1920 / 282 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Dec 1920 18:00:01 GMT) scan diff

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dabin, ebe sie aufaeboben wurde, und niemand wird heute wohl sie wieder einführen wollen. In Kartoffeln wird boffentlih im Frühjahr eine Senkung der Preise eintreten um die Versorgung der Bevöikerung besser werden. Schon heute ist die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln unter der freien Wirtschaft besser geworden. (Sehr richtig!) Die freie Wirtschaft hat viel mehr Kartoffeln heranschaffen konnen

ie E Das gilt auch für das rheinisch- westfälische Uu ricgebiet: es sind dorthin in diesem Jahre doppelt o viel Kartoffelmengen abgegangen als im Vorjahre. An die minder- emittelte Bevélkerung sind die Kortoffeln zu billigeren Preisen ab- gegeben worden. Die Bodenkultur muß dur produfktive Arbeit gefördert werden. Die Regierung muß da selbst mit einem gewissen Zwang eingreifen. Die ausgezeihneten Darlegungen eines hessi hen Land- wirts, die uns Dr. David hat zugehen lassen, verdienen besondere Beachtung. Wir müssen intensiv arbeiten, durh Streiks auf dem Lande darf die Erzeugung nicht gestört werden, Der Streik auf einem mittleren Gut hat z. B, bewirkt, daß die jährliche Nahrung von 1600 Venschen ausfiel. (Ruf links: rtreibung!) Wir be- dauern, N Ns Siedlungsmaßnahmen so verzögeri wurden. Jn großen Betrieben konnte wegen Leutemangels niht mal die Ernte eingebracht werden, Trobdem verzögert in Preußen Herr Braun die Ankedlerbestrebungen, das ist eine {were Sünde, und das Vei

jote allen Einfluß aufbieten, um hier s{neller vorgehen; nament- o

ih in der Nähe großer Städte bei den Anliegersiedlungen. Die Grhöhung der Pachtpreise schädigt gerade die kleinen Landwirte. Der Großherzog von Oldenburg hat die Pacht um 600 Prozent gesteigert. (Hört, hört!) Manchem kleinen Verpächter mag ja die Erhöhung um ein Geringes gestattet sein, aber so weit darf der Schuß des Verpächters doch n1cht grven, Eine C Nar Peana der Landwirt- schast würde die Produktion nicht fördern, sondern das Gegenteil herbeiführen. Der Sozialdemokrat Su ist tot, der die Wichtigkeit der eigenen Wirtschaft betonte, Seine Schüler sind leider nit gewillt, seinen Grundfäten zu folgen. Auch wir empfinden {merzlich, wenn Nem an M lloien Wunden- blutenden Volk eine große Vieh ablieferung zugemutet wird, Wir möchien bitten, daß das Ministerium die hier gegebenen Anregungen beherzigt, damit eine bessere Versorgung der Bevölkerung erreicht wird und ein Ausgleih der Gegenjäze wischen Volkéschichten, die si jeßt scharf gegenüberstehen, aber unter {nerfennung der schweren Tätigkeit unserer Landwirte. (Beifall bei oen Demokraten.)

