1874 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Feb 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Erklärung könne noch nit abgegeben werden. Nachdem noh der Abg. Delius für die Verweisung an eine Kommission von 14 Mitgliedern gesprochen und der Abg. Berger (Witten) durch Mittheilung von statistishem Material den Antrag unter- ütt, wurde die Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen. Es folgte die erste Berathung des fol- genden vom Abg. Schlüter beantragten Gesezentwurfes, be- treffend die Beseitigung der von Geistlihen vorzunehmenden Sühneversuche in C 2 R ir lm, von Gottes Gnaden nig von Preußen 2c. E gek gene s M beider Häuser des Landtags Unserer Monarchie für diejenigen Landestheile, in welchem das Geseß vom , betreffend e Ta zes Pal E und i Fheschließung, Geltung hat, was folgt: as T de e ethosdungssachen; welthe vom 1. Oktober 1874 ab anhängig werden, bleibt die Zuziehung der Geistlichen zur Vornahme von Versöhnungs- (Sühne-) Versuchen auégeschlossen.

8. 2. Alle entgegenstehenden Bestimmungen find aufgehoben.

Urkundlich 2c.

Nach der Motivirung des Antrages durch den Antragsteller erklärte sh der Justiz-Minister entschieden gegen denselben. Nachdem dann noch der Abg. Pr. v. Gerlach gegen, “der Abg. Dr. Braun (Waldenburg) für den Antrag gesprochen, wird der- selbe an die Justiz-Kommission verwiesen. ;

Darauf wurde der vom Abg. Staß eingebrahte Antrag:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen : ;

1) daß das Strafverfahren, welches gegen den Abg. Patheiger aus Trier bei dem dortigen Landgericht s{webt, für die Dauer der gegenwärtigen Sißungsperiode aufgehoben werde,

2) daß das Präsidium beauftragt werde, diesen Beschluß der Königlichen Staatsregierung mitzutheilen,

fast einstimmig angenommen. Bei Shluß des Blattes trat as Haus in die Berathung von Petitionen.

Der Kaiserlih deutshe Gesandte am Königlich nieder- ländischen Hofe, Graf von Perponcher, ist nach beendetem Urlaub aus Shhlesien kommend, hier durhgereist, um sh auf seinen Posten nah dem Haag zu begeben.

Der diesseitige Gesandte am Großherzoglich oldenbur- gischen Hofe, General-Major à la suite der Armee, Gustav Prinz zu Ysenburg und Büdingen, hat sich nah Olden- burg zurückbegeben.

Der General-Lieutenant, General à la suite Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Divi- sion, Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen; der General-Lieutenant und General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Prinz Friedrich Wilhelm zu Hohen- lohe-Ingelfingen und der Oberst à la suite der Armee, Carl Fürst von Lihnowsky, sind hier angekommen Und Erstere im Hotel du Nord, Leßterer im Hotel de St. Peters- burg abgestiegen. 3 2

S. M. Brigg „Rover“ hat am 29. Dezember 1873 Kingstown auf St. Vinzent verlassen und ankerte am 31. deffsel- ben Monats im Hafen von Port Spain auf Trinidad.

S. M. S. „Arcona“ is am 30. Dezember 1873 von Rio de Janeiro aus in See gegangen.

Der Kommunal-Landtag der Kurmark hielt seine 4., 5. und 6. PlenarF ing am 97. und 31. Januar und am 9. Februar. In daf cir gelangten die eingegangenen Sachen,

zur Morthoilung at Bie [=-

g. E Ie „Deren BI E SE Perhandtung und Beschlußfassung des Landtags gelangten ferneren Ausshußgutachten sind hier folgende zu erwähnen:

Der Staat hat bei Uebernahme der ehemaligen Kurmärkischen Städtekasse mit den vorhandenen Fonds und Einnahmetiteln unter andern auch eine zu Gunsten der Städtean die Landarmen-Hauptkasse zu zahlende Passivrente von jährlih rund 6000 Thlr. übernommen; von welher der Stadt Frankfurt a. O. und den Städten des Jerihowshen und Ziesarshen Kreises ein Antheil von rund 430 Thlrn. bereits überwiesen ist. Der Staat will diese Rente zum fachen Betrage im Kapital ablösen. Der Landtag hat in Uebereinstimmung mit der Landarmendirektion und den städti- \{en Abgeordneten beschlossen, den bereits abgefundenen Städten zu“ überlassen, über die offerirte Ablösung selbständig zu befin- den, dagegen für die noch in Gemeinschaft verbliebenen Städte die Ablösung zum 20fachen Kapitalsbetrage abgelehnt, und anheim gegeben, über eine solche zum 25fachen Betrage weitere Vorlage zu machen mit Rücksicht auf den Ursprung der Rente und auf die Schwierigkeit, das Ablösungskapital zu einem höheren Zins- sage als 4 Prozent sicher zu belegen.

Einem ferneren Gutachten des 2. Ausschusses gemäß ist beschlossen, dem Werkmeister, welcher Reparaturbauten der Land- armen-Anstalt zu Prenzlau in den Jahren 1872 und 73 aus- geführt hat, mit Rücksicht auf die seit der Veranschlagung ein- getretene Erhöhung der Löhne und Materialienpreise eine Ent- schädigung von 15 Proz. mit rund 490 Thlr. zu bewilligen.

Nach einem Gutachten des 1. Aus\hus}ses auf den Antrag der Generaldirektion der Land-Feuersozieiät find die Bedingungen für die Mobiliar-Versicherung dahin erleichtert, daß für diese Versicherung nicht mehr der volle Saß für die Immobiliar-Ver- sicherung, sondern nur die Hälfte dieses Saßzes vorbehaltlich der Allerhöchsten Genehmigung einzuheben is, und daß für die Klassifizirung + als Minimum und # als Maximum der Bei- träge derjenigen Klasse festzuhalten is, in welhe das Gebäude gehört, worin die Mobilien sih befinden; auch die Unterstufen dieser Versicherung haben eine Neugéstaltung erfahren,

Die zuständigen Staatsbehörden habey den Antrag der Stände auf Uebernahme der noch etwa 15 Millionen betragen- den Kurmärkischen Kriegs\huld auf die dem Staate zugeflossene franzöfische Kriegsentschädigung abgelehnt. Der Landtag fi beshlossen, nunmehr bei den beiden Häusern des Landtags der Monarchie in gleihlautenden Petitionen auf Uebernahme der Kriegs\huld durch den Staat, oder doh Gewährung eines Zu-

usses, wie ein solcher der Stadt Königsberg bereits bewilligt ist, vorstellig zu werden.

