1874 / 13 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Jan 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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tungsgeribts, beziehungäweise bis zur Einrichtung cines solchen des Ober-Präsidenten. Diese Entscheidung ist eudgüitig. Bestellt der Staat andere Personen als die nach §. 3 zur Uebernahme des Standes- amtes Verpflichteten zu Standesbeamten, fo fällt die etwa zu geväh- rende Entschädigung der Staatskasse zur Last. Die sächlichen Kosten werden in allen Fällen von den Gemeinden getragen, jedoch werden die Register vom Staate kostenfrei geliefert. Die dem Standesbeamten zu gewährende Entschädi ung, beziehungsweise der Betrag der säâch- lichen Kosten find auf die einzelnen betheiligten Gemeinden nach dem Maßst=xbe der Seeclerzahl zu vertbeilen.“ Schluß der Sißzung 4 Uhr.

In der heutigen 29. Sizung des Hauses der Abgeord-

neten, welcher am Ministertish die Staats-Minister Dr. Leon- hardt und Dr. Falk beiwohnten, wurde zunächst die Inter - pellation des Abg. Biesenbach verlesen, welhe folgender- maßen lautete : j

Unter Bezugnahme auf die Irterpellation vom 9. Dezember 1873, die Verfügung des Präsidenten der Königlichen Regierung zu Düssel- dorf vom 23. November 1873 betreffend, und die Beantwortung der- felben durch den Herrn Kultus-Minister in der Sißung vom 11. De- ember 1873 erlaubt fih der Unterzeichnete an die Königlicbe Staats-

egierung die Frage zu richten: „Welche Schritte sind von Seiten der Königlichen Staats-Regierung geschehen, um gegen die, in jener Ver- Das O Verkümmerung der geseßlichen Wahlfceiheit Remedur u schaffen.“ Der Interpellant führte in längerer Rede aus, daß die Beantwortung seiner früheren Interpellation ihm nur eine Ver- tagung ad calendas graecas \cheine. Von dem Verfahren des Regierungspräsidenten v. Ende wären besonders die Lehrer ge- troffen, an die man in Betreff ihrer Gesinnung u. \. w. verschiedene “Fragen gestellt habe. Der Regierungspräfi- dent habe dann durch Entlassung und Pensionirung flerifaler Beamten die Kanzleien purifizirt. Nachdem der Redner einzelne, nah seiner Ansicht dem Regierungs-Präsi- denten zur Last zu legende Fälle mitgetheilt hatte, wies er Namens der fkatholishen Partei entschicden den Vorwurf - der Regierungsfeindlihkeit zurück und versicherte, die Franzosen dürften nicht auf die Unterstüßung der Ultramontanen bei etwaigen Revanchegelüsten rechnen.

Der Minister der geistlichen 2. Angelegenheiten Dr. Falk beantwortete darauf in einer längeren Rede die Interpellation dahin, daß die Verfügung allerdings existire. Die Staats- regierung müßte in dem ernsten Kampfe genau informirt sein über alle ihr zur Disposition stehenden Beamten; fie müßte versichert sein, daß keiner der ultramontan gesinnten Beamten diese Gefinnung in seine Amtsthätigkeit hinein- trage. Der Minister ging dann auf die Beantwortung der einzelnen vom Vorredner angeführten Fälle ein, zu deren Klarstellung er mehrere Stellen aus einem Schreiben des Regierungs - Präsidenten von Ende verlas.

Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die vom Abg. von Mallinérodt beantragte Besprechung der Interpellation ein.

In Berücksichtigung des Umstandes, wonach bei ord- nungsmäßiger Fo rtschreibung der Marksteinschußtz- flächen der Punkte der Landestriangulation die Supplement- karten in den Katasterarhiven unverhältnißmäßig anwachsen und nicht unbedeutende Kosten an Kartenpapier und dergleichen verursachen würden, hat der Finanz-Minister nachgelassen, daß bei den fraglichen Fortshreibungen von der Anfertigung von Kartenauszügen überhaupt abgesehen und dies in den Fortschrei- bungsprotokfollen B. und C. an geeigneter Stelle vermerkt werde. Die durch die Abzweigung der Marksteinshußflähen von den sie umgebenden Flächenabschnitten entstehenden neuen Abschnitts- nummern sind dagegen in die nah §. 5 der Anweisung vom 9. März 1866 Seitens der Katastercontroleure anzufertigenden, im Katasterarchive der Bezirks-Regierung aufzubewahrenden Handzeihnungen einzutragen, und ist hierüber bei den Supple- mentfarten der betreffenden Gemarkung an geeigneter Stelle ein Vermerk zu machen.

Bezüglich der Eintragung der neuen Abschnittsnummern in die Originalgemarkungs- und in die Reinkarten bewendet es bei den bisherigen Bestimmungen. Dieselben finden auch auf die- jenigen Punkte der Landestriangulation Anwendung, welche {hon vor dem Erscheinen der Grundbuchordnung für den Staat erworben waren, dergestalt, daß auch für diese einé ord- nungsmäßige Fortshreibung mit der oben angegeben Modifikation

ftatizufinden hat,

Bayern. München, 14. Januar. Wie der „AUg.- Ztg.“ nachträglich mitgetheilt wird, hat der König in einem eigen- händigen Schreiben dem König Albert von Sachsen - das Be- dauern darüber ausgesprochen, daß es wegen einer heftigen und sehr \chmerzhaften Entzündung der Zahnkieferbeinhaut nicht möglich war, den Ober-Kammerherrn von Gersdorff, der als Gesandter Sachsens die Anzeige der Thronbesteigung zu über- bringen hatte, zu empfangen.

Die Kaiserin von Oesterreich begab ih heute Vor- mittags zum Besuch ihrer Mutter nah Posfsenhofen und wird diesen Abend- wieder hier eintreffen. Die Kaiserin besuchte ge- fiern das allgemeine Krankenhaus und verweilte längere Zeit daselbst.

| f Als Mitglieder der Reihs-Cholerakommission find hier eingetroffen die HH. Professor Hirsh und Generalarzt Bôger aus Berlin, Geheimer Medizinal-Rath Ginder aus Dres- den und Ober-Medizinal-Rath Volz aus Karlsruhe. Die Kom- mission, zu welcher bekanntlich auch Professor von Pettenkofer gehört, wird ih von hier auch nach Laufen in die dortige Ge- fangenanftalt begeben.

