1873 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 19 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Simpts{-Strehlener Kreis-Chaussee bei e zum Anschluß an die Kreis-Chaussee Jordansmühle—Bahnhof Wäldchen bei Petrigau und von der Nimpt\ch-Strehlener Kreis-Chaussee bei Silbiß bis zur Grenze des Kreises Strehlen in der Richtung auf Danchwit, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 34, S. 223, ausgegeben den 22. August 1873;

17) der Allerhöchste Erlaß vom 2. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Erpropriationêrehts und der fiskalischen Vorrechte an den Kreis Löbau für den Bau und die Unterhaltung der Chausseen von Neumark über Kauernick bis zur Strasburger Kreisgrenze bei Dt. Brzozie in der Richtung auf Strasburg, von Neumark nach Mroczno in der Richtung auf Lautenburg und von Löbau bis zur Osteroder Kreisgrenze hinter Zlottowo in der Richtung auf Gilgen- burg, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwer- der Nr. 39, S. 161, ausgegeben den 27. August 1873;

18) das Allerhöchste Privilegium vom 2. Juli 1873 wegen Aus- fertigung auf den Inhaber lautender Kreis-Obligationen des Löbauer Kreises im Betrage von 51,400 Thalern IV. Emission ducch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 35, S 161 bis 163, ausgegeben den 27. August 1873;

19) der Allerhöchste Erlaß vom 7. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Expropriationsrechts und der fiskalischen Vorrechte an den D Dersord für den Bau und die Unterhaltung einer von der Herford-Lübecker eo bei Oberbehme sich abzweigenden Kreis- chaussee über Löhne, Gohfeld bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf die Minden - Lippstadter Staatsstraße bei Oeynhausen, einschließlich der über die Werre zu erbauenden Brücke, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Minden Nr. 34, S. 159, ausgegeben den 23. August 1875; g s /

20) der Allerhöchste Erlaß vom 11. Zuli 1873, betreffend die Ausführung der Eisenbahn von Harburg nah Stade, durch die Amts- blätter der Königlichen Regierung zu - Potsdam Nr. 31, S. 220, ausgegeben den 1. August 1873, für Hannover Nr. 32, S. 253/254, ausgegeben den 1. August 1873; ] i l

21) der Allerhöchste Ss vom 11. Juli 1873, die dem Geheimen Kommerzien-Rath Krupp zu ag und L. F. Buderus zu Neuwied als Besißer der Hermannshütte resp. der Hütte Germania bei Neuwied unter Verleihung des Expropriationsrehts ertheilte Erlaubniß zur Anlage einer für den Lokomotivbetrieb einzurihtenden Anschluß- und Ver- bindungs-Eisenbahn von den génannten Hüttenwerken nach dem Bahn- hofe der Rheinischen Eisenbahn zu Neuwied (rechtes Rheinufer) be- treffend, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Coblenz Nr. 33, S. 223, ausgegeben den 7. August 1873; i

22) das Allerhöchste Privilegium vom 18. Juli 1873 wegen Kreirung auf den Inhaber lautender Obligationen für die Stadt Sch{wedt a. d. O. zum Betrage von 100,000 Thalern dur das Amts- blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 35, Seite 263 bis 266, ausgegeben den 29. Gen 1873; l y

23) der Allerhöchste Erlaß vom 21. Juli 1873, betreffend die Genehmigung der mit dem Sitze in Berlin auf Gegenseitigkeit errich- teten Lebensversicherungs-Gesellshaft „Nationale“, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 35, Beilage S. 1 bis 10, ausgegeben den 29. August 1873; : :

24) der Allerhöchste Erlaß vom 23. Juli 1873, betreffend die Verleihung des Expcopriationsrechts und der fiskalischen Vorrechte an den Kreis Bitburg für den Ausbau und die Unterhaltung der Straße von Sinspelt über Mettendorf und Freilingen nah Bollendorf, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 36, S. 172 ausgegeben den 4. September 1873.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 19. September. Der Gesandte des Deutschen Reichs am Königlich italienischen Hofe, Geheimer Lega- tions-Rath von Keudell, ist aus Rom hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der Geheime Legations-Rath Bucher hat sich Anfangs dieser Woche nah Varzin begeben.!

Der General-Lieutenant, General-Adjutant Sr. Majestät und Commandeur der Garde-Kavallerie-Division Graf von Brandenburg hat sih zur Beiwohnung an den Uebungen der Kavallerie-Regimenter des 1X. Armee-Corps bei Apensen dort- hin begeben.

Der Königlich bayerische Oberst und Militär-Bevollmäch- tigte Fries ist von Urlaub hier wieder eingetroffen.

Die zur Beiwohnung an den Manövern des Garde- Corps hierher kommandirt gewesenen Kaiserlich österreichischen und Königlich italienishen Offiziere haben Berlin wieder ver- lassen.

Von den Truppen der Okkupations-Armee trafen heute auf dem Rücktransport aus Frankreich hier ein: Um 9 Uhr 45 Minuten Vormittags auf dem Potsdamer Außenbahnhof: die 5. \hwere Batterie des Brandenburgischen Feld - Artillerie- Regiments Nr. 3 (General-Feldzeugmeister) Divisions - Artillerie. Abfahrt: Niedershlefisch-Märkischer Bahnhof um 1 Uhr 25 Mi- nuten Nachmittags, Ankunft in Frankfurt a. O. um 4 Uhr 45 Minuten Nachmittags. Ferner trafen auf dem Potsdamer Außenbahnhof um 2 Uhr 30 Minuten Nachmittags hier ein: Die 6. \{chwere Batterie des Brandenburgischen Feld - ÄArtillerie- Regiments Nr. 3 (General-Feldzeugmeister) Divisions-Artillerie. Abfahrt: Niedershlesisch-Märkischer Bahnhof um 7 Uhr 30 Mi- nuten Abends, Ankunft in Frankfurt a. O. um 10 Uhr 40 Mi- nuten Abends.

Der frühere Privatdozent an ‘der Universität in Jena Dr. Dohrn hat insbesondere zum Studium der niederen See- thiere eine zoologische Station in Neapel begründet und fich entschlossen, die Arbeitstishe in dem Laboratorium den Staatsregierungen gegen Miethe zur Verfügung zu stellen. Um auch preußischen Gelehrten die Theilnahme an den unmittelbaren Vortheilen des für die Wissenschaft bedeutsamen Unternehmens zu sichern, beabsichtigt die Staatsregierung, zwei Arbeitstische in dem Institut vorläufig auf drei Jahre zu miethen, zu welchem Behufe von Sr. Majestät dem Kaiser und König jüngst die Geldmittel bewilligt worden sind.

