1874 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Kammer solle über die Aufbesserung der Beamtengcehälter erst bei der Schlußberathung über das Budget \ih entscheiden. Die Behauptung des Abg. Freitag, daß die General-Direktion der Verkehrsanstalten ihre Beamten zur Wahl liberaler Reichstags- kandidaten verpflichtete, wies Hocheder .als grundlos zurück. Die Debatte wurde auf Montag vertagt.

Nah den Erläuterungen zur Nachweisung über die den Centralfonds zugewiesenen Staatseinnahmen und deren Verwendung im Verwaltun *sjahre 1872 \{chließen die Rehnun- gen für die einzelnen Etats, wie der „Corr. v. u. f. D.“ mit- theilt, wie folgt ab. (Ziffer 1) bedeutet den Budgetansaßz für 1 Jahr der 11. Finanzperiode, Ziffer 2) den wirklichen Auf- wand, Ziffer 3) den Mehr- oder Minderbetrag gegenüber dem Budgetansat.)

taatsshuld: 1) 16,873,376 Fl., 2) 16,326,784 Fl. 234 Kr.

3) minder 546,591 Fl. 364 Kr.; K. Haus und Hof: 1) 3,156,807 Fl.; 2) 3,157,533 Fl. 504 Kr., 3) mehr 726 Fl. 51 Kr. Staatsrath: 1) 70,006 Fl, 2) 65,207 Fl. 52 Kr.,, 3) minder 4798 Fl. 8 Kr., Landtagsversammlung und Landtagsarchiv: 1) 139,340 Fl., 2) 304,520 Al 24+ Kr., 3) mehr 165,180 Fl. 244 Kr. Staats-Ministerium des öniglichen Hauses und des Aeußern: 1) 409,000 Fl., 2) 361,968 Fl. 462 Kr., 3) minder 47,031 Fl. 13} Kr. Staats-Ministerium der Justiz: 1) 6,205,790 Fl., 2) 6,041,519 Fl. 167 Kr., 3) minder 164,270 Fl. 434 Kr. Staats-Ministerium des Innern: 1) 9,396,615 Sl, 2) 9,275,626 Fl. 27 Kr., 3) minder 120,988 Fl. 33 Kr. Staats- Ministerium des Kultus: 1) 7,952,645 Fl., 2) 7,440,364 Fl. 354 Kr.; 3) minder 512,280 Fl. 243 Kr. Staats - Minifter der Finanzen: 1) 1,118,292 Fl., 2) 1,084,321 Fl. 17 Kr., 3) minder 33,970 Fl. 43 Kr. Militäretat : 1) 19,076,748 Fl., 2) 19,076,748 Fl. 15 Kr., 3) mehr: 15 Kr. Pensionen der Wittwen und Waisen=/der Staatsdiener: 1) 845,000 Fl., 4 858,211 Fl. 8} Kr., 3) mehr 13,211 Fl. 8} Kr. Ausgaben auf Reichszwecke: 1) 9510/400 Fl, R 9,134,392 Fl. 74 Kr., 3) minder 373,007 Fl. 524 Kr. Reichs- eservefonds: 1) 215,616 Fl., 2)—3) minder 215,616 Fl,, Summa: 1) 74,969,635 Fl, 2) 73,130,198 Fl. 224 .Kr., 3) minder 1,839,436 Fl. 37% Kr. Hiervon ab: 58,550 Fl. 27 Kr., Mehrbeträge der Normal- gegen die Budgetpreise, welche Pbestimmungégemäß dem NRMeichs-Reservefonds zur Last zu schreiben sind, dem- nach Rest des Minderaufwandes: 1,780,888 Fl. 104 Kr.

Von der Königlichen Staatsregierung is dem Präsidium der Abgeordnetenkammet ein neuer Gesetzentwurf, betreffend die pfälzischen Eisenbahnen (Erhöhung der Zinsengarantie), und ein weiterer Gesezentwurf, „die Ausdehnung und Vervoll- ständigung der Staatseisenbahnen betreffend“, übersandt worden. Im legzteren wird ein Kredit von 57,157,700 Fl. verlangt zur Herftellung einer Bahn durch das Fichtelgebirge im Anschlusse an die in Ausführung begriffene Bahn von Nürnberg über Hers- bruck nach Neuhaus, von da über Schnabelwaid, Kirchenlaibahh und Redwiz nah Oberkoßzau und von No über Arz- berg nach Franzensbad; Herstellung einer Verbindungs- bahn zwischen Hersbruck und Pommelsbrunnz; Ver- legung des Bahnhofes in Hof und seiner Einfahrt- strecken; Herstellung einer Eisenbahn Donauwöth-Treuchtlingen und Verlegung des Bahnhofes in Donauwörth; Herstellung einer Bahn Gemünden-Schweinfurt und eines Rangirbahnhofes bei Oberndorf; Fortsezung der Bahnlinie von Miltenberg über Amorbach zur Landesgrenze; Herstellung einer Verbindungsbahn zwischen Wolnzah und Münchsmünster und eine Verbindungs- bahn zwischen Kaufering und Bobingen über das Lechfeld.

Der Brandversiherungs-Geseßentwurf kommt am 12. Januar in dem eigens dafür zusammengeseßten Spezial- aus\chuß zur ersten Berathung.

__ Sachsén. Dresden, 5. Januar. Der König hat die nachgesuchte Versezung seines General-Adjutanten, General- Lieutenant von Thielau, in den Disponibilitätsstand mit der prt Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der zeit-

erigen Uniform mit den vorgeschriebenen; Abzeihen genehmigt und domsolbon das Großkrcug bes Albre@ts-Ordens verliehen.

Die Erste Kammer wird erst am 12. Januar ihre Sizungen wieder beginnen, da es ihr an allem Berathungs- stoffe fehlt.

Meelenburg. Schwerin, 5. Januar. Der Erhb- großherzog is heute Morgen und der Herzog Paul Friedrich gestern Abend von hier abgereist. Der Fürst Hugo-Windischgräß und die Prinzessinnen Alexan- drine, Olga und Marie Windischgräß sind gestern Abend hier eingetroffen.

Der Ministerial-Rath von Bülow hierselbst ist unter dem 27. Dezember v. I, zum Geschäftsträger am Königlich preußischen Hofe ernannt worden.

Im Laufe des bevorstehenden Winters werden am 23. und 30. Januar, am 3., 10. und 17. Februar Hofb älle ftatt- finden, von denen der zweite cin Gallaball sein und ih an die Feier des Geburtstages der Großherzogin anschließen wird. Aus Veranlassung des Geburtstages des Großherzogs werden Hoffestlihkeiten niht \tattfinden.

_Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 3. Januar. Bei der heutigen engeren Wahl eines Bürgermeisters für die hiesige Refidenz wurde Rechtsanwalt Fürbringer zu Greiz mit 536 Stimmen von 770 abgegebenen gewählt.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 3. Ianuar. Der Herzog ist heute früh nah Gotha abgereist.

Der Kabinets-Rath Pr. Tempeltey is von seiner Nahsus als Hoffapell- und Theater-Intendant auf wiederholtes Nachsuchen vom 1. d. M. ab enthoben worden.

Die vom Landtage genehmigten Verfassungs- Veränderungen beschränken ih, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, im Wesentlihen auf die Neubildung des gemein- \haftlihen Landtags und die damit in Verbindung stehen- den Abänderungen des Staatsgrundgeseßes resp. der in dasselbe aufgenommenen Geschäftsordnung. Der Landtag soll nämlih künftig aus den Mitgliedern der beiden Spezial-Land- tage, nämlih 19 für Gotha und 11 für Coburg, also aus 30 Mitgliedern bestehen, während die jezige Zahl seiner Mitglieder nur 21 und zwar 14 für Gotha und 7 für Coburg be- trägt. Diese und 5 Stellvertreter wurden zeither von den Son- der-Landtagen durch Wahl nach absoluter Stimmenmehrheit zum gemeinschaftlihen Landtag abgeordnet. Der hiermit ver- bundene Aus\hluß mehrerer Abgeordneten vom gemein- shaftlihen Landtag hatte mehrseitig Mißstimmung" erregt und die neue Umgestaltung hervorgerufen. Einen Vorschlag Herzog- liher Staatsregierung auf Erhöhung der Diäten für alle nicht am Versammlungsorte wohnenden Abgeordneten von 2z Thaler auf je 4 Thaler (die hier und in Coburg domizilirenden erhalten je 2 Thaler pro Tag) lehnte der Landtag, wie wir bereits mit- theilten, ab, er gab jedo, in Anerkennung der Thatsache, daß der im Jahre 1852 bestimmte Etats\ay von 24 Thlr. den gegen- tis v ZTheuerungsverhältnissen e angemessen sei, der Her- zoglihen Staatsregierung anheim, ihren Vorschlag dem Land- tage vor Schluß der gegenwärtigen Wahlperiode wieder zur Be- \chlußfaung vorzulegen.

Neuß. Greiz, 4. Januar. Der Fürst und die Fürstin find heute nah Bückeburg zum Besuch des dortigen Fürstlichen Hofes abgereist.

Desterreich-NUngarn. Wien, 5. Januar. (W. T. B.) Der E tas von Vorarlberg if bei Beginn der heutigen Sizung, auf deren Tagesordnung ein gegen das Geseh über die direkten Wahlen gerichteter Antrag stand, durch eine Kaiser- liche Ordre geshlo}sen worden.

Von Seiten des pästlihen Stuhles ist. die Ernennung der Erzbischöfe von Salzburg und Gran zu Kardinälen dem

Investitur nahgesuht worden.

Wie die „Reform“! meldet, wird der Gesehentwurf, be- treffend die Ostbahn, den ersten Gegenstand der Reichstags- Verhandlungen nah Wiederbeginn derselben bildeu.

Schweiz. Bern, 5. Ianuar. (W. T. B.) In Folge der neuesten Demonstrationen von Seiten der Ultramon- tanen im Berner Jura sind in dem Orte Saignelägier Sei- tens der Regierung energishe Maßregeln angeordnet worden, au sind zwei Kommissare der Regierung an Ort und Stelle abgegangen.

Der neue französishe Gesandte, Graf von Chau- dordy, ist heute hier eingetroffen.

Großbritannien und Friand. London, 3. Januar. Wie das Hofjournal meldet, werden der Herzog von Edin- burgh und die Großfürstin Marie von Rußland nah ihrer Hochzeit der Königin auf Windsor einen Besuch abstat- ten. Da die Hohen-Herrschaften:Gäste Ihrer-Majestät sind, wird eine Reihe von Gemächern für ihre Aufnahme vorbereitet wekden.

Die Königin hat Don Anibal Gonzales zum Ge- neral-Konsul der Repubik Gcuador in London bestätigt.

Der amerikanishe Gesandte am hiesigen Hofe, Gene- ral Schenck, is von einer längeren Reise in Frankreich nah London zurückgekehrt.

Die Kommissäre für die Tilgung der National\chuld machen bekannt, daß die Summe von 556,692 Lstr., d. i. der vierte Theil des Uebershu}ses der Einnahmen über die Ausgaben während des am 30. September 1870 beendeten Jahres, im ersten Quartale dieses Jahres zur Reduktion der Staats\huld verwen- det werden wird.

Nah der Marineliste pro 1874 sind gegenwärtig für die britische Marine die folgenden Schiffe im Bau begriffen : 4 Stwrauben-Schaluppen, 7 eiserne Schrauben-Korvetten, 1 eiser- nes Schrauben - Truppenschiff, 8 Kanonenboote, 2 Schaufel- Schleppdampfer, 3 eiserne gepanzerte Schraubenschiffe, 2 gepan- zerte Thurmschiffe und 1 eisernes Torpedoschiff, im Ganzen 28 Kriegsfahrzeuge.

Frankreich. Paris, 4. Januar. Die Münz=-Kom- mission wird fih am 8. Januar hier versammeln. Die Kom- missare sind: für Frankreich: die Herren Dumas, Dutilleul ; für Belgien: Herr Jacobs; für die Schweiz: die Herren Herzog und Lardy. Die Kommissare von Italien sind noch nit angekommen.

5. Januar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah wird der Prinz Alphons von Afturien, der Sohn der ehema- ligen Königin Isabella, am Sonnabend nah Wien zurückehren, um dort seine Studien fortzusetzen.

Der spanische Gesandte Abarzuza, der für den Fall der Bildung eines aus Elementen der Intransigenten be- stéhenden Ministeriums seinen Rücktritt zu nehmen entschlossen war, verbleibt vorläufig auf seinêt Posten.

Spanten. * Mehrere Paris Blätter enthatten Mitthei- lungen über die jüngsten Ereignisse in Madrid. Darnach hätte das neue Ministerium sofort nach seiner Installation eine Proklamation erlassen, in welcher alle Parteien aufgefordert werden, sih gegenüber der gemeinsamen Gefahr, welche von den Carlisten und Intransigenten drohe, zu vereinigen und nah Niederwerfung derselben eine allgemeine Volksabstimmung über die Form der zukünftigen Regierung in Ausficht gestellt wird.

