— Vom 29. Oktober bis 1. November 1873 haben hier unter dem Vorsiy des Ober-Bau- und Ministeriak-Direktors Weishaupt Konferenzen behufs Berathung der zur Erhöhung der Sicherheit im Eisenbahnbetriebe - zu ergreifenden Maßnahmen ‘stattgefunden. Zu diesen Kon- ferenzen waren auf Einladung des Handels-Ministers Räthe des Reichs-Eisenbahnamts, des Handels-Ministeriums, 34 technische Beamte von 20 verschiedenen Bahnverwaltungen, und die Bor- steher der größten hiefigen Maschinenbauanstalten, im Ganzen 49 Techniker, erschienen. Die Berathungen fanden nah Anlei- tung eines Fragebogens statt, welcher den Theilnehmern einige Zeit vorher zugesandt worden war. Die Beschlüsse, welche die Konferenz in Betreff 30 einzelner in Berathung genommener Fragen gefaßt hat, sind jet, als Manuskript gedruckt, veröffent-
“ liht worden.
— Nach einer Verabredung mit der Herzoglich braun- \{hweigishen Regierung is der Transport gestempelter Spielkarten mit der Post bei Versendungen zwischen Orten des preußischen Staates unter Berührung des braunshweigischen Gebietes und zwischen Orten des Herzogthums Braunschweig unter Berührung des preußischen Gebietes von der Uebergangs- \hein-Kontrole freigelassen worden, und diese Befreiung au auf den Transport ungestempelter Spielkarten mit der Post, wenn dieselben Seitens eines Herzoglich braunshweigishen Steueramtes an das Stempelmagazin in Braunschweig behufs der Stempelung amtlich versendet werden, aus- gedehnt worden.
— Vom 31. Drgeber 1873, Mittags, bis 1. Januar 1874, Abends, find in Berlin an Adressaten in Bcrlin zur Post ge- liefert und durch die Briefträger bestellt worden: 547,377 Stadtbriefe und Postkarten, d. i. 162,440 Stü mehr, als zum vorjährigen Neujahr.
Bayern. München, 6. Ianuar. Die auf gestern Vor- mittags 10 Uhr anberaumte 3. öffentlihe Sitzung der Kam- mer der Reihsräthe mußte, da die Mitglieder derselben niht in beshlußfähiger Anzahl erschienen waren, auf künftigen Montag vertagt werden. Die nächste (15.) Sizung der Kammer der Abgeordneten is auf denselben Tag an- geseht. — Die meisten der Abgeordneten haben fich, da vor dem 12. Januar keine Sihung mehr stattfindet, wieder in ihre Heimath begeben; ein großer Theil derselben i bereits gestern Abends abgereist. — Bezüglich der Dauer des gegenwärtigen Landtags haben Mitglieder des Finanzaus\{husses ihre Ansicht dahin ausgesprochen, daß si dieselbe, wenn das Budget gründ- lih durhberathen werden solle, bis in den Monat Mai hinein erstrecken könne.
— Der Finanzaus\chuß der Kammer der Ab- geordneten is gestern Abends in die Budgetberathung eingetreten. Nah Erledigung des Etats der Staats\chuld ver- anlaßte beim Etat des Staats-Ministeriums der Justiz die Frage der Gehaltszulage eine längere Debatte. Nach dem bis- herigen Aus\hußbes{chluß würden die Präsidenten der Appella- tionsgerihte eine jährlihe Gehaltszulage von 420 fl, erhalten ; der Königlihe Staats-Minister der Justiz beantragte eine fôrm- lihe Gehaltserhöhung, und zwar von 500 fl., vermochte jedoch, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, damit niht durhzudringen. Der Aus\huß wird die Berathung des Iustizetats morgen fort- seten.
: — 8. Januar. (W. T. B.) Dr. Anton Ruland, Ober- Bibliothekar in Würzburg, hervorragendes Mitglied der ultra- montanen Partei des Abgeordnetenhauses, ist hier heute Morgen an der Cholera gestorben.
Sachsen. Oresden, 6. Ianuar. Der König hat in einer am heutigen Tage dem bisherigen Königlich bayerischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Grafen von Paumgarten ertheilten Partikularaudienz dessen Abberufungss\chreiben entgegen genommen. i
— 7. Januar. Auf der Tagesordnung der heutigen Sizung der Zweiten Kammer befand sich der vom Abgeordneten Philipp erstattete Beriht der Finanz-Deputation über die für die Elbstromkorrektion und die Regulirung der Elbufer innerhalb Dresden (eins{hließlich der vom Staate gemeinsam mit der Stadtgemeinde für das abzubrehende Sonntagshe Haus zu leistenden Entschädigung) geforderten 345,000 Thaler. Die Majorität der Deputation empfahl die Bewilligung der ge- forderten Summe zur Ausführung des von der Regierung ent- worfenen Projekts, die Minorität Ablehnung des Posftulates. Staats-Minister Frhr. von Friesen betonte, daß es si keineswegs in erster Linie um ein städtishes Junteresse Dresdens, sondern um ein sehr wihtiges allgemeines Landesinieresse handle, um die Vollendung der Elbkorrektion, welche eine vertragsmäßige Verpflichtung Sachsens, im wirthschaftlichen Interesse des Landes geboten, wegen der rapid fortschreitenden, die Schiffahrt \chließ- lih in Frage stellenden Erhöhung des Elbbodens von höchster Dringlichkeit sei. Staats-Minister von Nostitz-Wallwiß, durch Aeußerungen des Abg. Dr. Pfeiffer veranlaßt, rechtfertigte aus- führlich das Verfahren der Behörden in der Frage des Sonntagschen Hauses: ihre Entschließung sei seiner Zeit auf Boraus- fezungen gegründet worden, welche damals völlig unbestritten, inzwischen von den Fortschritten der Wissenschaft als falsch nah- gewiesen worden seien; sei jene Entshließung daher damals gar niht anders zu fassen gewesen, so würde ein Minister unver- antwortlih gehandelt haben, der troß des zwingenden Nach- weises der Irrigkeit ihrer Vorausseßungen daran festgehalten hätte; das Urtheil auch in dieser Frage werde si berichtigen, wenn ers die Anschauungen der fortgeschrittenen Wissenschaft Gemeingut des Publikums geworden seien. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wurde angenommen, als die Rednerliste noch 14 Namen aufwies. Die Bewilligung wurde mit 46 gegen 94 Stimmen ausgesprohen, und zwar auf Antrag des Abg. Jordan derart, daß zunächst für die Finanzperiode 1874/75 der Betrag von 145,000 Thlr. in das außerordentlihe Budget ein- gestellt werden sol.
