1873 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

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neter Verzicht leistete, ist als 1. Ersazman h und Advokat Dr. eg hierselbst bereits in die Kam- berufen worden. N R

Der Porizei-Oberkommissär bei der Polizei-Direktion in nen, G. Peckert, ist zum Regierungs-Rathe bei der Re- ierung von Oberfranken, K, d. I., befördert, dessen Stelle aber nicht wieder beseßt, der Titel der Polizei-Kommissäre bei genannter lizei-Direktion în Polizei-Rath umgeändert und die statusmäßige

Zahl der Räthe auf 6 feftgeseßt worden.

Sachsen. Oresden, 15. Oktober. "Der König hat, “wie bereits gemeldet, zum Präsidenten der Ersten Kammer wiederum den Kammerherrn v. Zehmen auf Stauchiß und von “den durch die Kammern in Vorschlag gebrahten Kandidaten wiederum den Abgeordneten Dr. Schaffrath (Dresden) zum Präsidenten der Zweiten Kammer, den Ober-Bürgermeister Mita (Dresden) zum Vize-Präfidenten der Ersten Kam- ‘mer und den Abgeordneten Bürgermeister Streit (Zwickau) zum “Vize-Präsidenten der Zweiten Kammer ernannt. eute Vor- mittag sind die Präsidenten der beiden Kammern in Pillnigz von Sr. Majestät empfangen und in Pflicht genommen worden, “und morgen Mittag 12 Uhr wird im hiesigen Königlichen Re- sidenzshlosse die feierlihe Eröffnung des Landtags im Aller- höchsten Auftrage durch den Kronprinzen erfolgen. Der Eröffnungsfeierlihkeit wird Vormittags 9 Uhr in der evange- lischen Hoffirhe ein öffentliher Gottesdienst vorausgehen, bei welchem der Ober-Hofprediger Dr. Kohlschütter die Predigt hält. Heute Mittag haben beide Kammern ihre zweite vor- läufige (nihtöfentlihe) Sißung abgehalten, in welcher die Kon- stituirung der Kammern erfolgt, und sodann die Wahl der Se- kretäre vollzogen worden is. Wie dem „Dr. J.“ mitgetheilt wird, find in der Ersten Kammer wiederum Bürgermeister Löhr und Advokat v. Schüß, in der Zweiten Kammer die Abgeord- neten Bürgermeister Dietel und Amtshauptmann v. Zahn zu Sekretären gewählt worden. In der Ersten Kammer findet mor- gen die erste öffentlihe Sizung statt. Von den Städten, deren Einwohnerzahl bei der leßten Volkszählung nicht 6000 betragen hat, haben ferner Liebstadt,

„‘Trebsen und Zwenkau sich für Annahme der Städteordnung

für mittlere und kleine Städte erklärt. Die Zahl der Städte, welche künftig diese Städteordnung annehmen, is damit auf 51 gestiegen, dagegen haben sih bis jeßt 40 Städte für An- nahme der revidirten Städteordnung entschieden. In den Städten Falkenstein, Radeburg, Tharand, Wilsdruff, Wolkenstein und Zwöniß ist wegen Annahme der einen oder der anderen Städteordnung eine Einigung zwischen den städtishen Kollegien bisher noch nit erzielt worden. Mit ihrer Erklärung im Rücck- ‘stande sind noch die Städte Borna, Elsterberg, Ernstthal, Ge- ringswalde, Hohnstein, Nerhau, Pegau, Rabenau, Regis, Sie-

benlehn, Taucha und Wehlen.

Württemberg. Friedrichshafen, 13. Oktober. Der Justiz-Minister von Mittnacht ist gestern Abend hier ein-

“getroffen, um über verschiedene, mit dem Wiederzusamméntritt der „Stände zusammenhängende Geschäftsgegenstände dem König unmittelbaren Vortrag zu erstatten.

Stuttgart, 11. Oktober. Die evangelische Ober-Schul- behörde hatte vor einigen Monaten beschlossen, das seit 1854 in

“den Schulen des Landes eingeführte Lesebuch nah den Zeit-

lassen.

“* Regiments Kaiser Vilhelm

bedürfnissen zu revidiren. Gegenwärtig ist nun eine Redak- ms-Kommission, bestehend aus den Rektoren und je einem

A Oberlehrer der evangelishen Schullehrerseminare, hier versammelt,

um auf Grundlage der von der Plenarversaminlung des Volks-

h “\chulvereins am 9. Oktober ausgesprohenen Wünsche und der in

großer Anzahl aus allen Gegenden des Landes eingegangenen schriftlihen Gutachten die Revision zu beendigen.

Baden. Karlsruhe, 14. Oktober. Gestern Abend fand hierselbst die in den Statuten des „Militärvereins Karls- ruhe“ für die Zeit kurz nah dem Stiftungsfeste angeordnete ordentlihe Generalversammlung des genannten Vereins statt. Der Verein zählt zur Zeit 379 ordentliche (früher oder noch jeßt beim Militär), 54 außerordentliche (Nichtmilitärs) und 2 Ehren- mitglieder, insgesammt 435 Angehörige.

Meck&lenburg. Schwerin, 15. Oktober. Das heu- tige Bulletin lautet: A S

„Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin haben in Folge einer leichten Fieberbewegung eine ctwas unruhige Iacht gehabt. Das Befinden des neugeborenen Prinzen ist heute besser.“ /

Der Herzog Paul Friedrich is gestern Mittag von Wernigerode hier wieder eingetroffen.

Anhalt. Dessau, 15. Oktober. Die Geseß-Sammlung für das Herzogthum Anhalt enthält eine Verordnung, die Ver- gütung des Reise- Aufwandes und der Umzugskosten der Staats-

beamten betreffend.