In Folge amtlicher Veranlassung is von dem in Nr. 213 des „Reihs- und Staats-Anzeigers“ veröffentlihten „Unter- s[uBung#ptan zur Erforschung der Cholera und

eren Verhütung. Denkschrift, verfaßt von der durch den Bundesrath eingeseßten Cholera-Kommis- sion für das Deutsche Reih“ ein Separat-Abdruck veranstaltet worden. Demselben sind zur Vervollständigung noch die in der Denkschrift erwähnten vier Shemata beigegeben, deren Anwendung für die Anzeigen und Berichte über Cholera- fälle 2. von der Kommission empfohlen wird. Der Separat- Abdruck kann sowohl durch die Expedition des „Reichs- und Staats-Anzeigers“, S CaioRe 92, wie auch im Wege des Buchhandels dur die Gewerbe-Buchhandlung von Reinhold Kühn u. Engelmann, Berlin, Leipzigerstraße 14, bezogen werden.

S. M. Schiffe „Vineta“ und „Hertha“ sind am 17. d. Abends in Neufahrwasser eingetroffen und S. M. S.

„Nautil us“ gestellt.

Kaiserswerth, 16. September. Die hiesige Diako- nissenanstalt feierte gestern unter zahlreicher Betheiligung ihr 25jähriges Stiftungsfest.

Vayern. München, 17. September. Prinz Leopold wird \sich am nächsten Sonnabend mit seiner Gemahlin Prin- Uy Gisela vom Bade Ishl aus zum Besuche nah Wien

egeben.

Der Königliche Geheime Kriegsrath Ludwig von Grop- per, seit einigen Jahrzehnten Referent im Kriegs-Ministerium, ist heute Mittag gestorben.

Vom Kriegs-Ministerium if eine provisorishe Vor- \{chrift über den Anzug der Offiziere und Mannschaften bei den verschiedenen Gelegenheiten in und außer Dienst erlassen worden. Dieselbe unterscheidet 6 Arten des Anzugs: Hofanzug, Parade- anzug, Dienstanzug, Exerzieranzug, feldmäßiger Anzug und An- zug außer Dienst.

Württemberg. Friedrihshafen , 14. September. Der Herzog Eugen von Württemberg is gestern Abend von hier wieder abgereist.

Hessen. Darmstadt, 18. September. (D. Z.) Die außerorordentlihe Landessynode fette in ihrer gestrigen 9. Sigzung die Berathung des Verfassungsentwurfs fort und er- ledigte die S8. 9 bis 11 im wesentlihen zustimmend. Der S. 9, welcher mit Amendements der Aus\s{hußmajorität, der Abgeord- neten Habicht, Weber und Curtmann angenommen wurde, be- stimmt, daß der Wohnsig in einem Kirchspiel die Einpfarrung nebst allen davon abhängenden Rechten und Pflichten begründet, insoweit nicht nicht der Konfession der Gemeinde Angehöriger aus- drücklich seine Einpfarrung in eine andere Pfarrei verlangt, daß ein Neuanziehender bei einer Gemeinde mit mehreren Parochien die Wahl bezüglich der Leßteren hat und die Frage, ob Jemand in eine Gemeinde eingepfarrt sei, von dem Kirchenvorstand, unter Vorbehalt ‘des Rekurses an den Dekanatsaus\{huß und den Ober- Kirchenrath, entschieden wird. §. 10 über die Pflihten und Rechte der Gemeindeglieder wurde mit Amendements der Aus- shußmajorität, der Abgeordneten Schwabe und Kraft, angenom- men. L. 11 (Selbstverwaltung der Gemeinden durh Gemeinde- vertretung und Kirchenvorstand) wurde gemäß der Fassung des Ausschusses unter Zustimmung des Kirchenregiments ange- nommen.

Mecklenburg. Schwerin, 18. September. Der Gro ß- herzog is gestern Abend von hier nach Buxtehude abgereist, um den in dortiger Gegend unter dem Befehl des Generals Sreiherrn von Schlotheim stattfindenden Kavallerie-Exerzitien des IX. Armee-Corps beizuwohnen. Se. Königliche Hoheit wird am 20. d. M. hierher zurückehren.

Die Fürstin Adolph vonSchwarzburg-Rudol- stadt und der Prinz Günther find gestern Abend hier ein- getroffen. |

Das „Reg. Bl.“ veröffentlicht folgende Verfügung des Finanz-Ministeriums vom 10. d. M.:

In Ausführung der Verordnung vom 26. v. M-., betreffend das Verbot der Annahme von ssterreihischen und ungari- \chen Ein-Viertel-Guldenstücken, werden die Großherzoglichen Kassen und die Landes - Rezepturkasse hierdurh angewiesen, die bei denselben gegenwärtig etwa vorhandenen österreichischen und ungarischen Ein-Viertel-Guldenstücke innerhalb 14 Tage an die Großherzogl. he Renterei hierselbst abzuliefern.

E E Sachsen-Weimär-Eisenach. Eisenach, 17. September. Morgen findet hier der feierlihe Einzug des Erbgroß- herzogs und seiner Gemah!kin statt. An die Einzugs- feierlihkeiten reiht ih ein Volksfest, dann Bälle und eine Soirée auf der Wartburg.

Lübe, 18. September. Nach einer Bekanntmachung des Medizinal-Amts i} die Cholera hier seit dem 3. d. M. er-

loschen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 18. September. (W. T. B.) Der König von Italien hatte heute Vormittag mit dem Minister-Präsidenten Minghetti und dem Minister des Auswär- tigen, Visconti-Vénosta, eine längere Konferenz, empfing dem- nächst den italienishen Gesandten, Grafen de Robilant et Ce- reaglio, und machte sodann den hier anwesenden Erzherzogen seinen Besuh. Später fuhr derselbe über die Ringstraße nah dem Ausstellungsgebäude und wohnte der Eröffnung der Pferde- ausstellung bei. An dem Dejeuner, welches vom Kaiser im Kaiserpavillon gegeben wurde, nahmen auch die Erzherzoge, die italienischen Minister und die Minister Andrassy und Chlumey Theil. Heute Abend findet Familiendiner in Shönbrunn und Besuch des Hofopernhauses statt.

