1874 / 52 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Mar 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales in énglisher Ge- rals-Uniform mit dem Bande tes hohen Ordens vom Schwarzen Adler, Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin, Se. Körigliche Hoheit der Prinz Carl, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Carl, Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nicolaus Constantinowitsch, ältester Sohn des Großfürsten Kon- fiantin von Rußland, Ihre Königliche Hoheit die Prin- zesfin Elisabeth, Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Württemberg, Se. Königliche Hoheit der Herzog Eugen von Württeniberg, Se. Hoheit der Erbgroßherzog von Meck- lenburg - Streligy, Se, Durhlauht der Prinz Friedrich von Hohenzollern. Links von Ihrer E hatten Plaß ge- nommen: Ihre Königliche Hoheit die rinzessin von Wales, Se. Kaiserlihe und Königliche Heheit der Kronprinz, Höchst- welcher über der Generalsuniform" das blaue Band des Hosenband-Ordens trug, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl, Ihre König- lihe Hoheit die Prinzessin Marie, Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander, Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg, Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Würt- temberg, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedri Wilhelm (älte- fter Sohn des Kronprinzen), Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen- Meiningen. Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin und den Höchsten Herrschaften gegenüber \ aßen die Botschafter und der Reichskanzler. Die Tafelmusik wurde E O Musik-Corps des Kaiser Franz renadier-Regiments exekutirt. R E

A Gegen reie der Tafel erhob Sih Ihre Majestät die Kaiserin- Königin und brachte in deutscher Sprache auf Ihre Königlichen Hoheiten den Prinzen und die Prinzessin von Wales einen Toast aus. Das Orchester intonirte darauf die englische Nationalhymne, während welcher die ganze Versaminlung von ihren Pläßen erhoben blieb. Be E i

Nachdem Ihre Majestät die Kaiserin - Königin die Tafel aufgehoben hatte, begab Sich AUerhöchstdieselbe nach der Bilder- gallerie, wo der Kaffee eingenommen wurde und Ihre Majestät und Allerhöhstderen Gäfte Cercle machten.

Bei der heute Vormittag 11 Uhr auf dem Ostbahnhofe erfolgten Ankunft Sr. Königlichen und Ihrer Kaiser- lihen Hoheit des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh war eine aus einem Zuge auf Kriegsstärke mit Fahne und Regimentsmusik vom Kaiser Alexander Garde-Grenadier- Regiment Nr. 1 bestehende Ehrenwache aufgestellt und der Gouverneur und Kommandant von Berlin, sowie die Vorgefeßten der Ehrenwache anwesend. 2#

Se. Hoheit der Herzog Elimar von Olden- burg, BE a Aenant à ie des 1. Hannoverschen Ulanen- Regiments Nr. 13, ist zur Abstattung persönlicher Meldung hier eingetroffen.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen- zollern, Major und etatsmäßiger Stabsoffizier im 1. Garde- Dragoner-Regiment, ist von seiner Orientreise hierher zurück-

gekehrt.

Die Aus\hü}se des Bundesraths für Rechnungs- wesen, für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, für ZolU- und E 3zS1lermttzen Und grar in 1 Mark- ftücken waren bis zum 8, Februar d. I. 4,872,906 Mark und in Zwanzigpfennigstücken 2,472,794 Mark 20 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 8. bis 14. Februar 1874 find ferner geprägt in 1 Mark- ftückden: in Berlin 129,288 Mark, in Hannover 125,075 Mark, in Frankfurt 58,000 Mark, in München 145,255 Mark, in Dreêden 98,868 Mark, in Stuttgart 109,214 Mark, in Karlsruhe 61,613 Mark, in Zwanzigpfennigstücken: in Berlin 102,849, Mark, in Frankfurt 7083 Mark 60 Pfennige, in München 52,664 Mark 20 Pfennige, in Dresden 40,500 Mark, in Stuttgart 35,995 Marf 40 Pfennige, mithin stellt fh die Gesammt-Ausprägung in Reichs-Silbermünzen auf 8,312,105 Mark 40 Pfennige und zwar in 1 Markstücken 5,600,219 Mark und in Zwanzigpfen- nigstücken 2,711,886 Mark 40 Pfennige.

An Rei chs-Nickelmünzen und zwar in Zehn-Pfennigstücken waren bis zum 8. Februar d. I. 670,661 Mark 70 Pf. ausgeprägt worden. In dexr Woche vom 8. bis zum 14. Februar 1874 find ferner in solchen Stücken geprägt : in Berlin 24,395 Mark 40 Pfennige; in Let 12,514 Mark, in Frankfurt a. M. 25,000 Mark, in München 8028 Mark 90 Pfennige, in Stutt- gart 11,290 Mark 40 Pfennige, in Darmstadt 10,000 Mark, mithin Gesammt-Ausprägung in Reichs - Nickelmünzen 761,890 Mark 40 Pfennige.

An Reihs-Kupfermünzen waren bis zum 8. Februar d. I. und zwar in 2 Pfennigstücken 96,235 Mark 48 Pfeunige und in 1 Pfennigstücken 14,964 Mark 75 Pfennige ausgeprägt worden. In der Woche vom 8. bis 14. Februar 1874 find an 2 Pfennigstücken ferner geprägt: in Berlin 2507 Mark 80 Pfennige, in Hannover 3870 Mark 70 Pfennige, in Frankfurt a. M. 948 Mark 6 Pfennige, in München 2551 Mart, in Stutt- gart 2395 Mark 30 Pfennige, in Karlsruhe 2959 Mark, in Darmstadt 1650 Mark; an 1 Pfennigstücken in Berlin 1195 Mark 30 Pfennige, in Frankfurt 700 Mark, mithin eine Ge- \sammt-Ausprägung in Reichs-Kupfermünzen von 129,977 Mark 39 Pfennige, und zwar in 2 Pfennigstücken 113,117 Mark 34 Pfennige, in 1 Pfennigstücken 16,860 Mark 5 Pfennige.

Der General-Lieutenant, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 11. Division Graf von Brandenburg 1. is zur Aufwartung bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Wales kommandirt worden und zu diesem Zweck von Breslau hier angekommen. Zur Auf- wartung bei Sr. Königlichen Hoheit dem Grafen von Flandern find der General-Major und Commandeur der 3. Garde-Kavallerie- Brigade Freiherr von Loë und der Rittmeister und Compagnie- Chef Prinz von Croy vom Regiment der Gardes du Corps kommandirt.

