1873 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 23 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

j; Abtheilung B. Unterricht für Schüler, welhe fich eine allgemeine künstlerische Vorbildung und Fertigkeit im Zeichnen und Modelliren neben ihren anderweiten Studien und neben ihrer praktishen Berufs- thätigkeit erwerben wollen. 10—12) Ornamentformenlehre: Hofmaler Nothnagel. 13—16) Projektionslehre, Perspektive: Professor Dr. Herßgter. 17—19) Modelliren: Bildhauer Ko sak. 20—31) Freihandzeihnen: Professoren Dom \chke, Schütze, olbein, Kaselowsky, Hosemann;z; Lehrer: Maler Gos\ch, anke, Ger stler. 32) Anatomie, Proportionslehre: Professor Dom\chke. 33) Kompositionsklasse, Architektonisches Zeichnen, Farbige Dekorationen: Professor und Baumeister Spielb At

Meldungen zur Aufnahme finden vom 1. Oktober ab täg- lih von 8—10 Uhr im Bureau der Königlihen Akademie der Künste, Universitätsstraße Nr. 6, statt. Das Lesezimmer der akademischen Bibliothek is den Schülern der Abtheilung A. Sonnabends von 4 bis 7 Uhr geöffnet, die erforderlichen Karten werden vom Direktorium der Akademie der Künste ausgegeben. Das Seminar-Abgangszeugniß \oll als Nachweis der im §. 2 Nr. 3 der Instruktion für die Prüfung der Zeichnenlehrer ge- forderten Ausbildung angesehen werden.

Berlin, den 15. September 1873.

Der Direktor der Königlichen Kunstschule. Professor Gropius.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

Der Königliche Eisenbahn - Maschinenmeifter Becker zu Cafffel ist in gleiher Eigenschaft zur Bergish-Märkischen Eisen- bahn nah Witten verseßt worden.

Den Herren Falkenroth und Klein zu Schwelm bei Hagen is unter dem 19. September 1873 ein Patent

auf eine Hammer-Vorrichtung zum Schmieden von Bolzen, Muttern und andern Gegenständen in der durch Zeihnung und Beschreibung nachgewiesenen Zusammenseßung, ohne Jemanden in der Anwendnng bekannter Theile derselben zu beschränken, auf drei Iahre, von jenem Tage an gerechnet, und für den Um- fang des preußischen Staats ertheilt worden.

Bekanntmachung.

Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs wird der Provinzial-Landtag der Kur- und Neumark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausit

am 5, Oktober d. I. im Landschaftshause zu Berlin eröffnet werden.

Zum Landtags - Marschall is der Herr Staats - Minister a. D., Freiherr von Manteuffel, zu dessen Stellvertretern der Standesherr, Graf zu Solms auf Baruth, und zum Landtags-Kommissarius der Unterzeichnete ernannt worden.

Potsdam, den 22. September 1873.

Der Ober-Präfident, Wirkliche Geheime Rath von Jagow.

Bekanntmachung, j betreffend die Eröffnung e. U Age der Vrovinz asen. 2 Des Königs Majestät haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 15. d. M. die Zusammenberufung des Provinzial-Land- M:ages der ßRrovinz Sachsen auf YE Sonntag, den 5. Oktober d. I., F nah der Stadt Merseburg zu genehmigen und den regierenden Pen Grafen zu Stolberg-Wernigerode zum Landtags- , Matschall, den Landrath a. D., Herrn Grafen von der Schu- lenburg-Angern zu dessen Stellvertreter, sowie den Unter- + zeihneten zum Landtags-Kommissarius zu ernennen geruht.

Die Eröffnung des Provinzial-Landtages wird an dem be- zeichneten Tage in dem Ständehause zu Merseburg nah voran- gegangenem Gottesdienste in der Schloß- und Domkirche daselbst ftattfinden.

Magdeburg, den 20. September 18783.

Der Königliche Laudtags-Kommissarius, Ober-Präsident der Provinz Sachsen. v. Patow.

S O Es en,

[A 5

Das bevorstehende Studien-Semester unserer Universität nimmt mit dem 15. Oktober seinen geseßlichen Anfang. Jndem wir dies hierdurch zur allgemeinen Kenutniß bringen, machen wir Diejenigen welche die Absicht haben, die hiesige Universität zu besuchen, darauf aufmerksam, daß fie sich pünktlich mit dem Beginne des Semesters hier einzufinden haben, um sich dadurh vor den Nachtheilen zu be- wahren, welche ihnen durch das Versäumen des Anfangs der Vor- lesungen unausbleiblih erwachsen mene „Zugleich ersuchen wir hiermit die Eltern und Vormünder der Studirenden, auch ihrerseits zur Beobachtung dieses wichtigen Punktes der akademischen Disziplin möglichst mitzuwirken. In Ansehung derjenigen Studirenden, welche auf Grund - vorschriftsmäßiger Dürftigkeits-Atteste die Wohlthat der Stundung des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichtigen oder um ein akademisches Stipendium sich bewerben wollen, bemerken wir, daß na neueren geseßlichen Vorschriften der- artige Gesuche bei Vermeidung der Nichtberücksihtigung, und zwar die Stundungsgesuche innerhalb der ersten Woche und die Gesuche um Verleihung eines Stipendiums innerhalb der ersten vierzehn Tage: nah dem geseßlichen Anfange des Semesters von den Petenten in Person eingereicht werden müssen, und daß von denjenigen Studi- renden, welchen die Wohlthat der Stundung bereits zuerkannt worden ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stundungsscheine innerhalb der ersten Woche, nah dem geseßlichen Anfange des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht werden muß.

