1873 / 239 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

dort Wohnender, der das Verlangen nah Auspfarrun( nicht stellt, sich stillschweigend allen, insbesondere aud als Hülfsarbeiter ein- | den dem“ Bekenntniß entfließenden kirhlihen Ordnun-

gen der Pfarrei unterwirft, insoweit gestrihen, daß jegt die stillshweigende Unterwerfung nur noch im allgemeinen bezüglih der kirhlihen Ordnungen der Pfarrei angenommen wird. Zu §. 13 wurde ein Antrag Buhner angenommen, wo- nach der Kirchenvorstand nur innerhalb 6 Monaten nach began- gener That befugt is, einem Gemeindeglied wegen begangenen öffentlihen Aergernisses das Stimmreht auf Zeit zu entziehen. Zu §. 19 wurde auf Antrag des Abg. Weber beigefügt, daß die Wahl zur Gemeindevertretung eine geheime sein soll. Zu §. 20 wurde auf Anregung des Abg. Stra beschlossen, daß die Ge- meindevertreter nah einer von dem Kirchenregimente zu erlassen- den Formel verpflichtet werden sollen. Zu §. 24 wurde einem Antrag Weber, wonach die Gemeindevertretung nur durch den erweiterten Ober-Kirchenrath aufgelöst werden kann, zugestimmt.

Mecklenburg. Schwerin, 9. Oktober. Der diesjährige in Sternberg abzuhaltende Allgemeine Landtag ist, wie \chon telegraphisch gemeldet, auf den 12. November d. I. ein- berufen worden. Die Vorlagen betreffen: 1) die ordentliche Konttibution, 2) Bewilligung der außerordentlichen Kontribution zur Deckung der Bedürfnisse der allgemeinen Landes-Rezeptur- fasse, 3) Fortsezung der Verhandlungen wegen Modifikation der bestehenden Landesverfassung, 4) Revision des Kontributions- Gdifts vom 30. Juni 1870.

Der bisherige außerordentliche Gesandte und bevollmäch- tigte Minister am Königlih preußischen Hofe und Mitglied des Bundesraths, Staats-Minister von Bülow, is laut Bekannt- machung vom 3. d. Mts. auf seinen Wunsch aus dem Aller- höchsten Dienst in Gnaden entlassen worden.

Die Bureaus des Reich seifenbahn- Amtes find nach der Alsenstraße Nr. 3 verlegt. Bei demselben is der Königliche Baurath a. D. Bieler

Der General-Lieutenant Graf voû Brandenburg, “Commandeur der Garde-Kavallerie-Division und General-Adjutant Sx. Majestät des Kaisers und Königs, hat fich mit einem mehr-

wöchentlichen Urlaube nah Domanze in Schlesien begeben.

E Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium “von Hartmann is von seiner Dienstreise hierher zurückgekehrt.

"“ S. M. Kanonenboot „Meteor“ ist am 8, d, Mis. in Gibraltar angekommen.

Dortmund, 9. Oktober. (W. T. B.) Bischof Dr. Reinkens ist heute Nachmittag 51/4 Uhr von Berlin hier ein- getroffen, um der morgen hier stattfindenden ersten Provinzial- vérsammlung der westfälischen Altkatholiken beizu-

wohnen.

¿n 9. Oktober. Der am 5. d. Mts. hier eröffnete M A inzia l-Landtag des Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen hat seine Verhandlungen beendigt und ist von dem Königlichen Landtags - Kommissarius, Ober - Präsi- dent Freiherr von Münchhausen, heute vorschriftsmäßig geschlossen

worden.

annover, 9. Oktober. Der Provinzial-Landtag erledigte heute eine erhebliche Anzahl von Gegenständen. Er genehmigte die Erwerbungen für die Irrenanstalten zu Hildesheim und Göttingen, die Erweiterung der Räumlichkeiten in Moringen, ferner Abänderungen der Verfassungen der Bremen-Verdenschen und Hoya-Diepholzschen Landschaft, bewilligte die Mehrkosten für den Ausbau des Ständehauses und bevollmächtigte den Verwaltungsaus\{huß, wegen: Úebertragung der Chaussee-Ver-

waltung auf die Provinz mit der Königlichen Regierung zu ver- handeln.

Hesterreich - Ungarn. Wien, 9. Oktober. In allen Theilen des Reiches beginnt man, wie die „Wien. Z.“ mittheilt, bereits mit den Vorbereitungen zu den Festlichkeiten, mit welchen der 2. Dezember d. I., an welhem Kaiser Franz Ioseph das 2% jährige Jubiläum seiner Thronbesteigung feiert, began- gen werden soll.

Die Königin Olga von Griechenland besichtigte gestern die Weltausstellung und später das Atelier Makarts.

Pesth, 8. Oktober. Der „Pesther Lloyd“ erfährt, daß der österreihishe Vertreter in Banjaluïa zur Zeit, als er vom dortigen türkishen Gouverneur niht empfangen und hierdurch beleidigt wurde, bereits auf seinen Wunsh zur Ablegung der Stabs-Offizier-Prüfung abberufen war und auch einige Tage früher sein Amt dem bestellten Gerenten übertragen hatte. Eine etwa vorgekommene Insulte wurde also nur der Privatperson Draganits', nicht aber der österreichisch - ungarischen Flagge an- gethan, Das gemeinsame Ministerium des Aeußern hatte somit feinen Anlaß zur Reklamation, durch welche es im Uebrigen die Agitation zum Nachtheile der dortigen christlihen Bevölkerung unnöôthiger Weise ermuthigt hätte.

Dasselbe Blatt erfährt in Betreff des Munizipal- Arrondirungs-Geseßvorschlages, daß eine umfassende Aenderung und Verminderung der bestehenden Komitats- und Städtegerihtsbarkeiten nur für Siebenbürgen beantragt O Ungarn aber wären nur einige Abänderungen beabsichtigt, wo now z. B. die Komitate Torna, Ugocsa, Csanad und der Jazy- gier Distrikt mit den Nachbarkomitaten vereinigt werden sollen. Dieser Geseßvorschlag, dessen Verhandlung allein die Hälfte der jezigen Session in Anspruch nehmen könnte, wird nicht in Ver- bindung mit dem neuen Waylgeseße, sondern selbständig durch den Minister des Innern eingebracht werden.

