1874 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 03 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Mitglieder von 5 Gulden auf 12 Mark (7 Gulden) und ge- währt den Abgeordneten der Stadt Karlsruhe, die bisher gar keine Diäten bezogen, 6 Mark.

Schwarzburg-Nudolstadt. RuHolstadt, 1. Iafuar. Das neueste Stück der Ges ez-Samwlung bringt das mit dem Landtage vereinbarte Gesetz, betreffend die Feststellung des Prozentsaßes für die zu erhebende Grund- und Gebäude- fteuer.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 1. Januar. Die Kai- \erin wird zum Besuche der Erzherzogin Gisela am 20. d. M. in Begleitung eines kleinen Hofstaates mittelst Separatzuges von Wien abreisen und bis zum 14. oder 15. Februar in München verweilen. Erzherzogin Marie Valerie wird mit ihrem Hof- staate bis zur Rückkunft der Kaiserin in Ofen wohnen. Der Aufenthalt des Hofes in Ofen dürfte sich bis Mitte Februar

trecken. M Agram, 30. Dezember. . In der heutigen Sitzung des Landtages brachte Derenesin einen Gesehentwurf über die Organisation des Septemvirats ein. Zum fünften Abgeord- neten für den ungarishen Reichstag wurde Vrbancfsics gewählt.

Pesth, 2. Januar. Das Konsortium für die neue un- garishe Anleihe wird, wie der „Pesti Naplo“ meldet, au die Ostbahn-Prioritäten übernehmen und soll der Minister-Präsi- dent deshalb nach Wien zu reisen beabsichtigen.

Großbritannien und Jriaud. London, 1. Januar. Der deutsche Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Münster, hat fih in Begleitung seiner Töchter zu einem Besuche des Earls und der Gräfin von Roßlyn nah Skaffington Vale in Leicester- shire begeben. :

Nach dem soeben veröffentlihten amtlihen Ausweise über die Staatseinnahmen während des legten Quartals und des abgelaufenen Jahres betrugen die Gesammteinnahmen während des Jahres 77,712,677 Lstrl. gegen 77,688,920 Lftrl. in 1872, Die Gesammteinnahmen während desselben stellen sich auf 17,765,040 Lftrl. oder 283,678 Ls\trl. mehr als in dem entsprehenden Quartal des Jahres vorher. Zölle, Taxen und Einkommensteuer ergaben danach auf Grund der jüngsten Steuer- erlasse und Reduktionen allerdings eine Abnahme, aber alle anderen Einnahmequellen, namentlih Accise und Stempelgefälle, weisen einen erheblihen Zuwachs auf.

Schweiz. Genf, 2. Ianuar. (W. T. B.) Als die hiesigen }

Altkatholiken gestern von den ihnen überlassenen Kirchen Besiß ergreifen wollten, ist ‘es in der Vorstadt Carouge zu Ruhe- stôrungen gekommen und haben die Ultramontanen unter Leitung eines gewissen Degrange ein Komite eingeseßt, welhes dem Ver- nehmen nach weitere Schritte bei den Bundesbehörden einleiten soll. Der Maire von Carouge hat angebli seine Entlassung eingereiht.

Frankreich. Paris, 1. Januar. Heute fand in Ver- \sailles der große Neujahrsempfang Statt. Vorher hatte Mac Mahon dem Präsidenten der Nationalversammlung, Herrn Buffet, seinen Besuch abgestattet, und zwar in seinem mit zwei Pferden bespannten Galawagen, in welhem er den Schah von Persien bei dessen Aufenthalt in Paris \paziren geführt hatte. Hinter dem Marschall fuhren in drei Wagen die Minister und einige hohe Staatsbeamte. Kürassiere ritten dem Wagen voraus und eine andere Abtheilung dieser Truppe {loß den Zug ab. Präsident Buffet erwiderte um 124 Uhr den Besuch des Präsi- denten Mac Mahon. Dem seinigen fuhr ein Wagen voraus, in welchem fih die ersten Huissiers der Nationalversammlnng be- fanden. Dann kam eine Abtheilung Dragoner. An den beiden Seiten seines Wagens ritten zwei Dragoner-Hauptleute. Hinter dem Buffetschen Wagen kamen dann wieder Dragoner. Hierauf folgten vier Wagen mit den übrigen Mitgliedern des Vorstandes der Nationalversammlung, und eine weitere Abtheilung Dragoner sprengte hinter dem Buffetshen Zug her. Das Publikum vor dem präfidentschaftlihen Palais wurde von Polizei-Agenten in Ordnung gehalten. In dem fogenannten „Cour d’honneur“ be- fanden sich Gensd'armen, um Spalier zu bilden. Nach dem Präsidenten Buffet empfing der Marshall Mac Mahon die De- putirten, die sich aber nur in geringer Zahl einfanden. Als- dann wurden die Versailler Behörden, den Bischof von Versailles an der Spitze, empfangen. Dieselben wurden, wie au die übrigen hohen Personen, die sich zum Empfang ein- gefunden, von dem „Introducteur des Àmbassadeurs“, Herrn Mallord, vorgestellt. Um 1 Uhr wurde das diplomatishe Corps empfangen. Unter den Mitgliedern desselben ‘bemerkte man den neuen Kardinal Chigi, den deutshen Botschafter Grafen Arnim, der von dem Grafen v. Wesdehlen und dem Major Bülow be- gleitet war, Lord Lyons, den Fürsten Orlow, den türkischen Botschafter und die Gesandten von Persien, Belgien, der Ver- einigten Staaten u. \. w. Nach dem diplomatishen Corps wur- den die hohen Staatsbeamten und die Deputationen der ver- schiedenen Staatskörper empfangen: zucrs| die Unter-Staats- Sekretäre, dann die Deputationen des Staatsrathes, der Ehren- legion, des Kassationshofes, des Rehnungshofes, des obersten Unterrichtsrathes, des Instituts, des Appellationshofes, Gouver- neur und Unter-Gouverneur der Bank von Frankreich, die Depu- tation der Pariser Geistlichkeit, bei welcher aber der Kardinal- Erzbishof von Paris fehlte, die Deputation des Kapitels von Saint Denis, die Deputation der Centralräthe der protestan- tischen Kirche und des Konsistoriums der Israeliten, die übrig:n Pariser Behörden und zuleßt die Generale und sonstigen Offi- ziere der Armee. Um 21/4 Uhr war der Empfang zu Ende.

Die Unterkommission für die Cadres der Armee hat gestern ihre Arbeit über die Zusammensetzung der Ar- tillerie-Regimenter beendet.