Der Oberst-Kammerherr , General-Lieutenant und General- Adjutant Sr. Majestät des Königs von Württemberg, Freiherr von Spizemberg, sowie der Rittmeister und Flügel-Adjutant Sr. Majeftät des Königs von Württemberg von Sick find im Gefolge Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs Eugen von Württem- berg von St. Petersburg hier eingetroffen.

S. M. S. „Elisabeth“ ist am 26. v. Mts. von Gibraltar nah Lissabon in See gegangen.

Das Central-Handelsregister für das Deutsche Reich, welches seit Beginn dieses Ihres als besondere Beilage des Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staats-Anzei- gers erscheint, verdankt seine Anregung dem in kaufmännischen

reisen lebhaft gefühlten Bedürfniß, ein Organ zu befigen, aus

welchem alle Eintragungen in den Handelsregistern sämmtlicher

deutschen Staaten erfichtlih seien. Die von dem Abgeordneten A am 12. Dezember 1872 ausgesprochene Ansicht, daß monche der in neuerer Zeit bei dem Aktienwesen hervorgetretenen Uebelstände vershwinden würden, wenn die Veröffentlihung der Statuten sämmtlicher Aktiengesellschaften im Deutschen Reihs- und Königlih Preußishen Staats-Anzeiger erfolge, gab in Verbindung mit den Entwürfen der deutschen Civilprozeßordnung und der deutshen Gemeinshuldordnung, welche für gewisse Publikationen ein Reichs-Centralblatt vorausseyen, die Anregung, das letztere mit dem Deutschen Reichs- und Königlich Preußi- hen Staats-Anzeiger zu vereinigen. Der Preußische Staats- Anzeiger war für Preußen und Lauenburg s{chou „seit Jahren als Central-Publikationsorgan rückfihtlih aller die Handels- register betreffenden Eintragungen bestimmt und au von zahl- reichen preußishen Gerichten zur Veröffentlihung von anderen Bekanntmachungen benußt worden. Seit seiner Erweiterung zum Deutschen Reichs-Anzeiger hatten fih auch außerpreußische Gerichte desselben zur Insertion wichtiger Bekanntmachungen bedient.

So entstand der Plan, zunächst für die Eintragungen aus den Handelsregistern, insonderheit der Aktiengesellshaften, ein Central-Publikationsorgau, -das Central-Handelsregister_ für das Deutsche Reih, in Verbindung mit dem Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger ins Leben zu rufen. _

Ein Promemoria, welches den Hohen verbündeten Regie- rungen Ende Dezember v. I. dieserhalb überreiht wurde, fand eine so entgegenkommende Aufnahme, daß das Central-Handels- register hon jetzt, innerhalb aht Wochen nah dem Er- \ceinen der ersten Nummer, in 18 deuts hen Staaten als Central- Publikationsorgan für die betreffenden Bekanntmachungen be- stimmt ist. | i

Da der geschlihe Termin (Art. 14 d. Handelsges.) rüd- sihtlih der Wahl derjenigen Blätter, in welchen jene Bekannt- machungen im Jahre 1874 erfolgen müssen, zur Zeit der Ueber- reichung des Promemorias dem Ablauf nahe war und in man- chen Staaten der Anshluß an das gemeinsame Unternehmen noch Vorerwägungen nothwendig machte, so konnten nit alle Re- gierungen das Central-Handelsregister sofort als Publikations- organ für sämmtlihe Eintragungen bestimmen. Mehrere der- selben mußten sih darauf beschränken, den Gerichten die Be- fanntmahung der wihtigeren Eintragungen neben den Lokal- blättern auch im Centralorgan nur zu empfehlen, andere sh die weiteren Entschließungen noch vorbehalten. : ;

Auf diese Weise hat sich für das Central-Handelsregister ein dreifaher Publikationsmodus ausgebildet : :

a. Preußen, Sachsen-Weimar, die Großherzoglih olden- burgischen Amtsgerichte zu Birkenfeld, Brake, Rohfelden und Oberstein, Coburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Sondershausen, Waldeck (leßtere beide erst vom Iahre 1875 ab), Reuß j. L., Schaumburg - Lippe und Lauenburg benugten das Centralorgan als Publikation für alle Eintragungen in den Handelsregistern.

þ. Aus dem Königreih Sachsen, den beiden Mecklenburg, den Bezirken der zu a. niht genannten oldenburgischen Gerichte, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Gotha, Anhalt, Reuß à. L. und Hamburg werden nur die wichtigeren, namentlich Alktien-, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Genossenschaften und offene Handelsgesellshaften betreffenden Eintragungen 1m Central- Handel8xegs Ie t Daneben M: es h i Gamen und allen jg» Staaten freigestelli, die seine Firm

etreffende Eintraguig auf Grund der einzusendenden amtlihen Lokalbekanntniahung - selbst dem Centralorgan zur Veröffent- e aufzugeben. - as Central-Handelsregister für das Deutsche Reich hat somit das ihm gesteckte Ziel zwar noch nicht erreicht, aber es hat sih in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits so entwickelt, daß das Vertrauen zu dem vollständigen Erfolge wohlbegründet erscheint. In dem kurzen Zeitraum seines Erscheinens sind {hon 21 Nummern ausgegeben worden, in denen über 3000 Bekannt- machungen mit mehr als 3500 Firmenveränderungen 2c. ent- halten sind. Das Gebiet derjenigen 18 deutschen Staaten, welche dem gemeinsamen Unternehmen beigetreten sind, zählt mehr als 30 Millionen ECinwohner, umfaßt mithin c. 72,5 Prozent der Bevölkerun:z des Deutshen Reichs.