Bonn, 20. September 1873, E i Rektor und Senat der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-

_ Universität. TI,

Die Imnmatrikulation für das bevorstehende Siudien-Semester findet vom 2. bis zum 22. Oktober inkl. statt. Später können nach den bestehenden Vorschriften nur diejenigen Studirenden noch immatri- kulirt werden, welche die Verzögerung ihrer Anmeldung durch Nach- weisung gültiger Verhinderungëgründe zu entschuldigen vermögen. Behufs der Immatrikulation haben 1) diejenigen Studirenden, welche die Universitäts-Studien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vor- shriftsmäßiges Schulzeugniß und, falls fie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations-Papiere, 2) ‘diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeichneten

apieren noch ein vollständiges Abgangs-Zeugniß von jeder früher be- uchten Universität vorzulegen. ¡Viejenigen Jaländer, welche keine aturitäts-Prüfung bestanden, beim Besuche der Universität au nur die Absicht haben, fich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebens- kreise“ oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staäts- oder

Kirchendienst bestimmen, fönnen auf Grund des §. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu Seitens des Königlichen Universitäts-Kuratoriums 'ertheilter Erlaubniß immatri- kfulirt werden.

Bonn, 20. September 1873.

Die Immatrikulations-Kommission.

Nichtamtliches. Deutsches Nei ch.

Preußen. Berlin, 23. September. Se. Majestät der Kaiser und König hörten heute die Vorträge der Rol marschälle, empfingen den Polizei-Präsidenten und den Ritt- meister vori Usedom und arbeiteten mit dem Chef des Militär- Kabinets, General von Albedyll.

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Se. Majestät der König von Italien sind, wie bereits gemeldet, gestern Nachmittag gegen 34 Uhr auf dem Görlißer Bahnhof hierselb eingetroffen. Zum Empfange Allerhöchstdesselben hatten Sich gegen 3 Uhr auf. dem Bahnhof eingefunden: Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kron- prinz, die übrigen hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses, der Prinz August von Württemberg, die General-Feld- marschälle Graf von Wrangel, Graf von Moltke, Frhr. von Manteuffel, die Generalität, die Mitglieder der italienischen Gesandtschaft, der diesseitige Gesandte in Rom, Geheimer Lega- tions-Rath von Keudell, der Ober-Präsident von Jagow, der Polizei-Präsident von Madai, die Spigzen der städtishen Behör- den 2c. Die Ehrenwache bildete eine Compagnie des Garde- Füsilier-Regiments im Paradeanzug mit der Fahne und dem Musikcorps des Regiments.

Bald nah 3 Uhr erschienen Se. Majestät der Kaiser und König auf dem Bahnhofe; Allerhöchstdieselben trugen die große Generals-:Uniform und den italienishen Annunziaten-Orden am großen Bande. Se. Majestät wie auch die Königlichen Prinzen wurden von dem in den festlih beflaggten Straßen und namentlich in der Umgebung des Bahnhofs äußerst zahlreih versammelten Publikum auf das Lebhafteste begrüßt. Der Bahnhof selbst war mit deutschen, preußischen und italienischen Ee es der Perron mit Teppichen und hohen Blattpflanzen ges{chmüdckt.

Gegen 31/7 Uhr fuhr der Extrazug, dessen Lokomotive festlich bekränzt war, mit dem Königli hen Gaste in den Bahnhof ein. Somwie der Zug den Perron erreichte, intonirte das Musikcorps die italienishe Nationalhymne, und die Ehrencompagnie präsentirte das Gewehr. Se. Majestät der Kaiser und König traten mit Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen an den - Salonwagen, in welhem Sih des Königs von Italien Majestät befanden. Nah dem Ausfsteigen umarmten Sich Beide Majestäten und begrüßten Sih aufs Herzlihste. Sodann geleiteten Se. Majestät der Kaiser und König den Hohen Gast in den Wartesalon, wo die Vorstellung der Königlichen Prinzen und des ‘beiderseitigen Gefolges stattfand. Nachdem hierauf die Be- sihtigung der Ehrenwache erfolgt war, bestiegen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaflen die bereitstehenden Wagen.

In dem ersten, einem offenen \echs\pännigen Galawagen, nahmen die Majestäten mit Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Plaß; der Königliche Gast zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und Allerhöchstdemselben gegenüber auf dem Rüsig der Kronprinz. Die übrigen Wagen \{lo}sen fich mit den Königlihen Prinzen und dem Gefolge an. Unter den begeisterten Zurufen des nach vielen Tausenden zählenden Publikums bewegte ih der Zug von dem Bahnhofe dur die Oranien-z, Koh-, Wilhelmstraße und die Südseite der Linden nah dem Königlichen Schlosse. Von den meisten Häusern der ge- nannten Straßen wehten deutsche, preußische und italienische Fahnen, aus den dicht besezten Fenstern wurden Tücher geshwenkt und auf dem Königlihen Schlosse im Augenblick der Einfahrt die italienishe Königsstandarte aufgezogen. Se. Majestät der König von Italien, Allerhöchstwelche die italienische Generals-Uniform und über demselben das Band des Schwarzen Adler - Ordens trugen, war über die herzlihe Begrüßung sihtlich erfreut.

Nach der Ankunft im Schlosse wurden Sr. Majestät dem König von Italien von des Kaisers und Königs Majestät die im Gardes du Corps-Saal versammelten Obersten Hof-, Ober- Hof- und Hof-Chargen, welche von dori den Vortritt bis zum Pfeilersaale nahmen, in leßterem vorgestellt, worauf die Be- grüßung des Hohen Gastes durch Ihre Kaiserlihe und König- liche Hoheit die Kronprinzessin erfolgte. Später machten Se. Ma- jestät der König von Italien einen Besuch im Palais Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs.