In der Kammer der Abgeordneten wurde heute bei Berathung ‘des JIustiz-Etats der Antrag Nuß- wurm, die Beschlußfassung über die Gehaltszulagen bis nah Feststellung des Budgets zu verschieben, abgelehnt, ebenso der in der Spezialdiskussion gestellte Antrag auf eine zwanzig- prozentige Erhöhung des Gehalts der Kanzleidiener und Boten. Die Aus\chußanträge, wona der Gehalt der pragmatisch An- gestellten und die Bezüge der Subalternbediensteten auf 15 Pro- zent ærhöhßi wérden, wurden angenommen.

Sachsen. Dresden, 15. Januar. Beide Kammern hielten heute Sizungen. Die Erste Kammer erledigte den Antrag des Abg. Günther, das Verfahren bei Grundstücksthei- lungen betreffend. Nach einigen Bemerkungen der Herren Pelh und Bürgermeister Martini trat die Kammer, dem Antrage ihrer Deputation gemäß, dem Beschlusse der Zweiten Kammer ein- ftimmig bei, wonach die Staatsregierung um den Erlaß einer Verordnung ersucht wird, welche bestimmt, daß bei Dismembra- tionen von Gr. ndstücken die Regulirung der Steuern und Ab- gaben nit vor dem Eintrage in das Grund- und Hypotheken- bu, sondern nah demselben bewirkt werde.

Die Zweite Kammer bewilligte die für den Bau der Seminare in Pirna, Löbau, Oschatz, Schneeberg, Grimma und für baulihe Erweiterungen der Seminare in 3s{hopau, Friedrich-

stadt-Dresden, Borna geforderten Summen im Betrage von zu- sammen 359,400 Thlr. Von jener Summe entfallen 132,000 Thlr. auf den durch das Steigen der Preise und Löhne be- dingten Mehrbedarf für den bereits am vorigen ‘Landtage be- willigten Bau neuer Seminare in Oschaz, Schneeberg und Grimma. In der allgemeinen Debatte wurde die Frage der Aufnahme des Unterrichts in den elementaren Begriffen der Volkswirth\schaftslehre in den Lehrplan der Seminare erörtert, welche von den Abgg. Richter (Tharand), Dr. Biedermann und v. Wagner empfohlen, dagegen von dem Kultus-Minister Dr. v. Gerber, dem Abg. Dr. Panitz und dem Referenten Abg. Dr. Hahn als unausführbar und vielfa bedenklih bekämpft wurde. Die mit Ostern d. I. in Kraft tretende neue Lehrordnung für die Seminare wurde vom Referenten als die beste bezeichnet, die es in Deutschland gebe; von den Lehrern aller Parteien sei fie mit der lebhaftesten Freude begrüßt worden. Nach Erledigung dieses Gegenstandes beschäftigte sih die Kammer mit Petitionen. An die öffentliche {h:oß \sich eine geheime Sißung.

In dem nun vorliegenden, im Allgemeinen bereits be- \sprohenen Haushaltplan der Stadt Dresden auf das Jahr 1874 sind die Einnahmen und Ausgaben mit 1,140,089 Thlr. gegen 966,761 Thlr. im Vorjahre eingestellt. Darunter befinden sih die Einnahmen aus den Abgaben von Grundwerth mit 214,200 Thlr. nah 90 Pfennigen von 100 Thlr. Grund- werth und 295,800 Thlr. nah 30 Pfennigen -vom Thaler Miethzins, überhaupt 510,000 Thlr. gegen 432,000 Thlr. im Vorjahre. Aus dem Reservefond sollen 56,000 Thlr. gegen früher 69,000 Thlr., aus den Uebershüfsen der Gasanstalt au diesmal 80,000 Thlr. beigetragen werden. Die -Zinsen von außensteheuden Kapitalien und. Werthpapieren betragen 171,054

Thlr. gegen 76,535 Thlr., die Erträge der Kommungrundstücke

83,914 Thlr. gegen 74,333 Thlr., die angenommenen indirekten Abgaben 136,261 Thlr. gegen 136,629 Thlr. Die größten Aus- gabeposften bestehen nah dem Voranschlage in 271,624 Thlr. Zinsen und Tilgung \chuldiger Kapitalien und der verschiedenen städti- hen Anleihen, 152,252 Thlr. gegen 131,529 Thlr. für Stra- ßenwesen und Siclbauten, 9 683 Thlr. gegen 75,537 Thlr.' für ôffentlihe Beleuchtung, 29,000 Thlr. Zushuß an die Kö- niglihe Pölizei - Direktion, 22,686 Thir. Besoldungen an die Wohlfahrtspolizei, 120,425 Thlr. gegen 119,585 Thlr. für Be- soldungen beim Stadtrath, 231,589 Thlr. gegen 202,620 Thlr. für das Schulwesen, 59,332 Thlr. gegen 57,610 Thlr. für Ar- men-, Kranken- und Arbeitsanstalten, 46,101 Thlr. gegen 28,421 Thlr Zuschuß an das Krankenhaus 2c., 43,741 Thlr., gegen A Thlr. für außerordentlihe und unvorhergesehene Aus- gaben.

16. Januar. (W. T. B.) Der Aus\chuß der ersten Kammer ist über den Beschluß der zweiten Kammer, betreffend die Aufhebung des 8§. 92 der Verfassung und die Ein- führung des Pairs\hubs \{lüssig geworden und empfiehlt ein- stimmig die Ablehnung desselbeu.

Württemberg. Stuttgart, 14. Januar. Gestern als am russishen Neujahrsfeste wurde in der russishen Kapelle des Königlichen Residenzshlosses feierlihes Gottesdienst abgehalten, worauf bei der Königin und der Großfürstin Vera Gra- tulationsempfang stattfand.

Einer von dem Kaiserli russishen Gesandten von Staal gegebenen Abendgesellshaft wohnten auch Ihre Majestäten, sowie die Großfürstin Vera bei.

