1874 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Seyffardt und Kallenbach darauf aufmerksam, daß man den Beamten mit der einen Hand nehmen würde, was man ihnen durch die Gehaltsaufbesserungen gewährt hätte, daß sogar mit der Aufhebung dieses Privilegiums eine große Ungerechtigkeit eintreten würde. Die zweite Berathung des Gesezentrourfs wird im Plenum stattfinden.

Es folgte die erste Berathung des Abgeordneten Hagen auf Annahme des Entwurfs eines Gesegzes, betreffend die Heranziehung der Forensen, juristishen Pers\o- nen, Aktien- ‘und ähnlihen Gesellschaften zu den Kommunal-Abgaben. Derselbe lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c., verordnen mit Zustimmung beider Häuser des Landtages für din ganzen Uinfang- der Monarchie, was folgt: z

Bis zur allgemeinen Regelung der Gemeindesteuer-Geselzgebung treten vom 1. April 1874 ab hinsichtlich der Heranziehung der Forensen, juristischen Perjonen, Akticn- und ähnlichen Gesellschaften zu den Kommunalabgaben folgende Bestimmungen in Kraft: z

F. 1. Diejenigen physischen Personen, welche, ohne in der Ge- meinde einen Wohnsiß zu haben, in derselben Grundeigenthum besitzen, oder ein stehendes Gewerbe, oder außerhalb einer Gewerkschaft Berg- bau betreiben (Torensen), mit Einschluß der niht in der Gemeinde wohnenden Ge/ellschaften einer offenen Handelsgesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft (Artikel 85. und 150 des Allgemeinen Deutschen Handels8geseßbuchs) angehöreu, find verpflichtet, zu denjenigen Komn1u- nalabgaben beizutragen, welche auf den Grundbesiß, das Gewerbe, den Bergbau oder das aus diesen Quellen É ende Einkommen gelegt werden.

Ein Gleiches gilt von den furistishen Personen, von den Kom- manditgesellshaftèn auf Aktien und Aktiengesellschaften (Artikel 173 und 207 des Handelsgeseßbuchs), sowie Berggewerkschaften, welche in der Gemeinde Grundeigenthum besißen, oder cin stehendes Gewerbe oder Bergbau betreiben. i i

§. 2. Zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung desselben Einkom- mens muß jedoch dasjenige Einkommen, was einem Abgabenpflichtigen aus seinem außerhalb der Gemeinde belegenen Grundeigenthum, oder aus jeinem außerhalb der Gemeinde stattfindenden Gewerbec- oder Bergbau- betriebe zufließt,- und gemäß §. 1 bereits einer anderweitigen Be- steuerung unterworfen ist, bei Feststellung des in der Gemeinde des Wohnorts zu veranlagenden Einkommens desselben außer- Berechnung gelassen werden.

Urkundlich 2c. /

Nachdem der Antragsteller und der Abg. Lauenstein den Antrag zur möglichst einstimmigen Annahme empfohlen, bean- tragte Abg. Hammacher die Verweisung desselben an die um 7 Mitglieder verstärkte Gemeinde-Kommission, welhem Antrage fich auh das Haus ans{hloß.

Im Laufe der Sizung wär noch von den Abgg. Bening und Genossen ein Antrag, betrefferd die Entschädigung der Geistlihen für den Ausfall, den fie dur die Uebertragung der Civilstandsregister an Staats- oder Gemeindebeamten an ihren Einnahmen erleiden, eingebraht und an die Budgetkommission verwiesen worden. Schluß 4 Uhr.

In der heutigen (28.) SißüUng des Abgeordneten- hauses, der am Ministertisch der Justiz-Minister Dr. Leonhardt und der Minister der geistlihen Angelegenheiten Dr. Falk mit mehreren Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident von Ben- nigsen zunächst das Resultat der heute erfolgten Wahl und Kon- ftituirung zweier besonderer Kommisfionen mit:

I, Für den Geseßentwurf, betreffend ‘das Vorfnundschafts- wesen: Abg. Dr. Baehr (Vorsigzender), Philippi (Stellvertreter), Helf nnd Krah (Schriftführer), Werner, Kapp, Hollenberg, Pfafferott, Stag, v. Leykam, Hansen, Schweineberg, Heiliger, A Larz, Fiedler, Michaelis, Frickhoefer, Kochann, -Biesenbah. v. Loeper.

11. Für den Gesezentwurf, betreffend die Betheiligung des Staates an dem Unternehmen einer die Stadt Berlin durh- \chneidenden Eisenbahn: Abg, Dr. Loewe (Vors.), Miguel (Stellv.), v. Goldfus und- Dohrn (Schriftf.), Rickert, Brons, Scholz, Roeckerath, Schroeder (Lippstadt), Vogeley, Kalle, v. Saucken (Tarputschen), Richter (Hagen), Berger, Hildebrand, Kieschke, v. Benda, Bender, Lieber, v. Gaudecker, Stengel,

Ferner ist die Gemeinde-Kommission für den vom Abg. Hagen cingebrahten Gesezentwurf, betreffend die Heranziehung der Forensen , juristishen Personen und Aktiengesellshaften zu den Kommunalabgaben, um folgende 7 Mitglieder verstärkt wor- den: die Abgg. Lauenstein, Nitshe, Hammacher, Hagen, Beceleitèr, Tredemann und Neste. Nachdem der Präsident endlih von dem Eingang einer vom Abg. Biesenbach eingebrachten Interpella- tion, betr. die bezügli der Verordnung des Regierungspräsidenten in Düsseldorf angestellten Recherhen bezüglih des Verhaltens der Lehrer bei den Wahlen, Mittheilung gemacht hatte, trat das Haus in die dritte Berathung des Gesezentwurfs über die Beurkundung des Perfonenstandes und die Form der Eheschließung ein und zwar zunächst in eine allgemeine Diskussion über die Vorlage in der Gestalt, die fie nah den Beschlüssen der zweiten Berathung erhalten hat. Diese all- gemeine Diskussion beschränkte sich jedoch mur auf zwei Vor- räge der Abgg. v. Schorlemer-Alsstt und v, Saucken-Tarputschen, von denen * der erstere lebhaft gegen die Rede des Minister- Präsidenten Fürsten von Bismarck vom 19. Dezember v. I. po- lemifirte, der zweite die O der Geistlihen und Reli- gionsdiener ‘von der Führung der Siandesregister als unerläß- liche Korrektur der Vorlage bezeihnete, falls er \{ließlich für fie stimmen solle. Von den mehr als 40 Amendements, die heute zur dritten Berathung vorliegen, wird ein Antrag des Abg. v. Saucken und des Abg. Dr. Windthorft (Meppen) zu 8. 2 in dem von dem etfteren angegebenen Sinne den Mittel- punkt der Spezialdiskussion bilden, die bei Schluß des Blattes ihren Anfang nahm.