Außer dem Minister-Präsidenten Chevalier Minghetti und dem Minister des Aeußern Chevalier Visconti-Venosta find mit dem König "von Italien hier eingetroffen: Ober-Stallmeister Conte Castellengo, erster Adjutant General Bertolé-Viale, Ad- jutant General Lombardini , Adjutant General Dezza, Colonel Nasi, Ordonnanzoffizier, Chef des Ministeriums des Königlichen Hauses Visoni,“ Chef des Kabinets Comthuro Aghemo, Sekretär des Kabinets Zigovih, Chevalier Bianchi, Sekretär des Minister- Präsidenten, Conto Tornielli Brusati, Sekretär des Ministers des Aeußern, Major Govone, Major Medici, Major delle Penne, Major Cagni, Kapitän Conte Po, Ordonnanzoffizier, Leibarzt Dr. Adami.

Der Minister-Präsident Fürst Adolf Auersperg ist von seinem Urlaub nah Wien zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen.

Agram, 17. September. In der heutigen Landtags- Sitzung interpellirte Makanec die Regnicolardeputation, was sie in Pesth in Betreff vieler Angelegenheiten, deren Austragung fie versprochen, ausgerichtet habe. Zsivkovic meinte, die Deputation sei einzelnen Abgeordneten nicht verantwortlih, welhe Anshauung vom Hause mittelst Abstimmung gebilligt ward.

In der hierauf erfolgten Budgetdebatte erledigte der Land- tag das ganze Budget für 1873 gemäß den Anträzen des Finanzausshuü}es.

Herr v. Mazuranic wird morgen den Eid als Banus' von Croatien ablegen.

Schweiz. Bern, 15. September, Der Appellations- und Kassationshof in Sachen der renitenten katholischen Geist- lihen des Jura hat heute das Urtheil gesprohen und die Ab- berufung der 69 vom Staate angestellten Pfarrer beschlossen (die anderen 27 Geistlichen, welche den Protest gegen die Amts- entsezung Lachats mit unterzeichnet hatten, sind keine im Amte ali Der mit 7 gegen 1 Stimme gefäßte Beschluß lautet wörtlich:

ist an demselben Tage in Kiel außer Dienst

„1) Die 69 vorhergenannten Geistlichen sind von ihren geistlichen Gemeinde-Aemtern abberufen; 2) ein Jeder von ihnen ift für unfähig erklärt, zur Stellveriretung eines anderen Pfarrers ernannt zu werden, fo lange er seinen Protest vom Februar 1873 nicht zurückgezogen haben wird; 3) außerdem sind sie solidarish zu den Gerichtskosten

verurtheilt. *

Der Große Rath des Kantons Tessin hat am 11. d. M. seine außerordentliche Session geschlossen, nahdem die von der Regierung vorgelegten Gesezentwürfe, mit welchen die Abstimmung in den Gemeinden in eidgenössischen Angelegenheiten eingeführt wird, diskutirt und mit wenigen Veränderungen sanftionirt worden waren. Damit hat \ich Tessin vollständig nah dem von den eidgenössischen Räthen ausgesprochenen Wunsche gerichtet und in diesem Punkte sich mit allen andern eidge- nössishen Kantonen auf die gleihe Linie gestellt. i

Neuenburg, 15. September. In der Volksabstimmung über eine partielle kantonale Verfassungs-Revision wurde die Trennung von Kirche und Staat abgelehnt, ebenso das Re- ferendum. Die zwei anderen Artikel, welche von radikaler Seite vorgeshlagen waren , betreffend Ausdehnung der politischen Rechte der Schweizerbürger und Aufhebung der Strafe des Ver- [ustes der politishen Stimmfähigkeit für Vergeldstage, wurden angenommen.

Niederlande. Haag, 18. Sepkember. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Ersten Kammer gab der Justiz- Minister de Vries die Erklärung ab, daß das Ministerium auf den wiederholten Wunsch des Königs und nachdem s\ih die Ver- suche, ein neues Kabinet zu Stande zu bringen, als fruchtlos U die Entschlicßung gefaßt habe, auf seinem Posten zu verbleiben.

Belgien. Brüssel, 18. September. (W. T. B.) Der König und die Königin begeben sich, wie die „Indépendance“ meldet, demnächst nah Biarriß, um daselbst längeren Auf- enthalt zu nehmen.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Sep- tember. Lord Granville hat sich nach Schottland begeben, um den Marquis von Harlington als dienstthuender Minister am HSoflager in Balmoral abzulösen.

Einem Ausweise der offiziellen „London Gazette“ zu- folge find feit dem 1. April 2,720,550 Lstr. Uebershüsse der Staatseinkünfte über die Ausgaben zur Tilgung der engli- \chen Staats\chuld verwendet worden.

Frankreich. Paris, 18. September. (W. T. B.) Mehrere hervorragende Mitglieder des rechten Centrums und der Rechten begeben sih heute, dem Vernehmen ‘nah, von hier nah Frohsdorf.

18. September. (W. T. B.) In den legitimisti- \chen Kreisen wird versichert, man sei nahe daran, zu einem Punkte des Einverständnisses mit dem Grafen von Chambord zu gelangen, und zwar in der Weise, daß der Graf von Chambord seine Anhänger zu der Erklärung ermäh- tigen würde, daß er den der Nation zustehenden Rechten gegen- über sih durchaus niht ablehnend verhalte, vielmehr darein willige, mit den Vertretern der-Nation über die künftige Staats- verfassung in Verhandlung zu treten, und daß die Herstellung eines Einverständnisses zwishen ihm und der Nationalversamm- lung durchaus nicht zweifelhaft sei. In den konservativ-liberalen Kreisen dagegen bleibt man bedenklich und befürchtet namentlich; daß der Graf, von Chambord die zwei Fundamentalbedingun- gen, die in diesen Kreisen für seine Restaurirung gestellt werden, nicht werde erfüllen wollen. Diese Bedingungen aber sind, daß der National - Versammlung die Regelung der Fahnenfrage überlassen bleibe, und daß die öffentliche Mei- nung über die Intentionen des Grafen von Chambord gegen- über dem Auslande und namentlih gegenüber dem Königreiche Italien vollständig beruhigt und vergewissert werde.