Baden. Karlsruhe, 14. Ianuar. In der Zweiten Kammer erfolgte heute die Berichtexstattung und Berathung des in der Ersten Kammer abgeänderten Gesezentwur- fes: „die &Fffêättlihen Mahnungen læi der Bereinigung der Grund- und“Pfandbücther betreffend“. Nach längerer Berathung wurde beschlo}sen, * an den speziellen Mahnungen an bekannte Gläubiger im Einverständniß mit der Regierung festzuhalten, dagegen vom leßten Absatz, wie er früher beshlossen war, abzu- gehen, aber am Schluß den Inhalt des Geseßes im Wesent- lichen folgendermaßen zu bestimmen :

„Die Zustellung an die bekannten Gläubiger kann vom Gerichts- vollzieher dur die Poft geschehen. -

Die von demselben auszufertigende Urkunde muß jedoch daun die Zeit der Absendurg, die Adresse, wohin sie geschah, und endlich die Postanstalt, wo sie aufgegeben wurde, enthälten.

Der Zeitpunkt der öffentlichen Mahnung gilt äls die rechtliche Erlaffung derselben auch an die bekannten Gläubiger.

Die Berichterstattung und erfte Berathung des Geseßent- wurfs „über den Betrieb der Dampfkessel“ ergab unveränderte Annahme des Gesezentwurfs. Den Schluß der Tagesordnung bildete die Berichterstattung und erste Berathung des Gesegzent- wurfs: „die Zuständigkeit der Amtsgerichte als Vormundschafts- behörde betreffend.“ Nah längerer Berathung wurde der Ent- wurf in der von der Ersten Kammer beschlossenen Fassung ange- nommen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 13. Januar. Der Herzog ist heute nah Berlin abgereist, um sich von dort aus mit den übrigen Fürstlichen Herrschaften zur Vermählung seines Neffen, des Herzogs von Edinburgh, nah St. Petersburg zu begeben. In seinem Gefolge befinden fi die beiden Adjutanten, Obrist-Lieutenant v. Schrabish und Lieutenant Graf v. Schwerin, sowie der Schloßhauptmann v. ‘Rodaszewsky.

Anhalt. Dessau, 16. Januar. Zu dem in der Nr. 10 des „R. u. St.-A.“ veröffentlihten Bericht über die die \o- genannte „JIagdfrage“ betreffende Landtagsverhandlung vom 5. d. M., der mit dem in der „Nat. Ztg.“ und der „Magdeb, Ztg.“ im Wesentlichen übereinstimmte, geht uns zur Berichti- gung schiefer Vorstellungen von dem behandelten Vorgange und den Herzoglich anhaltishen staatlihen Verhältnissen folgende Darstellung des wirklichen Sachverhalts zu: e

Der Abg Bürgermeister Franke aus Gernrode am Harze lenkte die Aufmerksamkeit des Landtags darauf, daß dur eine meistbietende Verpachtung der Jagd in den landesfiskalischen Forsten bei den jezt anderwärts in ähnlihen Fällen gezahlten sehr erheblihen Jagdpachtpreisen eine bedeutende Mehreinnahme würde erzielt werden. Zugleich klagte er aber über den bedeu- tenden Wildschaden, der in einzelnen Feldflurtheilen am Rande der Harzforsten verursacht würde. Am Schlusse dieser Rede beantragte er: \

Der Landtag wolle beschließen, die Herzogliche Staatregierung um eine Vorlage zu ersuchen, auf Grund welher Grundsäße über die beste Nußung der fiékfalischen Jagden zu vereinbaren sind.

Das Ministerium erklärte hierauf, wenn der Antrag dahin erweitert werde, daß die Vorlage fich auf die allgemeinen Grund- säge der Staats-Forstverwaltung überhaupt erstrecken folle, \o habe die Regierung gegen denselben umsoweniger etwas einzu- wenden, als eine derartige Vorlage in Gemäßheit eines früheren

7 bezüglihen landschaftlihen Antrages bereits in der verflossenen

Diät von der Regierung gemacht, vom Landtage aber nicht in

Berathung gezogen worden sei. Eine Trennung der Grundsäße über die Nußung der Forstjagden von denen über die Forst- verwaltung im Allgemeinen “erscheine unthunlich. Aus der Miite des Landtags wurde dem 2. Franke erwidert, es sei jedenfalls ein Irrthum, wenn er glaube, daß die Verpachtung der Forst- jagd eine Abminderung des Wildschadens herbeiführen werde, auch werde der Wildschaden am Harze vorzugsweise durch vom Auslande her wechselndes Schwarzwild verursaht. Schließlich ward der obige Antrag des Abg. Franke abgelehnt, hingegen ein von der Gegenpartei eingebrahter Antrag da in gerichtet, daß die in Folge besonderer lofal.-r Verhältnisse, wie tiefes Ein- springen in die Forst 2c. der Wildbeshädung vorzugsweis aus- geseßten Felder den landesfiskalishen Forsten gegenüber auf Kosten der Forst- und JIagdverwaltung vergattert werden möchten, ein Antrag, mit dem die Regierung sich einverstanden erklärte, angenommen.

Wir bemerken hierzu noch, daß seit dem Iahre 1870 in

Anhalt das Iagdregal völlig aufgehoben und die Iagdausübung .

durch ein Jagd-Polizeigesez geregelt is, welches im Wesentlichen dem preußishen nachgebildet worden is}, bezüglih der Wild- schadenvergütung aber für die Beschädigten wesentlih günstigere Bestimmungen enthält.

Schwarzburg -Sondershausen. Sondershausen. Dém Landtag, dessen Wiedereröffnung am 15. d. M. bevor- steht, wird nah dem „Fr. I.“ in erster“ Linie ein Gesez wider den Mißbrauch des Versammlungsrehts vorgelegt werden.

Desterreich-Ungarn. Wien, 15. Ianuar. Der Kaiser ist gestern aus Budapesth hier eingetroffen.

Graz, 14. Januar. Der Landtag lehnte das Eingehen in die Spezialdebatte über die neue Gemeindeordnung ab. Die- \]es Geseß wird im nächsten Jahre nah Einholung des Gut- atens der politischen Behörden, Bezirksvertretungen und einiger Gemeindevertretungen abermals eingebraht werden. Hierauf wurde beschlossen, in die Berathung der Regierungsvorlage über die Organisirung des Sanitätsdienstes in den Gemeinden nicht einzugehen, weil der Gegenstand noch nit \pruchreif sei.

