1920 / 272 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Nov 1920 18:00:01 GMT) scan diff

I E E DE O R I R E I E E W S I E C s U E S E S N TeN n E 3c I

E E E E S

Sn dem Ausbau der Wohlfahrtspflege ist die Ausbildung der Woblfahrtspflegerinnen von der größten Bedeutung. Mie zielstrebig die Pflege für die Gesunderhaltung unseres Volkes und die notwendigsten Erzichungsmaßnahmen in Stadt und Land durchgefüßrt wird, hängt nidt an leßter Stelle von der Durchbilduñg der Wohlfahrtépflegerinnen® ab. Daher wird es meine Sorge sein, die Woblfahrtssculen, die sozialen Frauenshulen und andere Aus- bildungsstätten in jeder Weife zu fördern. Unser Land muß neben dem# Lebrer und der Lehrerin die Wohlfahrtspflegerin zur Hebung der Volkégesundheit, der Volkskultur und der Volkssitlichkeit besitzen, und wir müssen Mittel und Wege finden, um die Ausbildung der Fürsorgerinnen zu ermöglihen und zu fördern. i

Ich bin mir klar, daß cine staatlihePrüfung8ordnung für Wohlfahrtspflegerinnen erst der Anfang einer Förde- rung dur mein Ministerium ist, und daß ih bei größter Beachtung des Eigenlcbens jeder Schule das feinere, innere Leben aller Anstalten befrubten muß. Schon sieht die veränderte Prüfungsordnung vor, daf; auch Volksschülerinnen ein Weg zum Eintritt in die Wobhlfahrts- \ckule geöffnet wird, und sie wird die Gesundheitsfürsorge, die Jugend- woblfahrt und die allgemeine und wirtschaftliche Wohlfahrtspflege zweddienlih berücksichtigen. Unsere Zukunfts\sorge aber wird es sein, daf: die Wohlfahrtsshulen fich ganz einstellen auf die Bedürfnisse unseres Volkes, und daß in allen Gegenden Preußens fowohl in der Stadt wie auf dem Lande durch zielbewußte, warmherzige und hin- ackende Arbeit von Wohlfahrtspflegerinnen das Kulturleben unseres Volkes gefordert wird. 4

Untec dec wirtshaftlihen Notlage, in der die Anstalten der privaten Fürsorge sich befinden, Haben die # Einrichkungen des Mutter- und Kinderschußtes besonders zu leiden. Es liegt beute so, daß die Kinder großer Volksschihten auch die einfachsten Erfordernisse für gcsunde Lebensentwicklung entbehren müssen, daß die vor und nab der Entbindung in ihrer Erwerbsfähigkeit be- Gränkten Mütter mit ihren Säuglingen die ersten Opfer dieser traurigen wirtshaftlihen Verhältnisse werden. Die Kommunen sind nit mehr in der Lage, das Unheil abzuwenden. Wir müssen nah Mitteln und Wegen suchen, um die vor dem Zusammenbruch stehenden Heime und Anstalten über die [{were Krisis hinüberzubringen. Sonst werden ungezählte Glieder der Volksgemeinshaft dem Elend weiter cnheimfallen, und Seuchen und Unterernährung mehr als zuvor ihre Opfer finden.

Die Gesamtlage auf dem Gebiete der Volkswohl- fahrt wird durch zwci Tatsachen gekennzeihnet. Zunächst durch die Tatsache, daß die zu lindernden Nöte in allen Volksschichten, nicht zuleßt au in den chemaligen Mittelstandskreisen, riesengroß sind. (Sehr richtig!) Der Gesundheitszustand hat infolge der erlittenen Kriegs\trapa- zen, der chronishen Unterernährung und einer Verarmung, von deren Tragieite viclfach noch die richtige Vorstellung fehlt, aufs chwerste aclitten. Die notwendigen Wohnungen fehlen. Eine gedeihlicke FortentwiXlung der freien Liebestätigkeit ist mit Rücksicht auf dic den privaien Organisationen zur Verfügung stchenden verhältnis- mäßig geringen Hilfsmittel gefährdet; sie bedarf stärkster Förderung pen seiten des Staates. Der NaGwuchs unseres Volkes ist in seiner Jugendkraft verwüstet. FJugendpflege und Jugendfürsorge sind daher notwendiger denn je. Das ist die cine Seite des Bildes.

Die Kehrseite stellt uns vor die Tatsache, daß bei der traurigen Finanzlage der öffentlihen Körperschaften Staat und Gemeinden für Zwele der Wohlfahrtspflege nicht die Riesensummen zur Verfügung stelen können, die notwendig sein würden, um die soziale NReform- arbeii so umfassend und tiefgründig durHzuführen, wie es angesihts der gesundheitlifhen, scelisGen und sittlichen Erfordernisse geboten wäre. Beiden Tatsachen, von denen die eine trauriger ist als die andere, muß mein Ministerium ins Auge sehen, beiden Tatfachen muß Rechnung zu tragen versucht werden.

Auf der einen Seite müssen die zwingendsten Wohlfahrtsarbeiten, insbesondere diejenigen vorbeugenden Charakters, als unerläßliche Staatsaufgaben anerkannt werden. Von allen andern Gründen ab- gesehen auch deshalb, weil dur rechtzeitige Aufwendung notwendiger Geldmittel zur Verhütung von Krankheit, Siehtum, Familienelend und Jugendverwohrlosung gewaltige Geldmittel gespart werden können, die späterhin, wenn man jeßt mit vershränkten Armen den Dingen freien Lauf lassen wollte, für Errihtung und Unterhaltung von Krankenanstalten, Altersheimen, Siechenhäusern, Erziehungsanstalten und Gefängnissen aufgebraht werden müßten. (Lebhafte Zustimmung.) Wie im Budget einer Familie, so ist auch im Budget cines Staates die sparsamste Wirtschaft immer die, welhe durch vernunftgemäße Anlage notwendiger Mittel die künftige Notwendigkeit der Ausgabe noch größerer Mittel verhütet. (Wiederholte Zustimmung.)

Auf der andern Seite müssen die Arbeiten der Volkswohlfahrts- pflege sih dem Gesamtrahmen der Einnahmen und Ausgaben des Staats cinfügen. Ein finanzieller Zusammenbruch des Staates würde die Fortseßung aller Wohlfahrtsausgaben auf lange Jahre hinaus unmöglih machen. .

