung sind hier eingetroffen: der General der Infanterie und Gouverneur von Posen, Freiherr von Wrangel und der General-Major von der Armee von Klei ft.

Der General-Major und Präses der Artillerie-Prüfungs- Kommission von Kameke is von seiner Dienstreise behufs Besichtigung der Küstenbefestigungen der Nordsee hierher zurück- gekehrt.

Der General - Lieutenant und Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stos\ch hat sich mit einem mehrwöchent- lihen Urlaube nah England begeben.

_ Der Geheime Legations-Rath Dr. PEpTe im Auswär- tigen Amt hat einen mehrwöhentlihen Urlaub angetreten und fich nah Süddeutschland begeben.

S. M. S. „Ariadne“ is am 15. d. Mts. Morgens in Neufahrwasser angekommen.

Bayern. München, 14. September. Der König wird den Linderhof, wohin Se. Majestät sich von Hohenschwangau aus begab, morgen verlassen, aber erst noch einen Ausflug nah dem Hohenkopf unternehmen, bevor die Rückkehr nah Schloß Berg erfolgt.

Der König hat de dato Linderhof, 12. September, folgende Bekanntmachung, die Einberufung des Land- tages betreffend, erlassen : 4

„Wir haben nach Antrag Unseres Gesammt-Staats-Ministeriums auf Grund erstatteten Gutachtens des Ober-Medizinalausscusses be- chlossen, mit Rücksicht auf die zur Zeit bestehenden Gesundheitsver-

ältnisse die gemäß Art. 2 des Geseßes vom 10. Juli 1865, die Ab- fürzung der Finanzperioden betreffend, mit Ende des laufenden Me- nats veranlaßte Einberufung des Landtages bis auf Weiteres auszu- seßen. Zugleich beauftragen Wir Unser Gefammt-Staats-Ministerium, sobald die gegenwärtig obwaltenden Bedenken gehoben sein werden, Uns sofort wegen Berufung dcs Landtages die entsprechenden Anträge zu unterbreiten.

Ludwig.“

Das General-Komite des landwirthschaftlihen Vereins hat in einer Reihe von Sitzungen eine neue Gestütordnung be- rathen. Die Beschlüsse des General-Komites gelangten als Vor- {läge an das Ministerium des Innern, welches in Folge dessen eine neue Landesgestüt-Ordnung ausarbeitet, deren Geneh- migung bereits in den nächsten Tagen in Aussicht steht.

—— In Ausführung des §. 15 der Allerhöchsten Verord- nung vom 4. März 1872 wurde unter Vorbehalt der geseßlichen Regelung der Rechtsverhältnisse der Beamten des Heeres vor- läufig über die Pensionsverhältnisse der oberen Mili- tärbeamten, dann der Unterbediensteten des Königlichen Heeres im Hinblicke auf Abschnitt 11. §. 5 Ziff. 11. des Bünd- nißvertrages vom 23. November 1870 auf Grundlage des Reichs- gesches vom 31. März 1873, die Rechtsverhältnisse der Reichs- beamten betreffend, unterm 7. d. Mts. eine Verorduung erlassen. Demzufolge erhält jeder obere Militärbeamte des aktiven Standes des Heeres, welher sein Diensteinkommen aus dem Militäretat bezieht, aus leßterem eine lebenslängliche Penfion, wenn er nah einer Dienstzeit von wenigstens 10 Jahren in Folge eines fkörperlihen Gebrechens oder wegen Schwäche seiner körperlichen oder geistigen Kräfte zu der Erfüllung seiner Amtspflichten dauernd unfähig ist und deshalb in den Ruhestand versezt wird. Ist die Dienstunfähig- keit die Folge einer Krankheit, Verwundung oder sonstigen Be- \chädigung, welche der Beamte bei Ausübung des Dienstes oder aus Veranlaffung desselben ohne eigene Verschuldung fih zu- . gezogen hat, so tritt die Pensionsberehtigung au bei kürzerer als 10jähriger Dienstzeit ein. Wird ein Beamter vor Voll- endung des 10. Dienstjahres dienstunfähig und deshalb in den Ruhestand verseßt, so kann demselben bei vorhandener Bedürftigkeit mit Allerhöchster Genehmigung eine Pension entweder auf be- stimmte Zeit oder lebenslänglih bewilligt werden. Die Penfion beträgt, wenn die Verseßung in den Ruhestand nah vollendetem 10., jedoh vor vollendetem 11. Dierstjahre eintritt, 2/24 und fieigt von da ab mit jedem weiter zurückgelegten Dienstjahre um 1/9 des Diensteinkommens. Ueber den Belrag von 60/24 dieses Einkommens hinaus findet eine Steigerung nicht statt. Bei Pensionirungen in Folge einer Krankheit 2. bei kürzer als 10 jähriger Dienstzeit beträgt die Pension stets 2/4, im Falle einer Dienstunfähigkeit vor Vollendung des 10. Dienstjahres 2/20 des Diensteinkfommens. Den zum Richteramte berufenen Audi- teuren bleiben die ihnen nah Artikel 23 der Militär-Strafgerichts- ordnung zugestandenen Rechte bis zur anderweiten geseßlichen Regelung der bezüglihen Rechtsverhältnisse vorbehalten. Die neue Verordnung foll für die Pensionsansprüche aller jener Militärbeamten des Heeres rückwirkende Anwendung finden, welche unter dem in §8. 15 der Allerhöhsten Verordnung vom 4. März 1872 gemachten Vorbehalte oder mit Anwendung des 8. 56 des R.-Mil.-Pens.-Ges. vom 27. Juni 1871 bereits in den E die i verseßt wurden. Ferner soll diese Verordnung au auf die in Folge der neuen Organisation des Königlichen

Heeres ernannten und inzwischen bereits in den Ruhestand ge-

tretenen unteren Civilbediensteten der Militärverwaltung gege- benen Falles angewendet werdeu.

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- 2 Sachsen. Dresden, 15: September. Am 1v. d. M. wurde hier die \ächsische Pastoral-Konferenz unter dem Vorsitz des Superintendenten Dr. Meier abgehalten. Die Ver- sammlung erklärte fich unter Anderm einstimmig mit dem Wunsche des - Referenten einverstanden, es möge im Einverständnisse mit der Synode durch fkirchenregimentlihe Anordnung der Konfir- mandenunterricht künftig eine größere Ausdehnung erfahren.

