1873 / 237 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

Zu den Gegenständen Ihrer bevorstehenden Thätigkeit übergehend,

_ich mit der Bemerkung beginnen, daß die Vorbereitungen zur

hrung der neuen Kreisordnung in unserer Provinz allseitig mit Eifer und mit dem redlichen Streben getroffen worden sind,

N welches eine so weit und so tief greifende Umwandlung

cewaltung der öffentlihen Angelegenheiten herbeizu-

bestimmt ist, eine gedeihlihe Wirksamkeit zu fichern.

Sinn für Geseßmäßigkeit, welcher unsere zur Mitarbeit berufene evölkerung erfüllt, ihre Neigung und Fähigkeit zu gemeiunüßigem elbständigen Wirken, der bisher bethätigte Entschluß, an einseitigen arteistandpunkten bei jenem eminent praktischen Werke nicht festzu- alten, dies Alles giebt der Hoffnung Raum, daß die großartige euerung, vielfah und auch da, wo bei der Beurtheilung Unbefangen- hcit, Gewissenhaftigkeit und Einsicht nicht fehlen, mit Mißtrauen auf- genommen, si{ch für unsere Provinz glücklich vollziehen und heilsam er- weisen wird. Aber das Gefeß erheisht zu seiner Durchführung auch die Mitwirkung der Provinzial-Vertretung. Es ist insbe}ondere die Bildung der, für viele Streitfälle an die Stelle der bisher kompetenten Staatsbehörden tretenden Verwaltungsgerichte, welche Jhre Einberufung nothwendig ‘gemacht hat, indem die, nicht shon durch das „Geseß bestimmten Mitglieder dieser Gerichte, deren eines in jem Regierungsbezirke bestehen soll, von Ihnen zu wählen sind. Sie werden bei diesec wichtigen Funktion von der Ueberzeugung sich [eiten lassen, daß von einer glücklichen Wahl der zu berufenden Per- sönlihkeiten eine ersprießlihe Thätigkeit jenes neuen Organs der

Selbstverwaltung mehr oder weniger abhängig ist.

Außerdem erfordert die Lage der besondern Provinzial-Angelegen- heiten Ihren abermaligen Zusammentritt, indem bezüglich Zhrer Institute nicht nur über deren Verwaltung für einen längeren Zeit- raum Rechenschaft abzulegen ist, sondern auch neue Voranschläge von

Jhnen festzustellen sind. Ï f i

Die große Zahl solher taubstummen Kinder in déx

s die noch eines genügenden Unterrichts entbehren, läßt die

rweiterung Ihrer Taubstummenanstalten im hohen Grade wün- schenswerth erscheinen. Es werden Jhnen deshalb von Ihren Land- armen-Direktionen bezügliche Vorlagen zugehen, denen Sie eine sorg- .fältige Prüfung und wohlwollende Beurtheilung gewiß angedeihen lassen werden. Î : L L

In Betreff des Landarmenwesens, sowie in Betreff der Mittel zur Unterstüßung von Hebammen, kommt es Ihrerseits auf Erklä- rungen und Beschlußfassungen an; welche dure besondere Denkschriften von Ihnen werden erbeten werden.

Demnächst sind von Ihnen, außer den Eingangs erwähnten, noch andere wihtige Wahlen zu vollziehen, über welhe das Allerhöchste Propositionsdekret sih verbreitet, und meinerseits Ihnen nähere Mit- theilungen zugehen werden.

Wenn ih, che ih \chließe, mir gestatte, bei dieser Gelegenheit Ihren Blick auf die Lage der Provinz zu lenken, so werden Sie sich mit mir in der befriedigenden Betrachtung begegnen, daß dieselbe iu einer erfreulichen Entwickelung begriffen ift, wenngleich noch manche Schwierigkeiten zu beseitigen, viele Wünsche zu erfüllen bleiben.

Der größere Zufluß von Kapital, der verringerle Zinsfuß, sowie der Ertrag mittAguter Ernten ist unserer Landwirthschaft sehr zu statten gekommen und hat die Lage vieler Besißer wesentlich gebessert.

Die Strebsamkeit unserer Landwirthe, gefördert durch ein reges Vereinsleben, läßt immer neue (rfolge auf dem Gebiete der Verbesse- rungen erwarten. Insbesondere eröffnet die fich mehr und mehr aus- breitende Viehzucht die Aussicht auf höhere Bodenerträge. Mancherlei Verbesserungen in der Bewirthschaftung des Landes finden allmählich auch bei den kleineren Besißern immer mehr Eingang. Hopfenbau und andere nebenfächlih betriebene, aber Gewinn bringende Kultur- zweige gewinnen an Ausdehuung.

Unsere Pferdezucht erhält fih auf ihrer bisherigen Höhe und ist auch für viele kleine Besitzer ekne treichliche Einnahmequelle. Das preußische Pferd hat in dem letzten großen Kriege feinen alten Ruf bewährt, und unsere Provinz liefert niht blos für unsere eigene Ka- vallerie, sondern auch für andere deutsche Heeresköryer einen ansehn- lichen Theil des erforderlichen werthvollen Materials.

Die Ausbeutung des der Provinz eigenthümlichen Fossils, des Bernsteins, nimmt immer größere Dimensionen an, und sieht noch einer weiteren Entwickelung entgegen, wenn die jeßt unternommenen Bersuche, den Bernstein durch unterirdischen Bau zu gewinnen, Erfolg haben.

j Unser Handel, insbesondere der überseeische, steht in gesunder Blüthe und hat in der seit Ihrem leßten Zusammensein verlaufenen Periode anschnliche Gewinnste zu verzeichnen gehabt, während nach dem Wechsel der Konjunkturen vorübergehend auch Zeiten geringeren Verdienstes oder wohl gar des Verlustes eingetreten sind. Die dankenswerthen Ermäßigungen des neuesten Bereins-Zolltarifs, wenn auch niht alle Wünsche crfüllend, werden dem Handel wie nicht minder der Landwirthschaft förderlih sein. Die großen Börsenkrisen, welche an einem auswärtigen Weltplaße und neuerdings auch auf dem andern Kontinente sih zugetragen haben, werden hof- fentlih für unsern Handelsstand ohne empfindliche direkte Einwirkung bleiben. Von besonderer Wichtigkeit für unsere Provinz sind, und

werden hoffentlich nicht ohne ein günstiges Ergebniß bleiben, die be- vorstehenden Verhandlungen mit dem großen Nachbarreiche zur Herbei- führung von lang ersehnten Erleichterungen des Handelsverkehrs.