Abg. Nei ch (Kommunist) befürwortet den Mißtrauensantrag gegen den Ernährungsminister. Wir wissen genau, daß Dr. Hermes der Hauptshuldige ist an der Versblechterung -der Volkê« ernährung. Sie gu den Sozialdemokraten) haben auf Ihrem Parteitag dem Minister das Mißtrauen ausgesprochen, aber wo bleiben Ihre Taten? Dieses Haus ist an der ver- bredberishea Ernährungspolitik mits{uldig, Für die Elenden und Notleidenden wird gesammelt, die Schulkinder sind zum großen Teil unterernährt, zum Teil haben sie nicht einmal Hemden (Hort, hört!), man veranstaltet Wobltätigkeitsfeste zu hohen Eintritts- preisen, wo die Reichen sich die ganze Naht hindur bei Sekt amüsieren und die Damen dann morgens am Arme_ihrer Kavaliere nah Hause gehen in dem Bewußtsein, auch etwas für die Notleidenden getan zu haben. Eine Regierung, die solde Zustände duldet, kann man nit lieben und nicht hassen, sondern nur der Verachtung preis- geben. In Nußland findet man keine erwerbslosen Militärinvaliden auf der Straße mit dem Leierkasten, dort werden die Inyaliden be- schäftigt oder erhalten. Auch für die Kinder wird nirgends so gut gesorgt wie in Rußland, die Kinder werden ernährt und gekleitet und wohnen in Palästen, in denen früher ihre Peiniger wohnten. (Lachen rechts.) Wir werden dafür forgen, daß es au einmal in Deutschland besser wird. Im Kleinhandel wird der {limmite Wucher betrieben. Kartoffeln wie Getreide werden nah dem Äuéê- land __ verschoben; riele Wagen Kartoffeln laufen von den Rittergütern in Schlesien nah Polen. Jn Ostpreußen liegt noch heute Getreide aus dem Jahre 1919, es wird von den Landwirten zurückgehalten. (Hört, hört! links.) Die Molkereien werden dazu benußt, das Ge- treide zu versteden. Auch die Bauern, die Kohlen zum Dreschen bekommen haben, baben nicht abgeliefert. Redner führt aus ver- schiedenen Kreisen die Ablicferungsziffern vor, um zu beweisen, daß die Ablieferungspfliht nur zu einem ganz geringen Teil erfüllt worden ist. (Abg. Bruhn ( L B en ihm wiederholt #8: as ist unwabr! Längere Unruhe.) Es ist unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, d e ustände an den Pranger zu stellen, damit man weiß, wo die Schuldigen siben, die sih_ schon im Kriege bereichert haben. (Lärm rechts. Vizepräsident Dr. Bell: Ich nehme an, daß sich diese Aeußerung nicht auf ein Mitglied des Hauses bezieht.) Wenn hier au solche siben, nehme ich sie nicht aus, (Vizeprä ident Dr. Bell: Auch in dieser bedingten Form ist diese Aeußerung unparlamentarish; ih bitte, sie zu unterlassen.) Jn einem Fall mußten die Bauern dur die Reihswehr entwaffnet werden, damit sie ablieferten. Wie kommt es, daß die Bauern heute noch be- waffnet sind? Die Agrarier pfeifen auf die Regierung. Die ver- brecherische Politik der Agrarier wird von der Vegierung gefördert. Man will die Wucherstrafen veri Bursen, Ist aber bei uns auch nur ein Schieber zu der bisher zulässigen Hochststrafe von 5 Jahren Zuchthaus verurteilt worden? Durch die Erhöhung auf 15 Jahre werden Sie nur eine Erhöhung der Bestehungssummen erreichen. Duldet die Regierung die Verbrechen der Agrarier weiter, so bleibt den Arbeitern nichts übrig, als zur Selbsthilfe zu greifen, genau so, wie es die Agrarier getan haben. (Lebhafte Zustimmung bei den Kommunisten.) Jst es kein Wunder, wenn die Peringdgesell- {aft 900 Prozent Dividende zahlt? Erst wenn die Arbeiter die Kontrolle haben, wird es besser werden in Deutshland. Wir werden niht aufhören, das Evangelium des Kommunismus ins Land hinaus- zutragen, damit ein neuer Geist einzieht da, wo bisher die Peiniger und Bluts\auger gesessen haben. (Beifall bei den Kommunisten.)

Hierauf nimmt der Reichsminister für Ernährung un Landwirtschaft Dr. Herm es s Wort, uh acn O nah Eingang des Stenogramms im Wortlaute wiedergegeben werden.