Heute wurde der Geseßentwurf wegen Inartikulirung Der vom Justiz-Minister über Bevoklmächtigung des Reichstages fest- gestellten und bereits seit nahezu zwei Jahren fungirenden G e- rihte und Bezirksgerichte erster Instanz vertheilt. Der Gesehentwurf enthält nur das Verzeichniß der Gerichte und deren Amtssigze.

Bayern. München, 8. Oktober. Der Regierungs- Präsident von Zwehl hat einen vierwöchentlihen Urlaub an- etreten.

L Die erledigte oberfränkishe Regierungspräsi- dentenstelle wird, dem „Korr. v. U. f. D.“ zufolge, vorläufig unbesegzt bleiben. L :

Nach dem gegenwärtig im Druck befindlihen Entwurf des Finanzgeseßes für die XU. Finanzperiode 1874 und 1875 find die gesammten Siaats - Einnahmen und Ausgaben auf 120,878,892 fl. bilanzirt. An direkten Steuern sind für jedes Jahr der X11. Finanzperiode zu erheben a. an Grundsteuer zwei ganze und vierzehn Fünfzehntel Simpla, þ. an Hausfteuer Und zwar sechs ganze und neun Zehntel Simpla der Areal- und zwei ganze und drei Zehntel Simpla der Miethsteuer, c. die Gewerbesteuer nah dem Gesehe vom 1. Juli 1856 mit Zuschlag von einem Zwanzigsiel, d) die Kapitalrentensteuer nah dem Ge- Fehe vom 31. Mai 1856 mit einem Zuschlage von einem Zwan- “gigstel, e. die Einkommensteuer nah dem Geseße vom 31. Mai 1856 mit einem Zuschlage von einem Zehntel. Unter den

Ausgaben sind 300,000 fl. für Aufbesserung der Pensionen der Staatsdiener und ihrer Reliften angeseßt.

_— Wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, stellt ein Erlaß des Kultus-Ministeriums, dd. 4. d. M., den Diözesan-Bischöfen, den vorhandenen Priestermangel ins Auge fassend, die Bewilli- gung in Aussicht: einzelne Mitglieder der Kongregatian der

- Redemptoristen nah ihrem Austritt aus dem bisherigen Verband in der Seelsorge verwenden zu dürfen, Diese Bewilligung er- folgt jedoh nur auf jeweiliges Ansuchen von Fall zu Fall durch das Kultus-Ministerium. Der Petent hat durch Vorlegung der päpstlichen Dispensurkunde den Nachweis zu liefern, daß er aus seinem bisherigen Ordensverbande vollständig entlassen und fortan aus\{ließlich und in allen Beziehungen der Jurisdiftion, Leitung und Aufsicht des Diöôzesan-Bischofs unterstellt ist. Shemalige Mitglieder dieser Genossenschaft dürfen sodann nicht an ihren bis- herigen Kongregationsstationen, auch nicht mehrere zugleich an einem und demselben Orte Verwendung finden. Die Abhaltung von Missionen und geistlichen Exerzitien is ihnen verboten, und der Erfolg jeder Bewerbung um Verleihung von Pfarr- oder \elb- ständigen Predigerstellen, sowie von selbständigen mit pfarrlichen

Belgien. Brüssel, 6. Oktober. Die Königliche Familie wird am Donnerstag oder Freitag von ihrem Aus- fluge nach Biarriß hier erwartet. Einen Aufenthalt in Paris werden Ihre Majestäten nicht nehmen.

Niederlande. Haag, 6. Oktober. Wie hier und in Amsterdam, haben sich nun au in Rotterdam, O Arnheim, Rechten bekleideten Seelsorgerstellen bleibt für fie von dem befrie- Leyden und anderen Städten des Landes aus ange}ehenen Bür- biténden Bestehen der ria Konkursprüfung abhängig. | gern Komites , gehildet, um im Bereine mt den städtischen Be- Uebrigens können nur solche ehemalige Kongregationsmitglieder hörden eine feierlihe Begehung des 25jährigen Regier Los die Bewilligung zur Verwendung in der See:sorge erhalten, Jubiläums des Königs im Mai 1874 vorzubereiten. Bereits welche zur Zeit des Erlasses der Bundesrathsverordnung vom trifft man Vorkehrungen, um dem Könige bei diesem Anlasse 90. Mai 1873 die bayerishe Staatsangehörigkeit besessen haben. patriotishe Widmungen darzubringen. R Werden die angeführten Bedingungen außer Acht gelassen, oder _— Die Ernennung des General-Majors Weigel zum

jebt das Verhalten der Betheiligten zu einer begründeten Bean- Kriegs-Minister is, wie der „Staats-Courant mittheilt, andung Anlaß, so kommen die Bestimmungen des Reichsgeseßes durch Beschluß des Königs vom 4. d. M. erfolgk. Heute hat Ge- (dd. 4. Juli 1872) und die hierzu ergangenen Vollzugsverord- | neral-Major Weißel die Leitung des Kriegs-Ministeriums an- nungen ihrem vollen Umfange nah auf die chemaligen Kongre- getreten. gationsmitglieder zur Anwendung.

Sachsen. Leipzig, 9. Oktober. (W. T. B.) Bei der

Großbritannien und Jriand, London, 8. Oktober. Die Königin wird nach den bis jezt getroffenen Dispositionen heutigen Wahl eines Vertreters der hiesigen Univer- | etwa am 13. November von Schottland - nah Windsor zurü- fität in der Ersten Kammer des sächsischen Landtags wurde | kehren. ; E E E Professor Zarncke mit 30 von 42 Stimmen gewählt. Derselbe Die Minister haben fast alle ihre durch die beiden lehnte die auf ihn gefallene Wahl ab, ebenso die Professoren leßten Kabinetsberathungen unterbrochenen Villegiaturen wieder Stobbe und Brockhaus, welche bei den nothwendig gewordenen aufgenommen. Der Premier-Minister Gladstone hat sich am anderweiten Wahlen die Majorität erhalten hatten. Im vierten | Montag, nachdem er den Herzog von Argyll und andere Mit- Wahlgange vereinigten sh 31 Stimmen auf Professor Fried- glieder des Kabinets empfangen, nach seinem Landsit in Hawarden berg, der die Wahl annahm. begeben. Lord Granville ist nach Schloß Walmer gegangen und

Herr Bright hat sich nach dem Norden begeben. Nur Herr Baden. Karlsruhe, 7. Oktober, Wie die „Karlsr. | Lown, der Minister des Innern, isst auf seinem Posten ge- Zig * erfährt, werden der Großherzog und die Großher-

blieben. zogin sich in der Mitte des laufenden Monats nah Wien be- In Bath nahm am 7. d. M. der Kirhen-Kongreß geben. Die Reise Ihrer Königlichen Hoheiten erfolgt auf Grund | unter sehr zahlreiher Betheiligung des Klerus aus allen Theilen einer Einladung: des Kaisers Franz Joseph, und es werden Die- | des Königreichs seinen Anfang. Der Bischof von Bath und selben wähxend ihres Aufenthaltes in Wien die in der Kaiser- | Wells hielt die Eróffnungsrede. Der Prälat führte aus, daß die lichen Hofsbürg angebotenen Gemächer bewohnen.