Um 6 Uhr fand im Adlersaale des Königlichen Palais ein Diner von einigen 80 Gedecken statt, zu welchem die hier anwe- senden Mitglieder der Königlichen Familie, das Gefolge und der Ehrendienst Sr. Majestät des Königs von Italien, der italie- nische Gesandte Graf Launay mit dem gesammten Gesandtschafts- personal, der deutsche Gesandte am Königlich italienishen Hofe, Geheimer Legations-Rath von Keudell, die General-Feldmarschälle 2c. Einladungen erhalten hatten. Die Tafelmusik wurde von der Kapelle des - Garde-Füsilier-Regiments ausgeführt.

Nah Aufhebung der Tafel erschienen Se. Majestät der König von Italicn mit Sr. Majestät dem Kaiser und König, sowie den hier anwesenden Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses im Opernhause, wo der „Wasserträger“ von Cherubini und das Ballet „Thea“ aufgeführt wurde. Das Pu- blikum, welches, obwohl Se. Majestät der König von Italien die Vorstellung nur inkognito besuchten, in Gesellschafts-Toilette erschienen war, erhob sich, als Allerhöchstdieselben mit Sr. Ma- jestät dem Kaiser und König in die kleine Seitenloge eintraten, und brachte Allerhöchstdenselben begeisterte Hohs aus. Se. Majestät der König von Italien traten an die Brüstung der Loge, verneigten Sih mehrere Male dankend gegen das Publi- kum und nahmen hierauf an der Seite Sr. Majestät des Kai- sers und Königs Plaß. Die Allerhöchsten und Höchsten Herr- \chaften wohnten der Vorstellung bis zum Schluß bei.

Heute Vormittag machten Se. Majestät der König von Jtalien eine Spazierfahrt durch die Stadt und den Thier- garten, besichtigten ‘die Siegessäule und andere Merkwürdigkeiten und besuchten den Zoologischen Garten, wo Allerhöchstdieselben ungefähr 1 Stunde verweilten. Mittags statteten Se. Majestät bei Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin im hiesigen Kronprinzlichen Palais und demnächst bei den übrigen hier anwesenden Höchsten Herrschaften Besuche ab und empfingen Nachmittags um 3 Uhr im Königlihen Schlosse das hiesige diplomatische Corps.

Um 5} Uhr findet Gala-Diner im Königlichen Schlosse ftatt, Die ‘Allérhöchsten und Höchsten Herrschaften versammeln Sich in

der Brandenburgishen Kammer, die Obersten Hof-, Ober- Hof- und Hof-Chargen im Rittersaale und die Gefolge in der Drap-d’or-Rammer. Abends findet zu Ehren des Königlichen Gastes Gala-Vorstellung im Königlihen Opernhause statt; den Thee nehmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften daselb| im Konzertsaale.

Das Gefolge Sr. Majestät des Königs von Jtalien besteht aus folgenden Personen: Se. Exc. Conte Frichignono di Cafstellengo, Ober-Stallmeister ; Caval. Eitore Bertole - Viale, General - Major, erster Flügel - Adjutant Sr. Majestät; Commend. Camillo Lombardini, General-Mqa- jor, Flügel-Adjutant; Commend. Dezza, Flügel-Adjutant; Commend. Virone, Minister des Königlihen Hauses; Com- mend. Nasi, erster Ordonnanz-Offizier; Commend. Natale A g- hemo, Chef des Kabincts Sr. Majestät; Commend. Bruno Leibarzt Sr. Majestät; Commend. Adami, desgleichen; Major Angelo, Commend. Manfredo Cagni, Major Caval. Ggo- vone, Major Caval. Rasini, Major Caval. Carlo Medici di Marignano, Capt. Caval. Filippo Vignola. Ordon- nanz-Dffiziere: Conte Po, Lieutenant der Königs - Kürafsiere Caval. Trombone, Caval. Pentilini, Caval. Siro wi, Sekretäre vom Kabinet Sr. Majestät: Caval. Pangella Sekrezär im Ministerium des Königlichen Hauses , Caval. Baldini, desgleichen, Caval. Cheli, Sekretär des ersten Flügel- Adjutanten, Caval. Nuti, Sekretär des Ober-Stallmeisters Sgr. Filipp i, Reise-Sekretär. i

Außerdem: Se. Exc. Caval. Marco Minghetti, Konseil- Präsident und Finanz - Minister; Se. Exc. Caval. Emile de Visconti-Venosta, Minister der auswärtigen Angelegen- heiten; Conte Tornielli, Legations - Rath, Chef der poli- tishen Abtheilung im Ministerium der auswärtigen Angelegen- heit-:n;z Caval. Bernardino Bianchi, Präfektur-Rath, Chef vom Kabinet des Conseil-Präsidenten; Caval. Pansa, Lega- tions-Rath.

__— Von der Ucebungsreise des Großen Generalstabes find hierher zurückgekehrt: der Chef des Generalstabes der Armee, General-Feldmarshall Graf von Moltke, der Adjutant des Chefs des Generalstabes der Armee, Oberst-Lieutenant de Claer und der Major und etatsmäßige Stabsoffizier im 1. Garde- Dragoner - Regiment, Herzog Elimar von Oldenburg,

Hoheit.