Württemberg. Friedrichshafen, 11. September. Zur Feier des Geburtsfestes der Königin fand heute in einem zu diesem Zwecke besonders eingerichteten Saale des Kö- niglichen Schlosses russisher Gottesdienst statt, worauf die Hohe Frau die Glückwünsche des Hofstaats und der anwesenden Gäste entgegennahm. An dem Diner um 2 Uhr nahmen, außer Ihren Majestäten, der Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Baden, die Landgräfin von Hessen, der Herzog Eugen von Württemberg, Graf und Gräfin Erbach, sowie die übrigen Gäste und Angehörigen des Hofs, und die hiesigen Geistlihen und Beauiten Theil. Nach aufgehobéner Tafel unternahm der Hof bei günstigem Wetter auf dem Dampfboot „Eberhard“ eine Fahrt in den Ueberlinger See. Die Rückehr erfolgte gegen 7 Uhr Abends, nachdem der -Prinz und die Prinzessin Wilhelm von Baden bei ihrer Besizung Kirhberg das Boot verlassen hatten.

Hessen. Darmstadt, 15. September. Heute Morgen ift hier die außerordentliche evangelishe Landes\ynode imSißungs- faale der Zweiten Kammer zusammengetreten. Auf der Tages- ordnux7 feht die Berathuna des Kirche. *"7ai uugS- Entwurfs.

Anhalt. Dessau, 13. September. Der Herzog hat in der leßten Zeit in Begleitung des Prinzen Albert von Sachsen-Altenburg von Wörliß aus verschiedene Ausflüge gemaht, um größere Jagden abzuhalten.

Die Garnisonen des Landes find nach Beendigung der auge nun in die betreffenden Städte wieder ein- gerüdt.

Neuß. Gera, 13. September. Die Fürstin ist mit dem Erbprinzen und der Prinzessin Elisabeth aus Wildbad heute zurückgekehrt, um für die nächsten Wochen Aufenthalt in "2E zu nehmen, wo gegenwärtig sich der Fürstlihe Hof

efindet.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 15. September- (W. T. B.) Die „Straßburger Zeitung“ meldet, daß die Krei s- und Bezirkstage in diesem Jahre niht wieder zusammentreten werden. Die nächste Einberufung dersclben wird erst im kom- menden Jahre 1874 erfolgen.

Desterreich-Ungarn. Wien, 14. September. Der Kaiser ist heute Mittag von Penzing aus mittelst Separat- Hofzuges nah Linz abgereist. Die Rückehr Sr. Majestät er- folgt übermorgen im Laufe des Nachmittags.

Die Wahltermine für die einzelnen Kronländer find jeßt publizirt.

Pesth, 15. September. (W. T. B.) In der gestrigen Sizung des Ministerraths is, dem „Pesther Lloyd“ zufolge, der Beschluß gefaßt, den Einfuhrzoll auf Getreide zeit- weilig aufzuheben, und wird \fich der Handels-Minister Graf Zichy nah Wien begeben, um das Erforderliche für die Durch- führung dieser Maßregel mit der Regierung zu vereinbaren. Der Ministerrath beschloß ferner,, Mazuranic zum Banus von

Kroatien zu ernennen.

Großbritannien und Jrland. London, 14. Sep- tember. Nachrihhten von der Goldküste melden ein Gefecht mit den Aschantis am 14. August. Beim Auffahren im Flusse Prah wurde das Kriegs\hif} „Rattlesnake“ mit Schüssen empfangen und der Commodore Commerell so \{chwer verwun- det, daß er sich nach Cape Coaft begeben mußte. Auch andere Offiziere wurden verwundet. Zur Strafe zerstörten die Englän- der die Stadt Chamah; aus welcher die Schüsse gekommen. Die Korvette „Encounter“ und das Kanonenboot „Philo- mel“ gehen morgen nah der Goldküste ab.

Schweiz. Bern, 15. September. (W. T. B.). Der Appellations- und Kassationshof hat heute beschlo\sen, die renitenten 69 Geistlihen des Berner Jura sämmtlih von ihren Aemtern abzuberufen.

Genf, 15. September. (W. T. B.) Gestern Nachmittag hat \sih, wie das „Genfer Journal“ meldet, eine Deputation as dem Chablais, gegen 6 bis 800 Personen an der Zahl, unter der Führung der Deputirten Taberlet und Folliet über den Genfer See nah Ouchy (dem Hafenplaß von Lausanne) begeben, um Hrn. Thiers eine Ovation darzubringen.

Die Münzkonvention von 1865 hat die Schweiz er- mächtigt, ihre Silberscheidemünze vom Jahre 1862, die betannt- lih nur 29/1000 Feingehalt besißt, provisorish beizubehalten, mit der Bestimmung jedoh, daß diese Münzen bis zum 31. Dezem- ber 1877 gänzlich aus dem Verkehr zurückgezogen werden sollen. Die Schweiz 0 hierfür also nur noch vier Jahre vor \ich, und es hat fich das Finanz-Departement denn auch bereits mit der Frage beschäftigt, wi2 die Einlösung dieser Münzen am besten und zu gelegenster Zeit bewerkstelligt werden könnte, ohne die Cirkulation zu beeinträhtigen. Auf seinen Antrag beschloß der Bundesrath, die Einlösung innerhalb zwei Jahren vollständig durchzuführen, nämlich vom 1. Januar 1876 bis 31. Dezem- ber 1877. Das Finanz-Departement wird daher anläßlih der Be- rathung des Budgets für 1874 die Ermächtigung verlangen, während des nächsten Jahres 4 Millionen in Ein- und Zwei- frankenstücken zu 5/1009 prägen zu lassen. Diese Operation soll dann in den Jahren 1875, 1876 und 1877 fortgeseßt werden.

Niederlande. Haag, 11. September. In Brielle hatte heute die Enthüllungsfeier des allegorischen Monu- mentes statt, welches zur Erinnerung an die erste Landung der Geusen, den Beginn des Unabhängigkeitskrieges der Niederlande, errichtet worden, und zu welhem im vorigen Jahre am 1. April der erste Stein von dem Könige gelegt wurde. Die Stadt war festlihst geshmückt. Aus allen Theilen des Landes waren Kor- porationen und Schaaren von Besuchern herbeigeströômt. Der König traf in Begleitung seines Bruders, des Prinzen

einrich, und feines jüngeren Sohnes, des Prinzen

lexander, Mittags aus dem Haag in Brielle ein und wurde auf dem Wege bis zum Festploge und von der dihtgedrängten Volksmasse, welche dort versammelt war, mit Jubel begrüßt. Der feierlihe Enthüllungsakt ging in würdigster Weise von Statten. Vom Festplaße begab fih der König mit den beiden Prinzen unter niht enden wollen- den Hochrufen der Volksmenge nach dem Rathhause, wo Se. Majestät an einem Fejtmahle theilnahm.

