1873 / 246 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Oct 1873 18:00:01 GMT) scan diff

au lh gesch auf dem eine (

wufgestellt war, um 3} Uhr. Auf dem Perron des

hofes waren anwesend: Se. Kaiserliche Hoheit der Kron- Rudolf in österreichisher Uniform mit preußi-

n Ordensband, Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Erzher-

zöge Albrecht, Karl Ludwig und Leopold, sämmtli in preußi- her Uniform, ferner die Erzherzöge Rainer, Wilhelm, der Prinz

Leopold von Bayern, Herzog von Ratibor, Fürst Putbus, der “deutsche Botschafter General von Schweiniß, mit dem gesamm- ten Botschaftspersonal, die deutsche Ausstellungs - Kommission, der Statthalter von Nieder-Oesterreich, die Generalität und die _Stabsoffiziere der Wiener Garnison. Im Bahnhofe erwartete eine diht gedrängte, äußerst zahlreiche Volksme"ge das Eintreffen

Kaiserlichen Zuges. Als legterer in den Bahnhof einfuhr, pielte das Musik-Corps der aufgestellten Ehren-Compagnie die preußische Volkshymne. Se. Majestät der Kaiser von Desterrei,

“in preußischer Uniform, verließen zuerst den Waggon, Aller- östdenselben folgten Se. Majestät der Kaiser und König, rst Bismarck und das Gefolge. Se. Mojestät der Kaiser und

König begrüßten den Kronprinzen Rudolf auf das Wärmste und

reichten Höchstdemselben die Hand. Nah Besichtigung der Ehren-

Compagnie stellte des Kaisers von Oesterreih Majestät Sr. Ma-

jestät dem Kaiser und König die Erzherzöge und deren

Suiten vor, wonach Sih Beide Majestäten mit dem Gefolge nah dem Schlosse Schönbrunn begaben. Se. Majestät der Kaiser und König trugen die Uniform Allerhöchstihres österreichischen Regiments Nr. 34. Von der dit gedrängten Volkswenge wurden Beide Monarchen mit lebhaften bewillkommnenden Zurufen begrüßt.

Die Ankunft in Shönbrunn erfolgte kurz nah 4 Uhr.

Im Schloßhofe war eine Ehren-Compagnie aufgestellt, au hatte fih daselbst die gesammte Generalität eingefunden. Nach Vor- stellung der Leßteren und nachdem die Ehren-Compagnie vorüber- defilirt war, gingen Beide Majestäten mit AUerhöchstihrem Gefolge und der Generalität über die Freitreppe nah der großen Gallerie, wo Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Erzherzoginnen Maria Theresia, Elisabeth, Marie und die Herzogin Gisela von Bayern, sowie sämmtliche Minister die Ankunft der Majestäten erwarteten. Nach Begrüßung der Erzherzoginnen und nah Vorstellung der Minister begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten nach Ihren Appartements,

di Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl von Preußen gedachten nach telegraphi- {er Meldung heute in Triest, am Sonntag in Graz zu ver- weilen und ers am Montag in Wien einzutreffen.

Bis zum 27. September d. I. waren in den Münz-

ätten des Deutschen Reichs in Zwanzigmarkstücken 05,004,680 Mark und in Zehnmarkstücken 130,067,130 Mark ausgeprägt worden. In der Woche vam 28. September bis 4. Oktober find ferner geprägt in Zwanzigmarkstücken: in Frank- furt a. M. 2,278,040 Mark, in Dresden 1,793,000 Mark und in Darmstadt 375,000 Mark; sowie in Zehnmarkstücken: in Berlin 3,230,720 Mark, in Hannover 1,601,360 Mark, in München 1,093,440 Mark, in Stuttgart 301,320 Mark und in Karls- ruhe 250,760 Mark.

Die Gesammt-Ausprägung stellt sich daher bis zum

4. Oktober d. J, auf 945,995,450 Mark, wovon 809,450,720 Mark in Zwanzigmarkstüken und 136,544,730 Mark in Zehn- "marfkstücken bestehen.

M Der Entwurf einer deutschen Strafprozeß-

Deédnung nah den Beschlüssen der von dem Bundesrath ein- |

eseßten Kommission unterscheidet sich von der Mehrzahl der befte- henden deutschen Geseßgebungen den Motiven zufolge “nachstehenden Punkten: 1) Die Strafurtheile werden in erster Instanz niht mehr von rehtsgelehrten Richtern allein, sondern überall unter Mitwirkung von Laien gefällt. 2) Die erkennenden Gerichte erster Instanz sind Schöffengerichte. Sie zerfallen in

die Großen, Mittleren und Kleinen Schöffengerichte. 3) Die | Großen Schöffengerichte treten an die Stelle der seitherigen Ge- | 4) Die Schöffen üben in gleichberechtigter

Stellung mit den rechtsgelehrten Richtern das Richteramt in \ei- | ] 5) Gegen die Urtheile der Schöffen- | gerichte findet keine Appellation statt. Entwurf §. 255. 6) Dem | dur cine strafbare Handlung Verlegzten if bei allen strafbaren | Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt oder bei |

\chworenengerihte.

nem vollen Umfange aus.

denen der Strafrichter auf eine Buße erkennen darf, das Recht der subsidiären Privatklage gewährt. Entrourf §. 290. gewissen Fällen steht dem Verleßten das Recht zu,

triehes der Strafverfolgung als Nebenkläger anzuschließen. Ent- wurf §. 320. 8) Der Strafrihhter kann auf Antrag des Ver-

legten auch über die vermögensrehtlihen Ansprüche, welche dem | [eßteren aus der strafbaren Handlung erwachsen find, entscheiden. | c ie Voruntersuchung if nur in denjenigen | O “6 é L Vg j ¿1 Strafsachen Baier ie ps Zuständigkeit des Deuiscen Fakultät. Promovirt wurden 126 und zwar in der theologischen 1 10) Der Beschuldigte | ! E L g ; L A Dén ras n kann fi {on im Vorverfahren des Beistandes E | in der juristishen Fakultät vier, in der medizinischen Fakultät 11) Der Beschuldigte und | / E Fi E L OENENTIC sein Vertheidiger sind befugt, den llee d Vor- | und Privat - Vorlesungen find im Winter - Semester 1872/73: untersuchung, in gewissen Fällen auch in dem sonstigen Vorver- | 4 S ; ; = Die D | im Sommer - Semester wendung der Untersuhungshaft durch Sicherheitsbestellung ift in | E

Entwurf §. 328.