— 8. Januar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer ge- nehmigte in ihrer heutigen Sißzung die von der FinanzDeputa- tion mit der Regierung aus Veranlassung des Thronwechsels getrof- fene Vereinbarung über die Civilliste, welhe Angesichts der einge- tretenen Erhöhung der Aufkünfte aus den Domänen bis auf 2x4 Millionen von nun an auf 950,000 Thlr. (290,000 Thlr. mehr wie bisher) festgeseßt ist. Der Abg. Leistner \sprah gegen die Vorlage, welche ohne weitere Debatte und mit allen gegen drei Stimmen zur Annahme gelangte.
Württemberg. Stuttgart, 7. Januar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung der Abgeordnetenkammer wurde das Verfassungsgeseh mit 69 gegen 7 Stimmen genehmigt. Außerdem wurde der Gesezentwurf über das Retablissement des
württembergischen Armee - Corps eingebraht. Die in demselben
zu diesem Zwecke verlangte Summe beträgt 11,600,000 FI.
Baden. Karlsruhe, 6. Januar. Der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog, sowie - die Prinzessin Victoria und der Prinz Ludwig Wilhelm find heute Nachmittag 2 Uhr in Kärlörube eingetroffen.
Mecklenburg. Schwerin, 7. Januar. er Herzog fas deg Albrecht isst gestern Morgen von hier wieder ab- gereist.
— Bur Fortsezung der Verhandlungen über eine neue Verfassung isst ein außerordentlicher Landtag einbe- rufen. Derselbe \oll hier am 1. Februar d. I. zusammentreten.
Anhalt. Dessau, 6. Januar. Gestern fand eine Plenar- Sizung des Lan dtages statt, auf dessen Tagesordnung der Bericht der Kommission für Finanz-Angelegenheiten zum Haupt- Finanz-Etat für das Jahr 1874 stand. Da es jedo nicht zu ermöglichen gewesen war, den gedruckten Bericht rechtzeitig, d. h. zwei Tage vor der Sibzung, den Abgeordneten zur Kenntniß- nahme zukommen zu laffen: so wurde beshlossen, die Sizung aufzuheben und heut in die Berathung des Finanz-Etats ein- zutreten.
Bremen, 7. Januar. Der Präsident Dr. Meinerßhagen eröffnete die heutige erste Sizung der Bürgerschaft mit einer Beglückwünshung. Verschiedene neugewählte Mitglieder waren eingetreten. Zunächst wurde der Geschäftsvorstand erneuert und zum Präsidenten wiederum Dr. Meinerghagen mit 91 Stim- men erwählt, während C. H. Noltenius und Dr. Adami wie- derum zu Vice-Präsidenten berufen wurden. Den zweiten Ge- genstand der Tagesordnung bildete die Vorlage wegen Umbaues der Häuser am Dom.
Laueúburg. Rayzeburg, 7. Ianuar. Der ständische Haushaltungsplan des Herzogthums für 1874 ftellt f nunmehr nah geschehener Berathung in der Sizung der Ritter- und Landschaft am 29. Dezember v. I., nach der „Lauenb. Ztg.'', wie folgt:
Einnahme: 1) Meiergefälle, grundherrlichhe Hebungen, Dienste, regulirte Ablösungen u. dgl. m. 43,240 Thlr., 2) von Domänen, Vorwerken, Mühlen u. dgl. m. 77,900 Thlr., 3) von Forsten, Jagden, Mooren u. dgl. 143,800 Thlr., 4) von Chaus- seen und Wegen 4800 Thlr., 5) von Geld-Kapitalien 3540 Thlr., 6) allerlei Ginnahmen 1000 Thlr., 7) Uebershüsse aus Vorjahren u. dgl. 350 Thlr., 8) einmalige außerordentliche Mehr-Cinnahme an Pacht für die Domäne Neu-Vorwerk 2350 Thlr., Summa 277,580 Thlr. — Ausgabe: 1) Domanial- Anleihe nebs Verwaltung 85,150 Thlr., Sonstige Zinsen 7920 Thlr. , Zahlungen laut Art. X\. des Wiener Friedens 5130 Thlr., (Appanagen und Pensionen nah Dänemark) verschiedene Entschädigungen und Bewilligungen 7172 Thlr., Penfionen, Wartegelder u. dgl. laut Gefeß vom 7. Dezember 1872 27,728 Thlrx., sonstige Lasten und Beitrag zu Staats- Ausgaben 7330 Thlr., Summa 140,430 Thlr., 2) obere Lan- desverwaltung. Besoldungen höherer und niederer Beamten und verschiedene Unkosten, Druck- und Portokosten, Unterhaltung von Baulichkeiten, Entschädigungen u. dgl. m. 19,800 Thlr., 3) Domänen-Verwaltung 8150 Thlr. , 4) Forstverwaltung 34,510 Thlr., 5) Chaussee- und Wegebau-Verwaltung 32,600 Thlr., 6) Wasserbau (Steckniz-Kanal) 3150 Thlr., 7) verschiedene Pensionen ständisher Beamten 3670 Thlr., 8) für Geiftliche, Kirchendiener und Unterrichtsanstalten 26,430 Thlr., 9) milde Stiftungen und Armen-Unterstüßungen 3220 Thlr., 10) für Landeskultur und sonstige gemeinnüßgige Zwecke 910 Thlr., 11) außerordentliche Ausgaben 2040 Thlr., Summa 274,910 Thlr. Einmalige außerordentliche Ausgaben 2670 Thlr., im Ganzen 277,580 Thlr.
, Defterreich-Ungaxn. Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Ankéßlih des 25jährigèn Jubiläums, welches der Kaiser a 9, Januar als Inhaber seines russishen Grenadier-Regimen begehen wird, wird, wie die „Presse“ erfährt, eine Deputation jenes Regiments, bestehend aus einem General, 3 Oberoffizieren und Z Unteroffizieren, den Kaiser in Pesth beglückwünschen.