Innsbruck, 14. Januar. Die Landtags-Majorität erhob in einer Erklärung Verwahrung gegen das Gesey vom 2. April 1873. Der Landtag erklärt einhellig die Vervollstän- digung der Tiroler Eisenbahnliniea von Jnnsbruck in westlicher und nordwestlicher Richtung als dringendes Landesinteresse.

Lemberg, 14. Januar. Nach einer Mittheilung des Statthalters wird die Landtagssession am 17. d. ge-

\chlo}en.

Großbritannien und Jrland. London, 14. Januar. Dem Hofjournal zufolge wird die Ankunft des Herzogs von Edinburgh. und der Großfürstin Marie in Großbri- tannien Anfangs Mötz erwartet. Das hohe Paar wird sih vom Landungshafen direkt nah Schloß Windfor begeben.

Der Gemeinderath der City von London geht mit dem Gedanken um, dem Präsidenten der Geographishen Gesellschaft, Sir Bartle Frere, in Anerkennung feiner eminenten öffent- lihen Dienste, namentlich in Anbetracht seiner erfölgreichen Mission nah der Ostküste von Afrika, die die Abschaffung des Sklavenhandels an dieser Küste zur Folge hatte, das Ehrenbürger- recht der City zu verleihen.

Auf nächsten Montag is eine Kabinetsberathung, die erste in diesem Juhre, anberaumt.

Der Premier-Minister Gladstone kehrt morgen nah London zurü.

16. Januar. (W. T. B.) Bei der Parlamentswahl in Os castle ist der Kandidat der Radikalen Cowen gewählt worden.

Frankreich. Paris, 14. Ignuar. Die Wahlen für die National-Versammlung in den Departements Pas- de-Calais und Haute-Saone, an Stelle des verstorbenen Deputirten Vicomte de Rincquesen und Herzog von Marmier, find nach dem „Journal officiel“ auf den 8. Februar anbe- raumt worden.

Ein neuer von Hrn. Cafimir Perier vorgelegter Geseh - Entwurf einer Steuer auf Gläser, Flashen und Krystalle wurde von dcr Budget-Kommission angenommen. Diese Steuer soll 20—25 Millionen einbringen.

Versailles, 14. Januar. (W. T. B.) Die Nationa [l- versammlung beshloß in der heutigen Sizung in die Dis- kussion der einzelnen Artikel des Maires-Gesetzes einzutreten. Ein bei der Berathung des ersten Artikels von der Linken ein- gebrahtes Amendement, fkcine Abänderungen der gegenwärtig geltenden geseßlihen Bestinmungen vorzunehmen, wurde in ge- heimer Abstimmung mit 356 gegen 292 Stimmen abgelehnt.

15. Januar. (W. T. B.) Heute hat die National- versammlung die Berathung der einzelnen Artikel des Maires-

Gesetzes fortgesezt; ein hierbei von der Linken gestelltes Amende- .

ment, nah welhem die Ernennung der Maires durch die Munizipalräthe erfolgen soll, wurde abgelehnt. Der Depu- tirte, Schiffs-Lieutenant Farcy, hat eine Vorlage zur Verhinde- rung des Zusammenstoßens von Schiffen auf dem Meere ein- gebraht. Die von dem Deputiren du Temple bezüglich Italiens: eingebrachte Interpellation erfährt, wie verlautet, weder bei der Rechten, noch selbst bei der äußersten Rechten irgcnd welchen Beifall und wird wahrscheinlich {hon durch die Stiel- lung der Vorfrage beseitigt werden. i

Spauiem. Madrid, 15. Januar. (W. T. B.) Lopez

Dominguez, dem die Eroberung Cartagenas gelang, ift um General-Lieutenant befördert worden. Die Uebergabe s Platzes erfolgte ohne jedes Blutvergießen; auch hat die Stadt nicht viel gelitten. Der Insurgentendampfer „Darro“, auf welchem fih zahlreihe Flüchtlinge befanden, ift, als er den Hafen der Stadt verließ, von spanischen Kriegsschiffen genommen worden.

Aus Barcelona wird gemeldet: Die Barrikaden in

der Vorstadt Gracia waren von den Aufständischen in der Nacht verlassen und sodann beseitigt worden. Die Franctireurs des Oberst Marti hatten ihre Waffen abgegeben. Die föderalistischen Führex Mataro und Sabadell hatten gleihfalls Kanonen und Gewehre abgeliefert und konnte die föderalistishe Bewegung überhaupt als beseitigt betrahtet werden.

Die der spanischen Regierung gehörigen Kriegsfregatten „Carmen“ und „Vittoria“ sind unter dem Befehle des Admirals Chicarro in Dran angekommen. Chicarro und der dortige \spanishe Konsul haben Namens der spanischen diegie- rung betreffs der aus Cartagena Geflüchteten und betreffs der Fregatte „Numancia“ Reklamationen erhoben.

Weitere Telegramme aus Oran vom 15. Januar mel- den: Das französische Transportschiff „A rdêche“ if von Algier hier eingetroffen, um die von Cartagena hierher geflüchteten In- surgenten, welche bisher größtentheils in den Forts Saint Gre=

goire, Mers el Kebir und Casba ‘internirt gewesen sind, dorthin überzuführen. i /

Die Insurgentenfregatie „Nu mancia* ist von den fran- zösishen Behörden dem Admiral Chicarro ausgeliefert worden und wird wahrscheinlich am Sonnabend in Begleitung der bei- den spanischen Kriegsschiffe „Vittoria“ und „Carmen“. uah Cartagena abgehen. Die Mitglieder der Junta von Cartagena und eine große Anzahl von Insurgenten find bereits an Bord des Transportschiffes „Ardêchhe“ nah Algier einge\schifft worden. Contreras, Ferrez, Galvez und Colas follen nach Constantine gebracht werden. i

Îtalien. Rom, 10. Januar. Gestern Vormittag überreichte der öôsterreichishe Gesandte beim Vatikan, Graf Paar, dem Papste sein Beglaubigungss\chreiben. Er war von dem bisherigen öster- reichischen Geschäftsträger, Baron Hübner, begleitet. Nach der Audienz beim Papste machte er dem Kardinal Antonelli seine Aufwartung.