Bremen, 12. Oktober. Die Bürgerschaft hielt gestern ihre gewöhnliche Wochensißung. Der Hauptgegenstand der Ver- handlungen war der Bericht des besonderen bürgerschaftlihen Aus- usses über die Vorschläge der Deputation. wegen der Gehalts- erhöhungen. Es wude beschlossen, an fie sowohl den Aus\{huß- bericht mit seinen \pezialisirten Vorschlägen, wie die in der Sißung noch gestellten Verbesserungsanträge zurück zu verweisen. Da jedo bereits - mehr als drei Viertel des Jahres verstrichen sind, {o beschloß man gleichzeitig, den Beamten für das laufende Jahr eine Theuerungszulage im Betrage des ihnen von der Depu- tation zugedahten Mehrs zu bewilligen, insgesammt etwa 96,000 Mk. Bko., und diese noch im Oktober auszahlen zu

6 Desterreich-Ungarn. Wien, 15. Oktober. (W. T. B.) Das „Neue Fremdenblatt“ enthält das nachstehende Festpro- “gramm für die Anwesenheit Sr. Majestät des Deutschen Kaisers: Am 17. Oktober, Nachmittags 33 Uhr, Ankunft des Kaisers auf dem Penziger Bahnhofe, wo eine Ehrencompagnie ‘aufgestellt ift. Der Kaiser wird daselbs von. den Erzherzögen, dem Landeskommandirenden as einer L des

\ empsangen und fährt hierauf dem Kaiser von VDesterreih, der Seinen Gast

bereits auf der tion St. Pôölten“ begrüßt hat, uy Schönbrunn , - woselöost Vorstellung dex obersten _Hoschärgen und-Abends Familiendizex stattfindet. Am 18. Ok- ber Bisuch, der Weltcküsstellung, Nachmittags Galadiner in runn, Abends. Theater paré „in Hofopernhause (Marga-

von Gounod). Am *1N Oktober Diner beim deutschen fter, General-Lieutenant von Schweiniz, Abends Vor- ele C oßtheater u Schönbrüïnn, Souper in der großen

ie (400 Einladungen) und eleftrishe Beleuchtung des “Am 20. Oktober Parade auf der Schmelz und

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arten, Galadiner im aale der burg eei nah Allerhöchster Wahl. Abends oder am 22. Mo

16. Oktober. Die heutige „Wiener Zeitung* verdffent- liht ein ‘Kaiserlihes Handschreiben vom 13., durch welches Ge- heim-Rath v. Plener als Minglied auf Lebenszeit ins Herren- haus berufen wird.

Agram, 14. Oktober. In der Landtagssißung inter- pellirte Makanec, ob der Banus gesoanen sei, Schritte zu thun, daß in der nächsten Sizung Fiume im kroatischen Landtag ver- treten werde. Hierauf ward die Spezialdebatte über das Univer- sitätsgeseß erledigt und der Antrag Spuns angenommen, dem- gemäß die medizinische Fakultät nicht jeßt errichtet, sondern die Ermöglichung derselben der Regierung anheimgestellt ward. Der von der Regierung eingereihte Voranshlag des 74er Budgets wurde “dem Finanzausshusse zugewiesen. Die nächste Sizung ist morgen.

Schweiz. Bern, 15. Oktober. (W. T. B.) Die 69 Geistlihen des Berner Jura, deren Abseßung vor Kurzem durch den Appellations- und Kassations-Hof ausgesprochen wor- den ist, haben der Vorladung, auf dem Statthalteramte zu er- scheinen, damit ihnen das betreffende Erfenntniß notifizirt werde, keine Folge geleistet.

Niederlande. Haag, 12. Oktober. Den bisherigen Angaben über die numerische Stärke der zweiten Expedition gegen Atchin kommt die nahträglihe Mittheilung hinzu, daß die Artillerie, welhe an diesem Feldzuge theilnimmt, aus drei Batterien Gebirgs-Artillerie, Haubizen von 12 C. M. (französi- \{hes Modell) und vierpfündigen gezogenen Geshüßzen (Major Wouters Modell) und 14 gezogenen Zwölfpfündern neb} dem nöthigen Schienenmaterial, um diese Feuershlünde über die Reis- felder bewegen zu können, besteht. Die 100 Mann Kanallerie, welche dem Expeditions-Corps beigegeben sind, werden als Ordon- nanzen 2c. dienen. Die gesammte Truppenmacht der Expedition kann auf 9—10,000 Mann geschäßt werden (die Marine-Lan- dungs-Division von 1000—1500 Mann nit mit einbegriffen), ivorunter etwa 6000 mit den Beaumont-Gewehren bewaffnete Mann Infanterie.

Frankreich. Paris, 12. Oktober. Das heutige „Iournal officiel“ verôffentlicht zahlreihe Beförderungen in der Ehren- l-gion. U. A. wurden die Generale de la Motte Rouge und Tripier zu Großkreuzen, die Generale Susbielle, Ranson, Fixier und Journier zu Großoffizieren und der Oberst d'Absaz, Adju- tant des Präsidenten Marschall Mac Mahon, zum Commandeur des Ordens ernaunt.

Die „Gironde“ theilt folgendes Rundschreiben mit, welches der Kriegs-Minister du Barrail an die Befehls- haber der Divisionen gerichtet:

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„Versailles, 14. September.

General! Angesichts dex religiösen Kundgebungen, die in diesem Augcenblicke an verschiedenen Punkten des Landes auftreten, halte ich es für zweckmäßig, Ihre Aufmerksamkeit auf das Verhalten zu lenken, welches die unter Ihren Befehlen stehenden Offiziere streng befolgen sollen. Es ist unbestreitbar, daß diese kirchlichen Feierlichkeiten in einigen Fällen, sei es durch die Enbleme, welche dabei aufgepflanzt, oder durch die Reden, die dabei, selbs von der Kanzel herab gehalten werden, einen politishen Charakter tragen, welcher der bestehenden Ordnung der Dinge gegenüber feindselig und dessen Wider- hall im Auslande überdies geeignet ist, der Regierung die ernstlichsten Verlegenheiten zuzuziehen, Wie man einerseits jedem Offizier das Recht zugestehen muß, seinen religiösen Glauben öffentlich zu bekräf- tigen, so muß es ihm doch andrerseits verboten sein, die ihm vorge- seßte Autorität durch seine Mitwirkung an irgend einer Kundgebung, die dem öffentlichen Ausdruck, gleichviel welcher politischen Ansichten, zum Vorwande dienen könnte, zu fompromittiren. Jn dieser Sache muß übrigens die Hal,ung der Führer einem Jeden hinlänalich seine Pflicht vorzeichnen, i,

16. Oktober. (W. T. B.) Der Gesandte der Schweiz bei der französishen Regierung, Dr. Kern, hat dem Vernehmen nah dem Minister des Auswärtigen, Herzog von Broglie, gestern Nachmittag einen Besuh abgestattet und Namens der shweizer Bundesregierung, dessen Aufmerksamkeit auf die Agi- tationen hingelenkt, die durch den Bischof Mermillod von dem französischen Gebiete hart an der \{chweizer Grenze aus ins Werk geseßzt werden.

Die Rückehr der bei dem Grafen Chambord in Salzburg befindlichen Unterhändler wird heute Abend oder morgen früh erwartet. Ueber die Antwort des Grafen Cham- bord liegt noch durchaus keine zuverlässige Nachricht vor, alle bezüglihen Mittheilungen d.r Journale sind verfrüht.