Schweiz. Bern, 5. Ianuar. Mit Rücksiht auf den Bundesbeschluß vom 17. v. Mts., betr. die Verlegung der ersten Abtheilung der ordentlichen Session der Bundesversammlung auf Anfang Juni (statt wie bisher Juli), hat der Bundesrath angeordnet, daß der Abschluß der JIahresrehnung erfolgen, be- ziehungsweise die Ausrihtung der Zahlungsanweisungen .auf Rechnung des verflossenen Jahres mit 31, Januar zu Ende gehen, ferner die Geschäftsberichte der Departements spätestens mit Ende März zur Vorlage gelangen sollen.
Grofßbxitannien und Jriand. London, 6. Januar. Prinz Ludwig von Battenberg, Vetter des Prinzen Lud- wig von Hessen, stattete der Königin auf Osborne einen Besuch ab. Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind mit ihren Kindern von Schloß Sandringham nach Marl- borough-House zurückgekehrt.
— Wie die „Pall Mall Gazette? erfährt, werden die fol- genden Damen dem Hofstaate der Großfürstin Marie nah ihrer Vermählung mit dem Herzog von Edinburgh attachirt werden: Lady Francis Baillie, Tohter des Earls von Elgin; Lady Emma Godolphin Osborne, Schwester des aae von Leeds, und Lady Mary Butler, Schwester des Marquis von Osmonde.
— Der deutshe Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Mün- ster, is mit seinen beiden Töchtern von seinem Besuche bei dem Earl von Roßlyn nah London zurückgekehrt.
— Am 5. d. M. verstarb in London der General Sir James Charles Chatterton. Derselbe war im Jahre 1794 geboren, trat im November 1809 als Kornet des 12. leiten Dragoner-Regiments (dessen Chef er später wurde) in die Armee. Er mate die Feldzüge in Portugal, Spanien, Flandern und Frankreih mit, und wohnte den Schlachten von Quatre-Bras und Waterloo, sowie dem Marsch auf und der Einnahme von Paris bei. In 1862 erhielt er das Großkreuz des Bath-Ordens, und in fernerer Anerkennung seiner langen und ausgezeihneten Dienste trug der General bei dem Begräbniß des Herzogs von Wellington auf besonderen Befehl der Königin das große Staatsbanner.
— 7. Januar. (W. T. B.) In dem Wahlflecken Stroud (Grafschaft Kent) ist an Stelle des verstorbenen Unterstaats- Sekretärs im Departement des Innern, Winterbotham, der konservative Darnington mit großer Majorität zum Parla- mentsmit1gliede gewählt worden. No niemals wurde bis dahin in Stroud ein Konservativer gewählt.
Frankceich. Paris, 5. Ianuar. Das Runds\chrei- ben des Kultus-Ministers an die Bischöfe lautet nah der „Times“, wie folgt:
Ï E Paris, 26, Dezember 1873.
Monseigneur! Einige Ihrer Ehrwürdigen Amtsbrüder haben, die gegenwärtige Lage Europas prüfend und die jüngsten Ereignisse nah ihren Brziehungen zur katholischen Kirche und ihrer Einwirkung auf die heutige Gesellschaft beurtheilend, neulich Hirtenbriefe erlaffen, in denen sich Aussprüche finden, die nicht verfehlen fonnten, in einigen Punkten die Aufmerksamkeit der Regierung auf \ich zu ziehen. In der That konnten dieselben geeignet scheinen, im Aus- lande Empfindlichkeiten zu erregen, die f wecken stets verdrießlih ist. Die hohen Prälaten, die an die Gläubigen ihrer Diözese die bezüg- lichen Briefe gerihtet haben, würden vor Allem solche, ihren Ab- sichten shnurstracks zuwiderlaufende Folgen bedauern. _Dafür bürgt mir die erprobte Vaterlandélicbe, von der der französishe Episkopat beständig so helle und ruhmreihe Beweise abgelegt hat. Troßdem konnte die Regierung bei solchen Thatsachen nicht gleihgültig bleiben, und sie wünscht lebhaft, daß dieselben sich uicht wiederholen. Ew. bischöflihe Gnaden wissen wohl, mit welher Theilnahme die Regie- rung der Kirche und dem H. Stuhle ergeben ist. Sie versteht wohl die Beunruhigung der katholishen Gewissen und die Schmerzen zu würdigen, als deren Wortführer die Bischöfe in diesem Augenblicke auf- treten. Aber solche Empfindungen können mit aller gebührenden Frei- heit und Kraft ausgedrückt werden, ohne daß man zu ihrer Kund- gebung zu Angriffen schreitet, über die sfich die Regierungen be- nahbarter Staaten beunruhigen könnten. Zwischen den Staaten bestehen gegenseitige Rüefsichténahmen, die man nicht vergessen darf. Wir müssen überall die Achtung vor den bestehenden Ge- walten bekennen, wie wir dieselbe unsererseits für die Regierung ver- langen, die in unserem Lande durch den souveränen Willen der Volks- versammlung aufgerichtet ist. Ist es noh nöthig hinzuzufügen, Mon- seigneur, daß die Bisöfe inmitten der shweren Konflikte, die heute dite Welt beunruhigen, hauptsächlih durch Mäßigung den legitimen Einfluß ihres Wortes vermehren und wirksamer zu jenem Werke der Beruhigung und des Friedens beitragen können, das der Gegenstand unserer gemein- samen Beruhigung sein muß? Jh würde es mir selbst zum Vor- wurfe rechnen, wenn ih Betrachtungen weiter ausführen wollte, die sih von selbst der Beachtung Ew. Gnaden empfehlen. Außerdem halte ich mich versichert, daß Sie Sich nicht über die Denkweise täuschen werden, die mir diesen Brief eingegeben hat, dessen Inhalt ich Jhrer Einsicht anempfehle.
Genehmigen u. 1. w. De Fourtou.
Spanien. Madrid, 7. Ianuar. (W. T. B.) In einem Rundschreiben des Ministers des Innern heißt es:
Der Akt patriotischer Energie und Uneigennüßigkeit, welher am 3. Januar von dem General Pavia vollzogen worden ist, ist ein würdiger Anfang in der Erfüllung der hohen und shwierigen Auf- gabe gewesen, welche der gegenwärtigen Regierung obliegt. Die Cortes, hatten, indem sie sich gegen die verständige Politik Castelars aus- sprachen, die vollständige Auflösung des Landes beschlossen. Von diesem Augenbli@e an war die nationale Einheit zerstört. Spanien durfte nur noch von den unter dem Banner der fon- servativen Republik vereinigten Liberalen sein Heil erwarten. Die gegenwärtige Regierung ist daher fest überzeugt, daß fie in keiner Weise die Geseße verleßte, indem fie sich zum Dolmetscher der öffentlichen Stimmung gemacht hat. Die von den Cortes beschlossene Auflösung des Vaterlandes konnte nie ein Werk der Geseßzlichkeit sein. Im Gegentheil liegt in einem solchen Falle die Geseßlichkeit auf der Seite desjenigen, welcher zuerst es wagt, sih solchem Unternehmen entgegen zu stellen und so den Willen der Nation besser zum Ausdruck bringt; selbst dann, wenn ex fie vorher nicht befragt hat. Die erste Aufgabe der jeßigen Regierung ist, die Ordnung wiederherzustellen und zu beweisen, daß „diese mit der Republik und der Freiheit verträglich ist, Sie wird nicht zögern, zur Wiederherstellung der Ordnung die fräftigsten Mittel in Anwendung zu bringen.