Reichsgerichts gehören. Entwurf §. 148.

digers bedienen. Entwurf §. 122.

Entwurf §8. 156, 144.

«

fahren beizuwohnen.

ausgedehntem Umfange zugelassen. Entwurf §8. 104 ff. 13) Ein Kontumazialverfahren gegen einen in der Hauptver- andlung ausgebliebenen Angeklagten findet (abgesehen von rafbaren Handlungen geringfügiger Art) nicht statt. 8. 190 ff. 14) Gegen flüchtige oder abwesende Beschuldigte ndet eine Hauptverhandlung und Urtheilsfällung nicht statt. Entwurf §. 223. 15) Der Angeklagte is befugt, zur Haupt- verhandlung Zeugen und Sachverständige unmittelbar laden zu “lassen. Entwurf §. 180. 16) In der Hauptverhandlung haben die Staatsanwaltschaft und der Angeklagte überall das gleiche Recht zur Mitwirkung bei der Beweisaufnahme. Entwurf S8. 199, 200. 17) Die Bceidigung ber Zeugen erfolgt erst in der Hauptverhandlung. Der Eid wird promissorisch geleistet. Entwurf S8. 57, 51. 18) Bei der Urtheilsfällung is zum Ausspruh des Schuldig überall eine Mehrheit von zwei Dritt- theilen der Stimmenden erforderlich. Entwurf §. 219. 19) Die Wiederaufhebung ‘eines rechtsfkräftigen Urtheils zu Gunsten des _Berurtheilten ist in _erweitertem Umfange zugelassen. Entwurf S: 275. 20) Die. Strafvollstreckung geschieht dur die Staats-

__ anivalishaft. Entwurf È: 377. Die Motivirung der unter 1-4 aufgeführten, die Zu ammenseßzung der Gerich!e betreffenden - Säße fällt rah dem oben Gesagten dem Gebiet des Gesetzes Über die Gerichtsverfassung zu und muß dem Entwurf des leh- teren übexlafsen bleiben. In Betreff der Umwandlung des Ge- u engerihis in ein Schöffengeriht wird auf die diesen 6 tend Hbehandelnde besondere Qenkschrift Bezug genommen.

H inüdten deni er | berg a. W. is die ‘Undeschränke en-Compagnie mit dem Musif-

in

| Dozenten Sanitäts-Rath Dr. Erhard.

T) | j fih der von | der Staatsanwaltschaft erhobenen öffentlichen Klage behufs Be- |

ist die te Befugniß zur Mmertigung und Erledigung von Begleitscheinen 1. über Manufaktur- und Leinen- waaren beigelegt worden. a : N

Den Kaiserlichen Neben-Zollämtern 11, zu Malmaifon und Vionville, Haupt-Aintsbezirk Mét, ist die unbeschränkte Befugniß zur Eingangsverzollung von Wein und“. dem Kaiser-

lichen Neben-Zollamte l. zu La Lobe, Haupt-Amtsbezirk Met,

die Befugniß ertheilt worden, baumwollene und wollene Zeug- waaren in Mengen, von welchen die Gefälle für die ganze Waarenladung den Betrag von 200 Thalern nicht übersteigen, zum Eingang zu verzollen.

Nach Erlaß der Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 (G. S. für 1872 S. 446) genügt es nah einer Bestimmung des Finanz-Ministers niht mehr, diejenigen Grundflächen, welche zur Sicherung der Marksteine für die trigonometrischen Punkte der Landesvermessung erworben werden, lediglih in der dur die Anweisung vom 9. März 1866 und durch die Ver- fügung von demselben Tage vorgeschriebenen Weise in den Grundsteuer-Karten zu bezeihnen. Vielmehr sind aus den frag- lihen Grundflähen besondere Parzellen zu bilden, welche in formeller Beziehung ganz nah den für die Abzweigung von Grundftücken bestehenden allgemeinen Vorschriften mit besonderer Parzellennummer versehen, im Grundsteuer-Kataster fortgeschrieben werden. Die Flächeninhalte dieser Grundflächen sind aber nicht, wie es in der Kataster-Verwaltung in den sechs östlihen Provinzen in der Regel geschieht, auf volle Zehner von Quadratmetern abzurunden, sondern mit Rücksicht auf den geringen Umfang derselben in vollen einzelnen Quadratmetern, nebst dem auf sie entfallenden Reinertrage anzugeben, \o daß beispielsweise bei dem gewöhnlihen Umfange von 20 Qu.-Fuß ein Flächeninhalt von 2 Qu.-M. anzugeben ist, welche in gleih genauer Rehnung von der Staminparzelle abzuschreiben sind. Die Eintragung er- folgt auf einem besonderen Mutterrollenartikel für jeden Ge- meinde- bezw. selbständigen Gutsbezirk unter der Bezeichnung „Fiskus, Landestriangulation," uud zwar in der Kategorie der grundsteuerfreien Liegenschaften. In den Gemarkungche karten be- wendet es, da der Maßstab derselben die Darstellung der frag- lichen kleinen Parzellen mit besonderen Flächen nicht gestattet, bei der durch die Verfügung vom 9. März 1866 vorgeschriebenen Darstellung, jedoch find in die- selben selbstverständlich außerdem die neuen Parzellen- Nummern einzutragen. Die nah §. 58 der Grundbuchordnung vom 5, Mai 1872 und nah Art, 4 der Zusazzbestimmungen

vom 16. August 1872 erforderlihen, den Ueberlassungsurkunden |

beizufügenden Auszüge und Handzeichnungen sind gemäß §. 20 der Anweisung V. vom 17. Januar 1865 von dem Kataster- Controleur gebührenfrei auszufertigen, und auch im Uebrigen dürfen außerdem die im §. 8 der Anweisung vom 9. März 1866 bezeichneten Kosten durch die Uebernahme der mehrgedachten Grundflächen in das Grundfsteuer-Kataster, namentlih auch durch die Anfertigung der Supplementskarten 2c. besondere Kosten nicht entstehen. Die Königliche Regierung wolle hiernah das weiter Erforderliche anordnen.

T E PEAESTTA 0A A. 2

Die hiesige Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rektoratswech sel s. Der Professor ord. Dr. Gneist [leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Professor ord. Þx. Weierstraß mit einer ftatistishen Ueberficht der Ereignisse des verflossenen Jahres ein.

