1873 / 230 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Sep 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Armee vorgeschriebenen Paletots, dessen Bruftrevers von den Admiralen mit blauer Seide gesteppt zu tragen find. Auch darf erner der in der Marine allgemein eingeführte Filzhut bei chlechtem Wetter in gewöhnlihem Dienst mit Wachstuh-Bezug getragen werden.

Der Adresse des Herzogs von Ratibor haben ferner zugestimmt: :

aus Uerdingen: L. Schmiß, Stadtverordneter, Heckmann, Bürgermeister, Joh. Hüveler, E. H. Hambüchen, Lehrer, Joh. Fehmer, Joh. Müller, Breuer, Kaufm., C. Bauch, Lehrer, A Stadtverordn., T. Markew iß, Steuer-Aufseher, Martin van Beers, Kaufm., Nölscher, Affsist., Peter Fettweis, Kunst-

ärtner, Fr. Bech stein, Hauptlehrer, C. Brauner, Lehrer, C. raß, ee der höheren Stadtschule, Rich. Horst es, Kaufman, Theod. Menicker, desgl., Carl Oerter, Gustav Röhr, Kaufm., L. Dick, Stations-Vorst., Peter Hüveler, L. Müller, Wilh. Müller,

oh. Hi1 sen, Unternehmer, H. Detmer, Bahnmeister, Joh. Müller, A S bieur, J. Schmiß, Buchhalter, Foh. Pieper, Wilh. W. Belinger, Lehrer a. d. höh. Stadtschule, J. Wilker, Alb. Brink- mann, Kaufmann, C. Maßen, desgl, Louis Herbert, desgl, Dillenburg, Rektor der höheren Stadtschule, Joh. Möhlen, Unternehmer, Pet. Baumeister, Hoffmann, Stollwerk, Rektor, E. Meleter; E N i

aus Dülken: C. Wolff, Kaufm. u. D Dr. Meu- lenberg, pr. Arzt, M. Bücklers, Geh. Kommerzien-Rath, Dr. E. Jansen, Stadtverordn. u. Fabrikbes., Dr. Höffling, Rektor der höôhecen Bürgerschule, Franz Gierlings, Stadtverordn. und Fabrikbes., Al. Gierlings, Kaufm., B. Hoogen, desgl., Klin- ger, Fabrikbes., Rudolpb Krings, deéêgl,, G. Heis, Rechts- praktikant, G. Görß, Stadtverordn. u. Kaufm., Dr. Schäfer, Lehrer d. höh. Bürgerschule, Heinrih Kamp, Brauereibes., Clemens F of. Mäßer, Apotheker, Wilh. Fürwentsch, Stadtverordn. u.

¡mmermstr., F. Alfter, Eisenb. Stat. Vorst., A.Stegemann, Kfm., 2 Clemens, Stadtverordn. u. Kaufm., Volmer, Lehrer d. höh. Bürgerschule, Edmund Gierlings, Kaufm., J. P. Schmiß, MWerkführer, H. Steffens, Lehrer der höheren Bürgerschule, C. Esféens , Kaufm., Ernst Ortmann, T-chniker, J. Schmit, Ver- waltungs-Sefkretär, Wilh. Rutscheidt, Kaufm., Wimmers, Post- amts-Assist., M. Frankeser, Kaufm., Carl Bescheimer, desgl., Mardersteck, Pol. Komm., J. Korx, Postamts-Assist.;

aus Ke velaer (Wallfahrtéort im Reg. Bez. Düsseldorf) : Anton Terhöôven, Kaufm., Theodor Terhöôven, desgl., Franz Ter- Hhöôven, desgl.

Der Minister des Innern hat fich in einem Spezialfall dahin ausgesprochen, daß es nicht dem Sinne und der Absicht der Bestimmung der Nr. 62 der Ausführungs-Instruktion zur Gewerbe-Ordnung vom 21. Juni 1869 entspriht, wenn in dem Verfahren bei Entziehung einer ertheilten Approbation u. \. w. dem betreffenden Angeschuldigten nur der Tenor der Seitens der Staatsanwaltschaft gestellten Anträge mitgetheilt wird. Es sei vielinehr dem Angeschuldigten, im Interesse einer möôglih| umfassenden Vertheidigung, nah Analogie der das Verfahren in Strafprozessen und respektive in Disziplinar-Unter- suchungen regelnden Geseze 2. vom 3. Januar 1849 Ges. Samml. S. 14 (§8. 51), 21. Juli 1852 Ges. Samml. S. 465 (S. 34) und 25. Juni 1867 Ges. Samml. S. 933 (§8. 218), die Mittheilung einer Abschrift der vollständigen Anklage- \chrift nicht vorzuenthalten. Dieses Verfahren, welches au durch den Wortlaut der oben gedahten Ausführungsbestimmung niht ausgeschlossen werde, erscheine um fo rihtiger, als {hon der §. 74 der Allgemeinen Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 in der Faffung, welche er durch das Geseß vom 22. Juni 1861 erhalten hat, in gleihem Falle abschriftlihe Mittheilung der ganzen Anklageschrift vorgeschrieben habe und Angesichts der Tendenz, welche die Gewerbe-Drdnung vom 21. Juni 1869 in dieser Beziehung verfolge, nicht anzunebnuen sei, daß durch die zur Ausführung derselben erlassene Instruktion die Garantien, welche den Betheiligten durch die Vorschriften über das Ver- fahren gegeben worden, eine Abshwähung haben erfahren sollen.

Die Bestimmungen des Geseßes vom 24 März d. I., betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Staats beamten, finden auf landräthlihe Bureaugehülfen, als Privat- beamte zwar grundsäßlih keine Anwendung, die Minister des Innern und der Finanzen haben jedoch in Berückfichtigung der Verhältnisse jener Privatbeamten unter Modifikation des Er- Iafses vom 29. Januar 1864 genehmigt, daß den mehrgedahten Bureaugehülfen, vom Jahre 1873 ab, für die Theilnahme am Ersaßzgeschäfte, soweit solhes außerhalb der Kreisorte ftattfindet, Diäten und Reisekoften nach dem Satze von Einem Thaler Zehn Silbergroschen pro Tag, beziehungsweise Zwanzig Silber-

roschen für die Meile aus Staatsfonds gezahlt werden,

Zum Besuch der vereinigten Artillerie- und In- genieur-Schule pro 1873/74 find 254 Artillerie- und In- S kommandirt worden; dieselben find bereits hier ngetroffers

Dem Spar- und Vorschußverein von Posft- beamten im Bezirk der Ober-Postdirektion Berlin find bis Ende September 1873 1055 Mitglieder beigetreten. Die laufen- den Einlagen betragen monatlich 992 Thlr. 22 Sgr. 4 Pf.; an außerordentlihen Einlagen find 4255?/; Thlr. und an Geschenken 2221/, Thlr. baar eingezahlt.