Zur Abstattung persönliher Meldungen find hier ein- getroffen : der General-Lieutenant und Inspecteur der 4. Ar- tillerie-Inspektion, Freiherr von Puttkamer von Coblenz, der General-Lieutenant und Führer der 13. Divifion du Trossel von Münster, der General-Lieutenant z. D. von Koblinsfki, der General-Major und Commandeur der 40. Infanterie - Bri- gade von Diringshofen von Braunschweig und der General- Major und Kommandant von Neiße von Neumann.

Der General-Major von Biehler, Allerhöchst beauf- tragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General-Inspektion des Ingenieur-Corps und der Festungen, is von der vor einiger Zeit nah den westlihen Provinzen angetretenen Inspizirungsreise hierher zurückgekehrt.

Der Ober-Präsident von Jagow if nah beendigtem Urlaube nah Potsdam zurückgekehrt. A :

Oppeln, 21. September. Gestern starb der Landrath und Landesälteste Freiherr v. Dalwigk - Lihtenfels auf Dombrowka,“ Vertreter des 2. Wahlbezirks Oppeln im Hause der Abgeordneten.

Hannover, 22. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg ist vorgestern Nahmittag, von Braunschweig kommend hier eingetroffen, und hat im British Hotel Wohnung genommen.

Buxtehude, 20. September. Se. Majestät der Kaiser und König trafen gestern von Harburg hier ein. Am Moorthor von Bürgermeister und Bürgervorstehern an der dort errihteten Ehrenpforte unter Glockengeläute empfangen und mit kurzer Anrede begrüßt, hielten Se. Majestät unter dem IJubelrufe einer zahlreich herbeigeströmten Menge Ihren Einzug. Neben Sr. Majestät im ersten Wagen saß Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz. Die Fahrt ging dann zunächst nah dem Hause des Senator Kähler, wo Se. Majestät Quar- tier nahmen. Die ganze Stadt prangte, reich beflaggt, in deutshen und preußishen Farben, und bald darauf in einer allgemeinen Illumination der öffentlihen Gebäude wie der Privathäuser. Um 8 Uhr Abends wurde in dem großen, hinter Kählers Hause liegenden, brillant illuminirten Garten ein Sapfenstreih von den Musifcorps sämmtlicher ses Kavallerie- Regimenter ausgeführt, und ein Feuerwerk abgebrannt. Die zu Tausenden versammelte Menge brahe Sr. Majestät dem Kaiser und König wiederholt enthufiastishe Hohs aus. Nachdem das Feuerwerk abgebrannt war, durhwogte die Menge noch lange in freudig erregter Stimmung die hellerleuhteten Straßen.

Heute früh um 9# Uhr fuhren Se. Majestät mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und den an- deren hier anwesenden Fürstlichkeiten zum Schlußmanöver hinaus, welches in der Nähe von Moisburg stattfand und mit einer von Sr. Majestät abgehaltenen Gesammt-Parade endigte. Um 12 Uhr nah Buxtehude zurückgekehrt, nahmen Allerhöchstdieselben in Pepers Hotel ein Dejeuner ein, und um 2 Uhr Nachmittags fuhren Se. Majestät mit dem Gefolge nah Harburg ab, um von dort mittelst Extrazuges nah Berlin zurückzukehren.

Bayern. München, 21. September, Die seit dem 9. d. M. im Justiz-Ministerium gepflogenen Berathungen über das neu zu regelnde Vormunds\schafts- und Ver- lassenshaftswesen find dem „Korr. v. u. f. D.“ zufolge gestern Abend 7 Uhr vorläufig zum Abschluß gediehen, und es haben die auswärtigen Kommissionsmitglieder bereits heute Morgens die Stadt wieder verlassen.

Mit Rüfsiht auf den Gesundheitszustand in der Haupt- stadt München und zum Zwecke der Abwendung der Gefahr einer erneuerten Steigerung der gegenwärtig im Erlöschen be- griffenen Cholera-Epidemie hat sih das Kultus-M inisterium veranlaßt gesehen, die Abhaltung der für den künftigen Monat Okftober festgesezten Prüfungen für das Lehramt an den hu- manistishen und technischen Unterrichtsanstalten bis auf Weiteres zu vertagen. Der Termin für die \einerzeitige Abhaltung dieser Ds wird sobald als möglih besonders bekannt gegeben werden.

Zu der am 22. d. M. in Heidelberg anberaumten Ge- neral-Versammlung deutscher Eisenbahn - Verwaltungen behufs Berathung eines neuen Betriebs-Reglements hat fih Seitens der bayerischen Oftbahnen Direktor Bad hauser begeben.

Xürttemberg. Stuttgart, 19. September. Wegen Ablebens des Herzogs Karl von Braunschweig if von heute an auf fünf Tage Hoftrauer angeordnet worden.

Oldenburg. Oldenburg, 21. September. Dem im lezten Gesehblatte publizirten Landtagsabschiede für den 17. Landtag des Großherzogthums zufolge ist , den An- trägen des Landtags entsprechend, die Ausarbeitung eines Geseßz- entwurfes wegen anderweitiger Beordnung des verfallenen Hypo- thekenwesens des Herzogthums angeordnet; auch unterliegt die neue Regelung des Unterrichts- und Erziehungswesens, nah Analogie des für das Fürstenthum Lübeck vereinbarten Gesetzes, der eingehenden Erwägung. Leßteres Geseß überweist das Schulwesen unter Aufhebung der kleinen selbständigen Schul- achten der politishen Gemeinde. Schon bei Berathung des vom damaligen Ministerium v. Buttel vorgelegten . Organisations- entwurfes von 1851 war diese Maßregel auch für das Herzog- thum in Aussiht genommen. Als darauf aber das revidirte Staatsgrundgeseß von 1853 der Kirche ihren Antheil an der Leitung des Volks\chulwesens verfassungsmäßig garantirte , ver- blieb es im Schulgeseße von 1855 bei den bestehenden, fonfessionel gesonderten Schulahten und den Mittelbehörden des evangelischen und katholishen Ober-Schulkollegiums.

