1874 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Mar 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Werner, interim. Kasernen-JInspektor in Darmstadt, zum Kasernen- Inspektor ernannt. : i i

Den 28. Januar 1874. Crufius, Proviantmstr. in Straß- burg, noch Schleswig, Kühl, Proviantmstr. in Schleswig, nah Straßburg verseßt. i 4

en 4. Februar-1874. Kühnel, internim. Kasernen-Inspektor

in Breêlau, zum Kasernen-Inspektor ernannt. i

Den 5. Februar 1874. Zantopf, interim. Käsernen-Jnspektor,

zum Kasernen-Inspektor ernannt. 4 Den 22. Februar 1874. Brandes, Depot-Magazinverwal-

ter in Jüterbog, als Proviantamts-Assistent nah Wesel, Nowattny, Proviantamts-Assistent in Wejel, als Depot-Magazinverwalter nah Jüterbog verseßt.

Die heut ausgegebene Nr. 10 der Allgemeinen Ver- loosungs-Tabelle des Deutschen Reichs- und Königlich Preu- ßischen Staats-Anzeigers enthält die Ziehungslisten folgender Pa- piere: Badische 4proz. Eisenbahn-Obligationen de 1859— 1864. Badische 35 Fl.- Anleihe. Barletta 50 Lire-Loose de 1870. Bayerische 4proz. Prämien-Anleihe de 1866. Berlin-Stettiner Eiscnbahn-Prioritäts-Dbligationen. Brüs - \seler Prämien-Anleihe de 1872. Coburger Bierbrauerei- Aktien - Gesellschaft, Prioritäts - Obligationen. Duisburger, Schwiebuser, Sonneberger Stadt-Obligationen. Kur- und Neumärkishe Pfandbriefe (Rückstände). Lebuser, Lublinizer, Ostrowo'er, Preußisch - Stargarder, Teltower, Thorner, Westhavelländische Kreis-Obliga- tionen. Pappenheimer Prämien-Anleihe. Prager Ketten- brück-Aktien. ODesterreihische Prämien-Anleihe de 1864. Russisch-Englische 4¿proz. Anleihen de 1849 und 1860 (Rückstände). Russishe fkonsolidirte Eisenbahn - Obliga- tionen (Russish-Englishe 5 proz. Anleihen de 1870, 1871, 1872) (Rückstände). Sachsen - Meiningenshes Staats- Prämien-Anlehen. Schles\i\che Pfandbriefe Litt. B. (Rück- stände). Schwedishe Wexiò 4proz. Güter-Hypotheken-Ver- eins-Anleihe. Schwedi\sche 4¿ proz. Reichs - Hypothekenbank- Pfandbriefe de 1862. i

Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und is zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlih durch alle Postanstalten zu beziehen, in Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 2 Sgr.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Prenßen. Berlin, 7. März. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Mi- litärkabinets entgegen und empfingen Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht.

Ihre Kaiserlihen und Königlihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin empfingen gestern Vormittags 10/2 Uhr den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Grafen und der Gräfin von Flandern. Um 111 Uhr ertheilte Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit dem Grafen Platen-Hallermünde Audienz. Beide Höchsten Herrschaften be- gaben Sih Nachmittags 21/2 Uhr zum Dejeuner zu Ihren Kö- niglichen Hoheiten dem Grafen und der Gräfin von Flandern in das Königliche Schloß, von wo Se. Kaiserlihe und König- lihe Hoheit die Höchsten Gäste zur Verabschiedung nah dem Anhaltishen Bahnhofe geleitete. :

Der Bundesrath und die vereinigten Aus\{hü}se für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sizungen.

Das Bundesamt für das Heimathswesen hat ausgesprochen, daß als Ort des Dienstverhältnisses im Sinne des §. 29 des Reichsgesezes vom 6. Juni 1870 nit jeder Ort anzusehen is, an welhem ein Gewerbegehülfe das Ge- werbe feines Arbeitgebers im Umherziehen betreibt.

Im ferneren Verlauf der gestrigen Sißung des Deut- hen Reichstages ergriff in der Berathung des Gesehes über den Impfzwang der Abgeordnete Dr. Zinn das Wort, der durh Zahlenangaben den großen Nugzen der Vaccination und Revacci- nation nahwies. Der Bundesbevollmächtigte Ministerial-Rath von Riedel (\. unter Reichstagsangelegenheiten) theilte statistisches Material für diese Frage mit. Dann wurde §8. 1 in der von

der freien Kommission vorgeschlagenen Fassung angenommen :

Der Impfung mit Schußpocken foll unterzogen werden:

1) jedes Kind vor dem Ablaufe des auf sein Geburtsjahr folgen- den Kalenderjahres, sofern es nicht nach ärztlihem Zeugniß (§. 10) die natürlichen Blattern überstanden hat; : ;

2) jeder Zögling einer öffentlichen Lehranstalt oder einer Privat- \hule, mit Ausnahme der Sonntags- und Abendschulen, innerhalb des Jahres, in welchem der Zögling das zwölfte Lebensjahr zurülegt, sofern er nicht nach ärztlihem Zeugniß in den leßten fünf Jahren die natürlihen Blattern überstanden hat oder mit Erfolg geimpft wor- den ist.

Ohne Diskussion wurden angenommen:

8. 2. Ein Impfpflichtiger (§. 1), welcher nach ärztlihem Zeug- niß ohne Gefahr für sein Leben oder für seine Gesundheit nicht ge- impft werden kann, is binnen Jahresfrist nah Aufhören des diese Gefahr begründenden Zustandes der Impfung zu unterziehen.

Ob diese Gefahr noch fortbesteht, hat in zweifelhaften Fällen der zuständige Impfarzt (s. 6) endgültig zu entscheiden.

8. 3. Ist eine Impfung nah dem Urtheil des Arztes (§. 5) erfolglos geblieben, so muß sie spätestens im nächsten Jahre, und, falls fie auch dann erfolglos bleibt, im dritten Jahre wiederholt werden. ! i Die zuständige Behörde kann anordnen, daß die leßte Wieder- holung der Impfung durch den Impfarzt (Z. 6) vorgenommen werde.