Die Zahl der Regimenter wurde auf 38 festgeseßt und werden 19 Brigaden, eine für das Armee - Corps, 18 in Frankreich, 1 in Al- gerien, bilden. Das erste Regiment einer jeden Brigade wird die Divisions - Artillerie liefern; das zweite die des Armee-Corps. Alle Regimenter werden jedo auf gleiche Weise gebildet werden, und jedes derselben besteht aus 8 Feld-Batterien, 2 reitenden Batterien und 2 Batterien {weren Geschüßes, von denen die eine sich im Depot be- findet, 2 Compagnien Train, die bei der Mobilisation verdoppelt wer- den können, im Ganzen also nur 12 Batterien und 2 Compagnien Train. Außerdem wird jedes Regiment 12 Compagnien Artillerie-Arbeiter und 5 Compagnien Feuerwerker haben. Der Stab eines jeden Regiments besteht aus 1 Obersten, 1 Oberst - Lieutenant, 5 Chefs d’escadron (Majors), 1 Major, 2 Adjudants major, 1 Kapitän - Schaßzmeister, 1 Kapitän-Instruktor, 1 Lieutenant für die Kleidung, 1 Lieutenant- Adjunkt des Schaßmeisters. Alle Batterien und Compagnien des Trains haben 1 Kapitän-Kommandant, 1 zweiten Kapitän, 2 Lieute- nants und 1 Adjutant-Unteroffizier; die Arbeiter-Compagnien haben einen dritten Lieutenant ohne Adjutanten; die E E ompaguien haben 4 Offiziere. Jm Falle des Krieges erhält jede Batt.rie einen dritten Lieutenant, welcher der Reserve entnommen wird. Was das erste Regiment einer jeden Brigade anlelangt, so wird der Oberst, 1 Chef d’escadron und 1 Adjutant-Major mit den 4 Feldbatterien der ersten Infanterie-Division; der Oberst-Lieutenant, 1 Chef*d’eccadron,

„und hebt hervor, da

1 Adjutant-Major mit den Feldbatterien der zweiten Infanterie-Division marschiren; 1 Chef d’escadron wird die zwei Batterien à cheval befeh- ligen, die je nach den Bedürfnissen mit der Kavallerie detahirt werden ; der vierte Chef d’es: adron befehligt die in Kriegszeiten verdoppelten Com- pagnien des Trains, welche dem Artilleriepark beigegeben find ; der fünfte Chef d’escadron und der Major leiten den Dienst im Depot. Was das zweite Regiment des Armee-Corps anbelangt, so marschirt dessen Stab mit den Reserven des Corps; die Artillerie zu Pferde kann ganz oder theilweise mit der Kavallerie detachirt werden. Der Oberst wird den Dienst der Batterien leiten, der Oberst-Lieutenant hat den Befehl über den Artillerie-Park des Armee-Corps. Ohne in die Einzelheiten be- treffs der Vertheilung des Trains und der Fußbatterien einzugehen, läßt die Unter-Kommission zu, daß auf die von 4 auf 8 vermehrten Kompagnien des Trains einer jeden Brigade 5 bei dem Armee-Corps mit einer halben Batterie {weren Geschübßes detachirt werden und die 3 übrigen Compagnien des Trains und die 3 halben Batterien s{we- ren Geshüßes im Junern und bei den Belagerungs-Mannschaften ver- wandt werden Tönnen. * Hierbei darf aber niht übersehen werden, daß die Beseßung der festen Pläße hauptsächlich der Artillerie der Terri- torial-Armee zufällt.

Spanien. Madrid, 2. Januar. (W. T. B.) Heute find die Cortes wieder eröffnet worden. Die vom Präfidenten Ca- stelar verlesene Bot\chaft konstatirt zunächst, daß die Regierung die ihr verliehene unbeshränïkte Gewalt mit Umsicht angewendet und die Ordnung überall mit Strenge aufrecht erhalten habe. Die endlihe Unterdrückung des unheilvollen Aufstandes in Cartagena sei in nächster Kürze zu erwarten. Die Lage sei erschwert worden durch die gleichzeitig erfolgte Ver- mehrung und Ausbreitung der Carlistenbanden und die Be- kfämpfung der leßteren habe um \o größere Schwierigkeiten gehabt, als zu derselben die in der Armee eingerissene Un- ordnung und Desorganisation hinzugekommen sel. Bei dem gegenwärtigen Stande dieses Krieges mit den Carlisten müßten alle Partei -Unterschiede verschwinden zur Rettung der erst geschaffenen jungen Republik und des Volkes selber, es müßte vorübergehend auch die Ausübung der bürgerlihen Freiheit noh ferner suspendirt bleiben. Nicht eine Partei-Republik, sondern eine nationale, den Umständen \ich anpafsende republikanische Regierung müsse das Augenmerk Aller sein. Vor Allem bedürfe es aber niht der politischen und parla- mentarishen, sondern der militärishen Hülfsmittel zu Er- reihung dieses Ziels. Deshalb habe die Regierung auch die Re- organisation und die Schaffung einer nationalen Armee fihch an- gelegen sein lassen und das habe zu den Vortheilen und Siegen geführt, die die Armee errungen habe. Aber um mit dem Bürgerkriege ein Ende zu machen, sei es erforderlich, die Regie- rung zux sofortigen Einberufung neuer Reserven und zur Bildung einer Nationalmiliz zu ermächtigen. Die Botschaft \pricht sich bei dieser Veranlaffung lobend über die gute Führung der Frei- willigen-Regimenter aus und erwähnt darauf, daß die Kosten der Kriegführung während der Unterbrehung der Cortessißungen einen Betrag von 400 Millionen Realen erreichten. Castelar geht darauf auf die Reformen über, deren Einführung zunächst als dringend er- \heine und bezeichnet als solche den unentgeltlichen, obligatorischen Schulunterriht und die Abschaffung der Sklaverei in jeder Form sowohl in Spanien wie in den Kolonien. Der Chef der Exekutivgewalt fordert sodann die Ver- sammlung auf, eine L Regierung errichten zu helfen

die auswärtigen Mächte gegen die gegenwärtige republikanishe Regierungsform keine Einwendun- gen mehr erheben würden, sobald dieselbe die nöthigen Garan- tien für die Aufrechterhaltung der Mar v6 und die ungestörte Ausübung des Handels gewähre Caffélar verheißt ferner die Vor- lage der auf die Virginius-Angelegenheit bezüglichen amtlichen Aktenstücke, aus denen sih ergeben werde, daß der Krieg mit den Vereinigten Staaten vermieden sei, ohne daß den Grundsätzen des Völkerrehtes Abbruch geschehen wäre. Ueber den allge- meinen Charakter der gegenwärtigen politishen Lage spricht ih die Botschaft günstig aus, da sihtlich die Drdnung sich mehr und mehr wiederherstelle und das Ansehen der öffentlihen Ge- walten und die Disziplin in der Armee sih befestige. Man könne daher der Hoffnung Raum geben, daß die Periode der Aufstände und bürgerlichen Unruhen geschlossen sei, da das Volk jeßt einsche, daß es durch das allgemeine Stimmreht AUes erreichen, aber durch den Bau’ von Barrikaden nur den Ruin und die Unehre des Vaterlandes herbeiführen werde. Die Bot- schaft \chließt mit einem Aufrufe an alle liberalen Parteien, die progressive Republik auf breitester Grundlage zu errichten und darin alle Kräfte der Gesellschaft zu vereinigen.