Die Journale melden ferner, daß der Marschall Serrano sih jeßt definitiv für die Annahme des Präsidiums im Ministerium erklärt, der Admiral Topete dagegen die Uebernahme des Marine-Ministeriums- abgelehnt hätte. Auch solle die Abberufung des Generals Moriones in Aussicht stehen und derselbe durch den General Lopez Dominguez erseßt werden. Alle diese Nachrichten entbehren indeß bisher der" Bestätigung.

Die „Times“ bringt folgendes Telegramm aus Madrid vom 4.: Die Nacht ist ohne Ruhestörungen verlaufen ; zahlreiche Patrouillen durchzogen die Straßen. Die Truppen wurden gegen Morgen in die Kasernen zurückgezogen, und trägt die Stadt eine durhäus ruhige Physiognomie an sich. Die Eisen- bahn und Telegraphenstationen sind zugänglich.

Wie dem „Reutershen Bureau“ vom spanischen Kriegs- \hauplaße gemeldet wird, steht der General Moriones im Be- griff, sih mit seinen Truppen, vermuthlih nah Santander, wiedereinzuschiffen, da derselbe am weiteren Vorrücken gehindert ist. Die Carlisten halten Bilbao in einer Stärke von 24 Bataillonen einges{chlossen. Ein der „Agence Havas“ aus Sommorrostro (bei Bilbao) vom 2. d. M. zugegangenes Tele- gramm meldet gleichfalls, daß Moriones sich mit allen seinen Truppen wieder eingeschifft hat.

_ 9. Januar. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ publi- zirt die Dekréte, durch welche Martos zum Justiz-Minister, Echegaray zum Finanz-Minister, Mosquera zum Handels-Mi- nister, Albaceda zum Civil-Gouverneur von Madrid ernannt werden, Ein anderes Dekret set die geseßlihen Bestimmungen über die konstitutionellen Bürgschaften außer Wirksamkeit und stellt ganz Spanien unter die Bestimmungen des Gesetzes über diezöffentlihe Ordnung vom 23. April 1870. Eine Cirkular- verfügung des Ministers des Innern weist die Gouverneure der Provinzen an, alle Journale mit carlistisher oder kantonaler Tendenz zu suspendiren.

Nah aus Saragossa hier eingelangten Nachrichten war es dort gestern zwischen dèn Regierungstruppen und den sogenannten Freiwilligen der Freiheit zu einem Zusammen- stto ß gekommen. Es entspann sich ein ahtstündiger Kampf, bei dem die Regierungstruppen 200 Gefangene machten und 6 Ka- nonen, sowie eine große Anzahl von Gewehren und Kriegs- munition erbeuteten. Der Aufstand gegen die Regierung wurde durch den Gemeinderath und dur die Provinzial-Deputation herbeigeführt, welche \sich der Gewalt über die Stadt vollständig bemächtigt hatten. Nach den lehten von dort eingegangenen Nachrichten sollten der Gemeinderath und die Provinzial-Depu- tation aufgelöst werden.

Für die vergangene Naht waren in Voraussicht etwa

Kaiser amilih notifizirt und um die Vornahme des Aktes der

sichtsmaßregeln getroffen worden; die Nacht is aber ruhig verlaufen. s

Ein weiteres Telegramm meldet: Marschall Serrano hat als Präsident der Exekutivgewalt ferner Citona zum General der Kavallerie, Yzquierdo zum General der Infanterie und Ros Olano zum General der Artillerie ernannt. Aus den Prov inzen find Seitens der Civil- und Militär-Autoritäten sehr zahlreiche Telegramme eingelaufen, in denen erklärt wird, daß die neue Regierung auf deren Ergebenheit mit Sicherheit zählen dürfe. Gleichzeitig wird gemeldet, daß die Ruhe im Ganzen überall aufrecht erhalten ‘worden sei. Valladolid kam es zu Unruhen, die Ordnung is aber auch dort wiederhergestellt.

Îtalien. Rom, 5. Ianuar. (W. T. B.) Dem frühe- ren französishen Gesandten beim italienishen Hofe, Fournier, ist vom Könige der Großkordon des St. Mauritius- und La- zarus-Ordens E worden.

Der Pap hat heute eine zahlreihe Deputation irlän- discher Katholiken f fig O E

Der neue österreichishe Gesandte beim päpstlihen Stuhle, Graf Paar, is hier eingetroffen und hat dem Kardinal Anto- nelli seinen Besuch abgestattet.

Türkei. Die „Voce de la vérita“ vom 5. Januar ver-

öffentliht ein Telegramm aus Konstantinopel, nah welhem der Sultan die Streitigkeiten über das Patriarchat unter den S ay Armeniern zu Gunsten der Hassunisten entschieden atte.

Numänien. Bukarest, 5. Januar. (W. T. B.) Prinz Bruder des Fürsten Karl

“Friedrich zu Hohenzollern, von Rumänien, ist hier eingetroffen.

Nuf:land und Polen. St. Petersburg, 4. Ianuar. Die Vermählnng der Großfürstin Maria Alexan- drowna und des Herzogs von Edinburgh is der „St. Pet. Ztg.“ zufolge auf den 11. Januar festgeseßt.

Bekanntlich i} es eine Hauptfrage der militärischen Organisation, jo schreibt die „N. 3.“, zu deren endgültiger Bearbeitung und Entscheidung eine besondere Kommission beim Kriegs-Ministerium bestellt ist, ob die Verwaltung alles dessen, was sich im Rücken der Armee befindet, eine selbständige Gestalt annehmen, oder ob dieselbe der gesammten Armeeverwaltung unterzuordnen sei. Wie nun die „N. 3.“ hört, wäre man gewiß, die Frage zu Gunsten der selbständigen und selbst verantwort- lihen Organisation zu entscheiden, \o daß der Verwaltung fol- gende Obliegenheiten zuständen: 1) Die Administration aller im Rücken der Armee liegenden Wege und den zu ihrem Schuß zurückgelassenen Truppen; 2) die Verwaltung aller dem Feinde abgenommenen Landestheile bis zur Bestellung eines General- Gouverneurs. 3) Die Lieferung von Leuten, Kleidern, Gegen- ständen, Proviant und anderen Erfordernissen für die Armee. Den Ausschlag soll dabei der Wunsch gegeben haben, die Verant- wortlichkeit und die Aufgaben der Ober-Befehlshaber zu vermindern. Die Naturalverpflegung der Militärpferde is, wie die „R. St. P. Z.“ meldet, durch einen Beschluß des Reichsraths vom 17/29. November in cine Geldabgabe umgesegt worden.