Auch die Fabrikthätigkeit auf manchen Gebieten der Produktion hebt und steigert sich an mehreren Orten der Provinz mit entsprechend lohnendem Erfolge, wenn {hon das Streben, ein stark auêgeprägtcs industrielles Leben in unserer Provinz zu erwecken, in mancherlei natürlichen Hindernissen seine Schranke findet.

Verschiedene Erzeugnisse des Gewerbfleißes, wie der Landwirth- schaft, haben auf der großen Weltausstellung in Wien verdiente Au- erkennung gefunden.

Zum Zwecke einer vollkommenercn Ausbildung unseres Hand- wérkerstandes werden die Bestrebungen fortgeseßt.

Die günstige Finanzlage des Landes hat die Staatsregierung in den Stand gescßt, auch unserer Provinz anschulichere Beträge als früber für zahlreihe Bedürfnisse zuzuwenden. Hafenverbesserungen, Leuchtthürme, Stromregulirungen, Kanalanlagen, find mit Aufwen- dung bedeutender Geldsummen in der Ausführung begriffen oder u Stande gebraht, und auch der Bau caussirter Straßen jat auf Staatskosten mehr, als es bis vor Kurzem der Fall war, ge- fördert werden können, was um so erfreulicher und auch für die nächste Zeit um so mehr zu erhoffen ist, als viele Kreise durd Her- stellung von Chausseen ihre Kräfte in hohem Grade angespannt d E :

Die beiden großen, auf Staatskosten gebauten Schienenwege, welche zur Ergänzung der Ostbahn den Verkehr vermitteln sollen, find Hürzlih vollendet worden, und versprechen weiten Strecken der Pro- vinz, wie auch dem Großhandel, namhaften Aufshwuug, wenn auch manche Interessen durch die neuen Bahnen nicht befriedigt werden, vielleicht sogar eine Beeinträchtigung erfahren. Deshalb und da un- lere auégedehnte Provinz ohne Zweifel noch eine große Vervollständi- gung ihres Eisenbahnnctzes bedarf, wenn Landwirthschaft, Handel und Gewerbsaukeit sich in vollem Umfange entwickeln sollen, sind viele Cisenbahnprojekte aufgeftellt, deren wohlwollende Prüfung Seitens der

taalsregierung zu hoffen ift, wiewohl nit alle, an fich wünschenê- werthe Verbindungen sich alsbald werden herstellen lassen. Jn der Ausführung begriffen ist die, vermöge einer kräftigen Snitiative und jelbsteigenen Betheiligung der Bevölkerung herzustell-nde wichtige Bahn, Gie f Aueite Handelsmeiropole Der Provinz mit dem Königreich fet T inden soll, während auf dem andern \Udöstlicben Anschluß-

e die Verbindung mit dem Nachbarlande glücklicherweise bereits ergeftellt ist, und eine weilere Verbindung mit Polen für die Haupt- tadt der Provinz in direkter Linie angestrebt wird.

Die förderlichste Pflege ist dem Unterrichtswesen in der Provinz zu Theil geworden. Unserer Universität find bei der Ausfüllung ein- getretener Lüden oder bei Gründun „neuer Lehrstühle höchst \{chätzens- werthe Kröfte zugeführt, ne Institute sind vermehrt oder reicher au destattet wor M erwähne insbesondere (gewiß auch zu

C e a s rir Lars mit der Universität verbun- „denen L (d , welthes jungen Männern der be-

sißenden Klasse die Gelegenheit bietet, eine gründliche und wissenschaft-

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. , , A . liche Ausbildung für die Landwirthschaft in der Heimath zn gewinnen. Gymnafien sind neu gegründet oder aus dem Patronat von Kom- munen auf deren Antrag und zu ihrer Erleichterung in das des Staats übergegangen. An der Hebung und Vermehrung von Schullehrer- Seminarien, Mittel- und Elementarshulen wird eifrigst gearbeitet, unter kräftiger Beihülfe des Staats. Auch unsere, der Provinz werthe Kunst-Akademie crfreut sich fördernder Theilnahme der Staats- regierung.

Getrübt wird das im Ganzen erfreuliche Bild von der gegen- wärtigen Lage unserer Provinz durch den Umstand, daß. wir in dem kurzen Zeitraume seit Jhrer leßten Versammlung zweimal von der Seuche, die so zahlreihe Opfer fordert, heimgesucht worden sind, un- geachtet alles Eifers der Staats- und Kommunalbchörden, ihr zu steuern. Sie ist jeßt glückliher Weise im Erlöschen, und wenn fie während threr Herrschaft zahlreichen Personen Gelegenheit gegeben hat, Hingebung an Beruf und Mcnschenliebe in der Pflege des Näch- sten zu bethätigen, so wird sie auch dazu dienen, das Streben nah verbesserten Salubritätszuständen zu steigern und zu beleben.

Nicht ohne Besorgniß kann man das Augenmerk richten auf die \chwierige Lage mehrerer, namentlich größerer Stadtgemeinden, die für thre stets wachsenden Bedürfnisse größtentheils auf die Steuerkraft ihrer Einwohner hingewiesen sind, und dur eine Aenderung der innern Steuergeseßgebung ihre Verlegenheiten gesteigert sehen. Es wird keine leichte Aufgabe der städtischen Verwaltungen sein, hoffentlich aber ge- lingen, ohne übergroßen Druck der städtischen Bevölkerung Mittel und Wege zu finden, daß der Haushalt der Kommunen unter Berücksich- tigung unabweislicher Bedürfnisse fortgeführt werden kann.

Ich entledige mich meines Allerhöchsten Auftrages, ind-m ih unter Ueberreihung des Königlichen Propositions-Dekrets und Land- tags-Abschiedes vom 15. v, Mts. und mit dem Ausdrucke des lebhaften Wunsches für ein der Provinz ersprießliches Erzebniß Ihrer Bera- thungen, den 21. Provinzial-Landtag des Königreichs Preußen für er- öffnet erkläre.“

Der Landtags-Marschall, Graf zu Eulenburg - Wien, ent- gegnete hierauf :

_ „Wir haben die Ehre, Ew. Excellenz aufs Neue, auch für diesen XX1I. -Provinzial - Landtag, als den Königlichen Kommissarius zu be- grüßen.