Fragen, mit denen fich der Kongreß zu befassen hätte, diejenigen Hessen. Darmstadt, 9. Oktober. Die außerordent-

seien, die sich auf ‘die Wirksamkeit der Kirche in Bezug auf lihe Landess\ynode begann in ihrer gestrigen 16. Sizung

ihre Berührung mit der Außenwelt bezögen. Der Bischof von di ; ; Oxford und der Rev. L. Davies verlasen alsdann Abhandlungen ie zweite Lesung des Entwurfs einer Kirhenverfassung. Die 3: 1—24 wurden abgesehen von unten zu erwähnenden

über „die Pflicht der Kirche mit Bezug auf Strikes und Arbeits- usäßgen in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der 1.

verhältnisse“. Lesung angenommen. Nachdem der 1 auf diese Weise an- rankreich. aris, 8. Oktober. Die Mitglieder genommen war, erklärten, wie die „D. Z,“ V ittheitt, die Ab- F Satt j

J der äußersten Linken haben jenen der Linken und des linken Befertna Graf von Göôrg, Graf zu Solms-Laubah und | Centrums angezeigt, daß sie mit ihnen in vollständiger Disziplin O ihren Austritt aus der Synode. Zu §. 9 wurde

I

blikanishe Partei beschlossen, bereits Alles für die allgemeinen Wahlen vorzubereiten. Wo Männer von republikanisher Ueber- zeugung find, sollen dieselben, gleichviel ob etwas mehr oder minder nach der einen oder anderen Seite, als Kandidaten em- pfohlen und unterstüßt werden

9, Oktober. (W. T. B.) Der Präsident der Na- tionalversammlung, Buffet, ist heute Morgen hier ein- getroffen und wird in der Sißung der Permanenzkommission den Vorsiß führen. Die Linke wird, wie abweihenden Meldungen gegenüber bestimmt versichert wird, heute die sofortige Zusam- menberufung der Nationalversammlung nicht vorschlagen. Versailles, 9. Oktober. (W. T. B.) Die heutige Sizung der Permanenzkommission verlief ohne irgend welchen er- heblichen Zwischenfall. Die Mitglieder, die der Linken angehören, interpellirten das Ministerium wegen feiner Repressivmaßregeln gegen die Presse und wegen einiger anderer Regierungsakte ; der Herzog von Broglie erwiderte kurz, die Regierun sei nah Maß- gabe der ihr zustehenden Befugnisse zu Werke gegangen, sie werde wegen ihres Verhaltens der Nationalversammlung Rede tehen.

M Trianon, 9. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Prozesses gegen Bazaine wurde das zu den Bei- lagen des Berichts des General Rivière gehörige Schriftstück verlesen, welches sich mit allen denjenigen Versuchen beschäftigt, die gemaht wurden, um mit der Armee von Mey in Verbin- dung zu treten. Die Sizung war ohne weitere bemerkenswerthe Momente.

Spanien. Murcia, 8. Oktober. (W. T. B.) Gestern hat fich in Karthagena ein neuer Munizipalrath konstituirt ; der Civilgouverneur von Murcia, La Palma, ist zum Präsiden- ten desselben gewählt worden. Die Verbindungen mit Kartha- gena zu Lande sind abgeschnitten. Die Regierungtruppen trei- ben die Laufgräben gegen die Stadt vor; eine lebhafte Kano- nade wird unterhalten.

Ueber die kürzlih gemeldete größere Affaire zwischen den Regierungstruppen und den Carlisten (bei Abarzuza) liegt jeßt au von leßterer Seite über Bayonne, 4. Oftober, ein Be- riht des Generals Ollo vor. Danach wäre dieser Sieger geblie- ben und hätte den republifkanishen General Moriones genöthigt, fich unter Zurüclassung vieler Todter und Verwundeter in großer Unordnung auf Puenta la Reina zurüzuziehen und sich hier einzuschließen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. Oktober. Ueber die Ankunft dex Königin Dlga von Griechenland wird der „Börse“ telegrapish gemeldet : Die Königin Diga Kon- \stantinowna wurde auf der See von Einwohnern Odessas, die Jhrer Majestät mit vier Dampfern entgegen gefahren waren, empfangen und traf am 5. Oktober zwischen 2 und 3 Uhr Nach- mittags auf der Kaiserlichen Yacht „Livadia“ in Odessa ein. Ihre Majestät empfing die Spigen des Militär- und Civilressorts, cine Deputation der hiesigen griechishen Kolonie, besuchte die griechische Kirche und wohnte der Grundsteinlegung der Mâädchen- \hule bei. Die Königin nahm das Diner auf der Yacht ein, besuchte dann das Theater und trat gegen 11 Uhr Abends in Begleitung der Großfürstin Vera Konstantinowna mit der Eisenbahn die Weiterreise nah Wien an.

Dänemark. Kopenhagen, 7. Oktober. In der heutigen Sitzung des Folkethings waren der Konseils-Präsident, Graf Holstein-Holsteinborg, dex Finanz-Minister Krieger, der Iustiz= Minister Klein und der Marine-Miuister Ravn zugegen. Das neue Finanzgeseß 1874—75 wurde vom Finanz - Minister vor- gelegt, auch ä

die oben erwähnte Staatsrehnung vertheilt. Der Finanz-Minister hob die günstige Finanzlage des Staates mit Recht hervor. Der Iustiz-Minister legte einige Geseße von ge- ringerer Bedeutung vor, außerdem wurden die Wahlen zum Geschäftsaus\{huß vorgenommen.