In dem Lehrerpersonale der Universität find folgende Veränderungen eingetreten: Durch den Tod verlor die Hochschule fsechs ihrer langjährigen Mitglieder: den Geh. Justiz-Nath Prof. ord. Pr. Rudorff, den Privat-Dozenten Dr. Bock, den Geh. Regierungs-Rath Prof. ord. Dr. von Rau- mer, den Geh. Medizinal-Rath Prof. ord. Dr. Romberg, den Geh. Regierungs-Rath Prof. ord. Dr. Rose und den Privat- Durch Beförderung und Verseßung sind der hiesigen Universität sechs Lehrer entzogen und zwar: der Privat-Dozent Dr. Sadebeck, der Prof. extraord.

Dr, Weingarten, der Prof. ord. Dr. von Holßendorff, der Privat- |

Dozent Pr. Quincke, der Prof. extraord. Dr. Bernstein und der Prof. extraord. Pr. Behrend. Andererseits hat die Universität eine Verstärkung ihrer Lehrkräfte gewonnen dnrch die Ernennung von 12 Professoren: des Prof. ord. Dr. Dernburg, des Prof. ord, Dr. Brunner, des Geh. Ober-Post-Raths und Prof. extraord. Dr. Dambach, des Prof. ord. Dr. von Holgenderfff, dessen Er- nennung allerdings sehr bald die Versezung nah München gefolgt ift, des Prof. extraord. Dr, Heaoch, des Prof. ord. Dr. Schweiäger, des ordentlihen Honorar-Professors D)r. Lazarus, des Prof. ord. Dr. Grimm, des Prof. extraord. Dr. Haarbrücder, des Prof. extraord. Dr. Dppenheim und des Prof. extraord. Dr. Kny. Habilitirt haben fich als Privat-Dozenten elf und zwar einer in der theologischen Fakultät, einer in der juristishen Fakultät, vier in der medizinishen Fakultät und fünf in der philosophischen

Fakultät ein Lizentiat und ein Doctor theol. honoris causa.

F

105, in der philofophischen Fakultät 15 Doktoren. Oeffentliche 379, im Sommer - Semester 1873: 362 lih gehalten wurden im Winter - Semester 18794 269, Dié zu den Vorlesungen betrug im

angekündigt; wirk- ISTA/TB 287, Zahl der Mel-

dungen Ganzen: 16,070.

| Immatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 84 Theologen, 376 | Juristen, 184 Mediziner, 364 Philosophen, Summa 1008. Ab- | gegangen sind: 159 Theologen, 466 Juristen, 277 Mediziner, 447

Enloursf | Philosophen, Summa 1349 (darunter 9 durch den Tod).

Nachdem der Rektor noch über die akademische Gerichtsbarkeit, sowie über allgemeine Univerfitäts-Angelegenheiten berichtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Stiftungen und Zuwendungen dieses Jahres, nahm hierauf seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rektoratseid ab und übergab ihm die Insignien des üklertragenen Amtes. Der Leßtere leitete demnächst in einer Ansprache den Beginn des neuen Universitätsjahres ein. Der für das Universitätsjahr 1873/74 ftonstituirte Senat besteht aus dem Rektor, Prof. ord. Df, Weierftraß, dem Prorektor, Prof. ord. Dr, Gneist, dem Univerfitäts-Richter, Geh. Justiz-Rath Lehnert, dem Dekan der theolog. Fakultät, Prof. ord. Þ)r, Steinmeyer, dem Dekan der jurist. Fakultät, Prof. ord. Pr. Dernburg, dem Dekan der mediz. Gakultät, Geh. Mediz.-Rath Prof. ord. Þr. Bardeleben, dem Dekan der philos. Fakultät, Geh. Regierungs-Rath Prof. ord. Dr, Selmholg, dein Senator, Geh. Mediz-Rath Prof. ord. Pr. du Bois-Reymond, dem Senator, . Prof. ord. Dr. Dillmann, dem Senator Prof. ord. Pr. Haupt, dent Senator, Geh. Iustiz- Rath, Prof. ord. Pr. Beseler, dem Sefator, Prof. ord. Pr. Kummer.

Der Kaiserlih deutshe Gesandte am Königlich italie- nishen Hofe, von Keudell, ift heute früh nah Merseburg ab-

_zukehren,

| aus\{chuß als dorthin mehr gehörig übergeben.

gereist, von wo der ien fich. be- geben wird, um von auf seinen Posten zurück= Der \{chweizerische Stabs-Lieutenant Naville, welcher zur Beiwohnung der Uebungen des Eisenbahn-Bataillons hier- her kommandirt war, if. nach Beendigung derselben von hier abgereist. Der Premier-Lieutenant im Königlich norwegischen Generalstabe Falsen is auf einer wissenschaftlichen Studienreise hier eingetroffen.

Die Stadtverordneten - Versammlung hat vorgestern die Vorlage des Magistrats über die Bebauung des städti- \chen Terrains bei Treptow und alle darauf gerichteten anderen Anträge verworfen.

Fulda, 17. Oktober. (W. T. B.) An dem heute statt- gehabten Leichenbegängniß des Bischofs Kött haben die Bifchöfe von Mainz, Würzburg, Freiburg und Paderborn theil- genommen. Der Bischof von Paderborn: hielt die Grabrede, der Bischof von Mainz vollzog die Einsegnung.

Königsberg, 17. Oktober. (W. T. B.) In der heu- tigen Plenarsizung des Provinzial-Landtages ist der An- trag des Ober-Bürgermeisters von Winter auf Theilung der Provinz Preußen in zwei selbständige Provinzen mit 58 gegen 32 Stimmen abgelehnt worden. Die Minorität gab ein bereit- gehaltenes Separatvotum ab; dieselbe bestand größtentheils aus Westpreußen angehörenden Mitgliedern des Provinzial - Land- tages,