Heute ist der Marine-Kapitän Jansen von hier nach Konstantinopel abgereist. Demselben ist die Misfion übertragen worden, als Delegirter der Niederlande an der Konferenz theilzunehmen, welche daselbst zusammentreten wird, um über die Einführung einer internationalen Schiffsmefssung und eines internationalen Tonnetimaßes und über die Schlihtung der be- stehenden Differenzen bezüglih der Zollerhebung auf dem Suez- Kanale zu berathen.

15. September. (W. T. B.) Der König hat leute die Sizung der Generalstaaten mit einer Thron- rede eröffnet. In der letzteren wird hervorgehoben, daß die allgemeine und die finanzielle Lage der“ Niederlande eine befriedigende sei. Durch die Herstellung eines Hafens in Vlis- fingen werde ein -neuer Handelsweg ershlossen, die Verwie- lungen, welche dur die indischen Besizungen der Niederlande herbei- geführt worden, ließen dic Zeichen von Sympathie und Freund- haft um so werthvoller erscheinen, die der Regierung Seitens der auswärtigen Mächte zu Theil geworden, die Blokirung Atchin werde aufrecht erhalten, zu energisher Fortsezung des Kampfes gegen die Atchinesen seien gleihfalls alle Vorberei- tungen getroffen. In den westindishen Besizungen sei die Lage eine zufriedenstellende, der Vertrag mit England über die Ein- wanderung- in Surinam sei von den günstigsten Folgen.

Die Demission des Kriegs-Ministers Grafen von Limburg-Stirum ist vom Könige angenommen und der Marine-Minister Brocx mit der einstweiligen Führung der Geschäfte des Kriegs-Ministeriums beauftragt worden.

Frankreich. Paris, 14. September. Das „Journal officiel“ enthält ein Dekret, welhes dem General de Chanzy, General-Gouverneur von Algerien, das Recht verleiht, die Aus- führung der Dekrete vom 24. Dezember 1870 und 20. Februar 1873, welche das Civil-Territorium in Algerien erweitert und das Militär-Territorium beschränkt hatten, in allen Theilen der französischen Kolonieen einzustellen, wo ihm ihre Anwendung verfrüht erscheint, und diese wieder dem Militär-Kommando zu übergeben. Diese Maßregel wird folgender Maßen begründet :

„In Erwägung, daß die Anwendung des Dekrets von 24. De- zember 1870 nur unter der Bedingung möglich, daß die Verwaltun und Justiz über hinreichende Aftionsmittel verfügt; in Erwägung, das in der That diese Mittel in dem größten Theile der Territorien, wo die Bestimmungen des Dckrets in Kraft geseßt wurden, fehlen und aus ihrer Anwendung Verlegenheiten und große Schwie-igkeiten für die obffentlihe Ocdnung und die europäischen Interelsen entspringen; in Erwägung, daß bis zum Augenblick, wo es möglich sein wird, die Bestimmungen des neuen Regimes anzuwenden, es unumgänglich noth- wendig ist, die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Sicherheit, jo wie die Amtsverrichtungen der Justiz dort zu fichern.“

MPrinz Napoleon is gestern hier angekommen, von wo er nach einigen Tagen Aufenthalts nah Korsika gehen wird.

15. September. (W. T. B.) Der Graf von Chanm- bord dürfte, wie die „Agence Havas? vernimmt, nachdem jeßt die Räumung des französischen Gebiets vollzogen i, in nächster Zeit eine Kundgebung über seine Stellung zur Fusionsfrage erlassen.

Die Cholera tritt in verhältnißmäßig milder Form auf; es kommen täglich etwa 10 Todesfälle an derselben vor.

16. September. (W. T. B.) Von einer großen An- zahl von Protestanten isst eine Adresse an die der pro- testantishen Konfession angehörigen Mitglieder der National- versammlung gerihtet worden, in welcher dieselben aufgefor- dert werden, \fich gegen jede monarchische Regierungsform aus- zusprechen.

Spanien. Madrid, 15. September. (W. T. B.) Die Cortes haben den Antrag, betreffend die Wiedereinführung der Todesstrafe in gewissen in den Kriegsartikeln vorgesehenen Fällen angenommen.

Heute hat zwishen Castelar, Manuel Concha, Moriones und Sanchez Bregua eine Konferenz statt- gefunden, in welher der Feldzugsplan zur Bekämpfung der Carlisten in den nördlihen Provinzen festgestellt wurde. General Concha wird das Obverkommando übernehmen und in etwa drei s fich mit Verstärkungen nah den nördlihen Provinzen egeben.

Jtalien. Rom, 15. September. (W. T. B.) Der König wird am 17. September, Nachmittags 5 Uhr, in Wien eintreffen. - Mehrere Senatoren und Deputirten begleiten Se. Majeftät bis zur Grenze. Die Mitglieder der italienischen Ge- sandtschaft, welchen sich der portugiesishe Gesandte anschließt, reisen dem Könige bis Udine entgegen.

Griechenland. Nach den lezten Erhebungen besteht die griechi\sche Armee der „Army and Navy-Gazette“ zufolge aus 1 General, 1 General-Lieutenant, 3 General-Majors, 10 Obersten, 32 Oberst-Lieutenants, 41 Majors, 200 Hauptleuten, 233 Lieute- nants und 214 Fähnrihen: in Summa 735 Offizieren. Von dieser Zahl gehören 21 zum Generalstabe, 351 zur Infanterie, 32 zur Kavallerie, 32 zur Artillerie, 14 zum Train, 78 zum Genie, 74 zur Gensd'armerie, 61 zum Sanitäts-Corps, 34 zur Intendantur.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. September. Um den Mangel an Marine-Offizieren nah Möglichkeit zu beseitigen, sind durch einen Allerhöchsten Befehl vom 30. August (11. September) fast alle Garde-Marine's zu Midship- man befördert worden. Ausgenommen find nur die Garde- Marine's der diesjährigen Entlassung. Eine ähnlihe außer- ordentliche Maßregel is nur während des Krimkrieges {hon ein- mal vorgetfommen.