_— Die Liquidationskommission hat aus dem Ver- kauf der Klostergüter 8000 Fr. für den Pater Secchi als Direk- tor der Sternwarte des Collegium romanum ausgeworfen.

Der „Allg. Ztg.“ zufolge sind zu Kardinälen fol- gende Prälaten designirt: Monfignor Domenio Bartolini, Sekretär - der Kongregation der Riten, Mons. Pietro Gianclli, Erzbishof von Sardes in part. und Sekretär der Kongregation des Konzils, Mons. Salvatore Nobili- Vitelleshi, Erzbishof von Seleucia in part. und Sekretär der Kongregation über Bischöfe und Geistlit en, Mons. Giovanni Simeoni, Sekretär der Propaganda Fide, Monf. Bartolomeo Pacca, Maggiordomo Sr. Heil, Mons. de Mérode. päpfstlicher “Alwosenier, die Erzbischöfe von Westminster und Mecheln. Als Nachfolger der dur die neue Creirung frei werdenden hohen Würden sind bezeichnet: Sekretär der Kongregation des Konzils Mons. Nardi, Mons. Agnelli würde Nachfolger Bartolini's, an Simeoni's Stelle träte der Prälat Lodovico JIacobini, gegen- wärtig Sekretär der Propaganda für die orientalishen Angele- genheiten. Für andere erwartete Vakanzen stehen die Prälaten Howart, Don Angiolo Jacobini, Ronzotti, Nuzzi auf der Wahlliste.

=— Der Minister-Präsident hat an alle Mitglieder der verschiedenen Kommissionen zur Berichterstattung über das Gesetz, betreffend die Papiergeldcirculation, ein Circular erlassen, in welhem sie ermahnt werden, \ich zeitig einzufinden, resp. die Berichte rechtzeitig zu liefern.

Die Frage, betreffend die Regulirung des Tiber, um Rom vor Uebershwen:mungen zu \{chüßen, wird seit der großen Ueberschwemmung von 1870 ün Munizipalrath und in einer dazu bestellten Kommission fortdauernd erörtert. Der Kommu- nalrath hat jeßt einen Beschluß gefaßt, durch welchen die An- gelegenheit. vorläufig vertagt wird. Die Regierung hatte einen Zuschuß von 9 Millionen, und außerdem die unentgeltlihe Be- willigung von Terrain im Werth von 14 Million zugesagt. Die Gesammtkosten werden auf gegen 37 Milionen veranschlagt. Der nun gefaßte Beschluß lautet auf weitere Verhandlungen und \priht die Hoffnung aus, daß das Parlament einen größe- [ren Zuschuß bewilligen werde. .

15. Januar. (W. T. B.) Die Nachriht von einer lebensgefährlihen Erkrankung des Kardinals Antonelli ist, wie die „Agenzia Stefani“ erfährt, unbegründet. Der- selbe werde hon seit längerer Zeit von gichtishen Leiden heim- gesucht, sein Zustand gebe indeß zu keinerlei Besorgnissen Ver- anlafung.

Morgen soll ein Konsistorium vom Papste abge- ‘halten werden.

Türkei. Die englishen Journale vom 16. Januar ent- halten ein vom türkishen Gesandten mitgetheiltes Telegramm, in welchem die Pforte versichert, daß aus dem bereits festgestellten und demnächst zu veröffentlihenden Budget hervorgehe, daß die neu ' eröffneten Einnahmequellen ausreihend sein würden, um in Zukunft die fälligen Coupons aller türkischen Staatspapiere prompt einzulösen, ohne zu einer neuen Anleihe Zuflucht neh- men zu müssen. Was die \{hwebende Schuld betreffe, die in einzelnen Vorschüssen bestehe, sei die Regierung bemüht, ein Arrangement abzuschließen, durch welches die shnelle Rückzuhlung derselben gesichert werde.

Krajugewacz, 15. Ianuar. (W. T. B.) An Stelle der vorigen ordentlihen Skuptschina, deren Sizungsperiode mit Ende des Jahres 1873 ‘abgelaufen war, is eine außerordentliche Skuptschina auf heute einberufen worden. Gelegentlih der „Präfidentenwahl wurde der Regierung von derselben einstimmig

ein Vertrauensvotum ertheilt. Zum Präsidenten wurde |-

Dimitrie Jovanowits, zum Vice-Präsidenten Milo- favlievits gewählt. |

Nußland und Polen. St. Petersburg, 14. Januar. (W. T. B.) Heute ist ein Kaiserlihes Manifest über die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht veröffentlicht worden, in welhem der Kaiser erklärt, daß er von der während der ganzen Dauer seiner Regierung eingeschlagenen Bahn nicht abzuweichen beabsichtige, daß er niht nah Kriegs- ruhm strebe und daß er es als das schönste ihm von Gott be- stimmte Loos betrachte, Rußland auf dem Wege des Friedens zu Ruhm und Ehren führen und seine innere Wohlfahrt in jeder Rich- tung befestigen und vermehren zu dürfen. Ferner wird von dem amt- lihen Blatte auch der Ukas an den Senat publizirt, in welchem die reglementarishen Bestimmungen über Ausführung des Wehtgesetzes enthalten sind. In einem besonderen Reskripte ist dem Präsidenten des Reichsrathes, Großfürst Konstantin Nikolaje- witsh, der Dank des Kaisers für die Thätigkeit dieses Staats- kförpers bei Berathung der militärischen Reformen ausgesprochen worden.

Fürst Schirinski-Schihmatow, Kurator der Uni- versität und des Schulbezirks Moskau, is zum Adlatus des

Unterrichts-Ministers, Grafen Tolstoi, ernannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. Januar. Der \chwedische Reichstag wird, der „Post oh Jur. Tid.“ zufolge, am Montag, 19. d. Mis. eröffnet werden.