Breslau, 15. Oktober. In der heutigen (8.) Plenar- Sizung des Provinzial-Landtags wurde der derzeitige Landeshauptmann, Kammerherr und Schloßhauptmann Graf von Pückler auf Ober-Weistriz, einstimmig, und zwar auf ses Jahre wiedergewählt. Ebenso wurde mit Rücksicht auf die Vermehrung der Geschäfte der bisher als Oberbeamter be- \chäftigte Landrath a. D. Herr Freiherr von Seherr-Thoß Definti- tiv als solcher gewählt, und ihm der Titel „Landes- Rath“ beigelegt. Es wurde demnächst die Regulirung des Dienst- Einkommens der Beamten der Centralverwaltung vorge- nommen, das Gehalt einiger Beamten bei den Provinzial- Anstalten den Zeit- und fonstigen Verhältnissen entsprehend erhöht, einige Pensionszulagen bewilligt, die Verwaltungskom- missionen bei den Irrenanstalten zu Leubus, Bunzlau, Plagwih und Brieg, sowie für die neueinzurihtende Anstalt in Kreuß- burg gewählt, eine Abgrenzung der Befugnisse derselben vorge- nommen, die Repartition und Ausschreibung der, der Provinz zur Last fallenden Kosten der Verwaltungsgerichte beschlossen, der Etat der Centralverwaltung festgestellt, der Beitritt “der beiden Feuer-Sozietäten zu dem Rükversicherungsverbande öffent- licher Feuerversicherungsgesellschaften und ein dazu erforderlicher Zusay zu den Sozietätsreglements, sowie die Uebernahme des von Kottwißschen Spinner- und Weber-Unterstüßungsfonds in die provinzialständishe Verwaltung und das bezügliche Regle- ment genehmigt, die Petition der Stadt Brieg auf Erhöhung der Entschädigung für Einhebung der Feuerversicherungsbeiträge aber abgelehnt.

18. Dktober. (W. T. B.) Der Provinzial-Landtag hat, der „Schlesischen Zeitung“ zufolge, beschlossen, den Bau des Museums für Rehnung der Provinz auszuführen und zur Ergänzung der fehlenden Baumittel 150,000 Thlr. aus dem Vermögen der Provinzial-Darlehnskasse zu entnehmen.

Wiesbadgn, 16. Oktober. In der heutigen 5. Plenar- sißzung des Kommunal-Landtages wurden nah Genchmi- gung des Protokolls der vorigen Sizung Mittheilungen des stellvertretenden Königlichen Landtags-Kommissarius Regierungs- Präsident von Wurmb verlesen. Von diesen wurde die Vor- lage wegen gutachtliher Aeußerung in Betreff anderweiter Regelung des Wasserlaufzinses einer sofort zu wählenden Kommission von 5 Mitgliedern überwiesen. Eine Eingabe der Gemeinden Balduin- stein und Langenscheid, betreffend die Fähre bei Balduinstein, wird dem Eingabenaus\{huß überwiesen, desgleichen eine Eingabe des Landes- bank-Direktor Olfenius von dem Eingabenausshuß an den Finanz- Es folgten \o- dann die Berichte des Finanzaus\shusses über a. die Prüfung der Jahresrechnung des klommunalständishen Verbandes pro 1872. Es wird Ertheilung der Decharge beantragt und ertheilt, h, die beantragte Verwendung zu gemeinnüßigen Zwetten aus kommunalftändishen Mitteln pro 1874 und 1875 wird dem Antrag des Ausschusses gemäß beschlossen, c. hin- sihtlich der Erbauung der für das Taubfstummen=-

| institut zu Camberg erforderlichen Gebäude wird der Antrag

auf Bewilligung der geforderten Bausummen von vorläufig 39,000 Thlr. genehmigt, d. hinsihtlih einer eventuellen Revision des Tarifs der von den preußishen Armenverbänden zu erstat- tenden Armenrerpflegungskosten wird die Erhöhung eines Tarif- \saßes beantragt und ertheilt,

« Auf einen Bericht des Wegebau-Aus\hus}ses, den Bau ciner Landstraße von Niederwalluf nah Neudorf betreffend, wird über den Antrag der betreffenden Gemeinden zur Tagesordnung über- gegangen. Auf einen Bericht des Eingabeaus\chusses über das Gesuch der Gemeinde Niedcrscheld wegen Erwerbung des Grund- eigenthums zur Schelde-Lahnstraße tritt der Kommunallandtag dem Antrage des Ausschusses auf Ueberwe:sung des Gesuchs zur Berücksichtigung an die Regierung bei. :

Nach Vornahme der Wahl der Mitglieder der Kommission zur Begutachtung der Vorlage über die Wasserlaufzinsen wurde

«

die Sißung geschlossen.

Bayern. München, 16. Oktober. Gestern Abend 8 Uhr wurden von dem Justiz-Minister Pr. v. Fäustle die seit dem 6. d. M. in zweiter Lesung gepflogenen Berathungen bezüglich des Entwurfs über das Vormundschaftswesen und die Béhandlung derx Verlassenschaften geschlossen. Die beiden Entwücfe sind nun prinzipiell und formell festge- stellt, jener über das Ober-Vormundschaftswesen bercits voll- ständig ausgearbeitet und redaktionell geordnet. Derjenige, wel- cher das Verlassenschaftswesen behandelt , wird noh einer kleineren, fog. Redaktions - Kommission überwiesen, welche alsdann noch die legte Hand an denselben anlegen wird. Sobald die Allerh. Genehmigung zur Vorlage dieser Ela- borate, welhe mit der genauesten Prüfung und größten Sorgfalt unter Zugrundelegung aller bisher gemachten Erfah- rungen bewerkstelligt wurden, von Sr. Majestät eingetroffen sein wird, werden dieselben dem zusamnentretenden Landtag unterbreitet werden.

Bezüglich des neuen Budgetsentwuürfs für 1874/75 verlautet, daß die gesammten Staatseinnahmen und Ausgaben auf 120,878,892 fl. bilanzirt find. Von Steuern

sollen für jedes Jahr erhoben werden: 1) Grundfteuêr 2 ganze und vierzehn Fünfzehntel Simpla; 2) an Haussteuer: 6 gange

erfolgen.

ue hntel Simpla der Areal und 2 ganze und drei Zehntel der Miethssteuer; 3) an Gewerbesteuer: nah dem Geseh vom 1. Juli 1856 "mit dem Zuschlag von einem Zwanzigstel j 4) au Kapitalrentensteuer nah dem Geseg vom 31. Mai 1866 mit dem Zuschlag von einem O 5) an Einkommen- steuer: nah dem Gefeß vom 31. Mai 1856 mit dem ZuiMlag von einein Zehntel. Unter den Ausgaben finden sich 300,000 fl. für Aufbesserung der Pensionen der Staatsdiener und ihrer Relicten. Weiter is eine Erhöhung der Eisenbahn -Personen-Fahrtaxen unumgänglih nothwendig geworden, Nach dem den Kammern vorzulegenden Finanzgeseßentwurf für die 12. Finanzperiode \oll das Staats-Ministerium des Aeußern ‘ermächtigt werden, den auf dén Staats-Gisenbahnen gegenwärtig bestehenden Personen- transport-Tarif in der 1. Wagenklasse bis zu 151/,%, in der II. Klasse bis zu 159% und in der 111. Klasse bis zu 10/5 % zu erhöhen, und bei Schnellzügen einen Zuschlag erheben zu lassen, welcher in keiner Klasse den Betrag- von 3 Kreuzern per Meile übersteigen \oll. Auch die Ostbahngesellschaft wird kon- form mit deú Staatsbahnen ihre Tarife erhöhen.