5. Januar. (W. T. B.) Der Herzog von Edin- burgh is gestern hier eingetroffen und bei seiner Ankunft vom Kaiser empfangen worden. Die Stadt war mit Flaggen ge- Paal die Bevölkerung begrüßte den Herzog mit lebhaften

urufen.

Dem Wirklichen Geheimen Rath W. Titow, Mitglied des Reichsrathes im Departement für Civil-Angelegenheiten und Kultus, wurde anläßlih seines 50jährigen Amtsjubiläums für seine in der Diplomatie und im Reichsrathe geleisteten Dienste der Dank des Kaisers mittelst besonderen Kaiserlihen Reskriptes ausge\prochen.

Amerika. Washington, 5. Januar. (W. T. B.) Die auf den Virginiusfall bezügliche diplomatische Kor- respondenz is dem Kongresse mitgetheilt worden. Eine dieselbe begleitende Botschaft des Präsidenten Grant hält daran fest, daß der „Virginius“' prima facie als ein amerikani- hes Schiff anzusehen gewesen sei. Die Wegnahme des Schiffes und die Hinrichtung eines Theils ‘der Mannschaft wären eine Verlegung des Völkerrehtes gewesen, zu dessen Prinzipien sich Spanien indeß wieder bekannt habe, als es in die Wiederherausgabe des Schiffes willigte. Das \chließlich zu Stande gekommene Arrangement müsse als ein gerechtes, die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zu Spanien förderndes be- trachtet werden.

__ Asien. An das niederländische Kolonien - Ministerium ist ein Regierungs-Telegramm aus Batavia, vom 29. Dezember, gelangt, welches nachstehende Meldungen aus 2 Telegrammen des General-Lieutenants van Swieten enthält, die am 28. De- zember in Singkel (einer an Atchin grenzenden niederländischen Niederlassung an der Westküste Sumatras) aufgegeben worden | ware :

„Bei einer Rekognoszirung, bei welcher es sich um eine Unter- suhung handelte, wie der Kraton angegriffen werden könne, war man, wie das erste dieser Telegramme berichtet, auf einen großen Kampong gestoßen, der sorgfältig befestigt war und hartnäckig vertheidigt wurde ; nach einem ungefähr siebenstündigen Gefeht war das Kampong mit allen seinen Verschanzungen, genommen und war man ungefähr fieben Minuten weit über Pasfsar - Athin auf dem reten Fluß- ufer vorgerückt. Die niederländischen Truppen, die sich aus- gezeichnet benommen, hatten in diesem (Gefecht 7 oder 8 Todte und 78 Verwundete. Der Kampf sollte am nächsten Morgen fortgeseßt werden. Die Verluste des Feindes waren sehr groß; in der ersten Vershanzung wurden 30 Todte gefunden und in den übrigen nach Verhältniß (uar erenredigheid), Nach dem zweiten Telegramme, bei welchem, wie bei dem ersten, das Datum nicht angegeben ist, waren von dem Regierungs-Kommissar Briefe an den Sultan abge- \{hickt worden, auf welche noch keine Antwort eingetroffen war. Die Fortseßung der Operationen gegen den Kraton wurden vershoben, bis ein genügender Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsbedarf herbei- geschafft wäre, um fräftig agiren zu können. Die 26 Monkims (östlich vom Flusse) waren überwältigt, die 25 Monkims (der westliche Be- zirk) verhielten sich neutral (onzydig), die 22 Monkims (im Süden) waren durch die Verluste, welche sie erlitten hatten, entmuthigt. Bei dem Feinde herrshte Mangel an Reis. Das Wetter war günstig, die Cholera nahm ab.“ Nach einem weitèren dem Kolonien-Ministeriuum zugekomme- nen Telegramme des General-Lieutenants van Swieten, welches am Morgen des 31. Dezember in Penang aufgegeben worden, hatte am 26. Dezember wieder ein sehr ernstes Gefecht behufs Rekognoszirung des Terrains vor dem Kraton stattgefunden. Der Zweck wurde erreiht mit {werem Verluste. Es fielen 1 Offizier und 15 Soldaten, leiht verwundet wurden 5 Offiziere und 55 Soldaten. Eine Batterie für b Geshüß war nun im Baue; sie \ollte baldigst in Bereitschaft sein und stark

bevorstchender Unordnungen befondere militärishe Vor-

bewaffnet werden. Der Radja von Pedir war mit 1500 Mann in den Kraton gekommen und hatte sich der Kriegspartei daselbst

Nur in Taragona und.

anges{chlossen. Eine Abtheilung der Flotte sollte entsendet wer- den, ihn und sein Volk dafür zu zühtigen. Der Bote, welcher die Briefe des Regierungskommissärs an den Sultan zu über- bringen den Auftrag gehabt, war mit dem Tode bedroht, in Fesseln geworfen und, von Allem beraubt, in das Binnenland gebraht worden, die Briefe aber wurden nicht dem Sultan übergeben, sondern zerrissen. Das Volk hatte sich der Gewalt bemächtigt. Der Geist der niederländishen Truppen blieb vor- trefflich. Der Ober-Befehlshaber hatte ihnen durch Tagesbefehl seine Zufriedenheit bezeugt.

Ein Privat - Telegramm aus Penang vom 30. Dezember bringt noch folgende Mittheilungen, die mit obigen in völliger Uebereinstimmung find:

„Der Radja von Pedir, einem großen Kampeng mit einer Bevöl- ferung von 30,900 Seelen an der Ostküste von Atchin, ist mit einer starken Streitmacht in den Kraton. eingerückt, um den Atchinesen zu Hülfe zu kommen. Diese haben fich geweigert, in Unterhandlung zu treten. Es werden sehr hartnäckige Gefechte geliefert. Von nieder-