Am Sonnabend Abend if der Lokal-Personenzug von Eydtkuhnen bei Bahnhof Königsberg mit einem Rangirzuge zusammengestoßen. Ein Beamier ift \{chwer verlegt und an der Verlegung gestorben. Weitere Menschen- leben find niht zu beklagen. Drei Pafsagiere und mehrere Be- amte haben Kontusionen erlitten, welche nahhaltige Folgen nicht erwarten lassen. Verkehrs\stockung hat nit ftattgefunden. Ur- sache des Unfalles is lediglich Unaufmerksamkeit des den Ran- girdienf|t leitenden Beamten.

Nah dem Vorgange einer rheinländishen Eisenbahn- gesellschaft hat auch die Stadt Remscheid beshlossen, die Obli- gationen einer jezt von ihr aufzunehmenden Anleihe in Rei chs- münzbeträgen auszufertigen. Demgemäß if derselben von des Kaisers und Königs Majestät ein Privilegium zur Ausgabe von Inhaber-Obligationen im Betrage von 300,000 Mark er- theilt worden. i

Breslau, 28. September. Das Konfistorium für die Provinz Swhlesien veröffentliht im „Kirhl. Amtsblatt“ nach- chenden Erlaß des Evangelishen Ober - Kirhen-

rathes: : Berlin, 18. September 1873.

Auf den Bericht vom 4. d. M., betreffend den beabsichtigten Zu- fammentritt mehrer Kreissynoden, eröffnen wir dem Königlichen Kon- storium, daß der Grund, der uns im Frühjahr veranlaßte, die Aus- g der dieéjährigen Kreissynoden bis. in den Herbst d. J. anzu- ordnen. gegenwärtig und, da inzwischen die neue Gemeinde- und Sy- nodalordnung publizirt ist, im verstärkten Maße noch fortbesteht. Mit der Einführung der neuen Gemeinde- und Synodalordnung soll auf Befehl Sr. Majestät unverzüglich vorgegangen werden, und es werden

alle Anstrecngmnns gemacht, sobald als nur irgend möglich die Wahl der Gemeinde-Kirchenräthe vorzunehmen. Wir geben uns der Erwar- tung hin, daß die Neubildung der Gemeinde-Kirchenräthe zeitig genug erfolgen kann, um den Zusammentritt der Kreissynoden noch im Laufe dieses Jahres zu ermöglichen. Unter solchen Verhältniffen müfsen wir eine j E Vertagung der diesjährigen Kreis-Synodalversammlungen wünschen. .

Evangelischer Ober-Kirchenrath.

Herrmann.j

Bayern. München, 28. September. Der IJustiz- Minister Dr. v. Fäustle ift von einem kurzen, in Pöcking am Starnberger See zugebrahten Urlaub geftern hierher wieder zu- rückgekehrt.

Sachsen. Dresden, 30. September. Das heutige „Dr. I.° veröffentliht folgende Bekanntmachung des Gesammt- Ministeriums vom gestrigen Tage, die Versammlung der Stände n L Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage be-

end:

Se. Majestät der König haben bes{lossen, die getreuen Stäude des Königreihs Sachsen zu einem in Gemäßheit des §. 115 der Ver- fassungsurkunde abzuhaltenden ordentlihen Landtage auf den 13. Ok- tober d. J. in die Residenzstadt Dreêden einberufen zu lassen. Aller- höchstem Befeble gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder beider ständishen Kammern noch besondere Missiven aus dem Mini- sterium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht.

__— Der Staats-Minister Abeken if von seincr Urlaubs- reise zurückgekehrt und hat die Geschäfte seines Departements wieder übernommen.

Leipzig, 29. September. Der Prinz und die Prin- zessin Carl von Preußen trafen gestern Abend 54 Uhr mit Gefolge auf der Berlin-Anhalter Bahn von Berlin hier ein. Ihre Königlihen Hoheiten übernachteten in Hauffe's Hotel und reisten heute Morgen 64 Uhr auf der Königlihen Staats- bahn nah München weiter.

Der Herzog von Sachsen - Meiningen langte heute Morgen um 7 Uhr mit dem Dresdener Schnellzuge nebst Gefolge von Schlefien aus Breslau hier an und reiste Vormit- tags 117 Uhr nah Eisenah weiter.

Sessen. Darmstadt, 27. September. (D. Z.) Die außerordentlihe Landes\ynode erledigte in ihrer gestri- gen 12. Sizung die §8. 102 bis 115 und den §. 84 des Ver- fassungseniwurfs, erstere der Regel nah in Gemäßheit der Aus- \hußanträge, leßteren unter Zugrundlegung einer von dem Ab- geordneten Küchler vorges{lagenen Formulirung.

__ §. 102 behandelt die Beschlußfassung der Synode über Verfas- sungsgefeße, sowie Aenderungen der Gotteëdienstordnung oder der kirch- lien Bücher; die von der Regierungévorlage proponirte und von der Aus\chußminocität adoptirte Creirung von konfessionellen Spezial- synoden bezügli der leigevacten und aller das Bekenntniß berührenden Gegenstände fand keinen Anklang. Die §8. 103 (perfsönlihe Stimm- abgabe), 104 (Recht der Vertreter des Kirchenregiments und der Staatsregierung, jeder Zeit in der Landes\synode gehört zu werden), 105 (Beginn der Sißungen mit Gebet; Schluß der leßten Sißung mit Gebet; regelmäßige O-ffentlichkeit der Verhandlungen) und 106 (Geschäftsordnung der Landesfgnode) werden ohne Debatte angenommen. . 107 handelt von der Kompetenz der Landeësynode und wurde zu- timmend erledigt. Danach bildet das Bekenntniß keinen Gegenstand der Gesezgebung. Nunmehr ging die Landeesynode zur Berathung des §. 84 über den Geschäftsfreis der Dekanatssynoden über und acceptirte eine von dem Abg. Küchler vorgeshlagene Formulirung be- züglich dieses Paragraphen. Die §8. 108 (Recht der Gemeinden auf BOLOIOA von Kirchengesebßen, die Gegenstände der Lehre oder des

