1829 / 69 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 10 Mar 1829 18:00:01 GMT) scan diff

¡Jn den lebtenTagen des verflossenen Monats exhielt die Pforte von dem Seraskier von Rumelien (jeßbigem Groß -

Vezier) die Nachricht, daß durch die von ihm getroffenen Vor- |

fehrungen den Fortschritten der Jnsurgenten, unter Anfüh- rung des Demetrius Ypsilanti, ein Ziel geseßt, ihre zerstreu- ten Corps durch Mahmud - Pascha und Omer -Pascha von Negropont in verschiedenen Gefechten geschlagen, qus Livadia, Petra und andern Orten vertrieben, und eine bedeutende Strecke weit verfolgt worden seyen. Zu gleicher Zeit soll der

Pforte aus dew Hauptquartier von Schumla die Nachricht ‘von einem durch ihre Truppen, unter Anführung Halil - und

Jbrahim Pascha’s, auf das Dorf Tschamurlu, eine Stunde von Basardschif, unternommenen Ueberfall zugekommen seyn,

- worüber jedoch bis jeßt noch nihts Näheres bekannt gemacht

worden ist.‘

„„Am 7ten d. M. hat sich der Sultan, ganz unerwartet mit mehreren Personen seines Hofstaats, an Bord des, im vorigen Jahre von der Pforte angekauften Dampfschiffes, nach dem Meer von Marmora eingeschifft; ein Ereigniß, welches um so mehr Aufsehen erregte, als seit länger als

einem Jahrhunderte keiner seiner Vorfahren sich so weit von

der Residenz entfernt hatte. Da verlautete, daß nur für 6

Tage Lebensmittel mitgenommen worden, so glaubt man, daß

Se. Hoheit bis nächsten Freitag (13ten) zum dffentlichen

Besuch der Moschee wiedor nah der Hauptstadt zurückkehren werde. : l

¡Da keine Hoffnung vorhanden zu seyn scheint, die Rusf-

sische Blokade der Dardanellen aufgehoben zu sehen, so hat

die Pforte Befehl zur Ausladung der in Smyrna mit Ge-

treide eingelaufenen Kauffahrer, und zum Tränsport dieses

Getreides, mittels Kameelen zu Lande bis ans Meer von

Marmora, ertheilt. Eigentlicher Mangel ‘an Getreide hat

Ach ín der Hauptstadt noch nicht verspüren lassen, doch ist

die Qualität der geringeren Brod-Gattungen bedeutend schlech-' xer geworden. “/

„Aus Smyrna erfährt man, daß es dom Kaiserl. Kd- nigl. Escadre-Commandanten, Contre-Admiral, Grafen von. «Dandolo, während seines Aufenthaltes zu Aegina, wohin er in den ersten Tagen des Decembers sich begeben hatte, ge- lungen war, die Zurückgabe der im November vorigen Jah- res von Griechischen Sor sab widerrechtlich aufgebrachten Hesterreichischen, Toskanifchen und Neapolitanischen Schiffe und Ladungen, oder vollständige Entschädigung für den nicht mehr in natura vorhändenen Theil der Lebteren, mittels Er- legung der baaren Summe von 87,000 Spanischen Piastern, zu erwirken; ein Resultat, welches auf die Schifffahrt und den Handel der Neutralen allgemein den günstigsten Eindruck gemacht hat.‘ : :

„Der ehemalige Groß-Vezier und nachherige Statthalter von Erzerum ein Posten, von dem er im Laufe des ver- flossenen Jahres enthoben wurde ist bald nach seiner An- funft in Balikesri, das ihm zum Ruhe - Aufenthalte ange- wiesen war, in dem Alter von 63 Jahren mit Tode ab- gegangen.‘ : BESE

Der Hamburger Correspondent meldet in einem Schreiben aus Bucharest, vom 14. Februar: |

„Alle Augenblicke erwarten wir hier die Nachricht von einem Angriffe der Russischen Truppen auf Giurgewo, zu welchem Zivecke zwei Brigaden Befehl erhalcen, unverzüglich ihren Marsch dahin anzutreten. “/ e ;

„„Es heißt hier, Se. K. Hoheit der Großfúrst Michael würden nächstens in Jassy erwartet. “/

„„Die Türkische Besaßung von Turno, welche befannt- ih capitulirte/ hat verlangt, nach Nifkopolis abgeführt zu werden. Der Beschli- Aga, Ahmed Bei, soll von Tschapan Oglu wegen seines Benehmens zur Verantwortung gezogel worden seyn. ‘‘ |