Der General-Major und Inspecteur der 2. Jngenieur- Inspektion Dieterich hat fih mit kurzem Urlaub nach der Provinz Preußen begeben.

Der Oberst Bronsart von Schellendorff, Chef des Generalsiabes des Garde-Corps, ist von einex kurzen Urlaubs- reise hierher zurüdckgefehrt.

Der an Stelle des Majors im S:c:-raistabe Chevalier de Mocenni als Militär - Bevollmächtigter vei der italienischen Gesandtschaft ernannte Major im Generalstabe Graf Taverna- ist zum Antritt seiner neuen Stellung hier angekommen.

Der Kaiserlich türkische Oberst und General-Inspecteur der unteren Donau von Drigalsfki ist zur Abstattung per- \fönliher Meldungen hier eingetroffen.

Der Courierzug V1. der Königlichen Oftbahn traf gestern wegen Defektwerdens der Maschine des Zuges XX. zwischen Krojanke und Schneidemühl mit 2 Stunden 4 Minuten Ver- \spätung hier ein. Die Zugmaschine von Zug V1, mußte den Zug XX. nah Krojanke zurückholen.

Bayern. München, 13. Januar. Heute Nachmittag 4 Uhr findet im Palast des Prinzen Luitpold große Tafel

Prinzessin Adalbert, dann der Großherzog Ferdinand. von Tos- cana, welcher geftern hier angekommen if, Theil nehmen.

Die Kammer der Reichsräthe hielt heute die 3. öffentlihe Sißung ab. Anwesend waren die Prinzen Luitpold, Adalbert, Ludwig, Leopold und Arnulf. Die Gesetzentwürfe, die provisorishe Steuererhebung und vorläufige Bestreitung be- sonderer. Ausgaben pro 1874, sowie die Zuständigkeit der Ge- rihte in Strafsachen wurden angenommen. - Dem Gesey vom 27. September 1872, die durch die Einführung des Militär- strafgeseßbuches für das Deutsche Reih bedingten Abänderungen der Militärstrafgerihtsordnung für das Königreih Bayern be- treffend, wurde endgiltige Zuftimmung ertheilt. Der Antrag der Abgeordneten Herz und Dr. Gerstner, „die Diäten und Reise- Entschädigungen der Mitglieder des Deutschen Reichstags betr. *, wurde aus. formellen Gründen abgelehnt. Die nächste Sizung

findet wahrscheinlih am uächsten Sonnabend statt.

In der heutigen 16. Sizung der Abgeordneten-

Kammer sprah zunähst der Abg. F. X. Hafenbrädl zur Be- gründung seines Antrages auf Wiedereinführung der’ versuchs- weise aufgehobenen Bier-, Fleish-, Brod- und Mehltare. Der Minifter des Innern von Pfeufer erklärte, daß durch §. 72 der Gewerbe-Ordnung die Wiedereinführung -amtliher Tarife aus- geschlossen fei. Uebrigens wenn au die Staatsregierung freie Hand hätte, würde sie “die Tarifirung “doch nicht wieder ein- führen. Die polizeilihe Taxe sei, so lange sie bestanden, der Gegenstand fortgeseßzter Beschwerden gewesen. Der Minister führte dann. statistische Grhebungen än, wona, wenn auch die polizeilihè Tarifirung wieder eingeführt würde, für die Lebens- mittel doch keine billigeren Preise festgeseßt werden könnten, als man jegt habe. Am meisten ‘könne den Beschwerden des Publi- kums dur einen energischen Vollzug. der Bestimmungen gegen gefälschte und verdorbene Lebensmittel von Seiten der Distrikts- Behörden abgeholfen werden. Nachdem noch Dr. Sepp für den Antrag Hasenbrädls, Föckerer dagegen gesprochen, ward der An- trag Hafenbrädls mit großer Mehrheit verworfen. Dann gelangte der Antrag Dr. Völks und Genofsen: die Staatsregierung möge bei der Reichsgeseßgebung auf Erhaltung der Schwurgerichte hinwirken, zur Berathung. Dr. Jörg beantragte: Die Kammer möge wegen mangelnder Kompetenz zur einfahen Tagesordnung übergehen, und begründete diesen Antrag in ausführlicher Rede. Nachdem noch Dr. von Schauß und Dr. Völk ge\prochen, wurde Jôrgs Antrag abgelehnt und jener des Abg. Dr. Völk u. Gen. mit großer Mehrheit angenommen. N

—. Die Mitglieder der Reihs-Cholera-Kommission werden in einigen Tagen hier eintreffen und die Kommission am 18. d. M. in biefiger Stadt in Berathung treten.

Württemberg. Stuttgart, 12. Ianuar. In der heuti- gen Abendsizung der Zweiten Kammer wurden folgende Nachexigenzen verwilligt: 1) für Mobiliarausstattung des Natu- ralienkabinets zur Unterbringung einer neuerworbenen Samm- [ung 1903 fl. 12 fr. ; 2) für landwirthschaftlihe Fortbildungs- schulen weitere 2000 fl. jährlich; 3) für Erwerbung und Ein- rihtung eines Gebäudes in Berlin zum Gebrauch der Bundes- rathsbevollmähtigten und: Gesandten 350,000 fl.; 4) für Erbauung von Gläshäusern in dem botanishen Garten in Tübingen 30,000 fl. ; 5) für Vermehrung der Zöglinge in den evangelischen Seminarien für zwei Jahre 9704 fl. 44 kr. ; 6) für den Bau einer d) f öffentlihen Bibliothek in Stuttgart 1,100,000 ff., leßtere Worerft nur vorbehalten. Der Staats- Minister von Mittnackljt theilte am Schlusse der Sitzung mit, ‘daß der Reichstag {hon in drei Wochen zufammentreten werde.

Baden. Karlsruhe, 13. Januar. Das Gesez- und Verordnungsblatt Nr. 1 vom 11. Januar enthält u. A. das Geseg, die Gewährung von Wohnungsgeld-Zuschüssen an die weltlihen Staatsdiener und Angestellten betreffend.