ultus betreffen, Verfahren bierbei), 109 (Synodalbescheid, Sanktion der Kirchengeteße durch den Großherzog, Verordnungérecht desselben), 110 (Tagegelder und Ttansportfosten der auswärtigen Mitglieder der Landessynode), 111 (S{liceßund, Vertagung und Auflösung der Landes- synode durch den Großberzog), 112 (Bildung eines Landessynodalaus- schusses aus dem Synodalpräsidenten, 2 geistlihen und 2 welt- lichen Mitgliedern), 113 (Zusammentritt dieses Ausschusses), 114 (Kompetenz desselben) wurden angenommen. L wurde noch §. 115 berathen. Danach hat der Geistlihe das Wort Gottes lauter und rein zu verkündigen, mit einem chchristlihen Lebenswandel der Gemeinde voranzuleuhten und dem geistlihen Beruf in Wort und That allezeit Ehre zu machen. Ueber die Art der Verkündigung des Wortes Gottes bestanden Meinungsverschiedenheiten. Das Kirchen- regiment verlangte diese Verkündigung „nah Maßgabe des Bekenntniß- standes seiner Gemeinde“, die Ausschußminorität „nach Maßgabe des Ordinationsgelöbnisses und des Bekenntnißstandes seiner Gemeinde“, die Ausshußmajorität „unter Beobachtung des Ordinationsgelöbnisses, sowie der in seiner Gemeinde etwa bestehenden besonderen Ordnungen“. Nach einer längeren Diskussion wurde ein Antrag Buchner - Schröder angenommen, wonach jene Verkündigung „nah Maßgabe des Ordi- E und der in seiner Gemeinde bestehenden Ordnungen“ erfolgen soll.

Meelenburg. Schwerin, 29. September. Der Erb- großherzog, der Herzog Wilhelm, welcher, gestern früh, von ch oberan kommend, hier eingetroffen ist, der Herzog Paul Friedrich und der Fürst Heinrich Vll. Reuß, welcher estern Morgen hier eintraf, haben fih am gestrigen Abend von hier auf einige Tage nah Ludwigslust begeben. Der Herzog Hann Albrecht is am Sonnabend Abend hier ange- ommen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 28. September. Am Großherzoglichen Hof ist eine mit dem heutigen Tage be- ginnende achttägige Hoftrauer für den Herzog Carl von Braunschweig angesagt worden.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 27. September. Der Herzog hat fich gestern nah Rentweisdorf bei Bamberg begeben und if von dort weiter nah Schloß Hinterriß in Tirol qux Tags gereist, wo Se. Hoheit längere Wochen verblei-

en wird.

Elsaß - Lothringen. Metz, 29. September. (W. T. B.) Die Ergänzungswahlen für den Bezirkstag haben die Wiederwahl von drei früheren Mitgliedern des Bezirkstages, Lauthier, Abel und Bezanson, welhe die Ablegung des Eides verweigert hatten, ergeben.

Schweiz. Bern, 25. September. Heute Morgen erfolgte der Shluß der diesmaligen fast aus\hiießlich Eisenbahn- Angelegenheiten gewidmeten Session der Bundesversamm- e i g: ¿Es Präsident des Nationalraths, Ziegler, hielt folgende

ußrede:

„Meine Herren! Gestatten Sie mir, am Schlusse unserer Be- rathungen noch einige Worte hinzuzufügen. Unsere diesmaligen Ver- handlungen haben in ungewöhnlichem Maaße den Charakter der Geschäftsmäßigkeit getragen; sie werden gleihwohl denfwürdig blei- ben dadurch, daß eine bedeutsame Seite der nationalöfonomischen Entwickelung unseres Landes zum ersten Male auf den Boden des Bundes eine neue umfassende geseßliche Gestaltung gefunden hat. Welcher Werth diejer Arbeit beizulegen sei, kann erst die Zukunft gavz zu Tage bringen. So viel kann aber schon heute als gewiß angenommen: werden, daß durch die neu-

geshafffene Ordnung der Staat gewisse Rechte, derer er fich nie hätte begeben follen, wiedergewonnen hat und auf der andern Seite für diese Unternehmungen zugleich eine Reihe von Hemmungen beseitigt und eine Einheit der Entfaltung geschaffen worden ist.

bleibt uns nun zu wünschen, daß in der Sonne friedlicher Arbeit des

Volkes “T zahlreichen Pläne neuer Eisenbahnlinien bald thatsäch- r in den Boden unseres Landes sich : Prosper und damit

lich und fi il so mancher Thalschaft das ersehnte Mittel neuer 3 höhter Thätigkeit briugen mögen. Hoffen wir auch, daß, indem sol- cer Gestalt die Entfernung, welche in Raum und Zeit die Eidgenos- sen und die verschiedenen Gaucn trennt, immer mehr zu {winden und auf ein Minimum herabzufinken fich anshick, zugleich auf das inner- li Trennende und Abstoßende in ähnlicher Weise sich reduzire und die Wege \ih ebnen und vervielfältigen mögen, auf welchen ja zur Wah- rung der Ehre und der Wohlfahrt des Landes sich zusammenzufinden Alle berufen find. Mitten in unserer Arbeitszeit ist, wie er es in seiner {lichten Treue früher gewünscht, in aller Stille ein Mann is die Gruft gesenkt worden, dessen Wirken auf dem Boden des neuen eidgenösfishen Bundes so bedeutungêvoll und nachhaltig war, daß Sie mir wohl in dem Bedürfniß zustimmen, ihm vor unserem Auseinan- dergehen noch einen Moment dankbaren Andenkens zu widmen. In jenem Kampfe, der bestimmt war, den Ideen des neuen Bundes zum Durchbruch zu helfen, der Ersten und Entschiedensten Einer, hat Frey-Herosee als Mitglird der Revisionsfommission der Tagsjaßung vom Jahre 1848 und nachher in 18 jähriger Amtsdauer als Mit- glied des Bundesrathé, an dessen Spiße ihn das Vertrauen der Bundesversammlung zu wiedcrhelten Malen berief, in friedlichem, fegentreihen Schaffen seinem Vaterlande treu gedient und, als das zunehmende Alter ihn von seiner hohen Stellung in der obersten Exe- futivbehörde zurüdcktreten ließ, lieh er noch während zweier Amtsperio- den als Mitglied ihrer Behörde dem öffentlihen Wohle seinen auf reiche Erfahrung gestüßten Rath, bis ihn {were Krankheit zwang, völlig ins Privatleben zurüdckzutreten, wohin ihm das Bewußtsein treu erfüllter Pflicht und die ungetheiite Anerkennung seiner Zeitgenossen als heller Abendstern folgt. Daß uns Alle einst ein solcher leuchten möge, ift der aufrichtige Wuns, womit ich diese Abtheilung des Nationalraths geschlossen erkläre.“

Belgien. Lüttich, 29. September. (W. T. B.) Das Journal „de Liège“ erklärt dem „Etoil belge“ gegenüber die Nachricht von dem bevorstehenden Eintreffen des Grafen von Chambord auf Shloß Gesves für unbegründet.