Dem „Temps“ zufolge wurde der Deputirte de Larcy neuerdings beauftragt, dem Grafen von Chambord eine von 130 Deputirten von der Rechten unterzeichnete A dresfe zu überreichen, in der die legteren erklären, das Reht des Grafen von Chambord auf Intakterhaltung seines Prinzips, in der Fahnenfrage keinerlei Zugeständnisse zu machen, werde von ihnen anerkannt, desungeachtet sei er aber verpflichtet, die Krone anzu- nehmen, wenn Frankreih ihm selbst diese Krone mit der dreifar- bigen Fahne anbiete. Zum Voraus werde keinerlei Opfer von ihm verlangt, er könne aber, Loe sih selbst untreu zu werden, den Wünschen der Nation im höchsten Interesse des Vaterlandes und der Kirche sih aubequemen, falls ein derartiger Beschluß der Nationalversammlung vorliegen werde. Wie das „Journal de France“ wissen will, wäre der Erzbishof Guibert von Paris wegen seines kürzlih erlassenen Hirtenbriefs von dem Grafen von Chambord besonders beglücwünscht worden.

Spanien. Telegramme aus Perpignan vom 18. d. M. melden: Die Generale der Carlisten Saballs und Castello sind gestern hier eingetroffen. Saballs if nah Erledigung eines ihm von Don Alphonso ertheilten Auftrags darauf wieder zu- rückgereist.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 16. September. Während der Abwesenheit des Ministers der Kommunikationen General-Lieutenants Grafen Bobrinski is mit der interimisti- schen Leitung des Ministeriums der Senator Ss\elisontow betraut worden.

Vorgestern Abend ist der Kaschgarshe Abgesandte Mullah-Chadsha-Turan-Umara von hier wieder ab- gereist.

af In Bezug auf ein neues Pensions-Reglement hat, wie die „M. 3.“ meldet, die beim Finanz-Ministerium ein- geseßte Kommisfion zur Revision des jetzt bestehenden Reglements ein detaillirtes Projekt für die Errichtung einer Ten Aida für Civilbeamte nach dem Prinzip der gegenseitigen Versicherung ausgearbeitet und Bestimmungen darüber entworfen, in welcher Weise schon jeßt im Dienste stehende Personen Pensionen genießen und welche Ressorts, Institutionen und Personen als Theilhaber ‘an der Kasse angesehen werden sollen. Nach dem Projekt wäre ein jährliher Abzug von 7 pCt. des Gehalts, dabei aber auch zur Erleichterung für die Beamten eine allmählihe Erhöhung des Gehalts um 7 pCt. in Ausficht genommen.

“_— Der Schluß des Auszugs aus dem Bericht des Generals Kauffmann über die Vorgänge im Chanat Chiwa lautet (vgl. d. gestr. Nr.) nah dem „R. J.“:

Das- Detachement schlug sein Lager an beiden U*ern des Kanals Chodsha-kunga-han in der Weise auf, daß sich die Infanterie auf der rechten Seite des Kanals befand und die Kosakenssotnien mit der Rakenbatterie - auf der linken. Die Nacht war nebelig und finster. Ungeachtet des vorn General-Major Golo-+ watschew gegebenen Befehls, die Pferde während der Nacht zu koppelu, war diescs bei einigen Offizierspferden nicht gesehen, und dieser Um- stand gab oes zu emer unnüßen. Alarmirung des Lagers; drei oder vier Pferde hatten fich von den Pfählen losgerisseu und- ranuten

erst im Lager, dann in der Fronte desselben umher. Die Schildwachen an der Frontlinie, die in der Dunkelheit nicht sehen fonnten, daß die Pferde keine Reiter trugen, hielten fie für umhers{chwärmende Turk-

znen und feuerten einige Schüsse ab. Es wurde Alcrm geschlagen, und das ganze Lager trat unters Gewehr. Nach fünf Minuten wurde mán gewahr, daß es ein blinder Lärm war, und das Detachement be- ruhigte fich wieder. Während des Alarms wurde in den Kosakenssot- nien leider durch einen unabsichtlihen Schuß ein Unteroffizier der 5. Uralschen Sso'‘nie tödtlih verwundet.

Gegen 4 Uhr Morgens (am 17. Juli) erschienen zwei Jranier Leim Detachement und sagte1 aus, daß die Turkmenen gegen Kunja- Urgentsch abgerückt seien, ein kleiner Theil derselben aber die Richtung nah Smufschir eingeschlagen habe. General-Major Golowatschew marschirte, seinem früheren Plane gemäß, gegen Koktshuk und be- merfte bald vor dem Detachement, in der Richtung, welche dasselbe eingeschlagen hatte, dichten Staub. Unverzüglih wurde die gesammte

Kavallerie unter dem Befehl des Obersten Block iz: Trab vorausge-

\{hickt, um den ab:iehenden Feind zu verfolgen, und na einer Stunde traf die Nachricht ein, daß die Turkmenen erreicht worden seien.

Nachdeni Oberst Block eine Strecke von etwa 12 Werst vom Nachtlager zurügelegt, bemerkte er vor sih auf dem Wege eine feind- lihé Wagenburg, die aus ca. 200—300 mit Gepäck beladenen Wagen bestand; bewaffnete Turkmenen hatten dieselben eingenommen und schienen entschlossen, ihre Familien hartnäckig zu vertheidigen. Etwa 2—3800 Schritte vor der Wagenburg licß Oberst Block die Kavallerie Halt machen und die 1. und 3. Uralsche S)otnie absitzen, um si der- jelben zu bemächtigen. Die abgesessenen Kosaken gingen nah kurzem Geweh1feuer zur Attaque vor und nahmen troß des Widerstandes die Wagenburg fogleih. Hier wurden gegen 200 Turkmenen niedergé- Se Die erbeuteten Waffen, Hieb-. und Schußwaffen, wurden

rbrochen.

E Nachdem die Wagenburg genommen und der Uebergang über den inter derselben fließenden Kanal bewerkstelligt worden, seßte Oberst Bos die Verfolgung fort und stieß etwa 7 Werst von dem Orte des Gefechts abermals. auf einen Transport von circa 400 Wagen, mit deren Wegnahme er die Raketendivision und die 12. Orenburger Ssotnja beauftragte. Nach einigen Schüssen griffen die Kosaken die Wagenburg energisch an und beseßten sie, wobei wiederum eine große Anzahl Turkmenen niedergemaht wurde. Nach der Einnahme der zweiten Wagenburg ergriff der Feind nah verschiedenen Seiten hin die Flucht, eine greße Partie aber, die sih von der Haupytmasse ab- sonderte, ging links vom Wege ab und zog den Sandwüsten zu. Zur Verfolgung dieser Partie 1hickte Oberst Block den Oberst-Lieutenant Glawazki mit der 17. Orenburger und der 3. Uralschen Ssotnie ab. Der Auftrag wurde erfolgreih ausgeführt, da ein großer Theil der Flüchtlinge die Sandflächen nicht erreichte und auf den Weg zurü- geworfen wurde, auf welchem die Kavallerie des Obersten Block wei- terrüdckte.