Der „K. I.* veröffentlicht in seiner Nummer vom 9. d. M. den nachstehenden, mit einem Kourier am 6. September einge- troffenen ausführlihen Bericht des General-Adjutanten von Kauffmann über die jüngsten, telegraphish bereits ge- meldeten Vorgänge im Chanat:

Als General - Adjutant von Kauffmann sich nah der Einnahme von Chiwa mit der Lage der Verhältnisse im Chanat vertrauter ge- macht hatte, gelangte er zu der Ueberzeugung, daß es nothwendig fei, in den Beziehungen eine Aenderung eintreten zu laffen, die zwi)chen den Turkmenen und der Regierung des Chans von Chiwa bestanden, um die Regierung des Chans in die Lage zu seben, unseren Forderun- gen in der Zukunft gerecht werden zu fönnen. Während des Aufent- haltes unserer Truppen in Chiwa stellte es sich heraus, daß die Herr- schaft über die in der Dase von Chiwa lebenden Turkmenen eine rein nominelle ist und t die Turkmenen die Autorität des Chans aus- \chließlich zu ihrem Vortheil und zu ihren Zwecken benußten. Nicht der Chan war Herrscher und Gebieter der turkmenishen Nomaden, sondern diese hieiten ihn vielm-hr beständig in ihrer Hand. Stark an Zahl, etwa 30,000 Kibitken, repräsentirt die turkmenische Bevölke- rung der Regierung des Chans gegenüber ein drohendes Element; dieser sebr kriegerische und bis zum Acußersten entslossene und räu- berishe Stamm fann einen Mann von der Kibitke und somit gegen 30,000 bewaffnete, außerordentlich kühne, frehe, räuberishe Krieger auf \chs- nen, schnellen, ausdauernden NRoffen ins Feld stellen. Unter sich nach dem Prinzip der Gemeindeverwaltung regiert, sind die Turkmenen an

Gehorsam nicht gewöhnt ; sie unterwerfen sich entschieden feiner Autorität und keiner Gewalt und erfüllen keinerlei Forderungen des Chans und jeiner Regierung. Obne an die Kasse des Chans Abgaben zu entrichten, find die Turkmenen der Regierung des Chans gegenürer nur nominell ver- pflichtet, zum Schuße des Territoriums eine bestimmte Anzahl Krie- ger zu stellen. Auch diese Leistung erfüllten fie nicht in der Weise, wie der Chan es befohlen hatte, jondern wie sie es für si selbst zweckmäßiger hielten; sie stellten nicht die vom Chan angegebene An- zahl Krieger, sondern nah Maßgabe der Möglichkeit und nach eigenem Gutdünken. In die Reihen der ciwesischen Kriegsmannschaft einge- treten, bezogen sie vom Chan Gehalt und hiclten fich überdies für verpflichtet und vollkommen berehtigt, beim Durchstreifen der Lände- reien ihrer eigenen Lañèsleute, der Unterthanen des Chans, die Be- wohner in Kontribution zu seßen und ihnen alles abzunehmen, was sie bedurften, angeblich um ihrer Aufgabe als Beschüßer des Landes gerecht zu werden. E E ;

Indem die Turkmenen bewaffnete Mannschaften stcllten und diese eing als eine ihrer Unterthanenstellung zukommende Leistung der Regierung des Chans gegenüber bezeichneten, eigneten fie fich das Bewußtsein und die Üekterzeugung an, daß nur sie im Stande seien, der Regicrung des Chans den erforderlichen Schuß zu gewähren und das Land gegen jeglichen Feind zu vertheidigen. Diese Ansicht wurde, wie es scheint, auch vom Chan selbst und der ganzen Bevölkerung getheilt. Wie sehr fich der Chan in den Händen der Turkmenen be- fand, geht daraus hervor, daß er verschiedene Geld- und Naturalab- gaben von der ganzen übrigen Bevölkerung des Chanats erhob, er ih aber niemals erfühnte, auch die Turkmenen mit irgend welchen Ab- gaben zu belegen. Diese plünderten die friedlichen Einwohner, hatten die Nubßnießung der besten Ländereien des Chanats ohne Atgaben zu zahlen und wurden für ihre Zügellosigkeit, ihre Ueberfälle, Diebstähle X., die eine Einnalmequelle für sie bildeten, k-iner Bestrafung von Seiten des Chans unterworfen.

Es war mit dem Programm der Aktion gegen Chiwa entschieden nit vereinbar, daß man diesem zügellosen Stamme gestattete, auch fer- nerhin in der angegebenen Weise im Chanat sein Treiben fortzuseßen. Troß seines aufrichtigen Wunsches (woran sich jeßt kaum mebr zwei- feln läßt), unsere Forderungen zu erfüllen, wäre der Chan unter den bestehenden Verhäitnissen doch kaum im Stande gewesen, denselben gerecht zu werden. : t

In Anbetracht desscn faßte der Oberbefehlshaber der Truppen den Entschluß, den gegenwärtigen Aufenthalt der russischen Besaßung im Chanat zu benußen, um die obigea Zustände bis zu einem gewis- sen Grade zu ändern, die Turkmenen materiell und moralisch zu ichwächen, ihrem Uebermuth und ihrer Unbändigkeit Schranken zu seßen. Der Éeneraladjutant von Kauffmann legte den Turkmenen daher cine Kontribution auf und befahl mit der Eintreitung derselben bei dem vor allen andern zahlreichen, starken und unruhigen Jomu- denstamme der Bairam-Schaly den Anfang zu machen. Die Kontri- bution ven 300,000 R. konnte im Hinblick auf die Gesammtzahl der turkmeaischen Kibitkfen angelegt werden. Um diese Verfügung bekannt zu machen und den Zahlungémodus und die Frist festzuseßen, beschied Generaladjutant von Kauffmann shon am Ende des Monats ‘Juni die Aeltesten der einzelnen FJomuden - Abtheilungen vor si nach Chiwa. Erst am 5. (17.) Juli erschienen dieselben, und au dann nech bei Weitem richt vollzählig, ein neuer Beweis dafür, wie sehr den Turkmenen Gehorsam und Erfüllung irgend welcher Forderungen und Befehle, von wem sie auch kommen mögen, sonder- bar und unbegreiflih ersien. Als ihnen die Eröffnung in Betreff der Kontribution gemacht wurde, erklärten die erschienenen Aeltesten dem Befehlshaber der Truppen nah einigem Schwanken, daß dieselbe entrihtet werden selle. Darauf eniließ General-Adjutant von Kauff- mann fünf der Aeltesten, je einen von jeder Abtheilung, mit der Weisung, sie mögen dem Volke von ihrem Entschluß Kenntniß geben und für die Zahlung des Geldes Sorge tragen. Die übrigen Aeltesten, zwölf an der Zahl, behielt der Besehlsbaber als Geißeln im Lager zurück, in der Absicht, sie zu entlassen, sobald die Kontribution von den Jomuden anfange ein- zugehen. Die oben erwähnten fünf Aeltesten kehrten am 6. (18.) Juli aus Chiwa in ihre Abtheilungen zurück. Um den Gang der Erhebung der Kentribution zu überwachen, ließ General-Adjutant von Kauffmann am 7. (19.) Juli unter dem Befehl des General-Majors Golowatschew ein Detachement in der Stärke von 8 Compagnien, 10 Geschüßen (dar- unter zwei Mitraillcusen) und der gesammten Kavallerie des Tur- festanshen und Kaukasi]chen Corps (8 Ssotnien und eine Rafeten- Batterie) von Chiwa gegen Chasawat vorrücken (wo die Niederlafsvn- gen der Jomuden vom Stamme Bairam-Schaly am Kanal von Ci a- sawat eigentlich beginnen) ausrücken.