Frankreich. Paris, 27. September. Der Minifter des Innern hat an die Präfekten folgendes Rund\chr ei- ben erlassen :

rospecität und er-

Versailles, 27. September 1873.

Herr Präfekt! In meinem ersten Rundschreiben feßte ih Jhnen auseinander, wás die Regierung von Jhnen erwartete; indem ih an- deutete, welhes Jhre Haltuxg sein mußte, empfabl ih Jhnen an, Sie möchten sich an die Spiße der Konservativen ftellen und jederzeit über die strenge Veilziehung des Geseßes wachen. Sie haben diese Weisungen befolgt und bald die Bande der Hierarchie sich enger fnüpfcn, die Gewalt sfich in Jhren Händen befestigen und die Ruhe sih über das ganze Land ausbreiten sehen.

Aber nicht genug, dem Prinzip der Autorität Geltung zu ver- schaffen, ist es nothwendig, die Wohlthaten diefer Autorität fühlbar zu machen, indem Sie der Verwaltung eine Thätigkeit aufdrüdcken, welche eine Reihe von Revolutionen nur haben schwächen können. Es wäre zweifelsohne unflug, gewisse Formalitäten zu unterdrüden, welche sowohl die Privatinteressen wie die éffentlichen Interessen ernstlich ge- währleisten; fürzlicze Beispiele zeigen, welchen Gefahren die Abwesen- heit folcher heilsamen Zügel die Zukunft der Gemeinden und die Finanzen des Staats ausseßt. Dagegen ist die schleunige Abwickelung der Geschäfte ein Bedürfniß allec Zeiten, ihren Gang beschleunigen heißt nicht sie in Gefahr bringen, und alle Jhre Anstrengungen müsfen fich diesem Ziele zuwenden.

_Seit zwei Jahren hat sih die Arbeit der Präfekturen sowie die- jenige der Centralverwaltung vermehrt: wir haben das Rechnungswesen der Gemeinden wiederherstellen, die Kriegsfosten liquidiren, die Ent- schädigungen vertheilen, das neue Rekrutengeseß einführen müssen; Sie baben, Herr Präfekt, überdies das Geseß vom 10. August 1871, die Sessionen der Gereralräthe verdoppeln und monatiiche Zusammen- fünfte der Departementalfommission einseßen schen; und dennoch hat die Unzulänglichkeit des Abonnementsfonds nicht gestattet, die Zahl und die Besoldung Ihrer Angestellten zu erhöhen.

Indem wir diesen ausnahmêweisen Schwierigkeiten Rechnung tragen, können wir nicht umhin, zuzugeben, daß gewisse langsame Ge- wohnheiten in mehreren Departements fonstatirt worden find; es ist Ihre Sache, Herr Präfekt, gegen diese Neigung zu wirken und das Pflicht- und Verantwortlichkertsgefühl in allen denjenigen, welche irgendwie bei der öffentlichen Verwaltung mitzuwirken die Ehre haben, neu zu beleben.

Unter den verschiedenen Fragen, welche Jhnen vorgelegt werden, erheischen die einen eine unverzügliche Entschcidung; es sind das ein- fahe Antworten, telegraphishe Depeschen, Ordnungs- und Ueberliefe- E sie sind als dringende zu behandeln, und ihre Lösung darf nicht länger als zwei Tage anstehen; die Centralverwaltung ift Ihnen, insofern das von mir abhängt, ‘wit dem Beispiele voran- gegangen. | N

Apdere Fragen verlangen im Gegentheil ein gründliches Studium und Spezial-Untersuhungen; eine Wochenfrist wird beinahe immer binreihend sein und darf nur im Fall äußerster Nothwendigkeit über- schritten werden. :

Endlich werden die Geschäfte, deren Entscheid nicht von Jhnen, sondern von einem gewöhnlichen Gerichtshofe oder von der Ober-Ver- waltung abhängt, nichtsdestoweniger Jhre Aufmerksamkeit beschäftigen. Die s{leunige Zurücksendung der -Gerichtsaften, die Vorladungsbriefe, welche zu erneuern Sie fih niht s{heuen werden, find dazu angethan, Verzögerungen, wofür Sie verantwortlih seinen könnten, abzufürzen.

Sie werden den Herren Unterpräfekten die gleiche Pünktlichkeit anempfehlen Diese werden ihrerseits die Gemeindebchörden, welche an der Einleitung der meisten Geschäfte Theil nehmen, zur Eile treiben, damit die auf der Puäfektur ‘und Unterpräfektur gewonnene Zeit nicht auf der Mairie verloren gehe. Die Maire's, auf welche Weise sie gegenwärtig gewählt werden, dürfen nicht vergessen, daß fie die Agenten der Centralbehörde sind, und daß ihre wichtigsten Eigen- schaften mit diesem Charafter zusammenfallen.

Die Unterpräfekten werden also nicht anstehen, ihnen, so viel es thunlich ift, diejenigen Rathschläge und Weisungen zukommen zu lassen, die sie in der Führung der Interessen, welche ihnen anvertraut sind, leiten können. Zu diesem Behufe müssen Sie die Unterpräfekten auf- fordern, eine Gemeinde ihres Arrondissements um die andere zu be- suchen. Das Mislitärgeseß ruft sie, gleich Jhnen, Herr Präfekt, nur an die Hauptorte der Kantone; es is überdies nothwendig, daß sie alljährlih die Hälfte der Gemeinden des Arrondissements besuchen, da- mit die Runde je nach Verlauf von zwei Jahren vellständig gemacht sei. Jhre Aufmerksamkeit wird fich den verschiedenen Anstalten: M Schule, Pfarrhaus, Hospiz, Asyl, und den Landwegen zu- wenden.