Im Finanz-Gesezvorschlage wird die Bewilligung

von 46,102 Rdl. für die Herstellung einer Reihe neuer Tele- graphenlinien vorzeschlagen. j 9. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sißzung des Folkething wurde vom Präsidenten Krabbe eine Eingabe ver- lesen, in welcher 53 Mitglieder des Folkething demnach die Majorität erklären, daß sie gegen eine Verweisung des Finanzbudgets zur zweiten Lesung stimmen würden. Zugleich ward von denselben der weitere Antrag angekündigt, daß das Folkething, da das Verhältniß desselben zu dem Ministerium fortdauernd das nämliche sei, wie bei dem in voriger Session dem Ministerium ausgesprochenen Mißtrauenóvotum, das Mi- nisterium auffordern möge, die einem gedeihlihen Zusammen- wirken des Ministeriums und des Folkethings entgegenstehenden Hindernisse zu beseitigen.

. Amerika. Aus Rio de Janeiro geht uns im Nah- fichenden die Thronrede zu, mit welcher am 15. September die Session der brasilianischen National-Versammlung geschlossen worden ist: E a

„Crlauchte und würdige Herren Repräsentanten der Nation!

Ich danke Ihnen von Herzen für die Mittel, welche Sie der Regierung durch das Budget- und andere Spezial-Geseße zur Yort- führung des öffentlichen Dienstes und zu geistigen wie materiellen Ver- besserungen Brasiliens bewilligt haben! : R

Fch hoffe, daß die Einseßung der neuen Tribunale zweiter Jn- stanz die gute Verwaltung der Justiz wesen:lih fördern wird, da |te geeignet sind, sowohl die persönlichen als die politischen Rechte der Brasilianer wirksamer zu s{chÜüßen. E A

Das neue Geseß über die Nationalgarde entspricht gerecht fertigten Wünschen. Da es die Mannschaften derjelben von allem Garni}on- und Polizeidienst befreit, der diese Bürgermiliz nur zu oft belastct hat, so bleibt sie nur zur Verstärkung der Vertheidigung des Vater- landes und zur Aufrechterhaltung der Ordnung in außerordentlichen Fällen bestimmt. f 7 Das Geseß über den Beförderungs-Modus Gee den Offizieren der Flotte wird den anerkannten Anjprüchen Und den vortrefflichen Dienstleistungen dieses Corps um fo mehr entsprechen, als es eine Gleichheit zwischen den Marine-Osfizteren und den Offizieren der Armee A SVnteressen der Volkswirthschaft, welche bei jedem sozialen Fortschritt so sehr in Betracht kommen, haben Sie dur die Revision des Zolltarifs entsprechen. Even so durch die stufenweise Vermehrung der Verbindungs- und Bewegungsmittel ; durch Begünstigung der ein- heimiichen Handelsschiffahrt, ohne deswegen die Freiheit der Kabotage

zu beschränken; durch ein neues Uebereinkommen mit der Bank von Brasilien, um ihre Darlehne zur Beförderung der Arbeit ausgiebiger und weniger drückend zu machen; und endlich durch die Bewilligung einer Staatshülfe für den Bau von Eisenbahnen sowohl in der Pro- vinz Rio grande do Sul als in anderen Provinzen des Staätes, wo das Fehlen dieses mächtigen Mittels zur Thätigkeit und zum Reich- thum _ noch s{chwer empfunden wird.

__ Der öffentliche E dessen größere Entwicklung und Dota- tion ein, zu seiner Zeit Jhnen vorzulegendes Geseß verlangen wird, hat einige Verbesserungen erfahren, mit denen Sie gewiß fortfahren

r uf timmen und feinen Beschluß von Erheblichkeit fassen würden guf den Antrag des Abgeordneten Shwabe hin die Bestimmung, ! f any, einen Bel s :

i L ohne denselben zuvor mit ihren Kollegen der gemäßigteren. repu- WonaB ein der Consfessionsgemeinde nicht Angehöriger , aber | blikanishen Gruppen berathen zu haben. Zugleich hat die repu-

werden, um dem Bedürfnisse der Nation zu genügen, welches sih in

“Hohenzollernschen Kolonisationsgeschihte nicht allein die einshlagende

zahlreichen Privat - Unternchmungen cusgesprochGen und welche zu

ermvthigen und zu leiten, der Regierung sehr am Herzen liegt.

Die Reorganisation der Central- und Militärshulen und die Wiederherstellung derjenigen Schulen, welche in in San Pedro do Rio, grande do Suk für Infanterie und Kavallerie bestan- den, sind Bewilligungen, die sih eben so nüßlich für die spezielle In-

struktion unseres braven Offizier-Corps, als für die Vervollklommnun des Industrie-Unterrichts beweisen werden, welcher in den erstgenannte Schulen nun auch die Elemente zu einer höheren Ausbildung findet,

Die Reform des Wahlgeseßes, welche Ihnen vorgelegt gewesen und von einer Spezialkommi\fion studirt worden ist, wird in der nächsten Sißungsperiode zweifelsohne Jhre größte Sorgfalt in Un- spruch nebmen müssen, um den Interessen zu genügen, welche sich an

die unverfälshten Abstimmungen des Volkes knüpfen. Ebenso ist da

Projekt cines neuen Rekrutirungsgeseßes, über welches die Kommission des Senats bereits ein Gutachten abgegeben, demnächst Jhrer vollen

Aufmerksamkeit würd'g-

__ Mit Jhnen wünsche ih uns Glück für die Leichtigkeit und Schnel- ligkeit, mit welcher die Legung des untersceischen Telegraphen-Kabels

Schon find die Provinzen Para und Pernambuco durch denselben mit cinanderc verbunden, und ih hoffe, cs wird nit mehr lange dauern, daß diese Verbindung sich über Rio de Janeiro auch bis Rio grande do Sul erstrecken wird. Ebenso schreitet die Kabel- Berbindung

gelungen ist.

Verbindung vor, welche uns mit E i i : | / s mit Europa in unmittelbare bringen wird. h E

Obgleich die größere Zahl unserer Provi ih ni iti ) Di O Zah r Provinzen sich nit zeiti genug auf die Weltausstellung in Wien vorbereiten konnte, ist bo die Alirie Brasiliens dort in einer Weise vertreten gewesen, welche die Beachtung der Sachverständigen auf sich gezogen hat. Eine in ver-

s Sprachen erschienene Darsfkellung unserer Zustände hat

o weit dies möglich war, diefen Beweis der Fortschritte Brasiliens und die Produktivität wie den Reichthum unseres

vervollständigt, Bodens bestätigt.