Demgemäß müssen Mittelwege gefunden werden, auf denen wir um so leichter eine ersprießlihe Wohlfahrispflege werden entfalten Fönnen, wenn wir uns alle miteinander zu einer festen Schicksals- gemeinschaft zusammenschmieden (sehr richtig! im Zentrum), zu einem Gemeinschaftsempfinden, das uns immer wieder einhämmert, wie Hoffnungslos und unmögli cin Wiederaufstieg unseres Volkes ist, wenn wir nit zu einer Verinnerlihung unseres Lebens und zu einer Vereinfachung unserèr Lebensbedürfnisse zurückehren, und wenn eine Versittlihung unserer woirtshaftlihen Arbeitsmethoden nicht erzielt werden kann.

Jenem Gemeinschaftsempfinden eine möglichst breite Grundlage zu geben, ist gleichzeitig die Wohlfahrtsarbeit in hervorragendem Maße berufen, sofern es namentlich in den örtlihen Wohlfahrts- ämtern und Fürsorgestellen draußen im Lande gelingt, Vectreter aller und der weitesten Bevölkerungskreise für die lebendige Mit- arbeit in der Volksroohlfahrtspflege zu interessieren und hilfsbereit zu machen. Durch das gemeinsame Miteinanderarbeiten und Für- einanderarbeiten in der Wohlfahrtspflege gelangen wir und gelangk unser Volk zur Unparteilichkeit, zur Selbstlosigkeit, zu einer gegen- seitigen, familienmäßigen Anteilnahme.

Die in der Wohlfahrtspflege zu leistende Menschheits- arbeit ist neutrales Gebiet. Wo sie es heute noch nicht ist, soll sie es werden. Der Arbeitsgeist muß uns über alle politischen Mei- nungsverschiedenheiten und Gegensäße des Tages hinweg zu einer sozialen und nationalen Gesinnungsgemein\shaft emporreißen. In diesem Sinne ist Volkswohlfahctspflege für jeden, der die einigende Kraft des sozialen Denéens und Arbeitens bejaht, der sicherste Grund- ficin für weitshauende Staatsarbeit. (Lebhafter Beifall im Zentrum und: links.)

Ii Verlaufe der Beratung hat der Minister für Volks- wohlfahrt Stegerwald noch einmal das Wort ergriffen, um

folgende Erklärung abzugeben:

Minister für Volkswohlfahrt Stegerwald: Meine Damen und Herren! Den Dank an die hochherzigen Spender im Auslande an unsere Kinder habe ih bereits an anderer Stelle ausgesprohen. Den Bemerkungen, die heute im hohen Hause ausgesprochen worden sind, {ließe ih mi ebenfalls an. Die Ausführung der Anregungen der Frau Vorrednerin über die Frauenrcferate, die Beschäftigung von Frauen bei den Zentral- und Bezirkébchörden, ist im besten Gange Im Laufe des leßten Jahres sind, soweit ih übersche, aht bis neun Frauen teilweise als Ministerialräte, teilweise als Regierungsräte in den Reicsministerien und den preußischen Ministerien zur Anstellung gelangt. Auch die Frauenreferate, die ehedem während des Krieges bei den Kriegsamtsstellen zur Einführung gelangt sind, habc ih den Oberpräsidenten und Regierungspräsidenten anzugliederi be- antragt, und ih hoffe, darüber mit dem Herrn Finanzminister zu cinem günstigen Ergebnis zu kommen. (Bravo!)

Was die Bezeichnung der weiblichen Beamten angeht, so "muß nah der Richtung eine Einmütigkeit zwishen dem Reich und den Ländern herbeigeführt werden. Jch stehe heute ebenfalis auf dem Standpunkt, daß die weibliche Bezeichnung richtig ist. Darüber sind aber die Meinungen an den verschiedensten Stellen noch geteili. Cs muß erst eine Meinungsklärung zwishen Reich und Ländern herbeigeführt werden, um eine einheitliße Benennung der weiblichen Beamten durhführen zu können.

Was das, Shlemmerleben in Berlin anlangt, wo ih gebeten wurde, kräftig dazwischen zu fahren, fo möchte ih bemerken, daß ih das nur indirekt tun kann. Ich habe hon mehrfach Anregungen an das Ministerium des Innern und auh an das Berliner Poslizet- präsidium gegeben, daß nah der Richtung ganz Éräftig durhgegriffen werden solle. An cinigen Pläben ist ja inzwischen auch kräftig dur- gegriffen worden. Aber ih bin der Mcinung, daß das allgemeiner geschehen muß, da die gegenwärtige Stunde wirklich nicht dazu angetan ist, dieses ärgerniserregende Leben und Treiben in den Schlemmer- lokalen weiter zu dulden.

Die Unterstellung der weiblichen Angestellten im Gastwirts- gewerbe unter die Gewerbeaufsicht anstatt unter die Polizei ist cinc Angelegenheit des Handelsministeriums. Jch werde mi dieserhalb mit dem Handelsministerium ins Benehmen seben.

Die hauswirtschaftlihe Ausbildung der Frauen ist eine An- gelegenheit, die teilweise das Ministerium des Innern und dann das Handelsministerium angeht. Auch diese Angelegenheit werde ich weitergeben.

Dann hat der Herr Abgeordnete Schloßmann gemeint, ih möchte bet der Aufstellung des Haushalts mehr Ressort-, Wohlfahrtsminister als Staatsminister sein. Jch kann dem Herrn Abgeordneten Schloß- mann versichern, daß, wenn es nur auf Energie ankäme, ih das {ou tun würde; denn wer im Laufe der Jahre Gelegenheit hatte, mih Écnnen zu lernen, der wird mir niht Mangel an Energie nahsagen wollen. Aber folange der preußisbe Staat in scinem Haushalt einen Fehlbetrag von zwei Milliarden hat, solange is der Finanzminister ftärker als selbst der energisste Woblfahrtsminister. Ich kann Shnen das feste Versprehen geben, daß ich mich von der Stunde an, wo dieser Fehlbetrag cinigermaßen ausgeglichen sein wird, niht mehr mit einem Haushalt abspeisen lassen werde, wie in diesem Jahre. (Bravo!)