Nach den Vorschlägen seines zweiten Aus\chusses hat der Landtag das Gehalt des Direktors der Land - Jrrenanstalt zu Neustadt-Eberswalde von 2- auf 3000 Thlr. erhöht, und die An- rehnung seiner früheren auswärtigen Dienstzeit im Pensionirungs- falle zugesagt; auch der landwirthschaftlihen Lehranstalt zu Wrie- zen zur Anschaffung von Lehrmitteln eine einmalige Beihülfe von 300 Thlrn. aus dem ständischen Dispositionsfonds der kur- märkischen Hülfskasse pro 1873 gewährt.

Der Landtag hat für Bauten der Land-Irrenanftalt zu Néustadt-Eberswalde, deren Herstellung dringend erforderli \heint, etwa 6000 Thlr. aus dem erwähnten Dispositionsfonds bewil- ligt. Endlich hat der Landtag in sciner legten Sizung' den dritten Landarmen-Direktor, Bürgermeister Friedrih in Wittstock,

nah Ablauf seiner Wahlperiode für fernere 6 Jahre wiederge- wählt und an Stelle des aus dem Landtage geschiedenen Grafen von Haeseler zur Kommission für die Revision der ständischen Kassen den Erb-Iägermeister von Jagow auf Rühstädt und zum Deputirten bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden den Haupt-Ritterschaftsdirektor von Tettenborn abgeordnet; an Stelle des in leßterer Eigenschaft gleichfalls ausgeschiedenen Geheimen Regierungs - Rath Scharnweber ist der Bürgermeister Hammer aus Brandenburg gewählt.

Der Kreisthierarzt Lan ge zu Steinau is aus dem die Kreise Steinau und Wohlau umfassenden kreisthierärztlihen Be- zirke in den aus den Kreisen Brieg und Ohlau bestehenden freisthierärztlihen Bezirk verseßt worden.

Posen, 3. Februar. Der Erzbischof Ledóchowski ist heute früh verhaftet und nah Ostrowo abgeführt worden, um im dortigen Gefängnisse internirt zu werden.

Sachsen. Dresden, 3. Februar. Die Erste Kammer sprach heute zuvörderst auf Vortrag der 1.Depututionihr Einverständ- niß damit aus, daß während der für die nächste Zeit beabsichtigten Vertagung des Landtags die Finanzdeputationen beider Kammern, sowie die außerordentliche Steuerreformdeputation der Zweiten Kammer zurückbehalten und die in Dresden anwesenden Direk- torialmitglieder ermächtigt würden, den gedachten Deputationen etwa eingehende Mittheilungen und Vorlagen der Staatsregierung zu überweisen. Demnächst bewilligie die Kammer auf den Vor- \chlag dec 2. Deputation übereinstimmend mit dem E der Zweiten Kammer 250,000 Thlr. zur Vollendung des Rot \chönberger Stollns und nahm hierauf den Bericht ihrer 3. De- putation über das Resultat des Vereinigungsverfahrens bezüglich des Antrags der Abgg. Haberkorn und Mannsfeld, betressend die Aufhebung der S8. 92 und 103, Alin. 5 der Verfassungs- urkunde, entgegen, nah welchem dieses Vereinigungsverfahren noch nicht zum Abschlusse gediehen ist, vielmehr über einen aus der Mitte der Deputationsmitglieder der Zweiten Kammer ein- R Vermittelungsvorshlag noch Beschluß gefaßt wer-

en soll.

Die Zweite Kammer sehte die Berathung des Etats des Kultus-Ministeriums fort. Zunächst veranlaßten die für die Inspektion über Kirhen und Schulen geforderten 30,000 Thlr, und die dazu von der Deputation gestellten Anträge: die Zahl der Superintendenturen auf die Zahl der von der Deputation später beantragten 17 erbländischen Schulbezirke zu reduziren, eine Erhöhung der Gehalte der Superintendenten abzulehnen, daher zur Zeit nur 28,000 Thlr. zu bewilligen; diese Summe so lange transitorisch ins Budget einzustellen, bis die Reduktion der Stellen auf die Zahl 17 erfolgt ist, eine anderthalbstündige Diskussion. Im Verlaufe derselben erklärte der Kultus-Minister Dr. v. Gerber die Zustimmung der Regierung zu vem Gedanken einer freilih nur allmählih durhzuführenden Reduktion der Ephoralämter auf die Zahl, fei es der künftigen Verwal- tungs-, sei es dex Schulinspektionsbezirke; er bezeih- nete dagegen eine auf allmähliche gänzliche Aufhebung der Super- intendenturen gerichteten Antrag des Abg. Schreck und Genossen als unannehmbar. Der lehtere wurde dann auch \chließlich ab- gelehnt, die Deputationsanträge fanden dagegen Annahme. An Zuschuß zum Emeritirungsfond für Geistliche wurden statt der postulirten 94,000 Thlr. 113,882 Thlr. bewilligt, damit die Wohlthaten des Geseßes vom 8. April 1872 auch den vor diesem

esèbe emexritivten (C iftlid en standen moar59 ÉSarorort. Drtr Es gering dotirter geit iher Stellen und Dienstalterszu-

lagen hat die Regierung 34,000 Thlr. gefordert ; auf einen Antrag, zu dem si die Deputation erst gestern geeinigt hat, beshloß die Kam- mer, die Verhandlung über dieses Postulat auszuseßen und die Regierung um eine \obald als mögli einzubringende Vor- lage zu ersuchen, nach welcher sämmtlichen geistlichen Stellen etwa bis zur Ódhe von 1000 Thlr. zeitgemäße Zulagen gewährt werden, zwei Anträge aber, welhe dur eine höh're Verzinsung der von Geistlichen, Lehrern und Kirchendienern übernommene Landrentenbriefe eine bessere Dotirung der betreffenden Stellen erzielen wollen, auf fich beruhen zu lassen. In der vorausgehen- den Debatte waren die Nothwendigkeit und die verschiedenen Modalitäten einer Aufbesserung der gering dotirten geistlichen Stellen eingehend erörtert, die erstere von allen Rednern aner- fannt worden. Die Berathung erstreckte sich alsdann noch auf den die Gelehrten- und Realschulen betreffenden Theil des Etats, zu welchem zahlreihe Anträge vorlagen, alle auf Erhöhung des Staatszushusses für verschiedene städtishe Realschulen gerichtet. Der Präsident brah jedoch die Sihung ab, als die Berathung bis zu diesem Gegenstande vorgeschritten war.