General Moriones hat seine Stellungen bci Santona verlassen und nimmt jeßt seinen Marsh auf Bilbao. Die Car- listen haben die Höhen um Castrella beseßt; ein Zusammenstoß scheint bevorzustehen.

Portugal. Lissabon,- 2. Januar. (W. T. B) Heute hat die Eröffnung der Cortes ftattgefunden. In der vom Könige gehaltenen Thronrede wurden die durhweg freund- \chaftlihen Beziehungen der Regierung zu den auswärtigen Mächten erwähnt, sowie die fortschreitende Entwickelung, die das Land bei der herrschenden inneren Ruhe nehme. Auch wird die Erwartung ausgesprochen, daß es gelingen werde, die Staats- ausgaben mit den Staatseinnahmen ins Gleichgewicht zu bringen. Das vorzugsweise freundliche Verhältniß zu der britishen und zu der deutschen Reichsregierung wird besonders hervorgehoben.

Îtalien. Rom, 29. Dezember. Der König hat gestern Morgen den bisherigen französishen Gesandten am hiesigen Hofe Fournier in Privataudienz empfangen.

Die Krankheit der Herzogin von Aosfta soll fih, wie die „Jt. N.“ mittheilen, in leßter Zeit sehr vershlimmert haben.

Türkei. Konstantinopel, 20. Dezember. Am vori- gen Sonnabend wurde der österreichisch - ungarishe Bot- hafter Graf Ludolf von dem Sultan im Palast zu Dolmabagtsche in Privataudienz empfangen. Graf Ludolf war begleitet von dem ersten Dragoman der Botschaft, Koscek.

29. Dezember. Vorgestern starb hier General Schwens- feuer (Rami Pascha), der seit dem Jahre. 1838 als Instructeur (Telemdschi Baschi) der türkischen Artillerie fungirt hat. Die Pforte veranstaltete ihm heute ein feierlihes Leichenbegängniß.

Said Abdul Rahman-el-Zaher, der außerordentliche Ge- sandte des Sultans von Atschin, hat Konstantinopel ver- lassen, um nach Atschin zurückzukehren. Der Hauptzweck seiner Mission war, dem „Levant Herald“ zufolge, die Pforte zu veranlassen, den muselmännishen Staat Atschin als einen Va- sallenftaat der Türkei anzuerkennen. Diese Mission \cheiterte aber. Die Pforte lehnte wiederholt die für die Einwilligung in die Anträge der Atchinesen involvirte Verantwortlichkeit ab, und

der Gesandte wurde vom Sultan nicht empfangen. Aber da

Said Abduï Rahman einer Sherifsfamilie angehört, wurde er mit dem Osrzanie-Orden 2. Klasse dekorirt und nahm ein Hand- \hreiben des Großveziers an seinen Gebieter, den Sultan von Atschin, mit.

2. Januar. (W. T. B.) Die Nachricht von der be-

absihtigten Ernennung des rusfishen Botschafters Ignatieff

zum Botschafter in London entbehrt der Begründung. Dem

Vernehmen nach ist Ignatief}f nur auf die Dauer von mehreren

kehrt dann auf seinen hiefigen Posten 9

Wochen beurlaubt un zurü.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. Dezember. Der König begab fich heute Morgen nah dem Schlosse Drott- ningholm, wo sich die Königlihen Prinzen seit Sonnabend auf= gehalten haben. Die Rückehr des Königs mit seinen Söhnen wird morgen Abend in der Hauptstadt erwartet.

Dem früheren Hof-Stallmeister O. Demirgian is, wie „Dagens Nyheder“ meldet, auf Befehl des - Königs vom Reichs-Marschall der Titel als Stallmeister am Königlichen Hofe entzogen worden.

Das Komite, welches in Stockholm versammelt gewesen ist, um den neuen Vorschlag zur Heeresordnung zu formi- ren, hat \fich aufgelöst, um am 7. Januar 1874 wieder zusame- menzutreten.

Aus Stockholm wird der „Göteb. P.“ geschrieben : „Verschiedene große Arbeiten haben die erfte Regierungszeit König Oscars 11. gekennzeihnet, als z. B. die Annahme des neuen Dissentergeseßes, ein neues Münzsystem, die Schulreform, falls fie jezt durchgeführt wird. Dazu hofft man in einer nit zu fernen Zukunft die Ordnung der Handels- und Seefahrts- verhältnisse zwishen Schweden und Norwegen fügen zu können.“

Christiania, 27. Dezember. Für die verstorbene Königin- Wittwe Elisabeth von Preußen isff am norwegischen Hofe eine mit dem 16. Dezember 1873 beginnende, einundzwanzig Tage dauernde Trauer angeordnet worden.

Dänemark. Kopenhagen, 30. Dezember. Die Kö- niglihe Residenz wurde gestern von Schloß Fredensborg hier nach der Stadt auf Amalienburg verlegt. Der König, die Königin, das Kronprinzlihe Paar und Prinzessin Thyra kamen mit dem Nahm\ttagszuge an und wurden am Bahnhofe von den Spizen der Behörden empfangen. Am ersten Neu- jahrstage findet die üblihe Cour wie sonst auf Shloß Chriftians- borg statt.

Amerika. New-York, 2, Januar. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat fich laut amtlicker Bekanntmahung im Monat Dezember um 8,453,(00 Dollars vermehrt. Im Staats\hate befanden sich am 31. De- zember 91,479,000 Dollars in Gold und 4,278,000 Dollars Papiergeld.

Aus der Argentinishen Republik melden Post= nachrichten, die bis zum 30. November reichen, nach der „A. A. C.“ Folgendes: Die Einweihung der Eisenbahn von Villa Maria nah Rio Cuarto fand am 13. in Gegenwart von ‘2000 Zúü- \hauern statt. Die Revolution in Entre Rios dauert fort. Präsident Sarmiente war in Rosario, um mit dem Kriegs- Minister über den Verlauf des Feldzuges zu konferiren. Der Krieg legt den Handel der Provinz lahm. Die Argentinische Republik hat die Vorschläge der Herren Clark u. Co. für den Bau einer Eisenbahn von Buenos Ayres über die Anden nah Chili angenommen. Die Regensaison if im ganzen Lande all- gemein. Der Gesundheitszustand von Buenos Ayres ift gut.