Wir dürfen mit Zuversicht dem Wohlwollen Ew. Ercellenz diz Förderung unserer provinziellen Interessen und Institutionen em- pfehlen. Eine längere Zeit des gemeinschaftlichen Wirkens berechtigt auch dazu, Freude und Leid des Lebens als ein gemeinsames Erlebniß zu betrachten.

Ew. Excellenz haben der erfreulichen Resultate der Ernte Erwäh- nung gethan, durch welche die Provinz in diesem Jahre gesegnet it, und welche geeignet ist, über manche Sorge der Vergangenheit hinweg zu helfen.

Sie haben den Verlust erwähnt, den die Provinz gemacht hat dur das Abscheiden cines hervorragenden Ehrenmannes, eines Mitgliedes des Provinzial-Landtages, des Laudhofmeisters Grafen zu Dohna- Lauck, der dem Provinzial-Landtage besonders nabe gestanden hat eine Reihe von Jahren hindur als Marschail und als treuer Führer. Wir haben keine würdigere Art, dieses Ehrenmannes zu gedenken, als daß der Königliche Herr Kommissarius in Gemeinschaft mit dem Landtage ihm einen Denkstein der Erinnerung darbringt.

: Wir twerden die Vorlagen, welche Ew. Excellenz uns gemacht haben, mit Sorgfalt erledigen, upd sehen in der Bildung der Verwal- tungsgerichte ein neues Glied in der Kette der Selbstverwaltung ent- stehen. Wir dürfen nicht zweifeln, daß diesen neuen provinziellen Or- ganen dieselbe Treue beiwohnen wird, durch welche in den alten Orga- nen das Gemeinwohl gefördert worden ist. Wenn die bisherige:

Organe si ein bleibendes Andenken erworben haben dur Organi-

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sation ihrer ständischen Anstalten, dur ihre hervorragenden Leistungen

für die Kreis-Chausscebauten und jehr erhebliche Leistungen für Ge- währung des Grund und Bodens an die neuerdings erbauten Eisenbahn- Linien, so sind auch zwei wichtige Eisenbahnlinien, die von Königsberg Uber Lyck nah Brsesk Litefski und die von Marienburg nach Mlawa durch Privatunternehmung ins Leben gerufen worden, welche von un- berechenbarem Vortheil für den Verkehr der Provinz werden müssen, der vorzugsweise unter dem Drue der nahen Grenze gelitten hat.

. Wir haben den Männern Dank zu sagen, welche dur ihre rast- losen Bemühungen diesen südlichen Anschluß bis an die russischen Staatsbalnen durgeseßt haben, und wir sind erfreut, von Ew. Ex- cellenz zu erfahren, daß die Staatsregierung auf die Erleichterung der Verkehrsverhältnisse mit Rußland ein sorgfältiges Auge rictet.

: So hoffen wir, daß auch die veränderte innere Organisation un- jeres Landes dem Gedanken entsprechen wird, der sie hervorgerufen hat, und daß dadur Befriedigung und Wohlstand fi reichlich mehre.

__ Se. Majestät unjer Allergnädigster Kaiser und König möge auch diese Frecht seiner segensreichen und ruh mreichen Regierung noch reifen lehen in ungestörter Kraft. An der besten Frucht aber, die unserm Herrn und Könige erwachsen soll, lassen Sie uns mit Treue und Fleis mitarbeiten, wenn auch unter veränderten Verhältnissen, das ift die Treue und Liebe unseres Volkes zu König und Vaterland.

d _Deß zum Zeugniß beginnen wir auc diesen Landtag mit dem Lu) :

Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König Wilßelm L. lebe hoch! __ Die Versammlung stimmte begeistert in das dreimalige Hoch ein.

ZU Mittag war Gallatafel bei dem Ober-Präsidenten, zu der sämmil che Abgeordneten,“ die Spigen der Civil- und Militär- Behörden, sowie sonstige Notabilitäten eingeladen waren.

Der Landtags - Marschall, Graf zu Eulenburg - Wien, brachte den Toast auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, indem er hervorhob, daß, wenn es überhaupt altherge- brahter und werther Beruf sei, bei allen festiihen Gelegenheiten des Allerhöchsten Landesherrn zu gedenken, die getreuen Stände der Provinz Preußen den Vorzug hätten mit warmem FSerzen und wahrer Begeisterung Sr. Majestät ihres Königs, des Deut- hen Kaisers zu gedenken.

Der Ober-Präsident reihete daran ein Hoch auf die Provinz Preußen, die, wenn fie auch viele \chwere Heimsuchungen dur Kriege und jonstige Kalamitäten erfahren, fich doch niemals in weiteren Bestrebungen auf allen Gebieten der Wirthschaft und des Gewerbefleißes habe beirren lassen, die in der YVpferwillig- keit allen andern Provinzen des Staates und dem Deutschen Reiche zum Vorbilde gedient und, wie zu hoffen, auch die auf dem Gebiete der sozialen und kirhlihen Verhältnisse in bedauer- liher Weise entbrannten Kämpfe zum ftaatlihen Frieden bal- digst überwinden möge.

Hierauf folgte noch ein Toaft auf den Ober-Präsidenten von Horn und von Leßterem auf den Landtags-Marschall und seinen Stellvertreter.

Rendsburg, 7. Oktober. Die heutige dritte Sizung des Provinzial-Landtags wurde von dem Landtagsmarschall um 121/44 Uhr eröffnet. Eingegangen war eine Proposition des Abgeordneten, Landesdirektors von Ahlefeld, auf Abänderung des S. 392 des Statuts für die Verwaltung der provinzialständischen Brandversicherungs-Anstalten vom 27. Dezember 1872,

Der Tagesordnung gemäß fanden die Vorbexathungen : 1) über den Entwurf cines Finanz-Etats für die“ allgemeine ständische Verwaltung für das Iahr 1874, 2) über den Ent- wurf eines Finanz-Etats für die Verwaltung der provinzial- ständischen Brandversicherungs - Anstalt für das Iahr 1874, 3) über den Antrag des ständishen Aus\hu}ses, betreffend den Erlaß eines Pensions-Reglements für die ständishen Beamten und definitive Anstellung von 4 vorläufig auf Kündigung an- gestellten Beamten, statt.