JIVürttemberg. Stuttgart, 3. Februar. Der Ge- heime Legations-Rath Graf von Uxkull is zum Ministerial- Direktor im Königlichen Ministerium der auswärtigen Angele- genheiten ernannt und demselben der Titel und Rang eines Staatsraths verliehen worden.

Baden. Karlsruhe, 2. Februar. Prinz Ludwig von Hessen nebst Gemahlin, Prinzessin Alice von Groß- britannien, sowie ihre zwei ältesten Töchter, Prinzessinnen Victo- ria und Elisabeth, haben heute Nahmiitag 1 Uhr 40 Minuten Karlsruhe wieder verlassen, um nah Darmstadt zurückzukehren.

Das Geset- und Verordnungsblatt Nr. Z vom 30. v. M. enthält die Gesehe: 1) die Zuständigkeit der Amtsgerichte als Vormunds\chaftsbehörde betreffend; 2) die Erhöhung der Pensio- nen und Sustentationen der Civildiener bctreffend; 3) die Er- höhung der Staatspensionen der Hinterbliebenen verstorbener Staatsdiener betreffend.

Der in der Sitzung vom 29. Januar auf die Tages- ordnung geseßte Entwurf zu einer Städteordnung, in welchem die bisherige Rehtsgemeinschaft und Rechtsgleichheit der Stadt- und der Landgemeinden als Regel festgehalten und nur insofern die cigenthümlihe Natur und die besonderen Be- dürfnisse der größeren Städte in der neuen Städteordnung be- rüfsichtigt werden, als dieselben einzelne Abweihungen von jener Regel find, beschäftigte die Zweite Kammer durh zwei Sitzungen. In das Geseh aufgenommen sind, außer den ursprünglich E fünf größeren Städten des Landes (Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Heidelberg, Pforzheim), noch Baden und Konstanz. Gegen die Aufnahme der beiden leßteren Städte prag die flerikale Rechte, Bei der Definition des „Gemeindebürgers“ (Stadtbürgers) wurde ein Antrag abgelehnt, welher gegen die Grundlage des Gesehes gegen die Gegenseitigkeit der neuen Gesezgebung verstieß. Für die Wahlen des Ober-Bürgermeisters, der Beigeordneten und der Stadträthe wurde von der klerikalen Rechten die geheime direkte Wahl durch die Gemeindebürger beantragt, was aus äußeren und inneren- Gründen entschieden bekämpft und \{chließlich abge-

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lehnt wurde. Es bleibt bei der Wahl jener städtishen Behörden durch den Bürgeraus\huß.

In der Vormittagssißung vom 30. wurde die Bestimmung über die Amtsdauer des Ober-Bürgermeisters und der Beigeord- neten geändert; sie wurde auf 9 Jahre angenommen ; Wieder- wahl findet statt. Die Stellung des städtishen Bürgeraus\husses wurde niht, wie Einige wünschten, nah dem norddeutschen System (\härfere Trennung des Magistrats und der Stadtver- ordneten) abgeändert, sondern in der ursprünglihen Fassung beibehalten.

MeF&lenburg. Das Streliß\he Reskript vom 30. Januar, betreffend die Grundzüge zZUr Modifika- tion der bestehenden Landesverfassung lautet, wie folgt:

Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden Großherzog von Mecklenburg 2c. 2c. / ,

Wir lassen euch die mit Schwerin vereinbarten, wesentlih mit den dort an die getreuen Stände zu bringenden betreffenden Vorlagen übereinstimmenden Grundzüge, welhe als Basis für die Fortseßung der auf dem leßten ordentlichen Landtage abgebrochenen Verhandlungen über die Modifikation der bestehenden Landeêverfassung zu dienen be- stimmt sind, zur Hinausgabe an die getreuen Stände hieneben zu- gehen. Bezüglich der Erläuterung derselben können Wir Uns hier im Allgemeinen auf den Inhalt des Reskriptes, mit welchem sie Schwe- rinsher Seits an die dortigen Kommissarien gelangt sind, beziehen ; soweit sie aber Abweichungen enthalten, findet sih dazu Folgendes zu

bemerken:

1) Der §8. 2 hat in fine zwischen den Worten dauert" und „kein“ die Einschaltung erhalten „in dieser Klasse“, damit die hier genannten Güter nicht zugleich auch vem Stimmrecht der Landgemein- den ausgeschlossen werden. i i 5

9) Im 8. 4 hat man, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, das auch die Flecken Mirow und Feldberg zu den Lan d- gemeinden zählen sollen; diese besonders namhaft“ gemacht. :

3) Wie der §. 5 der Schwerinschen Vorlagen nur die Verthei- lung der dort zu wählenden Vertreter auf die verschiedenen Wahl- berechtigten enthält, fo beschränkt ih derselbe Paragraph der diessei- tigen Grundzüge auf die Vertreter des hiesigen Landestheils, deren Zahl im Allgemeinen sowohl, als nach ihrer Repartition auf die ver- schiedenen Berechtigten den hiesigen Verhältnissen entsprechend gefunden werden wird. i | B

4) Eine Eintheilung des hiesigen Landes in Wahlkreise nach den bestehenden Landwehr-Kompagnie-Bezirken hat sih hier als zweckmäßig niht ergeben. Mancherlei bestet ende Ungleichheiten dieser Bezirke würden zu wer zu beseitigenden Schwierigkeiten geführt haben, und hat man, um diese abzuwenden, und bei der geringeren Umfänglichkeit des diesseitigen Landesantheils von solcher Theilung Abstand nehmen zu müssen geglaubt, weshalb im §. 6 das ganze Herzogthum als ein Wahlkreis angenommen ist. j / i