Asien. Den „Times* gehen in Bezug auf die drohende Hungersnoth in Bengalen von ihrem indischen Korrespon- denten folgende Mittheilungen vom 31. November zu: „In Behar hat es wieder ein wenig geregnet, wodurch. starke Thaue gefördert werden. Die Preise sind mäßiger Natur. Den Landwirthen werden doppelte Vorschüsse angeboten. Die Nothbauten in Sarum und in Theilen von Purneah, Rajshaye und Dinajepore find im Gange, nicht so anderwärts, da alle Pflanzer und einige Zamindars dem Nothstande abhelfen. Die Zamindars von Bhagulpore haben die Behörden benachrichtigt, daß sie weder Vorschüsse annchmen noch ihre Pächter uüterstüßen werden. Die Armen in Shahabad verwenden unreifes Getreide. Distrikte mt einem Ueberfluß exportiren neuen Reis. Die nicht-ackerbau- treibenden Klassen find besorgt. Der Regen hat dié Saaten in Radschputana mit Ausnahme eines kleinen Distrikts in Mularnee gerettet. Die Einmischung des Ministeriums für Indien in die bengalishe Bank wird hier allgemein gemißbilligt.

Einer Depesche aus Hongkong vom 30. November zufolge hat die portugiesishe Regierung den Kulihandel in Macao abgeschafft. Die Maßregel verursacht große Aufregung, da dadur eine große Anzabl von Portugiesen und Chinesen ihrer Einkünfte beraubt wird.

Afrika. Nachrichten aus Casablanca über Gibraltar zufolge hat fih der Kaiser von Marocco am 13. Dezember von Rabat direkt nah Fez begeben. Von Fez war in Cafablanca die Kunde eingetroffen, daß in der Person des El Klaber Ben Abder Haman Ben Shinan, der mit einer Armee in der Nach- barshaft von Fez ein Lager bezogen, ein neuer Prätendent auf den maurischen Thron erschienen sei. Mehrère Thore der Stadt waren geschlossen, aber Alles war ruhig. Man erwartete, der Kaiser werde Fez rasch erreichen, da er reihlich mit Mitteln zur Ueberwältigung jeder Opposition versehen i. Man glaubt, er werde keine Zeit verlieren, den Thron von Mulai Devis zu besteigen und von dem Thron des Reiches de- finitiv Befiß zu nehmen. Die neuesten Nachrichten aus Tangier bestätigen die Abreise des Sultans von Rabat am 13. mit einer ftarken Streitmacht Fußvolk und Reiter und einigen Kanonen, die zum Zweck hat, den rebellishen Stamm Ben Hassan, der ein Corps von 600 regulären Soldaten, das abgesandt wurde, um die Steuern zu erheben und dem Stamm für von ihm ver- übte Räubereien eine Geldbuße aufzuerlegen, angegriffen und zersprengt hatte, zu züchtigen. Wenn es dem Sultan gelungen, den Stamm zux Unterwerfung zu bringen, wird er seine Reise nach Mequiney Fez fortseßen.

Wie aus. Lissabon gemeldet wird, hat die portugie- \ishe Regiexung dem Wunsche der britischen Regierung, in Madeira ein Sanitarium für die Verwundeten und Conva- [eszenten von der Goldküste, die niht an ansteckenden Krankheiten leiden, errihten zu dürfen, entsprohen, und das Gebäude des Lazareths für diesen Zweck abgetreten.

_Nr. 1 des Justiz - Ministerial - Blatts für die preu- gele Geseßgebung und Rechtspflege enthält: Allgemeine H pn „vom 30. Dezember 1873, die Einrichtung der Erb- s e u T ane ueite OERs O 31, De- zember 3, betreffen le Einreichun r Todtenlisten an die Erbschafts-Stcuerämter. R Die Instruktion über die Erhebung der durch die Gesetze vom 1. Mai 1851 und vom 25. Mai 1873 angeordneten Klassen steuer, sowie über die Behandlung der diese Steuer betreffenden

Ab- und Zagänge, Reklamationen und Rekurse vom 12. Dezember 1873, ist im Verlage der Königlichen Geheimen Ober- Hofbacdruckcrei (R. v. Decker) erschienen. __ Die Nr. 103 u. 104 der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten“, herausgegeben und redigirt von dem General-Sekretariat des Königlichen Landes-Oeko- nomie-Kollegiums, hat folgenden Inhalt : Bericht über den landwirth- schaftlihen Theil der Wiener Weltausstellung. Von Dr. F. Giersberg- Me (Schluß.) Drehbare eiserne Pflugkarre der Aktien- esellshaft für den Bau landwirthshaftliher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrikation „H. F. Eckert* in Berlin. (Mit Abbild.) Aus der Provinz Preußen. Literatur.

Landtags - Angelegenheiten.

In der Nacht vom 30. zum 31. v. M. is der Abgeordnete der E Magdeburg zum Abgeordnetenhause, Kaufmann Zuck\chwerdt, orben.

Statistische Nachrichten. Die Solleinnahme an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, welche in der Zeit vom 1. Q bis EeA Schlusse des Monats November 1873 im Zollgebiete des Deutschen Reichs aufgekommen find, beläuft sich auf überhaupt 80,251,815 Thlr. gegen 71,235,428 Thlr. im gleichen Zeitraum des Vorjahres, zeigt alfo eine Zunahme um 9,016,387 Thlr. Hiervon sind jedoch in Ab- zug zu bringen die auf gemeinschaftliche Rechnung gezahlten Bonifika- tionen für in das Ausland geführten Zucker, Tabak, Branntwein U. \. W., deren Gesammtbetrag 3,615,097 Thlr gegen 1,794,550 Thir. in 1872 war, und stellt sich dann der Reinertrag sämmtlicher in Betracht kom- mender Abgabezweige auf 76,636,718 Thlr. gegen 69,440,878 Thlr. im Vorjahre, mithin für 1873 um 7,195,840 Thlr. oder 10,4 Prozent höher. Es waren an diesem Ertrage betheiligt : die Ein- und Aus- gangsabgaben mit 41,060,530 Thlr. (gegen 1872 mehr 4,423,368 Thlr.), die Rübenzuckersteuer mit 10,028,157 Thlr. (gegen 1872 mehr 1,895,468 Thlr.), die Salzsteuer mit 9,759,011 Thlx. (gegen 1872 mehr 16,268 Thlr.), die Steuer vom inländischen Tabaksbau mit 147,651 Thlr. (gegen 1872 weniger 31,908 Thlr.), die Branntweinsteuer mit 10,513,970 Thlr. (gegen 1872 mehr 105,502 Thlr.), die Uebergangs- abgaben von Branntwein mit 31,375 Thlr. (gegen 1872 mehr 18,820 Thlr.), die Braufteuer mit 4,839,750 Thlr. (gegen 1872 mehr 715,542 Thlr.), die Uebergangsabgaben von Bier mit 256,274 Thlr. (gegen 1872 mehr 52,780 Thlr.).