Auf diese Weise werden Sie die Bedürfnisse keunen lernen, ih von den Mißbräuchen Rechenschaft ablegen, die Verbesserungen, welche die verschiedenen öffentlichen Dienste erheishen, an Ort und Stelle

rüfen, die Wünsche oder die Klagen Jerer Schußbefohlenen anhören.

hre Beobachtungen werden in an Sie gerichteten Berichten niederge- legt werden, deren Hauptinhalt mir mitzutleilen Jhnea obliegt. Was ie Unterpräfekt für sein Arrondifsement thun wird, werden Sie elbst für das Hauptarrondissement thun oder durch Jhren Sekretär thun lassen. So wird es Ihnen gelingen, Herr Präfekt, die G wohn- beiten der Ordnung, der Genauigkeit, der Hingebung, welche die fran-

*zöfische Verwaltung auszeichnen, aufrecht zu erhalten oder zu entwidckeln,

die Bande zwischen den Munizipalitäten und der Centralgewalt enger

zu knüpfen, das lofale Gedeihen zu begünftigen und die wohlwol-

jfnte um aufgeklärte Vormundschaft zu üben, mit der das Gejeß Sie ekleidet.

its ist geeigneter, die Anstrengungen einer Nation zu unter- ü Fes bee bpidberihe Lebensfähigkeit durch die Liebe zur

it, zur Sparsamkeit, zur vielgestaltigen Thätigkeit sich erklärt und

Genie eine aufmerfsame, régelmäßige, geeßesfundige Verwaltung erheischt, die von dem Saße ducchdrungen ist, daß eine gute Berwal- tung nicht Min e hee B sondern die Paf Es g ehrlichen

ierungen ift. Genehmigen Sie, Herr Pr W. atte Der E E Innern.

eulé.

Der Präsident Mac Mahon nahm heute Nah- mittag im Beisein des Fürsten von Serbien auf der Ebene von Satory eine Revue über das 2. und 3. Corps und die Reserve der A1mee von Versailles, im Ganzen über 15—20,000 Mann, ab. Das Schauspiel war von herrlichem Wetter be-

instigt. :

E Es Der Beschluß, welher den Marschall Bazaine vor das Kriegsgericht stellt, und der nah der Eröffnung der gerichtlichen Verhandlung vorgetragen werden wird, lautet:

Herr Bazaine (François Achille), Marschall von Frankrei, ist angeklagt, am 28. Oktober 1870 1) mit dem Feinde fapitulirt und den Plaß Meß, über welchen er das Ober-Kommando hatte, übergeben

haben, bevor er alle Vertheidigungsmittel, die ibm zur Verfügung

anden, erschôpft und Alles gethan hatte, was die Ehre und Pflicht ibm vorschrieb ; 2) als Ober-Befehlshaber der Armee in offenem Felde eine Kapitulation unterzeichnet zu haben, in Folge deren feine Truppen die Waffen streckten; nicht Alles, was ihm die Pflicht und die Ehre vorschrieb, gethan zu haben, che er mündlich und schriftli unterhan- delte; Verbrechen, vorgesehen in den Artikeln 209 und 210 des Mi- litär-Strafgeseßbuches, die auf obige Verbrechen Todesstrafe mit mi- litärisher Degradation seßen. Daraufhin ift er vor das erste Kriegs- gericht des ersten Militärbezirks verwiesen. - /

Auf Befehl des Kriegs-Ministers werden jezt in der französishen Armee mit einem neuen „Bayonnette-Epée“, welhes das „Sabre-Bayonnette“ ersegen soll, Versuche gemacht. Dieses neue Bayonnet i| 51 Centimeter lang, mit einem Drücker (neues Modell) versehen und wird in einer ledernen Scheide ge- tragen.

s 929. September. (W. T. B.) Der Präsident Mac Mahon empfängt morgen den neuen türkishen Gesandten zur Ueberreichung seiner Kreditive in besonderer Audienz.

Der Graf von Paris hat den Grafen von Chambord aus Anlaß des Geburtstags des leßtern telegraphisch beglüd- wünscht.

19 Das Iournal „Pays“ ift des jezigen Provisoriums müde und spricht fich für definitive dauernde Konstituirung der Republik aus. Leßtere könne jedoch nur von einer besonders dazu erwählten fonftituirenden Versammlung geschaffen werden.

Spanien. Madrid, 28. September. Der am 26. d. M. gestorbene ehemalige \panishe Botschafter in Paris, Don Sa- lustiano Olozaga, war 1803 zu Logroño geboren. Zuerst Advokat in seiner Vaterstadt, dann politischer Flüchtling, kehrte er 1833 in sein Vaterland zurück und wurde in die Cortes ge- wählt. Er warf fich bald zum Führer der monarchischen Opposition auf, stimmte für die Erhaltung der Ersten Kammer und gegen die Privilegien des Klerus. Espartero, mit dem er rivalifirte, hickte ihn im Iahre 1840 als Gesandten nah Paris. Nachdem die Infantin Isabella mündig erklärt worden 1war, wurde er Amtsnachfolger von Lopez, mußte aber vor der Dppo- fition in den Cortes das Feld räumen. Er verweilte vier Jahre in England, wurde aber dur die fich Narvaez gegenüber ohn- mächtig fühlende Opposition zurückgerusen und trat an die Spitze der progressistischen Partei in den Cortes. Nach der Julirevolution 1854 \ch{chloß er fih an Espartero an und erhielt von die em den franzöfischen Gesandtschaftsposten, lehrte aber bald wieder in die Cortes zurü und war der Haupturheber der Konstitution von 1855. Der Sieg O'Donnells drängte ihn darauf nohch einmal in den Hintergrund. Während der Septemberrevolution von 1868 war er in Frankreich. Er {loß \ich derselben an und fam nach Madrid, um Antheil an den Arbeiten der konstituiren- den Kommisfion zu nehmen, die ihn zu ihrem Präsidenten er- nannte. Doch blieb er nur zwei Monate dort und kehrte sodann zu seinem Pariser Gesandtschaftsposten zurück. i ¡

Die „Gaceta“ enthält ein Dekret, das die den jungen Leuten der Reserve gewährte Frist bis zum 20. Oktober verlän- gert und dieselben zugleih ermächtigt, fih in der Hauptstadt der Provinz, wo fie fih gerade befinden, zu stellen Ein Rund- \chreiben erklärt die Tragweite des Dekrets hinfichtlih der Presse und trägt den Gouverneurs der Provinzen auf, den Ümlauf der Blätter nit zu behindern. Das Dekret is nur auf die Blätter, die in den bezüglihen Provinzen erscheinen, an- wendbar.