„Morgenbladet“ theilt mit, daß Staatsrath Meldahl

‘gestern zum Iustituarius im Höchstengeriht ernaunt worden ift.

di erfährt man, daß der Amtmann im Amte Finmarken, ens Michelsen Holmboe, in die Stelle des Staatsraths Mel- dahl als Mitglied der Regierung eintritt. Einer Mittheilung desselben Blattes zufolge gcdénkt die Regierung dem Stor- thinge die Errihtung folgender neuer Aemtsr unter dim

Departement des Innern vorzuschlagen: einen sachkundigen De-

partementschef für das Forstwesen, einen Bureauchef für ein Aerbaukomptoir, sowie 5 Bevollmächtigte und außerdem Er-

höhung der Gage des Chefs für das statistishe Bureau und dessen Assistent.

Amerika. (A. A. C.) Aus New-York wird unterm 13. d. M. per Kabel gemeldet: Gegen Herrn Caleb Cushings Ernennung zum Oberrichter des Obersten Gerichtshofes bekundet sich entshlossene Opposition wegen seiner demokratishen Ante- cedentien. Während einer Demonstration beschäftigungsloser Handwerker und Arbeiter, die hier stattfand, intervenirte die Po- lizei, und in dem Konflikt, der sich entspann, wurden viele Per- sonen verwundet. In Natick, Massachusetts, hat eine große Geuersbrunst stattgefunden, die einen Schaden im ungefähren Betrage von 500,000 Dollars aùnrichtete.

(W. T. B.) Nach aus Buenos-Ayres vom 16. De- zember eingetroffenen Nachrichten hat der aufständishe Gouver- neur der Provinz Entre Rios, Lopez Jordan, dur die Regie- rungstruppen eine völlige Niederlage erlitten und befindet \sih auf der Flucht. Der Bürgerkrieg in dieser Provinz is dadurch als völlig beseitigt anzusehen.

Asien. Ueber die Lage Bengalens wird dem Reuter- {hen Bureau aus Calcutta vom 14. d. M. gemeldet: „In mehreren Bezirken hat es mit Vortheil -für die Saaten geregnet. Die Preise steigen noch immer in einigen Bezirken wegen der anhaltenden Getreideausfuhr. In anderen, und namentlich in Patna, hat fih die Zahl der bei den Nothbauten beschäftigten Personen erheblih vergrößert. Nothstand \foll, wie verlautet, in einigen Dörfern von Tirhut und Rajshaye existiren

Die chinesishe Regierung hat ein hundert und vierzig Kinder der besten chinesishen Familien ausgewählt, um dieselben zur Vollendung ihrer Erziehung nah den Vereinigten Aua zu senden. Sechszig derselben sind dort bereits ein- getroffen.

Afrika. Nach in London eingetroffenen Meldungen aus Cape Coast-Ca fle vom 27. Dezember v. I. beabsichtigte General Wolseley am 16. Januar d. I. den Prah-Fluß zu überschreiten.

Das Dezemberheft des „Centralblatts für die gesammte Unterrihts-Verwaltung in Preußen“, herausgegeben in dem Minister'um der aeistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Berlin, 1873, Verlag von Wilhelin Herß), hat folgenden Inhzslt : Ertheilung von Aufträgen an Baubeamte Seitens der Konsistorien und Provinzial-Schulkollegien. Centralblatt für das Deutsche Reich. Pen- sionsverhältnisse der Kreis - Schulinspektoren. Form des Diensteides für Univer'itäts-Professoren. Erwerbungen für die Nationalgalerie, Fonds für Zweck: der bildenden Kunst. Arbeitstische für preu- ische Gelebrte in der zoologisch- n Station des Dr. Dohrn zu Neapel. Eintragung von Werken der Wissenschaft und Kunst zum Schuße der Autorenrecbte. Königliches Kompatronat bei höheren Unterrichtsan- stalten. Seminar - Bibliotheken. Ausschluß einer Gehaltserhöhung für Lehrer aus Anlaß der durch allgememe Bestimmungen erhöhten Anforderungen im Scbulamt. Bemessung der Besoldung für die nach einer Stadt ron auswärts berufenen Lehrer; Kompetenz der Regierung. Turnkursus für L. brer im Regierungsbezirk Düsseldorf. Lehrmittel für Mittelschulen. Verfahren bei Dispensation noch nicht konfirmirter Kinder vom Schu besuche. Sprachunterriht in Velksschulen der Pro- vinz Posen. Zwang“weise Ge'tellung eines Kindes zur Schule. Un- zuläfsiukeit von Geldsammlungen unter Schulkindern zu Geburtstags- geschenken für die Lehrer. Eigenschaft als Hausyater bezüglich der Schullasten. Regelung de“ Schutverhältnisse in räumlich weit aus- gedehnt-n Schulbezirken. Nachrichten für die in Unteroffizierschulen freiwillig Eintretenden. Taubstummen-Anstalten in der Provinz West- falen. -Verleihurg der Réchkè einer juristishen Person unnd der Kor- Porationsrewte, Zuwendungen im Reffort der Ünterrichtsverwaltung. Verleihung von Orden. “Personalchronik.

: Nr. 1 des Marine-Berordnungs-Blattes hat folgen- den Inhalt: Errichtuna einer Eisfiznalftation auf der Insel Wangerooge. Uniformirung der Marine-Krankenwärter. Einkommensätße der aus Reih und Glied zur Probedienstleistung bei Civilbehörden, Be- bufs Anstellung in -chtatêmänigen Stellen, kommandirten Marine- Unteroffiziere und Ober-Matrofen. Berichtigung einig-r Paragraphen des Reglements über die G.ldverpfleguug der Marinetheile und in Dienst gestellten Schiffe im Frieden. Einjährig freiwilliger Militär- dienst der Mediziner. - Normalpreise für Bekleidungsstücke. Kom- petevzen bei Probefahrten, zu welchen keine Indienststellung des be- treffenden SchiFes 2c. erfolgt ist. Vorschrift über das Tragen der Gewehre beim Auéschiffen von Mannschaften. Taschen-Rollenbücher für Offiziere und Seekadetten. Marschverpflegungs-Liquidationen. Einführung gleicher Formulare für die ärztlihe Rapport- und Berichterstattung am Lande und an Bord S. M. Schiffe. Per- sonaiveränderungen.

Landtags- Angelegenheiten.