_ländisher Seite werden Vorbereitungen getroffen, Pedir anzugreifen.“

Die Monikims, von welhen oben Erwähnung gethan wird, find Distrikte, welche aus 26, 22 und 25 Gemeinden bestehen, die auch Sagis und im Malaiischen Kottas genannt werden. Sie umgeben die Stadt Atchin, und. zwar die 26 Monkims im Osten, die 22 Monkims im Süden und die 25 Monkims im Westen. Der erste Distrikt, wo die Niederländer diesmal ihre Landung bewerkstelligt haben, is} bereits in deren Gewalt; die 25 Monkims verhalten sih neutral in Grinnerung an die erste niederländische Expedition, die auf ihrem Gebiete stattgefunden hatte; und die 22 Monkims, welhe am nächsten bei der Stadt Atchin. und dem Kraton gelegen sind, sind jeßt der Schauplaß harter Kämpfe und ihr Muth durch \{chwere Verluste gebrochen. Das neueste - Wochen-Bulletin des Vice-Königs von Indien über die bengalishe Hungersnoth besagt, daß in Oude die Besorgniß durch den stattgefundenen Regen ciniger- maßen gehoben wurde, und daß in mehreren Provinzen die Aussichten der Frühjahrsernte gut sind. In Tirsus, Sarun und Bhagulporn hat es ebenfalls ein wenig geregnet, aber es wurde dadurch keine allgemeine Besserung bewirkt, und die Preise der Lebensmittel steigen. Die Betheiligung der ärmeren Be- völkerung an den Nothbauten ist bereits beträchtlih. Wie der „Times “-Korrespondent in Calcutta meldet, is die Reisernte niht günstiger, als Sir E. Campbell anticipirte. Die Aussichten der künftigen Ernte find noch immer erträglich.

Afrika. Von der Goldküste liegen per Dampfer „Anglian“ wieder Nachrichten vor, die bis zum 15. Dezember reihen. Die zur Theilnahme an der Expedition nah Kumassi bestimmten britishen Truppen sind in Cape Coast Castle ange- kommen. Der „Himalaya“ brachte am 10. Dezember die Schüten- brigade, und der „Tamai“ am 12. das 23. Regiment. Die Truppen wurden indeß- niht gelandet, soudern wegen der unter ihnen vorherrschenden Krankheiten auf eine vierzehntägige Kreu- zungsfahrt geschickt. . Sir Garnet Wolseley, der jüngst von einer Inspektionstour aus dem Innern zurückehrte, hat sich mit 500 Matrosen und Marinesoldaten zur Verfolgung der Aschantis nach dem Prah begeben. Er hoffte, den Fluß am 25. v. M. zu erreihen. Die Aschantis ziehen \sich in großer Eile über den Prah zurück, und den neuesten Nachrichten zufolge hatte das Gros ihrer Armee den Prah in großer Unordnung überschritten. Viele ertranken, und die Todten und Verwundeten wurden am Ufer zurückgelassen. Ihre Nachhut erlitt auch große Verluste in dem Scharmügzel mit dem Oberst-Lieutenant. Ward am 27. No- vember. Das ganze Land his zum Prah is nun, wie der Be- rihtersiatter der „Daily News“ meldet, - im Besiß der Eng- länder. Die Heerstraße nah dem Prahsu hoffte man gegen den 20. Dezember fertig zu stellen. Der Marsh nach Kumassi wird demnah zu Anfang Januar angetreten werden.

Die Londoner Handelsbehörde hat vom Staats-Sekretär für auswärtige Angelegenheiten Kopien von Depeschen des bri- tischen Gesandten in Lissabon erhalten, welche die ganze Gold- küste von Cape Talnas bis zur Bucht von Benin vom gel- ben Fieber für heimgesucht erklären, und melden, daß die Lokalbehörden in Madeira beschlossen haben, über alle von der Küste Afrikas kommenden Schiffe ohne Unterschied, selbst wenn fie reine Gesundheitspässe von allen Häfen, die sie anlaufen, mit- bringen und kein Todes- oder Krankheitsfall an Bord stattgefun- den hat, eine Quarantäne zu verhängen.

Den neuesten Nachrihten von Natal zufolge nehmen die Operationen gegen die aufständishen Kaffern, ihren Fortgang. Nah den Aussagen zweier gefangen genommener Spione befinden \sih die Rebellen an den Ufern des Orange- flusses außerhalb der Grenze der Kolonie, wo der Häuptling Langalibalelo eine Höhle bewohnt. Ein Nachbar des Leßt- genannten, Namens Putini, wurde, weil er mit den Rebellen im Bunde stand, hart bestraft. Es wurden ihm 7000 Stü Rindvieh, sowie 150 Gewehre weggenommen. Zur Verfolgung der flüchtigen Rebellen werden fliegende Kolonnen organisirt.

Landtags- Angelegenheiten. Berlin, 6. Januar. Die Abgeordneten Dr, Friedenthal und Genossen haben im Hause der Abgeordneten den Entwurf ciner Vereinsordnung für die Provinz Posen eingebracht.

Das Coursbuch der Deutshen Reichs-Postverwal- tung, 1874 Januar, I. Abtheilung, Verlag der Königlichen Ge- heimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker), ist soeben ausgegeben. Dasselbe enthält die Eisenbahnverbindungen in Deutschland und der Ssterreichish-ungarischen Monarchie und Uebersicht der bestehenden Rundreise-Touren mit Angabe der Billetpreise, bearbeitet im Cours- bureau des Kaiserlichen General-Postamts, und umfaßt die bis zum 1, Januar eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aen- derungen in dem Gange der Eisenbahnzüge. Ferner Abtheilung IL, SFanuar-Februar, enthaltend die bedeutenderen Eisenbahnrouten in Europa, außer Deutschland u:d Desterreich, ferner Postverbindungen in Deutschl¿nd und den angrenzenden Ländern, Dampfschiff-Course, Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Tarif für Courier- und Extraposten, Wegemaße, Münzvergleichungs-Tabelle, Zusamnien- stellung der Bestimmungen über Benußung der Telegraphenlinien und Gebührentarif 2c. Beigegeben sind 2 Karten.

Statistische Nachrichten.

München, 4. Januar. Von gestern bis heute Abend sind hier au Cholera 28 Erkrankungen und 7 Todesfälle vorgckommen.