Preußisher Ministerpräsident und Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten Braun: Meine Damen und Herren! Der Herr Abgeordnete Dr. Böhme hat die Siedlungstätigkeit des preußischen Landwirtshaftsministeriuums zum Gegenstand seiner Kritik gemacht. Er hat unter anderem ausgeführt, daß in Preußen unter verantwortliher Leitung des Ministers Braun Bestimmungen erlassen werden, die die Ansiedelung bedauerlicherweise verzögern und ver- en V Er hat weiter ausgeführt, einem Zwischenruf entgegen-

eltend:

Wenn Sie diese Ausführungsbestimmungen gelesen haben, die der preußishe Minister erlassen hat, dann können Sie \sich nit wundern, wenn die nahgeordneten Beamten, die das lesen, alles tun, was in ihrer Macht steht, um die Durhführung dieses Geselies zu hindern. y

Gr hat dabei das NReichssiedlungsgeseh im Auge. Ih möchte vorweg die Beschuldigung gegen meine Beamten in den Landeskultur-+ behörden, die mit der Durführung des Siedlungsgeseßes betraut sind, daß sie alle Macht daranseßen, um die Durchführung dieses Geseßes zu verhindern, mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Ih muß Herrn Dr. Böhme \chon ersuen, mir ganz konkrete Tatsachen, mit Nennung des Ortes und des Beamten, mitzuteilen, aus denen er \{ließt, daß die Landeskulturbeamten sich mit aller Macht bafür einseten, die Dur&führung des Reichssiedlungsgeseßes zu verhindern.

Meine Herren, ih mêöchte immerhin die Gelegenheit benuten, um auch hier von bieser Stelle aus ganz kurz darauf hinzuweisen, was auf dem Gebiete der Siedlung von Preußen geleistet worden ist. Als neuerdings in einer Konferenz im Neichsarbeitsministerium dic Erfolge in der Siedlungstätigkeit und die ihr entgegenstehenden Sébroieriakeiten besprohen wurden, ift von dem Neferenten meines Ministeriums dargelegt worden, was für die Ausführung des

Siedlungsgeseßes in Preußen geschehen ist. Dabei hat si heraus- gestellt, daß wohl kaum ein anderes Land des Reiches verhältnis- mäßig so viel auf diesem Gebiete getan hat wie Preußen, troßdem gerade in die Schwierigkeiten besonders groß sind. Von dem Erlaß des Siedlungsgesetes an bis heute bin i ernstlich bemüht gewesen, die mir unterstellten Behörden auf die Wichtigkeit diese- Aufgaben hinzuweisen und sie fortgeseßt zur Jnjtiative auf diesem Gebiete anzufeuern. Das geschieht auch weiterhin. Deshalb muß ih alle Angriffe; die in der Oeffentlichkeit, auch in der Presse des Herrn y Dr. Böhme, in dieser Hinsicht gegen mein Ministerium erhoben werden, als unberechtigt zurücweisen.

Meine Herren, wenn auf dem Gebiete der Siedelung bis jeßt nit das geschehen konnte, was aus wirt{aftlißen und sozialen Gründen erwünsdt erscheint, dann liegt das niht an dem mehr oder weniger guten Willen der Beamten, die mit der Durchführung dieses Gesetzes betraut sind, sondern es liegt überwiegend in den Schwierig» Feiten begründet, die sich unter den heutigen Verhältnissen einer weit» gehenden Siedlungstätigkeit entgegenstelen Sie kennen alle die Schwierigkeiten auf dem Baumarkt, auf dem Gebiete der Beschaffung des notwendigen Inventars zur Einrichtung einer landwirtschaftlihen Siedelung, Ich möchte nur wenige Zablen nennen. Jch habe im April dieses Jahres rehnerish feststellen lassen, was eine Klein- siedelung, wie wir sie früher nah dem preußishen Rentengutögefeß zu errihten gewöhnt waren, im April dieses Jahres riach den damals geltenden Preisen kosten würde. Dabei hat sih ergeben, daß eine solhe mittlere Siedelung im Umfange einer selbständigen Ackér- nahrung in Niederschlesien, die in der Friedenszeit auf etwa 19 000 M6 kam, im April dieses Jahres bereits auf 119 000 4 zu stehen kam. In Swleswig-Holstein kam eine solhe Stelle in der Friedenszeit auf 17280 4, in diesem Jahre auf 121000 M. Da ist es kein Wunder, wenn man nit hinreichend kapitalkräftige Siedler findet, die heute cine derartige Stelle erwerben wollen. Und wenn sie es wirkli tun, dann übernehmen sie si derart, daß sie schon den Keim des wirtschaftlichen Todes in si tragen. (Sehr richtig! rechts,)