Desterreich-Ungarn. Wien, 20. September. (W. T. B.) Gestern Abend hat ein Hofempfang stattgefunden, bei welchem das diplomatishe Corps, die obersten Hofämter und die hier anwesenden Minifter zugegen waren und die Mitglieder der Kommission für europäishe Gradmefsung, sowie des internatio- nalen Kongresses der Land- und Forstwirthe dem Kaiser vor- gestellt wurden.

Schweiz. Bern, 22. September. In vergangener Nacht ist Oberst Fri edrih Frey-Hérose von Aarau, bekanni als Chef des Generalstabs des Generals Dufour im Sonder- bundkriege, 72 Jahre alt, mit Tode abgegangen.

Basel, 22. September. (W. T. B.) Die fran- zösishe Regierung hat, wie die „Baseler Nachrich- ten“ melden, aus Veranlassung von Insulten, welche in Genf gegen französishe von Allinges zurückehrende Pilger vorge- kommen sind, eine Note an den Bundesrath gerichtet, welcher diejelbe dem Departement für das Justizwesen über- wiesen hat.

Niederlande. Haag, 16. September. Das „Allge- meen Dagblad van Nederl. Indie“ vom 2. August bringt aus einer Mittheilung aus Edi folgende Angaben über die Blokade der Küsten Atschins. Die Schiffe waren auf 12 Blokade- Stationen vertheilt. Auf der Rhede vor der Hauptstadt Atchin und an der Westküste von Sumatra hatten die Schiffe fort- während mit hoher See zu kämpfen. An der Ostküste herrschte ruhiges und angenehmes Wetter. Eine große Anzahl \{chöner Ansiedelungen der dem . Sultanate von Atschin unterworfenen Vasallenländer is an der See gelegen und würde von der Blokade-Flotte sehr zu leiden haben, wenn diese zum Angriffe überginge. Das Dampf\schif} „Sumatra“ war auf einer „Pro- Îamations-Fahrt“ den Küsten entlang begriffen; sein Komman- dant und ein höherer Beamter, der Controleur Kroesen, hatten den Auftrag, eine Proklamation, welhe die Vasallen Atschins auf die Vortheile hinweist, die ihnen daraus erwüchsen, wenn sie sich auf die Seite der niederländish - ostindi- hen Regierung stellen würden, zu verbreiten und mit den Häuptlingen der friedlich gesinnten Vasallen- länder die Sache zu besprehen. In Edi und der Umgegend weithin wehte die niederländishe Flagge. Aus Padang wird gemeldet, daß der Sultan darauf bedacht gewesen, mit verschie- denen Vasallenländern Uevereinkünfte abzuschließen, um \ich ihre Hülfe oder doch ihre Neutralität in dem bevorstehenden Kriege zu fichern. In Batavia versicherte man, es sei nunmehr durch alle Erhebungen konstatirt, daß die Hauptstadt Atschins bei der ersten Expedition der Niederländer \sich in sehr mißliher Lage befunden und bald hätte fallen müssen, wenn nicht die Ungunst der Witterung die Expeditionsflotte genöthigt hätte, die Opera- tionen einzustellen - und sich zu entfernen. Nun wird der An- griff für die Niederländer etwas \{chwieriger werden; denn es bestätigt \sich, daß seitdem die Vertheidigungswerke bei Atschin unter der Leitung mehrerer europäischer Offiziere stark vermehrt worden find.

Großbritannien und Jrland. London, 23. Sep- tember. (W. T. B.) In Dover ist| der Kandidat der Konservativen mit großer Majorität gewählt worden.

Frankreich. Paris, 20. September. Das „Journal officiel“ veröffentliht folgendes Rundschreiben des Unter- richts-Ministers ‘an die Dekane der verschiedenen Fakul- tâten :

„Herr Dekan! Der Unterrichtsrath hat in seiner leßten S-ssion den Entwurf eines auf das Baccalaureat des lettres bezüglichen De- krets zu prüfen gehabt. Dieser Entwurf theilt das Examen in zwei verschiedene Prüfungen: die eine jollte nah der Rhetoritklasse von den Zöglingen, wilche mindestens sec)zehn Jahre alt sein müßten, abgelegt wer- den und die Literatur, Geschichte und Geographie umfassen, die andere ein Jahr später, und sich auf die Philosophie, die Naturwissenschaften und die lebenden Sprachen erstreck.n. Diese Theilung war -von dem berathenden_ Komite für den Staatsunterricht gutgeheißen worden. Der Unterrichtêrath ist mit dem Vorschlage ebenfalls im Wesentlichen einverstanden, glaubt e aus Rücksiht auf gewisse praktishe Schwierigkeiten feine Entscheidung vertagen zu jollen, Die Gründe diejes Entschlusses sind in dem bei- folgenden Berichte des Bischofs von Orleans dargelegt, welcher Bericht den Berathungen als Grundlage | diente und dessen Schlußanträge angenommen worden find. Jch bitte Sie, Herr Decan, dieses Schriftstück selbst mit der (rößten Aufmecksamkeit zu studiren und Ihren Kollegen mitzutheilen. Dann mögen Sie dieselben ver- anlassen, über die Nüßliehkeit der Reform und, wenn die Fakultät diese gutbhieße, über die Mittel zu verhandeln, wie die ihr zur Zeit noch im Wege stehenden Hindernisse zu beseitigen wären. Die Ergeb- nisse diese: Arbeit werden Sie mir dann in einem mit Schlußanträ- gen versehenen Briefe mittheilen. Da die Fakultät am 20. Öktober für die zweite Session des Baccalaureats zusammentreten joll, fo wer- den Sie mir Ihren Bericht hoffentlih in den ersten Tagen des No- vember einshicken köunen; denn ih möchte Jhre Bemerkungen einige Tage vor dem Wiederzusammentritt des Unterrichtsraths, d. h. vor dem 10, November, kennen, welches Datum der Unterrichtsrath für die Eröffnung seiner zweiten Session bestimmt hat. Genehmigen