Italien. Rom, 11. Oktober. Der Kriegs-Minister hat durch Cirkular vom 7. Oktober allen Militärbehörden an- gezeigl, daß die Provinzen Parma, Padua, Treviso, Udine und Venedig von jenem Tage an nicht mehr als von der Cholera heimgesucht zu betraten sind.

Florenz, 15. Oktober. (W. T. B.) Der Pap hätte, wie das „Journal von Florenz“ bei Gelegenheit der leßten Mission des Kardinals Bonnechose mittheilt, demselben formell feine Weigerung ausgesprochen, Rom zu verlassen.

Türkei, Konstantinopel, 15. Oktober. (W. T. B.) Die Differenzen unter den Mitgliedern der Kommission zur Feststellung der Tonnengebühren für den Suezkanal find in der heutigen Sitzung derselben vollkommen ausgeglihen worden. Man beschloß nunmehr, in die Berathung über den Entwurf eines Reglements für den internen Verkehr auf dem Kanal ein- zutreten. Mit 10 gegen 2 Stimmen wurde als Tagesordnung für die nähste am Sonnabend stattfindende Sizung die Be- rathung über die Einführung eines Universal-Tonnenmaßes fest- gestellt. Frankreih und Rußland, welche ih anscheinend über ihre Haltung mit einander verständigt haben, erklärten fih für sofortige Berathung der weiteren, den Suezkanal betreffenden Fragen, welche indessen, da die Erörterung über das Universal- Tonnenmaß mehrere Sigzungen beanspruchen wird, ers nach vier Wochen beginnen dürfte.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 12. Oktober, Die „Turkestan. Zeitung“ bringt unter Anderem folgende er- gänzende Nächkichten aus Chiwa: _ Der erste Eindruck, den die cindringenden Fremdlinge verursacht, isk verwischt und in dem vesiegten Chanat nimmt Alles allmählich das frühere [ltägliche Façon an, An Stelle der Furcht ist Neugier getreten, an#Stcllé der Féinbseligkeit gegen die Sieger dic Sucht nach kleinen Sypekulationen und Handelsgewinn. Der Bazar von Chiwa ist er- öffnet, er ist aber nit groß, und, Dank dem plöglichen Erscheinen der Truppen vor den Mauern Chiwas, sind die Preise in der Stadt bedeutend sesttegan, Hundert Bündel Dshenuschka (um die Hülfte kleiner als in Taschkent) kosten 2 R., zehn Eier 20 K., eine Kanne Milch 30 K., ein Houigkuchen 2 K,, ein Pfund Schaffleisch 6 uüd 10 K. Wie es heißt, wird Dshenuschka in Chiwa und der Umgèêgend bald gar nihts mehr zu haben sein, da von derselben nur w:nig aus-

gesäet wird. Da auch Gerste nicht vorhanden ist wird dann

rgens

: A E er einstweilen mit seinem jüngeren Bruder Murat-

tjura und seinem Gefolge ein großes Zelt in dem Garten*des Palastes

tw anderen Bruders Atadshan-tjura bewohnte, ist uun wiederum in einen Palast eingezogen, der sehr stattlich eingerihtet worden. Diese Sache war dem früheren Diwan-begi Mal-Nijafa und dem Machter übertragen. Mahomed-Rachim Chan bleibt, wie bisher, Chan von Chiwa; für die Dauer der Anwesenßeit der russischen Truppen in Chiwa aber ift seine Gewalt bekanntlich dur einen Diwan oder ein Conseil eingeschränkt, der aus 7 Milgliedern, 4 Russen und 3 Würden- trägern Chiwas besteht, Die russischen Mitglieder desselben werden von dem Oberbefehlshaber der Truppen ernannt, und die Ernennung der drei einheimischen kann nur mit der Zustimmung desselben geschehen. Den Vorsiß im Diwan führt der Chan. Der Diwan hat einen kollegialen Charakter, und alle Angelegenheiten werden mit Stimmenmehrheit entschieden, wobei die Stimme des VBorsißenden den Ausschlag giebt. Das Confeil versammelte sich Anfangs täglich, dann an Tagen, die vom Vorfißenden bestimmt wurden. Die Sißungen finden außerhalb der Stadt in einem dem Lager der russischen Truppen nahe gelegenen Gebäude ftatt. Unter der persönlichen Leitung des Chans ftebt die Justizpflege nach den Bestimmungen des Schariat; auch steht ihm das Recht zu, die Regenten der Städte und Gebiete zu ernennen und sie nah seinem Ermessen zu erseßen.

In der ersten Zeit schien die Gefahr nahe zu liegen, daß sih nach dem Abmarsch der russischen Truppen Anhänger Atadshaus finden

würden, der {on einmal, în der kritischen Zeit, als man in der -

Stadt von Minute zu Minute den Sturz erwartete, zum Chan pro- kÉlamirt wurde. Der kluge Atadshan - tjura wußte dieser Gefahr jedoch vorzubeugen; er eröffnete dem Oberbefehlshaber, daß er aus Dankbarkeit - für seine Befreiung aus dem Kerker dem Volke neun Tage, d. h, von dem Tage des Einmarsches der russischen Truppen in Chiwa bis zur Rückehr des Chans, gedient habe, jeßt aber seinen beständigen Wunsch ausführen und nach Mekka zum Grabe des Propheten pilgern wolle. Er bat dabei um die Erlaubniß, durch Rußland reisen und die Ankunft des Befehlshabers der Truppen da- elbst abwarten zu dürfen. Der lebhafte und empfängliche Atadshan- tjura fand großes Interesse an ruisishen Sitten und Gebräuchen, von denen er bis dahin nit den mindesten Begriff hatte. Von der Reise nah Rußland spricht er jeßt mit demselben V-:rgaügen wie vo seiner Pilgerfah1t nah Mekka. Es mag auch sein, daß in diesem Falle die Wallfahrt nur ein- geschickter Vorwand ist, um seine liberale Idee einer Reisc nach dem „Lande der Kjafiren“ zu maskiren.

Uber die Veranlassung zur Flucht foll der Chan selbst dem General-Adjutanten von Kauffmann folgende Erklärung gegeben haben: „Jch bin nicht geflohen, sondern war durch die Umstände ge- zwungen, mih aus d-r Stadt zu entfernen. Ich wollte die Ver- theidigung der Stadt nicht uußlos fortseßen. Als das Schießen begann, ließ ich Allen sagen, daß ih einen Bevollmächtigten zuin Befehlshaber ver Truppen abgesandt, um Unterhandlungen anzuknüpfen, und daß die Antwort noch vor Sonnenuntergang eintreffen werde. Unsere Turkmenen antworteten gleichfalls mit Schüssen und achteten meiner Befehle nicht. Da ritt ih selbst voraus, um dem Schießen Einhalt zu thun. Das Pferd untec mir wurde erschossen, und ih sah mich genöthigt, in die Stadt zurückzukehren. Bei dem Thore an- gelangt, erfuhr ih, daß das Volk mir nicht mehr gehoren wolle und mein-n Bruder Aiadshan zum Chan gewählt habe. Man licß mich nicht in die Stadt. Jch war der Meinung, daß das Alles auf Befehl der russischen Führer geschehe, und faßte den Cnishluß, mi von der Stadt zu entfernen. Jch bedauere jeßt sehr, daß ih mich geirrt."