— 27udB Valencia isst der Belagerungszustand erklärt. — Die Generale Ripoli und Hidalgo sind verhaftet worden. — Casftelar soll, wie verlautet, Salmeron und Figueras seine Unterstühung verweigert haben, denen dié: Absicht zugeschrieben wird, die föderale Partei zu reorganisire
Italien. Rom, 4. Ianuar. Jm auswärtigen Amte find in lezter Zeit zahlreihe Bittschriften italienisher Fami- lien eingereiht wordén, um durch Vermittlung der italienischen Regierung von dem Präsidenten - der französishen Republik die Begnadigung der Italiener zu erwirken, welche bei dem Pariser Kommuneaufstand betheiligt gewesen und von den französischen Kriegsgerihten nah Neucaledonien verbannt worden sind. — Gleichzeitig ist im auswärtigen Amte ein Bericht aus Carta-
gena eingelaufen, wonach in der dortigen revolutionären '
Junta bisher 25 Franzosen, - 16 Belgier, 18 Engländer, 3 Russen und 5 Italiener Siß und Stimme gehabt haben.
— Laut einer vom Kriegs-Ministerium veröffent- lichten Statistik beläuft si die Zahl der Infanteriekasernen auf 564, und es sind in ihnen 228,224 Mann und 8177 Pferde untergebraht. Kavalleriekasernen giebt es 152 mit 44,957 Rei- tern und 29,050 Pferden, Magazine 101, Artillerie - Gtablisse- ments 59, Hauptwachen 221, Militärbäckereien und Mühlen 52 mit 251 Backöfen, bedeckte Reitbahnen 40, Ererzierpläße und
Polygone 97, Spitäler 46 mit 16,521 Betten, Militärgefängnisse
und Strafanstalten 7 und ebenso viele militärishe Erziehungs- anstalten, Bäder und Observatorien 8. Im Ganzen werden für alle diese Grundstücke 4,028,575 Francs Miethe bezahlt und zwar 3,701,700 Francs an den Staat für Domänen, 326,875 Francs an Privatleute. Viele Gemeinden haben der Militär-
verwaltung Grundstücke unentgeltlih zur Verfügung gestellt, nur
um Garnisonen zu bekommen.
Griechenland. Athen, 3. Ianuar. Die „Agence Bor- deano* meldet über die Vorfälle an der hiesigen Universität: Der Rektor der Universität wurde seiner Stelle enthoben. Die Agitation unter den Studenten dauert fort.
Türkei. Konstantinopel, 29. Dezember. Der Mi- nister des Auswärtigen hat am Sonnabend, 20. Dezember, den hiesigen Gesandtschaften die amtliche Mittheilung gemaht, daß die Pole Pforte sämmtlihe Handelsverträge kündige und eine Revision derselben vornehmen lassen wolle. — Im Ministe-
rium der auswärtigen Angelegenheiten is eine Konsular-Abthei- lung errichtet, dem General-Sekretariat unterstellt und mit der |
Leitung desselben Rifatbey beauftragt worden. Als Grund
für diese Einrichtung bezeichnet die „Turquie“ die Ausdehnung } der Handelsbeziehungen zu den anderen Ländern, die neuerdings | einen großen Aufshwung gewonnen und daher die Wichtigkeit
der ottomanishen Konsulate vermehrt hatten. /
— Die Suez-Kanal-Kommission hat ihre Arbeiten eas und ein Theil der Delegirten auch \{hon die Hauptstadt verlassen.
— An Stelle des verstorbenen Statthalters von Janina ist
der frühere General-Gouverneur von Bosnien, Mustafa Assim f
Pascha, zum Statthalter von Epirus ernannt worden. — 7. Januar. (W. T. B.) Der hiesige großbritannische Botschafter Elliot fa einen dreimonatlihen Urlaub angetreten und i} gestern von hier abgereist. L — Das neue Stempelgesez seht den Zeitungsstempel auf 2 Para fest.
_ Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. Januar. In Bezug auf den Nothstand im Gouvernement Sfa-
mara richtete das Ministerium des Innexn am 26. No- vember eine Eingabe an das Ministerkomite um Ertheilung eines Darlehens aus dem allgemeinen Verpflegungskapital an die Gouvernements-Landschaft und unbehinderte Berabfolgung kosten- freier Pässe auch an die mit Rüständen belasteten Bauern. Nach Prüfung dieser Eingabe gelangte das Ministerkomite unter Anderem zu folgenden Entschließungen: : 1) Unabhängig von den aus dem allgemeinen Verpflegungskapital bereits angewiesenen 50,000 Rubel aus demselben Kapital noch eine Million Rubel dem Gouvernements-Landamt von Ssamara zur Ver- fügung zu stellen, davon 350,000 Rubel zur Verpflegung und 650,000 Rubel zur Besäung der vom Mißwachs dieses Jahres heim- gesuhten Felder der Bauern in den fünf Kreisen Busuluk, Nikolajew, Bugurusslan, Bugulma und Ssfamara und hinsichtlih der Berabfol- gung und Rüer]tattung der Darlehn den -landichaftlichen Institutio- uen des Gouvernements Ssamara die Beobachtung des folgenden Modus zur Pflicht zu machen: a. das Korn wird auf Anordnung des Gouvernements-Landamts entweder von den Kreis-Landämtern oder von den Dorfgemeinden felbst angekauft, in leßterem Falle aber wird das Geld von den Landämtern unmittelbar an den Verkäufer ge- zahlt, sobald positiv festgestellt worden, daß das Korn gekauft, zur Stelle geschafft und von vollkommen guter Beschaffenheit ist. Þ. Die zum Ankauf von Saatkorn bestimmten Summen dürfen in feinem Falle zur Verpflegung verwandt werden. e. Darlehen werden an die nothleidenden Bauern nur in Form von Getreide ertheilt auf persönliche Verantwortlichkeit der Darlehenempfänger; die solidarische
Haftbarkeit der Dorfgemeinden ist nur in Bezug auf Wittwen und Waisen zulässig; d. das zur Aussaat bestimmte Korn muß rechtzeitig beschafft und die gute Qualität desselben von den lokalen Landämtern unter Hinzuziehung von Deputirten der Bauernschaft jedenfalls vor dem Anbruch der Saatzeit konstatirt werden; sodann wird dieses Korn von den Darlehenempfängern in den Gemeindeambaren oder in den hierzu angewiesenen Räumlichkeiten aufgespeichert und unter der Verantwortlichkeit des Wolost- und des Dorfvorstandes und unter Auf- sicht der Friedensvermittler und der Kreis-Landämter in demselben auf- gehoben, und e. das Verpflegungsdarlehen wird nach Verlauf von drei Jahren mit 3% Zinsen zurückgezahlt, das Darlehen zum Besäen der Felder dagegen von der Ernte des nächstea Jahres.