ie U. f. w. ? Batbie.“

Dann folgt der Bericht des Bischofs Dupanloup, welcher neun Spalten des amtlihen Blattes füllt. :

Das amtliche Journal enthielt gestern die Pensionirung von zéhn Akademie-Inspektoren. Dieselben wurden in Folge des vor drei Tagen erlassenen Dekrets in den Ruhestand versetzt, welches die Altersgrenze für die Dienstzeit der Akademie-

Inspektoren auf 65 und die der Akademie-Direktoren auf 70 -

Jahre festsett.

Bei dem Präsidenten der Republik fand am 17. d. M. zu Ehren des Fürsten Milan von Serbien ein Diner statt, zu welhem alle Minister und kommandirenden Generale, der Seine- und der Polizei-Präfekt, die Botschafter Marquis d'Har- court (Wien), Herzog Decazes (London) und Marquis de Vogué (Konstantinopel), endlich der Fürst Ypsilanti und das Gefolge des Fürsten von Serbien geladen waren. Der türkische Bot- schafter war niht zugegen. An das Diner \{chloß \ich ein Empfang. ;

Nach der „Opinion Nationale“ beschäftigt man \ih gegenwärtig im Finanz-Ministerium mit einer Arbeit, welhe das Mobiliarvermögen von Frankreih in Aktien, Eisenbahn-Obligationen und anderen umlaufenden Werthen fest- stellt. Dieses Vermögen wird auf 40 Milliarden geschäßt.

In Algerien hberrsht laut den neuesten Nachrichten überall Ruhe, dagegen haben die Brandlegungen von Neuem begonnen. In einem Walde bei Edughes kamen sieben Personen in einem Waldbrande um, fünf wurden \{chwer verleßt. Das „Journal officiel“ von Algerien vom 16. bringt das Dekret, welches den Maire von Algier und einen seiner beiden, \peziell mit dem Polizeiwesen betrauten Adjunkten absezt. Das Dekret wird folgendermaßen begründet: „In Erwägung, daß am 4. Sep- tember Abends Unruhen in Algier stattfanden, und daß die Ge- meindebehörde keine Maßregeln ergriff, um fie zu verhindern oder bei ihrer Unterdrückung zu helfen, dekretirt 2c.“ Der erste Adjunkt, Gastu, hat in Folge dessen die Stelle des Maires über- nommen.

Vor zwei Tagen empfing der Kriegs-Minister die Herren Francisque Rive, Germain, Paul Cottin, Deputirter des Ain-Departements, den Maire und mehrere Munizipalräthe von Belley und Lhuis und den Chef-Ingenieur der Bahn Paris- Lyon-Mittelmeer. Es handelte sich um eine Besprehung hin- sihtlih einer neuen Eisenbahn am rechten Rhoneufer von Culoz Über Belley nach Saint André. Diese Linie wäre von frate- tegisher Bedeutung, deshalb wurde die Meinung des Kriegs- Ministers eingeholt.

Der Minister der öffentlihen Arbeiten hat an alle Präfekten ein Rundschreiben gerichtet hinsichtlih der Herstellung einer unterseeishen Eisenbahn zwischen Frankreich und Großbritannien. Eine Gesellschaft, die sich zu diesem Zwecke im Jahre 1867 gebildet hatte, deren Wirksamkeit aber dur den Krieg unterbrohen wurde, is bei der französishen Regierung um die Erneuerung ihrer Konzession eingekommen. Die britische Regierung, welche durch den Minister der auswärtigen Ange- legenheiten über diese Sache befragt wurde, erklärte sich im Prin- zipe dem Plane geneigt. Der Minister der öffentlihen Arbeiten empfahl deshalb den Präfekten, die Meinung der Handelskam- mern ihrer respektiven Departements über diese Frage einzuholen.

Spanien. Madrid, 22. September. (W. T. B.) Von Alicante wird hierher gemeldet, daß der Kommandant der In- surgentenfregatte „Numancia“ der Stadt eine viertägige Frist gestellt hat, sich zu ergeben und den Kanton Carthagena anzu- erkennen. Der Gouverneur hat die Uebergabe abgelehnt.

Die Carlisten konzentriren \fich, wie von Barcelona vom 21. d. gemeldet wird, in der Umgebung von Berga, vor- ausfihtlih in der Absicht, um vor Ankunft eines von Manresa erwarteten Transports einen Handstreih zu versuchen, oder um die Esforte anzugreifen.

Italien. Rom, 18. September. Die Kronprinzessin Margarethe is wieder in Monza, und der König von Däne- mark, den „It. N.“ zufolge, if unter dem Namen Graf von Falster in Mailand angekommen.