929. September. (W. T. B.) Ein gestern von der Linken der Cortes erlassenes politishes Manifest wurde unmittelbar nach seinem Erscheinen konfiszirt. Gestern fand eine Versammlung der Radikalen bei Montefimos statt; die Partei der Konstitutionellen fritt heute bei Serrano zu einer Berathung zusammen.

Das 4. Bataillon der Freiwilligen von Barcelona ist auf Befehl der Regierung aufgelöt worden.

Ftalien. Rom, 25. September. : Die „Opinione* be- richtet, daß die zur Liquidation derKlostergüter eingeseßte Kommisfion schon die Befizergreifung eingeleitet habe, daß fie aber für die Ausführung der Maßregeln die Rückkunft der Mi- nister erwarte.

Herr von Corcelles ift nah Rom zurückgekehrt.

Die „Italie“ theilt mit, daß der Justiz-Minister Vigliani den neuen Strafgesezentwurf beinahe vollendet habe. Statt der Todesstrafe und mehr als zehnjähriger Zwangsarbeit- E wäre imäineuen Coder die Deportation vor- ge! en.

2 Dem „Pungolo‘' von Neapel wird aus Rom geschrieben, daß der Marine - Minifter alle alten Kriegs\chiffe, wie die „Maria Adelaide“, „Gaeta'‘, „Italia“ 2. abtafeln und zwei ueue große Panzerschifse und mehrere kleinere Dampfer von außerordentlicher Gefhwindigkeit bauen laffen werde. Die ersteren sollen in Spezia und die anderen in Genua, Livorno und auf anderen geeigneten Werften gebaut werden.

e weg sb BIAM A nim a destnen den ge plôöglich an einem lagflusse verstorbenen Guerazzi auf Kosten der Stadt feierlich zu beerdigen. Sobald sich die Nachricht von seinem Tode in der Stadt verbreitete, wurden alle Läden geschlofsen, und Abends fanden keine Theatervorstel- Tungen ftatt.

29. September. - (W. T. B.) Die Jesuiten haben das Generalatshaus verlassen und find in dem leßteren nur vier oder fünf Patres zurückgeblieben.

Venedig, 29. September. (W. T. B.) Der König ift bei seiner Rückehr von Berlin auf allen italienischen Eisenbahn- fiationen von der Bevölkerung mit großem Enthusiasmus em- pfangen worden. An mehreren Orten waren Musikcorps auf-

spielten.

Turin, 29. September. (W. T. B.) Der König is heute früh 2 Uhr hier eingetroffen. Prinz Amadeus und der Prinz von Savoyen-Carignan, fowie die Behörden crwarteten Se. Majesiät am Bahnhofe, wo fich troy der frühen Morgen- ftunde auch eine zahlreihe Menge eingefunden hatte, die den König aufs Lebhafteste begrüßte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. Sep- tember. Der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch d. I. if am 25. September aus dem Gouvernement Minsk nach St. Petersburg zurückgekehrt.

Das große Uebungsgeshwader des General-Ad- jutanten Butakow is am 23. September aus Transund nach Kronstadt zurückgekehrt und theils auf der großen, theils auf der öftlihen Rhede vor Anker gegangen.

Im Komite der irregulären Truppen ift, wie die „R. W.* meldet, das Projekt für die Ein- führung der landshaftlihen Institutionen im Gebiet des donishen Kosakenheeres in der vergangenen Woche endgültig geprüft worden. Dasselbe soll nun zunächst dem Militärkonseil zugehen und dann dem Reihhsrath zur Bestätigung vorgelegt werden. Die hauptsächlihste Abweichung dieses Projekts besteht darin, daß die landwirthschaftlihen Institutionen des donischen Kosakenheeres nihcht von dem Ministerium des Innern, sondern von dem Kriegs-Ministerium reffsortiren sollen. Diese Eigen- thümlichkcit soll dadur bedingt sein, daß die Leistung der Mili- tärpfliht seitens der Kosaken mit den dur die administrative Reorganisation einzuführenden Landprästanden im engsten Zu- \sammenhange steht, da die Kosakenbevölkerung fi für ihre eigene Rechnung für den Militärdienst ausrüftet.

Zur Ausrüftung gelehrter Expeditionen, um den Durchgang der Venus dur die Sonnenscheibe im November 1874 zu beobachten, find, der „M. 3.“ zufolge, dem Minifterium der Volksaufklärung die erbetenen 35,000 R. vom Reichsrath bewilligt worden.

Warschau, 26. September. Die Eröffnung des IX. und X. Departements des dirigirenden Senats fand nah der Pause während der Sommerferien am 13. September ftatt, und da die Gerihtsverhand- lungen jezt in russisher Sprache geführt werden müssen, so hielt auch der Ober-Prokurator die Eröffnungsrede russisch. Mie der Korrespondent des „Gerichtsboten*® mittheilt, wird im nächsten Iahre die russishe Sprache im Appellationsgeriht und im darauf folgenden in den Kriminalgerihten und in den Civil- und Handelstribunalen eingeführt werden.

Dänemark. Kopenhagen, 26. September. Der König wird morgen nach der Stadt fommen und auf Amalien- burg einen Staatsrath abhalten, in dem vorausfihtlich eine Anzahl von Gesezentwürfen, die dem Reichstage vorgelegt wer- den sollen, die Königliche Sanktion erhalten werden.

Amerika. New-York, 29. September. (W. T. B.) Gerüchtweise verlautet, es sei neuerdings von amerikanischen Truppentheilen ein Einfall in das mexikanische Gebiet gemacht worden. :

Die britische Fregatte „Niobe* hat, laut Nachrichten über London, 29. September, die Stadt Omoa in Hondu- ras, deren Bewohner englishe Unterthanen geplündert, gemiß- handelt und gefangen genommen hatten, durch ein Bombarde- ment gezwungen, die Gefangenen wieder frei zu geben und den Beschädigten Schadenersaÿ zu gewähren.

Asien. Betreffs des Angriffs gegen die Larut- Piraten hat die britishe Admiralität aus Penang vom 96. d. M. weiiere telegraphishe Nachrichten erhalten. Die Stadt, die fie okfupirten, ergab \sich mit 3000 Mann und die Pallisaden und Dschunken wurden zerstört. Der Depesche zufolge fohten die Piraten brav, ‘aber der Verlust der Briten war nur un- bedeutend.