_ 2) Die Ueberwachung des forrekten Verfahrens der Landämter bei Beschaffung des Korns zur Verpflegung der Bevölkerung und zum Besäen der Felder von den Summen, welche die Regierung jeßt aus dem allgemeinen Reichsverpflegungskapital angewiesen, ist dem Gou- verneur übertragen mit der Berechtigung, im Falle die Landämter den gegenwärtigen Darlehnsbedingungen nicht entsprechende Maßnabmen ergreifen sollten aus eigener Machtvollkommenheit zu cxekutiven Maß- regeln zu schreiten, in Ausübung der den Gouverneuren gesetzlich zu- stehenden Berechtigung zu solchen Anordnungen, sobald die landschaft- lichen Institutionen die für sie verbindlichen Leistungen nicht erfüllen.
3) Die dur Allerhöchsten Befehl vom 28. September 1873 ges nehmigte Ertheilung kostenfreier Pässe an die vom Mißwachs betrof- fenen Bauern des Gouvernements Ssamara ist aub auf die mit Rück- ständen belasteten Bauern auszudehnen, und überhaupt hat die Maß- regel bis zum 1. Januar 1875 in Kraft zu bleiben. -
4) Dem Minister des Jnnern anheimzustellen: a. der Landschaft von Ssamara zu erklären, daß ihrem Gesuch um Fristung der Steuer- und Rüfstände-Eintreibung seinerzeit die den Umständen entsprechende Folge gegeben wird; þb. unverweilt geeignete Maßregeln zu ergreifen, um genauere Ausweise über die Höhe des Bedarfs der Bauern der vom Mißwachs heimgesuchten Lokalitäten des Gouvernements Ssa- mara zu erlangen; und e. seine Absicht in Bezug auf ein in vor- \hriftmäßiger Ordnung einzureichendes Gutachten über diejenigen Maß» regeln in Ausführung zu bringen, welche nothwendig erscheinen dürf- ten, um den Wohlstand der ländlichen Bevölkerung des Gouverne- ments Ssamara für die Zukunft nah Möglichkeit sicherzustellen. Der Kaiser hat am 12. Dezember 1873 die Versügung des Minister- Komites bestätigt.
Warschau, 3. Januar. Die Revolutionssteuer, welche die polnischen Gutsbesizer seit dem Aufstande von 1863 in den littauishen und südwestlihen Gouvernements zu zahlen haben, ist nah der „Ostsee-3tg.“ für das Jahr 1874 festgestellt : 1) im Gouvernement Kowno auf 207,594 S.-Ro. ; 2) im Gou- vernement Grodno auf 128,410 S.-Ro.; 3) im Gouvernement Minsk auf 227,809 S.-Ro.; 4) im Gouvernement Wilna auf 107,526 S.-Ro.; 5) im Gouvernement Mohilew auf 67,338 S.-Ro.; 6) im Gouvernement Witebsk auf 65,714 S.-Ro. ; 7) im ‘Gouvernement Podolien auf 386,382 S.-Ro. ; 8) im Gouvernement Wolhynien auf 339,816 S.-Ro.; 9) im Gou- verment Kiew auf 327,219 S.-Ro.
Dänemark. Kopenhagen, 6. Januar. Der Rei chs- tag trat heute wieder zusammen. Das Folkething wählte Krabbe mit 50 Stimmen zum Präsidenten, I. A. Hansen und Högsbro mit je 48 von 78 Stimmen zu Vice-Präsidenten.
— Nachdem das General-Postdirektorat zufolge Be- fanntmahung vom 1. Januar 1874 aufgehoben und die Ber- waltung des Post- und Telegraphenwesens von dem genannten Datum an dem Ministerium des Innern direkt unterlegt worden ift, müssen alle Briefe und Versendungen, welhe nah den frü- heren Ressortverhältnissen an das General-Direktorat gerichtet waren, vom 1. Januar 1874 an dem Ministerium des Innern zugesendet werden.
— Das Justiz-Ministerium macht bekannt, daß die unterm 8. August, 15. September und 21. Oïtober 1873 von deniselben erlassenen Bekanntmachungen über Veranstaltungen (gegen Einschleppung der Cholera) rückfichtlich der Schiffe, welche aus Hamburg, Viborg in Finland, Bergen und Neapel ankom- men, aufgehóben worden sind.