Am anderen Tage nah dem Eiatz:effen der Truppen bei Cha- sawat ging dem General-Major Golowatsch-w die Nachricht zu, daß die Jomuden sich nicht nur nicht zum Erheben der Kontribution an- schidten, scndern von ihren Lagerpläben aufgetrechen seien und uns bewaffneten Widerstand zu leisten beabsichtigten. Auf Grund dieser Nachrichten beshloß General Gelewatshew auf dem Wege, der an der linken Seite des Kanals ven Chasawat nah Smukschir führt, gegen die jomudishen Nomadenlager vorzurücken. 5

Am 9. (21.) Juli um 5 Uhr Morgens von der Schlucht Saikesch ab- marschirt, langte das Detachement um 8 Uhr bei der Schlucht Ba- sarfet an. Um seine Truppen zusammenzuzichen, ließ Genecal Golo- watschew die Tête der Kolonne Halt machen und gleichzeitig eine be- rittene Vorpostenkeite aufstellen, ven welcher unverweilt die Meldung einlief, daß sih in verschiedenen Richtungen unbedeutende, etwa zehn Mann starke Schaaren von Jomuden zeigten, die das Detachement offenbar beobachteten. Gleichzeitig brachten von den Turkmenen ent- flohene persishe Sklaven die Nachricht, daß jene nah Ismamut-ata übersiedelten. ; i /

Auf diese Kunde hin übertrug General-Major Golowatschew die Verfolgung der Turkmenen einer aus fünf Ssotnien nebst einer Rakecten- batterie bestehenden Verhut unter dem Befehl des Obersten Vlodck, während er seibst mit dem übrigen Theil des Detachements der Ka- vallerie nachrückte und um 124 Uhr Mittags bei der Schlucht Basarket anlangte, wo er wegen Mangels einer Bräcke Halt machen mußte. Auf die Nachricht, daß die Kavallerie eine feindliche Karavane ereilt habe, sandte der Chef des D-tachements 2 Compagnien des turkestan- schen Schütenbataislons zur Unterstüßung der Kavallerie ab, während er von Sappeuren eine Brücke über die Schlucht schlagen ließ. Inzwischen erreichte Oberst Block etwa 10 Werst von dem Standorte des Detachc- ments eine große Karavane, die aus einer sehr beträchtlihen Anzahl Wagen, Vieh und Mannschaft:cn bestand und den Sandwüsten zueilte ; er nahm ihr das Vieh und die Wagen ab und die Turkmenen trieb er in den Fluß Saikesch, wo ein großer Theil derselben umkam, indem sie theils erschessen wurden, theils ertranken. Nur einer kieinen Schaar derselben gelang es, über den Fluß zu seben und dieSandstrecken zu erreichen, wo sie gleichfalls von den wohlgezielten Granaten zu leiden hatten. Angesichts der Unmöglichkeit, üter die Schlucht zu_gelangen, bever eine Brücke hergestellt worden, und um nicht seine Streikräfte zu zer- stüdeln, ließ Gencral Golowatshew noch an demselben Tage die Ka- vallerie des Obersten Bleck zum Gros zurückehren. Gleichzeitig wurden auf seinen Befehl alle Häuser der Jomuden, das Getreide, und überhaupt alle Vorräthe derselben von Jangiap_ bis zum Lager der Truppen auf der Strecke einer Werst zu beiden Seiten des Weges den Flammen übergeben. Am 10. (22.) Juli marschirte General Golo- watschew bis Ismamutata, darauf nah Smukschir, woer am 12. (24.) Juli Mitgte und bezog endlich am 13. (25.) Juli bei dem Dorfe Tschandyr ein Lager. 7 j :

Am 13. (25.) Juli um 3} Uhr Nachmittags lief ven den Piquets die Meldung ein, daß sich auf der rechten Seite des Lagers bedeutende Turkmenenschaaren gezeigt hätten. In der Vorauéseßung, daß die Turkmenen auf das Lager einen Ueberfall auszuführen beabsichtigten und um demselben vorzubeugen, sandte General Golowatschew fogleich zwei Kompapnien des dritten Schüßenbataillons, zwet Kompagnien des achten Linienbataillons und einen Zug Schnellfeuergeschüße unter dem Befehl des Obersten Nowomlinëki auf der rechten Seite_des Lagers voraus, mit der Weijung, sie sollten an einem geeigneten Orte in Sch{lachtordnung Stellung nehmen und den Ueberfall abwehren. Die Wahl des Plaßes und die Aufstellung der Truppen war dem

S tal êchef des Detachements, Oberst-Lieutenant Friede, übertragen. Kaum chicken die Truppen \ch an, bei dem ersten trockenen Kanal sich in Schlahtordnung zu stellen, a!s die Turkmenen in großen Massen, Anfangs vor dem Lager, dann auch auf der rech- ten und linker Seite desselben erschienen. Nacdem General Golo- watschew von dem Oberst-Lieutenant Friede Bericht hierüber erbalten, ließ derselbe das Lager alarmircn und auf der linken Seite desselben sechs Ssotnien Kavallerie mit einer Raketenbatterie vorrücken, während er sich selbst zum Detachement des Obersten Nowomlinski begab und die Truppen im Lager in der Stärke von vier Compagnien. Infante- rie, zwei Ssotuien und aht Geschüßen unter dem Befehl des Obersten Omeljanowitsch zurückließ.i

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. September. Der König hat beschlossen, daß die zu dem Konsulats-Distrikte in Hamburg gehörenden Häfen an der Weser und Nordsee unter das Konsulat in Bremen verlegt werden sollen.