Das 1. und 2. Heft (Januar—Juni) des 5. Jahrgangs 1873 der „Zeitschrift des Königlich Bayerischen Statistischen Bureau“, redigirt von - dessen Vorstand Dr. Georg Mayr (München 1873, Kommissionsverlag von E. A. Fleischmanns Hofbuch- und Kunsthandlung), hat folgenden Inhalt: Die Betheiligung ‘des Königlich bayerischen statistischen Bureaus an der Wiener Weltaus- stellung in Gruppe 26. l datetis Über den Verkauf von Ge- treide auf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten Durch- \chauittêpreise für die Monate Oktober, November und Dezember 1872;

desgleichen für die sechs hauptsächlihsten Schrannen nah einzelnen Wochen; desgl. für das Kalendersähr 1872. Die Ernte-Ergebnisse des Jahres 1872 in Bayern von Dr. Mayr. Beiträge des König-

Tih bayerischen statistischen Bureaus zu den auf der Wiener Weltaus-

stellung im Pavillon des Welthandels enthaltenen Nahweisen über die Geschichte der Preise von Dr. G. Mayr. Viktualtenpreise an ver- schiedenen Orten Bayerns während der Monate Oktober —Dezember 1872; desgl. für das Kalenderjahr 1872. Statistik der Immobiliar- Feuerversicherung; von Dr. G. Mayr. Nachweijungen über den Verkauf von Getreide avf den bayerischen Schrannen, sowie über die erzielten-Durchschnittspreise für die Monate Januar—Juni 1873; desgl. für die ses hauptsählichsten Schrannen nah einzelnen Wochen. Statistik der bayerishen Sparkassen nah der Erhebung für 1869. Weitere Ergebnisse der Volkszählung von 1871. Ausscheidung der Gemieinden nah der Zahl ihrer Einwohner und der Bevölkerung nah der Volkêzahl der Gemeinden. Bewegung der Bevölkerung des Königreichs Bayern im Kalenderjahr 1872 von Dr. G. Mayr. Viktualienpreise an verschiedenen Orten Bayerns während der Monate JFanuar—Juni 1873. Launen uns der Anzahl der var- handenen Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Essigfabriken, Essig- siedereien und jonstigen Anstalten für Fabrikation von Spirituosen, Malzfabriken, deren Produktion, Malzverbrauches und des Werthes der betreffenden Produkte während des Jahres 1872 in den Regie- rungsbezirken diesseits des Rheins; zusammengestellt im Königlichen Staats-Ministerium der Finanzen. Definitive Ergebnisse der Volks- zählung von 1871 im gesammten Deutschen Reiche. Literatur.

Dessau, 2 Januar. Der „Anh. St. A." vzröffentliht nach-

. folgende Uebersicht über die bei den Gerichten des Landes in den

Jahren 1870, 1871 und 1872 geführten Untersuchungen wegen Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen :

wegen Verbrechen wegen Ueler- "und Vergehen. tretungen.

1870 1871/1872/1870/1871/1872 232 246 250/1930 /2192 2086 183 198| 236| 283| 548 707 124' 178| 191/1127 1802 1481 219 323 553] 190 1384 1691

Im KFKreisgerichtsbezirk Dessau Im Kreisgerichtsbezirk Cöthen Im Kreisgerichtsbezirk Zerbst Im Kreisgerichtsbezirk Bernburg . | / Im Kreisgerichtsbezirk Ballenstedt . | 150 187| 218] 730 1248/1301 Sm Ganzen | 908/1132 1448|22607174/7266 London, 3. Januar. In Großbritannien und Jrland erscheinen dem „Printers Register“ zufolge nunmehr 131 tägliche Zeitungen, von denen 24 auf London, 72 auf die Provinzen, 13 auf Schottland, 118 auf Irland, 2 auf Wales und 2 auf die Kanal- inseln kommen.

Kunst Wissenschaft und Literatur.

Das socben erschienene Januarheft der von F. Schneider und Comp. hierselbst herausgegebenen „Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“, welche seit dem 1, Januar d. J. einen neuen Redacteur in der Person des Hauptmann G. von Marées erhalten haben, bringt folgende Aufsäße: Redaktionswechsel der Jahr- bücher. I. König Friedrich der Große und sein Bruder Heinrich in den Jahren 1763—1778. 11, Seydliß in seiner Bedeutung für die Reiterei von damals und jeßt, von Kachler, Major im Großen Genc- ralstabe. IIL. Der Virginiusfall von H. Vogt, Major im Großen Generalstabe. IV. Voguslawski und Scherff. V. Zum Prozeß Ba- zaine. VI, Umschau auf militärischem und maritimem Gebiete. VII. Umschau in dez Militär-Literatur.

Seit dem Dezember erscheint in Breslau eine „Deutsche Reichs-Schulchronik“, Quellen für die Geschichte des vaterländi- hen Unterrichtswesens, unter vertragsmäßiger Betheiligung praktischer Schulmänner, herausgegeben von Rudolf Hoffmann. Dieselbe will den Unterrichtsangelegenheiten aller deutschen Lande ihr Jateresse widmen und amtliche Erlasse, die fich auf den Unterricht beziehen, ihrem Gegenstande nah verzeichnen, die betreffenden Behörden in ihrem MWalten kennen lernen und hervorragende Mitglieder derselben biogra- phisch ffizziren, endlich die Leser mit den Schulanstalten und deren segensreihem Wirken bekannt machen. Mittheilungen, die sich auf Schulen und Lehrer beziehen, werden im Korrespondenzwege aus allen Theilen des Deutschen Reichs erbeten. Das Blatt erscheint jeden Monat mindestens 16 Seiten 8. stark. i

Von dem Geheimrath Dr. Adolf Svetbeer kommentirt, erschien soeben die deutsche Münzverfassungs-Geseßgebung im Verlage der Firma Palm & Enke in Erlangen. Dieser Kom- mentar eröffnet ein neues Sammelwerk, dessen Bestimmung dic aus- führliche wissenschaftlih-praktishe Erläuterung der Deutschen Reichs- per von 1873 an sein wird. Von Dr. E. Bezold redigirt

er O Dr. Endemann und Dr. von Holßendorff, des Reichs-Oberhandelsgerichts-Rathes Dr. Puchelt und des General- Staatsanwaltes Dr. Schwarze. Jena, 3. Januar. An Professor Bursians Stelle-ist von Ostern

versität Prof. Dr. Rudolph Schöll von Greifswalde berufen worden und hat den Ruf angenommen. Ebenso wird die durch Kuno Fischers Abgang nah Heidelberg erledigte Professor der Philosophie mit nächstem Sommersemester durch Prof. Dr. Eucken in Basel „wieder beseßt werden. Die Universität ist während dieses Wintersemesters von 396 Studirenden besucht, darunter 79 Theologen, 73 Juristen, 74 Mediziner und 152 Philosophen.