Asien. Ueber die drohende Hungersnoth in Ben- galen wird dem Reutershen Bureau aus Calcutta vom 5. d. M. gemeldet: „Die neuesten Berichte mit Bezug auf die lezten eingeheimsten Ernten zeigen, daß fie im Allgemeinen in Uebereinstimmung mit der Schäßung ausgefallen sind. Die Frühjahrs\aaten. find im Allgemeinen gesund. Die Regierung hat 447,000 Maunds Reis nah den bedrohten Distrikten abge- fandt, große Quantiäten werden von der Regierung aus Bramah importirt. Der Gouverneur erwägt angelegentlih die Frage, welche Maßregeln außer den bereits sanctionirten erforderlich sein werden. Den neuesten Berichten zufolge sind 25,000 Per- sonen bei den Nothbauten beschäftigt. Da Nahrungsmittel be- \haffbar sind, war es unnöthig, Regierungsgetreide zu verkau- fen. In einigen Orten is Trinkwasser knapp. Ein Viertel der Opiumsaaten von Behar ist, weil sie nicht berieselt worden, ver- loren gegangen. . Der. Rest wird eine Durhschnittsernte liefern.“
Afrika. Von der Goldküste liegen über Lissabon wieder einige neue Nachrichten vor. Darnach hat Kapitän Glover die Volta-Expedition aufgegeben und sich mit Sir Garnet Wolse- ley's Streitkräften vereinigt, um mit denselben auf Kumassi zu marschiren. Indeß ist vor den nächsten 14 Tagen keine Bewegun von Belang zu erwarten. Bei dem Uebergange über den Pra ertranken 300 Aschantis. Ihre durch Entbehrungen abgemagerten Körper zeigten Spuren von Pocken. Die britischen Trup-
en, deren Landung am 1. d. M. vor sich gehen ollte, werden am 3. d. M. den Mars in das Innere antreten. Ihr Gesundheitszustand is ein guter. Kapitän Charteris, ein Offizier im Stabe des Generals Wolseley und ältester Sohn des
Lord Elcho, i| dem Küstenfieber erlegen. Er ftarb auf der Rück- reise nah England. Der Verstorbene befand fih im 27. Lebens- jahre. — Wie ein Berichterstatter des „Daily Telegraph“ von Sir Garnet Wolseley hört, wird das nah Kumassi bestimmte Expeditions-Corps die drei Bataillone aus England, die west- indischen Regimenter, Ko}sus und Houfsas, alles zusammen etwa 9000 Mann, umfassen. Fantis werden nicht mitgenommen werden, außer solchen, die als Lastträger gebraucht werden.
Die Nr. 1 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ hat folgenden Jnhalt: Generalverfügungen: vom 2. Januar 1874. Briefpostbunde. — Vom 2. Januar 1874. Sye- dition der Korrespondenzen nach Konstantinopel. — Vom 6.- Januar 1874. Ausfertigung der Vorschuß-Postanweisungen.
— Das 1. diesjährige BeiheftzumMilitär-Wochenblatt enthält eine ausführlichere Darstellung der großen Kavallerie-Manöver in der preußischen Armee (Herbst 1873).
— Entscheidungen des Reichs-Ober-Handelsgerichts in Leipzig: Der Spediteur ist der geschäftliche Vertreter des Auf- traggebers, für welchen er die Güterverjendung dur Frachtführer be- sorgt, wobei es irrelevant ist, daß er den Speditionsauftrag nicht direkt von dem Eigenthümer oder Käufer des Frachtgutes, sondern sür dessen Rechnung von den Verkäufern resp. Absendern empfängt. Ver- lust des Frachtgutes im Gegensaß zu dessen Nichtznrüdlieferung. (Die Verjährung der Regreßklage beginnt sofort wieder, sobald der Litis- denuntiat über die Regreßpflicht sich nit erklärt und dem Litisdenun- tianten im Hauptprozesse nicht assistirt, aber au ebenso dann, wenn der Denuntiat zwar im Lp eide dem Denuntianten afsistirt, aber seine Regreßpflicht bestreitet.) — Nichtverdeckung von Gruben, Oeffnungen. Was ist unter „Orten, wo Menschen hinkommen“, zu verstchen? Verbotener Wege, Nothlage. — Alsbaldige Berichtigung eincs Schreibfehlers im Wechsel zieht für sich allein die Ungültigkeit des sonst gültigen Wechsels nicht nah sich. Unbegründete Einrede des Dolus aus Art. 82 W.-O.
: Statistische Nachrichten. München, 6. Januar. Von gestern bis heute find dahier an Cholera 15 Erkrankungen und 6 Todesfälle vorgekommen.
— Die Nr. 3 der Annalen des Deutschen Rei hs für Geseßz- gebung, Verwaltung und Statistik, herausgegeben von Dr. Georg Hirth (Verlag von G. Hirth ia Leipzig, 1874), enthält: Einheit- liches bürgerlihes Reht. Erklärung des bayerischen Justiz-Ministers in der Kammer der Abgeordneten (Schluß). Vortrag des Referenten Dr. v. Neumayer i.n vereinigten T. und 11. Ausschuß der Kammer der Reichsräthe. — Frenini Finanzlage Ende 1873. Rede des Finanz- Ministers Camphausen. Aus dem preußischen Staatshaushalts-Etat für 1874. — Materialien zur Reform des Aktienwesens. 1) Formu- lirungen der preußiscen Kommission zur Untersuchung von Mißständen im Cisenbahn-Konzessionswesen. — 2) Gutachten der Leipziger Han- delskammer. — Vom Verein für Sozialpolitik. A. Thesen des Refe- renten Dr. Ad. Wagner. B. Resolutionen des Vereins. — Beschlüsse des Deutschen Juristentags. — 5) Thesen von F. Perrot. — Die Entwidelung der Justizgeseßgebung des Reichs im Jahre 1873. Von Dr. W. Endemann. — Materialien zur Arbeiterfrage. — Der Ent- wurf eines Reichsgeseßes über obligatorische Civilehe und Beurkundung des Civilstande?. S
— Der Privatdozent Dr. Carl Wittich an der, Universität Sena ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät ernannt worden.
— Nath dem „Freien Wort“ von Murten findet si eine der umfang» ichsten Pfahlbauten am Murtensee, die sich in Bezug auf die Dichtigkeit der Stationen mit jedem anderen schweizerischen See messen darf, bei der Grenginfel. Dieselbe umfaßt mehrere Ioch- arten und gehört der Steinzeit an. Bei Montelier ist eine an Fund- gegenständen sehr ergiebige Bronzestation, Pfähle finden sih ferner im Moose unweit des Zollhauses, beim Ausfluß der Broye, in der Broyc, nahe beim Fehlbaum und orechalb Motiers. Sogenanute Steinberge fennt man noch mehrere, und zwar bei Pfauen, bei dec Grengmühle, unweit Merlach, zwishen Motiers und Guevaux und drei bei Guevaux. Mrt sind im Murtensee- und in der Broye 13 Stationen cTannt.