Bei dez übrigen 9 deutschen Staaten, die sich dem Central- blatt bisher noch nicht haben anschließen können, liegt die Zöôge- rung nicht in prinzipiellen Bedenken, sondern ledigli in that- sählihen Schwierigkeiten, die mit der Zeit erden überwunden werden. So z. B. war in einzelnen 2 taaten für das Jahr 1874 den Gerichten die Publikation bereits in \o vielen Zeitun- gen zur Pflicht gemaht worden, daß die Regierungen aus Rül- siht auf den Kostenpunkt Bedenken trugen, eie weitere Publi-z kation auch nur zu empfehlen; ferner if in einzelnen Staaten den Gerichten in der Wahl der Blätter ganz freie Hand ge- lasen, so daß noch erft ein zeitraubender Schriftwechsel mit den einzelnen Gerichten eintreten mußte.

Die Ueberwindung dieser Schwierigkeiten ist hoffentlih nur eine Frage der Zeit, und wir vertrauen darauf, daß \ich der Geltungsbereih des Central - Handelsregisters demnächst über das ganze Deutsche Reich erstrecken wird.

Dadurch wird die Publikation der handelsgerihtlihen Bekannt- machungen dur die Lokal-, Provinzial- und Börsenblätter und das Centralblatt des betreffenden Landes nicht ausgeschlo}sen, vielmehr is durch das Central-Handelsregister, neben jener Pu- blikation heraehend und dieselbe vecinzend. ein neuer, das ganze Reih umfassender Central-Publikationsmodus geschaffen, der in seiner weiteren Entwickelung auch dem auf anderen gerihtlihen Gebieten gefühlten Bedürfniß abzuhelfen geeignet ift.

Eine mwesentlihe Bedingung der Verbreitung und des

Nugzzens des centralen Publikationsorgans, ein vom Deutschen Reichs- und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger abgesondertes Abonnement zu einem billigen Preise, ist bereits erfüllt. Das Cenutral-Handelsregister durch péèriodishe Ueberfichten in zweckmäßiger Anordnung den Amts- und Geschäftskreisen möglichst nugzbar zu machen und auf diese Weise an die in verschiedenen Staaten bereits bestehenden Firmen- und kaufmännische Adreß- bücher als regelmäßige Fortseßung und Ergänzung anzuschließen, ist die nächste Aufgabe, zu deren Lösung bereits die Vorbereitun- gen getroffen werden.

Bayern. München, 27. Februar. Der König hat auf Grund der Ziffer 2 der Allerhöchsten Entschließung vom 29. Januar 1869, die Errichtung einer statistishen Central-Kom- mission betreffend, als Stellvertreter des Vorstandes dieser Kom- mission den Ministerial-Rath im Staats-Ministerium des Innern, Eduard v. Schlereth, ernannt. Zugleih wurde derselbe dur Entschließung des Königlihen Staats-Ministeriums des Innern vom 20. d. als ordentlihes Mitglied der Königlichen statistischen Centiral-Kommisfion berufen.

928. Februar. In dem zum Festsaalbaue der Refidenz

gehörigen Saale Carls des Großen fand heute Nahmittag Uhr

roße Hoftafel statt. Es waren hierzu die hier anwesenden L E ven 1A und Prinzesfinnen mit ihrem Dienste, die obersten Hofhargen, die Königlichen Minister v. Pfretschner, Dr. v. Luß, Frhr. v. Prankh, v. Pfeufer, die Staatsräthe Dr. v. Fischer und v. Pfeufer, der Herr Erzbischof, der Jubilar Uni- versitäts-Profeïssor Dr. v. Kobeli, sowie mehrere Reichsräthe ge- laden. Se. Majestät der König befand sich an der Seite seiner Königlichen Mutter. S

ÆWüürttemberg. Stuttgart, 28. Februar. Vorgestern fand die erste óffentlihe Sigung des Landesamts für das Heimathwesen der dur das Geseg vom 17. April 1873, betreffend die Einführung des Reichsgeseÿes über den Unter- stüßhungswohnsiß, geschaffenen administrativrichterlichen Spruh- behörde in dem Sitzungssaal des früheren Handelsgerichts statt. Es kamen zwei Fälle erster Instanz zur Verhandlung und Entscheidung. Die Parteien waren bei der Verhandlung nicht vertreten. An die Stelle der Parteivorträge trat daher der Vortrag des Inhalts der Akten durh den Berichterstatter, auf Grund dessen das Urtheil in beiden Fällen sofort gefällt und verkündigt wurde. i

Der Direktor v. Binder isst heute zu einer Konferenz der Reihs\{hulkommission nah Berlin abgereist.

Baden. Karlsruhe, 28. Februar. Das Gesegzes- und Verordnungsblatt Nr. 8 vom 27. d. enthält Gesehe: 1) die Ermächtigung der Eisenbahn-Schuldentilgungskofse Zur Aufnahme weiterer Anlehen betreffend, vom 19. Februar; 2) das Budget der Badeanstalten für die Iahre 1874 und 1875 be- treffend, vom 18. Februar. Nr. 9 vom 27. d. enthält Geseße: 1) die Aenderung einiger Bestimmungen des. Gesehes vom 9. Oktober 1860, die rehtliche Stellung der Kirchen und kirh- lihen Vereine im Staate betreffend, vom 19. Februar; 2) Ab- änderung einiger Bestimmungen des Geseges vom 8. März 1868 über den Elementarunterricht betreffend, vom 19. Februar; 3) den Fortbildungsunterricht betreffend, vom 18. Februar.

Mecklenburg. Schwerin, 28. Februar. Zur Feier des Geburtstages des Großherzogs fand heute Vormit- tag um 11 Uhr im goldenen Saale des Großherzoglichen Shlos- ses Cour und um 12 Uhr auf dem Altengarten eine Parade statt. Heute Abend um aht Uhr ist Hof-Konzert im. Großher- zoglihen Schlosse und Festvorstellung ini Großherzoglichen Hof- Theater. Zur Beglückwünschung Sr. Königlichen Hoheit tra- fen unter Anderen hier ein: der Königlich preußische außeror- dentlihe Gesandte und bevollmächtigte Minister, Kammerherr Frhr. v. Rosenberg, der General - Lieutenant v. Tresckow, kom- mandirender General des IX. Armee - Corps, in Begleitung Des Oberst-Lieutenants v. Lewinsky, Chef des Generalstabes desselben, ferner der Kommandant von Altona, General v. Flöclher, der Oberst v. Pressentin, Commandeur des 27. Infanterie-Regiments aus Magdeburg, Graf Haeseler, Commandeur des 11. Ulanen- Regiments aus Perleberg, Oberst v. Tieten und Henuig, Com- mandeur des Großherzoglih Mecklenburgischen Füsilier-Regiments Nr. 90, aus Rostock, Oberst v. Elderhorst, Stadt-Kommandant von Rostock, und v. Schulß, Ober - Bürgermeister aus Neu-

Ruppin.