Nach der Nückehr der 17. Orenburger uud der 3. Uralschen Ssotnja ging die Kavallerie im Trab weiter vor und stieß, nachdem sie gegen 6 Werst im Sande zurügelegt, auf eine dritte Wagenburg, die aus annähernd 1000 Wagen mit Gepäck bestand und von bewaff- neten Turkmenen gehütet wurde, die sich augenscheinlich zu einer ernsten Vertheidigung anschickten. Die 17. Orenburger und die 5. Ssemi- relschenski’she Sjsotnja, unter dem Befehl Sr, Königlichen Hoheit des Fürsten Eugen Maximilianowitsch Romanewstkti, Herzogs von Leuchtenberg, machten einen Angriff und warfen die Turkmenuen von der Wagenburg zurück Einige erfolgreiche Attaquen, die sodann noch vom berittenen Daghestanschen . und vom Ssunschenschen Regiment ausgeführt wurden, vollendeten die Niederlage des Feindes. In Folge dieser Angriffe und der beharrlihen und energischen Ver- folgung ließen die Turkmenen hier eine große Anzahl Vieh und Ka- meele und das ganze Gepäck in unseren Händen. Als die dritte Wagenburg genommen und die ganze Beute an Vieh, Kameelen und Gepäck weit zurückgelassen war, sah sich Oberst Block genöthigt, die Verfolgung einzustellen. Unser Verlust besct-ränkte sich auf drei leicht verwundete Kosaken der 5. Ssemiretschenskishen S}sotnja, der des Feindes dagegen belief sich auf gegen 500 Todte. An diesem Tage e die Kävallerie den Turkmenen circa 5237 Stück großen und leinen Viehes, 119 Kameele und 3000 mit verschiedener Habe be-

packte Wagen ab. Außerdem wurden viele Hieb- und Schußwaffen erbeutet, welche die Kosaken vernihteten | E Während des Angriffs, den die 5. Ssemiretschenskishe Ssotnja

ausführte, stellte sich S. K. H. dem Fürsten Eugen Maximilianowitsch, welcher fih vor der UAngriffskoionne befand, eine Schaar Jomuden entgegen. Dem von einem derselben auf Seine Hoheit geführten Hiebe beugte jedoch der Kaufmann 1. Gilde Gromow vor, indem er den Jomuden dur einen Büchsenschuß niederstreckte. Gromow be- fand sich als Volontair bei der Division Sr. Hoheit. i

Inzwischen eilte General-Major Golowatschew mit der Infan- terie und den Geschüßen der Kavallerie nah, um dieselbe nöthigenfalls zu unterstüßen. Cine Menge mit dem ganzen Gepäck unterwegs zurück- gelassener Wagen zeugte für den panischen Schrecken, der sich der Turk- menen beim Nahen unseres Detachements bemächtigt hatte. In der großen Hast der Flucht hatten die Turkmenen niht nur niht Zeit, das Vieh mit sich zu führen, sondern sie ließen sogar thre Weiber und Kinder zurück und retteten sich nur selbst auf den besten Pferden. Die- jenigen, die bei den Wagen zurückblieben und sich zu vertheidigen ver- suchten, sowie auch die von den Kosaken ereilten Reiter wurden nieder- gemacht. Allenthalben traf man auf dem Wege Leichname an. Man sah, daß die Verfolgung heftig gewesen und daß den Turk- menen hier der leßte und entscheidende Schlag beigebracht wor- den war. Der flichende Feind zerstreute sich endlih in kleine Partien und suchte, ohne an ferneren Widerstand zu denken, nur in den Sandsteppen seine Zuflucht. General-Major Golo- wats:bew erreichte den Oberften Block an dem- Kanal Kassyn-jap beim Beginn der Sandwüste, wo er in Erwartung des BisaGements die Verfolgung aufgegeben hatte. Er gab den Truppen hier Ruhe, ließ alles Vieh zusammentreiben und alle ven den Turkmenen zurück- gelassenen Wagen verbrennen und trat um 34 Uhr Nachmittags den Rückweg an; in der Niederung Kulan-jap. angelangt, bezeg er darauf ein Nachtlager. An diesem Tage waren drei Kosaken und zwei Dshi- giten leiht verwundet worden. Jn Aularioy wurde der General von dem Chef des Orcnburger Detachements Dbersten Ssarantshew em- pfangen, der ihm mit vier Compagnien, vier Ssotnien und vier Ge- \chüßen entgegengekommen war. Am folgenden Tage, den 18. Juli, mar]chirte General-Major Golowatschew weiter und machte am Kanal Nias-Scheihh (dem Standort des Detachements vom 16. Juli) zum Nachtlager Halt, woselbst bald darauf auch General-Adjutant von Kauffmann eintraf. |

Als General-Adjutant von Kauffmann das Turkestansche Detg- chement gegen die Turkmenen ins Feld schickte und voraussal, daß die Unterwerfung derselben neue gro e An trenzungen unsererseits erfordern würde, ließ er das Orenburger Detachement bei Kunja-Urgentsch Halt machen und befahl dem Obersten Ssarantschew, sogleih nach der Rüdckehr der Kavallerie, welche die gelehrte Expedition das alte Bette des Amu-Darja abwärts begleitet hatte, gegen Kysyl-takye vorzurüden, in der Nähe des Turkestanschen Detachements stehen zu bleiben und im Einvernehmen mit dem General Golowatschew- zu operiren. Oberst Ssarantschew traf am 15. Juli bei Kysyl-takyr ein, führte dann eine Bewegung nah Koktschuk aus und machte bei Iljally Halt, nachdem General-Major Golowatshew die Jomuden zersprengt hatte.