Gegen die gedahten Entwürfe ward nichts zu erinnern g lbe D L drehte sich die Diskussion nur um einzelne unerheb- iche Punkté.

Zu Mitgliedern der \{leswig-holsteinischen Deputation für das Heimathswesen wurden einstimmig wieder erwählt: der frühere Abgeordnete Bockelmann, jeßt in Kiel, der Regierungs- Rath a. D. von Stemann in Kiel und Stadtpräsident Graba in Glückstadt, und zu deren Stellvertretern : Abgeordneter Dr. Wachs-Hanerau, Inspektor Dahms-Haseldorf und Regierungs- Rath a. D. Kraus-Kiel. E:

Hannover, 7. Oktober. Der Provinzial-Landtag genehmigte in seiner heutigen Sizung den Voranschlag des ständischen Haushaltsplans für 1874 mit Ausseßung der Po- sition für das Landarmenwesen. Die beantragte Erhöhung der Gehalte der ftändishen Beamten wurde bewilligt. Die Aende- rung des Gehalts-Regulativs für die ständischen Taubstummen- lehrer wurde zum Beschluß erhoben.

Wiesbaden, 7. Oktober. In Betreff der gestrigen ersten Sizung des 6. Kommunal-Landtags ist noch hervorzu- heben, daß die wichtigen Wegebauvorlagen ein:m besonderen Wegebau-Aus\chusse von 7 Mitgliedern überwiesen und daß ein besonderer Eingabe-Aus\{chuß von Mitgliedern gebildet werden soll.

Sn der heutigen 2. Sißung wurden nach Ver- lesung des Protokolls die Wahlen zu den verschiedenen Ausschüssen vorgenommen und sodann noch cin Schreiben des Ober-Bergamts zu Bonn, die Wahl eines“ Mitgliedes des Ku- ratorium der Bergschule zu Dillenburg betreffend, verlesen und dem Eingabe-Aus\huß überwiesen.

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Württemberg. Friedrichshafen, 3. Oktober. Die Prinzessin Louise von Preußen ist heute von Schloß Montfort, dîe Prinzessin Wilhelm von Baden von Schloß Kirchberg zum Besuche Zhrer Königlichen Majestäten hier angekommeu und nah eingenommenen Diner wieder ab-

pu,

gereist.

Hessen. Darmstadt, 7. Oktober. Die Er ste Kanti- mer erledigte in ihrer gestrigen 8. Sißung den Entwurf der Kreisordnung und genehmigte \olche \{ließlich in einer Gesammt- abstimmung einstimmig. Als Dissense gegenüber den Beschlüssen der Zweiten Kammer hebt die „D. Z.“ hervor:

_1) nah Art. 3 soll’ die Veränderung eines Kreises niht durch Gejeß, sondern durch V rordnung erfolgen; 2) nah Art. 7 soll die Verweigerung dcr Annahme eines unbe- joldeten Kreis- oder Provinzial-Amtes nicht mit erböhter Zuziehung zu den Kreis- resp. Provinzial-Abgaben geal)ndet werden : ¿

9) nah Art. 10 sollen niht nur zu Gunsten der Städte, sondern auch zu Gunsten anderer Orte Abweichungen von dem Bertheilungs- maßjtab der Kreis- und Provinzial-Abgaben stattfinden können;

4) zu Art. 12 wurde der Zusaß George, wonach jeder Kreistag cine Geschäftsordnung festzustellen und feine Beschlüsse auf Grund von Ausschußberichten zu fassen hat, abgelehnt :

9) zu Art. 14 (über die Zahl der Bezirksrathsmitglieder) wurde

ein Zusaß angenommen, wonach die Standesherren und der Senior der Familie Freiherr Riedesel in dem Kreise, in dem die Standes- herrschaft resp. deren größter Theil liegt, Mitglieder des Kreistags sein sollen. Dieser Zusaß wurde zyr Bedingung der Annahme des Art. 14 gemacht; :

6) nah Act. 17 sollen Aktiengesellschaften und juristische Perso- nen auch durch andere Personen als ihre geseßlichen Vertreter, Stan- desherren und außerhalb des Kreises wohnende Wahlberechtigte durch

Vertreter an den Kreistagswahlen Theil nehmen können:

7) nah Art. 33 soll der Kreistag nicht einen Stellvertreter des Borfißenden wählen ;

8) nach Art. 49 follen nur aktive Pfarrgeistliche, Kirchendiener und Elementarlehrer nihtzMitglieder des Kreisaus\chusses sein. Die

Zweite Kammer hatte aktive Staatsbeamte, weistliche, Lehrer an öffent- lichen Anstalten und Angestellte des Kreises ausgeschlossen;

. 9) nah Art. ‘5 sollen yon den 4 Ersaßmännern des Provinzial- autchufses 2 von dem Provinzialtag aus seiner Mitte gewählt wer- den; nach demselben Artikel sollen nur aktive Pfarrgeistlihe außer Kirchendienern und Elementarlehrern nicht Mitglieder des Provinzial- ausschusses sein können, während die Zweite Kammer die Geistlichen \chiechtweg ausgeschlossen hatte; :

10) zu Art. 98 wurde ein Zusaß beschlossen, wcnach einem Pro- vinzial-Direktor über die Angestellten der Provinz dieselbe Strafbe- uus wie cinem Kreisrath über die Angestellten des Kreises zustehen joll;

._ 1) nach Art. 101 soll der Provinzialausschuß nicht erst bei An- wesenheit von 7, sondern hon bei einer solchen von 5 Mitgliedern beschlußfähig fein.

Mecklenburg. Schwerin, 7. Oktober. Der Erb- großherzog und die Herzöge Wilhelm und Paul Friedrich haben sih vorgestern von hier bez. nah Sabor in Schlesien, Doberan und Wernigerode begeben. Der H erzog Johann Albrecht is gestern Morgen von hier nah Dresden

abgereist.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 6. Dftober. Der regierende Herzog Georg wird mit seiner Gemahlin im Laufe der Woche die Residenz von Bad Liebenstein hierher verlegen.