München, 1. Januar. Jm verflossenen Jahre 1873 haben im Königlichen Ho f- und Nationaltheater 170, im Königlichen Residenztheater 176, zusammen 346 Vorstellungen stattge- funden. Bon diesen fallen auf das A 204 Vorstellungen (32 im Hof- und 172 im Residenztheater), auf die Dper 141 und auf das Ballet 1 Vorstellung. Die übrigen 8 Balletvorstellungen wurden mit Lustspielen oder kleineren Opern gegeben. Die Zahl der aufgeführten Stücke bei den 204 Schauspielvorstellungen betrug: 38 den ganzen Abend ausfüllende Lustspiele, 31 den ganzen Abend niht ausfüllende Lustspiele, 12 den ganzen Abend ausfüllende Schauspiele, 5 den ganzen Abend nicht aus- fülleude Schauspiele und 17 den ganzen Abend ausfüllendé Trauer- spiele. Ueberblickt man sämmtliche Opernaufführungen, fo ergiebt fich, daß Adams Postillon zusammen in 1873 3 Aufführungen gegen 3 des Jahres 1872 erfuhr; Aubers Teufels Antheil 5, Stumme von SOG 3, Domino ‘5, zusammen 13 gegen 9 des Jahres 1872;

cethovens Fidelio 3, Ruinen 1, zusammen + (6); Bellinis Nacht- wandler 1; Boildieus Weiße Frau 5 (3); Cherubinis Wasserträger 4 (3); Davids Lalla Rookh 4 (2); Flotows Allessandro Stradella 5 (4); Glucks Orpheus und Eurydike 1, Armida 1, zusammen 2 (3); Gounods Faust 4 (7); Grisars Gute Nacht 4; Halevys Jüdin 2 (1); Holsteins Heideschacht 1 (3); Lachners Cornaro 2; Lorßings Wildshüß 1, Waffenschmied 6, Czaar und Zimmermann 2, Undine 4, zusammen 13 (9); Maillards G1öckchen 4 (1); Mehuls Joseph 3 (4); Meyerbeers Hugenotten 5, Afrikanerin 1, Robert d. T. 4, Prophet 3, zusammen 13 (8); Mozarts Figaros Hochzeit 4, Zauberflôöce 3, zusammen 7 (7); Rheinbergers Thürmers Löchtertein 3, 7 Raben 1, zusammen (4); Rossini's Tell 5 (8); Schenks Dorfbarbier 1; Schumanns Genoveva 3, Manfred 3, zusammen (6); Spohrs Jessonda 2 (2); Verdi's Troubadour 1 (3); Wagners Rienzi 4, Lohengrin 4, Meistersinger 2, MWalküre 1, Fliegende Holländer 3, Tannhäusec 7, zusammen 21 (21); Webers Frei\chüß 5, Oberon 1, Abu Hassan 1, zusammen 7 (9).

Der Bollzug der Verfügung des Kultus-Ministeriums wonach am 1. Januar 1874 die Glasmalerei als Königliche Anstalt aufs gehoben und die Gebäude derselben für ‘die Zwecke der Königlichen Akademie der bildenden Künste verwendet werden sollten, ist auf Be- fehl des Königs vorläufig sistir. i: :

Mainz, 30. Dezember. Bei den Restgurationsarbeiten am Ostchore des Domes Pllte am Sylvestertage der Hauptbogen ‘am Eingange des Chores geschlossen werden. Damit is jener Theil der Arbeit vollendet, wodurch der Pfeiler endlich überflüssig wird. Die oberen Theile desselben sind bereits herausgenommen und der Abbruch

des ganzen Einbaues wird nunmehr unmittelbar folgen.

cheint diese Sammlung von Kommentaren unter Mitwirkung der '

ab für den Lehrstuhl der klassischen Philologie an der hiesigen Uni-.

Gewerbe und Sandel. 2

Berlin. In der Ueberzeugung, daß ein Centralblatt für alle wirths{chaftlihen Interessen, wie es in anderen Ländern bereits besteht, auch für Deutshland ein Bedürfniß sei, haben sich 17 Mitglieder des deutschen Handelstags mit einander verbunden, um die Mittel aufzubringen, das seit drei Jahren in kleineren Verhältnissen erschei- nende „Deutsche Handelsblatt“ so zu erweitern, daß es den Ansprüchen gerecht werden kann, welche an ein solches Blatt zu stellen sind. Die Zeitschrift „Deutsches Handelsblatt, Wochenblatt für Handelspolitik und Volkswirthschaft“, welche wöchent- lih 1—2 Bogen stark unter Herausgabe des General-Sekretärs des deutshen Handelstags Dr. Alexander Meyer (Verlag von Leon- hard Simion in Berlin) erscheint, hat sich deshalb die Aufgabe ge- stellt, alle Zeitfragen von volkswirthschaftlihem und handelspolitishem Inhalt zu erörtern und die großen noch s{chwebenden Aufgaben, wie die Ordnung des deutschen Bankwesens, die Revision d2s Aftienge|eßes, die Schaffung eines deutschen Eisenbahngeseßes thunlichst zu fördern Außer erörternden und krcitishen Artikeln wird das Deutsche Handels- blatt in jeder Nummer eine erlvtiae Zusammenstellung der wih- tigsten Ereignisse der abgelaufenen ohe bringen, ferner über „die Verhandlungen der Gesellschaften und Vereine, welche fich mit wirth \haftlihen Interessen befassen, Bericht erstatten und die wichtigsten literarischen Erscheinungen auf national-ökonomischem Gebiet besprechen. Eine besondere Rubrik werden die Kundgebungen des bleibenden Aus- \chusses des deutshen Handelstages bilden, welcher seit drei Jahren das Deutsche Handelsblatt zu feinem Organ erwählt hat. Die anr 1. Januar d. J. ershienene Nr. 1 hat folgenden Jnhalt: Das Börsen- jahr 1873. Die neue ôsterreichische Silber-Anleihe von 80 Millionen Gulden. I. Depotfixen. Wochen - Uebersicht. Volkswirthschafte lihe Geseßgebung, Staatsfinanzen. Zölle. Eisenbahnen. Banken. Industrie-Gesellshaften. Judustrie. Geldmarkt. Kaufmännische Kreditverhältnisse. Kommunal - Kredit. Bank- Ausweise. Börsen-Usfancen. Kupdgebungen des deutschen Han- delstages. Anzeigen. j Das XI. und XII. Heft Jahrgang 1873 der Zeitschrift für Kapital und Rente (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung) hat folgenden Inhalt: T. Vom 1. Oktober 1863 bis 30. September 1873. Ein RückbliÆ. (Vom Herausgeber.) IL1. Finanzielle Chronik des Jahres 1872. (Fortseßung.) IX. Monat September. Neue Emiss sionen und sonstige Modifikationen: 1) Staats-Kredit, 2) Korpora- tions-Kredit, 3) Gesellschafts-Kredit : a. Eisenbahn-Ge|ellschaften, b. Jadustrie-Gesellschaften, c. Banken. IIL1. Auszüge aus den im Jahre veröffentlihten Geshäftsberihten von Aktien-Gefellschaften. Banken. IV, Sachregister: a. Zur finanziellen Chronif des Jahres 1872 Mo- nat September, b. Zu den Auszügen aus den im Jahre 1873 veröf- fentlichten Geschäftsberichten der Aftien-Gesellshaften. V. Miscellen. Nr. IX. Die gegenwärtige Lage der „Union“, Aktien-Gesellschaft für Bergbau, Eisen- und Stahl-Industrie zu Dortmund. VI. Literatur. VII, Die Spezifikation der französischen Kriegskosten. VIII. Alpha- betishes Register zur finanziellen Chronik der Monate April bis incl. September 1872. ea