Sachsen-Weimar-Eisenach+ Weimar, 28. Februar. Der Großherzogliche Hof erhielt geßern einen kurzen Besuch Ihrec La vve B

DVLUTII T e O LEUr Fa aur V Seveäfin von Flandern /,/ heute den Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzesfiu Wilhelm von Baden.

In der Sigzung des Landtags vom 24. v. M. wurde vom Ministertish auf Grund einiger Interpellationen zunächst erklärt, daß rüŒsihtlich der Gerichts- Organisation dur die Reichs-Gesezgebung in den nächsten Jahren wesentliche Verän- derungen herbeigeführt würden, die Regierung aber mit Aus- arbeitung eines Planes beschäfiigt \ci, nah dessen. Bekannt: machung den einzelnen Gemeinden Gelegenheit gegeben werden solle, ihre Rehte geltend zu machen. Hinsichtlih der Fortführung der Gera-Eichihter Bahn nah der Main-Linie wurde erklärt, daß Bayern, Reuß und Shwarzburg-Rudolfstadt in Verhandlun? gen darüber stehen. Zur Tagesordnung wurde das Geseh über die Bildung von Bezirksverbänden berathen. Der Landtag er- kannte zwar das Prinzip der weiteren Ausdehnung der Selbst- verwaltung an, verneinte jedoch das Bedürfniß der Reform. Trok der dringenden Empfehlung des Gesezes Seitens der Re- giecung blieb der Landtag bei seinem Bedenken und lehnte das Gesey ab; die Regierung vermochte ihrerseits die Einbringung eines neu bearbeiteten En‘wurfs niht zu versprechen.

Schwarzburg-Sondershausen. Sondershausen, 27. Februar. sammlungsst üdck enthält: Gesey über Entschädigung für ge- wisse nah §. 7 der Bundesgewerbeordnung weggefallene Ge- werbeberechtigungen vom 17. Februar 1874.

Schaumburg-Lippe. Bückeburg, 27. Februar. heutigen Tage überreichte der Prinz Gustav zu Ysenburg und Büdingen, Königlih preußischer außerordentlicher Ge- fand er und bevollmächtigter Minister an den Höfen von Olden- burg und Braunschweig, Sr. Durchlaucht dem Fürsten in feierliher Audienz ein Schreiben Sr. Majestät des Kaisers und Königs vom 16. d. Mts., dur welches derselbe in gleicher Eigenschaft bei dem Fürstlichen Hofe beglaubigt ward.

Elsaß - Lothringen. Met, 2. März. In Folge einer Anordnung des Ober-Präsidenten find heute alle von Frankrei eingetroffene Zeitungen nicht wie bisher sofort ausgegeben, sondern zuvor einer amtlihen Durchsicht unterworfen worden. Wie aus Straßburg gemeldet wird, ist dort die- selbe Maßregel verfügt worden.

Oesterreich -: Ungarn. Wien, 1. März. (W. T. B.) Heute Vormittag hat bei dem Minister-Präsidenten eine Konfe-

sident des Abgeordnetenhauses und mehrere Deputirte des Reichs- tages tbeilnakmen, Es wurde über die Eintheilung der Zeit zur Erledigung der mannigfachen dem Abgeordnetenhause noch vorliegenden Geseße und anderer Geschäfte verhandelt und B ein allseitiges Einverständniß erzielt. Hiernah soll vor

stern d. I. eine kurze nnd in der zweiten Hälfte des April d. I. eine längere Vertagung des Reichsrathes eintreten, lehtere, weil

genommen ist. Ferner wurde die Absicht ausgedrückt, die Land- tage zum 15. September cr., den Reichsrath zum 15. Oktober cr.

geseßes pro 1875 rechtzeitig ermöglicht werde.

Horst den Gesezentwurf, betreffend das Militärpensionsnormale, vor. Édlbacher beantragte, die Regierung aufzufordern, im Laufe

Das heute ausgegebene 10. Landes-Gesecß- F

Am |

(W. T. B.) |

renz stattgefunden, an welcher mehrere Minifter, sowie der Prä- |

um diese Zeit ein Zusammentreten der Delegationen in Ausficht x

einzuberufen, damit die verfassungsmäßige Feststellung des Finanz: f

Im Abgeordnetenhause legte vorgestern der Minister |

der Sesfion Vorlagen betreffs Herstellung der Eisenbahnlinien

Michel sdorf-Kirhhof, Wels-Steyer-Attnang einzubringen. Der Antrag Rygers auf Verweisung seines Antrags betreffs Errich- tung ciner Reichs-Hypothekenbank an einen Spezialaus\{huß wurde abgelehnt. Sodann begann die Debatte über die Peti- tion der Schafwollindustriellen betrefs des Zollverfahrens. Der Finanz-Minister5 rechtfertigte in längerer Rede den Standpunkt der Regierung und erklärte unter Beifall, die Re- gierung werde den Wünschen der Industriellen uach besten Kräften Rechnung tragen und die von den Petenten angegriffene Ministerialverordnung im Einvernehmen mit Ungarn demnächst außer Wirksamkeit segen. Der Handels-Minister erklärte, daß in der zollamtlihen Behandlung der Gegenstände des Appretur- verkehrs keine Geseßzwidrigkeit liege. Die Regierung habe bei den Verhandlungen mit dem Auslande immer die österreichischen Snteressen gewahrt, und müsse er gegen die gegentheilige Be- hauptung protestiren. Sodann wurden die Aus\chußanträge an- genommen mit Hinweglassung des ein Tadelsvotum für die Re- gierung involvirenden Pafus.