Was die Leistungen unserer Truppen in diesem Feldzug betrifft, so lauten die Urtheile aller derjenigen, die das Land kennen, einstim- mig dahin, daß kein Heer der Welt im Stande wäre, solche Märsche zu machen, wie fie die turkestanschen Seldaten mit Leichtigkeit zurück- gelegt haben. Den Amerikaner Mac Kahon, der in dicsem Sommer mit drei Dshigiten die ganze Steppe von Fort Perowski bis zum Amu-Darja durchzog und sich am Ak-kamysch unserem Detachement anschloß, seßte unter Anderem folgeoder Fall in Erstaunen: an einem heißen Tage, nach einem beschwerlichen Marsch von 30 Werst durch Slugsand, fingen die Soldaten zu ihrer Zerstreuung an. die Sand- hügel zu stürmen, oder, wie sie sagten, die Hasen zu vertreiben. Vor cinem hohen Hügel angelangt, stürmte eine ganze Compagnie mit „Hurrah“ dur lockeren Flugsand denselben hinan.

Am 9. Juli traf cin Abgesandter des Emirs von Buchars, Jachschi-bek-udaitschi, in Chiwa cin, um dem Oberbefehlshaber der Truppen zu dor Einnahme Chiwas und der glücklichen Beendigung des mühevollen und schwierigen Feldzuges im Namen seines Gebieters Glück zu wünschen.

15. Oktober. (W. T. B.) Nach aus Turkestan ein- gegangenen Nachrichten vom 4./16. v. M. is} auf Befehl des Kaisers das auf dem rechten Ufer des Amudaria gelegene Gebiet nebst dem Delta, das sih vom Aralsee bis zum äußersten west- lichen Arm dieses Flusses erstreckt, dem russishen Reiche einver- seibt worden. Zum obersten Chef dieses Gebietes mit allen Rechten eines Gouverneurs wurde der Artillerie-Oberst Iwanow ernannt.

Amerika. New-York, 15. Oktober. Beiden Wahlen für dieStaatsämterinden Staaten Ohio, Pennsylvanien, Jowa und im Distrikt Columbia find die republikanishen Kandidaten ge- wählt worden. Die Majo:ität für dieselben war nit \o groß, wie bei den lezten Wahlen, In Oregon wurde demokratish gewählt.

(Monatsübersicht für September.) Während der ersten Hälfte des vergangenen Monats begann das politische L-ben in den Vereinigten Staaten ein regeres zu werden, wozu die bevorstehenden Herbstwahlen den Anstoß gaben. In einzel- nen Staaten, wie Maine, New - Mexiko und Kalifornien haben die Wahlen bereits stattgefunden und sind in den beiden ersteren die Republikaner siegreih gewesen, doch war die Be- theiligung an denselben im Vergleih zum Vorjahre eine äußerst geringe. In Kalifornien dagegen hat eine neugebildete Partei den beiden alten gegenüber den Sieg davongetragen, die der Anti-Monopolisten, welche sih, ähnlih der der „Grangers“ und „Patrons of Husbandry“ in den westlichen atlantischen Staaten, in Folge der von der Central - Pacific - Eisenbahn erlangten fast unbeschränkten Macht und des durch fie ausgeübten Druckes gebildet hatte. In den übrigen Staaten hat die gegen das Monopol der Eisenbahngesellschaften gerichtete Bewegung keinen so bedeutenden Einfluß auf die bevorstehenden Wahlen ausgeübt, nur in Jowa hat das demo- kratishe Staats-Komite, in der Voraussicht einer wahrscheinlichen Niederlage der Partei, den Mitgliedern derfelben empfohlen, für diejenigen Kandidaten ihre Stimme abzugeben, welche von der Anti - Monopol - Konvention aufgestellt werden würden. Daß übrigens die republifanische Partei in allen Fällen, wo es ih nur um einen Kampf zwischen den beiden alten Parteien han- delt, siegreih aus demselben hervorgehen werde, scheint nit zu bezweifeln zu sein. In der lehten Hälfte des Monats ist aber jede politische Bewegung dur die in New-York ausgebrochene

Börsen-Krisfis in den Hintergrund gedrängt worden und zum

vollständigen Stillstand gelangt. In den Vereinigten Staaten, wo jan die Existenz jedes Einzelnen von der günstigen Ent- wickelung des Handels abhängt, mußte sich natürlih das ganze Interesse auf die plößlih, wenn auch nicht ganz uner- wartet eingetretene Katastrophe konzentriren. Veranlassung zu derselben hat unzweifelhaft der in den legten Iahren übertrie- bene Bau neuer Eisenbahnen gegeben, zu deren Ausführung in erster Linie auf europäisches Kapital gerechnet wurde. Als

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: fe des vergan jenen nters gemach- über die Bean der Central-Pacific-

ten z P 1 Eisenbahn und des mit ihr verbundenen Credit Mobiliers der

europäishe Geldmarkt fich amerikanishen Eisenbahnaktien zu verschließen begann, sahen sich die Direktoren der verschiedenen Gesellschaften genöthigt, gegen Hinterlegung ihrer eigenen Aktien bei Bankiers bedeutende Anlehen aufzunehmen, deren pünktliche Rückzahlung ihnen unmögli wurde, und die dadur hervor- gerufene Suspension einzelner großer Häuser rief unmittelbar eine Panik an der New-Yorker Börse hervor. Wenngleich die Regierung sih weigerte, ungeachtet der vielfah an sie gerichteten Aufforderungen, dem Mangel an Gelde durch Verausgadung eines Theiles der Notenreserve" abzuhelfen, \o erklärte sih doch der Finanz-Minister, welher ursprünglich für den Monat Sep- tember nur den Ankauf von einèr halben Miliion in Obli- gationen der Vereinigten Staaten angeordnet hatte, bereit, die- selben in beliebigen Summen nah dem Marktwerthe anzukaufen, und beträgt die Summe der auf diese Weise eingelösten Obliga- tionen 3,324,950 Dollars. Ebenso scheint man den Banken stillschweigend gestattet zu haben, einen Theil der geseßlih von ihnen zu haltenden Notenreserve auszugeben und auf dicse Weise den Bedürfnissen des Geldmarktes abzuhelfen. Wenn sich gleich die in Folge dieser Krisis erlittenen Verluste nur nah Millionen berechnen lassen, so beshränkt \ich die Zahl derjenigen Häuser, welche sich genöthigt sahen ihre Zahlungen einzustellen, auf solche, welche auf irgend eine Weise an dem Bau der Eisenbahn be- theiligt waren, und stcht zu erwarten, daß der besonders um die jeßige Iahreszeit seine größte Thätigkeit entfaltende Export- handel bald die dur die augenblicklihe Knappheit ‘des Geldes hervorgerufenen Schwierigkeiten überwunden haben wird.