Dann hat Herr Abgeordneter Weyl gemeint, die Beamien tes Wohlfahrtsministeriums hätten bei der Beratung des Hebammen - ageseches Sabotage getrieben. Davon kann meines Erachtens keine Rede sein. Die Beamten haben mir nah jeder Sihung des Aus- \husses und des Unteraus\schusses Vorträge über das gehalten, was vorgegangen ist. Da befinden wir uns nun in der shwierigen Lage. Wir haben das Hebammengeseß in der Hauptsache nah den Vorschlägen ausgearbeitet, die der Bevölkerungsauss{uß im vorigen Jahre auf- gestellt hatte; jeßt kommen aber aus dem Aus\huß zur Beratung des Hebammengesetes wieder neue Vorschläge. Nun muß ih /offen sagen, daß gegenwärtig, wo Reich und Länder “in der Grxekutive häufig aneinander sioßen, ih meinerseits nichts dazu beitragen möchte, das verwaltungs- organisatorishe Durcheinander zu vergrößern. (Sehr gut! im Zentrum.) Ich habe schon in den lebten Tagen in einer großen öffentlihen Ver- fammlung ausgesprochen: ih habe im Verlaufe des Krieges immer die Beobachtung gemacht, däß, wenn eine Sache festgefahren war, ein neues Amt geschaffen wurde (sehr richtig! und Heiterkeit); jeßt, wenn eine Sache verfahren ist, seßt man einen Reichs- oder Staatskommissar cin (erneute Heiterkeit); und damls wie jeßt stellte sich regelmäßig heraus, daß die Desorganisatio, noch größer geworden war als vorher. (Zustimmung.) Darum möchte ih bei allen Geseben wünschen, daß sie sich in den Rahmen der allgemeinen Verwaltung eingliedern. Solange die künftige Gliederung der Provinzialverwaltung noch in der Luft \{chwebt, solange nod nicht feststert, auf welcven staatsrecw;t- lihen Grundlagen die Provinzialautonomie ducrbgeführt werden wird, solange hätte id gewünscht, daß man auch beim Hebammengeseß die Kreise und nicht die Provinzen zu Trägern des Gesebes vorsicht. (Zustimmung im Zentrum und rechts.) Ueber die Einzelheiten wird man selbstverständlih noch reden können. Aber weil die Dinge hin- sichtlich der glatten Abwicklung der Staatsverwaltung doch in vieler Hinsicht verwidcelt liegen, deshalb haben eben die Beamten des Wohl- fahrtsministeriums auch im Unteraus\{chuß daran festgehalten, daß man in der Hauptsache die untersten Instanzen mit der Durhführung des Hebauinmengesetzes betrauen möchte. (Sehr richtig! im Zentrum.)

Bezüglich der Benennung der Kreisärzte stehe ih ganz auf dem Standpunkt des Herrn Abg. Dr. Schloßmann. Wenn auf der cinen Seite die ehemaligen Oberlehrer alle als Studienräte bezeichnet werden und andererseits eine Anzahl von Räten als neue Amtisbezeihnungen eingeführt worden sind, dann ist es vom Stand- punkt der Kreisärzte unerträglih, daß ihnen weiterhin die Amts- bezeichnung Medizinalrat vorenthalten wird. Entrocder muß eine Reihe der bisherigen Bezeihnungen abgeschafft werden, oder aber den Kreisärzten muß auch die Amtsbezeihnung Medizinalrat gegeben werden. Diesen Standpunkt habe ih auch kürzlih noch bei der Reform der Besoldungsordnung in Preußen im Staatsministerium vertreten. Man hat aber davon abgesehen, die Amtsbezeihnungen jeßt schon endgültig festzulegen, weil man sagte, es muß eine Meinungs- übereinstimmung über diese Amtsbezeihnungen zwischen den Ländern und dem Reth herbeigeführt werden. Da jeßt'die Verabschiedung der Besoldungsreform drängt, diese Amtsbezeichnungsfrage aber eine ver- hältnismäßig \{chwierige ist, hat man diesen Teil der Beamten- besoldung zurüdgestellti. Es wird aber in kurzer Zeit Klarheit ge-

schaffen werden, und dann bestehe ih darauf, daß entweder ein Teil

der neuen Natstitel beseitigt wird, oder daß auc den Kreisärzten der Titel Medizinalrat verliehen wird. /

S via von ‘dem Kinderhospiz Norderney gesagt worden ist, daß es allmählich zu einem internationalen Gelächigr auswachse und man es nit verantworten könne, daß man auf der einen Seite in Preußen vom Auslande Mittel zur Behebung der Kindernot Fr ugen nehme, wogegen man für das Kinderhospiz Norderney, das si für die Unterbringung der Kinder besonders eigne, nichts tue, so habe ih dazu folgendes zu bemerken. Von seiten des preußischen Staates haben wir dem Norderneyer Hospiz 100000 4 angeboten. Weiterhin hat das Reich für Abnußung des Hauses während des Krieges durh die Kriegsrekovaleszenten 400 000 4 zu Verfügung gestellt. : Endlich sind dem Hospiz aus einer Hilfskasse 100 000 #6 zur Verfügung gestellt worden. Das sind also insgesamt 600 000 Æ, über die das Bad hon seit längerer Zeit hätte verfügen können. Die Verwaltung sagte aber, daß sie eine Million benötigte, und weil sie diese Million nicht bekommen hat, hat sie au einstweilen von den 600 000 M, die sie hätte ver- wenden können, keinen Gebrau gemacht. Mir ift es aber bei dem

ubringen. Sie haben ja bei den Ctatberatungen ‘im Aus\{uß ge- baa it welchen finanziellen Schwierigkeiten das Wohlfahrts- ministerium zu kämpfen hat. Der Frage Norderney ist also vom Wohlfahrtsministerium die allergrößte Aufmerksamkeit zugewendet worden. Aber ih kann diese restlichen 400 000 M nit aus dem Aermel \chütteln. Das ist eben au eine Sache wie viele andere, die man nicht plößlich regulieren kann.

2a S@&luß noch die Bemerkung zu der Anregung, daß der Z U- lauf zum ärztlihen Studium unterbunden werden möchte. Jch bin der Auffassung, daß der Zulauf zu den akademischen Berufen überhaupt gegenwärtig ein ungesunder ist, und daß darin in kurzer Zeit ganz von selbst eine Wendung eintreten wird. Denn wir müssen doch im Staatsleben darüber kommen wir niht hinweg ¿u einer gründlichen Vereinfachung der ganzen Verwaltung kommen. Weiter- hin is mit Ret ausgesprochen worden, daß es für die Aerzteschaft eing Beschäftigungsmöglichkeit in den bisherigem Umfange niht mehr geben wird. Nicht bloß in der Verwaltung, nicht bloß bei den Aerzten, sondern allgemein ist es niht mehr möglich, die freien Berufe in dem- selben Maße wie bisher zu beschäftigen, wo wir ein wohlhabendes Deutschland gewesen sind. Darum bin ih der Auffassung, daß in ab- sehbarer Zeit die Abebbung gegenüber dem Zulauf zu den Universitäten, zu den akademischen Berufen ganz von selbst erfolgt, und daß deshalb cin Sondervorgehen gegenüber den Medizinern nicht ratsam und nicht wünschenswert erscheint.