Die einzelnen Bundesstaaten waren an der oben angegebenen Solleinnahme folgendermaßen betheiligt: Preußen mit 52,391,543 Thlr. (1872: 47,250,281 Thlr.) und zwar: Ostpreußen 1,975,495 Thlr. (1872: 1,810,756 Thlr.), Westpreußen 1,771,551 Thlr. (1872: 1,631,212 Thlr.), Brandenburg 6,887,929 Thlr. (1872: 6,059,057 Thlr.), Pommern 3,317,320 Thlr. (1872: 3,111,428 Thlr.), Posen 2,206,440 Thlr. (1872: 2,058,103 Thlr.), Schlesien 6,189,040 Thlr. 1872: 5,318,476 Thlr.), Sachsen 9,761,594 Thlr. (1872: 8,313,599

hlr.), Schleswig-Holstein 1,708,518 Thlr. (1872: 1,663,305 Thlr.), Hannever 4,629,510 Thlr. (1872: 3,816,232 Thlr.), Westfalen 2,008,077 FIhlr. (1872: 2,988,080 Thlr.), Hessen - Nassau 2,497,008 Thlr. (1872: 2,217,478 Thlr.), Rheinprovinz 8,739,062 Thlr. (1872: 8,662,954 Thlr.), ferner die Hohenzollernschen Lande mit 52,114 Thlr (1872: 48,866 Thlr.), Lauenburg mit: 33,606 Thlr. (1872: 34,055 Thlr.), die Haupt - Zollämter in: Lübeck mit 325,201 Thlr. (1872: 298,690 Thlr.), Bremen mit 469,225 Thlr. (1872: 385,124 Thlr.) und Hamburg mit 1,310,285 Thlr. (1872: 1,005,476 Thlr.); end- lich: Bayern mit 3,540,349 Thlr. (1872: 83,834,693 Thlr.), Sachsen mit 5,403,154 Thlr. (1872: 4,806,408 Thlr.), Württemberg mit 1,655,039 Thlr. (1872: 1,522,956 Thlr.), Bäden mit 2,449,561 Thlr. (1872: 2,374,694 Thlr.), Hessen mit 1,513,861 Thlr. (1872: 1,300,730 Thlr.), Mecklenburg-Schwerin und Strelißz mit 521,200 Thlr. (1872: 492,273 Thlr.), Sachsea-Weimar mit 238.634 Thlr. (1872: 191,096 Thlr.), Oldenburg mit 479,997 Thlr. (1872: 288,606 Thlr.), Braunschweig mit 1,978,949 Thlr. (1872: 1,513,845 LThlr.), Sachsen-Meiningen mit 457,821 Thlr. (1872: 387,371 Thlr.), Sachsen-Altenburg mit 185,097 Thlr. (1872: 171,973 Thlr.), Sachsen-Coburg-Gotha mit 216,742 Thlx. (1872: 188,795 Thlr.), Anhalt mit 1,525,910 Thlr. (1872: 1,352,541 Thlr.), Schwarz- burg-Rudolstadt mit 97,192 Thlr, (1872: 91,238 Thlr), Schwarz- burg-Sondershausen mit 35,968 Thlr. (1872: 32,844 Thlr.), Reuß à. L. mit 19,031 Thlr, (1872: 19,639 Thlr.), Reuß j. L. mit 119,602 Thlr. (1872: 118,243 Lhlr.), Elsaß-Lothringen mit 4,575,874 Thlr. (1872: 3,200,176 Thlr.) Hierzu treten sodann noch die im Groß- herzogthum Lvyxemburg vereinnahmten, mit dem Reiche gemeinschaft- lichen Abgaben im Betrage von 655,858 Thlr. (1872: 324,854 Thlr.)

München, 1. Januar. Von gestern bis heute Abend sind hier an Cholera 8 Erkrankungen und 4 Todesfälle vorgekommen.

__— Der deutsche und österreichische Leinen-Industrie-Verein, welcher in Bielefeld seinen Siß hat und dem ca. 300 bei der Leinen- und Flachs-Judustrie interessirte Firmen Deutschlands, Oesterreichs, Eng- lands, Belgiens, Italiens und der Schweiz angehören, hat sich eine genaue Statistik der in Deutschland ünd Oesterreich auf Flahchs, Hanf, Werg und Jute laufenden Spindeln; sowie der mechanischen Webstühle für Leinen, Drell, Segeltuch und Halb- leinen zusammengestellt, welhe die Handelskammer zu Bielefeld in ihrem Jahresbericht pro 1872 veröffentlicht. Danach bestehen in Deutschland in diefen Branchen jeßt 71 Spinnereien mit 303,988 Spindeln und 56 mechanische Webereien mit 6019 mechanischen Web- stühlen, wogegen im Jahre 1870 erst 261,022 Spinde!n bestanden, fo daß in 3 Jahren der Zuwachs 42,966 Spindeln beträgt. Oesterreichs Spinnerei hat in diesem Zeitraume um 2396 Spindeln abgenommen und zählt jeßt 394,315 Stück. Auf die einzelnen Länder Deutschlands vertheilt fich die Spindelzahl wie folgt: Preußen 207,950 Spindeln (davon 43,096 allein im Bielefelder Bezirke), Sachsen 43,078, Bayern 24,462, Württemberg 13,498, Baden 4250, Oldenburg 1700, Braun- schweig 7800, Bremen 1250, Summa 303,988 Spindeln.