. 4. Ist die Impfung ohne geseßlihen Grund (§8. 1, 2) un- terblieben, so ist sie binnen einer von der zuständigen Behörde ‘zu seßenden Frist nachzuholen. / N

8. 5, Jeder Impfling muß frühestens am sechsten, spätestens

am achten Tage nah der Impfung dem impfenden Arzte vorgestellt

werden.

Für die 88. 6 und 7 hatte der Abg. Buhl folgende Fassung vorgeschlagen : ;

„In jedem Bundesstoate werden Impfbezirke gebildet, deren A einem Impfarzte unterstellt wird. Der Impfarzt nimmt in er Zeit von Anfang Mai bis Ende September jeden Jahres an den vorher bekannt zu machenden Orten und Tagen für die Be- wohner des Impfbezirks Jmpfungen unentgeltlich vor. Die Orte für die Vornahme der Impfungen, sowie für die Vorstellung der Impflinze (§. 5) werden so gewählt, daß kein Ort des Bezirks vou dem nächst belcgenen Jmpforte mehr als 5 Kilometer entfernt ist.“

Der §. 6 wurde in dieser Fassung troy des Widerspruchs des Bundes - Kommissars angenommen. Die §8. 8 und 9 wurden ohne Debatte, ein von der freien Kommisfion beantrag-

ter 8. 9a. ohne ecrheblihe Debatte angenommen; der letztere lautet:

„Die Landesregierungen haben nah näherer Anordnung des Bun- desrathes dafür zu sorgen, daß eine angemessene Anzahl von Jmpf- instit iten zur Beschaffung und Erzeugung von Schußpocken-Lymphe eingerichtet werde. Die Impfinstitute geben die Shußpocken-Lymphe on die öffentlichen Impfärzte unentgeltlich ab und haben über Her- kunft und Abgabe derselben Listen zu führen. Die N Impf- ärzte sind verpflichtet, auf Verlangen Schußpocken-Lymphe, soweit ihr entbehrlicher Vorrath reiht, an andere Aerzte unentgeltlich abzu-

geben. Um 4t{ Uhr vertagte fich das Haus bis Montag 12 Uhr.

An Reihs-Goldmünzen waren bis zum 15. Fe- bruar 200,697,500 Mark in 10 Markstücken ausgeprägt worden. In der Woche vom 15. bis 21. Februar wurden ferner in Ber- lin geprägt 299,110 Mark; mithin Gesammt-Ausprägung 200,996,610 Mark in 10Markftücken.

An Reichs - Silbermünzen und zwar in 1 Mark- flüüden waren bis zum 15. Februar d. I. 5,600,219 Mark und in Zwanzigpfennigstücken 2,711,886 Mark 40 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 15, bis 21. Februar 1874 find ferner geprägt in 1 Mark- ftücken: in Berlin 269,336 Mark, in Hannover 64,590 Mark, in Frankfurt 59,000 Mark, in München 120,045 Mark, in Stutt- gart 116,960 Mark, in Karlsruhe 67,306 Mark, in Darmstadt 31,500 Mark, in Zwanzigpfennigftücken in Hannover 60,661 Mark in München 38,852 Mark 20 Pfennige, in Dresden 106,300 Mark, in Stuttgart 36,045 Mark 20 Pfennige, mithin stellt sich die Gesammt-Ausprägung in Reichs-Silbermünzen auf 9,282,700 Mark 80 Pfennige und zwar in 1 Markstücken 6,328,956 Mark und in Zwanzigpfennigstücken 2,953,744 Mark 80 Pfennige. N

AnReihs-Nickel münzen und zwar in Zehn-Pfennigstücken waren bis zum 15. Februar d. I. 761,890 Mark 40 Pf. ausgeprägt worden. In der Woche vom 15. bis zum 21. Februar 1874 sind ferner in solchen Stücken geprägt: in Berlin 29,896 Mark 60 Pfennige, in Frankfurt a. M. 24,414 Mark 30 Pfennige, in München 10,787 Mark 60 Pfennige, in Stuttgart 12,561 Mark, in Karlsruhe 13,650 Mark, in Darmstadt 4375 Mark, mithin Gesammt-Ausprägung in Reichs - Nikelmünzen 857,574 Mark 90 Pfennige. :

An Reihs-Kupfermünzen waren bis zum 15. Februar d. I. und zwar in 2 Pfennigstücken 113,117 Mark 34 Pfennige und in 1 Pfennigstücken 16,860 Mark 5 Pfennige ausge- prägtworden. In der Woche vom 15. bis 21. Februar 1874 sind an 2 Pfennigftücken ferner geprägt: in Berlin 2351 Mark 20 Pfennige, in Hannover 4132 Mark 40 Pfennige, in Frankfurt a. M. 1500 Mark, in München 2152 Mark 90 Pfen- nige, in Stuttgart 2394 Mark 60 Pfennige, in Darmstadt 1950 Mark; an 1 Pfennigstücken in Berlin 1696 Mark 70 Pfennige, in Hannover 1994 Mark 20 Pfennige, in Frankfurt 750 Mark, in München 1003 Mark 92 Pfennige, in Karlsruhe 1125 Mark; mithin eine Gesammt-Ausprägung in Reihs-Kupfermünzen von 151,028 Mark 31 Pfennige, und zwar in 2 Pfennigstücken 127,598 Mark 44 Pfennige, in 1 Pfennigstücken 23,429 Mark

7L Pfenuge 4 S

Nah angestellten Grmittelungen erstreckt \sih die Land- briefbestellung im Deutschen Reihs-Postgebiet gegen- wärtig auf 50,000 Ortschaften. Dieselben werden von 10,500 Landbriefträgern belaufen. Es sind über 17,000 Landorte amit Post-Brieskasten versehen. Diese Orte werden regelmäßig t äg- l ih (excl, Sonntag) vonden_Landbriefträgern belaufen. Von den Ortschaften, welche Briefküsten noch nicht besißen, werden 19,000 täglich belaufen. Es haben somit 36,000 Landorte täg- lihe Postverbindung, Die übrigen 14,000 Landorte werden nur dann begangen, wenn Sendungen dorthin zu bestellen sind. Um den Landbriefbestellungsdien| noch weiter zu vervollkommnen, ist für das Jahr 1874 eine Vermehrung der Landbriefträger um 400, sowie auch die Verkleinerung der Reviere durch Er- rihtung von 340 neuen Postagenturen, in Aussicht genommen worden.

memem

e Der General-Lieutenant von Colomb, Kommandant von Cassel, welher vor Kurzem hierzu ernannt und aus diesem Anlaß zur Abstattung persönliher Meldungen hier eingetroffen mas hat fich zum Antritt seiner neuen Stellung nah Cassel be- geben.