5) Die Aenderung der §§. 7 und 8 ist nothwendig geworden mit Rücksicht auf die Abweichung des §. 6. L:

6) In §. 15 ist hier der Mitwirkung des Landtags bei Ordnung des Staatshaushalts mit Rücksiht auf den diesseitigen S. 17 noch nicht gedacht und sind hier die §§. 17 bis 24 des Schwerinschen Ent- wurfs als fich zur Zeit nur auf dortige Vorschläge bezichend weg- gelassen. S

N Den Vorbehalt des §. 17 und die zur Zeit hier noch unter- bliebenen speziellen Vorschläge zur Ordnung der Finanzen werden die rets erni ha T n les hier bestehenden schwierigeren

erhältnisse nicht ungerechtfertigt finden. t

8) Endlich ist im §. 18 (Schwerin 25) noch die Stadt Neu- Brandenburg zur Abwendung eines fie sonst vielleicht treffenden Nach- theils cingeschaltet worden. H ;

hr habt, indem ihr die angeschlossenen Grundzüge an die ge- treuen Stände hinausgebt, auch eurer Seits dieselben zu veranlassen, daß fie die für die Landlagsproposition zu wählende Komite zu Ver- handlungen mit euch ermächtigen, in Ansehung deren auch Wir Uns

der Hoffnung hingeben, daß sie zu Erklärungen der getreuen Stände fuührèn, oie einèn gedethliGen Abschluß ver Sache erwarten lassen.

Datum Neustreliß, den 30. Januar 1874. Ad mandatum Serenissimi proprium.

Großherzoglich Me Landesregierung.

¿ Per. An den Landtags-Kommissarius, Ober Landdrosten Grafen von Eyben in Schwerin.

Schwerin, 3. Februar. In Veranlassung des zur Zeit hier tagenden außerordentlichen Landtages fanden vorgestern und gestern im Großherzoglichen Schlosse Diners von je 140 Per- sonen statt. Zu dem heutigen Hofball sind zahlreiche Einladun- gen an Mitglieder der Ritter- und Landschaft ergangen.

Braunschweig. Braunschweig, 3. Februar. Am Sonntag Nachmittag traf der Erbgroßherzog von Olden- burg hier ein und begab sich in einer Herzoglihen Equipage nah dem Schlosse, wo größere Tafel stattfand. Abends be- suchte der Prinz das Herzogliche Hoftheater und trat nah Been- digung der Vorstellung die Rückreise wieder an.

Schwarzburg -Sondershausen. Sondershausen, 4. Februar. Die Gesehß-Sammlung veröffentlicht ein Gesez, die Einführung einer Hund esteu er betreffend, vom 20. Januar 1874.

Hesterreich - Ungarn. Wien, 2. Februar. Ueber die gegenwärtige Stellung und numerishe Stärke der einzelnen Fraktionen im Abgeordnetenhause bringt die „N. Fr. Presse“ folgende Details: Die Gesammtzahl aller bisher im Reichsrathe erschienenen Abgeordneten beträgt 316; davon ent- fallen auf den Klub der Linken 88, auf das Centrum 54, auf den Fortschrittsklub 57, auf dié Demokraten 5, auf den Klub der Ruthenen 15, auf den Polenklub 44, und auf die sogenannte Rechtspartei 30 Mitglieder. Die mährishen Deklaranten find dur 8, die Iungslovenen durch 4, die föderalistischen Dalma- tiner durh 3 Abgeordnete vertreten. Dazu kommen 8 stimm- berechtigte Minister und der Präsident. Die reihstreue Partei gebietet somit in allen Verfassungsfragen über mehr als die Zweidrittelmajorität.

Niederlande. Haag, 80. Januar. Dem Kolonien - Ministerium is, wie in den offiziellen Kreisen mitgetheilt wird, von Batavia eine telegraphische Depesche des General - Gouver- neurs von Niederländish-ODstindien zugekommen, welche zwar keine näheren Angaben über die Kriegs-Operationen in Atchin enthält, jedoch meldet, daß der Fall des Kratons allgemein in Indien einen großen und guten Eindruk mat. Ueber den bei der Einnahme des Kratons erlittenen „sehr geringen“ Verlust, dessen das leßte e A des General-Lieutenants van Swieten Erwähnung gethan hat, sind siherem Vernehmen nah noch keine näheren Berichte bei dem Kolonien-Ministerium eingegangen. Der Kolonien-Minister Fransen van de Putte veranstaltete heute in seinem Hotel , welches bei diesem Anlasse prachtvoll illuminirt war, eine große Soirée zu Ehren des von dem kolonialen Heere in Atchin errungenen Sieges. Im Galasaale prangte ein Trans- parent- mit éinem von den Namen van Swieteus und der Kom- mandanten der Land- und Seemacht des Expeditionscorps um- gebenen Bilde des Friedens. Unter den Gästen befanden ih der Prinz von Oranien, die Minister, die fremden Gesandten, die Mitglieder des Staatsrathes, die höchsten Hofbeamten, viele Mit- glieder beider Kammern der Generalstaaten u. {. w.

31. Januar. Wie man vernimmt, hat der König aus allen Theilen des Landes mehr als dreihundert Beglückwün- \chungs-Telegramme-aus Anlaß der Einnahme von Atchins Kraton erhalten. Die Königin hat dieser Tage die Töchter van Swietens zu si entbieten lassen, um sie zu dem Siege ihres Vaters zu beglückwünschen.

Großbritannien und JFrland. London, 2. Februar. Die Königin empfing auf Osborne am Sonnabend den rus- fischen General, Grafen Perowski, der Ihrer Majestät ein eigen- händiges Schreiben des Kaisers von Rußland überreichte, worin

die Vollziehung der Vermählung des Herzogs von Edinburgh

mit der Großfürstin Marie von Rußland angezeigt wird. Der

Genexal wurde alsdann zur Königlichen Tafel gezogen.

Auf Osborne fand heute unter dem Vorsiß der Königin ein Conseil statt, bei welchem Lord Aberdeen, der Präsident des Staatsrathes, Herr Lowe, der Minister des In- nern, und der Earl von Kimberley, Minister für die Kolonien, zugegen waren. Während des Conseils wurde Sir Samuel Martin (der frühere Baron des Schayamtsgerichts) als Mitglied des geheimen Rathes vereidigt.