Die Schiffahrt Dänemarks hat im Finanzjahre 1872

—73 zugenommen. Es sind im Ganzen 90,683 Schiffe (5200 mehr

als in 1871—72) mit einer Stauxng von 957,757 Kommerzlasten (50,000 niehr als im vorhergehenden Jahre) ein- und ‘ausklarirt wor- den. Die inländishe Schiffahrt umfaßte 48,971 Schiffe mit 319,469 Kommmerzlasten. Ju ausländischer Schiffahrt wurden 42,612 Schiffe mit einer Stanung von 638,288 Kommerzlasten expedirt. Unter den fremden Nationen, welche an der inländischen Fahrt auf Dänemark Theil nehmen, ist Schweden die wichtigste; sie betheiligt sich- mit 8240 S iffen und 78,728 Kommerzlasten; darauf -folgt Norwegen mit 4291 Schiffen und 74551 Kommerzlasten; Schleswig und Hol- stein mit 2466 Schiffen und 15,590 Kommenrzlästen ; Deutscland mit 965 Schiffen und 20,262 Kommerzlasten; Großbritannien mit 599 Schiffen und 26,266 Kommerzlasten: Rußland mit 290 Schiffen und 13,518 Kommerzlasten und die Niederlande mit 245 Schiffen und 5807 Kommerzlasten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

_— Die Nr. 1 der Wissenschaftlihen Beilage der Leipziger Zeitung vom ‘1. Januar hat folgenden Inhalt: Im Paradies von Tirol. Rezensionen und Besprechungen. j

Nach dem Vorgange der Professoren Virchow und v. Holßtendor sind in der Schweiz 6 Professoren (Desor, Hirzel, Kinkel, A. Mül, ler und Rütimeyer) zu Aarau, Basel, Neuenburg und Zürich zusam- mengetreten, um eine fortlaufende Sammlung „Oeffentlicher Vorträge, gehalten in der Shweiz* in der Schweighäuser- schen Buchhandlung (Benno Schwabe) in Basel zu veröffentlichen. Sie haben zu Mitaxrbeitern eine Reihe von naml;aften Schweizer Gelehrten zewonnen, welche auf den verschiedenen Gebieten der histo- rischen, Kunst- und“ Naturwissenschaften die Aufgabe übernommen, die Resultate ihrer Spezialstudien dem größeren Kreise der Gebildeten ¿ugänglich zu machen. Die erwähnte Sammlung, von welcher der

‘nen; mehr als 70 Firmen beschäftigen 2200—2400 Nähmasch

erste Band und die größere Hälfte des 2, Bandes in 30 Vorträgen vorliegt, darf nicht allein wegen des werthvollen und mannigfaltigen Inhalts der einzelnen Hefte, von denen jedes einen Vortrag enthält und besonders fkäuflih ist, ein allgemeines Interesse beanspruchen ; mehr noch wegen ihres eigenthümlichen nationalen Charakters. Von Schweizer Gelehrten herausgegeben und verfaßt, bildet dieselbe in ihrer Gesammtheit gewisserntalen eine literarische Vertretung des gegenwärtigen Standes der Wissenschaft in der Schweiz. Da die meisten dieser Vorträge in den Städten der Schweiz theils in Ver- einen, theils, allgemein zugänglich, wirkli ch gehalten sind, so geben fie zugleih eine authentishe und urkundliche Auskunft über die dor- tigen Interessen der allgemeinen Bildung und die Verbindung der Wissenschaft mit dem Leben.

Von diesem Standpunkt aus nehmen wir Anlaß, über den Jn- halt der bisher erschienenen Hefte die folgende Uebersicht zu geben : Prof. Dr. E. Desor, Die Sahara. Prof. Dr. G. Kinkel, Die Malerei der Gegenwart. Prof. Dr. A. Müller, Die ältesten Spu- ren des Menschen. Prof. Dr. L. Hirzel, Goethe's italienische Reise. Prof. Dr. H. Dor, Das Stereoskop und das \tereoskopishe Sehen. Prof, Dr. H. Behn-Eschenburg, Charles Dickens. Albert Heim, Aus der Geschichte der Schöpfung. W. Wadckernagel, Ueber den Ursprung und die Entwickelung der Sprache. Fr. Kinkelin, Ueber Ernährung. Prof. Dr. S. Schwendener, Aus der Geschichte der Kulturpflanzen. Prof. Dr. Jul. Oppert, Grundzüge der afsyrischen Kunst. Dr. H. Mog, Lessings Bedeutung für das deutsbe Drama. Prof. Dr. J. Rud. Rahn, Das Erbe der Antike. Prof. Dr. Tobler, Die fremden Wörter in der deutshen Sprache. Prof. Sa- lomon Vögelin, Ueber das Verhältniß der Christen zur bildenden Kunst. Prof. Dr. G. Schönberg, Die Frauenfrage. Dr. H. Gel- zer, Eine Wanderung nach Troja. Dr. Ad. Hirsch, Die Stern- \{chnuppen. Dr. H. Steiner, Üeber hebräische Poesie. G. Meyer von Kuonau, Die Sage von der Befreiung der Waldstätte.

. London, 31. Dezember. Wie die „Sun" vernimmi, hat die Königliche Geographische Gefellshaft aus glaubwürdiger Quelle die Nachricht erhalten, daß die unter dem Befehle des Lieute- nant Cameron zur Unterstüßung Livingstone?s abgesandte Expedition gegen Ende August Unyanyembe erreicht hat. Da dieser Ort etwa zwei Drittel des Weges zwischen der Küste und Udschidshi, wo Herr Stanley dem Dr. Livingstone begegnete, gelegen ift, darf man in Kurzem Nachrichten von dem berühmten Reisenden erwarten.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 3. Januar. Vom Berliner Pfandbrief-Institut find bis Ende Dezember 1873 3,485,600 Thlr. PRSRE Ai und 1,771,100 Thlr. 5prozentige, zusammen 5,256,700 Thlr. Pfandbriefe ausgegeben. Es find zugesichert, aber noch nicht abgehoben 1,271,500 Thlr., in der Feststellung begriffen 8 Darlehnsgesuche auf Grundstücke zum Feuerversicherungs-Werthe von 220,400 Thlr., im Laufe des Mo- nats Dezember v. Js. angemeldet, 15 Grundstüce mit einem Feuer- versicherungs-Werth von 575,175 Thlr.

__— Die „Zeitschrift für Gewerbe, Handel und Volks- wirthschaft“, Organ des Obersclesishen berg- und hüt- tenmänntischen Vereins,“ redigirt von Dr. Ad. W. Franßtz zu Beuthen O.Schl., enthält im Schlußhefte ihres XIT. Jahrgangs 1873 Nr. 11: Ankündigung (Umwandlung der Zeitschrift in ein Wochenblatt). Die Erhöhung der Eisenbahntarise. Oberschlesiens Zinkindustrie und ein Blick auf den Zink Weltmarkt. Hamburgs Handel und handels\tatistischer Fortschritt im Jahre 1872. Literatur (Inhalt der Wochenschriften für Bergbau im Jahre 1873). Referat über und aus Druckschriften. Gesetzgebung, Justiz, Verwaltung, E _(Sonntagsheiligung beim Bergbau. Neuer Paket- und