Sobald die Turkmenen die Feindseligkeiten gegen das Detachement des General-Majors Golowatschew eröffneten, erschienen ihre Banden auf den Wegen nach Chiwa und unterbrachen auf eine Weile die VBer- bindung. der in Chiwa zurückgebliebenen Truppen mit dem Turkestan- \{en und Orenburger Detachemènt. Vom 9. bis zum 14. Jali ohne legliche Nachricht vom General-Major Golowatschew und in der Vor- ausjeßung, daß derselbe vorwärts marschirt sei, beschloß General-Adju- tant von Kauffmann, fih auf den Kriegsshauplaß zu begeben und brach am Abend des 15. Juli mit 10 Compagniea, 8 Geschüßen und der Eskfortessotnja von Chiwa auf. Veranlassung zu diesem Entschluß waren gleichzeitig dunkle Gerüchte, daß nicht die Jon. uden allein, fon- dern alle Turkmenenstämme si bei ave sammelten, was fi in der Folge denn auch bestätigte. hiwa verblieben bei unseren

Intendanturniederlagen, den verschiedenen Vorräthen und bei dem Lazareth fechs- Compagnien, zwei Geschüte, eine halbe Ssotnja Ko- safen und cin Kommando von Brotbäern, Schuhmachern und son- stigen Leuten von den ins Feld gerüdckten Truppentheilen. Diese Truppen hatten unter dem Befehl des Obecst-Lieutenants Bujemski in einem Garten von Chiwa das frühere Lager des Turkestanschen De- tachements bezogen.

Der Befehlshaber der Truppen marschirte mit seiner Kolonne

nuf Chasawat und von dort nach Smufkschir durch die Nomaden- plâße der Jomuden, aber nicht auf dem W-ge, welchen General-Ma- jor Golowatschew eingeschlagen hatte, sondern am - rechten Ufer des Kanals von Chasawat. Die Niederlaffungen der Jomuden sind in dieser Gegend vortrefflich ; man findet hier ebenso forgfältig bearbeitete Aerfelder und Gärten, wie bei den Usbeken und anderen seßhaften Stämmen des Chanats. Die ganze Gegend war ‘von den Bewoh- nern verlassen, die Felder vernachlässigt; in Häusern und Hütten sah man überall Spuren des eiligen Abzugs der JFomuden. Aus Smuk- hir traf General - Adjutant von Kauffmann am 19. Juli Morgens in Iljally ein, wo er denn auch das Turkestanse und Orenburger Detachement, zwei Werst von einander - entfernt an beiden Seiten der Stadt Jljally lagernd, vorfand. __ Die den Jomuden von unseren Truppen beigebrachten Schläge find sehr bedeutend; sie haben an Todten und Ve. wundeten große Verluste gchabt, an Vieh wurden ihnen gegen 9000 Stü abgenom- men; ihre Wohnungen, Getreide- und andere Vorräthe auf dem gan- zen Wege von Chasawat nah Smukschir, sowie auch circa 3000 Wa- gen mit verschiedener Habe wurden den Flammen übergeben. Mate- riell ges{hwächt und moralisch vernichtet zerstreuten sih die Jomuden us Oen Richtungen, wohin aber, ist bis jeßt noch nit genau vekfannt.

Am 22. und 23. Juli erschienen bei dem General-Adjutanten von Kauffmann bereits aus mehreren Personen bestehende Deputationen der Jomuden-Abtheilungen Uschak, Sjalak und Urusskuschtschi mit der Bitte um Schonung und um die Erlaubniß, in ihre Niederlassungen zurückkehren zu dürfen, da der Aufenthalt in der wasserlosen Sand- wüstc ihren vollständigen Ruin und den Verlust des leßten ihnen noch verbliebenen Vieles herbeiführen könne. Der Befe!;lshaber der Trup- pen eröffnete ihnen, daß sie ihre bisherigen Wohnsiße wieder bezichen tönnten, und hatte die Absicht, dennoc), sei es auch nur einen Theil der Kontribution, einzutreiben, soweit nach den angestellten Nachfor- hungen ihre noch vorhandenen Mittel dieses zuließen. ;

Die Niederlage der Jomuden machte im ganzen Chanat Eindruck. Die Usbeken und überhaupt die scßhafte Bevölkerung der Oase von Chiwa hatten s{chon wiederholt von den räuberischen Ueberfällen der Turkmenen und besonders der Jomuden Bairam-Schaly zu leiden gehabt und schienen schr zufrieden mit dem Geschick, das diese ereilt ; die Bestrafung der Turkmenen unsererseits halten sie für vollkeu1men gerecht und hoffen, daß nun für lange Zeit im Chanat Ruhe und Frieden her. s{chen werde.

Meleruigee, Meles Art gelangten von allen Seiten und von allen feßhaften Einwohnern des Chanats zum General-Adjutanten von Kauffmann. Auch der Chan war sehr zufrieden mit den durch unsere Waffen errungenen Resultaten, Er sandte aus Chiwa an den Ge- neral Kauffmann nach JIljally einen Abgesandten mit einem Briefe, in welchem er dem Oberbefehlshaber zu der Besiegung der Jomuden scinen Glückwunsh abstattete und versichezte, dieselben würden sich jeßt niht so bald wieder crholen und für lange Zeit ihrem gewohnten räukerishen Treiben entsagen müssen. j

Um die Turkmenenfrage in Chanat endgültig zu lösen, ließ Ge- neral-Adjutant von Kauffmann am 21. Juli die Aeltesten der ührigen Turkmenenstämme, der Tschaudoren, Jmrali, Kara-daschly, Ali-ili, Hoklenen und Karadshimanden zu sich in das Lager bescheiden und erklärte ihnen, er verlange, daß binnen 12 Tagen eine Kontribution von 310,060 Rbln. erlegt werde. Jn Anbetracht dessen, daß die Turkmenen w'nig baares Geld besißen, stellte General von auff» mann ihnen frei, die Hälfte dieser Summe baar zu entrichten, für die andere Hälfte Kameele zu stellen. Die Aeltesten gaben das Ver- sprechen, daß die Kontribution gezahlt werdén solle. Um das Ein- gehen derselben zu überwachen, blieb General-Adjutant von Kauff- mann mit den Truppen des Turkestanschen und einem Theil des Kau- kasishen Dètachements einstweilen im Lager bei JIljally. Das Oren- burger Detachement aber wurde nah Kasy!-tatyr verlegt, wv si die Niederlassungen der Tschaudoren, Hoklenen und Ali-ili befinden; bei Zljally dagegen liegen die Weidepläße der Imrali und Karadaschli.