__— Der von den Abgg. Schinidt (Constanz) und Genossen eingebrahte Gesekentwurf, die Rehtsverhältnisse der Altkatholiken betreffend, enthält folgende 8 Artikel:

Art. 1. Die Nichtanerkennung der in der päpstlihen Bulle „„Pastor aeternus“ vom 18. Juli 1870 verkündeten Lehrsäße, insbeson- dere von dem „unfehlbaren Lehramte“ und ven der „höchsten ordent- lien und unmittelbaren Jurisdiktion“ des römischen Papstes, führt für die Katholiken des Landes kcinen Verlust der ihnen als folchen zu- stehenden Rechte herbei. Auf fie finden deshalb alle bezügli der rôömish-katholischen Kirche erlassenen Staatsgeseße Anwendung. Jns- besondere werden die Beneficiaten, Pcäbendaten und die übrigen Jn- haber kirchlicher Aemter ohne Rüsicht auf die Nichtanerkennung jener Dogmen im Besitze ihrer Pfründen und Einkünfte ges{chützt. Art. 2. Die Jurisdiktionsgewalt der bisherigen kirchlichen Oberen über die- jenigen Katholiken, welche die im vorhergehenden Artikel bezeichneten Lehrsäße nicht anerkennen , bleibt einstweilen suspendirt, und“ es steht diesen leßteren das Recht zu, in jeder Pfarrei eine eigene kirchliche Gemeinde zu bilden. Art. 3. Zur Bildung einer folchen eigenen kirchlichen Gemeinde ist die Genehmigung der Grzßherzoglichen Staate- regierung erforderlich. Die Großherzogliche Regierung darf die staat- liche Genehmigung nit versagen, sobald im ibn zur Gesammt- gemeinde eine genügende Anzahl von Gläubigen vorhanden, und die zur Bestreitung der as, Bedürfnisse nothwendigsten Mittel vorläufig gesichert find. Art. 4. Einer solchen kirchlich fonstituirten und staatlich anerkannten Gemeinde steht bebufs Einrichtung und Ab-. haltung eines besonderen öffentlihen Gottesdienstes und Vornahme - sonstiger kirchlicher Handlungen das Recht der Mitbenußung der Kir- chen und der kirchlichen Geräth\chaften zu. ‘Art. 5. Sofern unter den beiden Theilen“ eine Einigung nicht zu erzielen sein sollte, hat die Großh. Regierung im Verwaltungöw?-ge über die Art und Weise der Ausübung und den Umfang dieses Mit- benußungsrechtes die näheren Bestimmungen zu treffen. Art. 6. Erklärt sich die Mehrheit einer Pfarrgemeinde für die. Nichtanerkennung der in Art. 1 bezeichneten Lehrsäße, so hat sie, vorbehaltlich der Rechte eines etwaigen Pfründeinhabers, noch den weiteren Anspruch auf den vollen Genuß des den kirchlichen Bedürfnissen gewidmeten Vermögens. Art. 7. Bestehen in einer Pfarrerei oder politischen Gemeinde mehrere Kirchen oder mebrere Pfründen, oder neben einer Pfarrpfründe noch ein Benefizium, eine Kaplanci, eine Präbende, die Prädikatur, ein Vizariat, so hat die Großherzogliche Regierung, un- beschadet der Nechte eines etwaigen -Inhabers einer solchen Stelle, im Verwaltungswece eine Genuß- und Gebrauchstheilung nach bestimm- ten Objekten mit Rücsicht auf das Zahlenverhältniß eines jeden Theils vorzunehmen, Art. 8. Vorstehendes Geseß tritt mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft. ( Sessen. Darmstadt, 13. Januar. Gestern fand eine mehrstündige Sizung des Geseßgebungs-Aus\hus\ses der Zweiten Kammer mit dem Ministerium statt, in welher nament- lih ‘über die Rückäußerungen der Ersten Kammer betreffs der Vermaltungsgeseße und des Volks\schulgeseßes verhandelt wurde. Die Zweite Kammer wird niht, dem „Fr. I.“ zu- folge, wie früher in Aussicht stahd, {hon am 19. d., sondern erst zu Ende dieses oder Anfangs des nähsten Monats zusam- mentreten, bis zu welhem Zeitpunkt noch weiteres Material für das Plenum vorbereitet sein wird.

14. Januar. Der Bürgermeister der Residenz ist durch das Kreisamt von der Anerkennung des Bischof Reinkens in

statt, an der außer den Familiengliedern des Prinzen die Kaiserin

Kenntniß gescßt worden, wozu die Behörde noch Erläute-

von Oesterreich und die Königin Mutter, der Prinz und die .

rungen über die rechtlihen Folgen dieser Anerkennung, als da find: Begründung neuer katholischer Pfarreien und Aus- übung firchliher Funktionen durch die dem neuen katholischen Bischof unterstellten Geistlichen, hinzufügte. |

Anhalt. Dessau, 13. Ianuar. Gestern erfolgte im Landtage die zweite Lesung des Finanzetats, der einstimmig angenommen wurde.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 13. Januar. (Wien. Ztg.) Donnerstag, den 15. d. Mts., Vormittags um 11 Uhr ist öffent- licher Kirhgang. Se. Majestät werden -nach dem Hochamte dem zur Kardinalswürde gelangten Fürst-Erzbishof von Salz- burg Maximilian v. Tarnóczy in der Kaiserlih-Königlichen of purgp ORLREs das Kardinalsbarett feierli aufsezen. -Der

aiserlih-Königliche Hofstaat leistet die Begleitung in die Kirche -

hinab und wohnt daselbst dèr Feierlichkeit in den Betstühlen bei, worauf Se. Majestät wieder in die Kaiserlichen Appartements La werden. Die bestehende Hoftrauer wird hierbei abgelegt.

Bei günstiger Witterung wird die Garnison von- Ofen-Pest heute, den 13. d., um 2 Uhr Nachmittags en pleine parade vor dem Kaiser auf der Generalswiese ausrücken.