Im übrigen danke ih dem hohen Hause für das Wohlwollen, das es bei der Beratung des Etats des. Wohlfahrtsministeriums den Be- \trebungen dieses Ministeriums entgegengebracht hat. Ich werde be- strebt sein, mit den Mitteln, die einigermaßen aufzubringen find, das denkbar Beste auf dem Gebiete der Volkswohlfahrt zu schaffen.

See i

182. Sitzung vom 29. November 1920, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger *®).)

Es wird die zweite Beratung dés Staatshaushalts- planes für 1920 fortgesegt.®

Den Bericht dcs Hauptausschhusses über den Haus3hali der Gestütverwaltung erstattet Abg. Dallmer (D. Nat.) Der Au 3\chu ß hat diesen Haushalt unveränderk genehmigt, will den Nachweis über die Ab- und Zugänge an Beschälern in den Landgestüten im Kalenderjahr 1919 und über die Betriebsergebnisse der Haupt- und Landgejtüle 1: den Jahren 1915/16 bis 1917/18 für durch Kenntnismahme erledigt erklären und beantragt folgende Entschließung:

Um den Fehlbetrag im Haushalt der Gestütverwaltung mog- list zu beseitigen, wird die Staatöregierung ersucht, in eine Pru- fung darüber einzutreten, ob und inwieweit eine ps der Can- nahmen, insbesondere der Deckgelder, möglih und ¿we mäßig ist.

Der Referent weist besonders auf die \chwere Belastung hin, die der preußischen Pferdezucht und der Landwirtschaft durch die Ver- pflichtung der Ablieferung an die Entente erwächst. Der Prserde- bestand, jpeziell in Ostpreußen, habe sich dadur gang außerordentlich verringert. Auch die Zahl der Hengste |ei bedauerlicherwelje beträchi- ih zurückgegangen. Das Bestreben der Verwaltung müsse nunmehr darauf gerichtet sein, uns vom Auslande möglichst unabhängig zu machen. Die N der Gestütwärter sei noch immer nmcht an- gemessen; hoffentlich wurden die auf Erhöhung gerichteten Wünsche vom Beioldungsaus\chuß berücksichtigt werden.

Abg. Peter s - Hohdonn (Sos.) stellt fest, daß nah den Aeuße- rungen der ierung die Verwaltung jeßt den von 1hm im vorvzen Fahre gegebenen Ratschlägea folgen und mit dem vorhandenen Zucht- material auszukommen versuchen wolle. Für die shleswig-holsteimschen Verve ei jeglidæ Ginführung von Vollblut ausgeschlossen; auch in Ostpreußen wolle man den etrieb enisprehend umttellen. Das Defizit 1m Haushalt der tütverwaltung müsse unter allen Um- ständen versdwinden; oine Erhöhung der Dedgelder e nicht zu um-

en und lasse sih bei den heutigen Preisen der Pterde auch rect- ertigen.

Abg. Kau len (Zentr.): Auch in den westlichen ov drüdt die Ablieferungspflicht an die Entente n wei auf die Me s n

und den Pferdebestand. Die Aufzucht von Halbblut gehört den_ vaten. Auch die private Hengstzucht muß durch staatliche Beihilfe 9e- fördert werden. Die dafür im Etat ausgeworfenen Mittel sind nur sehr gering; man sollte sie durch Ueberweisung weiterer Mittel aus den Totalisatorgewinnzn erhöhen. Die Auffüllung der Pferdebestände wird Jahre erfordern. Die prirate Hengsthaltung sollte man aud dur Bewilligung von Prämien unterstüßen. Die Degelder sind erst im leßten Jahre erhöht worden; ov sie cine weitere allgemeine Erhöhung ertragen, ist fraglich, weil dann die Gefahr besteht, ß die Stuten den privaten Hengstanstalten zugeführt w h; s Graf von Kani b (D. Nat.): Nah dem Fortfall des groyen militävi]chen Bedarfs muß man sich Her e Schnelligkeit wundern mit der die Landwirtschaft sih auf die Züchtung cines anderen Ge- braucspsecrdestandes eingelassen , und auh die Gesea en hat den verändezten Umstä ednung getragen r u diese Schnelligkeit hat ihre Bedenken. Um brauchbare Bedarföpferde zern" uziehen, E rein mechanish vorgegangen wevden. s für die Lanvuvirt) idealste Pferd ist das hannoversche Pferd. Jeden möchte ih auch im Interesse der ostpreußischen Pferdezucht die Gejtüt- Dea ung Loe Meri n warnen, ie verungügen müssek und as ein unbrauchbar oduft , wobei das Warm ( Kaliblut in gleicher Weije via i werden. Das Vollblutpferd if keine bloße elerei, wir brauchen es unbedingt in Deutschland, wee es eine internationale Bedeutung hat. Unser Vollblut muß vol- wertig auf dem Weltmarkt enen Mag man zu den Rennen stehen wie man will, die FDE Welt hält nun einmal vorléufig an der DeUk- teilung des Vollblutes nah dem Ergebnis der Nennen feft. er- E an Pod, hat, deù Le Be eine Ausgabe der staatl pu Cr 1 e Vollblutzuchi eine Au Gestüte bleiben muß. hte au bie muß vor rein mechants{en Er-

perimenten ent werden. Meine hippologischen Betrachtungen

wiedergegeben werden.

besten Willen niht mögli gewesen, die restlichen 400 000 # auf-

ori Mit Ausnahme der Reben der Herren Minister, die L d

möchte 1h damit \{ließen, daß ich die Verwaltung bitte, mögli für pie Reinerhal der verschiedenen Rassen zu sorgen.. Zum Fiát on möchte ih b en, daß es am besten wäre, wenn der Posten zum Ankauf von Futtermitteln ganz aus dem Etat vershwände und alles durh die Eigenwirtschaft der Gestüte gedeckt werden könnte. Jm allgemeinen fkounen sih meine politischen Freunde mit der Tätigkeit des jeßigen Oberleiters der Gestüte einverstanden erklären, er hat Gute3 gewirkt für die Züchter sowie für die Verbraucher und ist un- bedingt einer der besten Hyppologen, die wir heute haben.