Dasselbe Blatt enthält folgendes Schreiben aus Triest, vom 19. Februar: ¡Nachrichten aus Skutari vom iZten d. M. melden, der Sultan habe den dortigen Pascha fúr cinen Rebellen erklärt, in Folge dessen daselbs die größte Bestürzung herrschte. Als Ursache diejer Maaßregel giebt man allgemein an, daß der Pascha dem oftmals wiederhol-

ten Befehle des Sultans, an die Donau vorzurüetr, hi hêr nicht Folge geleistet habe.“ :

Der Núrnberger Friedens- und Kriegs- Co

rier meldet in einem Privat-Schreiben von der Mo ldayj schen Gränze vom 16. Febr. Nachstehendes:

„Man“ ist in Jassy auf das eifrigste mit den Vork rungen für den bevorstehenden Feldzug beschäftigt, an mw chem man nicht mehr im geringsten zweifelt , "obschon s úber -das Beginnen von ausgedehnten Operationen bei j noch immer sehr strengen Kälte noch nihts Sicheres bestin men läßt. Eine große Menge Rekruten. zog in den lebt, Wochen durch diese Stadt, um die Corps in- der Wallach und namentlich jenes des Generals Geismar vollzählig zu m chen, woraus mit vieler Wahrscheinlichkeit zu schließen is daß die Unternehmungen in dieser Gegend von der klein Wallachei aus beginnen, und, wie man vermuthet, sich au gegen Servien ausdehnen werden. “/ :

„Eine diplomatische Person versichert, daß alle Wah

scheinlihkeit zu friedliher Beilegung der obwaltenden Stri fragen verschwunden sey, und daß der Reis -Effendi dy Französischen Agenten Jaubert nach langem vergeblichen \) terhandéln zuleßt ganz faltblütig erflärt habe, die Gesandt sollten zuerst auf ihre Posten zurückkehren, alsdann wolle m die Vorschläge der Europäischen Mächte in- Ueberlegung j

hen. Eben so hartnäckig zeigte sich die Pforte bei der weg

Auswechselung der Gefangenen eingeleiteten Unterhandlu indem sie nicht Mann gegen Mann ausgeliefert wissen woll sondern den Austausch der Gesammtzahl von beiläufig 30,0 Túrken gegen kaum 5000 Russen begehrte.‘ 1 „Man spricht von einem ehestens zu erwartenden se energischen Ferman des Großherrn, worin er erflärt, es 1 jeder Macht aufzunehmen, welche ihm das Recht strei machen wolle, die Angelegenheiten seines Landes nach’ eis

nem Gutdünken zu schlihten, und in welchem er alle We ents abgefêrtigt, um die Dörfer von dem Feinde zu säu-

zum Richter aufruft, ob die Europäischen Mächte das Rel hâtten, über die unter der Oberherrschaft Seiner Hoheit s

henden Länder Tractate abzuschließen und sonstige belieh

Verfügungen rücksichtlih der Gränzen derselben zu treffet

„Bei solchen Ansichten der Pforte ist es nicht mehr z1 felhaft, daß die Feindseligkeiten bei Wiederkehr- der bese Jahreszeit mit den ausgedehnteften Anstrengungen von beil Seiten sich erneuern werden. ‘/.

„Nach schrift. So eben verbreitet sich das Ger! von der Gefangennehmung des wegen seiner Kühnheit al mein gefürchteten Tschapan -ODglu; indessen will Niem recht- daran glauben. ‘“‘ t ' -

Königlihe Schauspiele. Montag, 9. März. Im Schauspielhause: Das Ki chen von Heilbronn, großes Ritter-Schauspiel in 5 Abth mit einem Vorspiel, genannt: Das heimliche Gericht, | H. von Kleist.

Königsstädtsches Theater. Montag, 9+ März. Zum Erstenmale wiederholt: 2 Schiffbruch, oder: Die Erben, Lustspiel in 1 Aft, von A von Steigentesch. Hierauf, auf Begehren , zum Ersten wiederholt : Die unmögliche Heirath, Lustspiel in 2 A nach dem Französischen, von Louis Angely. Zum Be) auf Begehren: Hähnchen auf dem Spandauer Markt.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 3. Mirz.- Oesterr. SpCt. Metalliq. 933. Bank-Actien 1335. Loos 100 FI. 196]. Part. Oblig. 378. Russ. Engl. Anl. 874. Russ Hamb. Cert. 85#- i

Hamburg, 6.-März. Oesterr. S5pCent. Metalliques 97. Bank-Actien pr. ult Russ. Engl. Anl. 915. Russ. Anl. Hamb. Cert. 863.