Der Ausweis über den St nd der Schuld der Vereinigten Staaten für denAugust ergiebt eine Abminderung der Schuld um 6,752,829,49 Dollars. Das Total derselben bctrug am 1. September, abzüglih des vorhandenen Bestandes an baarem Gelde und einsließlich der zu Gunsten der Pacific-Bahnen aus- gegebenen Obligationen 2,205,318,567,z2 Dollars. Für den Monat September war der Verkauf von sechs Millionen Dollars in Gold angeordnet worden. Unter den im Monatsausweise des Finanz-Ministers - aufgeführten Depositen in Gold ift auch die von dem Genfer Schiedsgerihte den Vereinigten Staaten zuerkannte Summe von 15,500,000 Dollars einbegriffen, welche durch verschiedene Bankierhäuser für Rechnung des englischen Gesandten im Schaßamte hinterlegt worden war, und wofür der Finanz-Minister demselben eine einzige, auf den vollen Be- trag lautende Obligation ausfertigte, durch deren Cession an den Minister des Auswärtigen, Hamilton Fish, die Forderung der Vereinigten Staaten am 9. September bezahlt wurde.

In Folge der von der französishen Regierung getroffenen Anordnung, wodur die fremden Schiffen aufgelegten Differen- tialzölle aufgehoben worden sind, hat der Präsident am 23. September eine Proklamation erlassen, in welcher ebenfalls die den französishen Schiffen als Repressalie auferlegten Differential- zôlle wieder aufgehoben werden. #2 %25 F : M

Der Präsident hat das fkriegsgerihtlihe Urtheil über die

an dem Morde des General Canby und der übrigen Friedens- Kommissare betheiligten Modoc-Indianer bestätigt, und sollten dieselben am 3. Oktober in Fort Klamath in Oregon gehängt werden. Die übrigen gefangenen Indianer dürften den Behör- den von Oregon ausgeliefert werden, nachdem die „Grand-Jury“ dieses Staates dieselben wegen meÿhrfacher früher begangener Verbrechen in den Anklagezustand verseßt hat. i Amtlichen Berichten zufolge landeten während des August 20,979 Einwanderer im Hafen von New-York, darunter befanden fih 6390 Deutsche. In dez entsprechenden Periode des vergan- genen Jahres belief fi die Einwanderung auf 21,174 Personen, worunter 9478 Deutsche waren. Die Gesammteinwanderung in dem betreffenden Monate hat mithin gegen das Vorjahr um 195, die deutsche speziel um 3088 Personen abgenommen.

Was die Ernte in den Vereinigten ‘Staaten anbetrifft, fo dürfte Weizen, in Folge der vermehrten Anbaues, einen größeren Totalertrag liefern als im vergangenen Jahre. In einzelnen Staaten hat der Ertrag den einer Mittelernte überschritten, in den meisten is die diesjährige Ernte keine bessere gewesen, als im vergangenen Jahre, nur die Qualität is im Allgemeinen eine mehr befriedigende. Mais hat durch frühe Fröste in vielen Ge- genden gelitten. Mit Baumwolle ist in diesem Jahre ein um etiva zehn Prozent größeres Areal bepsianzt worden, gleihwohl dürfte, den Berichten aus den einzelnen Staaten gemäß, der diesjährige Ertrag kaum den des Vorjahres erreichen, da die A fast überall in Folge der Witterung ftark gelitten oben.

_ Megxiko. In den Staaten Coahuila und Nueva-Leon find bei Gelegenheit der Gouverneurwahlen Unruhen aus- gebrochen. Die Legislatur des ersteren Staates, welche dem der Nationalregierung günstig gestimmten Gouverneur Zepeda opponirt, ging plößlih auseinander und flüchtete, da ein An- griff Zepedas auf dieselbe befürchtet wurde, nah MWMonterey. Bon dort erließ die Legislatur eine revol«tionäre Proklamation. In Monterey selbst ist die Regierung der Wahl des Gencral Garcia Ayalo zum Gouverneur entgegen und hat fich veranlaßt geschen, militärische Maßregeln zu ihrem Schutze zu ergreifen. Die Bundesregierung hat nah Saltilla und Monterey eine

Zruppenmaht von 3000 Mann gesandt. In der Hauptstadt

tit alles ruhig. Die Regierung beabsichtigt die Wiederherfstel- lung der Marine und hat den General Foster behufs des An- kaufés von vier Dampfern nah England geschickt. Central-Amerika. Es ist den vereinigten Bestrebungen der Staaten Honduras, Guatemala und Salvador ge- glüdt, den von Melgar und Palacios gemachten Aufstand zu unterdrücken. Der General Gregorio Solares, welcher die Trup- pen der Verbündeten kommandirte, brate den Aufständischen nah einem hartnöigen Gefechte bei Puerto Cortes eine voll- ständige Niederlage bei. Die beiden Anführer befinden \i{ch auf der Flucht, und steht es zu erwarten, daß die Insurgenten das Gebiet von Honduras sofort tälmen werden. In Folge ciner

Beschimpfung der englischen Flagge und der gèfänglichen Ein-

ziehung mehrexer fremder Unterthanen hat die englische Fregatte |

y Niobe“ die.Stadt Omoa* in „Honduras bombardirt. Die Gefangenen wurden in Folge däbon sofort freigelassen. s.

Der Konflikt wischen den Regierungen von Guatemala und San Salvador und der katholischen Kirhe datert fort. In ersterem Staate hat der Präsident Barios die Verbannung des Erzbischofs von Guatemala, Francisco Epinosa, verfügt.