Im niederösterreihischen Landtage kam heute der Bericht des volkswirthschaftlihen Aus\hu}ses über die der- malige wirthschaftlihe Lage des Landes Nieder-Oesterreih zur Berathung. Nach der Ansicht des Aus\{hu}ses ist die Annahme

irrig, die jeßige \{chwierige Lage von Gewerbe, Industrie und

Handel sei dur die Börsenkatastrophe allein herbeigeführt worden; denn son seit Jahren sei das Hinsichen sehr vieler Kleingewerbe bemerft und besprohen worden. Nur auf dem Gebiete der Großindustrie fei seit einigen Jahren anscheinend ein stetiger Aufschwung bemerkbar; allein hemmend wirkten die hohen Eisen- bahnfrachtsäße, der Mangel einer gesezlihen Regelung des Ver- hâltnisses zwischen Arbeitgebern und Ärbeitnehmern, die Valuta- verhältnisse, die Mißernten der lezten zwei Iahre unb das Sinken des Erportes. Die Börsenkatastrophe habe diese Uebel nur ver- \chärft. Zur Besserung der Lage hält der Aus\huß für noth- wendig: Eine zeitgemäße Reform der Steuer und Gebühren- geseßgebung, die Hebung des Eisenbahnwesens, die Errichtung möglichst zahlreiher Vorschußkassen und die Hebung des gewerb- lichen Unterrichtes durch Errichtung von Fahschulen. Der Aus- {uß beantragte, der Landtag möge diesen Bericht zur Kenntniß

. nehmen. Der Abg. Steudel beantragte, . den Bericht der Regie-

rung zur vollen Berücksihtigung mit dem Bémerken zu über- geben, daß auch der Behebung der Wohnungsnoth die gebührende Aufmerksamkeit zugewendet werde. Dieser Antrag wurde an- genommen.

Die Minister Dr. Banhans und Dr. Unger sind heute von Prag nah Wien zurückgekehrt,

Prag, 13. Januar. In der heutigen Landtagssizung

beantragte in der Angelegenheit betreffs Ausrottüung der Borken- kfäfer die Kommission, der Landtag möge behufs Subventioni- rung der Straßenbauten und zur* Vorshußertheilung an Ge- meinden und Private 100,000 Fl. bewilligen und gleichzeitig die Regierung ersuhen, aus Reichsmitteln einen Betrag bis 100,000 Fl. aufzubringen. Der Regierungsvertreter erklärte, die Regierung stelle für jet eine Unterstüßung aus Staats- mitteln niht in Aussicht, wolle jedo“ einen ‘derartigen Antrag unterstüßen, wenn er vom Reichsrathe gestellt werde. - Vor Allem habe das Land dafür zu orgen, daß jene Kalamität ab- gewendet werde. Nachdem mehrere Redner ‘die Kommissionsan- träge wärmstens unterstüßt hatten, wurden diéselben angenommen.

Brünn, "13. Januar. Der Statthalter eröffnete dem Landtage, daß dersélbe am 16. d. M. geshlo}fsen werde.

Der Statthalter beantwortete ferner die Interpellation Steinbrechers wegen der Vorlage eines Geseßentwurfes über die Zusammenlegung von Grundstücken. Der Aterbau - Minister beabsichtigt mit der Vorlage noch zurückzuhalten und fie erst einzubringen, wenn wenigstens mit einiger Gewißheit anzuneh- men, daß es dem Reichsrathe möglich sei, in die Verhand- lung einzugehen; die deshalb gewonnene Frist aber soll zu einer O Ueberprüfung des vorhandenen Materials benugt werden.

Graz, 13. Januar. Im Landtag begann heute die Ge- neraldebatte über die neue Gemeindeordnung für Steiermark. In einer Abendsitzung fuhr der Landtag in der Generaldebatte fort, ohne zu Ende zu. kommen.

Agram, 13. Januar. In der Landtagssizung über- reichte der Banus Mazuranic unter dem stürmischen Beifall des Hauses das s\anktionirte Universitätsgeseßh. Hierauf wurdè die Spezialdebatte über den Geseßentwurf, betreffend die Haus- kommunikationen, fortgeseßt und in einer Nachtsizung beendigt ; derselbe wurde mit unwesentlichen Amendements, den Kommissions- anträgen gemäß, angenommen.

Schweiz. Bern, 14. Januar. (W. T. B.) Der große Rat h- hat mit 156 gegen 5 Stimmen die von dér Statthalte- rei des Berner Jura getroffenen militärishen Maßregeln ge- nehmigt und mit 143 gegen 7 Stimmen die Statthalter zu wei- teren militärishen Maßnahmen ermächtigt.

Frankreich. Paris, 13. JIanuar. Das „Journal officiel“ veröffentliht ein Geseg, wonach dem Unterricht s- M inister für den Ausbau des Opernhauses und die Neu- beschafung der Kostüme, Dekorationen, Instrumente und Parti- turen zwei Kredite von bez. 609,258 Francs 38 Centimes und 300,000 Francs auf das diesjährige Budget angewiesen werden. j ¿ Die Kommission der Armee hat den Antrag be-

trefffs der Aufnahme der Prinzen von Orleans in die franzÖd-

fishe Armee genehmigt.

Die Budget-Kommission versammelte fich heute Morgen, um über die Amendements zu den neuen Steuern zu berathen. Nach einer lebhaften Diskussion ‘nahm fie mit 13 gegen 7 Stimmen das Amendement an, welches die Abgabe auf die Erbschaft in direkt Linie um £ Prozent ‘vermehrt. L ie Kommission wird die Berathung über die neuen Steuern morgen fortsezen. Die Giscnbahngesellshaften, welche ebenfalls mit neuen Abgaben belastet werden' sollen, veröffentlihen in den Journalen die Summe, welche gegenwärtig der Staat von ihnen bezieht? Dieselbe beträgt im Ganzen 106,825,470 Fr., nämlich 61,294,813 ör. für die Steuer auf die Reisenden und das Eilgut; 8,326,000 für Uebertragung dek Aktien und Obligationen; 14,930,000 Fr. für den Stempel der Quitkungen und Frachtbriefe.

Die lateinische Münz-Kommission hat am Don- nerstag im Ministerium des Auswärtigen die erfte Sitzung ge- halten und zwar unter Vorsig des früheren Prssidenten der Münz-Kommission, Hrn. Dumas. Frankreih war durch den Deputirten Soubegran und Hrn. Dutilleul, Abtheilungs-Dezer-

nenten im Finanz-Ministerium verireten, die Schweiz durch den

Vice - Präsidenten des Bundesraths, Hrn. Herzog und den Attaché der Gesandschaft in Paris, Hrn. Lardy. Für Belgien waren der DePutirte Jacobs und der Legations - Rath Bounder de Melsbroecck anwesend. Der Vertreter Italiens \oll . In- \truktionen zu Gunsten der Doppelwährung erhalten haben.