Dank dem Allmächtigen, ist der Friede im X j

i 9 tigen, ist der Friede im Innern ungestört ge-

blieben und läßt auh der Gesundheitszustand jeßt nichts S N Die Pocken und andere Krankheiten, durch welche

wünschen übrig. s einige Gegenden heimgesucht waren, haben im Allgemeinen aufgehört. L Unsere freundschaftlichen Beziehungen zu andern Mächten haben se auf u M E des Wohlwollens und der Inter- essen der Civilisction durch unsere friedlich i Politik fes cltten sere friedliche und liberale Politik fest Erlauchte uud würdige Herren Repräsentanten der Nation! 2 D schließe heute eine dec längsten und arbeitsreichsten Sißungs- Perio en unserer Legislatur; aber unsere Aufgaben endigen damit nicht! A ich hege die Zuversicht, daß Sie auch außerhalh dieses Saales ni ) Fatlalien werden, das Volk Brasiliens zu friedlihen Einbarungen ie, ene A es E Reh n Grundsäßen moralischer und lder Grztiehung zu bestärken, welche die festeste Basis seten Zusiitullonei find. E E Sott segne unsere Zuversicht und unse i i i 2 / ; unsere Arbeiten! Die S ist gefan sich s [rbeiten ie Session

_ Afrika. In Bezug auf die ä tishen Angelegen -

heiten heißt es in jüngsten Betichten aus Erfo, daß det Shediie sich der additionellen Verantwortlichkeit, die ihm auf Grund der legten Firmans des Sultans, welche ihm betreffs der inneren A feines Landes unbeschränkte Vollmachten ertheilen, obliegt, völlig bewußt ist. Seit seiner Rückkehr nah Aegypten E er eifrig damit beschäftigt, für alle Departements der Ver- waltung Reorganisationsmaßregeln einzuleiten, welche ih ins- besondere auf das Steuersystem beziehen. s Berichte aus Marocco melden, daß am25. v. M. Mulay Hassan zum Sultan von Tangier proklamirt wurde, und daß der maurishe Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Sidi Mohamed Bargasch, sämmtlichen Vertretern des Auslandes in Tangier diese Thatsache offiziell notifizirte. In Tangier fanden große Festlichkeiten statt und es wurden 21 Kanonenschüsse zu Ehren der Gelegenheit abgefeuert. Die Souerah von der Küste brachten die Nahriht, daß Mulay Hassan in sämmtlihen Häfen Und benachbarten Kabilos inmitten völliger Ordnung und Ruhe Spn gat worden sei. Das „Gibraltar Chronicle“ vom

. v. M. meldet: „Hier gestern von Tangier eingegangene Be-

4 Hohenzollern\che Kolonisationen. Als einen Beitrag zur Geschichte des preußischen S ind der Kolonisation des östlichen Deutschlands pat A fine S uin y Friedrich der Große als Gründer deutscher Kolonien in den im Jahre 1772 neu erworbenen Landen. Berlin, 1864“ (ViIL, 132 S. u 1 Tab.) bereits bcfannte Dr. Max Beheim-Scchwarzb a ch vor Kurzem eine eingehende geschichtliche Darstellung ver Ho henzollern\chen Kol o- nisationen bei Duncker u, Humblot in Leipzig veröffentlicht. Die- selbe beginnt mit dem Zeitalter der Reformation und schildert zunächst die Kolonisation unter Kurfürst Friedrih Wilhelm von Brandenburg (unter den Rubriken: „Niederländer, französische Refugies, Waldenser“), zeigt fodann, wie sein Nachfolger, Karfürst Friedrich I1L, der nachma- lige König Friedrich L, von Preußen, bestrebt, den Prinzipien seines Vaters zu folgen, während seiner Regierung die Kolo- nisationcn mit gleicher Vorliebe betrieben (Waldenser Pfälzer Schweizer Mennoniten), und wie auch König Friedrich Wilhelm T der Kolonijationen, die er für ein gutes, geeignetes Mittel zur Hebung seines Landes hielt, sich gleichfalls angenommen und sie mit kräftiger energischer Hand durchgeführt habe (Mennoniten, Salzburger, Shle- pes Böhmen). Die Folge dieser eifrigen Kolonisationsbestcebungen er drei genaunten Jürsten war, daß zur Zeit des Ablebens König Friedrich Wilhelms F in den vers(hiedenen Landschaften R E der vierte Theil der Bevölk:rung aus den seit einem FLabrbundert 16D eingewanderten Kolonisten bestand. Das Werk seiner Vorfahren führte König Friedrich IT, in erweitertem Umfange und nah einem bestimmten Plane fort. Er hat die Kolonisa:ion u- erst zu einem besonderen Administrationszweige ausgebildet, dem S O us E Thätigkeit widmete; die Kolo- isation "ildeten en ittelpunkt i i die Kultur des Landes gerichteten Politik, u cu Le A add nen Kolonisationen König Friedrich 11, bereits melzzfach Deiuiro fien find, (vgl, 3. B. die Aufsäße in der Bes. Beilage des R unh Staats-Anzeigers Nr. 174 und 180, Jahrgang 1868 sowie Nr 13 14, 15, Jahrgang 1871), so ist doch die Gesammtheit derselben in Ver: bindung mit den Prinzipien seiner Kolonisationspolitik in dem vorstehen- den Werke zum ersten Male ausführlich dargestellt. Nachdem der Ver- fasser das Kolonisationssystem Friedrichs im Allgemeinen geschildert han- delt er sodann speziell im Einzelnen von den Kelonisationen in Schlefien in der Kurmark, in Pommern, in der Ne1.mark, im Magdeburgischen, x Ostpreußen, Westpreußen und im Neßdistrikk. Diese Darstellung vi det den Ligentlichen Mittelpunkt des ganzen Werkes und nimmt über en dritten Theil desselben ein. Kürzer werden sodann noch die Kolonisations- VeruGe unter den Nachfolgern Friedrichs IT, (König Friedrih Wilbelm IT ne A, Friedrich Wilhelm 11T) befprochen (unter den Rubriken : Nufen in de n Südpreußen, Zillerthaler, Philipponen, Ben exandrowo“). Den Schluß des Werkes bilden 64 Ta- ellen, welche statistishe Nachrichten über dic vershicdenen Koloniecn enthalt-n. Der Verfasser hat für seine eingehende Schilderung der