Darmstadt, 6. Januar. Wie der „Darmst. Ztg.“ von meh- reren Seiten berichtet wird, wurde heute Morgen 4 Uhr hier eine Erderschütterung beobachtet. Unter diesen Umständen sieht man, wie das gen. Blatt schreibt, mit großer Spannung auf die von Neapel einlaufenden Nachrichten, denn es hat sich seither gezeigt und zwar seit der berühmten Vesuveruption vom Jahr 1632, daß den größeren Besuv- ausbrüchen Erdveben in der vulkanischen Eifel und in der Umgebung unserer erloshenen Vulkane vorausgingen. Ebenso waren die Erup- tionen von Erderschütterungen in unseren Gegenden begleitet und erst nach der Eruption pflegt diese Ecscheinung und zwar völlig zu verschwin- den. Es ist der alte. längstbekannte Zusammenhang zwischen Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Wenig Vulkangusbrüche viel Eidbeben, wenig Erdbeben viel Vulkanausbrüche, das heißt, kürzer auëgedrückt, beide Er- \cheinungen stehen in einem umgekehrten Verhältnisse. Hinsichtlich der Zeit des Auftretens der Erdbeben haben fich e wieder Perrey's Theorien und hinsihtlih des Vesuvausbruchs die leßteren, sowie die Erfahrung Palmieris bestätigt. Auf Vollmond beobachtete Palmieri wieder die ersten Symptome der beginnenden Eruption. Die Erdbe- benerscheinungen der leßten Monate lassen niht vermuthen, daß die vulkanischen Kräfte jeßt schon intensiv “genug seien, um einen Ausbruch in nächster Zeit erwarten zu lassen, dagegen ist es möglih, daß die Neumonde des Januar (18.), Februar (16.) oder März (18.), auf welche die höchsten Fluthen des Jahres 1574 fallen (am 18. Januar = 0,91, am 16. Februar = 1,06, am 18. März = 1,16), wenn au nicht einen Ausbrach verursachen, jo doch einen Anstoß für das Auf- s r Erscheinung geben, wozu die Bedingungen bereits vorhan- en sind.
Gewerbe und Handel.
Wien, 8. Januar. (W. T. B.) Die österreichische Boden- Kreditanstalt ist, dem Vernehmen nach, in der Lage, das Hypo- thekargeshäft wieder aufzunehmen, das Bankgeschäft joll auf ganz neuer Basis organisirt werden. — Die Franko-Bank hat, wie es heißt, zur selbständigen Rekonstituicung Mittel gefunden. Jhre Ver- uche, sich dem Frankfurter Bankhauje Erlanger wieder zu nähern, Pia von günstigem Erfolge gewesen sein.
Verkehrs-Xuftalten.
Die Nr. 1 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- bahn - Verwaltungen“ ¡hat folgenden Jnhalt: Reminiszenzen aus der Weltausstellung, 111. (Kollektivausstellung des Kaiser- lich Königlich österreihischen Handels - Ministeriums). Eisenbahn von Europa nah Kalkutta. Internationale Verbindung zwischen England und Frankreich. Nichterfolgte Zinsenzahlung ameri- fanisher Eisenbalznwerthe. Bereinsgebiet: Verein Deutscher
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— Die Auswanderung aus Schweden hat auch im Jahre 1873 im Verhältniß zu den vorhergehenden Jahren bedeutend abge- nommen, wozu die im vergangenen Jahre in allen Landestheilen Schwedens in Angriff genommenen Eisenbahnbauten, sowie die reichen Ernten der leßten Jahre im wesentlichen Grade beigetragen haben. Nach dem soeben von der Polizeikammer in Gothenburg veröffentlich- ten Bericht betrug die Anzahl der in 1873 ausgewanderten Personen 10,682; im Jahre 1872 betrug dieselbe 12,491, 1871 12,879, 1870 14,286, 1869 24,146 Personen. Bemerkenswerth ist, daß seit Beginn des Herbstes viele Hunderte nach Amerika Ausgewanderter wieder nah ihrer Heimath zurückgekehrt find.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin, 8. Januar. Am Secnnabend, den 10. d. M., Nach- mittags 5 Uhr-wird im wissensch{aftlichen Verein in der Sing- afkademie der Brigade-General a. D., W. Heine aus Dresden, den dies{ährigen Cyklus der Vorlesungen mit einem Vortrage über die modernen Kulturbestrebungen in Japan beginnen.
— Die beiden Rechtsbücher, in welche die ganze Materie des wittelalterlihen Rechts zusammengetragen ist, sind bekanntlich der Sachs enspiegel (in holländisher Neberseßung zu Gouda in Holland 1472; älteste oberdeutsche Ausgabe von Theodor von Bocks3-
Leipzig 1561, Fol.; von Ludovici, Halle 1720, 4; von C. W. Gärt- ner, Leipzig 1732, Fol. ; von Homeyer, Berlin 1827, und 2. Ausgabe von 1835—1841, I.—II, 2) und der Shwabenspiegel (vgl. Mitter- maiers Privatr. §. 7. und Spangenbergs Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, Halle 1822 4; Ausgabe von Ant. Sorg 1480, Fol. u. öft.). Das älteste dieser Rechtsbücher ist der Sachsen- syiegel. Er wurde im Anfange des 183. Jahrhunderts von einem anhaltishen Schöffen, Eyke von Nepgow, in lateinischer Sprache zusammengestellt und dann ins Deutsche übcrseßt. Er cnthält sämmt- lihe im sächsishen Gebiete geltenden Bestimmungen und Rechts- gewohnheiten. Obwohl an und für sich nur eine Privatarbeit, erhielt er bald das Ansehen eines öffentlichen Geseßbuches. Schon früher wurde jedoch die Ansicht aufgestellt, der Sachsenspiegel reiche nicht bis in das 13. Jahrhundert hinauf, sondern sei weiter nichts als ein erst im 14. Jahrhundert entstandener Auszug aus dem Schwabenspiegel. Diese Dupotdee zu der sich auch Daniels bekannte, ist jeßt durch Prof. Dr. Hugo Lörsch in Bonn in seiner Schrift „über die älteste datirte Hand- schrift des Sachsenspiegels“ definitiv widerlegt und nachgewiesen wor- den, daß der Sachsenspiegel bereits im Jahre 1295 aus der sächsischen in die Cölner Mundart übertragen war. Lörsch hat nämlich in einer alten, auf dem Schlosse Harff ruhenden und gegenwärtig der Familie von Mirbach gehörigen Handschrift eine aus dem angegebenen Jahre redigirte Cölnische Ueberseßung des Sachsenspiegels entdedt. (Es ist dies die einzige von 150 Handschriften, welche cin bestimmtes Datum aus dem 13. Jahrhundert trägt. Wie Lörschs Untersuchung ergiebt, ist diese Handschrift im Auftrage cines Cölner Rechtskundigen, dessen Name im Manuskript ausradirt ist, im Jahre 1295 aus dem Sächsischen in das Cölnische übertragen worden. Daß der Auftrag- geber von edler Abkunft war, bezeugt die Bezeichnung „Pominus“ vor dem ausradirten Namen. . Dieser Sachsenspiegel-Codex legt zugleich Zeugniß für die Verbreitung der Arbeit des Schöffen Gyke ab. Be- stimmt für einen Cölner Herrn, von einem Cölnischen Schreiber in den heimischen Dialekt übertragen, zeigt er, daß schon damals (1295) dem sächsischen Rechtsbuche im Westen des Reichs, in Cöln, eine große Beachtung geschenkt worden ist. Endlich ist dies Manuskript auch in sprachlicher Bezichung wichtig. Diese Redaktion des Sachsenspiegels ist nämlich das einzige größere Werk, woraus sich die Eigenthümlich- feiten der Cölner Mundart im 13. Jahrhundert erkennen lassen.