15. Januar. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ ver- öffentliht die Verfügung, durh welhe die Wähler des De- partements Pas de Calais und Haute Saone zur Deputir- tenwahl auf den 8. Fabruar zusammenberufen- werden. -

Nußland und Polen. St. Petersburg, 14. Januar. Der Kaiser hat unter dem 25. Dezember (6. Januar) folgen- des, von ihm selbst eigenhändig unterzeichnetes Neskript an den Minister der Volksaufllärung, Grafen Tolstoy, gerichtet :

In beständiger Sorge für das Wohl Meines Volkes richte Ih Mein besonderes. Avgenmerk «auf das Werk der Volksbildung, indem Ich in derfelben die treibende Kraft zu jeglichem Erfolge und die Festigung der sittlichen Grundlagen erblicke, auf denen die Staaten aufgebgut werden. Um die selbständige und fruchtbringende Ent- wicklung der Volksbildung in Rußland zu fördern, bestätige J in den Jahren 1871 und 1872 die im Einklang mit diesen Meinen Ab- sichten entworfenen Statuten für die mittleren Lehranstalten des Ihnen anvertrauten Ressorts, welhe dem Theile der Jugend, der sih zum Studium der höheren Wissenschaften vorbereitet, eine vollkommen gründ- liche allgemeine Bildung - geben, demjenigen aber, welcher sich demselb:n nicht widmet, zu einer nüßlichen üraktilen Thätigkeit tüchtig machen sollten. Jn gleichem Maße darauf bedacht, daß das Licht der heil- samen Aufklärung sich in, allen Schichten der Bevölkerung ver- breite, befahl Jch, *Lehrinstitute unnd Seminarien zu gründen, um Lehrer für die städtishen und ländlichen Volksschulen auszubilden ; gleichzeitig sollen diefe Schulen selbst die ihnen zugewiesene regelrechte Orgañisätion und Entwicklung den Erfordernissen der

eit und dem 'gegenwärtiz allenthalben im Reiche währnehmbaren

treben nah Bildung gemäß erhalten, Jh hoffe, daß die bedeutende Vermehrung der Volks\chulen, welch: in Folge dessen zu erwarten ift, in der Bevölkerung neben der Elementarbildung “auch ein klares Ver- ständniß für die göttliden Wahrheiten der Lehre Christi mit dem lebendigen und werkthätigen Gefühl der sittlichen und bürgerlichen

fliht verbreiten wird. Aber die Erreichung eines für das Wohl des Volkes so wichtigen Zieles muß vorsorglih gesichert werden. Das, was in meinen Absichten zur wahrhaften Aufklärung der jungen Ge- nerationen dienen soll, könnte beim Mangel fürforgliher Ueberwachung als Organ der Entsittlihung des Volkes benußt werden, wie auch be- reits Versuche in dieser Richtung sich bemerkbar gemacht haben, und von der Glaubenstreue ablenken, unter deren Schirm Rußland im Laufe der Zeiten einig, stark und mächtig geworden ist. Als diejenige Person, die durch Mein Vertrauen berufen i, Meine Absichten in Betreff der Volksaufklärung in Ausführung zu bringen, ‘werden Sie den Eifer, der Sie stets ausgezeichnet hat, verdoppeln, auf daß die der Volkserziehung zu Grunde gelegten Prinzipien des Glaubens, der Mce- ralität, der bürgerlihen Pflicht und die Gründlichkeit des Untexrichts gegen jegliches Schwanken ges{chüßt und gesichert werden. Im Einklang hiermit mache Jch es auch allen übrigen Ressorts zur unabweislichen Pflicht, Ihnen in dieser Angelegenheit ihre entschiedene Untertüßung zu gewähren. Das Werk der Volksbildung im Geist der Religion und der Sittlichkeit ift eine so große und heilige Sache, daß seiner Unter- stüßung und Festigung in diejer wahrhaft heilsamen Richtuug nicht allein die Geistlichkeit dienen- muß, sondern alle Gebildeten im Lande. Dem russischen Adel, der stets ein Muster edler Gefinnung und der Hingebung in der Erfüllung seiner Bürgerpflichten gewesen ist, liegt die Sorge hierfür vorzugsweise: ob. Jch richte an Meinen treuen Adel den Ruf, Hüter der Volksschule zu scin. Er möge die Regierung an Ort und Stelle in der sorgsamea Ueberwachung unferstüßen, um die Volksschule vor . verderblichen und schädlichen Einflüssen zu be- wahren. Juden Ih auch _ in dieser Angelegeubeit Mein Vertrauen auf ihn seße, befchle Jh Ihnen, im Einyernehmèn mit deri Minister des Innern, fich an die lokalen Adelsmarschälle zu wenden, - datinit sie in dec Stellung von Kuratoren der Volksschulen ‘in ibren Gouverne- ments und Kreisen uxd in Ausübung der Rechte, die ihnen durch bec- sondere Bestimmungen in dieser Beziehung werden zuerkannt werden, durch ihre unmittelbare Theilnahme zur Sicherung der- sittlichen Richtung dieser Schulen, sowie zu ihrem Wohlergehen und zu ihrer Vermehrung beitragen.

Amerika. Aus Washington wird unterm 12. d. M. per Kabel gemeldet: Das Repräsentantenhaus hat heute eine Resolution angenommen, welche jede Steuererhöhung oder einen Rekurs zu einer Anleihe bekämpft, cine Reduktion der Beamten- gehälter und der allgemeinen Regierungsausgaben befürwortet, sowie eine Vermehrung des Papiergeldes begünstigt. Der Senat hat die Aufhebung des gegen Ende der lehten Session ange- nommenen Gesetzes, welhes die Gehälter der Kongreßmitglieder vom Beginn dieser Session an erhöht, votirt.

(A. A. C.) Aus Rio de Janeiro wird unterm 24. Dezember gemeldet: Der oberste Gerichtshof des brasilianischen Reiches hat den Bischof von Pernambuko- für s{huldig befunden, versucht zu haben, einen Artikel der Verfassung zu verlegen, und ihm aufgegeben, vor dem Gerichtshof zu erscheinen, um sein Urtheil zu empfangen. Des Bischofs Vergehen ist mit 4 bis 16 Monaten Géfängniß ftrafbar. Die argentinische Regie- rung hat das brasfilianishe Paketboot „Cucayaba“, das in Ver- bindung mit einem Verlangen um die Auslieferung eines in paraguitische Dienste getretenen argeutinishen Offiziers mit Be- \hlag belegt worden war, freigegeben.