Der Erbprinz hat zu seiner militärischen Ausbildung in Berlin seinen Wohnsiß genommen und die Prinzessin sih zu einem längeren Besuch nah Schlesien begeben.

Vremen, 2. Oktober. Gestern traten der General-Steuer- Direktor Hasselbah aus Berlin, der Provinzial-Steuerdirektor Sabarth aus Hannover und andere hohe Steuerbeamte aus Dl- denburg, Shwerin und Braunschweig hier zusammen, um mit den Vertretern des Senats das Nähere über die Einverleibung des oberhalb der Stadt belegenen Theils des Gebiets am linken Weser-Ufer in das Zollgebiet, namentlih den Zeitpunkt der Einverleibung und die zu erhebende Nachsteuer festzustellen.

ich - Ungarn. Wien, 6. Oktober. Gestern ana E U in bit großen Galerie des Kaiserlich Köin lihen Lustshlosses Schönbrunn cin Diner bei dem K aiser statt an welchem u. A. die Königin der Niederlande, der Prinz Coo pold und die Prinzessin Gisela von Bayern theilnahmen. Det N e Botschafter am Kaiserlichen Löniglihen Hofe, Marquis Harcourt, ist vor eini O angetommen und wird demnächst zur Uebecrriäuna seiner Beglaubigungsschreiben empfangen werden. Prag, 6. Oktober. Die Jubelfeier der Gründung des Prager Bisthums wurde gestern geschlossen. 2 Pesth, 6, Oktober. Der Kaiser und der Prinz Leopold find hier angelangt und fuhren Mittags nah Gödöllô. Wäh- rend des mehrtägigen Aufenthaltes Sr. Majestät werden Mi- nisterberathungen stattfinden, in denen zunächst über die Abhülfe

gegen den Nothstand der Landbevölker i j A2 tagseinberufung berathen werden soll h O O

Schweiz. Bern, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Bun- desrath hat heute den von der Minorität des großen Raths in Neuenburg gegen das neue Neuenburger Kirchengeseß erhobe-_ nen Rekurs mit Rücksicht auf die kantonale Souveränetät abzu- weisen bes{lo}sen. :

T Die Reni hat eine Verordnung, betreffend die Or- ganisation des ôffentlihen Kultus in den katholischen Gemeinden des Jura, erlassen.

Niederlande. Haag, 3. Oktober. Wie der „Staats- Courant“ vom 2. d. M. mittheilt, is nach einem bei dem De- partement der Kolonien eingetroffenen Telegramme des General- Gouverneurs von Niederländish-Indien Groß-Edi von einer Abtheilung niederländischer Truppen beseßt und bei Klein- Edi von Schiffen der niederländishen Marine mit Erfolg óperirt worden. In sriftlihen Berichten, welche bei dem Departement der Kolonien aus Batavia eingegangen, war bereits von einer gewissen gespannten Lage, die sich in- Edi gebildet hatte, Meldung gemacht worden; ein Theil der Bevölkerung hatte sich infolge atchinesischer Einwirkung mit der dem niederländischen Gouverrement freund- schaftlichen Gesinnung des Radjas nit einverstanden gezeigt, und man traf deshalb Vorkehrungen für den möglichen Fall, daß der Radja und der gutgesfinnte Theil Der Bevölkerung auch gegen feindliche Unternehmungen Seitens ihrer Nachbarn beschützt werden müßten, Aus dem Telegramme ist zu \{ließen, daß ein Theil der in Deli lagernden Infanterie nah Groß - Cdi in Be- \saßung gelegt worden, und daß bei Klein-Edi eine feindliche Bewegung durch die Marine bezwungen werden mußte. E

Ueber die Zusammenseßung der zweiten Expedition gegen Atchin werden jeßt folgende nähere Mittheilungen gemacht. Das Expeditions-Corps bilden: fünf auf Kriegsstärke gebrachte Feldbataillone Infanterie, zusammen 4350 Mann (in Fricdens- geit besteht ein Feldbataillon aus ungefähr 720 Mann, in Kriegs- geit aus 870) ; ein Bataillon Barissans, ungefähr]500 Mann; zwei Compagnien der beiden Pangerangs, zusammen 240 Mann ; eine ungefähr 500 Mann starke Abtheilung Mineure und Sappeure; 100 Mann Kavallerie und cine aus 1500 Mann bestehende Lan- dungs-Division der Flotte, zusammen 7190 Mann, wozu eine sehr anschnliche Artillerie - Mannschaft kommt, deren num:.rische Stärke noch nicht angegeben wird. Dies Expeditions-Corps ist somit das an Zahl stärkste, das je in Niederländish-Oftindien zur Ver- wendung gebracht worden. Bassarans sind inländische Truppen, welche die Fürsten von Madura und Sumanap vertragsmäßig verpflichtet sind zur Verfügung des niederländischen Gouver- nements zu halten. Die Compagnien der Pangerangs sind Ab- theilungen der Legionen von Mangkoe Negoro in Soeratarta und von Pakon Alam in Djoejokarta, besonderer inländischer Corps in den Fürstenländern, welche der Soesonhoenan von Socrakarta und der Sultan von Djocjokarta ebenfalls vertrags- mäßig auf Kosten des Gouvernements zu halten verbunden find.

J 7, Dktóber. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat

G sich heute auf unbestimmte Zeit vertagt.

Großbritannien und Jrland. London, 6. Oktober. Der italienische Gesandte am hiesigen Hofe, Ritter Cadorna, ist nah längerer Abwesenheit in Italien auf seinen Posten zurückgekehrt.

Jn Erwiderung auf eine Petition der Einwohnerschaft von Birmingham, worin die Regierung ersuht wurde, dem Obersten Sir Garnet Wolseley folche Instruktionen zu ertheilen, die dazu beitragen dürften, die Streitigkeiten mit den Aschantis zu einer friedlihen Lösung zu bringen, hat der Premier-Minister Gladstone - dur seinen Privatsekretär antwor- ten lassen, daß das Ministerium die mit Bezug auf die unglück- lichen Ereignisse an der Goldküste zu ergreifenden Schritte mit vieler Sorgfalt in Erwägung ziehen würde.