-— Die verwittwete Königin hat den sämmtlichen Aufsehern und Arbeitern in den bedeutenden Befißungen des ihr zum Wittwensiß übergebenen Königlichen Lustshlosses Tull-

‘garn in Södermanland in dem Parke des Schlosses ein Fest

gegeben.

Amerika. Washington, 15. September. (W. T. B.) Der offizielle Bericht des Ackerbau-Departements für den Monat September veranschlagt den Ertrag der Ernte an Baumwolle auf 4 Millionen Ballen uud an Getreide auf 250 Millionen Scheffel.

New-York, 15. September. (W. T. B.) In Schreve- port (Louisiana) is das gelbe Fieber mit großer Heftigkeit aufgetreten. 600 Fälle sind bereits konstatirt, von denen die Mehrzahl einen tödtlihen Ausgang hatte.

Asien. Nach einer dem „Reutershen Bureau“ in London aus Teheran zugegangenen Nachriht wäre der bisherige Groß- vezir als Gefangener nah Koom geschickt. Nah anderweitigen tachrihten wäre die Absicht, das Großvezirat aufzuheben, auf- gegeben und es würde der frühere Staats - Minister Moostofi Khan für diesen Posten genannt.

Statistiscze Nachrichten.

Stand der Cholera: Berlin, 15. September. Von gestern auf heute find als an der Cholera erfranft gemeldet: 25 Personen, darunter 12 Todesfälle. Seit Beginn der Epidemie find im Gan- zen bis heute als erkrankt gemeldet 640 Personen; davon sind genescn 102 Perjonen, gestorben 428 Personen, in dcr Behandlung verblieben 110 Personen. Posen, 15. September. Am 13. d. M. erkrankte und starb in biesiger Stadt eine Person, am 14. September c. find feine neue Erkrankungen vorgekommen. Genes-n: 2 Personen. Laza-

rethbesiand am 15. September c.: 3 Personen. MagdeLurg,-

15. September. Am 14. d. M. sind hier an der Cholera erkrankt 10, gestorben 9, am 15. d. Mts. erkrankt 1, gestorben 2 Personen. Stendal, 14. September. Die Cholera begann hier am 8. August. In der ersten Woche eckrankten 21 und starben 14 Personcn; in der zweiten 47 mit 25, in der dritten 114 mit 47, in der vierten 134 mit 69, in der fünftcn bis infl. 11. September 66 mit 25 Todesfällen. Die Zahl der täglich Gestorbenen {chwankte im Maximum zwischen 7 und 14 und errcihte am_1. September die Höhe von 21. Im Ganzen sind bis zum 12. September e:frankt 385, gestorben 180. Dresden, 15. September. Seit dem am 19. Mai d. J. einge- tretenen ersten Choleraerfranfungsfalle bis dato sind hier überhcupt 149 Perjonen an der Cholera erfranft und von denselben 55 wieder genesen, 92 gesterben und 2 zur Zeit nech in Behandlung verblieben. Sr. Petersburg, 14. September. Bis “zum 11. September waren 175 Cholerayatienten vorhanden; im Laufe des Tages kamen 27 hinzu, genasen 14, starben 12, so daß zum 31. Auguît 179 in Behaudlung verblieben. Seit dem Auftreten der Kranfheit (am 6. August) sind im Ganzen 434 Personen erkrankt, 73 gencjen und 182 gestorben.

Breslau, 12. September. Die Einrichtung eines städtischen statistischen Bureaus wird nach dem Beschlusse der Stadtver- ordnetenversammlung am 1. Oftober ins Leben treten.

Die ven der Kaiserlichen Königlichen statistischen Central: Kommission in Wien herausgegebenen Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik enthalten in dem jeßt veröffentlichten 1. Hefte des 20îten Jahrgangs cine ausführliche Arbeit über den Bergwerksbetrieb der im Reichsrathe vertretenen Länder der österrei ch i s{- ungarischen Monarchie für das Jahr 1871, bearbeitet von Josef Rceisiwall, Vize-Direkter der Kaiserlih Königlichen administrativen Statistik. Wir entnehmen daraus die folgenden wichtigen Angaben.

Der Geldwerth der gesammten Produktion des Bergbaube-

triebes (ohne die Salzproduktion) belief sich im gedahten Jahre auf 38,232,296 Fl. gegen 29,664,357 Fl. im Jahre 1870, ist mit- hin um §,567,939 Fl. gestiegen. Unter den wichtigeren Mon- tanprodukten sind namentlich hervorzuheben: Eisenerze 15,427,952 Ctr. (Wicner) gegen 14,913,407 Ctr. im Jahre 1870, Kupfererz 31,794 Cir. (1870: 463,887 Ctr.), Bleierz 144,461 Ctr. (1870: 156515 Ctr). Geolderz 39,847 Ctr. (1870: 38,262 _ Ctr.), Silbererz 87,732 Ctr. (1870: 92,543 Ctr.), Queckilbererz 522,435 Ctr. (1870: 430,380 Ctr.), Zinnerz 27,385 Ctr. (1870; 41,218 Etr.), Zinkerz 241,107 Ctr. (1870: 244,545 Ctr.), Schwefel- fiecs 212,934 Ctr. (1870: 235,509 ECtr.), Graphit 458,168 Ctr. (1870: 445439 Ctr.), Alaun- und Vitriolschiefer 965,761 Ctr. (1870: 1,289,443 Ctr.), Steinkoblen 77,729,639 Ctr. (1870: 67,118,268 Ctr.), Braunkol;len 75,399,239 Ctr. (1870: 61,753,342 Ctr.). Die wichtigsten Produkte des öjterreichishen Bergbaubetriebes sind hiernach Eisenerze, Stein- und Braunkohlen und tritt bei diesen eine crheblide Zunahme der Förderung gegen 1870 hervor. Ver Eisenerzbergban ist am bedeutendsten in Steiermark (1871: 6,013,342 Ctr.), Kärnten (2,918,744 Ctr.), Böhmen (3,894,103 Ctr.) und Mäh- ren (1,335,319 Ctr.). Der Haupttheil der Steinkohlenproduktion ent- fällt auf Böhmen mit 44,961,732 Ctr.; außerdem kommen noch Mäkren mit 8,748,627 Ctr., Schlesien mit 18,929,316 Ctr. und West- galizien mit 4,116,698 Ctr, in Betracht. Bezüglich der Braunkoÿlen- förderung steht wieder Böhmen mit 42,427,022 Cir. voran; daneben baben nur noch Kärntcn mit 19,770,312 Ctr. und Desterreich ob der Ens mit 4,675,582 Ctr. bedeutendere Produktion. L e