Aus Farm Successo wird dem „Standard“ telegra- phirt, daß die Legung: des Kabels von Bahia nah Rio am 23. Dezember vollendet wurde. Die Cröffnung desselben fand in Gegenwart des Kaisers ‘von Brasilien statt. Am Bord eines in Bueños Ayres von Genua angekommenen italienischen Aus- wanderungs\chifes sind, wie verlautet, 30 Personen an der

Cholera_ gestorben.

Afrika. (A. A. C.) Eine neue Cap-Post bringt die Nachxicht, daß die Furcht vor einem drohenden Kaffern krieg in Natal gänzlih nachgelassen hat. Man hoffte, in Kurzem den flüchtigen Rebellenhäuptling Langalibalele einzufangen. Von

wird gemeldet, daß daselbst ein Goldklumpen im Gewicht von 18 Unzen gefunden wurde. Die Regierung der Cap-Kolonie hat eine Kommission ernannt, um den goldhaltigen Quarz, der, wie man sagt, in Bokkeveed existiren soll, zu untersuchen.

Vom Kriegs\chauplagze an der Goldküste liegen heute per Datnpfer „European“ der mit 30 Invaliden in Southamp- ton ‘angekommen folgende Nachrihten vor. Der Marsch auf Kumassi f\oll am 15. d. M. beginnen, und hoffte man, am 13. die Konzentrirung \ämmtliher britischer Truppen am Prah zu vollenden. Die Entfernung von diesem Flusse nah der Hauptstadt von Aschanti beträgt, wie man glaubt, niht viel über 40 englishe Meilen. Kapitän Gordon wird mit seinen Houssas die Fronte decken, während kleinere Detachements weißer Truppen mit größeren Kontingen- ten Houfsas und Kossus die Kommunikationenshüßen werden. Die verstärkte Marine-Brigade wird éine Pontonbrücke über den Prah \{chlagen und den Uebérgang ‘der Truppen décken. In Cape Coast Castle geht das wahrscheinlih niht unbegründete Gerücht, daß der König von Dahomey in eine Allianz mit dem König von Aschanti getreten ist und versprochen hat, ihm in seinem Kriege mit den Engländern Hülfe zu leisten.!

Die Nr. 4 des „Amtsblatt der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Generalverfügungen : Vom 11. Januar 1874. Wiederholte Aufforderung an die Post- Anstalten zur Nichtanughme unförmlich großer Gegenstände zur Post- beförderung. Vom 12. Januar 1874. Ausfertigung besonderer Be- stellshreiben bei Nachlieferung .von Zeitungsnummern. Bescheidung : Vom 10. Januar 1874: Portozuschlag für unfrankirte Postvorschuß- Sendungen in süddeutscher Währung. :

Drt° neueste Entscheidung des Neihs-Oberhandels- gerichts in Letpzig lautet: Die „VBervielfättigung eines 'Gegen- standes“ erfordert die Beibehaltung des nämlichen Charakters. Die Benutzung der Ergebnisse fremder Arbeit für ein Produkt anderer Art und anderen Charakters ift keine Vervielfältiguna. Die Ergebnksse neuer geographisher und typographischer “Betrachtungen und Auf- nahmen sind kein Soudergut der ersten Entdecker, Beobachter 2c.

Vereinswesen.

Berlin. Der seit 8 Jahren wirksame Vexein der „Vi ctoria- National-Invalidenstiftung“ (für die Invaliden des Jahres 1866) hielt am Montag Akend unter Vorsiß des (eneral v. Pritt - wiß und Gaffron seine diesjährige General-Versammlung ab. Dem verlesenen Geschäftsberichte ist Folgendes zu entnehmen: Jm leßten Verwaltungsjahre sind aus dem Centralfonds im Ganzen 56,543 Thlr. 16 Sgr. 9 Pf. gezahlt worden. Davon entfielen 56898 Thlr. als Subventionen auf die Zweigvereine, während zur Untecstüßung von 1250 Personen resp. Familien 50,845 Thlr. 16 Sgr. 9 Pf. ver- wandt worden sind. Für Offiziere und Beamte waren 13,448 Thlr. 20 Sgr., für ManisVflen vom Feldwebel abwärts 37,396 Thlr. 26 Sgr. 9 Pf. bestimmt. Gegen das Vorjahr hat ih die Zahl der Unterstüßten um 116 Personen, die Unterstüßungssumme um 6322 Thlr. vermehrt. Der Centralfonds verfügt über ein Kapitalvermögen von 877,917 Thlrn., d. h. es hat fih das Borjahr um 16,740 Thlr. verringert. Bon den Zweigvereinen haben sich mehrere aufgelöst, andere haben sich dec Kaser - Wilhelmsstiftung die Invaliden des Krieges von 1870—71 angeschlossen. In Folge dessen find nur 1608 Personen resp. Familien mit 40,237 Thlr. unterstüßt worden, gegen 2064 Personen mit 51,263 Thlr. im Vor- jahre. Auch das Kapitalvermögen der Zweigvereine kat fih uin 37,369 Thlr. auf 276,239 Thlr. vermindert. Im Ganzen hat der Cen- tralfonds der Stiftung seit der Gründugg für Unterstüßungen 418,388 Thlr. 5 Sgr. ausgezahlt und daneben - auch moch du Familien der wälreud des leßten Krieges gingezogen gewesenen Reservisten 105,235 Thlr. zugewendet. Bei det hierauf folgenden Wahl wurde der Ge- nerallieutenant Frhr. v. Troschke als neues Mitglied in den ge- schäftsführenden Ausschuß gewähtt.

Statistische Nachrichten.

München, 13. Januar. Von gestern bis heute Abend sind hier an Cholera 29 Erkrankungen und 7 Todesfälle vergekommen. tus

London, 13. Januar, Ueber Liverpol wanderten während des abgelaufenen Quartals nah amilichen Ausweisfen 29,659 Personen aus, hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten. Von dieser Ge- famutzahl waren 13,090 Engländer, 2919 Jrländer, 392 Schotten und 9258 Ausländer. Die Auswanderung des verflossenen Jahres figurirt mit einer Abnahme ven 5692 Personen. Während des Monats De- zembec wanderten via Liverpool 4025 Personen in 71 Schiffen aus, gegen 5987 Personen im Dezember 1872. A R

Stockholm, 10. Januar. Die Branntweinbrennereten Sch{hwedens, am Ende des J1hres an Zahl 287, habkn im leßten Fahre 18,044,850 Kannen 100 Kubikdezimalfuß) zu einer Normal- stärke von 50 pCt. Alkohol bei einer Temyeratur vou +- 15 Gr. C. geliefert, 1872: 16,678,365 Kannen. Die fünf RNRunkelrüben- zuckerfabriken Shwedens haben im vorigen Jahre 514,506 Ctr. Nuvkelrüben verarbeitet und der Ertrag wird zu 3,219,787!/2 Pfd. Rolzuecker berechnet.