Der Oberst und Abtheilungé-Chef im Kriegs-Ministe- rium von Hartmann is in dienstlihen Angelegenheiten auf einige Tage nah Magdeburg gereist.

Stettin, 3. März. Der Wirklihe Geheime Rath und General-Landschafts-Direktor von Köller eröffnete heute als Vorsißender den 45, Kommunal-Landtag von Ältpom- mern mit einem dreifahen Lebehoch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser und König von Preußen, zu welchem die Ver- sammlung einstimmend sich erhob. Der Vorsißende übertrug dem Landrath von Puttkamer-Versin das Amt des Censors und die Führung der Präsenzliste und theilte mit, daß als Stellver- treter einberufen seien: 1) der Rittmeister a. D. von Schöning auf Megow für den Landrath a. D. von Wedell-Cremzow, 2) dex Rittergutsbesißer von Lepel auf Neuendorf für den Ritter- gutsbesißer von Lepel-Neyzelkow, 3) der Rathsherr Sievert zu Stolp für den Rathsherrn Grunau daselbst, 4). der Bürger- meister Zingler zu Neustettin für den Bürgermeister Müller zu Côslin, 5) der Kaufmann Nippkow zu Lauenburg für den Kommerzien-Rath Hemptenmacher zu Rügenwalde, 6) der Kauf- mann v. Stade zu Anclam für den Kaufmann Wendorff daselbst. Als neu eingetreten wurden dem Landtage vorgestellt die Abgeordneten: Rittmeister von Schöning auf Megow und Raths- herr Sievert zu Stolp.

Demnächst vertheilte der Vorsizende die eingegangenen Pro- ponenda.

Darauf wurde die heutige erste Sizung ge\{chlo\}en und die nächste Sizung auf den 4. März anberaumt.

Trier, 6. März. (W. T. B.) Heute Abend 5/, Uhr is der hiesige Bishof Dr. Eberhard durch den Landrath ver- haftet und in das hiesige Gefängniß gebracht worden.

ASürttemberg, Stuttgart, 5. März. Der Herzog und die Herzogin Eugen Erdmann von Württem- berg mit Tochter, der Herzogin Pauline find gestern Abend zum Besuche der Königlichen Familie hier angekommen und im Königlichen Residenzsc{lo}se abgestiegen.

Dur Art. 7 des Finanzgeseßes vom 30. Januar d. I. ist dem Departement des Innern zur Entschädigung der dur die reihsgeseßlihe Aufhebung der Floßabgaben benachthei- ligten früheren Besißer dieser Gefälle ein\{hließlich 47 Prozent Zinsen vom 1. Juli 1872 bis 1. März 1874 die Summe von 74,618 Fl. 28 Kr. aus dem württembergishen Antheil an

der französischen Kriegsents{hädigung ausgeseßt worden. Nachdem die bisher Abgabeberechtigten, der Vertreter der früher abgabepflihtig gewesenen Flößerschaft, die Gemein- den und Bezirksbehörden über den rechtlihen Bestand, den Umfang und den Geldwerth der Bezugsrechte, wiederholt vernommen wurden und bezüglich der Berehnung der Abfin- dungssumme das Anerkenntniß der Betheiligten herbeigeführt worden ist, wurde durch Allerhöchste Entschließung vom 5. d. M. die Bezahlung der Entschädigungssummen für 18 einstige Hebe- stellen am Neckar angeordnet.

Wie dem „St. A. f. W.° aus verläßliher Quelle mit- getheilt wird, sind die durch das jüngst verabschiedete Geseß vom 7. vorigen Monats gewährten Aufbesserungen der Mili- tärpensionen und der Bezüge der Invaliden aus den Feldgügen 1812/15 und 1866 in den letzten Tagen bei dem Kriegszahlamte angewiesen worden und werden demnächst zur Auszahlung gelangen.

Mecklenburg. Schwerin, 6. März. (W. T. B.) Die beiden mecklenburgishen Regierungen wollen die Ant- wort der Stände in der Verfassungsangelegenheit unter Vorbehalt der Wiederaufnahme der Verhandlungen und unter der Vorausseßung annehmen, daß di: Stände auch ihrerseits bestrebt sein werden, eine endlihe Verständigung auf Grund der Vorlage herbeizuführen. Der Landtag soll morgen ge\chlo#- sen werden.

Braunschweig. Braunschweig, 5. März. Ueber die Grundzüge des zwischen dem Herzog und der Stadt Genf am 26. d. abgeschlossenen Vertrages, wird dem „Br. Tgbl.* Fol- gendes geschrieben:

„Die Basis der Erbauseinanderseßung über das Testament des Herzogs Karl ift auf den status quo des Besibes gegründet, mit Aus- nahme der dem Fideicommißvermögen angehörenden Kleinddien, zu welhen u. A. bekanntlich au) das Onyrgefäß gehört. Leider fehlt an demselben nach Mittheilungen aus Genf die frühere geschmadckvolle Goldfassung. Nach dem zwischen den Vertretern der Berechtigten ab- geschlossenen Vertrage bleibt das im hiesigen Lande befindlihe und jeit 1830 fkuragtorisch verwaltete beweglihe und unbewegliche Ver- inôgen des Herzogs Kacl als Aequivalent für dem Lande entfremdete Vermögenstheile, sammt und sonders im Besiß Sr. Hoheit des Her- zogs, wogegen Se. Hoheit auf cle weiteren Ansprüche an die der Stadt Genf zugefallenen Erbschaft verzichtet. Nach ungefährer Wertl- \{chäßung beträgt das bisher im Namen des Herzogs Karl durch die Kuratoren Präsident Dr. Trieps und Regierungs-Rath Neubourg ver- waltete, im hiesigen“ Lande befindlihe Vermögen zwischen 8- und 900,600 Thlr. Vor Dr. Trieps wurde längere Jahre hindur die Kuratel durch den verstorbenen Obergerichté-Rath Baumgarten geführt."