Abg. Held (D. Vp.): Unsere Gestütsverwaltung ist heute eines der weni en Snstitute, die aw Wiedercufbau Menen, C bedarf daher der größten Fürsorge. ie Kriegsverluste und der Abgabezwang kosten uns 820 Pferde. Es wird sehr {wer sein, einzuholen, was wir verloren haben, und die Landespferdezuht wieder auf die Höhe A e Der Oberlandstall meister hat es in geshickter Weise ver-

den, den Gedanken, das wirtshaftlihe Prinzip in den Vorder- ge zu stellen, durchzuführen; in erster Reihe steht die Aufzuht der rbeitépferde, dann kommen die Oualitätspferde. Wenn man beachtet, daß die Gestütsverwaltung für einen hannoverschen Hengst, der ins Ausland gegangen war, 175 000 Mark hat bezahlen müssen, so kann man sih einen Begriff machen, wie teuer uns die Auszuht der Qualitätspferde zu [tehen kommt. Gleihwohl muß auch diese im Auge behalten werden. Zunächst macht ja das Defizit dieses Haus- ae einen unbehaglihen Gindruck. Es tritt hinzu, daß auch Neu- auten auf den Gestüten erforderlih sind. Die Frage der Deck- und Sprunggelderhöhung muß so gelöst werden, daß die Gefahr einer Zu- nahme der wilden Hengste möglichst ausgeschlossen wird. Die han- növersche e steht heute auf einer ganz besonderen Höhe; was irgend ge|chehen kann, um sie auf dieser Höhe zu erhalten, muß gejchehen.

Oberlandstallmeister Großcurth: Die Umstellung unserer Landespferdezucht bedingt die Bereitstellung sehr beträchtlicher Mittel. Die Dedgelder können und müssen wir erhöhen und haben sie bereits pestciger : Sie En nr für mindere Qualitäten 6 oder 8, für

ejsere 15 oder 20 Mark. Mit Hilfe der bereits sehr wesentlich 0e- steigerten Dedeinnahmen ist es uns denn aud gelungen, die Ein- nahmen der Landgestüte so in die Höhe zu schrauben, daß die Ausgaben gent wurden, aber bei den Hauptgestüten wird diese Möglichkeit nicht stehen. In den Hauptgestüten strömen die besten Blutstrôme zu- ammen, werden gemischt und gehen wieder in das Land hinaus; die oduktion eines derartigen Bestpferdes kann nicht rentabel sein, sie muß Geld kosten. Wir stellen dort Versuche niht nur mit ein- g en, sondern auch mit ausländishen Blutströmen an, alles das stet eld, sehr viel Geld. Wir lassen keine Aufzuht hinausgehen, pon der wir nit felsenfest überzeugt sind, daß sie eine Verbesserung bedeutet. Cin Hauptgestüt kann also niemals. einbringen, was es kostet. Diese Kosten Pra aber wahrt gut angewandt, eine wirt- O eingerihtete Pferdezucht ist ein Segen für das Vaterland. leberall wo die Pferdezucht blüht, blüht der Bauernstamm. Wir wissen ja und haben es von den Rednern aus dem Hause heute wieder gehört, vor wie aroßen Aufgaben unsere Landwirtschaft steht. Jch schreibe jedes das der Abgeordnete Graf Kaniß über Ost- F gesagt hat. Wir brauchen dort ein Pferd, etwas s{chwerer, ühler, ruhiger im Temperament, aber ohne wesentlihe Zumischung emden Blutes; Ostpreußen will aus sich selbst heraus ein so be- haffenes Pferd haben, das den wirtschaftlihen Verhältnissen voll enügt. Die größten Born Se auf dem Gebiet der Pferdezucht baben in den lebten 20 Jahren die Rheinlande gemaht. Es wird sich darum handeln, das einmal adoptierte System dauernd festzuhalten; durch Schwanken kommen wir nit vorwärts. Die Frage der Crhöhung der Staatsbeiträge für Genossenschaftshengste werden wir prüfen. Für die Anregung Verleihung von Landbeshälern sind wir dankbar. Was die Futterbdersorgung der Landgestüte aus eigener Landwirtschaft betrifft, so i} dieses Verlangen für E unpraTtikabel, die meisten aber haben eigene Landwirtschaft. Die Gestütsverroaltung dankt dem Hause für die thr gezollte Anerkennung und hofft, daß es gelingen wird, unsere Pferdezucht wieder auf die frühere Höhe zu bringen.

Der Haushalt der Gestütverwaltung wird genehmigt, die Ausschußanträge gelangen zur Annahme.

Es folgt die Abstimmung über den Haushalt des Min i- steriums für Volkswohlfahrt und über die dazu gestellten Anträge. Vor der Abstimmung erklärt

ein Vertreter des Finanzministers, daß dieser, ohne seinen prinzipiellen Widerspruch gegen die Erhöhung von Ausgaben ohne gleichzeitige Dedckung ufge en, egen die vom Ausschusse be- antragten Sebébungen in diesem Haushalt keinen Einspruch erheben will, unter der Vorausseßung, daß das Haus nicht über die Aus\{chuß- anträge hinausgeht.

Darauf wird der Haushalt im einzelnen durchweg nah den Auss{ußanträgen bewilligt.

Die darüber hinausgehenden Anträge der Sozialdemo- kraten werden mit den Stimmen sämtlicher bürgerlichen Par- teien abgelehnt.

ur Annahme kommt der Antrag des Zentrums, in den Haushalt 200000 #46 für soziale Ausbildungszwecke hereit- ustellen, die besonders zur Heranziehung von geeigneten Persönlichkeiten aus den Kreisen der minderbemittelten Be- vôlkerung verwendet werden sollen. j

Auch die vom Hauptausschuß beantragten Entschließungen werden angenommen. Darunter befindet sich das Ersuchen, die Kreisärzte „Kreismedizinalräte“ zu benennen, bisherige Truppenübungspläße für erholungsbedürstige Großstadikinder benugzen zu then, die Zahl der vollbesoldeten Kreisärzte in beshleunigtem Tempo zu erhöhen, in dem nächsten Etat die Gehälter für fünf Meateciln 8gewerbeärzte einzustellen soroie gegen die Verlegung des Direktoriums der Reichsversiche- rungsanstalt für Angestellte von Berlin-Wilmersdorf Ein- spruch zu erheben.