Anstralien. Aus Melbourne wird unterm 26. d. M. per Kabel gemeldet: Die legislative Versammlung hat nach dreitägigen Debatten einen Antrag, dem Ministerium ein Mißtrauensvotum zu ertheilen, mit einer Majorität von 15 Stimch men verworfen,

Die neuesten Entscheidungen des Reichs - Oberhan- del8gerihts in Leipzig betreffen: Excès de pouvoir. Höhe der Succumbenzftrafe bei einer Mehrheit von Kassationskläger und Beklagten. Die Indemnisation nach dem Reglement vom Jahre 1738 Art 35 findet in Elsaß-Lothringischen Sachen niht mehr ftatt. „Bösliche Handlungsweise“ dec Eisenbahnbediensteten in Unterlassung er Handlungen erfordert das Bewußtsein der Gefähr- ichfeit.

Statistische Nachrichten.

Berlin, 30. September. Von vorgestern auf gestern find als an der Cholera erfranft gemeldet 9 Personen, darunter 6 Todesfälle. Seit Beginn der Epidemie sind im Ganzen als erkrankt gemeldet 828 Personen, davon find genesen 190 Personen, gestorben 561 Personen, in der Behandlung verblieben 77 Personen.

Nag einer Berechnung, welche der Regierungs-Rath Gutwasser in Dresden angestellt und in den „Mittheil. f. d. öff. Feuervers. A. * ver- öffentlicht hat, find im Königreih Sachsen in den 30 Jahcen 1841 _bis 1870 2135 bis 2140 schadenverursahende Blißschläge auf Ge- bäude gefallen. 1620 Blißschläge, über welche genauere Umftände be- kannt find, trafen 1665 Gebäude; in den Jahren 1864—1870 kamen 38 Fälle vor, in welchen ein Blißstrahl mehr als ein Gebäude traf so beschädigte in Zshovau im Jahre 1867 der}elbe Bliß die Kirche und 5 verschiedene Gebäude. Eine eigenthümliche, au in den preußi- schen Provinzen Sachsen, Posen und am Rhein beobachtéte Erschei- nung ist die Zunahme der Blißschläge auf Gebäude in den leßten Jahren. Während die Gebäude im Königreich Sachsen von 1859 bis 1871 nur um ca. 3% zugenommen haben, beträgt die Zunahme der Blißschläge auf dieselben ca 100%. Auch if es zuerst in dem Jahre 1867, dann aber auch in den folgenden Jahren vorgekommen, daß Gebäude im November und Dezember vom Bliß getroffen worden find. Diese Erscheinungen, sowie die Zunahme der Blibschläge hängen vielleiht mit der Entwickelung des Senden zutammen. Auf die einzelnen Monate fielen von den 1620 Blißshlägen in Prozentêu: Januar 0,37, Februar 0,19, März 0,8, April 1,1, Mai 17,1,

uni 32,50, Juli 25,50, August 17,4, September 1,4, ftober 0,19, November 0,12, Dezember 0,19%. Die zahlreihsten

Beschädigungen, welche Bliße an einem Tage verursahten, waren am 3. Juni 1867 21 und am' 3. Juni 1868 34 Gebäude. Jm Vergleich

gestellt, welhe unter dem Beifall der Versammelten abwechselnd - ‘die italienishe, die deutshe und die öôsterreihishe Volkshymne

mit dem benachbarten Bayern is Sachsen 3{mal so stark vom Bliß- schlag bedroht. Daß die Kirhthürme von Gewittern besonders ge- fährdet sind, namenilich von Wintergewittern, beweist au die Er- fahrung in Sachsen. In den Jahren 1841—1870 fielen auf Kir- thúrme 70 Blißschläge, diejenigen ungerechnet, welche keine Beschädi- gung verursahten; die Gefahr für die Thürme ftellt si hiernach 18mal größer, als für die gewöhnlichen niedrigen Gebäude, ein sultat, welches mit den von Herrn v. Bezold in München für Bayern berechneten fast übereinstimmt. Von 29 Städten erlitten nur 6 mehr, dagegen 23 entshieden weniger Schaden durch Gewitter, als die länd- liche Umgebung, was zum Theil der etwas größeren Anzabl von Bliß- ableitern in den Städten, zum Theil dem Zusammengedrängtsein der Häuser in den Städten zuzuschreiben is. Ja Sachsen waren am 1. Januar 1870 in Städten 3,23, auf dem Lande 3,06% der Gebäude mit Blißableitern verschen. Was den Einfluß der Flüsse auf die Gewitter betrifft, so stimmen, wie, wir hier nur furz bemerken wollen, die Erfahrungen in Satsen niht mit den in Bayern und Hamburg gema{ten überein. Von den 3670 Orten des Königreihs Sachsen sind 2563 in den qu. 39 Jahren gar nit von einem Blißstrahl auf Gebäude getroffen worden, von den übrigen: 748 einmal, 226 zweimal, 82 dreimal, 27 einmal, 16 fünfmal, 3, 4, 2, 1 resp. 6, 7, 8, 9 mal, Dreéden 25 mal. | \

In den Jahren 1841—1871 hat der Bliß 2239 Gebäude ge- troffen; 1293 oder 58 % der Schläge zündeten, 946 oder 42 % waren sogenannte falte Schläge. Der Gesamutschaden belief fich auf ca. 14 Millionen Thaler. Jn neuerer Zeit hat sich das Verhältniß der zündenden zu den falten Schlägen in Folge der Vermehrung der harten Bedachungen günstiger gestellt 1864—1870 wie 45,5: 53,5 %. Bon den auf Gebäuden mit harter Bedachung gefallenen Blißen haben nur 22 % gezündet; bei Gebäuden mit weicher Bedachung zündeten

| 73 % der Blißschkagfälle.

Von der Statistik des Lübeckishen Staates, heraus- gegeben vom ftatistishen Bureau des Stadt- und Landamtes, üt Heft Il. (Lübeck, Ferdinand Grautoff, 1873) erschienen. Dasselbe enthält die natürliche Bewegung der Bevölkerung in den Jahren 1846 —70 (mit §8 graphijchen Darstellungen auf 4 Tafeln). Anhang T. Ueberschuß der Geturten über die Sterbefälle, Ueberwiegen der Zu- züge über die Wegzüge und umgekehrt in den Jahren 1846—1870. Die Bevölkerung in den einzelnen Jahren 1846—1870, berechnet aus den beiden leßtgenannten Verhältnissen und den Volkszählungen. Geburten, Sterbefälle und Ehbeschließungen in den einzelnen Land- gemeinden während des gleihen Zeitraumes. In der Stadt Lübeck und den, dem Umfang der jeßigen Vorstädte annähernd entsprehenden Gebietstheilen während der Jahre 1813—1845 vorgekommene Gevur- ten, Sterbefälle und ertheilte Kopulationsscheine. Anhang 11. Ge- burten, Sterbefälle und Ebeschließungen in den Jahren 1871 und 1872. Natürliche und örtliche Bewegung der Bevölkerung während der Volkszählungs-Periode 1867—1871.