In der gestrigen Sißung des Abgeordnetenhauses bean- tragte Schönerer die Einseßung eines Aus\husses zur Erfor- \hung der Ursachen der Rinderpest. Die Vorlage betreffs des Mi- litär-Pensionsnormals wurde einem Spezialaus\{hu}se zugewiesen. Der Bericht des Petitionsaus\hufses, betreffend die Abänderung der Offertaus\hreibung des Kriegs-Ministeriums vom 15. De- zember 1873 zur Lieferung von Montur- und Heeresausrüstungs- gegenftänden, wurde von Hallwich, Giskra, Herbst, Sturm, Haase, Sueß, Oberleithner und Meznik befürwortet und, nahdem der Handels-Minister Banhans unter dem Beifall des Hauses erklärt hatte, die Regierung werde im Falle der An- nahme der Resolution dieselbe dem Kriegs - Minister auf das Nachdrücklihste empfehlen, nahezu einstimmig an- genommen. Umlanft und Genossen brachten einen Antrag auf Aufhebung der Zeitungs-Kautionen und des Kolportageverbotes ein. Der Präsident seßte auf die Tagesordnung der nächsten Sizung (Mittwoch) die zweite Lesung des Gesetzes betreffs Regelung der Rechtsverhältnisse der katholishen Kirhe. Smolka verlangte die Aufschiebung derselben, bis die Aus\hußberihte über alle Konfessions-Vorlagen fertig sein würden und die Regierung auch die anderen erwarteten konfessionellen Vorlagen eingebracht haben werde. Das Haus acceptirte indeß die Tagesordnung des Präsidenten.

Pesth, 28. Februar. (W. T. B.) Der Ministerrath hat, wie die Zeitungen melden, in seiner gestrigen Sißung sein Demissionsgesuch abgefaßt und unterzeichnet.

Die in der lezten Sizung in zweiter Lesung passirten Handelsverträge wurden gestern vom Abgeordnetenhause in dritter Lesung angenommen. Der Centralaus\{chuß legte den Bericht über das Notariatsgeseß vor.

9. März. Der Minister-Präsident Szlavy hat der „Pesther Korrespondenz“ zufolge gestern eine zwei Stunden dauernde Audienz bei dem Kaiser in Wien gehabt und in der- selben mündlih über die Lage der ungarishen Angelegenheiten referirt. Derselbe hat dabei angezeigt, daß das Ministerium seine Entlassung zu geben beabsichtige; das förmlihe Dem.ssions- gesuh hat derselbe aber niht überreicht, weil der Kaiser, der im Laufe der Woche sich nach Pesth begiebt, jede weitere Entschlie- ßung bis dahin sich vorbehielt.

Großbritannien und Jriíand. London, 27. Fe- bruar. (A. A. C.) Im Butingham - Palast fand gestern ein Drawing Room (Empfang von Herren und Damen), der ersie dieses Jahres, ftatt, der eine zahlreihe Betheiligung hatte. Außer der Königin, dem Prinzen und dor Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein, der Prinzessin Beatrice, dem Prinzen Arthur und dem Herzog von Cambridze, war au der Herzog von Chartres und mit wenigen Ausnahmen das ge- sammte diplomatishe Corps zugegen.

Im Windfor\schlo\\se werden Vorkehrungen für die Aufnahme des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh ge- troffen, welche daselójt Wohnung nehmen werden.

Der Graf und die Gräfin von Paris sind nah Paris zurüc‘gekehrt.

Der „Times“ wird aus St. Petersburg gemeldet, daß dex Kaiser sich in Vliessingen an Bord der Kaiserlichen Yacht „Livadia“ nach England einschiffen werde.

Während der lehten zwei Nächte wehte ein heftiger S ‘urm über die ganze Insel. Zumal an der s{hottischen Küste wax der Schaden ein bedeutender.

28. Februar. (W. T. B.) Heute ift endlih der Pro- zeß Tihhorne zu Ende gegangen. Das Urtheil erklärt den Prätendenten des Meineids und des wissentlih falschen Zeug- nisses \chuldig und spricht gegen denselben 14jährige Zwangs- arbeits\trafe aus.

Frankreich. Paris, 28. Februar. Der Kriegs- Minister \priht sich in einem Rundschreiben anerkennend über die Errichtung von Kasernen-Bibliotheken aus, die seit einem Jahre bedeutende Fortschritte gemacht hätten; bereits seien 300 Kafernen mit s\solhen Bibliotheken versehen, und der Rest solle auch bald damit versehen werden. In vielen Corps hätten die Unteroffiziere und Soldaten die Lesesäle eifrig besucht, und der Sinn, sih zu unterrichten, verbreite sich mehr und mehr. In einigen Garnisonen hätten Geschenkgeber auch den Anfang mit Errichtung von Bibliotheken und Lesezimmern außerhalb der Kasernen gemacht, um dort die Unteroffiziere und Soldaten zu empfangen. Der Minister findet jedoch, daß leßtere Art von Bibliotheken bedenklih sei. Die Geber möchten bedeutet werden, daß solhe Bibliotheken nur angenommen werden könnten, wenn fie in die Kasernen verlegt und unter die aus\ließlihe Aufsicht und Ueberwachung der Militärbehörde gestellt würden.

Die Kommission für die Organisation der Territorialarmee u ihre Arbeiten beendet und ihren GSnt- wurf dem Kriegs-Minister vorgelegt. Da dieser ihn gebilligt, \so kommt er dieser Tage vor die Nationalversammlung. Die Grundlagen dieses Entwurfs sind: Die Territorialarmee besteht aus 172 Jnfanterie-, 18 Kavallerie- und 18 Artillerie-Regi- mentern, fowie aus 18 Bataillonen Genie und 18 Bataillonen Train. Die Regimenter werden zur Hälfte von Obersten, zur Hälfte von Oberst - Lieutenants . befehligt. Jedes Regiment hat 3 Bataillone zu 6 Compagnien. Die Kavallerie - Regimenter haben 3 Schwadronen. Jede Division zählt 4 Infanterie-Regi- menter, 1 Kavallerie-Regiment, 1/2 Genie-Bataillon, dann Train zu 2 Batterien Artillerie und den Nebendiensten. “Die Zusam- mensezung der Bataillo::e ist noch nit festgestellt.