Der Stadt Genf wird übrigens, wie dasselbe Blatt meldet; neuerdings von Seite des Steuer-Departements des Kantons von der Erbschaft des Herzogs Karl eine Erbschafts\steuer von 2,471,401 Franks abverlangt. Der Genfer Gemeinderath hat die Berechtigung dieser Forderung, gestüßt auf das Gutachten mehrerer Advokaten, bestritten und in erfter Linie an den Staats- rath rekurrirt.

Anhalt. Dessau, 3. März. Im Herbste vorigen Jahres hat sich in Halle a. S. ein Gefängnißverein für die Provinz Sachsen und das Herzogthum Anhalt gebildet, welher nah dem Vorbilde der großen und \{chon seit 47 Jahren bestehenden Rheinish-Westfälischen Gefängnißgesellshaft den Zweck verfolgt, den aus den Gefängnissen und Zuchthäusern Entlassenen die Rükehr zu einem ordentlihen Wandel und ehrlichen Erwerbe durch Rath, Fürsprahe und wo es nöthig und rathsam ift, durch materielle Unterstüßung zu erleichtern, auch sich der oft hülflosen Familien der Gefangenen anzunchmen. Heute war nun, wie der „Anh. Staats-Anzeiger“ meldet, im hiesigen Kreisgerichts- Gebäude eine Anzahl von Männern versammelt, welche, von dem Herrn Kreisgerihts-Direktox Pietscher berufen und geleitet, über die Gründung eines den Dessauischen Kreis umspan- nenden Kreisvereins beriethen. Die Nothwendigkeit eines solchen Vereins wurde allseitig anerkannt; über die vom Halli- hen Provinzial- und Landesverein vorgelegten Statuten wollte man indessen noch nicht endgültig beschließen. Vielmehr wurde zunächst ein provisorishes Komite gewählt, bestehend aus den Herren Kreisgerichts-Direktor Pietscher, Regierungs-Rath Walther und Diakonus Grape, und demselben aufgetragen, die definitive Konstituirung des Vereins für den Dessauischen Kreis vorzube- reiten und thunlich# bald zu bewerkstelligen.

Lübeck, 5, März. Die gemeinsame Kommission des Senates und der Bürgerschaft zur Bearbeitung von Vorlagen für eine Revision der Verfassungsurkunde hat ihre Arbeiten jezt beendigt. Unter den Aenderungen is hervorzuheben die Herabsezung der Beschlußfähigkeit des aus 30 Mitgliedern bestehenden Bürgeraus\chusses von der jeßigen Zahl von 20 auf 15 neben Erhöhung seiner Kompetenz in Geldbewilligungen von der jeßigen Courantmarksumme auf die doppelte Summe in Reichsmark. Ueber die Anträge der Kom- misfion hat zunächst der Senat zu befinden, der dann erst seinerseits die an die Bürgerschaft zu bringenden Anträge formulirt.

Desterreich-Ungarn. Wien, 5, März. Das Herren- haus nahm die Wahlen für die Kommission betreffs Errichtung eines Verwaltungsgerihtshofes und die Budgetkommission vor und fodann in dritter Lesung die Geseßentwürfe über die Wahrung der Rechte der Pfandbriefbesißer, Über die Bemessung der Reisegebühren für die Mitglieder des Abgeordnetenhauses, über die Aushebung des Rekrutenkontingents für 1874 an; ferner das Gesetz betreffs der Begünstigung hinsihtlih der Ge- bührenpfliht der anläßlih des Kaiser-Jubiläums und der Ver- mählung der Erzherzogin Gisela errihteten Stiftungen und das Gesetz, betreffend die steuerfreien Jahre von Neu-, Um- und Zu- bauten . 6. März. Die Reise des Kaisers nah Pesth is, wie von dort gemeldet wird, um einige Tage verschoben worden.

Das Herrenhaus hat in seiner heutigen Sizung den Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Shweden und Nörwegen, sowie den Postvertrag mit Rußland angenommen.

Im Abgeordnetenhause wurde die Debatte über die konfessionellen Gesehe fortgeseßt. Gegen die Vorlage sprachen Lienbacher und Harrant, für dieselbe Eduard Sueß, welcher im Laufe seiner Rede sein Amendement, betreffend die Vereidigung der Bischöfe auf die Verfassung, ankündigte und empfahl; ebenso Dr. Venturi, welcher erklärte, die Bevölkerung Süd-Tirols begrüße die Gesehvorlage als einen wahrhaft fortshrittlichen le- gislatorishen Akt. In der morgenden Siyung wird die Ge- neraldebatte fortgesetzt.

Der „Deutschen Zeitung®* zufolge hat das Centrum des Abgeordnetenhauses beshlo}sen, gegenüber dem Antrage auf Auf- nahme einer Bestimmung Uber den Eid der Bischöfe in das Ge- seß über Regelung der äußeren Kirchenverhältnisse sich ablehnend zu verhalten. Das gedachte Blatt will wissen, auch die Regie-

rung sei einem Antrage dieser Art niht zugeneigt, wenigstens R der Ministerrath noch keinen förmlichen darauf bezüglichen eschluß gefaßt.