Das Ergebnis der Abstimmung über den Antrag der un- abhängigen Sozialisten auf Sozialisierung des Heilwesens bleibt zweifelhaft. Die Auszählung ergibt, daß für diesen An- tra 61, gegen ihn 22 Mitglieder stimmen. Ein Teil der Mit- glieder der bürgerlichen Parteien beteiligt sich an der Aus- zahlung nicht und bleibt außerhalb des Saales.

Das Haus it also beshlußunfähig, die Sißzung muß daher um 3 ur 20 Di abgebrochen werden. Vizepräsident Dr. Por ch set auf 314 Uhr eine neue Sißung an mit der Tagesordnung: Haushalt der Bauverwaltung.

avew=r cen

183. Sißung vom 29. November 1920, Nachmittags 314 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht der Haushalt der Bauverwaltung. L e u Der A us\cch hat den Haushalt sonst unveränder genen t, A n Ausbau des E els zwishen Jnster- urg und Groß-Bubainen als ersten Mark 500 000 4 eingeseßt. Ferner hat der Ausschuß ge- strichen den ersien Teilbetrag von 133 000 #6 zur erstellung von Engen für die Beamten, Arbeiter und 2 M der staatlichen Werft und des staatlihen Schleppbetricbes in erne a. d. Ruhr. Außerdem hat der Ausschuß zwei Ent- Gliehungen angenommen. Die erste ersucht die Regierung ie Bestrebungen des Ruhrvereins zur Schiffbarmachung der Ruhr auf das -tatkräftigste zu unterstüßen. Die zweite Ent- chließung fordert, daß die bei der Bauverwaltung beschäftigten ohnangestellten höherer Ordnung, besonders die zahlreichen echniker, die 20 und mehr Jahre im Staatsdienst bescäftigt

und deren Beibehaltung erforderlich ist, baldigst in plan- | __ Wäßige Stellen überführt werden sollen.

eilbetrag statt 100 000 }

| _Abg. Dr. von Kri es (D. Nat.): Der Etaî erscheint in diesem Umfang zum leßten Male, da am 1. April 1921 die Wasserbau- permartuag a das Reich übergeht. Meine politischen Freunde stehen

auf dem Standpunkt, daß die égeitbi wi auf den

1

| 1 l i Wa enen des Reiches in dem Sinne ausgeübt wird, der den Znteresjen Preußens entspricht. Jch würde dankbar a für eine Erklärung Ler Regierung, daß der Mittellandkanal so ausgeführt wird, wie es dieses Haus hier beschlossen hat. Ein Rest der Wasserbauverwal- tung bleibt ja in preußishen Händen, soweit die nicht 4 aren Wa er ltraben in Frage kommen. Hier bitte ich, die Interessen der Fischerei zu berücksihtigen. Jn den Kommissionsberatungen haben wir erfreulicherweise feststellen Fönnen, daß die Wasserbau- verwaltung im allgemeinen es verstanden hat, ein erfreuliches Ver- hältnis zu ihren Arbeitern herzustellen und allmählih zu einem ewissen Akkordsystem überzugehen, das wir nah Ansiht meiner reunde unter den gegenwartigen Wirtschaftsverhältnissen dringend brauchen. Im Baugewerbe herrscht zurzeit große Arbeitslosigkeit; es bleibt zu erwägen, ob man nicht wenigstens die angefangenen Bauten zu Ende führen sollte. Ueber die Erfahrungen mit der sparsamen Bauwei)e, mit den Lehmbauten, wäre eine Denkschrift wünschenswert. Die Reichspostverwaltung hat Krastfahrlinien ein- gerichtet, aber auch die Provinzialverbände betreiben \solhe. Es ollen Verhandlungen \chweben, um die aus dieser Konkurrenz ent- tehenden Schäden zu beseitigen. Wir wären der Regierung außer- ordentlih dankbar, wenn sie uns etwas über das Ergebnis dieser O not mitteilen wollte. Der Redner befürwortet dann einen von Deutschnationalen Partei eingebrachten Anirag, der die Staatsregierung ersucht, den Antrag der Direktion der Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn auf Genehmigung der Betriebs- einstellung der Bahnlinie Schalksmühle—Halver im Interesse der Ge- meinde, der Industrie und der eere schwer bedrohten Arbeiter- haft abzulehnen. Der Redner |chließt mit den Worten: Meine politishen Freunde sehen mit einem gewissen Bedauern, daß der Etat in. diesem Jahre zum leßten Male in diesem Umfang erscheint. Wir haben den Beamten zu danken für ihre treue hingebende Arbeit E Wohl des Vaterlandes, und ih möchte die Hoffnung ausdrüdcken, daß in Zukunft es den vom Reich übernommenen Beamten gelingen möôge, auch in der Reichsbauverwaltung die preubi en Wirtscha\ts- R ebenso Trâftig zu wahren wie bisher. (Lebhafter Beifall rechts. bg. Garni (D. V.): Die Techniker in der Verwaltu erkennen an, daß der Grundsaß der Gleichberehtigung hinsichtli der Besoldungs- und Anstellungsverhältnisse durch die neuen Be- soldungsgeseße im allgemeinen durchgeführt ist, sie führen aber be- rehtigte Klage darüber, daß sich an ihrer sonstigen Stellung, be- sonders an ihrer V Od unter Leitung administrativ vor- e Beamter nichts geändert hat. Nach wie vor bleibt die lage, daß die technischen Kräfte, die gerade die Privatindustrie mit so großem Crfolge zu würdagen versteht, im Staatsdienst viel- ach (eradezu verkümmern müssen. Auch die Beförderungsverhältnisse ind sür die Techniker immer noch ungünstiger als für die anderen Beamten, die Gleichstellung ist nur theoretisch. Der Volksvertretung s größere Klarheit über die P grenzung der Ressorts gegeben werden, und wenigstens der neue Landtag müßte baldmöglichst nach einem Zusammentritt Organisationspläne vorgelegt bekommen, in denen die Abgrenzung der Zuständigkeit und die allgemeine Ver- teilung der Geschäfte übersihtlich dargestellt wird. Dabei wird auf eine mögliche Zusammenfaässung der gene in den i Ti verteilten aber an sih gehörenden . Arbeiten Bedacht zu nehmen sein. NMNedner bezieht f auf die von Es irtschasts- verbänden z. B. auf die vom Reichsbund der deutschen Techniker in dieser Hinsicht gefaßten Entschließungen und bringt hierau Einzelwünshe von Beamten der Wasserbauverwaltung vor bezügli Uebernahme in den Reichsdienst. Mit dem Antrag der Deutsch- nationalen erflärl \sich Redner einverstanden und befürwortet seiner- seits einen Antrag, betreffend Einstellung von Mitteln in den Haus- halt für 1921 zur Verbesserung der Vorflut an der oberen und mittleren Dder und zum Ausbau der unteren Oder, der Schließung der offenen Stelle bei Schivedt und Ausbau der Oder von Naduhn bis Küstrin. Mit aufrihtigem Bedauern nehmen wir bei der demnä stigen Veber- führung unseres Wasserstraßenwesens an das Reich Abschied von einer Tätigkeit des preußishen Staates auf einem Gebiel, wo er in un- ermüdliber Tätigkeit große wirt haftlihe Leistungen vollbracht hat. (Zustimmun A Unser aufrichtiger Dank gilt allen Beamten der preußischen Wa erbauverwaltung für ihre treue, gene Arbeit und für thre E Leistungen. Möge der Ausbau der künf- tigen Reichswasserstraßen erfolgreih fortshreiten, und mögen dann die auf das g übernommenen Beamten die Intere en des preu- a fie ahkundig vertreten und fördern. (Beifall rechts.) g Nößler (Soz.): Der Flußlauf des Pregels ist von JInster- burg ab zum großen Teil L versandet, und das n u agrarishem Interesse. Er muß nah dem dringenden Wunsche der dortigen Bewohner wieder schiffbar gemaht und auch dieser Flußlauf dem Reiche überwiesen werden. Auch in een hat man, als infolge der Abtretungen die Verminderung der Beamtenschaft not- wendig wurde, die Juristen O und die Techniker abgeschafft; auth hier eigt s die ungerechte Bevorzugung der Juristen und das Weiterwuchern des Assessorismus. Der Etatsansaß von 140 000 009 für Erdarbeiten ist bei. dem heutigen Stande des Geldwertes viel H gering damit kann man große Unternehmungen, wie die Durch- ührung des Mittellandkanals, die Oderregulierung usw., nit fördern. Wenn man die O produktive Erwerbslosenfürsorge auh auf diese Kanal- und Erdarbeiten ausdehnt, beschreitet man einen falschen Weg, der lediglih zur Lohndrüerei führen und die wirtscafilidten Kämwpfe verschärfen muß. Die Tarifverträge werden dadur illusorisch gemaht. Der Bauarbeiterverband hat bereits dagegen Stellung ge- nommen, wir warnen die Regierung, diesen Weg zu beschreiten. Die E Löhne im Baugewerbe sind ohnehin niht eiwa zu hoch, sie sind im Gegenteil hinter denen in der Metall-, Holz- und Textil- industrie zurückgeblieben. Die Unternehmer im Baugewerbe führen Beschwerde darüber, daß die Regierung die [R Baubetriebe fo bevorzuge, daß das private ante onkurrenzunfähig werde. Die Bauarbeiter haben mit der Begründung des Verbandes der sczialisierten Baubetriebe E angestrebt, die Bauten zu verbilligen, und die Regierung hätte, alle Ursache, die Bestrebungen des Verbandes zu unterstüßen. Jn Berlin und in Köln sind von ihm bereits solide ausgeführte Bauten errichtet, und die Erbauer E dabei auf ihre NeGnuna gekommen, ebenso wird in Breslau und in Hamburg vor- gegangen.