Die gesammte Produktion des Hüttenbetriebes repräsentirt für 1871 einen Geldwerih von 25,652,788 Fl. gegen 24,600,209 Fl. im Vorjabre. Die wichtigsten Produkte desselben waren: Silber 32,681,7 Wiener Münzpfund (1870: 31,070,9 W. Münzpf.), Frisch- Roheisen 4,469,171 W. Etr. (1870: 4,305,395 Ctr.), Guß - Roheisen 739,844 Cir. (1870: 669,078 Ctr.), Kupfer 7085 Ctr. (1870: 10,111 Gtr.), Gläâtte 29,837 Ctr. (1870: 14,682 Ctr.), Blei 61,431 Ctr. (1870: 80,746 Ctr.), Schwefel 20,419 Ctr. (1870: 23,147 Ctr.), Eisenvitriol 112,872 Ctr. (1870: 124,804 Ctr.), Alaun 24,245 Ctr. (1870: 28,410 Ctr.).

Kunst und Wissenschaft.

Berlin, 16. September. Im laufenden Monat findet in Wien ein meteorologischer Kongreß statt, auf dessen Programm das im verflossenen Jahre in Leipzig ernannte, aus den Herren Buys- Ballot, Dr. Neumever chind R. Scoit bestehende Suvfomite u. a. auch die Diskussion geseßt hat über die Frage der „Praftibilität und Zweck- mäßigkeit der Wetter- und Sturm-Signale in Europa“. Das Sub- fomite hat die Frage in sechs Unterfragen zerlegt und die europäischen Meteorologen, auch wenn sie deu Wiener Sangrei mae besuchen soll- ten, zur Begutachtung derselben aufgefordert. ie sechs Unterfragen beziehen sich auf 1) den praktisch-n Nußen der gebräuchlihen Sturm- signale, 2) die Zweckmäßigkeit, um vor dem kommenden Winde zu warnen, außer den Mittheilungen über Richtung und Stärke des Win- des, welcher hon weht, auch die „Gradients“ des Barometers hinzu-

zufügen, 3) die Nothwendigkeit, außer den Veränderungen in der Höhe des Quecksilbers im Barometer auch den Stand und die Ver- änderungen des Thermometers, Hygrometers und anderer metecoro- logischer Instru:nente mitzutheilen, 4) das Minimum dessen, was in Bezug auf die Sturmwarnungen der eine Direktor dem eines an- deren Bezirks mitzutheilen, oder im Austausche von einem andern zu erhalten hätte, 5) die physikaliîchen Gesetze, nah dencn die Bewegungen im Luftmeere geschehen und 6) auf die Vöglichkeit, den in See längs der Küste segelnden Schiffen die Witterungsverhältnisse durch Ses phoren, oder durch Signale von den Leuchtthürmen aus bekannt zu geben. Herr Professor Dr. Preftel in Emden hat fich in einer kur en Brochüre (bei Th. Hahn Wwe. in Emden) über alle sechs Panfte geäußert und s{licßt feine Besprechung mit den Wottea: „Der größte Dienst, welchen die eleftrishe Telegraphie in Beziehung auf die Vo - berbestimmung de3 Wetters, wie fie der Schiffer, Fischer und Land- wirth zu fordern berechtigt ist, leistet, wird eben der sein, daß sie d i Meteorologen zur Kenntniß solcher Daten verhilft, welche erforderlich find, um die Geseße entwickeln zu fönnen, nah welchen sich das Wetter verändert und nach welchen diese Veränderungen über die Erd- Oberfläche fortschreiten. Aus dicsen Geseßen werden si dann be- stimmte Regeln ergeben, nah welchen sih das Wetter, allein na dem an ein und demjelben Orte beobachteten Stande und den Verä be- rangen des Barometers, Thermometers und der Windfabne ‘vorh c bestimmen läßt.“ i d

Die Nr. 74 d Wissenichaftli Sl or Me VtT, er „Wilsenihaftlichen Beilgge Leipziger Zeitung“ vom 14. September enthält cinenutsek; Zur Bevölkerungsfrage, mit Rüficht auf Sachsen. T. Besyrehur- gen und Recensionen. Verzeichniß der auf der Universität Leivzi im Winterhalbjahr 1873—74 zu haltenden Vorlesurgen. 8