Bezüglich der protestantishen General-Synode der Pfalz, deren Eröffnung in einigen Tagen stattfindet, wird der „Allg. Ztg.“ mitgetheilt, daß sih die Vorlagen, welche das protestantische Konsistorium in Speyer mit Königlicher Genehmi- gung an die Synode bringen wird, auf eine Revision der bis- herigen Wahlordnung für die Presbyterien, Diözesan- und General-Synoden, dann auf die Bildung ständiger Ausschüsse für die Diözesan- und General-Synoden, soweit solche nach den ver- fassungsmäßigen Bestimmnngen ausführbar erscheinen, endlich auf die üblihen Rehnungsnachweise der Pfarrer-Wittwen- und Pfarr Unterftüßungskafse beziehen. Die Synodal-Ausf\chüsse, deren Thätig- keit mehr konsultativer als entscheidender Natur sein soll, werden vorzüglich dazu dienen, für das Konsistorium bei der Vorberei- tung und Berathung wichtiger Vorlagen für jene firhlichen Versammlungen mitzuwirken und eine angemessene Verbindung | mit den Synodalkörpern herzustellen.

Sachsen. Dresden, 17. Oktober. Ueber das Befin- den des Königs ist dem „Dr. I.“ nachstehendes Bulletin zu- gegangen :

Pillnißt, 17. Oktober 1873, Nachm. 1 Uhr 50 Min, Im Be- finden Sr. Majestät des Königs find in der leßten Zeit Verände- rungen eingetreten, die zu ernster Besorgniß Anlaß geben. Der Schlaf ist durch usthmatische Zufälle vielfach gestört, und auß am Tage dauert die Beängstigung mit wenig Unterbrechung fort. Der Appetit ist geringer. Der hohe Kranke fühlt Sich sehr schwach und angegriffen.

- Die mittelst Königlichen Dekrets vom 16. Oktober an die Ständeversammlung gelangte und zunächst bei der Zweiten Kammer eingegangene Bu dgetvorlage auf die Jahre 1874 und 1875 umfaßt das ordentlihe Budget und ein außerordent- lihes Budget nebst den dazu gehörigen Spezialetats und Er- läuterungen

Im ordentlichen Budget gleichen sich“ Einnahmen und Aus- gaben mit je 15,910,011 Thlc. für jedes der beiden Jahre der Finanz- periode aus; die cinen wie die audern sind gegen das Budget der vorigen Finanzperiode um 1,757,092 Thlr. erhöht. Die Domänen u, st. _w. ergeben tine Mehreinnahme bon 439,440 Thlr., wovon auf die Forsten 372,477 Thlr. kommen, die Regalien und die damit ver- bundenen Verkehrs- 2c. Anstalten cine solche von 845,580 Thlr., wo- von 874,490 Thlr. auf die Staatseisenbahnen entfallen, die im Gan- zen mit 5,775,690 Thlr. eingestellt find; eine Verminderung der Erträg- nisse findet sih bei den Kan mergütern und den Berg- und Hütten- nußungen, dagegen ist die Porzellanmanufaktur mit einem Mehr von 26,920 Thlr. eingestellt. Jm Ganzen sind die Nußungen des Staats- vermögens zu 11,022,329 Thlr, odec 1,259,640 Thlr. mehr als in der vorigen Budgetperiode beziffert. Bei den Steuern und Abgaben | ist ein Mehrertrag von 497,452 Thlr. angenommen, wovon 16,390 | Thlr. auf die Grundsteuer nah 9 Pf. von dex Einheit und 467,500 Thlr. auf die Gewerbe- und Personalsteuer kommen, ihr Gesammkt- ertrag ist mit 4,487,682 Thlr. cingestellt. Die

Staatsausgaben anlangend, so erfordert die Verzinsung und planmäßige Tilgung der Staatss{hulden 185,242 und bez. 199,892 Tylr. mehr als | in der Vorperiode, nämlich die ersteren 4,357,453, die lektern | 1,514,732 Thlr. Bei dem Justizdepartement ist eine Mehraus- gabe von 225,633 Thlr, beim Departement des Innern eine solche von 568,718 Thlr, bei dem des Kultus und öffentlichen Unterrichts eine solche von 545,128 Thlr. veranschlagt. Während sih im Ressort des Ministeriums des Innern der Aufwand für die Kreis-Direktionen bez. Kreis-Hauptmannschaften um ziemlich 6000 Thlr. vermindert, steigt derjenige für die Amts-Hauptmannschaften «m 133,754 und auf 186,744 Thlr., der für die Gensd'armerie um 114,899 und auf 231,319 Thlr, der für die Polizei-Dircktion zu Dresden um 66,372 und auf 162,309 Thlr. Jm Departement des Kultus und Unterrichts werden u. A. für di: Volksschulen 196,950 Thlr. mchr gefordert. Der Motrifularbeitrag Sachsens zu den Ausgaben des Reichs mindert fih um 304,790 Thlr.