Literatur benußt, sondern außerdem auch alles ir ie wichti

1 18t, foni ) alles irgendwvie wichtige t, das sich in den Archiven, besonders im Königlichen Geheimen Staats-Archive und im Ministerial - Archive in Berlin owie in den Akten der einzelnen Regierungen, in Danzig, Marien- werder, Frankfurt a. d. O., Stettin, Potsdam u. f. w., darüber findet,

gesammelt und einen reihen Schaß bi Hten mitgetheilt h )aß bisher noch unbekannter Nach-

Zut Schluß theilen wir aus dem vcrstehend inige \yezi N 4 ) aus verstehenden Werke einige spezielle Nachrichten über die Kolonisation während der Regierung des 'Rünigs

rihte melden, daß in dieser Nahhbarschaft alles wieder zu seinem nor- malen Zustand zurückgekehrt sei. Die Beduinen haben, ans Beinen ZzU=- frieden mit der Wendung, welche die Ereignisse genommen, ihre übliche Beschäftigung wieder aufgenommen. In dem Augen- blie, als diese Bergbewohner hörten, daß Mulay Haffan in g Fez proklamirt worden sei, acceptirten fie die neue Ordnung der n | Dinge. Es ist ferner in Tangier bekannt, daß die verschiedénen

Stämme, die Mulay El Abbas gegen Mulay Hassan zu un- terstüßen beabsichtigten, ruhig na ihrer Heimath zurükehren. In Tangier wird, wie üblih, zweimal in der Woche Markt ab- gehalten. Die britishe Schraubenfregatte „Aurora“, die nach den Häfen von Marocco beordert wurde, um während des In- terregnums britische Interessen zu {hühßen, is, nachdem fie bis Ce Abend in Tangier geblieben,* die Küste hinunter-

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Statistische Nachrichten.

Speyer, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Cholera dauert mit ungeminderter Heftigkeit fort; vom 8. bis 9. Oftober wurden 23 neue Erkrankungsfälle und 20 Todesfälle gemeldet. Der Gesammtstand der bisher vorgekommenen Cholerafälle beträgt 274 Erkrankungen, von denen 132 mit dem Tode endeten.

Kunst und Wissenschaft.

R Berlin, 10. Oktober, Der Verein für die Geschichte Berlins hält morgen Abend 7 Uhr im Bürgersaale des Rathhauses eine öffentlihe Sitzung, in welcher der Geheime Hofrath L. Schnei- der zum Eintritt in das zehnte Vereinsjahr einen Bericht Über die Schriften, Stiftungen, Publikationen und Resultate, Ausflüge, Sißun- gen und Arbeiten, sowie Sammlunzen des Vereins und cinen Rück- blick auf die neunjährige Gesammtthätigkeit desselben geben wird. Damn folgt die Fortseßung des Vortrags des Magistrats-Sekret ärs Ferd. Meyer: Berühmte Berliner und ihre Wohnstätten.

Das in der Ausgabe begriffene 4. (Ofktober-) Heft T1. Bandes der Deutschen Monatshefte, Zeitschrift für die A ies Kultur- interessen des deutschen Vaterlandes, im Auftrage der Redaktion des „R.- u. St.-A.* herausgegeben, (Berlin, Carl Heymanns Verlag, Anhaltischestraße 12), hat folgenden Inhalt: Die volkswirthschaft- lichen Zustände des Deutschen Reichs, IIl. 5. Jndusftrie, 6. Handel und Verkehr. Die Gesammtausgabe der dramatischen Werke der Prinzessin Amalie von Sachsen. Die Organisation des forstwirth- schaftlichen Versuchswesens im Deutschen Reich. Zur Geschichte DeT deutschen Rechtschreibung. Zur Gesczichte der Postkarten. Die deutschen Geschichts- und Alterthums-Vereine. I. Jserlohn. Systematische Uebersicht der wichtigsten auf dem Gebiete des deutschen Handels- und Wechselrehts ergangenen Entscheidungen, Rescripte 2, einschließli der Literatur der darauf bezüglichen Abhandlungen. Chronik des Deutschen Reiches. Literatur. j /

Die NL 81 der „W issenschaftliwen Beilage dex Lety- ziger Zeitung“ vom 9. Oktober hat folgenden Inhalt: Die arhäo- logischen Funde von Stauchiß. Recensicnen und Besprechungen.

R) Wien starb am 8. d. M. der Kaiserliche Rath und Ritter der Eisernen Krone, erster Custos am K. K. zoologischen Hoffkabinet, erster Sekretär der K. K. zoologisch-botanischen Gesellichaft, Georg | N. v. Frauenfel d. |

Gewerbe und Sandel.

e Dem Jahresberiht der Handelskammer für dic Kreise Mühlhausen, Heiligenstadt und Worbis für das Jahr 1872 entnehmen wir, daß die Eisengießerei und Maschinenfabrik zu Mühlhausen im Aufschwung begriffen ist. Die Ziegeleien waren in starïem Betrieb. Auch die Fabriken für verzinnte Pferdestriegel waren vollauf beschäftigt. Leim wird im Handelskammerbezirk im Quantum von 20,000 Ctr. jährlich hergestellt. Die Seifenfabriken halten der auswärtigen Konkurrenz mit Erfolg Stand. Die Zahl der Brauereien in Mühlhausen beträgt jeßt 12, welche Exportbier in immer größeren Mengen brauen. Die Wollwaarenspinnereien leiden durch die Kon- kurrenz belgischer Fabriken. Den Wollgarnfabriken fehlte cs im