7. März. (W. T. B.) Wie die „Wiener Zeitung“ erfährt, hat der Kaiser die von dem General-Adjutanten Grafen von Bellegarde aus Gesundheitsrüfihten nahgesuhte Ent- lafsung nicht angenommen, sondern demselben einen Urlaub von \sechs Monaten bewilligt.

Pesth, 5. März. Dem Abgeordnetenhause unter- breitete Joseph Gull einen Beshlußantrag, worin die Annullirung des bekannten Ministerialerlasses, betreffend die sächsishe Univer- fität ausgesprohen und das Repräsentationsrecht der Ünistersität anerkannt werden soll. Die vom Honvéd-Minister vor- gelegten Militärgesegentwürfe wurden dem Honvéd-Aus\chuf}se zugewiesen, dessen Neuwahl Sonnabend stattfindet. Vom Ober- hause wurden die Gesehvorlagen über die Handelsverträge und die Modifikationen des Katastergesetzentwurfes überbraht. Die vom Oberhause gewünschten Aenderungen an der Gesezvorlage über die Ableitung der Binnenwässer wurden genehmigt. In der Generaldebatte über den Metermaßgesehz-Entwurf sprachen Szäthmary, Ernst Simonyi und Csaky für die ungarische Be- nennung der neuen Maße und der Handels-Minister Zihy für Beibehaltung der auch vom Centralaus\chu}e angenommenen Originalbezeihnungen. Der Gesezentwurf wurde von der Ma- jorität unverändert angenommen. Der Gesezentwurf üer die Advokatursordnung wurde den Sektionen zugewiesen.

7. März. (W. T. B) Der Minister - Präsident Szlavy gab in der Sitzung des Abgeornetenhauses heute die Erklärung ab, daß das Kabinet bisher seine De- mission noch nicht eingereiht habe, dieselbe aber dem Kaiser bei seinem bevorstehenden Besuche morgen unterbreiten werde.

Agram, 5. März. Der Kaiser hat den Landtagsbe\s{hluß sanktionirt, dem zufolge der Landesregierung ein außerordentli- cher Kredit von 40,000 Fl. für Vorarbeiten zur Universi- täts-Eröffnung bewilligt wurde, welhe nächsten Oktober stattfinden wird.

Belgien. Brüssel, 6. März. Der Herzog und di© Herzogin von Edinburgh besichtigten gestern Nachmittag in Begleitung des Königs und der Königin das Rathhaus, und wohnten am Abend der Vorstellung der Oper „Tannhäuser“ im Theater de la Monnaie bis zum Schlusse bei. Die nieder- ländishe Fregatte „de Valck“ if auf der Rhede von Vließingen eingetroffen, um dem Herzog und der Herzogin bei der Ueberfahrt nah England die üblihen Ehrenbezeugungen zu erweisen.

Großbritannien und Jrland. London, 5. März. Das neue Kabinet trat gestern in Downing-Street wieder zu einer Berathung zusammen, bei der sämmtlihe Minister zu- gegen waren. ,

Der Schaßtkanzler empfing gestern eine Deputation von Mitgliedern der Centralkammer für Landwirthschaft, um ihm die Zwemäßigkeit einer Aufhebung dex Malzsteuer nahe zu legen. Der Minister erinnerte in seiner Antwort die Depu- tation an die Schwierigkeiten, die einen Schaßkanzler, der plög- lih in's Amt tritt, umgeben, und wies darauf hin, daß die Malzsteuer nur einen Theil einer großen und sorgfältige Er- wägung erfordernden, sehr wihtigen Frage bilde. Alles, was er sagen könnte, sei, daß die Regierung den vorgebrachten Argu- menten die ernftlihste Aufmerksamkeit \henken und dieselben bei der Beschlußfassung über die finanziellen Arangements für das Jahr in gehörige Erwägung ziehen würde." g d

Frankreich. Paris, 5. März. Der oberste Kriegs- 1ath hat den Gesegesvorshlag über die Territorialarmee einstimmig angenommen. Dieselbe \oll aus 75 Regimentern bestehen. Der Kriegs-Minister hat sich einzelne Abände- rungén der Detailbestimmungen vorbehalten.

Versailles, 6. März. (W. T. B) In der heutigen Sihung der Nationalversammlung begründete Christophle seine Interpellation über das Verhalten der Regierung gegen- über den Angriffen dés „Figaro“ auf die Nationalversammlung. Derselbe will, daß die lehtere überhaupt niht von Zeitungen angegriffen werden dürfe, und maht dem Ministerium die Parteilichkeit zum Vorwurf, die sich aus der verschiedenartigen Behandlung des „Figaro“ und des „XIX. Siécle“ ergebe. Das Ministerium \chädige damit das Ansehen des Prä- sidenten Mac Mahon. Der Herzog von Broglie wies darauf hin, daß der „Figaro“ widerrufen habe, während andere Zeitungen dies niht gethan hätten, und hob her- vor, daß wohl Niemand den Argwohn hegen werde, der Präsi- dent könne seinen Eid verlegen und der Nationalversammlung den derselben gebührenden Schußz- versagen wollen. Zugleich er- innerte derselbe daran, daß die jetzigen Ansichten der Linken über die Behandlung der Presse von der von derselben zur Zeit der Präsidentschaft Thiers entwickelten vollständig verschieden seien, und versicherte, die Regierung werde der Nationalversamm- lung, die eben im Begriffe stehe, die konstitutionellen Fragen zur Entscheidung zu bringen, Achtung zu verschaffen wissen. Hierauf wurde die einfache, jeden Tadel gegen die Regierung aus\chließende Tagesordnung mit 388 gegen 311 Stimmen an-

genommen.

Spanien. Madrid, 6. März. (W. T. B.) Der Marschall Serrano hat nah den vorliegenden Meldungen vom Kriegs\chauplaße im Norden mit dem General Moriones eine Zusammenkunft gehabt und dessen Truppen inspizirt. Die Verstärkungen, welche seit der Abreise des Mar- \halls nah dem Norden abgegangen sind, belaufen sich auf etwa 16,000 Mann, so daß die Gesammtstärke der Regierungstruppen jeßt etwa 65,000 Mann beträgt. Die Carlisten haben ihre Streitkräfte in einem Umkreise von drei Lieues um Bilbao konzentrirt.