Es ist einiger Grund zu der Annahme vorhanden, daß angesichts der allgemeinen Niederlage und besonders der Strafe, welche die Jo- muden erlitten, auch die übrigen Turkmenenstämme der Forderung nachkommen und die Kontribution zahlen, werden. Am dritten Tage der thnen gegebenen zwölftägigen Frist fingen alle Stämme bereits an, die Kontribution zu zahlen und am 24. Juli berichtete Oberst Ssarantschew, daß von den nächstgelegenen Stämmen bereits 5000 Tillos oder 9000 R. eingegangen seien.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Sep- tember. Die zu Anfang dieses Jahres erwählte Kommission zur Berathung der Frage, welche Veränderungen in der norwegi- \hen Geseggebung über Maß und Gewicht zweckmäßig sein möchten, hat jeßt, dem norwegischen „Astenbladet“ zufolge, dem Departement ihr Gutachten nebst einem Entwurf zu einem neuen Geseß für Maß und Gewicht überreiht, welches auf die vollständige: Einführung des metrishen Systems mit seinen Be- neynungen ausgeht.

Asien. Aus Indien wird den „Times“ unterm 16. d. M. von ihrem Korrespondenten in Calcutta telegraphirt : Der Aufstand unter den Moplahs fand seinen Ursprung in einer Blutfehde und war nicht politish. Der Emir von Afgha- nistan fer seine Gesundheit wiederlangt. Die Indigo-Saison ist ges{chlo}fsen.

Teheran, 16. September. Der Schah wird am nächsten Montag hier eintreffen. Sein Befehl in Bezug auf den Groß-= vezir ist zurückgenommen worden. Derselbe wird niht ge- fangen nah Kum geschickt, sondern is zum Gouverneur von Rescht ernannt worden.

Nr. 35 des „Justiz-Ministerialblatts für die Preu- Ge Geseßgebung und Rechtspflege“ enthält folgendes Er- enntniß des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompe- tenz-Konflikte vom 7. Juni 1873: Gegen die Panleung zu einer von der Repräsentation der Kirhengemcinde beschlossenen, von der Regierung genehmigten Umlage findet der Rechtsweg nur statt, wenn ein besonderer Befreiungsgrund oder wenn Prägravation behauptet wird.

Die Nr. 38 des „Preußischen Handels-Archivs" hat folgenden Jnhalt: Geseßgebung: Oesterreich: Eingangszollbehand- lung der naturfarb. Hobleläser, Großbritannien: Zolltarif der Guineaküste. Peru: Monopolisirung des Salpeters. Statistik: Niederlande: Handel und Schiffahrt von Amsterdam im Jahre 1872. Rumänien: Handelsbericht des Vizekonjulats in Braila über die Zeit von Eröffnung der Schiffahrt im Jahre 1872 bis zum Sommer 1873. Vereinigte Staatén von Nordamerika : Tabellarische Ueber- ficht des Ein- und Ausfuhrhandels - der Union im Jahre 1872. T Argentinische Republik: Handelsverkehr der Provinz San Juan mit der Republik Chile im Jahre 1871. Großbritannien: Jahresbericht des Konsulats zu Cocanada für 1872. Mittheilungen: Breslau, Magdeburg, Glogau, Bielefeld, Frankfurt a. M. Beilage: Ver- eins-Zolltarif vom 1. Oktober d. J. an gültig.

Statistische Nachrichten.

Stand der Cholera: Königsberg, 18. September. Am 16. d. M. find angemeldet: erkrankt 16, P 11 Per'onen. Berlin, 18. September. Von gestern auf heute find als an der

Cholera erkrankt angemeldet: 23 Personen, darunter 11 Todesfälle. Magdeburg. Am 18. d. M. sind hier an der Cholera erfranft 7, gestorben 2 Personen. Burg. In der Zeit vom 15. d. M. Mit- tags bis 17. d. M. Mittags sind in hiesiger Stadt an der Cholera erkrankt 6 Personen und gestorben 5 Personen. München, 17. September. Vom 15. bis 16. d. Mts. Abends sind an Gholera 14 Personen erkrankt und 5 gestorben» Gesammtzahl der Erkrankten 930, der Todesfälle 407. W ürzburg, 17. September. Stand der Grkrankungen an Cholera, Cholerine, Brechdurcfall in der Stadt inkl. Juliusspital vom 7. bis 16. September 5 Uhr Abends: Bestand am 7. September 4 männl., 7 weibl, Zugang vom 7.—16. September 1 männl, 1 weibl., gestorben 1 männl, 1 weibl., genesen 4 männl., 7 weibl. Es erkranken demna im Ganzen von §8. Juli bis 16. Sep- tember von 40,000 Einwohnern 128, von denen 51 verstarben. Landshut, 16. September Vom 14. September Abends bis 15. Sep- tember Abends find an Cholera und choleraverwandten Krankheiten er- kranft 4 Personen, gestorben 1 Person. Seit Beginn der Epidemie Gesammt umme aller Erkrankten 119 Personen, der Gestorbenen 45 Personen. Speyer, 17. Sevtember. Zum Cholerastand vom 15. ist noch 1 Erkrankung sowie 1 Todesfall nachzutragen, vom 16. sind 2 Erkrankungen zu melden. Gesammtstand bisher 19 Erkrankungen und 13 Sterbefälle. Lx qux, 17. September. Erkrankte vom 29. August bis 16. September 145, Gestorbene 99, Genesene 78. Vom 16. bis 17. September neu erkrankt 3, gestorben 2, genesen 2. Die Gesammtzahl der Erkrankten beträgt 148, der Gestor- benen 61, der Genesenen 80. Noch in Behandlung 7 Personen. Hamburg, 18. September. In der Woche vom 7. bis 13. Sep- tember sind an der Cholera 79 Personen erkrankt (144 weniger als in der Vorweche). An der epidemishen Cholerine erfranften gleich- zeitig 269 Personen (Abnahme 451). Die Cholera - Sterbe- fâlle betrugen in der Wode vom 31. August bis 6. Sey- tember 165 (Abnahme 4). Wien, 18. September. Vom 15. zum 16. September sind in Wien, außerhalb der Spitäler, 31 neue Er- kranfungsfälle an Brechdurhfall amtlich gemeldet worden. Ea, 18. September. Zu den am 186. September in den sämmt- lihen Kranken-Anstalten Prags verbliebenen 17 Cholerakranken ist am gestrigen Tage 1 hinzugekommen. Von diesen 18 Kranken sind viere genesen, 1 gestorben und 13 im Krankenstande verblieben. Paris, 17. September. Vom 9. bis 14. September starben 134 Personen an der Cholera, davon 3 in den Militär-Hospitälern, 39 in den Civil-Hospitälern und 92 in den Privatwohnungen. Jn den vier vorhergehenden Tagen waren 62 Personen gestorben, so daß die Zahl der Todesfälle vom 5. bis 14. 196 beträgt. Rouen. Vom 1. bis 7. September starben hier 65 Personen an der Cho- lera. St. Petersburg, 16. September. Zum 14. September waren 173 Cholerapatienten vorhanden; im Laufe des Tages kamen 28 dazu, genasen 11, - starben 11, so daß bis zum 15. September noch 179 in Behandlung verblieben. Seit dem Auftreten der Krank- heit (am 18. August) sind im Ganzen 522 Personen erkrankt, 117 ge- nesen und 726 gestorben.