In Costa Rica war alles ruhig. Der Bau der Eisen- bahn und der Telegraphenlinien nahm feinen Fortgang. Wie es heißt, beabfichtigt die Regierung Port Limon am atlantischen Meere zu einem großen Hafen zu machen. Obgleich die Grenz- streitigkeiten mit Nicaragua noch nicht beigelegt waren, so er- wartet man doch nit, daß dieselben ernstere Verwickelungen zur Folge haben könnten,

Peru is der Aufstandsversuh des Oberst Bedoya 1n

‘der Prôvinz Ayacucho E die Regierungstruppen vollständig

unterdrückt worden. Das Regierungsmonopol in Betreff der - Salpeterausfuhr erregt in -der Provinz Yaragca noch immer große Unzufriedenheit. Die Regierung hat sih demzufolge ent- \{lossen, das bezügliche Geseß einer nohmaligen Erwägung zu unterziehen. Den Bemühungen des vor einigen Monaten nah Japan geschiften peruanischen Gesandten ist es gelungen, die japanishe Regierun dazu zu bewegen, dem Kaiser von Ruß- land das Schiedsrichteramt in “der Anc zTegenheit des“ von den japanishen Behörden mit Beschlag belegten peruanischen Kuli- \hiffes „Maria Luz“ zu übertragen.

__ Die Expedition, welche von der Regierung zur Erforschung einer Kanallinie zwishen dem atlantischen und sticlen Meere abgesandt worden war, hat ihre Arbeit vollendet. Nach dem Komwissionsberihte is die Linie von der Bai von Chirichiri den Degedo-Fluß entlang nach der atlantischen Küste der Napipi- Route vorzuziehen, doch empfiehlt derselbe, nohmalige genaue Vermessungen während der trockenen Jahreszeit vorzunehmen. Da der Präsident und die Regierung das Unternehmen in hohem Grade begünstigen, so dürfte diesem Antrage der Kommission voraussihtlich Folge gegeben werden.

Chili schreitet in seiner Entwickelung immer weiter vor. Fast sämmtliche Städte des Landes werden in kurzer Zeit telegra- phische Verbindung mit der Hauptstadt haben, ebenso geht die Eisenbahn nah San Joss ihrer Vollendung entgegen, doch ift die finanzielle Lage des Landes eine sehr gedrückte. Der Kon- greß hat die Regierung zur Ausgabe von 2,700,000 Pesos für den Ankauf des Betriebsmaterials für die Südbahn, und ebenso zum Ankauf der in Privathänden befindlihen Aktien derselben Bahn ermächtigt.

In der Nähe von Puquios und in der Sierra Puebla Hundido sind neue Gold- und Silberminen entdeckt worden.

Die Revolution in Paraguay scheint ihr Ende erreicht zu haben, viele Offiziere und Mannschaften gingen zu den Regie- rungstruppen über. Die Gesandten Brasiliens und der argen- tinishen Republik waren noch immer in Asuncion behufs Ab- schließung des Friedensvertrages mit Paraguay. Die Prälimi- narien, in denen das Land bis zum reten Ufer des Pilcomayo an die argentinische Republik abgetreten wird, waren bereits unterzeihnet worden, doch \cheint die argentinische Regierung da- durch nit befriedigt zu sein.

In Buenos Ayres wurde ein Mordanfall auf den Prâsi- denten der argentinischen Republik verübt. Derselbe blieb indessen ohne Erfolg und wurden die Thäter, zwei Italiener, von denen man vermuthet, daß sie mit den Rebellen in der Provinz Entre Rios in Verbindung stehen, verhaftet.

Der Minister des öôffentlihen Unterrichts, einer der Kandi- daten für die nächste Präsidentenwahl, hat seinen Posten nieder- gelegt. Zu seinem Nachfolger wird wahrscheinlih Dr. Bernardo Irageryan, Präsident der argentinishen Bank, ernannt werden. Das dem Kongresse vorgelegte Budget für 1874 weist eine Ver- minderung der Ausgaben gegen das des laufenden Iahres um 2 Millionen Dollars auf, doch übersteigen die Ausgaben die Einnahmen dessenungeachtet um drei Millionen. Nichtsdesto- weniger s{chlägt die Regierung die Herabseßung der Ausfuhrzölle von 6 auf 4 Prozent vor, in der Hoffnung, daß der dadurch veranlaßte Ausfall von 850,000 Dollars durch die stetig steigen- den Einnahmen aus den Einfuhrzöllen gedeckt werden könne.

Obgleich die Wahlen ers im nächsten Jahre stattfinden werden, \o giebt doch hon jeßt die große Parteileidenschaft Ver- anlafung, Unruhen zu befürhten. Vor einiger Zeit fand bereits ein Aufstand in Chivilcoy statt, bei dem aht Personen getödtct und viele verwundet wurden. Auch in Mendoza fanden ähn-

148 Fabriken und 30,976,783 Gtr. (uichr

Holstein 1 Su B Ctr. (mehr 112,432. Ctr. annov 11 Fabrifen und 2,243,563 Ctr. (mehr 1,15 -), Westfalen 3 Fabeifen und 104313 Ctr. - (mehr 62,324 Ctr.), Hessen - Nassau 1 Fabrik und 91,140 Ctr. (mehr 50,565 Ctr.), Rheinprovinz 7 Fa- briken 1,574,280 Ctr. (weniger 59,826-Ctr.); ferner V ayern 3 Fa- briken 257,910 Cte. (weniger 33,945 Gtr.), Württemberg 6 Fa- briken 1,428,987 Ctr. (mehr 13,818 Ctc.), Baden 1 Fabrik 516,274 Ctr. (weniger 156,733 Ctr), “Thüringen 4 Fabriken 584,245 Ctr. (mehr 133,941 Etr.), Mecklenburg 1 Fabrik 39,900 Ctr. (1871 72: Nichts), Braunschweig 28 Fabriken 5,800,100 Ctr. (mehr 2,035,915 Ctr.), Anhalt 36 Fabriken 7,956,370 Ctr. (mehr 1,545,932 Ctr.), Luxemburg 2 Fabriken 153/335 Ctr. (mehr 19,957 Ctr.). sämmtlichen übrigen, vorstehend ntcht genannten Staaten und preußí- schen Verwaltungsbezirken sind Rübenzuckerfabriken niht im Betriebe gewefen, ! / :

Wie sih während der leßten 10 Betriebsjahre die Zahl der Rüben- zucker-Fabriken, die Menge der von denselben verarbeiteten Rüben und des daraus gewonnenen Rohzuckers gestoltet hat, läßt folgende Ueber-

iht ersehen :

A ar Zahl Rohzucker- Betriebsjahr der Fabriken Rübentnenge __produftion 1872/73 328 63,630,977 Ctr. 5,173,250 Ctr. 1871/72 309 45,018,363 3,783,324 1870/71 304 61,012,912 9,299,734 1869/70 296 51,691,738 4,343,844 1868/69 295 49,953,656 4,162,805 1867/68 293 40,593,392 3,300,276 1866/67 296 50,712,709 4,024,818 1865/66 295 43,452,773 3,713,912 1864/65 270 41,641,204 3,413,214 1863/64 253 39,911,520, 3,023,600