Abg. Paul Hoffmann (U. Soz.): Auh wir unterstüßen alle Bestrebungen für den Ausbau der Wasserstraßen. Doch darf die Arbeitslosigkeit niht dazu benußt werden, um von Staats wegen die Löhne zu drücken. Die Akkordarbeit und das v iee! Y lehnen wir ab, beide sind bloß Mittel, um die Arbeitskraft auf das äußerste auszunußen. Durch die NRegiearbeit können große Ersparnisse herbei- geführt werden, das haben wir beim Schleppbetrieb erfahren. Aber au der Staat darf niht etwa Arbeiten in eigener Regie ausführen, um damit auf die Lohne zu drücken. Die Unfallgefahr für die Arbeiter- {aft wird immer größer, die Morin werden vielfah gar e beachtet. Die Regierung tut keineswegs, was in ihrer Macht steht, um die Bautätigkeit zu heben; in einem Falle in einem Vor- ort in Berlin hat sie aus formalen Gründen Schwierigkeiten gemacht und damit gerade eine mung der Bautätigkeit herbeigeführt. Gegen den BVaustoffwucher muß mit aller Energie angekämpft werden. Um dem Wohnungsmangel abzuhelfen, müssen au Visecnen und andere Staatsgebäude, auch das Berliner loß, mehr ls bisher herangezogen werden. Geschieht nicht bald Dur gee ndes, so muß und wird die Arbeiterschaft zur Selbsthilfe ere it dem Ucber- gang der Wasserstraßen auf das Reich ist wenigstens der N üchtigen PSen unkerpolitik ein Ende gemaht worden. Die Zahl ber

rbeitslosen in Deutschland i} zurzeit 3 Millionen. Wir kommen aus dieser Misere erst heraus, wenn die Arbeitershaft die Pro- duktion selbst in die Hand nimmt. j Um 514 Uhr erfolgt Verta i auf Dienstag, 11 Uhr.

(Dritte Lesung der Verfassung, Fortseßung der Etatberatung.)

E R

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten nnd Absperrungs- maßregeln.

Dem Reichsgesundheitsamt ist das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche vom Shlachtviehhof in Leipzig am 26. No- vember 1920 gemeldet worden.

Gefundheitsstand undGangderVolkskrankheiten.

Nach den „Veröffentlihungen des Neichsgesundheitsamts“ B Ne 47 vom 24 November 1920.)

Fledckfieber.

Deutsches Reth. Jn der Woche vom 14. bis 20. No- vember wurden 5 Erkrankungen festgestellt, und zwar in Prostken Ss E E Allenstein) 4 und in Pa rchim (Mecklenburg-

werin) 1.

Nachträglich wurden noch mitgeteilt für die Woche vom 24. bis 30. Oftober 2 Erkrankungen im Baxa@mlage A r y s (Kreis Johannis- burg, Reg.-Bez. Allenstein); vom 7. bis 13, November 1 Grkrankung in Königsberg i. Pr. 9

Genidckstarre.

Preußen. In der Woche vom 7. bis 13. November wurden 12 Erkrankungen gemeldet in folgenden Negierungsbezirken a Kreisen]: Aachen 1 [Aachen Städt], Düsseldorf 1 [Ham- orn], K s6sli.n 1 {Stolp Stadt}, Magdeburg 7 [Wanzleben], M iuden 1 [Büren], Stralsund 1 [Grimmen]. __ Schwei & Vom 31. Oktober bis 6. November 1 Erkrankung im Kanton Zür i ch.