Italien. Rom, 2. März. Der König empfing gestern den japanischen Gesandten beim italienishen Hofe Sano, der A Abberufungsschreiben überreichte, und nah ihm den Nach- pu G Kavassé, welher sein Beglaubigungsschreiben

erreichte,

Im vorigen Jahre wurden der Regierung Gesuche be- ireffs Urbarmahung von 36,340 Hektaren Wald eingereiht, und für 33,824. Hektaren wurde die Erlaubniß dazu ertheilt. Das KForstkomite von Corneo hat 170 Hektaren Wald wieder ange- pflanzt, das von Genua 711 und verschiedene Privatpersonen 1788 Hektaren. '

Türkei. Konstantinopel, 6. März. (W. T. B.) Jn Lahed#\ch (in Jemen, an der Südspiße von Arabien bei Aden) i die Verhaftung einer unter britischem Schuße stehenden Per- on dur die türkishen Truppen zu Mißhelligkeiten zwischen den türkischen und englischen Behörden geführt. Die Freilassung des Verhafteten is britischerseits bisher erfolglos gefordert worden.

Das zwischen dem entlassenen Finanz-Ministcr Hamdi

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Pascha und der Societé ottomane über 130,000 Pfd. Sterl. kürzlih abgeshlossene Vorshußge\chäft is von der türkischen Regierung annullirt worden.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 5. März. Der neuernannte General-Gouverneur von Warschau, General v. Koßebue, ist am 27. Februar von Odessa in Warschau ein- getroffen, und hat am folgenden Tage die Civil- und Militär- behörden, die Geistlichkeit, die fremden Konsuln und die Vertreter der städtishen Behörden empfangen.

Bezüglich der Uebersiedelung der Turkmenen, welche in einzelnen Kreisen des Gouvernements Astrachan als Nomaden leben, nach der Halbinsel Mangys\chlak, hat der „N. Z.“ zufolge das Ministerium der Reichsdomänen folgende Maßregeln zur Bestätigung höheren Orts vorgelegt:

1) Die Turkmenen find durch den Gouverneur eben ohne Staatsunterstüßzung nah der Halbinsel Mangyschlak- überzusiedeln und sih den dort geltenden geseßlichen Bestimmungen über Nomaden zu unterwerfen, oder

2) wenn sie an Ort und Stelle zu verbleiben wünschen, si in- S eines Jahres bei einer Land- odec Stadtgemeinde anschreiben Zu lasen.

3) Wenn leßteres nit erfolgt, werden die Turkmenen auf admi- nistrativem Wege nah Mangyschlak übergeführt werden.

Schweden und Norwegen. Stockho1m, 3. März. Das Konstitutions-Komite des norwegischen Stor- things hat dem Vernehmen nah mit 2 Stimmen die Annahme des Grundgeseßvorshlazes wegen des Zutritts der Staatsräthe zu den Verhandlungen des Storthings in seinem Gutachten be- fürwortct, und soll diese Angelegenheit noch in der ersten Hälfte dieses Monats zur Verhandlung im Storthing gelangen.

; Dánemark. Kopenhagen, 4. März. Die heutige „Berl. Tid.“ enthält eine Königlihe Botschaft an die Isländer in Betreff der Aufstellung eines Verfassungsgesetßes für die besonderen Angelegenheiten Islands, worin der König seine Zufriedenheit darüber zu erkennen giebt, daß das isländische Verfassungswerk, an welhem \o lange Zeit gearbeitet worden, jeßt zum endlichen Abschluß gebracht worden ist, und äußert seine Anerkennung und seinen Dank für das Zutrauen, welches vie Repräsentation _des Landes dem Könige und seiner Regie- rung dadurh bewiesen habe, daß sie ihm die Ordnung dieser wichtigen Sache überließ.

Ueber die finanzielle Stellung des Königlichen Thea- ters am Schlusse des Theaterjahres vom 1. Iuli 1872 bis 30. Juni 1873 hat das Ministerium dem Finanzaus\{huß mitgetheilt, daß, während eine Einnahme von im Ganzen 248,900 Rdl. und eine Ausgabe von 248,032 Rdl. oder ein Uebershuß von 468 Rdl. budgetirt war, die Einnahmen ca. 300,820 Rdl. und die Ausgaben ca. 270,590 Rdl. betragen haben, so daß am Schlusse des Jahres die Abrechnung einen Ueberschuß von ungefähr 30,000 Rdl. aufzuweisen hatte. Das neue Königliche Theater, welhes auf dem Königs-Neumarkt neben dem alten Theater gebaut wird, foll mit Beginn der Theatersaison in diesem Jahre eröffnet werden.

Amerika. (A. A. C.) Nachrihten aus Buenos Ayres vom 31. Januar melden: : „… Die Wahlen, welche morgen stattfinden follen, beschäftigen die öffentliche Aufmerksamkeit ausschließlich, Beide Parteien, die Mitristas wie die Alsinistas, haben Vorkehrungen für einen heißen Kampf ge- troffen, und die Morgenblätter bringen Leitartikel über das erwartete Blutoergießen. Der Grzbishof hat es versucht, fich ins Mittel zu legen, aber nußloser Weise. Die nebenbuhlerishen Parteien blicken mit Eifersucht auf die Vorbereitungen zur Aufrechthaltung der Ordnung. Außer der üblichen berittenen und Fußpolizei, die 1300 Mann ftaxrk ist, und der städtischen Garnison wird ein weiteres Bataillon aus Entre Rios erwartet, Es sind auch Pferde nah den ländlichen Kreisen, wo Krawalle erwartet werden, geshick worden. Gerüchte von Differenzen mit Brasilien siud vielfah im Umlauf, und der Ton der Zeitungen hier und in Rio ist vermessen und fkriegerish. Die Ankunft schwerer Artillerie und Kriegsmunition aus den Vereinigten Staaten und Deutschland, sowie die paraguitishen Schwierigkeiten bestärken diese Gerüchte. Die Cholera herrsht noch immer in ciner milden Form; im Durchschnitt erliegen derselben täglich 7 Personen.