4. Februar. (W. T. B.) Gladstone is gestern in Greenwich mit 5968 Stimmen als Parlamentsmitglied wiedergewählt worden. Als zweiter Deputirter für Greenwich wurde der seitherige Vertreter Boord (konservativ) ebenfalls wiedergewählt. Der Leßtere erhielt 6193 Stimmen.

Bei den gestrigen Parlamentswahlen sind der frühere Kanzler des Herzogthums Lancaster , Chil- ders, in Pontrefact, der Staatssekretär des Innern, Lowe, für die Universität von London und der Präsident des Gemeinde-Verwaltungsamtes, Stansfeld, in Halifax wieder- gewählt worden. In Oxford wurden die früheren Parlaments- mitglieder, der Staatssekretär des Krieges Cardwell und Sir Wm. Harcourt, wiedergewählt. In Droitwich ist der bisherige fonservative Vertreter Sir John Pakington unterlegen. Im Ganzen haben bis jegt 242 Wahlen stattgefunden, von denen 106 liberal und 136 konservativ ausgefallen sind. Die Liberalen haben bisher 10, die Konservativen 26 Siße gewonnen.

Frankreich. Paris, 3. Februar. (W.T. B.) Der Han- dels-Minister Desseilligny hat gestern in Nevers eine Rede gehalten, dabei au von der Verlängerung der Gewalten des Mar- \{challs Mac Mahon auf 7 Iahre gesprochen und u. A. geäußert, er halte einen mehrjährigen Waffenstillstand der Parteien im Interesse der Arbeitsverhältnisse und der öffentlihen Ruhe für durhaus noth- wendig. Der künftigen definitiven Lösung der jeßigen Verhält- nisse werde damit gleihfalls gedient werden. Deshalb gelte es einträhtig zu sein, ih zu beruhigen und zum Wohlergehen des Landes fest und treu zu der Regierung zu stehen.

Versailles, 3. Februar. (W.T. B.) In der National- Versammlung wurde heute die Diskussion über das neue Steuergesey begonnen und der erste Artikel der Vorlage durhberathen. Verschiedene Gegenentwürfe, namentlih ein An- trag auf Einführung einer Einkommensteuer, wurden abgelehnt. Morgen wird die Berathung über das Geseh fortgeseßt werden.

Spanien. Aus St. Jean de Luz wird dem „Standard“ unterm 31. v. Mts. telegraphirt: „Die Avantgarde des Entsaß- Corps unter General Moriones hat Durango erreicht, wo sie ein Treffen mit den Carlisten hatte. Das Resultat is bis jet un- bekannt. Einige Kanonenboote im Nervionflusse und eine Ko- lonne aus Casiro sollen bei der Aufhebung der Belagerung von Bilbao mitwirken.

Ein Telegramm des Reutershen Bureaus aus PortuU- galete meldet, daß der Carlistenführer Andehaya am 26. v. Mts. eine Deputation der Munizipalität von Bilbao empfing, die sich erbot, die Stadt in aht Tagen zu übergeben. Andehaya erwi- na er könne nicht mehr als einen viertägigen Aufschub ge- währen.

Italien. Rom, 29. Ianuar. Der König verläßt am Freitag Abend Neapel, präsidirt Sonntag Vormittag im Quirinal dem Ministerrath und wohnt am Abend der Tafel bei, wozu Se. Majestät alljährlih die Deputationen des Senats und der Deputirtenkammer cinladen läßt, welhe ihm die Neujahrs- Glücfwünsche der betreffenden Körperschaften überbracht haben.

Die erste Vorlage, welhe dem Senate gemacht werden foll, ist der neue Strafgeseyentwurf.

30. Januar. Der gestrige Empfang bei dem deutschen Gesandten, v. Keudell, im Palast Caffarelli war ein sehr zahlreich besuhter. Das diplomatishe Corps, Minister und «viele andere hohe Staatsbeamte, Senatoren und Deputirte aller Parteien, sowie die angesehensten der in Rom weilenden Fremden waren zugegen.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Verhand- lungen über den obligatorischen Elementarunterriht fort und nahm nach langer Berathung zwei Artikel an. Nach dem einen bleibt es den Gemeinden überlassen, ob in den Ele- mentarshulen auh Religionsunterriht ertheilt werden soll oder niht, und in dem andern wird bestimmt, daß der Elementar- unterriht unentgeltlich is. Die Gemeinden dürfen aber mit Zu- stimmung des Provinzialraths für die Kinder von wohlhabenden Eltern einen jährlihen Beitrag von 5—10 Franks verlangen, wenn sie nachweisen können, daß sie zu arm find, die Schulen allein zu unterhalten. Während dieser Verhandlungen legte der Abg. Mezzanotte seinen Bericht über den die Papiergeld- Emission betreffenden Gesehentwurf vor. Auf Antrag des Finanz-Ministers wurde beschlossen, die Berathung des Geseß- entwurfs auf die Tagesordnung für nächsten Mittwoch zu seyen.

«— Die Kammeraus\ch üsse prüften gestern die vom Kriegs-Minister g Gesezentwürfe, welche die außer- ordentlichen Kosten für die Bekleidung der Armee und zum An- fauf von Material für die Feldartillerie betreffen, und erklärten sich zu Gunsten derselben. i

3. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der Deputirtenkammer richtete der Deputirte Nicotera be- treffs der vom General Lamarmora veröffentlihten Schriftstücke eine Interpellation an die Regierung. Der Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten, Visconti-Venosta, erklärte, er müsse jede Verantwortung der Regierung für diese Veröffentlichung, die zu verhindern die Regierung völlig außer Stande war, ab- lehnen. Die Veröffentlihung sei um so ernster zu miß- billigen und um so tiefer zu beklagen, als dieselbe dazu gedient habe, gegen eine der italienishen innig befreun- dete Regierung den Vorwand zu Anschuldigungen zu liefern, die, weil fie vor den klar vor Augen liegenden Thatsachen in ihr Nichts zusammenfielen, doch nur allein auf mißverständlihen Auffassungen beruhen könnten. Die Regierung sei bêrectigt, sich in dieser Form und Weise zu äußern, da die leßtere allein der Wahrheit und den freundschaftlihen Beziehungen der beiden Regierungen, sowie - der Solidarität der gemein-