Friedri IT. üßerhaupt gegen 900 Kolonistendörfer in dem damaligen preußishen Staate gegründet worden, ungerechnet die Menge der fklei- neren Kolonisten-Etablissements, die viele Tausende betragen; die Zahl aller abex in diesen 46 Jahren in Brandenburg-Preußen angesiedelten Kolonistea beläuft sich auf ungefähr 300,000 Personen. Davon fommen auf Schlesien ca. 62,000 Personen, auf die Kurmark ca. 100,000, auf die Neumark ca. 24,000, auf Pommern ca. 26,000, auf das Magde- burgische ca, 20,000, auf Ostpreußen ca. 15,000, auf Westpreußen 11 ,000, cudlih auf Cleve, Mark und Geldern über 24,000 Personen Grat man nach den Elementen, die als Neupreußen die alten Pre- vinzen bevölkerten und aufzubessern berufen waren, so finden wir fast alle Länder Deutschlands und Europas hier vertreten doch meist so, daß in gewissen Strichen auch gewisse Elemente dominirend wurden. Jn der Kurmark finden wir in der ersten Pe- riode Pfälzer, Schweizer und Sachsen , aber durhweg überwiegend in den Aemtern M-cklenburger angeseßt. Jn den kurmärkishen Städten (außer Berlin) überwiegen dagegen nicht mecklenburgische Kolonisten sondern die Sachsen, die durch ca. 490 Familien vertreten sind (alfo ca. 2000 Personen), während Mecklenburg nur ca. 180 Familien ent- sendet, dann folgt die Schweiz mit 50 Familien, die Pfalz mit 40 Ganz anders stellen sich die Nationalitätsverhältnisse der neu mär- ki hen Kolonisten, hier überwiegen weitaus die Deutschen aus Polen : es find hier allein 1800 deuts - polnische Kolonistenfamilien ctablirt, ferner 280 1ächsische, 250 pfälzische, 200 mecklenburgisce, dis andern L sih auf das übrige Deutschland und Europa. Jm agd eburgischen dominirten als Kolonisten die Kursachsen mit ca. 370 Familien, fodann die übrigen Sachsen mit 330 Familien, die Braunschweiger mit 270 Fäwmilien u. \. w. Jn Pommern sind besonders Pfälzer als Kolonisten vorherrschend, ferner Familien aus Schwedisch-Pommern, Mecklenburg, Polen doh hier auch viele Einheimishe. Was West y reußen anlangt, jo kamen aus nicht deutschen Ländern im Ganzen nur 44 Fa- milien. Ferner lieferte Polen, insbefondere Danzig und Thorn, ver- hältnißmäßig das größte Kontingent, 768 Familien. Aus Deutsch- land und Oesterreich flossen die Kolonistenströmungen nah Westpreußen weniger stark, es kamen von dort im Ganzen 710 Familien. Nach Schlesien endlich, das, wie wir oben sahen, nächst der Kurmark, die größte Anzahl der Kolonisten erhielt, wanderten besonders Deutsche aus Polen Sachsen, Oesterreicher und zwar insbesondere Böhmen, ein. Hierzu kamen noch einzelne Württemberger, Franken, Schwaben, Italiener und Griechen Die Kolonisten boten dem Könige, abgesehen von den übrigen Vor- theilen, vorzüglich das Werkzeug dar, seine großartigen Meliorations- pläne durchzuführen. Friedrichs Bestreben ging dahin, in jeder Pro- vinz, je nah Bedürfniß, aus Sümpfen und Morästen, unbebgut oder unbenußt daliegendem Lande soviel wie möglih urbaren Boden zu ge- winnen. Dazu konnten nud mußten viele Quadralmeilen trocken gelegt werden, Brüche, wie die Wartheufer und die an der Neße von Driesen bis Cüstrin, wodur 120,000 Hufen urbar gemacht wurden und für ca. 3000 Kolonistenfamilien Etablissements eingerichtet werden konnten fariex die Striche längs der Oder von Cüstrin bis Oderberg, längs a Havel und Elbe, die Gegenden an der Madun, an dèr Leba, aue, „an der Niebliß, Nuthe, Buckau, Temnuiß, Plaue, Emster osse, Rhyn, Jägeliß u. f. w. i

Verein für die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt.

Das vor einiger Zeit zu Mühlberg aufgefundene, in Stein ver-

Sriedrich II, mit. Den Angaben * des Verfassers zufolge sind unter

| der sog. Tufferde,

Zahre 1872 zwar nit an Beschäftigung, die Resultate waren aber wenig befriedigend. In den Fabriken wollener S S tende Le fertiger Waare unverkauft. Für die uralte Haus- industrie für Leinengewebe im Kreise Worbis wzr ‘der Geschäftsgang im Jahre 1872 lebhaft und nicht ungünstig. Baumwollenfärbereien und BVleichereien waren im ganzen Jahre lebhaft beschäftigt, für Woll- färbereien ließen die Aufträge im Herbst erheblich nach Die Kunst- wollspinnerei fand für ihre Erzeugnisse guten Absaß. Die Cigarren- fabrikation wird ziemlich umfangreich betrieben, konnte der Nachfrage aber nicht genügen. Die Leder- und Saffianfabrikation befand si nur zeitweise in befriedigender Lage. Dagegen erweiterte die Papter- fabrik in Heiligenstadt ihren Betrieb erheblich. Ebendaselbst wird auh eine größere Stecknadelfabrik augelegt. Kurze Waaren fanden guten Absatz, namentlich die in Mühlhausen angefertigten Uhr chäuse Kunsttischlerei hat neuerdings große Bedeutung erlangt, für die Möbeltischlerei fehlte es an Arbeitskräften. Jn Mühlhausen be- stehen 17 Privat-Kranken- und Unterftüßungs-Kassen. Die Mitglieder- zahl dieser 17 Kassen betrug 1942 Personen, welche bis ultimo 1872 einen Fonds von 5215 Thlr. angesammelt hatten. Die größeren Ge- schâfte haben eigene Kassen, und außerdem besteht eine allgemeine Fabrikarbeiter-Unterstüßungs-Kranken- und Sterbekasse _ London, 9, Oktober. (W. T. B.) Von den Morgenblättern wird gemeldet, daß durch das Dekret der spanischen Regie- rung vom 2, d. M, welches auf verschiedene Produkte einen Aus- fuhrzoll legt, u. A. auch vom 1. November d. J. ab für Produkte der Kohlen- und Eisenbergwerke ein Ausfuhrzoll von 3 pCt., für Pro- dukte aus Bergwerken aller anderen Art ein solcher von 5 pCt. festge- seßt werde. In Portugal sei gleihfalls vom 1. November d. J. ab ein ad valorem bemessener Ausfuhrzoll auf Weine gelegt worden. Verkehrs - Unstaltezu. New-York, 9, Oktober. (W. T. B.) “Der Postdampfer der Hamburg-Amerikanischen Gesellschaft „Silesia“ ift gestern Abend 8 Uÿr hier eingetroffen.

Aus dem Wolff’ \schen Telegraphez-Bureau.