— Am 5. Januar starb in Leipzig Dr. E. G. Gers- dorf, Geheimer Hofrath und Ober-Bibliothekar an der Universitäts- Bibliothek, deren Leitung er 1869 aufgab, um sich aussciießlich der Fortseßung des von ihm begonnenen „Codex diplomaticus Saxoni&æe Regiae“, sowie der Anfertigung des Katalogs der lateinishen und griehischen Handschriften der Universitäts-Bibliolhek zu widmen. Er war 1804 im Altenburgischen geboren und in weiteren Kreisen na- mentlich auch dur sein „Repertorium“ békannt. N
— Die Nr. 3 der“ „Wissenschaftlihen Beilage der Leipziger Zeitung“ vom 8. Januar hat folgenden Snhalt: Der
Fürst Leopold von Dessau und die Universität Halle. — Rezensionen und Besprechungen.
_torf, Basel 1474, Fol. ; von Wolfg. Lol Leipzig 1545; von Cy. Zobel,
Eisenbabnverwaltungen: Aufnahme des Verwaltungsraths der Kaiserli Königlichen privilegirten Mährischen Grenzbahn. Antrag, betreffend Uebereinstimmung der Farben der Billets im Personenver- kehr. Berliner Bricfe. Cronberger Eisenbahngesellschaft. Hessische Ludwigsbahn, Strecke von Alzey nah Kirchheimbolanden eröffnet. Große Berliner Pferdceisenvahn, Strecken-Eröffnung. Bergisch-Mär- fijche Eisenbahn (Station Wennem-n eröffnet.) Preußische Ostbahn: Bahnhof „Fredersdorf ". Königliche Eisenbahn-Kommission in Brom- berg. Bericht über die Verwaltung der Eisenbahnen in Elsaß - Loth- ringen und Luxemburg pro 1872. Baden. Bayerische Staatsbahnen. Württembecg. Oesterreichisch - Ungarische Korrespondenz. Waagthals bahn. Istriauer Eisenbahn. Personalnachrichten. Ausland: Ruß- land: Generalversammlung sämmtlicher russischer Eisenbahn-Direktio- nen. Unfälle auf den indischen Bahnen, Literatur. Nachträge zu den offiziellen Mittheilungen über Eisenbahnen bis ult. Oktober 1879: Offizielle Mittheilungen über Eisenbahn - Einnahmen im Monat No- vember 1873. Eisenbahnkalender. Verein Deutscher Eisenbahnver- waltungen: Gaisbach-Wartberg der Kaiserlich Königlichen privilegirten Kaiserin-Elisabeth-Bahn eröffnet. — Inhalt der Beilage: Notizen über neue Tarife und Tarifänderungen im Monat November 1873, Privatanzeigen.
Christiania, 4. Januar. Es herrscht hier noch fortwährend ein mildes Weiter und aus diesem Grunde ist die Schiffahrt fast noch immer so lebhaft als mitten im Sommer. Jm nördlicheren Norwegen dagegen hat sih der Winter schon eingestellt, wenn auch in feinem strengeren Grade.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Bureau.
Konstantinopel, Donnerstag, 8. Januar. Offizieller Meldung zufolge hat die Regierung für Zahlung des fälligen Coupons der allgemeinen Schuld vollständig Vorsorge getroffen.
Königliche Schauspiele.
Freitag, 9. Januar. Opernhaus. (8. Vorstellung.) Robert der Teufel. Oper in 5 Abtheilungen nah Scribe und De- lavigne, übertragen von Theodor Hell. Musik von Meyerbeer. Ballet von P. Taglioni. Isabella : Frl. Lehmann. Alice: Fr. von Boggenhuber. - Robert: Hr. Niemann. Bertram: Hr. Fricke. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.
Schauspielhaus. (8. Vorstellung.) Neu einstudirt: Was ihr wollt! Lustspiel in 4 Akten von Shakespeare, mit Benugzting der Shlegel - Tieckschen Uebersezung für die deutsche Bühne bearbeitet von W. Oechelhäuser. In Scene gesezt vom Direktor Hein. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.
Sonnabend, 10. Januar. Opernhaus. (9. Vorstellung.) Neu einstudirt: Iphigenia in Tauris. Große Oper in 4 Akten aus. dem Französishen von Sander. Musik von Gluck. Tanz von Hoguet. In Scene gesezt vom Direktor Ernst. Iphigenia: Fr. Mallinger. Orest: Hr. Bez. Pylades: Hr. Diener. Thoas: Hr. Schmidt. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.
Schauspielhaus. * (9. Vorstellung.) Maria und Magdalena. Schauspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.
Sonnabend, den 10. Ianuar. Im Saal-Theater des Kö- niglihen Schauspielhauses. Sechste Vorstellung der französischen Schauspielergesellshaft. Première représentation de: Chez l’avocat. Comédie en un acte en vers libres par Mr. Paul Verrier. Première représentation de: Dianah. Comédie en deux actes en prose par Mr. Théodore Barrière. Première représentation de: Les Forfaits de Pipermans. Comédie-Vande- ‘ ville en un acte par M. M. Chivot et Dura.
Die in den Händen der Schauspielhaus-Abonnenien ver- bliebenen Abonnements - Billets werden von der Theater-Haupt- Kasse gegen Erstattung des bezüglihen Betrages zurüc-
genommen.