samen Interessen“ beider Regierungen gegenüber einer Partei entsprehe, die allüberall in Europa agitire und deren Agitation vor Allem nur zum Grund und zum Zweck habe, zu Feindseligkeiten gegen Italien zu \{hüren. Der Mi- nister fügte zu seiner Erklärung weiter hinzu, die vom General Lamarmora verö fffentlihten Dokumente fönnten nah seiner An- ficht, auch wenn fie nur einen durchaus vertraulichen Charakter trügen, doch nur als öffentlihe Dokumente angesehen werden. In der italienishen Gesezgebung fehle es betreffs Publikation solcher öffentlihen Dokumente an ausreichenden Bestimmungen, die Regierung werde \sih deshalb mit der Prüfung dieser Frage weiter beschäftigen und zu geeigneter Zeit diesbezüglihe regle- mentarishe Maßregeln im Wege der Gesehgebung vorschlagen. (Lebhafter Beifall.) Nach einigen weiteren Bemerkungen Chiave's, der feincr Zeit mit zu dem von dem General Lamarmora ge- bildeten Kabinete gehörte, erklärte der Minister, daß er jede retrospektive Diskussion über die Angelegenheit gegenüber den großen von Deutshland und Italien erreihten Erfolgen für überflüssig halte. 2 er Zwischenfall war damit erledigt.

Die Kammer-Aus\chüsse haben dem vom Marine- Minister vorgeshlagenen Verkaufe einer beträchtlihen Anzahl von Kriegs\chiffen zugestimmt, nur wollen sie den Verkauf auf diejenigen beschränkt wissez, deren Ausbesserung und Er- haltung mit ihrem Nutzen in gar zu ungünstigem Verhältnisse stehen würde. 7

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 1. Februar. Heute Vormittag besuchten Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen den Gottesdienst in der englishen Kirche, wo der Dechant von Westminster Dr. Stanley die Predigt hielt, au wohnten die Kronprinzlichen Herrschaften dem Gottesdienst in der Kapelle Sr. Kaiserlichen Hoheit des Prinzen Peter von Oldenburg bei. Zum Dejeuner waren die Hohen Gäste bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Ni- Sai Nikolajewish d. A., zum Diner bei Sr. Majestät dem

aiser.

3. Februar. (W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentliht eine Kaiserlihe Verordnung, durch welche den Personen, welche vor dem Iahre 1871 begangener politischer Verbrechen angeschuldigt sind, Amnestie ertheilt wird. Das amtlihe Blatt publizirt ferner eine Verfügung, welche den Posten eines General-Gouverneurs von Ddessa aufhebt.

Dänemark. Kopenhagen, 1. Februar. Einer der ältesten und angesehensten Veteranen der dänishen Armee, General-Major Frederik Adolph Wedelfeldt, is vorgestern, 90 Jahre alt, gestorben.

Asien. Die Londoner Blätter veröffentlichen eine vom 283. Januar datirte Depesche des Ministers für Indien an den Ge- neral-Gouverneux von Indien, in welcher die von leßterem er- griffenen Maßregeln zur Abhülfe des Nothstandes, den die Mißernte in Bengalen verursachen dürfte, gebilligt werden. Die einzige Ausnahmsmaßregel, welche der Vicekönig zu geneh- migen sih weigerte, nämlich das Verbot der Lebensmittelausfuhxr, hat die Königlich britishe Regierung wiederum in Erwägung gezogen und is zu dem Schlusse gelangt, daß die Einwände gegen diese Maßregel jede Empfehlung zu ihren Gunsten bei Weitem überwiegen, obwohl sie einen großen Theil ‘der Einge- borenen befriedigen würde. Die Depesche weist u. A. darauf hin, daß eine der Hauptursachen der Hungersnoth in Orissa in 1865 und 1866 die entfernte und verhältnißmäßig unzugängliche Lage der Provinz war, während Behar und die anderen nun betroffenen Distrikte zu den zugänglichsten Theilen von Britisch- Indien gehören und von allen leitenden Kommunikationslinien durchs{nitten werden.

Aus Calcutta, 30. Januar, wird dem Reuterschen Bureau gemeldet: „Die Regierung wird nah einer ungefähren Schäßung für den sfiebenmonatlihen Unterhalt von 2,500,000 Personen, d. i. 10 Prozent der Bevölkerung der nothleidenden Distrikte, Sorge zu tragen haben. Sie wird zu diesem Behufe 240,000 Tons Reis bedürfen, die bereits gesicherte Quantität ergiebt eine Reservelieferung von 100,000 Tons.“ Einem Telegramm der „Times“ zufolge hat es am 1. ds. M. in Calcutta wieder tüchtig geregnet, in Folge dessen das Pflügen thätig im Gange ist. In Oude herrsht viel ‘Nothstand durch Frost und Dürre. In Gonda ist das Elend ebenfalls sehr groß.

Yeddoo, die Hauptstadt Japans, wurde, der „A. A. C.° zufolge, am 8. Dezember von einer großen Feuersbrunst heimgesucht, die 5000 Häuser einäscherte.

Neichstags - Angelegenheiten.

Straßburg i. E., 3. Februar. (W. T. B.) Jm Wahlkreise Altkirhch-Thann ist bei sehr zahlreicher Wahlbetheiligung der Kan- didat der Ultramontanen, Pfarrer MWinterer von Mühlhausen, mit sehr großer Majorität zum Reichstags-Abgeordneten g:wählt worden. Der Kandidat der elsässishen Partei, Klöter, erhielt gegen 700 Stimmen.

Als offizielles Resultat der Reichstagswahl in Elsaß-Lothringen meldet W. T. B. : e ;

Im 9 Reichstags-Wahlkreise des Bezirks Unterelsaß (Landkreis Straßburg) sind nah vorläufiger Ermittelung 14,637 Stimmen abgegeben worden. Hiervon erhielt Alexis v. Shauenburg (ulira- wontan) 7786; auf den Kandidaten der gemäßigten Partei, Klein, fielen 6163, auf Grouvel, Kandidaten der frauzösishen Partei, 642 Stimmen. ; i

Sm 10. Wahlkreise (Hagenau und Weißenburg) wurde Hartmann (ultramontan) mit ca. 13,000 Stimmen gewählt, Der Kand'dat der elsässischen Partei, Nessel, erhielt gegen 10,000 Stimmen.