Nah der geographischen Beschreibung Brasiliens von Joaquim Manoel de Macedo, überseßt von M. P. Alves Nogueira und Wil« helm Theodor v. Siefler (Leipzig, F. A. Brockhaus 1873) belief sich der Werth der Einfuhr Brafsilièns im Finanzjahre 1870/71 auf 170,200,8 Millionen Reis (1000 Reis = 22 Sgr. 8 Pf.) und der Werth der Ausfuhrartikel auf 168,018,7 Reis. Die Zolleinnabmen des gedachten Jahres betrugen 59,256,7 Mill. Reis, darunter 52,969,6 Mill. Einfuhrzölle, 4402 Mill. Anker- und Tonnengeldez, 14,482,9 Mill. Ausfuhrzölle, 1375,8 Mill. Binuenzölle, während der Nest sih auf, cußerordentlihe Einnahmen und Deposita vertheilt. Die Zahl der in die verschiedenen Häfen des Reichs cingelaufenen Schiffe war 3447 mit 1,493,405 Tonnengehalt, die Besaßung derselben betrug 62,204 Mann; die Zahl der ausgelaufenen Schiffe war 3060 mit 1,468,” 07 Tonnen und einer Besaßung von 51,455 Mann. Von den im Küstenhandel beschäftigten Schiffen sind 4880 mit 1,099,133 Tonnen Tragfähigkeit und 72,443 Mann Besaßung ein- und 4564 mit 1,088,420 Tonnen und 66,983 Mann Besaßung ausgelaufen.

Die wichtigsten Produkte des brasilianishen Ackerbau es, welche gleichzeitig den Hauptgegenstand des Exports ausmachen, sind: Kaffee, Zucker, Baumwolle, Tabak, die man auf ausgedehnten Gebieten in fast allen Provinzen gewinnt; Thee, der von Asien nach Brasilien ver- pflanzt wurde, Cacao, Vanille. In einigen Provinzen, hauptsächlich in den südlichen, wird mit grotzem Erfolge Weizen und Gerste ge- pflanzt; überall wächst Getreide und die kostbare Mandioca, aus wel- cher das in groß-x Menge konsumirte Mandiocmehl bereitet wird. Außer diesen und anderen Produkten, welche auf den großzn Facendas gebaut werden, liefern die südlichen Provinzen und die besten Land-

V R VWARARARUA A A R ARAGUA

strihe der übrigen Provinzen europäishes Gemüse, Kartoffeln und herrlihe Früchte von Bäumen und Sträuchern. Feigen werden in erstaunliher Menge gewonnen; die Reben in allen ihren Varietäten gedeihen fo vortrefflich, daß sie überall gepflanzt werden und in eíini- gen Provinzen, wie in Gâo-Paula, hat man nicht umsonst versucht, Wein zu keltern. Von wichtigeren Erzeugnissen des Ackerbaues find im Jahre 1870/71 u. a. folgende ausgeführt worden: Baumwelle 38,926,023 Kilos, Zucker 135,315,318 Kilos, Kaffee 229,590,341 Kilos, Cacao 3,181,471 Kilos, Kastanien 2,617,476 Kilos, Mandiocamell 6,919,512 Liter,“ Tabak 16,217,227 Kilos. Von anderen wichtigen Expvortartikeln sind noch hervorzuheben: Zuckerbranntwein 8,507,163 Liter, gesalzene Rinds- bâute 12,442,007 Kilos, getrocknete dergleichen 9,081,440 Kilos, Haare

liche Unruhen statt, alle übrigen Provinzen aber sind bis jetzt ruhig, mit Ausnahme von Entre Rios, wo die Insurrektion noch immer nicht bewältigt ist. Doch hofft die Regierung nah dem für fie glücklih auegefallenen Gefehte bei La Paz, dieselbe mit Hülfe der von Corrientes in Entre Rios eingerückten Truppen in kurzer Zeit vollständig unterdrücken zu können.

Brasilien. Am 7. September fanden in Rio de Ianeiro große Festlichkeiten zur Feier des Jahrestages der Unabhängigkeit des brasilianishen Reiches statt, an denen der Kaiser nebst Ge- mahlin Theil nahmen. Die Session der Kammern wurde am 15. durch den Kaiser geshlossen. Unter den in der leßten Legis- laturperiode genehmigten Geseßen sind besonders diejenigen, welche die Nationalgarde, die Einführung neuer Gerichtshöfe zweiter Instanz, die Revision des Zolltarifs und die Rio Grande Eisen- bahn betreffen, hervorzuheben. Das Budget für 1874—75 zeigt eine Ausgabe von 101,484,792 Milrcis und eine Einnahme von 103 Millionen, wozu noch 5,794,000 Milreis Depositen und 969,900 Milreis Einnahmen zu besonderen Zwecken des Sklaven- befreiungs-Fonds kommen.

Der kirhlihe Konflikt gestaltet sich immer \{chärfer, doh scheint die Regierung mit großer Energie gegen die renitenten Bischöfe vorgehen zu wollen. Gegen den Bischof von Olinda ist wegen Ungehorsams gegen die Geseße des Landes eine Klage vor dem höchsten Gerichtshofe bereits eingeleitet worden, und steht die Ausscheidung zweier Minister, deren klerikale Gesinnung allgemein bekannt ift, in nächster Ausficht.

Statiflische Nachrichten.

Von den im deutschen Zollgebiete vorhandenen Rübenzuckerfabriken sind im Betriebsjahre vom I: Ses tember 1872 bis ult. August d. J. im Ganzen 63,630,977 Ctr. Rüben auf Zuker verarbeitet worden. In der Campagne 1871/72 betrug die Menge der verarbeiteten Rüben nur 45,018,363 Ctr., so daß sich alfo für 1872/73 ein Mehr von 18,612,614 Etr. ergiebt, welches in dem günstigeren Ausfalle der Rübenernte von 1872 beruht, welche wenigstens in quantitativer B. ziehung befriedigte, was fi da- gegen von der Qualität der gewonnenen Rüben nicht behaupten läßt. Das Rendement an Füllmasje, welches diese ergeben, war ein gerin- geres als im Vorjahre; im Durchschnitt waren 1872/73 zur Herstellung von 1 Ctr. Rohzucker mittlerer Qualität 12,3 Ctr. grüne Rüben, 1871/72 dagegen nur 11,9 Ctr. erforderlih. j