Die Nachrichten über Industrie, Handel und Ver- kehr aus dem statistishen Departement im Kaiserli § Königlichen Handels-Ministerium (Wien, 1873, Dcuck der Kaiserlich Königlichen Hof- „und Staatsdruckerei, Jn Kommission bei Ferd. Meyer) enthalten „Im VI. Heft des 11. Bandes: Namens- verzeichniß der leitenden Kaiserlich und Königlich österzeihisch-ungari- hen Konsular - Funktionäre in sämmtlichen fremden Staaten. Malta. (Schifffahrt und Handel.) Bergen. (Die Fischerei in Lo- foten (Nordland.) Smyrna._ (Schiffahrts- und Handelsverkehr im Jahre 1872.) Baltimore. tete und Handel im Jahre 1872.) San Franzisko. (Volkswirthschaftliche Verhältnisse von Kalifornien, mit besonderer Berücksichtigung des Jahres 1871.) Personalnachrichten.

Kunst und Wissenschaft,

Im Verlage von Elwin Staude hierselbst erschien vor Kurzem: „Das Medicinische Berlin“, dargestellt E So häiltes Rigler, pr. Arzt. (27 B. 16.) Das Werk hat folgenden Inhalt: Einleitung. Medizinisches Studium, Abschnitt 1.: Die Universität Studieneinrihtungen, Sammlungen, Königliche und Universitäts- bibliothef, Laboratorien und andere Lehranstalten, selbständige Klini- ken der Univerfität und klinische Anstalten, welche mit dem Charités krankenhause in Verbindung stehen. Abschnitt TI.: Die militärärzt- lichen Bildungsanstalten. Abschnitt Ill: Klinische Institute und Lehranstalten , welche unabhängig von der Universität find. Das zahnätztlihe Studium. Das cet Studium. Das thierärztliche Studium und die Königliche Thierarzneishule. Die Medizinalbehörden und das medizinische Prüfungswesen. Die all- gemeinen Sanitätsverhältnisse Berlins und das öffentlichße Kranken- wesen, die städtishe Armen- und Armenkrankenpflege, der Gewerks- Krankenverein 2c. Oeffentliche Krankenhäuser. Hospitäler und Siechenhäuser, die Königliche Blindenanstalt und das Taubstummen- Institut. Militärlazacethe. Privat-Krankenanstalten 2c. Heil- und Pflegeanstalten in unmittelbarer Nähe Berlins. Gefundheits- pflege- 2c. Vereine. Das Heilpersonal. Das ärztliche Hülfs- personal. Das Apothekenwesen Berlins. Aerztliche 2c. Vereine und Gesellschaften. Medizinische Zeitschriften und Journale. Medizinalindustrie. Veränderungen während des Druckes, Berichti- anon und Ae si S

in ausführliches Namen- und Sachregister erleichter s brauch des Werkes. tet P E

Das so eben erschienene Jul iheft der Philosovhischen Monatshefte (Berlin, Henschel) enthält folgende Abba Die grammatischen Wertklassen, von Dr. C. Herrmann, Aristoteles von der Einheit und Verschiedenheit der Zeit, von Dr. C. Gotshlick; As mehrere Rezensionen von Professor Bratusheck und Dr, A HOhL.

Leipzig, 17. September. Der gestern im Alter von 45 Jahren verstorbene Professor der Phyfiologie, Dr. med. Johann Nepomuk Czermafk, gehörte seit dem Jahre 1870 der medizinischen Fakultät als ordentlicher Honorarprofessor an. Er erbaute si ein eigenes Labo- ratorium nebst einem umfänglichen Hörsaal und hielt noch im leßt» verflossenen Winterhalbjahre daselbst auch für weitere, uicht akademi\ch gebildete Kreise mehrere Vorlesungen [mit Erperimenteu) über „Hypno- tismus bei Thieren“.

Im Verkage von Karl Taunen in Bremen crschien soebent „Johann Smidt, Bürgermeister von Bremen, furze Schilderung seines Lebens und Wirkens", dem Volke dargeboten zu Smidis hundertjährigem Geburtstage von Karl Eichwald (kl. §. 2 B.) Der Zweck der kleinen Schrift ist im Tüiel angedeutet. Joh. Smidt wurde am 5. November 1773 in Bremen geboren, bezog im Jahre 1792 die Universität Jena und wurde am 26. April 1821 zum Bürgermeister von Bremen erwählt. Zu den vielen Verdiensten, die er um das Gemeinwesen seiner Vaterstadt sih in s{hwerer Zeit crwor- ben hat, gehört namentlih auch die von ihm angeregte Gründung Bremerhavens, die wesentlih zum Aufschwung des Handels beigetragen hat. Smidt starb am 7. Mai 1857. Die- Stadt hat ihm im Jahre 1860 ein Denkmal im großen Saale des Rathhauses gesetzt.

Landwirthschaft.

Der offizielle Ausweis über die itälienischen Crnute-Erge- nisse ist ershiencn, und hat man demnach in 659 Gemeinden eine sehr gute, in 2460 eine gute, in 2977 eine mittlere und in 1114 einé \chlechte Weizenernte ga verzeichnen; für Lein war die Ernte in 299 Gemeinden sehr gut, in 1177 gut, in 1051“ mittelmäßig und in 351 schlecht; Hanf weist in 284 Gemeindeu eine fehr gute, ‘in 1078 eine gute, in 1163 eine mittlere und in 370 eine s{chlechtè aus: somit stellt sih für alle drei Produkte die Ernte durhschnittlih als eine gute

heraus. ? Gewerbe und Handel.

Die Dircktion des konfolidirten Braunkohlen-Berg- werks Marie bei Aßbendorf hat den Geschäftsbericht für das erste Geschäftsjahr, 1. Juli 1872—30. Juni 1873 veröffentlicht. Nah demselben find die 6 Grubenfelder der Gejellshz1ft im Laufe dieses Geschäftsjahres noch um ein Beträchtliches vermehrt. Bohrungen