Afrika. Von der Goldküste veröffentlicht die „Western Morning News“ das nachstehende Telegramm:

__ pCape Coast-Castle, 8. Februar. Das Castell feuerte einen Ks- niglichen Salut ab und die Schiffe waren mit Flaggen ges{chmüdckt, da die Nachricht eingetroffen, daß Kumassie nah s{chwerem Kampfe genommen und von unsern Truppen beseßt worden sei; König Koffi ist ein Gefangener und seine Armee is gänzli gesprengt. Heute sollen die Friedensbcdingungen endgültig geregelt werden. Die Schäßze n ¿ls sollen, wie verlautet, weggeführt und vergraben wor-

en fein.

Die britische Admiralität hat indeß noch keine Bestätigung A U von der Gefangennahme des Königs von Aschanti erhalten.

Asien. Ueber den Verlauf der Hungersnoth in Ben- galen meldet ein Telegramm der „Daily News“ aus Dur- bunpah unterm 4. d. M. Folgendes:

„… „Der Nothstand und die Sterblichkeit im östlichen Tirhut ver- größern fih rasch. Jn einem Dorfe unweit Mazufferpore haben in vier Tagen 18 Todesfälle durch Hunger stattgefunden. Nahezu 30 000 Personen sind an den hiesigen Straßen-Nothbauten beschäftigt; vorige Woche betrug ihre Zahl nur 15,000. Eine Anstrengung, etwa 1000 der Shwächeren durch gekohte Speisen zu unterstützen, ist vereitelt worden, weil sie sih aus Kastenvorurtheilen weigern, dieselben zu ge- nießen. Die armen Leute zogen es vor, bei ihren durch die Unter- \chleife der eingeborenen Aufseher reducirten armseligen Löhnen zu hungern. Es ist kein Regen gefallen.“

Mit Bezug auf die briti\sche Mission nah Yarkund meldet ein Telegramm der „Times“ aus Calcutta unterm 4. d. : „Briefe, die gestern von Herrn Forsyth d. d. Kaschgar, 31. De- zember via Pamir, Cabul und Peshawur eingegangen sind, melden, daß der Emir von Yarkund für diese Route geneigt ist und freundschaftlihe Beziehungen mit dem Emir von Afghani-

stan aufrehthält.“

Australien. (A. A. C.) Der am 17. Februar in San Francisco eingetroffene australishe Postdampfer brachte die Nah- riht von dem am 8. Februar zu Hawaii erfolgten Tode des Königs Lunalilo. Der König, dessen Hinscheiden seit mehre- ren Tagen erwartet wurde, starb an einer Luftröhren-Krankheit. Das Ministerium hat die Mitglieder des geschgebenden Körpers aufgefordert, sich am 12. Februar zu versammeln und über die künftige Regierung des Landes zu berathshlagen. Zu Rakoo- lawe fand am 4. v. M. cine Massenversammlung statt, welche sich zu Gunsten David Kalakua's, des mächtigsten Häuptlings der Nation, als Nachfolger Lunalilo's erklärte. Außer der Königin Emma, Wittwe Kamehameha's, wird auch eine Frau Bishop, Gattin des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten, als Nalhfolgerin Lunalilo's genannt. Jedenfalls wird die Frage an Ge N im gesehgebenden Körper heftige Kämpfe ver- ursachen.

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- Walter Fürst: Hr. Frie.

Die Nr. 10 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich”, herausgegeben im Reichskanzler - Amt (Berlin. Carl Heymanns Verlag) hat folgenden Inhalt: 1) Allgemeine Verwal- tungssachen: Mittheilungen über den Stand der Rinderpest. 2) Fi- nanzwesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaft- lichen Steuern, jowie anderer Einnahmen im Deutschen Reiche a. für das Jahr 1873, b. für den Monat Januar 1874. Muünzwesen : Vebersiht über die Ausprägung von Reichsmünzen. Zoll- und Steuerwesen: Umwandlung und Kompetenz von Steuerämtern. Marine und Schiffahrt: Quarantaine-Vorschrift: Mittheilung, betr. Beginn der Seesteuermannsprüfung in Flensburg, betr. die amtliche Liste der Schiffe der deutschen Kriegs- und Handelsmarine für 1874. Heimathwesen : Erkenntniß des Bundesamtes für das Heimath- wesen. Konsulatwesen: Ernennungen. Personalveränderungen 2c. : Beiordnung -eines Reichsbevollmächtiaten für Zölle und Steuern ; Er- nennung.

_… Nr. 10 des Justiz-Ministerial-Blatts für die preus ßishe Geseßgebung und Rechtspflege enthält folgende All- gemeine Verfügung vom 5. März 1874, betreffend den Stempel zu den vor Gericht nur der Unterschrift nah anerkannten Urkunden. Fer- ner ein Erkenntniß des Gerichtshofes für firhlihe Angelegenheiten vom 7. Januar 1874: Nach dem preußischen Allgemeinen Landrecht ist ein katholischer Bischof nicht befugt, die Amtsenthebung cines Kle- Tie mit Ausschließung des ‘geistlichen Gerichts endgültig zu ver-

ängen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 7. März. Im wissenschaftlichen Verein in der Sing-Akademie hâlt heute Nachmittag 5 Uhr Dr. Freiherr von Richthofen einen Vortrag über „China einst und jeßt“.