Das statistishe Bureau des Stadt- und Landamts hat ferner eine Uebersicht der hauptsächlichsten Resultate der Voik ê- z¿ählung im Lübeckischen Freistaate vom 1. Dezember 1871 veröffentlicht, einen Auszug aus den in der Statistik erscheinenden aus- führlihen Tabellen. Nach derselben betr::g die ortésanwe}ende Bevölke- rung am 1. Dezember 1871 verglichen mit 3. Dezember 1:67): Stadt und Vorstädte 39,743 (+ 2745) Landbezirke und Travemünde 12,415 (+ 230), zusammen 52,158 (+- 2975); ohne Militär und Schiffs- besaßung 39,009 (+ 2822), und 12,050 (— 87), zusammen 51,059 (+— 2735). Von der Bevölkerung waren 25,104 (+ 1353) männliche und 27,054 (+— 1622) weiblihe; 42,867 lübeckjche Staatsangehörige, 8165 Angehörige anderer Staaten des Deutschen Reichs, 1126 Aus- länder; 49,822 Lutheraner, 579 Reformirte, 684 Evangelische, 400 Römiscb-katholishe, 104 Bekenner anderer christlicher Konfessionen, 565 Juden (4 ohne Angabe der Religion); 1275 einzeln lebende selbst- ständige Personen; 10,802 Haushaltungen mit 49,617 Personen. Dem Beruf nah gehörten 9625 zur Landwirthschaft und Gärtneret ; 16,991 zur Industrie; 6376 zum Handel; 6413 zum Verkehr; 5281 zu den persönliche Dienste Leistenden; 593 zum Militär; 2947 zu anderen, 3932 zu feinen Berufsarten.

Kunst und Wissenschaft.

Von dem Jahrbuch der Preußischen Forst- und Fagd - Geseßgebung und Verwaltung, herauêgegeben von Bernbard Danck-clmann, Königlih preußisGem Ober-Forstmeister und Direktor der Forst-Afademie zu Neustadt-Eberswalde, redigirt von F. W. Schneider, Königlich preußischem Geheimen Regierungs-Rath und Professor, ist des sechsten Bandes erstes Heft (Berlin 1873, Verlag von Julius Springer) erschienen.

Leipzig, 28. September. Der am 26. September verstorbene dramatishe Schriftsteller Roderich Benedix war am 21. Januar 1811 hier geboren und wendete fi, nach Vollendung seines Gym- nasialfkursus auf der Fürstenshule zu Grimma und auf der Thomas- scule hierselbst, 1831 der Bühne zu. Zuerst bei der Bethmannschen Truppe, dana als Tenorist an Theatern des Rbeinlandes und West- falens thätig, wurde er später Regisseur am Theater in Wesel, und hier vermochte er sein Lustspiel „Das bemooste Haupt* auf die Bühne zu bringen, welches, mit außerordentlichem Beifall aufgenom- men, über alle Theater Deutschlands ging und für feine Lebensthätig- keit entiheidend wurde. Er entsagte der Bühne als ausüben- der Künstler, nahm, vielfa literaris ch beschâftigt, zuerst sein°n Wokn- sis in Cöln, leitete TER M e Siber rpurex als Ober- reglsseux in Cöln das Theater, erhielt dant eine Lehrerstelle an der r: einishen Musikshule und wurde 1855 als Juntendant des Stadt- theaters nach Frankfurt a. M. berufen. Jedoch gab er 1858 déese S*ellung auf und wandte sich wieder hierher, wo er hinfort seiner literarischen Thätigkeit aus\shließlich lebte. Von den früheren Werken, die Benedix herausgab, erwähnen wir die sechs Bände starken „deut- schen Veolksfagen“ (1839 —- 1840), ferner eine populär geschriebene Ge- schichte der Freiheitsfriege unter dem Titel „1813, 14, 15. Ein Volfks- buh* (1841), daun das „Handbuch für die Reise von Rotterdam bis Straßburg“, den mit vielen éigenen Beiträgen während der Jahre 1836—42 herausgegebenen „Niederrheinischen Volkskalender“; jowie besonders die Bilder aus dem Schauspielerleben“,

2 Vände, 1847) mit vielen, dem Leben nacherzählten, theils ergößlihen, theils rührenden Zügen und treffenden Gharakteristifkfen. Seinen schriftstellerischen Ruf verdankt Benedix aber nit seinen Novellen, sondern seinen dramatiscen Werken. Sie haben den Verzug, daß sie original, aus dem bürgerlichen Leben des deutschen Volkes berauêgedacht und gestaltet sind. Seine Schauspiele wie „Der lange Israel“, „Mathilde“, „Der Kaufmann“ »c., find fcœeilih bereits in den Hintergrund getreten; dafür find aber viele seine:Lustspiele noch immer beliebte Repertoire-Stüce, wie 3. B. „Der Weiberfeind®*, „Eigensinn“, „Die Hochzeitsreise*, „Die Eifersüchtigen“, „Die Diest- boten“, „Der Störenfried“, „Ein Lustspiel“, Doktor Wespe“, „Der Vetter“, „Das Gefängniß“ u. a. m. Wackere Gefinnung, deutsche Sitte und tüchtige Charafterzeihnung sind die Grundzüge der Benedix'schen Dichtungen.

Das 10. (Oktober-) Heft (Il. Jahra.) der „Forstlichen Blätter, Zeitschrift für Forst- und Jagdwefen*, heraus- gegeben von Julius Theodor Grunert und Dr. Ottomar Victor Leo, (Leipzig 1873, Verlag von Heinrich Schmidt), hat folgenden Jn- halt: 1. Aufsäße: UeberGrundrente und Waldrente. Von Dr. Carl Roth, ord. Professor der Forstwisseushaft an der Universität in München (Scluß). Der forstlihe Theil der Wiener Weltausstellung. Von Gustav Hempel. 11. Bücheranzeigen. III1. Mittheilungen.

Landwirthschaft.

New-Y: rk, 29. September. (W. T. B.) Nach dem von dem landwirthschaftlihen Bureau pro September erftattcten offiziellen Berichte ist die Getreideernte eine gute, im mittleren Durh-

schnitte 81 Prozent ergebende. Der Prozentsaß von 1872 war 85 Prozent.