Spinale Kinderlähmung.

Schweiz. Vom 31. Oktober bis 6. November 7 Eckrankungen, und zwar in den Kantonen Zürih 2 davon in der Stadt A 1 —, Bern 2 davon in der Stadt Bern 1 —, St.

allen, Waadt und Neuenburg je 1.

Nuhr.

Preußen. In der Woche vom 7. bis 13. Noventber wurden 33 Crfkrankfungen {und 11 Todesfälle) angezeigt in folgenden Ne - Ege T eE [und Kreisen]: A llen stein 1 (1) [Ortels- ura, Arnsberg 6 (5) [Dortmund Stadt (2), Dortmund Land 1 (2), Hörde Stadt (1), Hörde Land 4, Jferlohn Land 1], Breslau 1 [Militsh], Cassel 3 (9) [-Homberg, Melsungen je 1 (1), Wolfhagen 1], Düsseldorf 4 (1) [Barmen 1 (1), Essen Stadt 2, Mülheim a. d. R. 1], Frankfurt 2 [Landsber

i a. W. Stadt, Soldin f 1], Köln 2 [Köln Stadt], Minden j [Halle

i. W.] Münster 4 [Necklinghausen Stadt, NRedcklinghausen Land je 2], Stade 1 [Zeven], Stettin 4 (2) [Stettin], Trier l [Merzig}, Wiesbaden s [Frankfurt a. M. 2, Wiesbaden Land 1]; nachträglich für die Woche vom 31. Oktober bis 6. November: Oppeln 10 Beuthen Land 2, Hindenburg 1, Kattowiz Stadt 3, Kattowiß Land 2, Groß Strehliz, Tarnowiß je 1], Schneide- mühl 1 [Deutsch Krone].

Verschiedene Krankheiten in der Woche vom 7. bis 13. November 1920.

_PodLen: Glasgow 1 Todesfall; Varizellen: Nürnberg 11, Wien 17 Erkrankungen; Tollwut: Reg.-Bez. Düsseldorf 1 Er- krankung; Bißverleßungen durch tollwutverdächtige Tiere: Neg.-Bez. Köslin 1; Influenza: Berlin 6, Breslau 4,

alle a. S. 2, Regensburg, Birmingham je 1, Edinburg, 5lasgow, Liverpool je 2, London 9 Todesfälle; Neg.-Be- zirke Koblenz (Vorwoche) 1, Düsseldorf 4, in Nürnberg 22, Hessen, Budapest je 2, Kopenhagen 44, Prag und Vororte, Stockholm je 1 Erkrankungen; Genidckstarre*): 2 niederlän- dische Orte (24. bis 30. Oktober) je 1, Prag und Vororte 2 Exr- krankungen; Ruhr: Budapest 7, Prag und Vororte 2, Wien 8 Todesfälle, Budapest 83, Prag und Vororte 14, Wien 21 Er frankfungen; Malaria: Prag und Vororte 1 Todesfall, Neg. - Bez. Aurih_ 2, Prag und Vororte 1 Erkran- kungen; Kräße: Kopenhagen 197 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen ist an Diphtherie und Krupp gestorben in Elbing, Hamm Erkrankungen wurden an- gezeigt in Berlin 201, Breslau 35, Hamburg 57, Amsterdam 38, Kopenhagen 109, Stockholm 25, Wien 31. Ferner wurden Er- frantungen ermittelt an Scharlach in Berlin 115, Hamburg 46, Amsterdam 20, Budapest 53, Kopenhagen 110, Rotterdam (24. bis 30. Oktober) 29, Wien 83; an Masern und Röteln in Nürn- berg 87, Hamburg 24, Budapest 38; an Typhus in Meck&lenbura- Schwerin 28, Budapest 27, Wien 21. N

*) Der in der Woche vom 17. bis 23. Oktober aus Braunschweig gemeldete Todesfall hat sih nit als Genickstarre erwiesen. i

Verkehrswesen. Die Dreiies der badischen Regierung teilt mit:

Unter der Leitung des Neichsverkehrêministers Groener fand gestern in der Generaldireftion Karlsruhe die Grste Allgemeine Technische Tagung der Reihseisenbabhnen mit den lnphuiie des maschinentechnishen Dienstes der Zweigstellen der Seneraldirektion und der CEisenbahndirektionen der Reichs- eisenbahnen statt, um über die allgemeinen Richtlinien für die Entwicklung der maschinentechnishen Frage zu beraten und die Maßnahifen für die Hebung der Leistungsfähigkeit und Wirtscha{tlichkeit des Maschinendienstes festzulegen. Jin besonderen wurden die Personalverhältnisse, die Ausnüßung der Lokomotiven sowie der Materialverbrauh im Zugdienst einer eingehenden Prüfung unterzogen. Auf dem Gebiet des Werkstättenwesens stand die Dur(- führung der Arbeiten und die tehnische Aufsiht zur Beratung Gs herrscht Einmütigkeit darüber, daß die feit dem Frübjabr in aufsteigender Linie si bewegenden Leistungen der Werk. tätten S einer erbhebliheren Steigerung edürfen. Jm ufe der Debatte wurde möglichst einfahe Konstruktion der Lokomotiven und die Beseitigung der vielen Typen dringend gefordert. Die Materialversorgung der Werkstätten, über die von der Arbeiterschaft mancherlei Klagen laut geworden waren, sowie die Verwendung der Altstoffe und Feuerungsrückstände wurden lebhaft erörtert. er Neichsverkehrsminister mahte noch Mitteilung vou seiner Absicht, der Negierung und dem Parlament die Schaffung einer Stelle eines technischen Staatssekretärs bei den Eisenbahn: abteilungen des Neichsverkehrsministeriuums für den Haushalt 1921 vorzuschlagen.

Der Weltpostikongreß hat den von der Kommission für den Postpaketdienst beschlossenen Tarif mit geringfügigen erungen angenommen.

Aeronautishes8 Observatorium. Lindenberg, Kr. Beeskow. 29. November 1920. Drachenaufstieg von 6 a bis 6} a. 7 Rel R ati e Wi d Seehöhe | Luftdruck| Temperatur C0 rèdila d

Feudtig- oben t teil m mm y unten A

122 | 757,1 T 840 690 |[— 13 60 1/g bededckt. Reif. Sicht: 8 km.

rat S eer Ar e E