Wie der „Hour“ vernimmt, wurde in den leßten Kabi- netssizungen die Frage der Auflösung des Parlaments erörtert und endgültig beschlossen, vor dem Frühjahr keine Auf- lösung stattfinden zu lassen.

Frankreich. Paris, 6 Olober Der: Fie gs- Minister hat in Folge der befriedigenden Resultate, welche die Einführung des einjährig-freiwilligen Dienstes gehabt hat, in einem Cirkular an die Corps-Befehlshaber verschiedene Maß- regeln vorgeschrieben, welche auf Hebung und Grweiterung dieser Einrichtung berechnet sind.

Der Ministerrath hat ih gestern Vormittag versam- melt und sih mit den neu einzuführenden Steuern beschäftigt. Es liegen verschiedene Vorschläge vor, darunter einer betreffend die Besteuerung des Geschäfts-Umsazes. Bekanntlich hat die Budget-Kommission im Juli sih geweigert, das Ausgabenbudget in Angriff zu nehmen, bevor nicht der Finanz-Minister die Ein- nahmen genau festgestellt hat.

Trianon, 7. Oktober. (W. T. B) In der heutigen Sizung des Prozesses gegen Bazaine wurde der Bericht des Generals Rivière weiter verlesen. Die als Richter funktionirenden Generale hatten Situationskarten, um auf ihnen die Einzelnheiten der Operationen des Marschalls genau zu ver- folgen. Leßterer beharrte in der gleichen ruhigen Haltung wie gestern. Der Bericht tot wenig Gesichtspunkte von Interesse dar. Die Sizung {loß ers am Abend.

Spanien. Madrid, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Ge- neral Moriones hat, wie der Regierung gemeldet wird, in Navarra einen erheblihen Erfolg über die Carlisten davonge- tragen und ihnen große Verluste beigebraht. Dieselben hatten in der Nähe der Ortschaft Agarzuza außerordeutlih starke Posi- tionen inne, waren aber bereits um Mittag völlig geschlagen und auseinandergesprengt und werden lebhaft verfolgt. Die telegraphische Verbindung mit Frankrei ist. in Folge cines hef- tigen Sturmes gestört.

Italien. Rom, 3, Oktober. Das Dominikaner- tloster Santa Maria sopra Minerva mit dem Siß des Ordens-

generals wird nach einer diesem zugefertigten Anzeige in allen Fs seinen Theilen, wo es noch nicht geschah, in den nächsten Tage

expropriirt. Das Kloster gehört zu den größten und reichsten. Das Ministerium des Unterrichts \oll fortan darin eingerichtet werden.

Die „Italie“ dementirt die Nachricht des „Univers“, daß die Pforte beschlossen habe, die armenischen Katholiken als eine von der Autorität des Monsignore Kupelian ganz unabhängige und von der Gemeinschaft mit den Neuschismatikern getrennte Gemeinde zu behandeln, und der französishe Gesandte vom tür- tischen Minister eine in diefem Sinne abgefaßte Mittheilung er- halten habe.

Der Benediktinermönch, Bischof in partibus infidelium und Coadjutor des Erzbischofs von Sidney in Australien, Beda Vaugham ist mit den Akten des englishen Provinzial-Konzils in Rom eingetroffen, um sie dem Papst zu unterbreiten.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 4. Okto- ber. Für die Mitglieder der Kirhenversammlung sind von der Regierung die durch den Wortführenden derselben (dem Erzbischofe) geforderten Gebühren mit 14,252 und der Ersaß für Reisekosten mit 2456 Rth. angewiesen worden. Außerdem hat der Staat die Besoldung der dabei angestellten Beamten und Bedienten, sowie die Kosten für den Dru der Protokolle zu bestreiten. Wahrscheinlih wird die Kirchenversammlung ihre Verhandlungen in der nähsten Woche am Mittwoch absch:ießen. In Malmö gedenkt man eine Reiterstatue des Königs Carl X. Gustaf aufzustellen und die dazu erfor- derlihen Geldmittel durch Subskription zusammen zu bringen.

Dänemark. Kopenhagen, 6. Oktober. Der Reich s- tag"wurde heute um 12 Uhr dur den Konseils- Präsidenten in rein geshäftliher Weise eröffnet. Nachdem ein neunmaliges Hoch auf den König ausgebracht, wurde Krabbe mit 56 Stimmen zum Präsidenten und Christensen mit 58, Hansen mit 52 Stimmen zu Vize-Präsidenten des Folkethings erwählt. E Die Enthüllung der Reiterstatue Königs Friedrich VII. erfolgte heute gegen halb drei Uhr Nachmittags unter nicht enden wollenden Hurrahs eines zahlreichen Publikums. 7, Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sizung des Folkethings ist vom Finanz-Minister ein Gesetzentwurf ein- gebracht worden, durch welchen derselbe ermächtigt wird, die Anleihe vom Januar 1864 in London zu kündigen.

Asien. Aus Afghanistan und Bokhara veröffentlicht der „Daily Telegraph“ nachstehende Telegramme:

Samarkand, 831. August. In Seistan sind die afghani- hen Truppen, kommanditt von Iskander Khan, der Persönlich- keit, die unlängst in England war», und die sich mit Shir Ali ausgesöhnt hatte, in einem Gefeht mit den Persfern besiegt wor- den und haben beträchtlihe Verluste in Balkh erlitten. Der Bey Mohamed Ali wurde von einem Afghanen getödtet, nach dessen Weib er trachtete. Shir Ali hat seinen zweiten Sohn Ibrahim Khan zum Bey ernannt, aber leßterer ist noch nicht in Balkh eingetroffen. Shir Ali selber wird in Kurzem in Balth mit Truppen und drei Mitrailleusen, die unlängst in Cabul ein- trafen, erwartet, und dort wie in Maimane und Andkhoi werden große Vorbereitungen für seinen Empfang getroffen. Zwei

europäische Reisende find in Balkh ermordet worden. Einer nannte sich Asew, der andere gab sih für einen Tartaren aus. Man fand in ihrem Besiß viele in einer europäishen Sprache geschriebene Papiere, und man besorgt, daß fie die Schweizer Reisenden Picquet und Rivas waren. Shir Ali hat eine Ge- afghanishen Sirdar und Ishan Uraka, der früher der Liéb- lingsgefährte des flüchtigen ältesten Sohnes des Emirs von Bokhara war, gesandt. Die Gesandtschaft überbringt reiche Geschenke, und ihr Zweck ist, die Auslieferung des Sohnes des Emirs von Shir Ali zu erlangen. In Kulab sind ernstliche Unruhen ausgebrohen. Dec frühere unabhängige Bey if aus