Meiningen, Donnerstag, 9. Oktober, Abends. Der Staats-Minister von Krosigk hat, gutem Vernehmen nah, au sein Ansuchen seine Entlassung erhalten; Staatsrath Giesecke it zum Staats-Minister und Regierungs-Rath Heim zum Staats- rath ernannt worden. __ Rom, 10. Dfktober. Von der „Opinione“ wird die Nach- rit, daß Sella zum Finanz-Minister ernannt werden solle pr unbegründet erklärt. Das gedachte Blatt fügt hinzu, das 'Ein- treffen Sellas in Rom hänge mit einer demselben zugegangenen Einladung des Minister-Präfidenten Minghetti zusammen, der sich mit Sella über den von der Regierung beabsichtigten Rück- kauf der römischen Eisenbahnen zu besprehen wünsche.

R S E R,

onnabend, 11, Oktober. pernhaus. (188. Vorstellung. E S Mord A Ballet in 3 Akten und 4 Bildeca on P. Taglioni. usik von PRugny und Hertel. §

7 E Mittel-Preise. E E __ Schauspielhaus. (202. Abonnements-Vorfstellun Königslieutenant. Lustspiel in 4 Aufzügen A C. Gubloro, Hr. Deeß, vom Großherzoglichen Theater in Weimar: Graf Thorane, als Gast. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Á Sonntag, 12. Dftober. Opernhaus. (189. Vorstellung.) Jessonda. Oper in 3 Abtheilungen. Musik von L. Spohr. Jes= sonda: Fr. Mallinger. Amazili: Frl. Lehmann. Dandau: Hr Fricke, Nadori: Hr, Schott. Tristan: Hr. Bez. Anfang 7 Uhr.

Mittel-Preise

„Schauspielhaus. (Mit aufgehobenem Abonnement). Der geheime Agent. Lustspiel in 4 Akten von Hackländer. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preife.

Den Abonnenten werden die Billets bis 12 U ti

1 A DOHIITENTEN IDECDEN D S Dis 12 Lr Mitta s

an der Kasse reservirt und gegen Vorzeigung der leßten SThORA nem?ents-Quittung verabfolgt.

Sibung des hiesigen Alterthumsvereins vom 16. d. M. vorgezeigt wur- den, hat so vielfa Interesse erregt, daß es gerechtfertigt erscheint darüber nähere Mittheilung in weiteren Kreifen zu machen | Die Fundstelle ist ein Steinbruch, der fi mitten im Dorfe Mühl- berg befindet. Das Terrain besteht zunächst der Oberfliche aus einer 0,75 bis 1 Meter \tarken Lage Dammerde. Unter dieser liegt eine 1 bis 14 Meter mächtige Bank von einem sehr wenig porösen Tuffstein der eine solche Festigkeit hat, daß er nur mt dein größten Kraftauf- wande gebrochen werden kann und wegen feiner Härte und Schwere sich nur zu Massivbauten, nicht aber zum Ausmauern von Fachwerk eignet. (Fs besteht aus ungleich großen Klößen, die durch {male Spalten getrennt find, in welchen beim Brechen Keile eingetrieben werden Unter ihm befindet fih, meist durch eine Lage gelber griesiger Erde, l j e, hin und wieder aber auch dur leere Räume von ihm getrennt, eine gleichfalls etwa 1 bis 1} Meter die Schicht von einem leiht brehbaren, sehr porôöfen Tuffstein, welcher vielfach baulichen Zwecken verwendet wird. Unter dieser Bank nun cties S in den ersten Tagen des August d. J. beim Brechen in efide Tie

von ca. 5 Meter unter der Bodenoberfläche auf das Gerippe eines Mannes noch so vollkommen erhalten, daß felbst die Extremitäten vocha Ben waren, aber von dem Kalksinter, dem der Tuffstein seine Entstehung verdankt, so imprägnirt, daß die Gebeine steinähnlich geworden S Es befand si in horizontaler Lage, den Koof nach Norden, di Füße nach Süden. Seine Länge betrug mehr als 2 Meter ante n auf einen Mann von einer wenigstens jeßt nicht mehr gewöbulihen Größe. Die Steinmasse hatte sich derartig um den Körper Ain gelegt, daß derselbe auf das Genaueste darin abgeformt war. Am Kopfende stand eine irdene Urne, welche, da man nicht mit der nötl is gen Vorficht zu Werke ging, beim Aufnehmen zerbrach und dann Ak Spielwerk der Kinder wurde, von der aber noch einé ziemliche An ahl Sch-rben vorhandeniist, die auf eine nit unerheblicheGröße {ließen lassen

und welche ergeben, daß das Gefäß weder in cinem Ofen noch über- haupt im Feuer gebrannt, sondern nur an der Luft getrocknet ist

Werkzeuge und Zierrathen hat man nicht gefunden. Gegenwärtig best-ht der in den Besiß des Alterthumsvereins gelangte Rest leider nur aus Frag- menten; doch befindet sih darunter der noch leidlih erhaltene Schädel aus dea fi ergiebt, daß der einstige Träger desselben zu den Doli- chocephalen gehört hat. Noch verdient erwähnt zu werden, daß in demselben Steinbruch früher mehrfah in Stein verwandelte Blätter gefunden find, die einer Baumart angehört haben müssen, welch2 sich jeßt nicht in jener G-gend findet und überhaupt daselbst durchaus unbekannt ist. Es scheint dieser Umstand fast darauf zu deuten daß das in Rede stehende Skelett derselben Zeit entstanmmen möge, wie das Mammuth, dessen jeßt im Museum zu Gotha befindliches Ge- rippe unter ganz gleichen geognostishen Verhältnissen in dem Süß

wasserkalk von Burgtonna gefunden worden ist.

Hierbei mag noch mitgetheilt werden, daß in j Q grubé benußten Todtenfelde vor dem Andtaadihore necctinat, iet einige Gerippe und eine Urne gefunden sind, in derselben Lage wie die früher gefundenen, in mit Dammerde angefüllten Nischen ; welche horizontal unter der aus schr festem Lehm bestehenden Dee sich er- j strecken. Zwei Todtenköpfe sind in den Besiß des Vereins gelangt, von denen wenigstens der cine recht gut erhalten ift. EGiñé sehr E werthvolle Bereicherung ist durch Herrn Sanitätsxath Axmann der Sammlung des Vereins zu Theil geworden ünd zwär durch éinen trefflich gearbeiteten und bis auf eine fehlende hintere Ecke jehr gut erhaltenen sogénanuten Kelt „von Nephrit,. welheë neuerdings béi den

wandelte menschliche Skelett, dessen noch vorhandeue Üeberreste in der

fortgeseßten Nachzrabungen in dem Leichenfelde auf: dem i gefunden"worden ist. E “dem Rothenberge

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