Deswegen ist es auch Aufgabe der Landeékulturbehörden, diese Kreise ribtig zu beraten, damit sie nicht in ihr wirtschaftliches Verderben hineinrennen. Die meisten haben gar nicht die Mittel dazu. Sie können das lebende und tote Inventar, das sie früher mit Leichtigkeit mit Hilfe ihrer Ersparnisse erwerben konnten, sich beute nicht mehr beschaffen. Eine Kuh, die früher für 300 bis 500 zu haben war, kostet heute 5000 bis 7000 M. Sie sind gar nicht in der Lage,’ eine Neusiedelung in dem Maße zu schaffen, wie e er- wrüns{ht wäre. Eleihwohl ist es den preußischen Landesfustur- bchörden troß aller dieser Schwierigkeiten, die der Durchführung des Reichssiedelungsgeseßes im Wege stehen, gelungen, nicht Unerheb- liches zu leisten. Seit dem 1. Januar 1919 bis zum 30. September 1920 ist es in Preußen gelungen, 4884 Neusiedelungen auf 30 000 Hektar Land zu schaffen, troß der Scwierigkeiten, die die Preis- und Materialverbältnisse der Neusiedelung entgegenstellen.

Der Herr Abgeordnete Böhme hat gerade die Tätigkeit auf dem Gebiete der Adiazentenparzellierungen kritisiert. Auch zu Unrecht! Gerade weil si der Neusiedelung so große Schwier1gkeiten entgegenstellen, habe ih die Landeskulturbehörden angewiesen, mit aller Energie dahin zu wirken, daß die Maßnahmen durchgeführt werden, die das Siedlungsgeseß vorsieht, und die dahin gehen, kleinere landwirtschaftlihe Betriebe bis zur Größe einer selbständigen Aer- nahrung zu vergrößern. Was da in bezug auf Landbeschaffung nah den bestehenden Geseßen geleistet werden konnte, ist geshehen, und ih möchte Jhnen au dafür einige Zahlen vorlesen.

In dem vorhin erwähnten Zeitraum vom 1. Januar vorigen Jahres bis zum 30. September 1920 sind an 16439 Adjazenten 19000 Hektar zum Eigentum und an 34508 Adjazenten 30 600 Hektar pahtweise vergeben worden. (Hört, hört! rechts.) Sie sehen, daß troß aller Schwierigkeiten auf diesem Gebiete sehr viel geleistet ist.

Gewiß, der Landbedarf der Landhungrigen, die iebt in großer Zahl vorhanden sind, ist niht voll gedeckt worden. Aber das ist noch kein Beweis dafür, daß die Behörden nit ihre Pflicht auf diesem Gebiete getan haben, denn der Tätigkeit der Behörden sind da au tur das Geseh Schranken gezogen. Sie wissen alle, daß näch dem Neichbsiedelungsgesey Landlieferungêverbände zu schaffen sind, die die Aufgabe haben, Land, das eventuell auf gütlicem Wege sih nicht be- schaffen läßt, zwangêweise durch Enteignung zu beshaffen. J habe seinerzeit in dem Entwurf zum preußishen Ausführungsgeseß vocs gesehen, daß . das Statut für die- Landlieferungsverbände von mir erlassen witd und ih auch die Behörden bestimme, die eventuell die Geschäftsführung dieser Landlieferungsverbände zu versehen haben. Daraufhin haben die Parteien, und zwar nicht nur die deutsch- nationale, scndern auch die Zentrumspartei und die demokratische Partei, in der preußischen Landesversammlung (hört, hört! bei den Sozialdemokraten) diese Bestimmung abgelehnt und verlangt, daß den Landlieferungsverbänden die volle Selbstverwaltung gegeben werde, daß sie sih selbst ihre Vorstände wählen, ihre Statuten geben und ihre Geschäftsleitungen einrihten. Jch habe bei den Be- ratungen damals den Herren erklärt: Wenn Sie das beschließen, dann wird das zur Folge haben, daß die ganze Tätigkeit zur Land- aufbringung auf Grund des Siedelungsgesebes um über ein Jahr ver- zögert wird. (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Man hat gleihwohl den Beschluß gefaßt. «Dieselben Herren haben jeßt nicht das Necht, mir als Minister einen Vorwurf daraus zu machen, wenn nun die Folgen ei ten sind, die ih damals bei Beratung meines Ausführungsgeseßes vorausgesagt habe. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten. Zuruf von den Deutschen Demokraten: Das ist mir alles bekannt!) |