Außerdem wird ein außerordentlicher edarf für beide Iahre zusammen in Höhe von 22,752,100 Thlr. gefordert, der aus den verfügbaren Beständen des mobilen Staatsvermögens gedeckt werden soll, In diesem außerordentlihen Budget sind unter | Anderm in Ansatz gebracht: |

ein Nachpostulat von 400,000 Thlr. für den Hoftheaterneubau, 17 Millionen zur Errichtung neuer Militär-Etablifsements, 830,000 | Thlr. zur Errichtung von 5 Landgerichten, 900,000 Thlr. für ein neues | Zeughaus und eine Kaserne, 450,000 Thlr. für das neue Polytechnikum, | 320,000 Thlr. zum Bau einer höheren Gewerbeschule in Chemniß, |

| | |

zum Bau und Erwéciterurg von Schullehrer-Seminaren, zu Staatscisenbahubauten, 35 Million für Verstärkung des Transport- | mittelparks für die Staatsbahnen, 345,000 Thlr. | korrefktion. | Ta f Württemberg. Stuttgart, 15. Oktober. Auf Montag, |

den 20. Dftober sind die gewöhnlih abwesenden Mitglieder des | ständischen Aus\ch{husses behufs Berathung des der Stände-

Mecklenburg. Schwerin, 17. Oktober. herzogin Marie hat, wie

Die Gro ß- das heutige Bulletin meldet, die E R recht gut geschlafen. Der gestern beobachtete Nach- laß in den Fiebererscheinungen hat sich bis heute erhalten, jedo is das Fieber noch nicht vollständig beseitigt.

__ Oldenburg. Eutin, 15. Oktober. Die Großherzogin | ist heute Morgen von hier rah Wiesbaden abgereist. Jhre Kö- |

j j | j j

niglihe Hoheit wird von dem jüngsten Prinzen Herzog Georg | belang», Alles gewährt, ohne | opfern brauche. Tagen zur Fortsezung seiner Studien nah Straßburg, der | Geshlehtes von Königen gezeigt, welchem Frankrei feine Un- | | | abhängigkeit, | dorf sei die Wiedervereinigung der Glieder des Hauses gelungen, in Salzburg habe man die Monarchie wieder- hergestellt.

Ludwig begleitet, Der Erbgroßherzog geht in einigen

Großherzog wird am nächsten Montag Eutin verlassen.

_ Anhalt. Dessau, 16. Oktober. Die Kükehr des & erzog - lihen Hofes von Ballenstädt wird in den nächsten Tagen |

Bremen, 15. Oktober. der Bürgerschaft wegen der Gehaltserhöhungen für die Staats- dienerschaft im Wesentlichen zugestimmt. Die Angelegenheit geht also im Allgemeinen an die gemischte Deputation zurück, welche sie vor der einseitigen bürgerschaftlihen Kommission zu bear-

j A e f Ô gen Ober-Befehlshabers, des | tworden.

sie brachten Mit Verkäufen 700,800 Thlr. zu Neubauten für die Universität Leipzig, 367,000 Thlr. | stabe (aus dieser Quelle werden die Mittel

i 64 Million | Kriegskosten gegen Atchin geschöpft) wird nah Bedarf fortge- rans fahren werden. Am 28. August allein waren 25,000 Picols ver- zur Elbstrom- | fauft worden.

„Journal de Paris* meldet he | sih soeben vollzogen: bei der L AERLUTY : 5 | dem Grafen von Chambord und an denselben entsendeten, | versamlung zu erstattenden Rechenschaftsberichts einberufen. | diu L ddes angehörigen Giletictèn sei e j | ständiges Einverständniß über die Bedingungen für Wieder- | herstellung der Monarchie errciht worden. Hauses Bourbon, das in einigen Tagen König sein werde, habe den Bedürfnissen und Wünschen des jeßigen Frankreih volla: f | | und vollständig Rehnung getragen. in der Fahnen, wie in der Verfassungsfrage und wie in dem, was die bürgerliche, die politische und die religiöse Freiheit an- d

Dex Senat hat dem Beschluß | garo“, in dem das Königthum als bereits wieder hergestellt | L,

angesehen wird, und erklärt, sie habe die triftigsten Gründe, es fahrens gegen den Bischof von Pernambuco wegen Widersez-H abzuwarten, bis das Ergebniß der Arbeiten vorliege, mit denen | lichkeit gegen die Anorduungen der Regierung verfügt sein.“ die von den Bureaus - der vier parlamentarifchen Fraktionen | i niedergesezte Komnission beschäftigt sei. beiten hatte, und das nächste Bedürfniß wird durch eine ein- ' Sachlage bekannt werden.

ge Theuerungszulage ‘im Betrage der von der

vorgeshlagenen Erhöhungen gedeckt, Doch follen bloße Ahrun- dungs-Erhöhungen hiervon ausgenommen fein. Weniger zu- stimmend lautet der Sènatsbescheid auf die Beschlüsse der Bürgerschaft wegen der Beerdigungsgebühren auf den neuen Friedhöfen. Namentlich verwirft der Senat die Herabsezung der fünften Klasse, die bisher 5 Thaler Gold bezahlte, von 17 auf 15 Mark, da hiermit nicht einmal die Kosten gedeck würden, und eine aufwärtsgehende Abrundung zur vollen Mark im ge- gébenen Falle nihts Drückendes haben könne. :

Desterreich-Ungarn. Wien, 16. Oktober. Der Graf von Chambord is gestern Nachts 1 Uhr von Salzburg nach Schloß Puchheim abgereist. :

Der Minister des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern, Graf I. Andras\y, is gestern in Wien angekommen.

Die Königin von Griechenland, welhe am 13. d, M. in Innsbruck eingetroffen war, hat Tags darauf ihre Reise auf der Brennerbahn fortgeseßt.

- 17. Oktober. Der Kaiser hat gestern den neu er- | | nannten französischen Botschafter Harcourt zu Ueberreichung feiner Kreditive empfangen.