Die Zahl der zu Anfang des Jahres 1873 in Betrieb befind- lichen Nübenzuckerfabriken war 326 gegen 304 zu Anfang des Jahres 1872, so daß also in 1873 22 Fabrilen mehr in Betricb \tanden;, nämlich 1 im Regierungsbezirk Potsdam, d in Schlesien, 9 in Sachsen, 1 in Hannover, 1 in Westfalen, 1 in der Rheinprovinz, 1 in Württèm- berg, 2 in Braunschweig, 1 in Anhalt, 1 in Mecklenburg, wogegen sih die Zahl der Fabriken in Bayern um 1 vermindert hat. Die Rübenberarbeitung in den einzelnen Staaten bez. Verwaltungsbezirken war im Betviebsjahre 1872/73 und verglichen mit der Vorcampagne folgende: Preußen 245 Fabriken 47,793,856 Ctr. (gegen 1871/72 mebr 14,838,829 Ctr.) und entfallen hiervon auf: Westpreußen 1 Fabrik und: 175,308 Ctr. (mehx 101,086 Ctr.), Regierungsbezirk Damn 7 Fabriken und 871,317 Etr. (mehr 461,909 Cir),

eg:erungsbezirk Fränkfurt a. O. 12 Fabriken und "1,832,878 Ctr. (mehr 638,210 Ctr.), Pommern von 7 Fabriken und 1,118,645 Ctr. (mehr 362,200 Ctr.), Sclesièn 47 Fabrikén

499,964 Kilos, Diamanten 35,163 Gramm, Kautshuck 4,798,921 Kilos, Maté (Paraguay-Thee) 7,033,701 Kilos, Gold in Staub und | Barren 316,155 Kilos. Von den wichtigeren Industriezweigen und | gewerblichen Anlagen des Landes sind u. a. hervorzuheben: Fabriken

| hemischer, mathematischer, chirurgischer, nautischer und optischer Ju- | strumente, Metallgießereien, î f

Schuh- und Huftfabriken, Seilereien, Ledergerbereien, Fabriken von Wagen und Pferdegeschircen, Firnissen, Kerzen, Seifen und Oelen, Liqueurfabriken, Essig- und” Bierbraue- reien; Fabriken von Tuch und Federblumen, von eingemachten Früch- ten, von Nudeln, von Papier, Tapeten, Schuupf- und Rauchtabak, Dinte, gesalzenen Fischen und Fleischertrakt.

Paris, 10. Oktober. Einer Seitens des Justiz-Ministeriums veröffentlichten Kriminalstatistik zufolge, haben während des Jahres 1871 die 86 Assisenhöfe in Frankreich 3307 Anklagen abge- urtheilt, von denen es sih bei 1571 Fällen um Angriffe auf Personen und in 1746 Fällen um Verbrechen gegen das Eigenthum handelte. In der ersten Kategorie zählt man 211 Anklagen wegen Mords, 224 wegen Todtschlags, 189 wegen Kindermords, 12 wegen Ver-- wandtenmords, 11 wegen Vergiftung, 125 wegen fahrlässiger Tödtung, 651 wegen Nothzuht oder anderer Verbrechen gegen

1 die Sittlichkeit U. f But Der

und 8,482,937 Ctr. (mehr 83,316,030 Ctr.), Sacsen

zweiten Kategorie gehören ‘90 qualifizirte Diebstähle, 350 Hausdiebstähle, 167 Fäls- hungen, 152 Brandstiftungen u. |. w. Aus einer Zusammen- stellung, in welcher die 4560 Angeklagten „mit Rücksicht auf die ver- schiedenen persönlichen Verhältnisse kla|sifizirt sind, welche auf ihre Straffälligkeit einen gewissen Einfluß haben ausüben Éönnen*, ersehen wir, daß auf 3792 Männer 768 Frauen kommen; 316 Individuen trieben ein besti£mmtes Gewerbe, 175 waren Vagabonden und Lant- streicher; 2682 hatten entweder Elementar- oder höheren, 1878 gar keinen Unterricht genossen. Auf die 647 Anklagen wegen Mordes, Todtschlags, Kinder- und Verwandtenmords und Vergiftung find nur 16 Todesurtheile erfolgt. C E Rom, 11. Oktober. Nach einer offiziellen statistisGen Ueber- ficht des italienischen Elementar - Schulwesens erijtirten im Schuljahr 1871—72: 1) 30,975 Knaben- und Mädchenschulen mit 30,663 Lehrern und Lehrerinnen, von welchen 6,190 ohne Definitiv« - patent waren, d. h. welche das Lehrerexamen. noch nicht bestanden hatten. Das Maximum der Schüler und Schülerinnen war 1,378,666 und das Minimum 976,289. Die Kosten beliefen fich auf 6,927,449 Lire. 2) Die gemischten öffentlihen Schulen hatten ein Maximum von 174,723 und éin Minimum von 111,128 mit 3266 Lebrern und Lehrerinnen, von welchen 1094 noch ohne Patent waren. Die Kosten beliefen fih auf 1,196,300 Lire. 3) 7574 Pcivat-Knaben- und Mäd-- chens{ulen mit 8203 Lehrern und Lehrerinnen, von welchen 4700 noch* nicht patentirt sind, und einem Maximum von 161,001 und einem Minimum von 132,626 Schülecn und Schülerinnen. 4) 1293 gemischte Privatschulen mit 1373 Lehrern und Lehrerinnen, von welchen 1056 obne Patent find, und einem Maximum von 31,077 und cinem Minimum von # 29,212 Schülern und Schülerinnen. 5) 9809 Abendschulen mit 11,548 Lehrern und 375,947 Schülern. Die Kosten belaufen fi auf 935,927 Lire. 6) 4743 Sonntagsshulen mit 5020 Lehrern und 162,041 Schülern. Die Kosten belaufen sich anf 162,541 Lire. 7) 115 Nörmalschulen (Seminare) mit 815 Lehrern und 6130 Schü4 lern. Sie kosten 1,115,761 Lire. 8) 570 Mädwenkonvicte nit Ap A Lehrerinnen und 17,158 internen und 11,937 exfernen SWüilegnnfn. 4 Sie kosten 1,285,514 Lire. 9) 1099 Kindergärten Mit-2627 Lehrerinnen, * und 130,806 Zöglingen. Die Kosten belaufen fich auf 1,705,737 Lire.

Kunst und Wissenschaft: G

- S L Berlin, 16, Oktober. Jn der gestérn stattgefundenen Sigung * dæ@ hiesigen „Wis{enschaftlihen Kunstvereïus“ wilrdé at

Stelle des ausgeschiedeneu Vorstehers, Professors von Holzendorf, ein» ch4

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