Das soeben ausgegebene 3. (März-) Heft 1Il. Bandez dr „Deutschen Monatshefte“, Zeitschrift für die gesammten Kuiturinterefsen des Deutschen Vaterlandes, herausgegeben im Auftrage der Redaktion des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers (Berlin, Carl Heymanns Verlag, SW,., Anhaltishe- straße 12), hat folgenden Inhalt: 1) Das Gebäude des Reichskanzler- Amtes in Berlin (mit Jllustrationen). 2) General-Feldmarschall Graf von Moltke über das Reichs-Militärgeseß. 3) Die deutsche Rechts- einheit vor und seit dem Erlasse des Verfassungsgeseßes vom 20. De- zember 1872. 4) Die Siegel der Universitäten im Deutschen Reich IIT. (mit Illustrationen). 5) Zur Statistik der Kreisverbände in Preu- ßen. 6) Zur Literatur über den Norddeutschen Bund und das Deutsche Reich. TIL, 7) Chronik des Deutschen Neichs. 8) Monatschronik für Januar 1874: England, Jtalien, Rußland, Amerika. 9) Litera- tur: „Die Ahnen“, Roman von Gustav Freytag, I. Abtheilung: R Nest der Zaunkönige“. 10) Eingegangene literarishe Neuig- eiten.

U Se des fünfzigjährigen Jahrestages der von Professor Poggendorff seit 1824 redigirten r Annalen der Physik und Chemie“ an 28. Februar haben mehrere italienishe Gelehrte in Rom demsel- ben ihre Sympathien ausdrücken wollen, und daher an den mit der Veranstaltung der Vorbereitungen für dieses Fest betrauten Professor Du Bois-Reymond das folgende Telegramm gerichtet : Professor Emil Du Bois-Reymond, Viktoriastraße 17, Berlin. Wir s{äben die Verdienste des ehrwürdigen Professors Poggendorf und die wissen- schaftlihe Bedeutung seiner Annalen hoh. Wollen Sie sih bei ihm zum Dolmetscher unserer Gefühle der Bewunderung für das mit so großer Ausdc.uer im Laufe von 50 Jahren geleistete ruhmvolle Werk machen und ihm unsere herzlichen Glückwünsche ausdrückten. Die wis- jenschaftlihen Feste sind Familienteste. Zur Stunde, in welcher sich die Berliner Gelehrten zum festlichen Bankette versammelten, tr.uken auch wir im „Hotel New-York“ auf die Gesundheit des ehrwürdigen Ie it C M M E Bel-

rami. Lommasi. Crudeli. Volpicelli. Resvighi. Todaro. Boll. Struwer. Cossa. Macaluso. Blaserna.“ nit

,— Von den im Verlage von Fr. Kortkampvf in Berlin er- Dvliiei ks A P I Ad Geseßen ift das 17. Heft, enthaltend die Evangelische Kirchen-Gemeinde- und Synodal-Ordnung für die Provinzen Preußen, Pommern, Brandenburg, Posen, Schlesien und Sachsen 2c. 2c, Allerhöchster Erlaß vom 10. September 1873, mit den Instruktionen des Evangelischen Ober-Kirchenraths und er- läuternden Anmerkungen, IIl. Aufl, soeben erschienen.

Gewerbe und Handel.

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Wien, 7. März. (W. T. B.) Gegenüber den Gerüchten, be treffend die Superdividende der Kreditanstalt, wird von unter- richteter Seite mitgetheilt, daß definitive Beschlüsse hierüber noch nicht gefaßt find und alle bezüglichen Mittheilungen auf Kombinationen

eruhen.

London, 6. März. (W. T. B.) In einer heute stattgehabten Versammiung der Besißer von Obligationen der auswärtigen spanischen Schuld wurden die Seitens der spanischen Regierung wegen Einlösung der fälligen Coupons jüngst gemachten Vorschläge

angenommen. Verkehrs-Anstalten.

Se L März. (W: T. B.) Der Lloyddampfer „Aurora“ ist mit der oftindisch-chinesischen Ueberlandpost heute früh 2 Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 6. März. (W. T. B.) Die Eriebahn beab- sichtigt neue konsolidirte hypothekarische Bonds zum Betrage von drei Mill. Pfd. Sterl. zu emiitiren, die mit 7 pCt. verzinst und zum Course von 98 ausgegeben werden sollen.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 8. März. Opernhaus. (62. Vorstellung.) Der fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Aufzügen von Richard Wagner. Senta: Fr. v. Voggenhuber, Daland: Hr. Frie. Erik: Hr. Diener. Der Holländer: Hr. Beh. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. l

Schauspielhaus. (66. Vorstellung.) Zum ersten Male wiederholt: Die Realisten. Lustspiel in 4 Akten von Ernst Wichert. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Sonntag, 8. März. Im Saal - Theater des Königlichen Schauspielhauses. Neununddreißigste Vorstellung der französischen Schauspieler-Gesellshaft. Sixième représentation de: Le Demi- Monde. Comédie en cinq actes, en prose, par Mr, A. Dumas fils.

Montag, 9, März. Opernhaus. Keine Vorstellung. Erste Symphonie-Soirée (zweiter Cyklus) der Königlichen Kapelle.

Schauspielhaus. (67. Vorstellung). Des Meeres und der Liebe Wellen. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Grillparzer. An- fang halb 7 Uhr. Mittel-Preife.

Dienstag, 10. März. Dpernhaus. (63. Borstellung.) Tell. Große romantishe Oper in 4 Akten. Musik von Rossini. Ballet von P. Taglioni. Mathilde: Frl. Lehmann. Hedwig: Jrl, Lammert. Gemmy: Frl. v. Bretfeld. Tell: Hr. Bey. Anfang halb

Arnold: Hr. Diener. 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (68. Vorstellung.) Die Hagestolzen. Lust- spiel in 3 Akten von Iffland. Margarethe: Fr. Niemann-Raabe, als Gast. Vorher: Ein Afrika-Reisender. Plauderei in 1 Akt De deutsh von Winter. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-

reise.

Dienstag, 10. März. Im Saal - Theater des Königlichen Schauspielhauses. Vierzigste Vorstellung der französischen S{chau- \pieler-Gesellschaft. Sixième représentation de: La Tasse cassée. Première représentation de: L’Eté de la Saint. Première re- présentation' de: Le Brésilier.