Kunst, Wissens4@aft und Literatur.

Das soeben in der] Buchhandlung, von Fer d. Beyer, vor- mals Th. Theile zu Königsberg i. Pr. erschienene 8. (Schluß-) Heft des 10. Bandes der „Altpreußischen Monatsschrift“ (der Iteuen Pren Provinzialblätter vierte Folge), herausgegeben von Rudolph Reicke und Ernst Wichert enthält: Abhandlungen: Dié älte- ften preußischen Urkunden. Kritisch untersucht von Dr. M. Perlbach. Nachrichten über besondere Wiiterunge-Erscheitungen in Preußen 4 während des 14. bis 17. Jahrhunderts. Zusammengestellt von F. und E. Strehlke. «— Kritiken und Referate: Alb. Ludw. Cwald, die Eroberung Preußens durch dke Deutschen. Von Dr. W. Ketrzynski. Ed. Kammer, die Einheit der, Odyssee. Von Lehrs. A. Uppenkamp, Geschichte der Stadt Konitz. Von M. P.

Adolf Rogge. Thorner Urkunde vom Jahre 1305. Von Dr. W. Ketrzynski. Ein Gräberfund bei Rheden. Alterihumsfund bei Kahlberg auf der frishen Nehrung. Ein Gräberfund zu Fischbach bei Rastenburg. Von Dr. Guit. Rahts. Universitäts-Chronik 1873. Altpreußishe Bibliographie 1872 (Nachtrag und Schluß). Pe- riodische Literatur 1573. Nachrichten. Berichtigungen. T. Auto- renregister. II. Sachreaister. Die Ergebnisse der Volkszählung von 1871 in der Provinz Preußen.

München, 13. Januar. Wie der „Allg. Ztg.“ mitgetheilt wird, hat der König dem Professor an der Kunstschute in Nürnberg, Karl Jäger, dem Architekten und artistischen Vorstande des hiesigen Ge- werbemuseums, Ad. S eder, dem Kgl. Regisseur und Hofschauspieler Ernst Possart und dem Hof-Theatermaler Christian Fank die goldene Medaille (Abtheilung für Kunst und Wissenjchaft) verliehen. London, 10. Januar. Die gestern enthüllte-Reiter-Statue des Prinzen-Gemalh1s ijt ven einem Herr=5, der nicht öffentlich genannt werden will, der City im Jahr 1869 unter der Bedingung geschentt worden, daß sie das Piedestal hergch u folle. Der Prinz ist in Feld- marshal2uniform dargestellt und in dem Moment, da er einen Salut erwidert. Das ‘Standbild ist etwas mehr als leben¿groß und besteht aus Bronze, -das etwa 15‘ hobe Piedestal aus Granitblö&en von 2—10[Tons Gewicht. Zwei Bas-Reliefs am Piedestal stellen das eine den ersten öffentlichen Act des Verstorbenen, nämlich die Grundsteinlegung der Börse ira Jahr 1842, das andere die Britannia, welche die Preije an die erfolgreichen Bewerber auf der internationalen Ausstellung im Jahr 1851 vertheilt, vor. Außerdem find an dem Piedestal zwei Figuren, die Göttin des Friedens mit Füllhorn und Palmenzweig, und die Muse der Geschichte, die aus einem mit den Jahreszahlen 1851 und 1862, den Daten der beiden großen Weltausftellungen, verschenen Buche vorliest. / i N 10. Jänuar. “Ju der gestrigen Sißzung der hiesigen Geographifchen Geselilfchaft wollte man eben zur Verlesung der leßten Brièfe des französischen Orientreisendey, Francis Gar- nier, über scine Forschungsreise auf dem Blauen Flüß (Jang-tsc- Kiang) schreiten, als der Admiral La Roncère Le Noury eintcat und ein im Laufe des gestrigen Tages auf dem Marine-Ministerium ein- gelaufenes, aus Saigon datirtes Telegramm des Admirals Dupré mittheilte, nah welchem Francis Garnier am 7. September 1873 von den Rebellen von Tonkin getödtet worden ift.

Sto ckholni, 10. Januar. Der Professor in Upsala A. Sówe ist von der ältesten antiquarischen Gesellschaft in Schottland The An- tiquaries of Scotland und der Professor in Lund C F. Tornberg von der Kaiserlihen Akademie dec Wissenschaften in Petersburg zum kor- respondirenden Mirzliede gewählt worden.

London 13. Januar. Der Norden von Schottiand ist von einem starken Schneesturm heimgesuht worden. Jun Caithneß find die Chausseen an einigen Stellen unpasfirbar und der Schneefall war der heftigste seit melsreren Jahren.

Getverbe und Handel,

London, 15. Januar. (W. T. B.) Der Bank von England hat heute den Diskont von 4 äuf 3t Prozent herabgefe zt.

Verkehrs-Anstalten.

Stockholm, 9. Januar. Am 1. Janüúar wurden 294 neue Poststationen errichtet, nämlih im Amte Kopparberg (Dalarne) 12, Gefleborg 20, Blekinge 29, Norrbotten d, Gotland 46, Kristians- ftad 87 und Jönkôping 95.

»

Aus dem Wolff'\hen Telegraphen-Bureau.

Die Wahlen zum Deutschen Reich haben ungefähr fol- gendes Resultat ergeben: Nationalliverale 130, Centrum 88, Fortschritt 38, Deutsche Reichspartei 34, Konservative 18, Polen 11, liberale Reichspartei 10, Sozialdemokraten 7, Engere Wah- [len 41.