17. Oftober. Die „Wiener Abendpost“ \{reibt anläßlich der Ankunft des Deutschen Kaisers:

„Die Bevölterung Wiens begrüßt heute den Deutschen Kaiser und König von Preußen als Gast ihres Monarchen in den Mauern der Neichsyaupistadt. Der Kaiser Wilhelm schließt sich der Reibe jener Souyeräne an, welche die Ausstellung in unsere Mitte führte; aber sich:rlich bedurfte cs keines äußeren Anlasses, um diesen Entschluß des Kaisers hervorzurufen, Jn dem Besuche Wilhelms 1. an unserem Kaiserhofe erhält nur dasjenige einen leuchtenden und gewissermaßen symbol schen Ausdruck, was sih zwischen den beiden Nachbar- staaten und ihren Völkern felbst vollzogen hat; er bekräüftigt jene Be- ziehungen wecselseitiger Freundschaft und Sympathie, die zum Heile der beiden Reiche au die Stelle alter Gegnerschaften und ab- gethaner Gegensäße getreten sind, und besiegelt ein Verhältnik, das Vesterreich-Ungärn und Preußen-Deutschland ebenbürtig und gleich- berechtigl nebeu einander stellt, aber in der Gemeivsamfkeit ihrer Jn- teressen und Bedürfnisse, ihres Strebens und ihrer civilisatorischen Aufgaben ein festes, dauerndes Band ihrer inneren Zusammengehöürig- feit zu knüpfen vermochte. Nicht leiht ist eine große Vö1kerverbin- dung auf edleren Grundlagen errichtet worden, nicht leicht hat fie edleren Zwecken gedient; von beiden Seiten forderte sie (Fntäußerung von alten Vorurtheilen und einen freie1, offenen Blick für die That- sachen vnd für die Ansprüche des Jahrhunderts. Sie brach mit den lebendigen Traditionen der Geschichte und mit den yopulären Leiden- schaften, welche dem noch mitlebenden Gescblechte \chwere Opfer auf- erlegt halten. Aber diese Verbiudung vollzog sich unter dem heiligen Banner des Friedens, des Friedens nicht nur für die beiden Reiche, die in heißem Völkerstreite seine Segnungen erkannt hatten, sondern des Friedens für Europa. Als Bürgschaft dieses Friedens it das neue Berhältniß zwischen den beiden Reichen zugleich mit jener Anzielzungs- fraft für die benachbarten Staaten erfüslt worden, welche der euro- päischen Lage heute größere Sicherheit gewährt, als seit langer Zeit. Der jede gewaltsame Störung ausschlicßende und abwchrende, der erhaltende und wahrhaft konservative Gedanfe hat eine bleibende Stätte gefunden. In diesem Sinne heißen wir den erhabenen Gast unseres Kaisers willlommen. Mögen die politiseen Zwecke auch außer halb der unmittelbaren Motive seines Besuches liegen, politische Kon- sequenzen sind naturgemäß mit demselben verknüpft. Jedenfalls aber scheint es uns sich dem ssterceiehiihen Sinne zu ziemen, dem greisen Monarchen und Freunde unseres Kaiserlichen Herrn mit patriotischem Gefühle den Ausdruck unserer ehrerbictigen und warmen Sympathien darzubringen.

Schweiz. 17, Oktober. (W. T. B) Der Bundes- rath hat heute den von der Dircktion der Gotthardbahn vorgelegten Normalvorschriften für den Oberbau an der Gott- | hardbahn feine Genehmigung ertheilt.

Bor 110 Beton l | Wer neue rtiegs-

Modifikation nes Departem

Niederlande. Haag, 14. Oktober. Minister wird dem Vernehmen nah dem den Generalstaaten vorliegenden Budget fei vorschlagen, nämlih cine Vermehrung des bezüglichen Kredites zum Zwecke einer Erhöhung der Gehalte der Offiziere bei d Landarmee. Der Marine - Minister dürfte alsbal nachträglich eine gleihe Vorlage behufs Aufbesserung der Gehalte der Offi- ziere bei der Kriegsmarine einbringen. : |

Der Minister des Innern macht bekannt, daß nach | den ihm zugekommenen amtlihen Berichten an asiatischer Cho - lera in der Woche vom 5. bis 11. d. in Dortrecht 4 Personen, | in Dubbeldam 2 und in Breda 3 gestorben find.

Aus Batavia sind mit dem neuesten Postdampf\chife | Journale und Briefe bis zum 30. August hergelangt. Die lezten |! Borbereitungen für den zweiten Feldzug gegen wurden unausgeseßzt mit regster Thätigkeit in Vollzug gebracht Marine-Lieutenant Marinkella, t des Befehlshabers der ersten Expedition, des gefallenen Generals Köhler,

l

Öt e

eyemaliger Adjutant des

im Kampfe vor Atchin ist zum Adjutanten des nunmehri van Swieten, ernannt | In Batavia waren in jüngster Zeit wieder ansehn- | liche Verkäufe von Gouvernements Kaffee bewerkstelligt worden; | s im Durchschnitte

von Gouvernements-Kaffee in größerem Maß- zur Bestreitung der

T2 5 [0 Genera!s

Frankreich. Paris, 17. Oktober. (W. T. B.) Das | 1 ute, eine große Thatsache habe | zesprehung in Salzburg zwischen |

|

Das Oberhaupt des

le daß der neue König etwas zu Heinrich V. habe fih als würdigen Erben jenes 1 seine Einheit, seine Größe verdanke. It Frohs- Königlichen

Die „Union“! wendet sih gegen einen Artikel des Fi- |

Deputation L

scheinlich.

rung.

Ed

| nischen

| zu Grunde.

A Sit l ' E: al A“ Nt 717 f 99 Gulden 16 c. pr. Picol ein. | 7 | d

und Möglichkeit des Kaufes ausgesprochen hat.

gehäen wird.

Damn werde die wahre | Nachricht, daß die Eittgarigszölle und Röhren aus Kompositignsmetall aufgehoben worden find, *

_ Die Bureaus der Rechten Halte Sigzung E s 0 2 A C E

¿ In der am Donnerstag tattfindenden ung E Mer d e Len ias den era E : ortige G

Trianon, 17. Oktober. (W. T. B.) In der beutigen Sihung des Kriegsgerichts könstatixte der Präsident, daß Mar- \chall Bazaine nur unterm 15. September und 21. Oktobet 1870 Nachrichten an die Regierung für die nationale Vertheidi- gung habe gelangen lassen. Der Angeklagte ‘erwiderte, daß er von

dieser Regierung durchaus keine Mittheilungen empfangen habe, Er bezog fih ferner auf die im September und Oktobex statt=- gehabten Gefechte, um nahzuweisen, daß zwischen ihm und den Belagerungstruppen keinerlei Abkommen darüber bestanden habe, daß etwa nah der Abreise des Generals Bourbaki von 9 die weiteren l un

nahm auf den Umstand Bezug, daß die große Anzahl von Ver- wundeten ihn gehindert habe, an irgend eine ernstlihere Aktion

Feindseligkeiten eingestellt fein sollten,

zu denken, durch welhe den Verhandlungen von Ferrières ein

gewisser Nachdruck hätte gegeben werden können. Der Präsident ging sodann auf ein längeres Verhör über das Erbieten des