Laut einer Ministerialverfügung sollen in allen Arsenalen und, wenn nöthig, auch unter der Civilbevölkerung eine Anzahl Arbeiter verschiedener Profesfionen für Neu- Caledonien angeworben werden. Hauptsählich wird auf Schmiede, Zimmexleute, Schreiner und ie 0 reflektixt. Es wird denselben freie Ueberfahrt und während derselben 75 /Fr. Gehalt gewährt. In der Kolonie wird dafselbe verdoppelt, Das

Garde und die Spezialwaffen auszuwählen. h Armee mit Maunschaften soll folgendermaßen vor sich gehen. - Zu- j

Engagement dauert vier Jahre; rach Ablauf dieser Frist haben die Arbeiter das Recht, freie Rückfahrt in die Heimat zu bean- \pruchen.

2. März. (W. T. B.) Bei den gestern stattgehabten Ersaßwahlen für die Naticnalversammlung wurden na den bis jeßt vorliegenden Nachrichten im Departement Vienne für Lepetit (Republikaner) 30,890 und für Beauchamp 26,560 Stimmen, im Departement Vaucluse für Ledru Rollin 16,363 und für Billioti 14,757 Stimmen abgegeben. (Vgl. unter Tel. Dep.)

Versailles, 28. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung wurde der Antrag, be- treffend die gerihtlihe Verfolgung des Deputirten Melvil Blon- court, mi: 552 gegen 64 Stimmen angenommen. Bei der darauf folgenden fortgeseßten Berathung der Steuervorlagen wurde der elebut der Kommission auf Besteuerung der Glaswaaren ab- gelehnt.

Spanien. Madrid, 28. Februar. (W. T. B.) Die amtliche Gua veröffentliht ein Telegramm des Generals Mo- riones vom 29. d. aus dessen Hauptquartier Larigida. In dem- selben heißt es: Die Armee hat die Vershanzungen von San Pedro nit forciren können; es is sogar dem Feinde gelungen, unsere Linie an einer Stelle zu durchbrehen. Der General for- dert Verstärkungen und einen anderen Ober-Befehlshaber für die Armee; er behauptet die Stellungen bei Somorrostro und die Verbindung. mit Castro.

Das amtliche Blatt enthält ferner eia Dekret des Marschalls Serrano, in welchem er erklärt, daß er, da die Funktionen eines Staats-Oberhauptes mit deven eines Vor- sizenden des Ministetrathes unverträglih seien, auf die Präsi- dentshaft verzihte und nur die Funktionen eiues Chefs der Exekutivgewalt beibehalten werde; er habe in Folge dessen Zabala zum Präsidenten des Ministerrathes ernannt.

Serrano und Admiral Topete haben sih in ver- gangener Naht nah Sañtander begeben.

Fast alle Telegraphenlinien sind in Folge des \chlechten Wetters unterbrochen.

Ein weiteres Telegramm des Generals Moriones an den Kriegs-Minister beziffert die erforderlihe Verstärkung auf 6 Bataillone und 7 Batterien mit Kanonen verschiedenen Ka- libers, jedes Geshüß mit Munition zu 500 Schüssen. Primo Rivera ift leiht verwundet, führt jedoh sein Kommando fort. Die Armee hält fortdauernd die Stellungen von Somorroftro, Minon und Provena bis Milquez beseßt. Die Disziplin der Armee is nach der Versicherung des Generals Moriones vortrefflich.

Nach aus dem carliftishen Hauptquartier in Bayonne eingegangenen offiziellen Nachrichten befand sh Don Carlos mit seinem Generalstabe seit dem 22. Februar in Bar- nacaldo, um den Fortgang der Belagerungsarbeiten gegen Bil- bao und die Operationen des Generals Moriones gegen die Be- lagerungstruppen persönlih zu überwachen. Die Beschießung der Stadt Bilbao begann am 22. Februar mit großer Hef- tigkeit. Zur Beschießung waren. 1500 Bomben bestimmt, die Carlisten hatten außerdem Werkstätten eingerihtet, in denen täg- lih 400 Stük Bomben fabrizirt werden konnten. Am 24. Fe- bruar unternahm General Moriones einen dreimaligen Sturm auf die sehr steilen und überall durch passagère Schuÿwerke un- zugänglih gemahten Höhen von Somorröfiro, er würde jedes Mal mit sehr großen Verlusten zukückgeschlagen. Alle auswär- tigen Konsuln haben die Stadt Bilbao vérlassen, die Eroberung von Bilbao wird als zweifellos und nahe bevorstehend betrachtet.

Türkei. Belgrad, 2. März. (W. T. B.) Von der Re- gierung is der Staatsrath Petronievits nah London ge- sandt, um dort über die Aufnahme eines hypothekarishen A n- lehens zum Betrage von 12 Millionen Francs zu vechandeln.

Rumänien. Bukarest, 28. Februar. (W. T. B.) Die Kammer hat 8 Millionen für den Bau von Kasernen und anderen Militärgebäuden bewilligt.

j Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. Februar. Wie der „Nik. Bote“ mittheilt, hat die Kaiserlihe Yacht Li- vadia“ Ordre erhalten, sich am 15. März nah Vliessingen in den Niederlanden zu begeben. Zu gleicher Zeit soll au}ch wenn das Eis kein Hinderniß bietet die Yacht „Dershawa“" sih dort einfinden, welche die „Livadia? nah England zu begleiten be- stimmt ist. Sogleih nach ihrer Rückkunft von dort kehrt die „Livadia“ ins Schwarze Meer zurück.