VV ien, 2. März.

5pCt. Metall. 973. Bank-Actien 1096.

Neueste Bdrféen+ N Gren

Frankfurt a. M., 5. März. Oesterr. 53 Metalliq Paris, 2. März. 3pCtige Rente 77 Fr.; 5pCtige

Rente 110 Fr. 60 Cent. h

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DZedruckt hei A. W. Hayn.

Redacteur F oh n, Mitredacteur Co

me C Tor H N enter Schlüsselburg und Ladoga, dem 9ten und 10ten

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Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

V 69.

Zeitungs-Nachrichten. | Nud la n-d;

Nachrichten vom Kriegs-Schauplag6e. Die St. Petersburgischen i E Mittheilungen, i \ch Zeitungen enthalten hrichten von der Armee in der Türkei 11,12 Un 10, (T0, 24. Ub A Cie A8 „Der General-Feldmarschall Graf Wittgenstein berichtet Folge des Rapportes von dem General der Jnfan- ie, Roth, Commandirenden der Truppen in Bulgarien r das vollfommene Gelingen der Recognoscirungen , die 1 11, und 12, (23. und 24.) Januar in der Umgegend von azardschif vorgenommen worden sind. ‘/ N „Der General-Lieutenant Rüdiger hatte zwei Detasche-

n, die unsern Vorposten nah Schutnla und Silistria hi 1âchst liegen. Der Oberst - Lieutenant Patton, E Ae Bataillon des ihm anvertrauten Z35stén Jäger-Regitnents d 50 Kosaken, am 11. (23.) Januar, aus Uschenly über ifioi, noch 7 Werst weiter bis nahe von Offi vorge- it war, wurde von 1500 feindlichen Reitern umzingelt. smirte sogleih ein Vietèck, warf .die Türken, und trieb cidlich mit den Bajonetten ‘in die Flucht, nachdem er ein stündiges hartnäckiges Treffen bestanden hatte. Einen be- tenden Verlust auf Seiten des uns an Zahl überlegenen des erfauften wir mit einer Einbuße von 13 Todten d49 Verwundeten. Nachdem der Oberst Patton den Feind teut hatte, fehrte er, am folgenden Tage, mit seinem S g zurück. ‘/ „Der Obri yfow, der mit einem Bataillon des il, ertrauten Z6sten Jäger - Bataillons und 50 Kosaken, cth (23.) Januar, das Dorf Kujutschuck erreichte, beseßte iges nach cinem furzen Widerstande der Einwohner ohne igen Verlust seinerseits, hob dort drei Türken auf, und deutete 100 Stück Hornvieh. Da er jedoch erfuhr, daß in istsha ein starkes feindliches Detaschement stehe, so kehrte 1 folgenden Tage, über die Dörfer Tschelibikiai, Kara- und Denikler, zurück.“ „Auch von Prawóödi aus wurde eine Recognoscirung ge- den Feind unternommen. Der Generalmajor Kupriano1o te von dort, am 12. (24.) Januar, mit dem 2Wsten und en Jäger - Regimente, 75 Kosaken Und 2 Kanonen aus gelangte über Kerowno und Rowno nach Nino, wo ihm ütten und 180 Stück Vieh in die Hände fielen. Die )igen Wege und die üble Witterung verstatteten dem De- U R U S und der Generalmajor / ‘ehrte am folgenden Tage, o j y | Prawddl zue g ge, ohne allen Verlust, Das Türkische Heer erschöpft sich zusehends durch die he Fahreszeit, durch Krankheiten und den zunehmenden ngel aller Bedürfnisse.‘ sführlihere Beschreibung der Einnahme der D - : Festung Kale. ns der General von der Infanterie Graf Langeron die wendigkeit cinsah, die Festungen Kale und Turno , zur p estellung des benachbarten Theiles der Wallachei, in A nehmen, so trug er die Ausführung dieses Planes i eneral-Major Malinowsfi auf. Das ungestüme Wet- U Schnee und der heftige Cisgang auf der Deo- î I NMiggete als kecke Unternehmen... Entschlossen, a ale anzugreifen, dessen Bezwingung auch die Ein- [ie von Turno erleichtern konnte, rückten die General - ore Malinowsfki und Herrmann, am 13. (25.)- Januar Tagesanbruch, mit sieben Bataillonen der Jufanterie -

Berlin, Dienstag den 1g0ten Máäárz

1829.