Wien, Donnerstag, 15. Januar, Morgens. Die „Neue freie Presse“ enthält ein Telegramm aus Rom, nah welchem der Kardinal Antonelli fich in Folge eines heftigen Gichtanfalles in großer Lébensgefahr befindet und bereits die Sterhesakramente empfangen hat. «

Königliche Schausviele,

Freitag, 16. Januar. Dpernhaus. (15. Vorstellung.) Lohengrin. Romantische Dper in 3 Aften von Richard Wagner. Elsa: Fr. Mallinger. Ortrud: Frl. Lammert. König Heinrich: Hr. Krolop. Lohengrin: Hr. Niemann. Telramund: Hr. Bey. Anfang halb 7 Uhr. Hohe Preise. : b

Schauspielhaus. (15. Vorstellung.) Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in 5 Abtheilungen . von G. E. Lessing. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. L

Sonnabend, 17. Januar. (Opernhaus...) 16. Vorftellung. Die Hugenotten. ' Oper in 5 Abtheilungen, nah dem Französi= schen von Scribe, überseßt von Castelli. Musik von Meyerbeer. Ballet von Taglioni. Margarethe: Frl. Lehmann. Valentine: Fr. v. Voggenhuber. Raoul: Hr. Wachtel, als Gast. St. Bris: Hr. Salomon. * Nevers: Hr. Schmidt. Marcel: Hr. Frie. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise. ;

Schauspielhaus. (16. Vorstellung.) Zum ersten Male: Ïu Charlottenburg. Historishes Schauspiel in 4 Aften von Max Ring. In Scene gescßt vom Direktor Hein. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preife. ; f

Sonnabend, 17. Ianuar. Im Saal-Theater des Königlichen Schauspielhauses. Zehnte Vorstellung der französischen Schau- spieler-Gesellshaft. Première représentation de: Un Monsieur qui guit les Femmes. Comédie en deux actes” par MM. Théo- dore Barrière et À. Decourcelle. Prèmière représentation de:

Sitzung des anthropologishen Vereins zu Danzig. Mittheilungen

den neuen Goldfeldern in Laydenburg, Transvaalsche Republik,

und Anhang: Ein ofstpreußisbes Universalmittel. Mitaetheilt von

Berzeichuiß der au 10. Ianuar 1874 gewählten Bitglieder des Deutschen

/

(Bei den wenigen Wahlkreisen, aus welchen die Wahlresultate noch nicht

8, Königreich Preußen. A. Provinz Preußen. j Regierungsbezirk Königsberg. L 1, Wahlkreis. Kreis Memel, Kreis Hcydettug: Engere Wakbl, 9. Kreise Labiau, Wehlau: Fernow*, Rittergutsbesißer in Kuglacken bei Tapladcken. O S 3. Stadt Königskerg: Dickert*, Partikulier in Königsberg in reren, : / : es i S 4. Kreije Königsberg, Fishhausen: Siegfried, Nittergutsbefißer auf ‘Plutftwinnen. j s O Kreise Heiligenbeil, Pr. Eylau: Lobach, Gutsbesißer in Kl. Waldeck. : E Kreise Braunsberg, Heilsberg: Pohlmann, Erzpricster.

Kreise Pr. Holland, Mohrungen: Baron von Minnigerode*, - Rittergutsbesißer in Rojsitten bei Reichenbach in Ostpreußen. Kreise Osterode, Neidenburg: Donatb, Gutsbesißer iu Rattfkowil. 9. Kreije Allenstein, Rössel: Borowski*, Domherr in Frauenbu1g.

10. “Kreise Rastencurg, Gerdauen, Fricdland: Engere Wahl. Regierungsbezirk Gumbinnen. e 1. Wahlkreis. Kreise Tilsit, Niederung: Vern hyardi, Stadtrath in Tilsit.

9, 6. 7. s.

(* bedeutet Wiederwahl.

2 Kreise Ragnit, Pillkallen: Francke*, Rittergutsbesißer zu Lesge- wangminnen. A i

3. Kreise Gumbinnen, Insterburg: von Saucken-Julienfelde, Gutsbesißer. O E

_ Kreije Stallupönen, Goldap, Darkchmen: Parisius, Shhrift- steller in’ Berlin. 4“ :

5. Kreise Angerburg, Lößen: von Saucken-Tarputshen.

;, Kreije Oletzko, Lyck, Johannisburg: von Puttkamer, Negie- rungs - Präsident in Gumbinnen.

. Kreis Sensburg, Kreis Ortelsburg: Baron von Hoverbeck*-

Nickels8dorf.

Regierungsbezirk Danzig.

. Wahlkreis. Kreise Elbing, Marieaburg: Engere Wahl. 9 Kreis Danzîg: Engere Wahl. u ; : 3. Stadt Danzig: Heinrich Nickert, Stadtrath in Danzig. Li 4. Kreise Neustadt, Ae vou Ryb iúski*, Rittergut. besißer zu Debenz bei Rheden. 2 N Kreise eret Per -Stathardi: von Kalkstein*, Rittergutsbesißer | zu Klonowken bei Pr.-Stargardt.

H

Madame attend Monsieur. Comédie en un acte, en prose.

Reichstags.

amtlich cemeldet sind, ist dec Name des gewählten Abgeordneten freigelassen wordèn. Wix werden die Namen nachträglich veröffentlichen.)

Regierungsbezirk Marienwerder.

1. Wahlkreis. Kreise Stuhm, Marienwerder: von Winter *, Ober- Bürgermeister und Geheimer Regierungs-Rath in Danzig.

2. Kreise Rosenberg, Löbau: Graf zu Dohna-Finkenstein*, Land- rath a. D. und Fideikommiß-Befilzer zu Finkenftein bei Rojen- berg in Westpreußen. i :

3. Kreise Graudenz, Straßburg: Hugo Bieler, Gutsbef.,Frankenhagen.

4. Kreise Thorn, Culm: P:

5. Kreis Schweß: Gutsbesißer von Palczewsk1* in Bellno.

6

7

s

. Kreis Coniß: Dr. Anton von Donimîrski zu Thorn. . Kreise Sblochau, Flatow: Graf zu Eulenburg, Ober-Burg- graf, Regicrungs-Präsident und Kammerherr in Marienwerder. 83. Kreis Deutsch:-Crone: Engere Wahl. B: Provinz Brandénhurg. Borlin. . Wahlkreis: Hagen*, Stadtältester und Bankdirektor zu Berlin. . Kilioßz*, Kreisgerits-Rath zu Verlin. i 3. Windthorst *, Kreisrichter zu Werne a. d. Lippe. Dr Gbérty; Stadtgerichts-Rath zu Berlin. . Franz Duncker*®, Buchhändler u Berlin. . Engere Wahl.