Berlin, 16. Januar. In der gestrigen Sißung des Hauses der Abgeordneten äußerte sich der Minister der geist- lihen 2x. Angelegenheiten Pr. Falk in der Diskussion des Geseßz- entwurfs, die Beurkundung des Personenstandes 2c. betreffend, über die zu dem Entwurf neu eingebrahten Amendements :

Die heute vorliegenden Amendem«nts bringen im Wesentlichen nur Gedanken zum Ausdèruck, die schon in der zweiten Lesung von allea Seiten erörtert worden sind, und zu denen die Staatsregierung auch ihre Stellung bereits genowmen hat. Jch würde aus diejem Grunde das Wort gar nit ergriffen haben, wenn ih nit genöthigt wäre, gegenüber den Ausführung-n des Herrn Abg. v. Sauck n-Tarputschen noch ganz bestimmt die Bitte wicderholen zu müssen, sein Amende- ment, welches abzweckt, die Geistlichen unbedingt auszusthlicßen, zu verwecfen.

Nah dem Abg. Dr. Windthorst (Meppen) erklärte der Staats-Minister Dr. Falk:

Ich habe gegenüber den neulihen Ausführungen des Herrn Abg. Brüel, der meiner Meinung nah ganz zutreffende und schlagende Gründe dafür anführt, aus dem Sinn und der Fassung des Gesetzes konstatirt, daß die Staatsregierung nit der Meinuitig sei, andere Beamte oder Personen gegen ihren Willen mit dem Amte eines Civilstandsbeamten zu bet:auen, als die Gemeinde- und Kommunal- beamten, die in der Regierungsvorlage genannt find; es ist aber niemals wedec ansgedrückt worden, nech der Sinn geweien, die Geist- lihen wider ihren W llen zu Civilstandsbeamten zu nöthigen. Da- gegen ist allerdings die Auffassung gewesen, daß, wenn sie dies Amt einmal übernommen haben nach ihrem freien Willey, sie auch nah allen Richtungen hin die Pflichten desselben erfüllen müßten.

Statistische Nachrichten.

München, 14. Januar. Von gestern bis hente Abends sind 26 Erkrankungs- und 14 Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Der fortwährende starke Zuwachs der Bevölkecung Wiens und Umgebung sowie die immer schwieriger werdenden Lebenêverhält- visse üben, wie die „Wiener Ztg mit-heilt, einen unverkeünbaren Einfluß auf die Geschäftsvermehrung des Wiener Strafgerichtes. Wie sehr dieselbe innerhalb der leßten Jahre zugenommen habe, mag aus nachfolgenden Ziffern entnommen werden. Während zu Anfang der Fürfziger-Jahre die Anzahl der zur Anzeige gelangten Straffälle

nicht 3000 erreihte, stieg dieselbe im Jahre 1855 bereits auf 4113, Im vergangenen Jahre war sie aber shon auf nahezu eilftausend ge- stiegen, was einer Vermehrung von weit über 309 Prozent gleichkommt. In ähalicher Weise belief sih in den fünf Jahren 1858 bis 1863 die Anzahl der zur Sclußverhandlung vorgemerften Straffälle im Durch- s{nitte auf 1309; im vorigen Jahre dagegen beliefen si dieselben auf nahezu 2900. Sie erfuhren somit eine Steigerung von mehr als der Hälfte, was bei der Be1chaffenheit des Gegenstandes doppelt ins Gewicht fällt.

Die Anzahl der im Jahre 1856 beim Wiener Landesgerichte in Strafsachen überhaupt eingelaufcnen Geschäftsstücke betrug 22,625; im vorigen Jahre war sie aber bereits auf rund 56,000 gesticgen, was einer Vermehrung von über 150 Prozent gleickommt. Der Stand der Gefangenen betrug am Ende des vorigen Jahres ein- shließlich der Sträflinge bei 1300, während der ursprüngliche Beleg- raum des Gefangenhauses auf etwa 700 Gefangene berechnet war. Die Zahl der im leßten Jahre Eingelieferten belief sich auf rund 4800, während vor fünf Jahren diefe Zahl nicht über 2500 betrug.

Die Handelsübersichten des Königreichs Jtalten für das Jahr 1872 sind kürzlich von der General - Direktion der Zölle Deren worden, und entnehmen wir daraus die nachfolgenden

ngaben. : | a

Die Gesammteinfuhr “im Eigenbandel JFtaliens repräsentirt für 1872 einen Werth von 1186,611,328 Lire gegen 963,698,441 Lire im Jahre 1871, ist mithin in 1872 um 22,291,887 Lire oder 23,1 Prozent gestiegen. An dieser E:nfuhr waren hauptsächlich folgende Länder betheiligt: Deutschland mit 14,884,000 L. (1871: 13,019,000 L.), Belgien mit 17,,815,000 L. (1871: 8,146,0:0 L), Frankreich einschließlih Algier mit 327,028,000 L. (1871: 201,868,000 L.), Griechenland mit 8,581,000 L. (1871: 6,144,000 L.), Großbritaa- nien mit 294,198,000 L. (1871: 282,865,000 L.), die Niederlande mit 43,968,000 L. (1871: 34,000,000 L.), Oesterceih mit 218,215,000 Lire (1871: 172,574,000 Lire), Portugal mit 2,407,000 Lire (1871: 739,000 Lire), Rußland mit ‘65,837 000 Lire (1871: 39,319,000 Lire), Scchweden, Norwegen und Dänemark mit 4,457,000 L. (1871: 4,275,000 L.), die Scchweiz mit 49,260,000 L. (1871: 52,009,000 L), Spanien mit 1,921,000 L. (1871: 3,529,000 L.), die Türkei mit 38,991,000 L. (1871: 49,478,000 L), Aegypten mit 12,651,000 L. (1871: 14,402,000 L), Tunis und Tripolis mit 8,458,000 L. (1871: 4,431,000 L), Südamerika mit 27,147,000 L. (1871: 22,893,000 L.), Gentralamerita mit 5,681,000 L. (1871: 7,223,000 L.), Vereinigte Staaten von Amerika mit 44,826,000 L. (1871: 50,745,000 L). Der Import aus Deutschland zeigt in den leßten Jahren eine stetige Zunahme; der Werth derselben betrug 1*68: 8,028,000 L, 1869: 10,107,000 L., 1870: 12,917,000 L, 1871: 13,019,000 L, 1872: 14,884,000 L. Für leßteres Jahr fommen hauptsächlich in Betracht: Wollenwaaren für 3,981,000 L, Baum- wollenwaaren für 2,410,000 L., Kurzwaaren aller Art für 2,233,000 L., Seidenwaaren “für 1,257,000 L, Häute und Felle für 994,000 L, Ko!onialwaaren für 709,000 L, Glas, Porzellan und Thonwaaren für 690,000 L., Leinenwaaren für 647,000 L., Tabak für 645,00) L.