Mann gegen ihn abgeshickt. In Badakschan if der Bey vom Amte vertrieben worden, und Mahmud Schah wurde an seiner Stelle installirt. In Anbetraht aller dieser Thatsachen glaubt man, daß Shir Ali Absichten auf Bokhara hegt. Eine afgha- nishe Gesandtschaft war kürzlih in Bokhara und ivurde im Geheimen nah Karshi zum Emir geschickt. In den Bergdistrikten von Macha Magian und Iarab, den russischen Provinzen in der Nähe von Samarkañd, sind Unruhen ausgebrochen. i Kaschgar, 2. September. Das Gerücht von dem Tode Jacub Beys bestätigt sih nicht. Er hat die chinesische Sti Manou, die er mehrere Monate lang belagerte, eingenommen. Kokai, 2. September. Die Rebellion der Kara Kirgisen ist wiederum ausgebrochen. Die Insurgenten haben Usgent ein- genommen, und der Khan hat sih, begleitet von Atta Bey und

Khan hat den Beistand der Russen nachgesucht. Afrika. am 4. Oktober in Dartmouth gelandete Postdampfer „Edinburgh Castle“ folgende bis zum 10. v. M. reichende Nachrichten: Das ganze Land bekundet viel Interesse an den Wahlen für den le- gislativen Rath. In Timberland herrschte wegen Regenmangels große Dürre. Die Grenze befand fich in einer sehr ungeregelten Lage und die Friedens-Kommission war zurückgekehrt, ohne etwas ausgerihtet zu haben, da die Pondos auf einem Feldzuge gege! die Pondomisen begriffen waren. Die Post aus L brahte Nachrichten, die keinen Zweifel übrig lassen, Goldfelder \sih als lohnend erweisen. Ein? Firma hatte 6 Pfund Gold erhalten. Lebensmittel waren

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Das Amtsblatt der eutshen Reichs8postverwal- tung, Nr, 71, hat folgenden Junhalt: Gener. l - Verfügung vom 2. Oktober 1873. Kurzschrift im Postbetriebe. General-Verfüzung vom 4. Oktober 1873. Postdampfschiff-Berbindu Stralsund-Malmoe. Bescheidung vom 4. Oktober 1873, Den Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen-Kalender von Lüdemann betreffend. ;

Die “Nt. 81 dee Ainalon der. Landwirth ft in den Königlich preußishen Staaten“ enthält : Preußen: Titelverleihungen. Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. mine zur Ve' pachtung von Königlichen Domänen. de Königlichen landwirthschaftlichen Museums im 111. Quartal 1873, Die K. K. Gartenbau-Gesellschaft zu Wien und der Kongreß deut]cher Gärtner und Gartenfreunde daselbst. Die Konservation der Nahrungs- mittel. Von Dr. Ferd. Wilbrand. Literatur: Die foziale Frage auf dem platten Lande. Von Ferdinand Knauer. Atlas der chemischen Technik von Dr, Friedrich “Schoedler. Besondere Beilage zum Deut- schen Reichs-Anzeiger. Vermischtes: Eine Vergiftung von 15 Morgen Gerste durch gifthaltiges Ammonigksuperphosphat. Die Ernte in Jtalien. Die Getreideernte der Vereinigten Staateu vou Nordamerika. Marktbericht. Viehpreise, Stärkepreise.

Statistische Nachrichten. Berlin, 8. Oktober. Von vorgestern ‘auf gestern find als an der Cholera erkranft gemeldet 10 Personen, darunter 2 Todesfälle. Zeit Beginn der Epidemie sind im Ganzen äls erkrankt gemeldet: 879 Personen, davon find genesen 209 Personeu, gestorben 588 Per- sonen, in der Behandlung verblicben 82 Personkn. 6E Der Geschäftsumfang und die Aufgaben des Kaiserlichen Post-Zeitungs-Amts zu Berlin und des mit demselben verbun- denen Geset-Sammlungs-Debits-Comptoirs haben innerhalb zweter Jahrzehnte einen Aufschwung erfahren, welcher dem rapiden Wachs- thum der Berliner Presse entspricht. Das Post-Zeitung&=Amtk stebt nah dem „Postarhiv, mit 2643 Postanstalten und 18 Zeitungs verlegern in unausgeseßter Geschäftsverbindung. Die Zahl der zur Versendung gelangenden Exemplare von Yeituagen Und \ZUlschriften aller Art ist in sketan Steige be

L griffen Welche Massen von Zeitungssenduugen alltäglih bei

sandtschaft an Jacub Bey in Kaschgar, beftehend aus einem

Afghanistan zurückgekehrt und der Emir von Bokhara hat 3000 |

dem Autobatchi, in Person in den Feldzug begeben, da 3000 | Mann seiner Truppen zum Feinde übergegangen sind. Der |

Vom Cap der guten Hoffnung bringt der |

Zusammenstellung der im Oktober 1873 und später anstehenden Ter- | (Frwerbungen des

dem Post-Zeitungs-Amte zur Auflieferung, Sortirung, Verpackung und Versendung gelangen, erhellt beispielsweise aus der nis festgestell- ten Thatsache, daß am 9. November v. J. von politischen Zeitungen: Morgens 63,259 Gremplare im Gesammtgewichte von 3452 Kilo, Abends 98,705 Gremplare im Gefammtgewichte von 5092 Kilo, von nitpolitischen Zeitungen: im Laufe des Tages 46,405 Exemplare im Gesammtgewichte von 2436 Kilo, also an einem Tage mehr als 200,000 Exemplare im Gesammtgewichte von etwa 220 Centnern bei dem Post-Zeitungs-Amte zur Auflieferung gelangten.