Wie die „Italie“ berichtet, hat der Kriegs-Minister beshlossen, das Aritillerie- und Genie-Komite zu verschmelzen und unter die Leitung des Generals Menabrea zu stellen, wel- cher bisher Präsident des Genie-Komites war. Welche Bestim- mung der bisherige Präsident des Artillerie-Komites, General Valfré, erhalten wird, ist noch unbekannt.

Die „Gazetta“ von Spezzia meldet: Die Komman- danten der drei Seedepartements Neapel, Spezzia und Venedig berathschlagten gestern mit dem Marine-Minister in Rom über die Reformen, welche derselbe in der militärischen Organisation und Verwaltung der Flotte einzuführen gedenkt. Vor allen Dingen sollen die drei Departements in eins ver- \chmolzen werden, dessen Kommandantur in Spezzia is. Neapel und Venedig werden einfache Plaÿykommandos. Ferner sollen in Spezzia tausend Arbeiterwohnungen eingerihtet werden, um wenigstens 5000 Arbeiter unterzubringen, weil mehrere neue Kriegsschiffe gebaut werden sollen. Auf seine an die dortige Munizipalität gestellte Anfrage, ob er auf ihre Mitwirkung rechnen darf, hat ihm diese sofort geantwortet, daß sie die nöthi- gen Baupläte zur Verfügung stellt.

922. September. (W. T. B.) Nachdem die Regierungen von Großbritannien, Oesterreih und Italien sih {hon \eit längerer Zeit wegen der in der Konferenz betreffs der Suez-Kanal- zölle in Konstantinopel einzunehmenden Haltung mit einander ins Einvernehmen geseßt hatten, haben, wie die „Agencia Stefani“ meldet, die Vertreter der gedahten Mächte ihre bezüglichen In- struftionen in diesen Tagen gegenseitig ausgetauscht.

Türkei. Konstantinopel, 22. September. (W. L. D.) Die Ernennung Churschid Paschas zum Justiz-Minister an Stelle von Midhad Pascha findet offizielle Bestätigung.

Die Verfolgung der Räuber an der grie i\ch- türkishen Grenze wird energish und mit Erfolg fortgeseßt.

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordame- rifka hat es, wie „Levant Herald“ vernimmt, abgelehnt, einen Vertreter zur internationalen Konferenz über dieSue z- Kanalabgaben abzusenden. : ;

Dem Herzog von Sachsen-Altenburg is vom Sultan der Osmanie-Orden in Brillanten verlichen worden. Der Herzog wird morgen über Varna nah Smyrna abreisen.

Gestern hat in der Frankenstraße eine Feuersbrunst stattgefunden. Der angerihtete Schaden beträgt gegen 60,000 Pfd. Sterl.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. Sep- tember. Als Delegirter der internationalen Kommission, ‘welche in Konstantinopel über die Tarifsäße für die Schiffahrt auf dem Suez-Kanal berathen soll, ist von russischer Seite der Contre - Admiral T\chichatshew, Direktor der russischen Gesellschaft für Dampfschiffahrt und Handel, ernannt worden.

Die amtliche „Turfestaner Zeitung“ meldet, daß die Grenze des russishen Territoriums gegen Chiwa vor- geschoben sei, und zwar werde die Linie am reten Ufer des Orusflusses bis zu den Schluchten Monschalki hinlaufen, von wo ab man bokharishes Land vor fich hat.

Der Bruder des Chans von Chiwa, Atadshan- Tjura, der am 28. Mai von dem Volke aus seiner siebenmonat- lihen Kerkerhaft befreit und zum Chan proklamirt wurde, geht

gegenwärtig, wie ein Korrespondent der „Turkestanschen Zeitung“ meldet, mit der Absicht um, von Chiwa aus Mekka zu besuchen. Atadshan-Tjura beabsichtigt, diese Gelegenheit zu benußen, um zunächst die civilifirten Länder des Orients, die Türkei ‘und Aegypten, kennen zu lernen und dann auf der Rückreise von Mekka auch Rußland zu besuchen. Der chiwefishe Prinz ge- denkt über Tiflis nah Mekka zu gehen, und werden fih in seiner Begleitung 15 ihm nahestehende Personen, darunter Dsanybek- Polwanow, ein Verwandter des Chans, befinden.

Dánemark. Kopenhagen, 19. September. Dem Conseils-Präsidenten, Lehnsgrafen C. H. Holstein, is ein Ur- laub auf 2—3 Wochen crtheilt worden, während welcher Zeit die Geschäfte des Conseils-Präsidiums dem Minister für das Kirchen- und Unterrichtswesen, C. E. Hall, übertragen wor- den sind.

_— Da das Königlihe dänishe Konsulat für die Insel Trinidad vakant geworden is, so werden die in Port of Spain daselbst ansässigen Kaufleute, welhe wünschen, diesen Posten zu bekleiden, vom Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten hierselbft aufgefordert, ihre desfallsigen Gesuche vor dem 1. März 1874 beim gedahtcn Ministerium einzureichen.

Amerika. Ein Telegramm aus Toronto in Canada meldet unierm 19. d. M... Das Resultat der gestern auf der Prinz Edward-Insel stattgehabten Wahlen wird die Stärke der politischen Parteien im Parlament des Dominion nicht beein- flufsen, da die neuen Mitglieder glei getheilt find.

Asien. Aus Calcutta wird den „Times“ unterm 19. d. M. telegraphirt: Das Hauptquartier der nah Kas gar be- stimmten Mission verläßt Ladale nähste Woche, die Karakorum- Berge über die Sommerroute passirend. 300 Maulesel tragen 13 Tons. Die bengalische Regierung hat eine Reform in der Schiffs-Inspektion angeordnet; einige Kulischiffe sind in see- untüchtigem Zustande zurückgekehrt. Der „Indus“ if mit 418 Kulis untergegangen. Seit Januar v. I. sind 17,178 Kulis nah den Kolonien und Mauritius abgegangen.