erth-Portotarif. ussishe Paß-Verordnungen. Patentertheilungen. Bergschule zu Tarnowiß. Strikezwang -Bestrafung). Produktion, Handei, Verkehr (Lombardbefugniß der Staatsbankstellen. Bedürf- nisse, Aufgaben und Bestrebungen der Gisenindustrie. Deutsche Draht- fabrikation in Rußland. Edelmetall-Verkehr und Münzprägungen. Kohlen- verkehr Berlins. Sekundärbahnen. Güterverkehr ber Eisenba nèn. Handel und Verkehr während der Wiener Welt-Ausstellung. Eisenbahn-Tarif- Aenderungen). Bereinsangelegenheiten (Vereins-Zeitschrift. Adresse an Dr. Wedding und Antwortschreiben). Literaris he Ankündigungen; Anhang: Handelskammerberichte (Posen, Wal- denburg, Landeshut, Lauban, Hirschberg, Danzig, Hannover, Inster- burg, Tilsit.) B cilagen: Vereins-Bibliothek-Katalog (nur für Mitglieder des Oberschl. berg- und hüttenmännischen Vereins). Ueber- sichten der Gruben-, Hütten- und Salinen-Produktion, sowie der Verunglütungen beim Bergbau in Preußen für 1872.

(Diese Beilagen, sowie Titel und Inhaltsregister des Jahrgangs 1873 und das Namensverzeihniß der Vereinsmitglieder werden den ersten Nummern des Jahrgangs 1874 beigelegt werden.)

Mit Beginn dieses thres XIIT. Jagrgangs erscheint die „Zeit- {rift für Gewerbe 2c.“ wöchentlich jeden Donnerstag, zu dem vierteljährlihen Abonnementspreise von 20 Sgr. Alle Post- Anstalten und Buchhandlungen nehmen Bestellungen an. ;

Nah dem Jahresbericht der Handelskammer zu Biele- feld (umfassend die Kreise Bielefeld, Halle, Wiedenbruck und einen Theil des Kreises Herford) ist der Hanfbau im Bezirk so im Ab- nehmen begriffen, daß derselbe kaum noch den Bedarf der heimischen Seilereien befriedigt. Der Slasbau ist zwar bedeutend, der Konsum der 43,096 Spindeln des Bezirks aber so erheblih, daß im Jahre 1872 noh 121,863 Ctr. Flahs im Werthe von 224 Millionen Thalern, meist aus dem Auslande eingeführt werden mußten. Die Futefabri- kation ‘hat fo zugenommen, daß die Handelskammer den jährlichen Konsum dieses Rohstoffs auf 6 Millionen Ctr. im Werthe von 35 bis 40 Millionen Thaler berechnet, wovon auf Deutschland“ mit 25,000 Spindeln und zahlreichen mechanischen Webestühlen ein bedeu- tender Theil fällt. An S!einkohlen wurden im Handelskammer- bezirk im Jahre 1872 23,440 Waggons 100 Ctr.) gegen 22,348 Ctr. in 1871 bézogen. Die Eisenindustrie des Bezirks dehnt fich von Jahr zu Jahr mehr aus. De Sa ll U S): Möller zu Kupferhammer bei Brackwede fertigte in 1872 1,271,700 Pfd. Kesselbleche, 749,800 Pfd. Eisenguß und 6400 Pfd. Messing und Rothguß. Die Arminniushütte verarbeitete über 1 Million Pfd. Roh- und Brucheisen zu Maschinentheilen, Oefen 2c. Die Nähmaschinenfabriken haben ihren Betrieb verdoppelt und im Jahre 1872 12—13,000 Maschinen fertig gestellt. An Cement wur- den aus Bielefeld 105,772 Ctr. versendet, gegen 94,825 Ctr. in 1871; die Gesammtproduktion wird auf 50—69,000 Tonnen veranschlagt. Die Ziegeleien wurden sehr lebhaft beschäftigt; die Kalkproduktion in Brackwede wird auf mehr als 120,000 Ctr. veranshlagt. Die hemischen Fabriken, die Fabriken für Asphaltfilz und Glas waren ebenfalls im vollen Betrieb. Die im Jahre 1872 in Bielefeld gegründete Korken- fabrik von Hemmelskamp und Hennig stellte wöchentlich bereits 180,000 Stück Korken fertig. Die städtische Gasanstalt in Bielefeld

produzirte im Geschäftsjahr 1871/72 22,535,300 Kbf. Gas, 12 «4

mehr als im Vorjahre. Die Kornbranntwein-Brennereien haben im Jahre 1872 reichlich 8000 Ohm zu 47 4 Tralles produzirt. Der Absaß von Hefe war beschränkt. Die Bierproduktion wird auf 46,000 Heftoliter veranschlagt. Die Zuckerwaarenfabrikation hat fich im Jahre 1872 verdreifacht und 12,500 Ctr. Zucker verarbeitet. Mit dem Fleisch- und Fettwaarenhandel, der jährlich Millionen umsebt, beschäftigen sih über 70 Firmen. Die Tabaks- und Cigarrenfabriken hatten mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen; das Cigarrengeschäft, welches von 14 größeren Firmen betrieben wird, war im Ganzen gün- stig. Die Wäschefabrikation hat wieder an Ausdehnung gewon- i (0 À inen und über 3000 Arbeiterinnen und haben einen Umsaß von 24—24 Millio- nen Thalern. Die Ravensberger Spinnerei hatte in 1872 durchschnuitt- lich 20,067 Spindeln in Betrieb, gegen 19,250 in 1871 und produzirte 909,935 Bündel, gegen 514,142 in 1871. Die Spinnerei Vorwärts pann 200,777 Bündel, gegen 181,483 im Vorjahre, die Bielefelder

ftiengesellshaft für mechanische Weberei 63,225 Stück Leinenwaaren, gegen 62,961 im Vorjahre. Die Bleichereien hatten ziemli denselben

Geschäftêbetrieb in Leinen und Damast (130,000 Stück) wie in 18715 dagegen hat die Garnbleicherei (42,768 Ctr.) zugenommen. Die Segel- tuhfabriken haben 700 Spindeln und 40 Webestühle im Betriebe. Mit der Seidenindustrie beschäftigen \sich bereits 5 größere Firmen. Die Teppichfabrik von Kocte und Co. in Herford beschäftigt 120 Arbeiter. An Plüsch wurden 2826 Stück = 127,150 Meter produzirt. A AnEa It Hs E E E Stück Schaffelle. n der Papierfabrik von G. F. Halbrock in Hillegossen werden tägli 7000 Pfund Papier fertig gestellt. gas Es

__ Wien, 3. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen gemeinshafts lihen Sißung der Direktion und des Ausschusses der National- bank ift definitiv beschlossen worden, für das zweite Halbjahr des Jahres 1873 eine Dividende von 37 Fl, zur Vertheilung zu bringen. Der Rejervefond wird hiecdurch {on mit Ende des Jahres 1873 auf die Maximalhöhe ron 18 Millionen Fl. gebracht.