Meyers Deutsches Jahrbuch ist jeßt im zweiten Jahr- gang unter Redaktion von Max Wirth erschienen (Hildburghausen Verlag des bibliographischen Instituts 1873). Wie der Herausgebe- N : 2 t 2 E Ô L geber in dem Verwort mittheilt, hat er die Redaktion des zweiten Fah In. den More e VA C on Des 3? Zahrgangs des Deutschen Jahrbuchs auf Grund einer Verständigung mit Herrn Meyer übernommen, weil er ebenfalls ein historish-encyfklopädisches Jahrbuch gründen wollte, welches ebenso wie das Deutsche Sahrbu ein getreues Bild der fortschreitenden Gesammtthätigk-it der civilisirten Völker auf dem Gebiete der Politik, der Kirche, der Volkswirthschaft Technik, Wissenschaft, Kunst und schönen Literatur liefern sollte. Daß die Verschmelzung der beiden Unternehmungen und die dadurÿ herbet: geführte Erweiterung des Kreises der Mitarbeiter das Werk, welcches gleichzeitig eine fortlaufende Ergänzung des Meyerschen Konveriations- lerifons bildet, seinem Ziele erheblich näher geführt hat, beweist das na- felgend-Inhaltsverzeichniß des zweiten, auf dasFahr1872 bezüglichenJahr- gangs: Politische Umschau: Uebersicht der Ereignisse. Von dem Heraus- geber, Yî. Andree und I. Fehr. Geographie: Uebersicht der. Reisen und Entdeckungen. Von Richard Andree Statistische Uebersichten Kirche und Schule: Katholisches Kirchenwesen. Protestantisces Kirchen- wesen. Von Dr. E. Bezold. ‘Unterrichtswesen im Deutschen Reich fs Kunst. Bildende Künste. Bon F. Pecht. Musik Von Fron: Gehring. Theater. Von Heinrih Goll. Wirthschaftspflege, und gemeinnüßige Bestrebungen: Volkswirthschaftlibe Umschau. Von dem Herausgeber. Deutsches Gesellshaftscecht. Von Karl Gareis. Ar- beiterverhältnisse. Von Dr. Fr. Kleinwächter. Ländliche Arbeiter- verhältnisse. Von Prof. Dr. von der Golß. Sparkassenwescn. Von J. Landgraf. Genossenschaften. Von dem Herausg-ber Gefängniß- wesen. Von G. Spitäler. Von Prof. Dr. Seiß. Reinigune do Städte. Von Neßmann. Gartcnbau. Von H. Jäger Die en : lishe Fabrifgeseßgebung. Produktion und Verkehr: Die Rechtsver: hältnisse der Eff:ktenbörsen. Von Karl Gareis. Welthandel Grün- dungen. Von Prof. Clement und Dr. Sar. Münzwesen ‘Von Dex. A, Luschin. Maß und Gewicht. Postwesen. Telegraphenwesen. Eisen- bahnen. Von Dr. Karl Schmeidler. Wasserstraßen. Von Honjell Landwirthschafr, Von Karl Birnbaum. Forstwirths{aft. Von Dr. O. V. Leo. Fischerei. Von Freiherrn von den Wengen. Technik : Brückenbau. Von Prof. Dr. Heinzerling. Eisenbahntec- nif. Von Prof. Sonne. Werkzeug- und Fabrikationsmaschizen. Von Dr. Hartig. Landwirthschaftlibe Geräthe und Maschinen. Chemi- sche Technologie _ Von D. Müller. Wissenschaft: Ailgemeiner Charafter und Stand der Naturforshung. Von Dr. A. Völk L Ss Physik. Von Dr. Klein. Chemie. Von Prof. Dr. F. Schneidec Astronemie. Mcteorologie. Von Dr. Klein. Mineralogie und Geologie. Von L. Würtenberger. Botanik. Von Dr. E. Seaue Zoologie. Paläontologie. Von Dr. Fr. Rabel. Physiologie. Von Prof. Dr. Aubert. Chirurgie. Pathologie und Thzravie. Von Prof. Dr. Eulenburg. Augenheilkunce. Von Prof. Dr. Dor. Vetcrinätwissenshaft. Anthropologie und Ethnologie. Von Dr. H. Obst. Alterthumswissens{chaf#t Literatur: Historische Literatur. Von Dr. Hans Pruß. Volkswirth- schaftlihe Literatur. Von **l, Technologische Literatur. Von K Karmarsch. Deutsche s{öône Literatur. Von Prof. Dr. A “Stern. Englische Literatur. Von Richard Garnett. Französishe Üteratur. Von J. Mäbly. Italienische Literatur. Kriegêwesen: Von Albert Schmidt. Heeresorganisation der europäischen Staaten. Bewaffnung dec Heere. Festungsbau. Kriegsflotten. Militärische Anforderungen an den Deutschen Reichstag. Stärke der Land- und Seemacht der Staaten. Die Verluste des_deuts-französishen Krieges 1870—71 Militärische Literatur 1871—72. Nekrolog. “N Í

_ Wolfenbüttel, 11. September. Der hiesige Ortsverein für Geschichte hielt au Montag eine Sißung, zu welcher zunächst des erfreulihen Wachêthums des Vereins gedacht wurde. Derselbe zäblt bereits 73 Mitglieder, welche fast allen Zweigen des Gelebrten- standes angehören. Die Herren von Schmidt-Phiseldeck und Voges gaben sodann Bericht über eine neulihe Exkursion des Vereins na dem Kloster Heiningen, dessen Urkunden ein Mitglied desselben, Archivregistrator Ehlers, herauszugeben beabsichtigt, da sie jedenfalls zu den ältesten geschichtlichen Dokumenten unserer nähsten Umgebung zu rechnen sind. Die Kirche, im romanischen Styl und bis auf den zerstörten Kreuz- gang wobl erhalten, enthält außer ihrem {ön:n Bau, der in die Zeit Heinrichs des Löwen fallen mag, manche Merkwürdigfeiten, u. A ein altes, koitba:es Kruzifir im Style des 14. Jabrhunderts, ein Nekre- legium (Todtenbuch) des Klosters, w-lches zwar: nicht in das Mittel- alter hinaufreiht, aber doch für die Geschichte der leßten Jahrhunderte d.s Klosters von Wichtigkeit ist und namentli auch Aufschluß geben mag über die hier ansässigen Familien der damaligen Zeit.

London, 11. September. Eia New-Yorker Telegramm der „Daily News" bringt Nachrichten über das Schicksal der verunglückten amerifanischen Nordpol-Erpedition. Darnach fand der Dampfer „Tigreß* gegen Mitte August das Lager des „Polaris“ auf der Littleton-Insel. Das Schiff war gesunken und die Beman- nung hatte sich in Booten, die aus dem Wcack hergestellt worden nach dem Süden legeben. Die „Tigreß® ift nun mit ihrer Aufsuchung beschäftigt. E

Am 27. August starb _ in Wilna im Alter von 60 Jahren der als Geschichtsforsher und Sammler von Alterthümern bekannte Graf Eustah Tyszkiewicz. Derselbe hat nicht blos zahlreiche arhäo- logische und historishe Scriften und größere Werke herausgegeben, sondecn auch in Wilna ein sehr reichaltiges Museum von Aiterthü- mern gegründet, dessen langjähriger Vorstand er war. ;

Gewerbe und Handel.

Dortmund, 15. September. (W. T. B.) Jn der soeben stattgefundenen S1ßung des Aufsichtsraths des Deutschen Berg- werksvereins wurde die Bilanz festgestellt und nah den statuten- mäßigen Abschreibungen ein Reingewinn von 167,000 Thalern kon- statirt. Ein Antrag auf Fusion mit einer englischen Gesellschaft, wobei der deutshe Bergwerksver-in mit 2 Millionen Thalern einge- seßt werden sollte, wurde im Interesse der Aftionäre einstimmig ab- gelehnt. Außerdem wurde * beschlossen, der Generalversammlung, welche am 4. Oktober stattfindet, die Vertheilung einer Dividende von Ee und die Dotirung dcs Reservefonds mit 47,000 Thlrn. vor- zusch!agen.