Die „Deutsche Industrie-Zeitung“, Organ der Handels= und Gewerbekammern zu Chemniß, Dresden, Plauen und Zittau, (ver- antwortliher Nedacteur: Max Diezmann in Chemniß) enthält in Nr. 1 des Jahrganges 1874: Die industrielle Schweiz. Von A. Lam- mers. Handels- und Gewerbekammern : Plenarsißung der Handels- und Gewerbekammer zu Zittau am 3. Dezember 1873. Technik: Ofenrohrbiegemashine. Von H. Falcke. Th. Halls Parallelshraub- \tock. Fortschritte im Bau der Streichgarn-Spinnerei-Maschinen seit dem Jahr 1862. Von E. Tänzler. Herstellung von Façonstäben für Hufeisen von G. A. Kästner. Aufthauen gefrorener Dyna1nitpatronen. Schornstèin für Kesselanlagen. Anthracenbestimmung. Jndoustrielle Briefe: Manchester: Wochenschau über den englischen Maschinen- und Metallmarkt. -— Technische Briefe: Augsburg: Hängelager. Lite- rarishes: Buchner und Gnauth: Das Kunsthandwerk. Technische Notizen. Fragen. Beantwortungen. Industrielle Notizen. Vermischte Notizen. Personal-Nachrihten. Patentertheilungen.

St. Petersburg, 4, Dezember. Wie der „Börse“ aus Riga telegravhirt wird, hat in Eydtkuhnen am 1. Januar die Annahme von Gütern zur Beförderung aus Rußland über die Grenze wieder

begonnen. Verkehrs-Anstalten.

Im vierten Quartale 1873 sind in Oesterreich-Ungarn folgende neue Eisenbahn-Strecken dem öffentlichen Ver- kehr übergeben worden: 1) Königgräß-Chlumeß (3,70 Meilen) und Nim- burg-Lysa-Prag (6,52 Meilen) österreichische Nordwestbahn 10,22 Mei- len, 2) ¿Sternberg-Grulich (Mährishe Grenzbahn) 11,866 Meilen, 3) Lemberg-Stryj (Erzherzog Albrechtsbahn) 9,87 Meilen, 4) Zweig- bahn Miskolcz-Diosgyör (ungarische Staatsbahn) 1,16 Meilen, 5) Legenye-Mihalyi-Kaschau (ungarishe Nordostbahn) 6,322 Meilen, 6) Karlstadt-Fiume (ungarische Staatsbahn) 22,79 Meilen, 7) Für Eilgut- und Frachtenverkehr Mine Du Savons (Pilsen - Priefener Bahn) 0,52 Meilen, 8) Rumburg-Georgswalde-Ebersbah (böhmifche Nordbahn) 1,00 Meilen, 9) Villah-Tarvis (Kronprinz-Rudolf-Bahn) 3,7 Meilen, 10) Neusfiedl-Laa-Zellerndorf (Eigenthum der Lundenburg- Nikolsburg-Grußbacher Baha) im Betriebe der Ma ert Gerpiantde Nordbahn 6,52 Meilen. Zusammen 73,33 Meilen. In Deutschland wurden in derselben Epoche nur 48,34 Meilen neue Bahnstrecken er- óffnet. : y In Bezug auf den Verkehr zwischen Deutschland und Kron- ftadt während des Jahres 1873 liegen folgende Angaben vor: Es liefen in dieser Periode aus Deutschland in den Kronstädter Hafen 489 Schiffe (darunter 202 Dampfer) ein, und 587 Schiffe dahin aus. Ausgeführt wurden: 21,000 Pad Hanf, 212000 Pud Potasche, 73,000 Pud Talg, 27,000 Pud Butter, 57,000 Pud Olein, 19,000 Pud Glycerin, 32,000 Pud Häute, 64,000 Pud Knochen, 14,000 Pud animalische Kohle, 28,000 Pud Daunen, 1,448,000 Tschetwert Roggen, 75,000 Tschetwert Weizen und 248,000 Matten. ;

Kopenhagen, 5. Januar. (W. T. B.) Das Leuchtschiff „Trindelen“ hat heute Morgen Fredrikshavn verlassen, um seine gewöhnliche Station im Kattegat wieder einzunchmen.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 7. Ianuar. Opernhaus. (6. Vorstellung.) Der Freishüg. Oper in 3 Abtheilungen von Kind. Musik von C. M. von Weber. Agathe: Fr. Mallinger. Aennhen: Frl. Haupt. Max: Hr. Diener. Caspar: Hr. Fricke. Anfang 7 Uhr. Mittel-

reise. ? |S Haufpielhaus. (6. Vorstellung.) Die Neujahrsnacht. Schauspiel in 1 Akt von Benedix. Hierauf: Ein Afrikareisender. Plauderei in 1 Akt von Emile Najac, deutsch von A. Winter. Zum Schluß: Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Akten von R. Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Donnerstag, 8. Januar. Dpernhaus. (7. Vorstellung ) Esmeralda. Großes. Ballet in 3 Akten und 5 Bildern von I. Perrot. Musik von Pugni. Esmeralda : Frl. Adele Granzow, vom Kaiserlichen Hoftheater in St. Petersburg, als Gast. Vor leztes Auftreten des Frl. Granzow. Anfang 7 Uhr. Mittel-

reise.

f S Hauspielhaus. (7. Vorstellung.) Der Elephant. Lust- \piel in 4 Aufzügen von G. von Moser. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Donnerstag, 8. Januar. In Saal-Theater des König- lihen Schauspielhauses. Fünfte Vorstellung der fran Schauspieler - Gesellschaft. Triosième représgentation de: Les vieux Garçons. Comédie en cing actes, en prose, par Mr. Vic- torien Sardou.

Die in den Händen der Schauspielhaus-Abonnenten ver- bliebenen Abonnements- Billets werden von der Theater-Haupt- Kasse gegen Erstattung des bezüglihen Betrages zurück-

genommen.