Ueber die Organisation der russischen Armee nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wird der „Mosk. Z.“ aus St. Petersburg geschrieben:

Die Stärke der aktiven Truppen zu On soll 750,000 Mann betragen, darunter 90,000 Maun Lokaltruppen, d. h. Kreis- und andere ähnliche Kommandos, deren Fortbestand . für nothwendig gehalten wird. Anfangs soll die Absicht bestanden haben, dieselben eingehen zu lassen, da sie „dem Militärressort keinen Nußen bringen“, sondern nach der Art ihrer Obliegenheiten „nur dem Civilressort die- nen*, Doch werden dieselben nicht aufgelöst werden, da man befürch- tet, daß das Ministerium des Innern niht im Stande sein werde, alle Obliegenheiten der Lokalkommandèos zu bewältigen. Obgleich das Statut über die Militärpflicht eine sechsjährige Dienstzeit festseßt, so stellt es doch (§. 21) dein Kriegs-Ministerium frei, auch vor Ablauf diescs Zeitraums Leute zur Reserve überzuführen, und foll die Sache daher derartig, eingerichtet werden, daß die Dienstzeit bei der Infanterie de sacto nur vic: Jahre beträgt. Sowohl die Regimenter als auch die Artillerie werden zu beftimmten Einberufungsbezirken angeschrieben werden und hiernach auch die Dislokation der Truppen vorgenommen werden. Somit wird jeder Truppentheil, mit Auss{luß der Garde und ciniger Spezialgattungen, aus Einheimischen bestehen. Der Bestand der Lokaitiuppen wird folgender sein: a) die Centralverwaltung in jedem Birk, d. h. der Chef der Lokaltruppen mit seinem Stabe; b) in jedem Gouvernement ein Militärchef, gleichfalls mit seinem Stabe. In jedem Kreise (an manchen Orien für zwei Kreise) ein Chef der Reservetruppen mit einem oder zwei Gehülfen und dem nothwendigen Personal an Schreibern und Leuteu zur Verwaltung tes Eigenthums. Ünter der Leitnng des Chefs der Reserven stehen auch die Kreis- kommandos. Der Chef der Reserven hat in Friedenszeiten die Re- fruten zu empfangen, die Verzeichnisse der im Kreise wohuhaften Ne- serviften ¿u führen und für -dieselben die erforderlihe Anzahl an Uniformstücken für den Fall der Einberufung aufzubewahren. Auch ift es seine Sache, die Rekruten unter die beim Bezirke angeschriebenen Truppentheile zu vertheilen, sowie eine Anzahl von Leuten für die Die Kompletirung der kfompletirt der Chef der Meserven die bei ihm an- Truppentheile und \chreitet dann exst zur For- Reservebataillons, das zwar einen besonderen Truppenkörper bildet, aber dennoch im Zusammenhange mit dem Regiment bleibt, Die Reservebataillone haben die Be- stimmung, - die Regimenter für den Fall eines Abgang:8 bei denselben zu kompletiren, weshalb sie stets so zu dirigiren sind, daß sie in zweiter Linie hinter den aktiven T Stellung nehmen. Nach dec Bildung der Reserve-Bataillone witd die Formirung der Ersaz-Bataillone vorgenomnicn, und zwar so vieler in jedem . reise, als die Zahl der nah Formirung dex Reserven noch vorhandeneu

nächst geschriebenen mirung des

. a. Hr. Geheimer Registrator Dr. Brecht: Die Familie Uhden.

Mannschaften gestattet. Kadres werden füc diese Reserve- und Er- faß-Bataillone zu Friedenszeiten nit bestehen sondern die Leute den- selben nur auf dem Papier zugezählt, nah Liften, in welche alle die- jenigen eingetragen werden, die bei der Entlassung zur Reserve cin Attest als ausgezeichnet für den Fronkedienst erhalten, Diese Leute müssen die Chefs der Reserven kennen.

Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh find heute Abend 8 Uhr mit einem Extrazuge von hier abge- reist, Sämmtliche Großfürsten waren auf dem Bahnhofe an- wesend. Der Kaiser begleitete die Hohen Neuvermählten bis Gatschina.

_Amerika. Washington, 26. Februar (per Kabel), Präsident Grant hat dem Kongreß eine Botschaft übersandt, worin er empfiehlt, daß der bevorstchenden hundertjährigen Jubi- säums - Ausftelung in Philadelphia ein nationaler wie inter- nationaler Charakter beigelegt werden solle. Im Weiteren räth er an, den Erfolg des Unternehmens durch andere Geseße zu fichern. Der auf diese JIubiläums-Ausstellung bezügliche Geset- entwurf ist dem Senat unterbreitet worden.

_— Aus Toronto wird unterm 27. d. M. telegraphirt: „Die Handelsbehörde des Dominion hat beschlossen, die Wiederherstellung eines Gegenseitigkeitsvertrages mit den Ver- einigten Staaten zu begünstigen.

Die Nr. 9 (Il. Jahrgang) des „Central-Blatts für das Deutsche Rei ch“, herauéêgegeven im Reichskanzler - Amt (Carl Heymanns Verlag, Berlin) vom 27. Februar, hat folaenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungsfahen: Verweisungen von Ausländern aus dein Reichsgebiete. Münzwesen: Ueberfiht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Zoll- und Steuerwesen: Nachweisung der Ein- nahmen an Wechselstempeisteuer fur den Monat Januar 1874. Militärwesen: Mittheilung, betreffend anderweite Benennung von zur Ausftellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Qualifikation für den einjährig freiwilligen Miliiärdienft berehtigten Lehranstalten. Marine und Schiffahrt: Mittheilung, betreffend Seeschiffer-Prü- fung. Postwesen: Bekanntmachungen, betreffend Korre]pondenz- verkehr mit Aegypten und Nubien; Fahrvostsendungen nah Jtalien via Schweiz; “orre¡pondenz mit Gibraltar. Konsulatwesen: Erequa-

_turertheilung.

Neichstags- Angelegenheiten.

Ven dem Deutschen Parlaments-Almanach, begründet und herausgegeben von Dr. Georg Hirth ist soeben die 11. Aus- gabe, 1. März 1874. (Leipzig, Verlag von G. Hirth 1874) erschienen. Dieselbe enthält biographi|che Notizen über die Mitglieder des Reiché- tags, Uebersichten üver die Wahlkreise umd deren Abgeordnete, die Personalien des Reichstags, des Bundesraths, dessen Ausschüsse, der Centralbe(zörden des Deutschen Reichs, der Mitglieder des Reichstags nach dein Lebensalter 1c.

Statistische Nachrichten.