Im 13, Wahlkreise (Bolhen und Diedenhofen) ist Abel (ultramontan) gewählt.

Im Wahlkreise Saargemünd-Forbach ist der Kandidat der französischen Protestpartei E. Pougnet mit etwa 17,000 Stimmen um Reichstagsabgeordneten gewählt worden. Der Kandidat der el- süssischen Partei, Fulter, erhielt gegen 1400 Stimmen.

_Im 2. Wahlkreise des Bezirks Oberelsaß (Mülhausen) ge- wählt: Haffely (franz. Protestpartei) mit 14,539 Stimmen. Gru- nelius, Kandidat der elsässishen Partei, erhielt 1029, Liebkneht 335 Stimmen. uer E

Fm 3. Wahlkreise des Bezirks Oberel)aß (Colmar) gewählt : Pfarrer Soehnlein in Neu-Breisach (ul‘ramontan) mit 6897 Stim- men, Fabrikant Hartmann in Münster (elsässische Partei) erhielt 3594, Schriftsteller Grand in Türkheim 1262 Stimmen.

Statistische Nachrichten.

Die Rübenzúcker - Fabriken im Deutschen Zollge- biete (334) haben in der Zeit vom 1. September bis ult. De- zember v. J. im Ganzen 39,897,804 Ctr. rohe Rüben auf Zucker verarbeitet. Jm entsprechenden Zeitraum des Dres 1872 betrug die Zahl der in Betrieb befindlichen Fabrikén 323, bie Menge der von ihnen verarbeiteten Runkelrüben 38,640,725 Ctv., so daß alfo in der [leßten Kampagne die Fabrikzahl um 11, die Rübenmenge um 1,257,079 Gir. gestiegen ist. An neuen Fabriken sind hinzugetreten: 2 in Schlefien,

4 in pa Sachsen (einschl. der Schwarzburgischen Unterherrschaften), 4 in Hannover, 1 in dec Rheinprovinz, 2 in Thüringen und 1 in Mecklenburg, wogegen in Pommern, Bayern und Anhalt je 1 Fabrik außer Betrieb getreten ist. Die in den einzelnen Staaten verarbeiteten Rübenmengen waren im Vergleih mit dem Vorjahre folgende: reußen 254 Fabr. 30,066,641 Ctr. (gegen 1872 mehr 994,499 tr.), und zwar: Westpreußen 1 Fabr. 111,360 Ctr. (mehr 3102 Ctr.), Reg. Bez. Potsdam 7 Fabr. 593,825 Ctr. (mehr 93,430 Ctr.), Reg. Bez. Frankfurt 12 Fabr. 1,303,557 Ctr. (weniger 126,892 Ctr.), Pommern 6 Fabr. 738,930 Ctr. (mehr 43,260 Ctr.), Schlesien 49 Fabr. 4,655,375 Ctr. (weniger 89,774 Ctr.), Sachfen 149 abr. 18,696,727 Ctr. (mehr 225,663 Ctr.), außerdem: Schwarzburgische Unterherrshaften 2 Fabr. 34,410 Ctr. (weniger 52,265 Ctr), Schleswig-Holstein 1 Fabr. 190,106 Ctr. (mehr 36,620 Ctr.), Hannever 15 Fabr. 2,038,630 Ctr. (mehr 576,845 Ctr.), Westfalen 3 Fabr. 58,866 Ctr. (weniger 6115 CGtr.), Hessen-Nassau 1 Fabr. 50,260 Ctr. (weniger 9395 Ctr), Rheinprovinz 8 Fabr. 1,594,595 Ctr. (mehr 300,020 Ctr.); ferner Bayern 2 Fabr. 147,970 Ctr. (weniger 35,895 Ctr.), Württemberg 6 Fabr. 875,674 Ctr. (mehr 127,824 Ctr ), Baden 1 Fabr. 309,040 Ctr. (mehr 81,480 Ctr.), Thüringen 5 Fabr. 467,481 Ctr (mehr 173,273 Ctr.), Mecklenburg 1 Fabr. 37,820 Ctr. (1872 Nichts), Braunschweig 28 Fabr. 3,680,017 Ctr. (mehr 31,947 Ctc.), Anhalt 35 Fabr. 4,178,966 Ctr. (weniger 184,364 Ctr.), Luremburg 2 Fabr. 134,195 Ctr. (mehr 30,495 Ctr.). In den übrigen Staaten bez. preußischen Verwaltungsbezirken, welche vorstehend nicht aufgeführt - sind, hat Rübenzuckerfabrikation nicht stattgefunden. München, 1. Februar. Von gestern bis heute Abends sind an Cholera 24 Erfrankungen und 15 Todesfälle vorgekommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

__In Carl Heymann's Verlag hierselbst (8W. Anhaltstr. 12) erschien vor Kurzem der Reisebericht des Prof. Dr. A. Hirs, Mitglied der Cholera-Kommission für das Deutsche Reich (erstattet au das Reichskanzler-Amt) über „das Auftreten und den Ver- lauf der Cholera in den preußischen Provinzen Pofen und Preußen während der Monate Mai bis September 1873."

Karlsruhe, 8. Februar. Der Professor honorarias Dr. A. Stengel an der Universität Heidelberg ist zum ordentlichen Professor der Landwirthschaftslehre an der genannten Hochfchule ernannt worden.

In Pau ift der schottishe NRechtsgelehrte Duncyn M' Neill, der in 1867 als Lord Colonsay in den Pairsstand er- hoben wurde, im Alter von 80 Jahren gestorben.

Landwirthschaft.