: Kunst und Wissenschaft.

Wiesbaden, 22. September. Jn dec heutigen Versammä

[lung der Naturforscher wurde Breslau als nächstjähriger Ver- sammlungsort erwählt; als erster Geschäftsführer Geheime Hofrath Löôwig, als zweiter Sanitäts-Rath Dr. Spiegelberg ?rnannt. Professor Birchow hielt einen Vortrag über Naturwissenschaft in ihrer Bedcu- tung für die fittlihe Erziehung der Menschheit. ____— Die Expedition, welhe Gerhard Rohlfs auf Kosten des Vizekönigs von Aegypten im Winter dieses Jahres in die lybische Wüste unternimmt, wird sich nah einer Mittheilung von Dr. Rohlfs selbst zusammenseßen: aus ihm als Chef der Expedition, Pro- fessor Dr, Zittel als Paläontoleog und Geolog, Privatdocent Dr. Ascherson als Botaniker, Hr. Bemelé als Photograph und versciede- nen deutschen Dienern. Da Dr. Börgen durch seine Theilnahme an der Beobachtung des Venus-Durchganges verhindert wurde, Theil zu nehmen an der lybishen Exp dition als Astronom, so crübrigt Dr. Rohlfs nur, noch einen Astronomen, der zugleih geodätische Arbeiten auszuführen hätte, zu gewinnen.

Frankfurt a. M,, 21. September. Am 16. d. M,, Vormittag #11 Uhr, wurde in Jugenheim ein starker sekundenlanger Erdfst c

verspürt. Gewerbe und Handel.

Magdeburg, 20. September. Nochdem sich in Folge örtlicher Revisionen crgeben hat, daß in ciner großen Anzabl der im hiesigen Regierungsbezirke belegenen Zucker- und Cichorien-Fabriken resp. an- derer gewerblicher resp. landwirthschaftlicher Etablissements für das Unterkommen der von auswärts herangezogenen, beziehunesweise vor- übergehend beschäftigten Arbeiter in ungenügender Weise gesorgt wird, hat die Regierung für den ganzen Umfang des hiesigen Regierungs- bezirks auf rund des Gefeßes vom 11. März 1850 ein Reglement für die Unterbringung der für den B-trieb von Zucker- und Cichorienfabriken, sowie ähnlicher, gewerblicher resp. landwirthschaftlicher Etablissements beschäftigten fremden Arbeiter erlassen, welches im heut ausgegebenen Amts- blatt publizirt wird.

Verkehrs - Anftalten.

Rom, 17. September. Die sizilianisch-n Journale beschäftigen sih mit der Idee eines unterseeischen Tunnels zwischen der Insel und dem Kontinent, und in Catania ist bereits eine Kommission für die Vorarbeiten ernannt worden. Man glaubt, da die Meerenge von Messina nur 7 Kilometer breit ist, daß \sih die Kosten nicht über 40 Millioncn Franken belaufén werden.

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Aus dem Wolff'\chen Telegraphen-Bureau.

Wien, Dienstag, 23. September, Vormittags. Die Zu- stimmung der österreichishen Regierung zu dem Beschlusse des ungarish-:n Ministerraths, betreffs Aufhebung des Einfuhrzolles auf Getreide is, wie „Pesti Naplo“ meldet, mit Sicherheit zu erwarten. Im nächsten Reichsrathe werden, gutem Vernehmen nach, unter anderen Steuerreformen auch Vorlagen wegen Herab- fezumg des Salzpreises und Aufhebung des Inseratenstempels eingebraht werden. Die Regierung hat sämmtliche Sparkassen aufgefordert, niht ihr ganzes Kapital in Hypotheken festzulegen, sondern einen Theil desselben in leiht zu mobilifirenden Werthen zu plaziren. Der „Gazeta Avoska“ zufolge wird die Eröff- nung der Albrehtsbahn definitiv zu Mitte Oktobers erfolgen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch, 24. September. Opernhaus. (172. Vorstellung.) Die weiße Dame. Oper in drei Akten. Musik von Boieldieu. Anna: Frl. Lehmann. Jenny: Frl. Horina. Gavefton: Hr. Frie. George Brown: Hr. Schott. Anfang 7 Uhr. Mittel-

reise. L Schauspielhaus. (187. Abonnements-Vorstellung.) Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. Lustspiel in 5 Akten von Scribe. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Donnerstag, 25. September. Opernhaus. (173. Vorstellung.) Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg. Große romantishe Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Elisabeth: Fr. v. Voggenhuber. Venus: Frl. Grossi. Tannhäuser: Hr. Niemann. Wolfram: Hr. Beh. Anfang halb 7 Ühr. Hohe

reise. x "Schauspielhaus. (188. Abonnements-Vorstellung.) Minna von Barnhelm, oder: Das Soldatenglück. Lustspiel in 5 Ab- theilungen von G. E. Lessing. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Es wird ersucht, die Meldekärten (sowohl zu dén Opern- haus-, wie zu den Schauspielhaus-Vorstellungen) in den Brief- fasten des Opernhauses, welcher sich am Anbau desselben, gegen- über der Katholishen Kire&he, be indet, zu legen.

Meldungen um Theater - Billets im Bureau - der General- Intendantur oder an anderen Orten werden als nicht eingegangen angesehen und finden keine Beantwortung.

Dieser Briefkasten ift täglich für die Vorstellungen des fol= genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.