—- Nah der jeßt aufgestellten Uebersicht der Einnahmen an Zöllen und gemeinuschaftlichen Verbrauchssteuern im Zollgebiet des Deutschen Reichs für den Monat Ja- nuar d. J. beläuft fih der Gesammtertrag sämmtlicher in Betracht fommenden Abgabenzwcige auf 6,317,100 Thlr. gegen 7,085,317 Thir. im Monat Januar 1873, hat im laufenden Jahre also um 768,217 Thlr. abgenommen. Von dieser Einnahme sind jedoch in Abzug zu bringen die auf gemeinfchaftlich?e Rechnung gezahlten Boni- fifationen für in daé Ausland geführten Zucker, Tabak, Branntwein 2c. mit 216,521 Thlr. gegen 167,734 Thir. in 1873, so daß sich der Reinertrag sämmtlicher Zölle und Steuern auf 6,100,579 Thlr. gegen 6,917,583 Thlr. in 1873 stellt, mithin eine Abnahme um 817,004 Thlr. oder 11,8 Prozent nahweist. Am bedeutendsten war der Ausfall bei den Zöllen, welche im Ganzen 3,372,495 Thlr. lieferten, 879,425 Thlr. weniger als in 1873. Auß rdem hat die Einnahme abgenommen bei der Rübenmuckerstetter (94,520 Thlr.) um. 50,252 Thlr., bei der Salz- steuer (1,0:2,236 Thir.) um 15,895 Thlr., bei der Branntweinsteuer (402,708 Thlr.) um 4973 Thlr. Einen höheren Ertrag als im Vor- jahr weisen dagegen nah: die Tabaksfsteuer (33,840 Thlr.) um 15,470 Thlr., die Uebergangsabgabe von Branntwein (4523 Thlr.) um 3310 Thlr., die Braufteuer (747,771 Thlc.) um 114,581 Thlr., die Uebergangsabgake von Bier (22,486 Thlr.) um 180 Thlr.

Wie sih in den einzelnen Bundesitaaten der Ertrag der Zölle und: Steuern im Januar d. J. im Vergleih zum Vorjahre gestaltet hat, läßt sich aus Folgendem entnehmen: Preußen 3,356,835 Thlr. (1873: 3,945,673 Thlr.) und zwar: Ostpreußen 137,995 Thlr. (1873: 128,068 Thlr.), Westpreußen 107,443 Thlr. (1873: 80,217 Thlr.), Brandenburg 469,106 Thlx. (1873: 539,659 Thlr.), Pommern 205,471 Thlr. (1873: 224,675 Thlr.), Posen 160,803 Thlr. (1873: 137,511 Thlr), Sthlesien 345,570 Thlr. (1873: 359,413 Thlr. ), Sacbien 309,054 Thlr. (1873: 365,675 Thlr.), Schleswig-Holstcia 136,362 L (1873: 179,333 Thlr.), Hannovir 279,506 Thlr. (1873: 398,779 Thlr.), Westfalen 223,592 Thlr. (1873: 339,205 Thlr.), Hessen-Nassau 276,767 Thlr. (1573: 310,879 Thlr.), Rheinprovinz 697,225 Thir. (1873: 875,204 Thlr.) Hohenzellern 7939 Thlr. (1873: 7055 Thtr.); ferner: Lauenburg 2621 Thlr. (1873: 2955 Thlr.), Haupt-Zollämter : Lübeck 44,714 Thlr. (1873: 54,567 Thlr. ), Bremen 35,768 Thlr. (1873: 42,083 Thlr. ), Hamkurg 87,108 Thlr. (1873: 105,064 Thlr.), sodann : Bayern 392,067 Thlr. (1873: 373,560 Thlr.), Sachsen 428,325 Thlr. (1873: 517,641 Thlr.), Württemberg 280,229 Thlr. (1873: 258,114 Thlr.), Baden 521.876 Thlr. (1873: 494,945 Thlr.), Hessen 122,276 Thlr. (1873: 167,038 Thlr.), Medcklenbarg - Schwerin und Streliß 42,959 Thlr, (1573: 37,076 Thlrc.), Sachsen-Weimar 15,263 Thlr. (1873: 15,232 Thlr.), Oldenburg 16,873 Thlr. (1873: 26,739 Thlr.), Braunschweig 424,481 Thlr. (1873: 411,745 Thlr.), Sachsen-Meiningen 67,793 Thlr. (1873 : 60,441 Thlr.), Sachsen-Altenburg 19,730 Thlr. (1873: 20,774 Thir.), Sachsen-Coburg-Gotha 28,383 Télr. (1873: 27,234 Thlr.), Anhalt 12,478 Ttlr. (1873: 11,589 Thir.), Schwarzburg-Rudolstadt 13,667 Thlr. (1873 : 17 623 Thlr.), Schwarzbu:g-Sondershausen 12,197 Thlr. (1873: 2722 Thir.), Reuß ä. L. 2106 Thlr. (1873: 2840 Thlr.), Reuß j. L. 11,317 Thlr. (1873: 12,497 Thlr.), Elsaß - Lothringen 369,509 Tblr. (1873: 427,671 Thlr.). Hierzu treten dann noch die im Großherzogthum Luxemburg aufgekommenen, mit dem Reiche ge- meinschaftlihen Zölle und Steuern im Betrage von 48,525 Thkr. (1873: 49,494 Thlr.)

Kunst, Wissenschaft uud Literatur.

Berlin, 2. März. In der 159. Versammlung des Vereins für die Geschihte Berlins am Sonnabend, den 28. Februar, im Bürgersaale des Rathhauses, wurden folgende Vorträge gehalten : Ges lesen ven Hrn. Magistrats-Sekretär Meyer. b. Hr. Geheimer Hofrath Schneider: Die Engländec vor Berlin 1620. Gelesen von Hrn. Haupt- mann Schnackenbuug. ec. Herr Geheimer Archiv-Rath G. Friedländer: Berolincusia. Gelejen von Hrn. Oberst von Held.

_— Die Nr. 18 der Wissenschaftlihen Beilage der Leipziger Zeitung vom 1, März hat folgenden Jnhalt: Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, 11 Haupttheil, 4. Baud. Urkunden« buch der Stadt Meißen uud ihrec Klöster. Recensionen, Bespre- chungen u. |.-w.

_ Darmstadt, 26. Februar. Gestern 10 Uhr 2 Minuten wude in der Kirchstraße eine ziemlich bemcrklizé zitternde Erderschüitc- rung verspirt, ohne daß ein Getöse wahrgenommen werden ronute,