Die Elementarlehrer-Wittwen- und Waisenkasse für den Regierungsbezirk Cöslin hatte im Jahre 1872 (ohne die Rückstände) 34,592 Thlr. Einnahme, 29,260 Thlr. Ausgabe, am Jahres\{suß 5332 Thlr. Bestand. Das Aktivvermögen der Kasse ist im Jahre 1872 von 38,200 auf 51,900 Thlr. angewach{sen. Unter den Ausgaben im Jahre 1872 sind 18,650 Tblr. für Kavitalsanlage, 9772 Thlr. Pensionen an Lehrerwittwen und 735 Thlr. Pensionen an MWaisenfämilien. i

Speier, 7. Oktober. (W. T. B.) Von gestern bis heute sind hier 37 neue Erkrankungen und 15 Todesfälle an der Cholera vor- gekommen. Im Ganzen sind bisher 229 Personen erkrankt und 104 gestorben. E ; :

Das statistische Bureau in BraunsHweig hat auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1871- eine Ueberfiht der Zähl der Einwohner und der Wohnhäuser im Herzogthum zusammengestellt, aus der das „B. Tagebl nachfolgende Nachrichten mittheilt. In 453 politischen Gemeinden, nämlich in 13 Städten, 15 Flecken und 426 ländlichen Gemeinden lebten 1. Dezember 1871 in 34556 Wohn- häusern und 40,254 Haushaltungen 311,764 Menschen, davon 155,355 männlichen und 156,409 weiblichen Geschlechts. Von diesen waren 281,744 Braunschweiger und 30,020 Nichtbraunshweiger. Der Reli- gion nah giebt es 300,196 Lutheraner, 2793 Reformirte, 7030 Katho- liken, 574 Dissidenten und 1171 Juden. Im Herzogthume lebten 271 Blinde, 188 Taubstumme und 612 Blöd- und Irrfinnige. Die Stadt Braunschweig zählte in 3799 Wohnhäusern 13,099 Haushaltungen und 57,883 Einwohner, von denen 29,400 männlichen und 28,483 weiblichen Geschlechts, 48,640 Braunschweiger und 9243 Nichtbraun- \hweiger waren. Der Religion nach giebt es in Braunschweig 53,228 Lutheraner, 1704 Reformirte, 2298 Katholiken, 259 Dissidenten und 394 Israeliten. Es lebten“ in Braunschweig 73 Blinde (davon 17 imt Blindeninstitute), 54 Taubstumme (davon 22 _im Taubstummen- Institute) und 48 Blödfinnige. Jn der Jdiotenanstalt zu Erkerote be- fanden fich 30 Blödsinnige, in der Landes-Frrenanf zu Königslutter 133 Irrfinnige.

G ais U übr

, p L 4 r b O ums hatten: Wolfen- L S 2 O E Wohnhäusern 10,456 G., Helmstedt in 755 W T7574 GCasamindon in 515 R i e c m 17 451 S 5474 (Æ, Holzminden 1n 951: „Ds j in 491 2. 377 E Däni (ntt f t 177 tr r l11ttor) + 37 It Königslutter (mit utte tift . utter) in 377,W. 38; i eesen in 323 W. 3378 (F., Ganders[ 295 W. 2432 dtoldenborf iz 241 W. 2164

c x 1K Πnw. Von den 15 Flecken 218 W. 2024 E., Langelsheim )79 E... Neuftadt Harzburg in 161 (&., Lutter am Barenberge 1504 E., Greene in 120 orge in 171 W. 1327 E,

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c) Ee E e 4A C, taa ial igen 12 Stadten des Herzo

Ce Did s Ire, er Krets und 90,948 E -: die Stadt Bre un!chweig 7 R RTRQY E Hariaaues Ie be ovceberns 3(99 2W. Und D6,009 G-, mtsgertmt Mtddagebaulelt 46 Gemeinden 1991 W. und 15,216 E.; Amtsgericht Vechéldé in 34 Gemei J

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Im Jahre 1872 kamen na der „Austric der österreih*

ungaris{chen Küste iffbrüche und trandu vor: von y Y At 5 M è Q alp

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zusammen 2 = 29 (18712 Menschenleben gingen dabei uicht (1871: 7) vecloren.

Kunst und Wissenschaft.

n, 8, Dftober. Die statutenmäßige 6. Jahresvcersamtüilung

der Deutschen Drnithologishen Gesellschaft zu Berlin vurde am 6. d. M., Abends, dur den Justiz-Rath Golß eröffnet: von Homeyer wurde zum 1. Vorsißenden, Freiherr Oberst von i “des Stellvertreter gewählt. Herr Dr. Cabanis übers hriftführeramt. Die Gesellschaft besichtigte am Dienskäg,

gischen Garten, woran fih eine Fefttafel datelbix an dem}felben Abend eine Sil ab, Heute findet

eine Befichtigung des zoologischen Museums ffatt, bei welcher Gelegets heit Dr. Cabanis über Peruanische Vögel und Graf vön Berlepsch über amerikanische Vögel sprechen werden. Am Donnerstag, den 9, wird die Schlußsißung und Besuch des Aquariums stattfinden. Here von Homeyer wird über die Heerstraßen der Vögel, Dr. Brehm H über die Bienenfresser im Freileben und ia der Gefangenschäft; Y über die Vogelschubfrage; 3) über Mitglieder der Gruppe Gärrulax

deen

1 der Gefangeuschaft, sprechen. - Das soeben in dec Buchhandlung von Ferd. Beyer“ vormals Theile zu Königsberg erschieneue 5/6. (Doöppel-) Heft des . Bande der „Altpreußische n Monatsschrift" (dér Neuen Preußischen Provinzialblätter viorte Folge), herausgegeben von Ritdolf H Neicke und Ernst Wichert, enthält: Abhandlungen Der Deutfthe 7 Orden und Littauen 1370-1386. Von Fri Boldt. ck Rustrubß- tion eines germanischen Rundichildes aus der Eisenzeit, ün der Sams lung der Alterthumsgesell\chaft Prussia zut Königsberg. Von Theodor Biell in Tüngen. Die Willkür der Stadt Saalfeld pour Jahrs 1560. Mitgetheilt von Konrad Roßberg i è Danzig. Mitgetheilt von Robert Schück. Kritiken #d Meferattt Verein für Alterthumskunde in Etbing Alferthumsgefell schäft

Prussia 1873, Von Dr. Meckelburg. Mittheilungen “und Anhangs

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