Marschalls ein, daß er kapituliren wolle, wenn ihm eine Kapi- tulation unter fkriegerishen Ehren zugestanden werde. Bazaine

erklarte, in der beispiellos s{chlimmen Lage, in der er si befun-

den, hätten die sonstigen absoluten Pflichten eines Militärbefehls= habers aufhören müssen gegenüber einer insurrektionellen Regie- Er sei da seine eigene Regierung geworden, da es außer ihm keine andere gegeben habe. Der Herzog von Aumale remonstrirte dem Angeklagten, Frankreih habe aber doch noch existirt, und auf weitere an den Angeklagten gerichtete Fragen giebt diefer dann zu vernehmen, er habe, als er sich mit dem Feinde in die ersten Unterhandlungen eingelassen, demselben nur eine Falle stellen wollen. Gegen die Bemerkung des Herzogs von Aumale, daß des Angeklagten Erbieten gegenüber den Deutschen, die Ruhe im Innern Frankreichs mit feinen Truppen wieder herzustellen, eigentlih nichts weiter gewesen fei, als die Proklamirung des Bürgerkrieges, protestirte der Marschall mit dem Bemerken, daß seine bezüglihe Ansicht falsh aufgefaßt und wiedergegeben 1wor=- den sei, Hier wurde die Sißzung und zwar unter lebhafter Auf=- regung des Publikums \uspendirt.

Nach Wiedereröffnung begann das Verhör über die Ber- handlungen, bei denen General Boyer als Unterhändlcr fun=- girte. Dasselbe s\pizte sich \chließlich in der Frage zu, ob der Marschall glaube, daß die Verfassung, der er treu geblieben fei, irgend einen Artikel enthalten habe, durch welchen er ermächtigt worden sei, in der Weise, wie geschehen, Unterhandlungen mit dem Feinde anzuknüpfen. Bazaine verneinte die Frage des Borsißenden, indem er hinzufügte, daß er Widerstand geleistet habe, fo lange er noch ein Stück Brod gehabt habe. Das Verhör wird in der morgigen Sißzung fortgeseßt werden.

_ Italien. Rom, 14. Oktober. Nah der „Gazetta uffiziale“ wurden im Laufe des Monats September 1873 1397 elngezogene Kirchhengüter verkauft. Sie waren auf 3,123,958 L. ges{chäßt worden und wurden für 4,287,105 L. losgeschlagen. Während des laufenden Jahres wurden 11,333 Stü, welche auf 28,168,737 L. geschäßt worden waren, für 39,910,134 L. losgeschlagen. Und vom 26. September 1867 bis lezten September 1873 wurden im Ganzen 88,830 Stü, welche zu 333,107,425 L, geschäßt waren, für 430,107,828 Lftrl. ver- fauft. Die von der Liquidationskommission zur' Revision der Bibliotheken und anderen Sammlungen der Klöster ernann-

Einberufung der Nationalversammlung für wahr-

ten Unterkommissare besuchten gestern das Minervaklofter, um

azu untersuchen , tensishe Bibliothek besindet. den Vorlagen, welhe das Ministerium dex zuerst machen wird, befindet sih, der „Borsa* von [ der Entwurf zu einem neuen Forstgeseße und q zur Bonifikation des Agro Romano. Es werden selben die zur Beschaffung der hydraulischen Werke igen imen verlangt, um die Sümpfe und stehenden Ge-= sser in den Niederungen der römischen Campagna trockên zu nd um Kanäle zu graben und fie unier einandex in dung zu seßen. Nach den von den Regierungs-Kommisz saren angestellten Untersuchungen kann das für die Verbesserung des Gefundheitszustandes in der Stadt und Provinz Rom wichs tige Werk binnen wenigen Jahren mit einem Aufwande von un- gefähr 14,000 Lire vollendet werden. : 17, Oktober. (W. T. B) Der Abreise dés alio Gesandten Nigra aus Paris liegen, wie die „Agenzia Stefani“ bestätigt, durhaus keine politishen Motive Nigra hat seinen regelmäßigen, bereits seit Län- gerem von ihm nahgesuhten Urlaub angetreten und wird bis zur Einweihungsfeier des Cavour - Denkmals, welcher èx bei- wohnen wird, in Italien bleiben. :

_ Nußland und Polen. Sf. Petersburg, 16. Oktober,

Die „Moskauer ô3tg." meldet, der r ussishe Reichsrath habe Verbesserung der materiellen Lagé der

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Be V] 95

ia L (LITTITIeT s

Zen

jen zur

| orthodoxen Geistlihkeit gemahten Vorschlag, ihren Kirchen

das Recht einzuräumen, )

| Schenkung zu erwerben, dahin erledigt, daß die Kirchenverwaltun- | gen künftig liegende Güter durch Schenkung erwerben dürfen, aber | nur unter vorausgehender Ermächtigung

unbewegliche Güter durch Kauf oder

1usgehe in jedem Falle und inter den au für Privatleute geltenden geseßlihen Bedingungen.

Güterkäufe können nux mit Genehmigung des Diôzesanbischofs

rfolgen, wenn der Ortskirhenrath fich für die Bortheilhaäftigkeit

Dänemark, Kopenhagen, 17, Oktober.

(W. T. B

Nach 4tägigen heftigen Debatten hat das Folkething mit 53 gegen 45 Stimmen es Finanzbudgets einzugehen.

, Holstein v. Holfteinbo i en dem XFalfetht Fd Hie Nalion erhalte sowobl | L \ Holsteinborg will morgen dem Folkething E weite

abgelehnt, auf die zweite Lesung des

Der Konseilspräsident, Graf Nittheilung machen.

Unterm 8. d. M. hat der König “ine inwilliguug »-

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azu gegeben, daß zur Erinnerung an die taufendiälß#i® Wieder? s

874; éin ôffentliher Gottesdienst in allen Kirchen Islands, ah= 9 Amerika. j aus Rio de Jamneixos

voin 28, v. M. eingetroffen find, if die Regierung entschlossen; _ auf ihrer bisherigen Hältutz den Bischöfen gegenüber zu T harren und soll bereits ‘die Enleitt:ng des

geri{tlidjen Bewe

Aus Valparaiso -übervringt derselbe Dampfer die auf nithtgalvanifirtem Gifen:

kehr des Tages“ dex ersten Kolonisativn Islands im Jahre

Nah Miithoilungen, welche mit dem Dampfer % eCordillera* dem „Reutêrsthe Bureau“ 2

in welhem Zustande sich die berühmte Cafana E

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