Warschau, 31. Dezember. Einem amtlihen Nachweise zufolge fungirten int Jahre 1872 in Rußland 235 städtische Banken, wclche zusammen ein Anlagekapital von 11 Millionen Rubel und ein Reservekapital von 1,800,000 Rukel besaßen. Der Gesammtumfaßz dieser Banken betrug 200 Millionen in Einnahme und 198 Millionen in Ausgabe. Einlagen wurden angenommen 83 Millionen Rubel, Darlehne ertheilt auf Effekten 10 Millionen Rubel, auf Waaren 400,000 Rubel, Wechsel diskontirt 68 Millionen Rubel. Vorschuß- vereine gab es in demselben Jahre in Rußland 62 und es wurden neu gegründet 101. Handelsbanken auf Aktien waren vorhanden 37, Vereine für gegenseitigen Kredit 39, ländliche Kreditvereine 21, land- schaftlihe Banken 1, Vereine für Handelskredit 1.

Stockholm, 29. Dezember. Im „Aftonbladet“ hat Professor Nordenskiöld, welcher vor Kurzem die Steno lec O Schoonen bereist hat, eine Erklärung abgegeben, worin er seine Ueber- zeugung dahin ausspricht, daß im nordwestiihen Schoonen sich gro Strecken werthvoller Ko hlenlager befinden, und daß die inländische Steinkohlen-Jndustrie, wenn die Sache in richtiger Weise angefaßt wird, außerordentlih vortheilbringend für ganz Schweden sowohl wie für die betreffenden Privatpersonen werden könne. |

Verkehrs-Anstalten.

Kopenhagen, 2. Januar. (W. T. B.) Das Leuhtschif „Schulß Grund“ ist gestern eingezogen worden. Das Leutschiff eTrindelen" hat seine Station glei{falls verlassen, soll aber wieder ausgelegt werden, sobald die Witterungsverhältnisse solches erlauben.

Aus Lima wird der „A. A. C.* gemeldet, daß die peruanische Regietung der Telegraph-Construction-Company in London eine Kon- zession zur Legung eines unterseeishen Kabels von Panama nach peruanishem Gebiet ertheilt hat. Das Kabel wird eine Länge von circa 1000 (englische) Meilen haben, und, wie verlautet, find Un- terhandlungen für ein Zweigkabel nach Chili im Gange, wodutch \o- mit die Westküste Afrikas via dem System der West-India & Panama- Company in telegraphische Verbindung mit der Welt gebracht werden wird. Wie der „Daily-Telegraph" erfährt, foll ein nenes Kabel! für die anglo-amerifanische Telegraphen-Gefellshaft angefertigt wer- den, das im Laufe dieses Jahres von England nach New-York gelegt werden wird. :

Aus dem Wolff’\chen Telegraphen-Bureau. ; Bern, Sonnabend, 3. Januar, Vormittags. Auf Antrag ver Kirchen-Dire.tion Zat der Berner Regierungs-Rath die \o- fortige Aufhebung des Klosters der Ursulinerinnen in Pruntrut

beshlo}sen.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 4. Januar. Opernhaus. (3. Vorstellung.) Morgano. Phantastishes Ballet in 3 Akten und 1 Vorspiel von P. Taglioni. Musik von Hertel. Eloa: Frl. Adele Grangzow, vom Kaiserlihen Hoftheater in St. Petersburg, als Gast. An- fang 7 Uhr. Mittel-Preise. :

Schauspielhaus. (3. Vorstellung.) Die Neujahrsnacht.

Schauspiel in 1 Akt von Benedix. Hierauf, zum ersten Male wiederholt: Ein Afrikareisender. Plauderei in 1 Akt von Emile de Najac, deutsch von A. Winter. Dann, zum ersten Male wiederholt: Ein Portemonnaie. Scherz in 1 Akt von Bernhard Busch. Zum Schluß: Die Dienstboten. Lebensbild in 1 Akt von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preife. _ Sonntag, 4. Januar. Im Saal-Theater des König- lihen Schauspielhauses. Dritte Vorstellung der französi\ hen Schau- \pieler-Gesellshaft. Les vieux garçons. Comédie en 5 actes en prose, par Mr. Victorien Sardou.

Parquet-Logen und Tribüne 1 Thlr. 10 Sgr. Parterre- Logen 1 Thlr. Zweiter Rang Logen und Balkon 1 Thlr. Parterre 15 Sgr. Parterre Sizplag (sofern die für die Studi- renden reservirten Billets nicht vollständig abgehoben find) an der Abendkasse 20 Sgr. Dritter Rane Sperrsiß 15 Sgr. Dritte Rang Prosceniums-Logen und Amphitheater 10 Sgr.

Montag, 5. Januar. Opernhaus. (4. Vorstellung.) Der Prophet. Oper in 5 Akten nah dem Französischen des Scribe, bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Meyerbeer. Ballet von Hoguet. Fides: Frl. Abely aus Wien, als Gast. Bertha: Frl. Grossi. Johann von Leiden: Hr. Niemann. Graf Oberthal : Hr. Schmidt. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

__ Schauspielhaus. (4. Vorstellung.) Aschenbrödel. Schau- spiel in 4 Abtheilungen von R. Benedix. Elfriede: Frl. Kra- mer, vom Großherzoglichen Theater in Oldenburg, als Gast. Aufang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. 4

_ Dienstag, 6. Januar. Opernhaus. (5. Vorstellung ) Die weiße Dame. Oper in 3 Abtheilungen, nah dem Französischen des Scribe. Musik von Boieldieu. Anna: Frl. Lehmann. Jenny: Frl. Haupt. Gaweston: Hr. Fride. Brown: Hr. Schott. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

_ Schauspielhaus. (5. Vorstellung.) Torquato Tasso. Schau- spiel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Dienstag, 6. Januar. Im Saal-Theater des Königlichen Schauspielhauses. Vierte Vorstellung der französischen Schau-= spieler-Gesellshaft. Deuxième représentation de: Lady Tartuffe. Comédie en d actes, en prose, par Mme. Emile de Girardin.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern- haus-, wie zu den Schauspielhaus-Vorstellungen) in den Briefs kasten des Opernhauses, welcher sih am Anbau desselben, gegen- über der Katholischen Kirehe, befindet, zu legen.

Dieser Briefkaften if tägli für die Vorstellungen des fol- genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei der Hauspolizei - Inspekloren Schewe (Opernhaus) und Hoff- meister (Schauspielhaus) in Empfang Ee werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in den angegebenen Frist nicht, so werden dieselben den Findern ohne

Weiteres ausgehändigt.