Die Waarenausfuhr im Efgenhandel hatte einen Werth von 1,167,201,119 L. gegen 1,085,459,567 L. in 1871, und waren davon hauptsählich bestimmt nah: Deutschland 7,600,000 L. (1871: 8,171,000 L.), Belgien 2,728,000 L. (1871: 6,849,000 L.), Frankreich und Algier 447,301,000 L. (1871: 402,309,000 L.), Griechenland 95,119,000 L. (1871: 4,813,000 L.), Großbritannien 134,664,000 L. 1871: 142,654,000 L), den Niederlanden 10,268,000 L. (1871: 15,276,600 L), Oesterreich 220,494,000 L. (1871: 198,371,0 0 L.), Rußländ 26,667,000 L. (1871: 29,331,000 L), der Schweiz 176,416,000 L. (1871: 156,931,000 L.), Spanien 10,536 000 L. (1871: 6,695,000 L.), der Türkei 5,499,0) L. (1871: 10,979,003 L), Aegypten 13,644,000 L. (1871: 8,079,000 L), Tunis und Tripolis 14,846,0.0 L. (1871: 9,464,0C0 L.), Südamerika 56,647,000 L. (1871: 43,846,000 L.), Ceutralamerifa 4,172,000 L. (1871: 8,476,900 L), den Vereinigten E taaten von Amerika 28,581, 00 L. (1871: 31,855,000 L.). Bei der Ausfuhr Jtaliens nah Deutschland im Fahre 1872 kommen haupt- sächlih in Betracht: Seide für 2,252,000 -L., - Südfrüchte für 1,422,100 L., Getränke und Oel für 1,050,100 L.,, Kolonialwaaren für 857,000 L., Mercerie für 780,000 L, Flachs, Hanf und Waaren daraus für 362,000 L, Steine, Erden 2c. für 277,000 L, Häute für 273,000 L.

London, 13. Januar (A. A. C.) Das Jahr 1873 war das erste, in welchem die Einfuhr ausländischer und Kolonialwaaren in das Vereinigte Köniareih von Großvoritannien und Jrland per Tag den Werth von 1,000,000 Litr. überstieg. Der Totalwerth der Ein- fuhr betrug 370,380,742 Lstr. Die Ausfuhr britischer und irischer Erzeugnisse und Fabrikate stellte fih per Tag auf durchschnittlich 70,000,000 Lstr. und der Totalwerth auf 255,073,336 Lstr. Der Werth der in Enaland importirten Kartoffeln im abgelaufenen Jahre betrug 2,121,235 Litr. gegen 1,654,24) Lftr. in 1872.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Im wissenf{chaftlichen Verein in der Sing- akademie wird am Sonnabend, den 17. d. M., Nachmittags 5 Ubr, in Geh. Reg.-Rath Dr. Schoene einen Vortrag über Phidias )alten.

Stockholm, 11. Januar. Nach Mittheilung einiger \{wedischen Blätter is die Veranstaltung getroffen worden, daß fremde Theil- nehmer an dem in diesem Jahre in Stockholm abzuhaltenden archäo- logischen Kongreß nur die Hälfte des Fabrpreises auf den shwe- dischen Eisenbahnen sowohl für die Hin- als für die Rückreise erlegen sollen. Schwedische Theilnehmer an dem Kongreß erhalten freie Rü- reise von Stockholm.

Gewerbe und Sandel.

Nr. 2 des Deutschen Handelsblatts, Wochenblatt für Handelspolitik und Volkswirthschaft, zuagleich Organ für die amtlihen Mittheilungen des Deutschen Handelstages, heraus- gegeben von Dr. Alexander Meyer, General-Sekretär des Deutschen Handelstages, hat folgenden Inhalt: Die Revifion des Aktiengesebes. Die neue österreichisde Silberanleihe von 80 Millionen Gulden. 11. Die Zinsberehnung im Effektenhandel. Ein deutsches Central-Handels- register. Ein Kongreß der Gewerbekammern. Submarinische Ver- kchr8wege. Systemati)ehe Uebersicht der auf dem Gebiete des g-samm- ten deutschen Handels- und Wechselrehts ergargenen Entscheidungen, Reskri te 2c., einschließlich der Literatur der darauf bezüglichen Ab- handlungen 2c. IIT. Literatur. Volfkswirthschaftlihe V-reine und Versammlungen. Korrespondenzen. Wochenübersiht. Münzwesen. Arbeiterbewegungck Eisenbahnen. Bankausweise. Geldmarkt. Börsen- Usancen. Banken. JInèustrie- Gesellschaften. Vermischtes. Kund- gebungen des Deutschen Handelstages. Anzeigen.

Sheffield, 13. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Ver- fammlung des hier stattfindenden Kongresses der Gewerkvereine gelangte ein Schreiben der allgemeinen Arbeiter-Liga aus Genf zur Verlesung, in welchem der Vorschlag enthalten war, cinen Delegirten nach Sheffield zu senden, um über die Anknüpfung 1tändiger Beziebun- gen zwischen den beiden Vereinigungen Unterhandlungen einzuleiten. Das Schreiben war von den Sektretären der Liga für die Schweiz, Frankrei, Deutschland, Oesterreich, Jtalien und Spanien unterzeichnet. Jn Be- t eff desselben wurde von der Versammlung die Resolution angenommen, daß die englischen Gewerfvereine zwar freundschaftlihe Beziebungen mit den Arbeiter-Assoziationen auf dem Kontinent unterhalten, aber in eine Konföderation mit denselben nicht eher treten wollten, bis sich die Vereinigung aller einzelnen Arbeiter-Assoziationen in einen einzigen Bund vollzogen habe.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 15. Januar. Der Hamburger Postdampfer „Silesia ist heute hier eingetroffen. t