Namens des Ersten Kongresses Deutscher Wiesenbauer haben der Vorsißende Thilman (Bonn), General-Sekretär des landivietlis schaftlichen Vereins für Nheinpreußen, und der Schriftführer G. Liedke (Kappeln), Direktor der landwirthschaftlichen Lehranstalt mit Ver- suhs-Station, ein Circular über das erlassen, was im Verfolg der Beschlüsse des Ersten Kongresses Deutscher Wiesenbauer im Mai 1873 rücksihtlich der Petersenshen Wiesenbau-Methode geschehen resp. vorbereitet ist. Wir entnehmen dem Circular Folgendes: Die Frage betreffend die Errichtung einer Wiesenbauschule an der land- wirthschaftlichen Lehranstalt in Kappeln, liegt den Königlichen Staats-Behörden zu Entscheidung vor. Herr A. Petersen in Wittkiel bei Kappeln (Schleswig) wird in Folge der Kongreßbeshlüsse auch in diesem Frühjahre cinen am 13. April 1874 beginnenden und ca. 14 Tage dauernden Kursus errichten, in dem mit Drainage und Wie- senbau vertraute Techniker in seiner Wiesenbau-Methode genau infor- mirt werden können. Es wird gewünscht, daß auch die Fachlehrer derjenigen landwirthschaftlichen Lehranstalten, an denen über Wiesen- bau vorgetragen wird, sich an diesem Kursus betheiligen und ebenso- wohl die Petersensche Wiesenbaun-Methode gründlich an Ort und Stelle selbst kennen lernen, als auch, durh ihre naturwissenschaftlihe Bil- dung dazu beitragen, namentlich die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Wiesenbaues überhaupt und in Gemeinschaft mit d.n Technikern nach allen Seiten hin möglichst zu prüfen.

Dr. Fuchs, Vorsteher der Versuchsstation und Dr. Oemler, Leh- rer für die Naturwissenschaften an der landwirt s{haftlichen Lehr- anstalt in Kappeln, haben chemische und botanische Untersuhungen des Bestandes von Wiesen veranstaltet, welche theils nah Petersen eingerihtet, theils noch im Naturstande belassen sind. Diese Unter- suchungen werden später veröffentlicht werden. Die Analyse der Gras- proben über das Verhältniß der stickstoffhaltigen zu den stickstofflosen Nährstoffen hat folgende Resultate ergeben:

1) Bei einer im Naturzustande bei Kappeln belegenen, zu den besseren gerechneten Wiese war dies S im grünen Futter a. von der höchsten Stelle wie 1 zu 10,4, b. von der tiefsten Stelle wie 1 zu 7,63, ec. von der mittleren Stelle wik 1 zu 6,96. 2) Bei einer ebenfalls im (sumpfigen) Naturzustande belegenen Wiese ergab die Analyse des grünen Futters ein Verhältniß von 1 zu 7,17. 3) Bei einer der vorigen Wiese unmittelbar benachbarten, aber nah Petersen eingerihteten Wiese, deren Gras jedoch überreif war, stellte sih das Verhältniß auf 1 zu 5,63. 4) Bei der großen Wiese des Herrn Petersen in Wittkiel selbst war das Verhältniß a. in fast reinem Grase wie 1 zu 5,0. b. in Gras, mit Luzerne untermis{t, wie 1 zu 3,95. e. in Gras, mit Luzerne untermisht, von der höchsten Stelle der. Wiese, wie 1 zu 3,6. untermis{t, wie 1 zu 3,4.

Gewerbe und Handel.

In Herm. Wölferts Buchhandlung zu Leipzig erscheint ein Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Ju- dustrie Deutschlands mit Elsaß-Lothringen, der Schweiz und Oesterreihs, von Christoph Sandler. Dasselbe behan- delt sämmtliche industrielle Geschäftszweige, enthält die Gründung der resp. Firmen und deren Etablissements, sowie deren bisherige und nunmehrige Inhaber, die politish-geographische Lage des Domizils derselben und bezeichnet in der speziellsten Weise die Leistungén der betreffenden Fabrikea. Dieses Handbuch umfaßt sämmtliche Zweige der Industrie und ist der Uebersichtlihkeit wegen in fünf Serien ge- theilkt. Erste Serie: Eisen- und Metall-Jndustrie, Bergbau und Hüttenbetrieb. Zweite Serie: Chemische Fabriken und die biemit in Berbindung stehenden Fabrikationszweige: Farbewaaren-, Parfümerie-, Seifen- und Lichtfabriken, Leimsiedereien, Glas- und Porzellanfabriken, Koksfabriken, Asphalt-, Cement-, Dahpappen-, Baumaterialenfabriken, Destillationen, Champagner-, Liqueur, Rum-, Sprit- und Essig- fabriken, Bierbrauereien, Färbereien, Bleichen, Papier- und Pgppen- fabriken, ‘Wachs-, Oel-, Zucker- und Cichorienfabriken 2c. ; Dritte Serie: Spinnereien jeder Art, mechanische Webereien, Fabriken in Wolle, Tuch, Baumwolle, men Seide, Halbseide, Leinen, Posamentirwaaren, Spbap Weißwaaren, Band, Kordeln, „Lißen, Kurzwaaren, Blumen, Hüten, Knöpfen; Wachstuh-, Tapeten und Rouleauxfabriken 2c. Vierte und fünfte Serie; Fabriken mulikalischer, cirurgisher, optischer, mathematischer und physikalisher Instrumente und Gegenstände, Bijouterie-, Gold-, Silber-, Neusilberwaaren-, Bronze- und Uhrenfabriken, Bürsten Kamm-, Gummi- und Gutta- perhawaarenfabriken, Spielwaaren- und Spielkartenfabriken, Fäbtiken in Leder und Lederwaaren, Kartonnagen, Portefeuilles; Thon- Und Marmorwaaren-, Hotn-, Elfenbein-, Holzwaaren-, Möbel- und Körb- waarenfäbriken 2... Von - den drei Bänden, auf welche has Werk be- rehnet, ist_ Band 1.; Dex preußische Staat im Umfang vón 238 Großlex. Oktavbogen bereits erschienen (1873). Band 11, wird die übrigen Staaten Deutschlands mit Elsaß-Lothringen und die Schweiz, Band T1. : Oesterreich-Ungarn umfassen. __ Uebersichtlih - gehaltene - 88 Seiten füllende Register erleichtern den Gebrauch des Hanpbüchs. Dem Werke ist ein A dressen-Anzeiger beigegeben, dec dazu bestimmt

d. in Gras, mit \{chwedis{chem Klee

ist; “ausführlihe Geschäftsempfehlungen, sowie die Spezialitäten in

der Fabrikation, deren -nöhere Aufführung im Handbuche“ den jeder Firma gewidmeten Raum übersteigen würde, in Form von nseraten

aufzunehmen. Der vorliegende I. Band, enthält deren auf 1363 Seiten.