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ner-Regimentes, 100 Kosaken und 20 Ka j Mauern der Festung, ohte von dem Feinde bemerée 16 Hte E Der General-Major Malinowsfki drang mit drei Co- onnen, die rechte commandirt von dem Obersten Ossipow, or linfe von dem Oberst-Lieutenant Tschaikowski, die mitt- ere von dem Major Seleßki in den Graben, während er zugleich dem Oberst-Lieutenant Wyschkowski Befehl gab, mit dem Iten Jäger - Regiment die befestigten Vorstädte von Turno zu attafiren. Unsere kühnen Krieger stúrmten mit Hülfe der Leitern und ihrer Flinten, die sie mit den Bajonetten in den Wall pfählten, im Nu, durh die Schießscharten von allen Seiten in die Festung, ohne si an des Feindes verzweifelte Gegenwehr zu kehren. Die Türken fuhren fort sich noch in den Häusern hartnäckig zu vertheidigen. Ueber 300 fielen unter den Bajonnetten; Jbrahim, Pascha von 2 Roßschweifen, Toptschi Pascha, viele Officicre und 360 Tür- fen, die sih in der Moschee verborgen hielten, ergaben si{ch kriegsgefangen. 6 Fahnen, 34 Känonen und eine Menge Munition gerieth in die Hände der Sieger. “/

¡¡Tschapan-Oglu sandte aus Nifopolis zum Entsase für Kale S UAHIE ES C Gri as geschlagen wurden.“

¡ZU gleicher Zeit bemeisterte sich der Oberst - Lie Wyschkowsfki mit dem 39s]ten Jäger-Regimente, bie Vorstädte von ‘Turno, die ér den Flammen preis gab, während die hartnäcfig sih wehrenden Túrken theils geschlagen rwourden theils in die Festung ‘entfäaméên. Gegen Abend versuchten L, Ee S ag ads aus derselben, und wurden von

Moskowischen Dragoner-Regi s i en Fahne T N goner-Regimente geworfen, das ihnen

¡„Segenwärtig hält der General-Adjutant eis; mar die Festung Lurno in enger Blokade, Tit Mer Cents nifation zwischen ihr und dem rechten Donau-Ufer ist durch Errichtung einer Ufer-Redoute völlig abgeschnitten.

Nachrichten von der Donau-Armee vom 31. Januar (12. Februar).

Der General-Feldmarschall Graf Wittgenstein berichtet zufolge eines von dem General von der Jnfanterie Grafen Langeron erhaltenen Rapports vom 31. Januar (12. Febr.) daß die Festung Turno sih, am Z0sten desselben Monates (11. Februar), unsern Waffen unterworfen habe. Als der Graf Langeron vor selbiger am 26sten (7. Febr.) anlangte fand er sie von aller Verbindung mit dem reten Donau- Ufer vôllig abgeschnitten , eine Folge der wohlüberlegtèn An- Ab go e S N Baron Geivftian, der sie edouten geschickt umgèbe [omit i ‘be- Mltéc ite ges geben und somit ihren Fall vorbe- Fünf Fahnen und 44 Kanonen sind die Trophäen die- ser neuen Waffenthat, die um so wichtiger erscheint, da sie uns einen festen Punft an der Donau gewährt und die Ruhe ín der westlichen Wallachei völlig sichert. Der Festungs- Commandant Achmet-Aga mit seiner Parthei hat sich dem hohen Schuße Sr. Majestät des Kaisers ergeben. Die tapfern Truppen der 5ten Jnfanterié-Division ha- ben abermals Proben ihres Heldenmuthes abgelegt. Troßend einer Kälte von 14 Graden, und wiewohl ein tiefer Schnee jede freiere Bewegung erschwerte, brannte das ganze Deta- schement vor- Ungeduld, die Festung zu stürmen ; der General Graf Langeron aber, der ihrer Unterwerfung, ohne alle Opfer gewiß war, willfahrte diesem Begehren nicht, und die Ein- nahme der Festung geschah ohne Blutvergießen. _ Als der Graf Langeron den Jnfanterie - Regimentern Schlüsselburg und Ladoga für die Eroberung der Festung Kale den Dank erstattete, und die Absicht äußerte, sie von frischen Truppen ablôsen zu lassen, erklärten sie einmüthig den Wunsch, die Festung, die sie genommen hatten, auch

Jäger - Regimente, 4 Esfadronen des Moskowischen Drago-

selbst zu beshüßen. Außer der {hon erwähnten Kriegsbeute

anat: tp irie ama