Meine Herren, ih kann nur erklären, daß ebenso, wie bisher die preußische landwirtshaftlihe Verwaltung bemüht gewesen ist, das Reichssiedlungsgesep in weitestgehendem Maße auszuführen, sie darum auch in Zukunft bemüht sein wird. Aber ih gebe mich keiner Täuschung hin: solange noch nit der lebte Landhungrige befriedigt ist, wird das Geschrei nah mehr Land da sein, und es werden au eiwas unvorsichtige Politiker da sein, die aus diesem Schreien schließèn, daß auf dem Gebiete der Siedlung überhaupt noch nichts geschehen ist. (Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Ge rauer (Bayer. Vp.): Die Landw gerei he: Psinci Pren La GViteln ORO Bade

L an in Mem Bell soge GOUR, (EL Mert). Q “mde wahr, daß die Bauern in Bayern die Orgesh nur fütterten, dam ohr ffe utshe sei. Wir haben uns feine gese, ondern eine inwohnerwohr; das ijt ein gz. tersda 5 zen

Si at in diesem Jahre 350 Doppe treide als im Vorzalre Es muß die Bauern erbittern, c f i e

tarfsartikel verbältnismäßig teurer sird als das Getreide, Butter und Fett. Wenn »iegierung und Landwirtschaft und das ) anze Volk ¿cjammenhält, dann wird es uns beine unser Land selbstandig zu \

aanahren. Die des n d Voifes auf das Ausland Ls rden, 1 ten aber bei den vierzehn I ie a Mors nd (eben d anger ist ein ‘auter Grund-

jah. Aber wir müssen sparen, den Luxus von 3 Vêilliarden jährli ¡jür Zigaretten können wir uns nici leisten. Landwirt die Wateriandsliebe über alles stellen. (Beifall. :

Abg. N iedmtil ler (Soz.) kommt auf den Fall Augustin zurü&ck und bemerkt, die ia tes Vanisters haben nicht bewiesen, daß im Vänijteruum diejer i¡zall pflichtgemäß behandelt ijt. Dem Antrag auf Einjeßung eines Untersuzungóausscusses stimmen wir zu. Wenn wir dem Wiinijter ein Weißtrauensvotum hätten ausspreáa wollen, so hätten wir ein solches selbst beantragt. Jm parlamendvarishen System trägt jeder edneie die Ernennung zum Viinster sozusagen in der Tasche hat, da Tann er si nicht wenn er WVtnster wird, von seinen biSyerigen wirts rlicjea Organisationen icfort trennen. Wir kennen noch eizen anderen Fall aus der Deusden Voikspartei, wo für einen Abgeordneten gesammeiti wurde, damit er jein Vcandat bejjer ausuben tonne. (Abg. Graf Westarp (D. Nat.): Namen nenaen! Verdächtigungen t t man nicht aus ohne amen!) Es hanoeit s um den og. Gil fter. Véan hâäite die Kleimhandel3, preise fur leid tesjeve müssen. Die KartoffelbeLeferung der Siädte ut durch die freie Wirtschaft nicht besser reten troy aller Ver- sprehungen. Die Anhanger der freien Wirtschaft haben unverants- wortlich agitiert. Vèan hat gineg Kartoffelpreis von Mark ver- \prochen, er beträgt aber bis zu 45 Mark. Auch. der freie Handel hat versagt, er fann die Bedürfnisse eben befriedi wenn die (NR rößer ist als das Angebot. Es soll versucht worden sein, durch die Neichégetreidestelle Hafer nah der Schweiz zu bringen, diz Eetreidestelle soll die R) ung erteilt haben. Kann der inister darüber Auskunft geben? Ss es ferner wahr, daß einer Genossenschaft die Vilcheinfuhr von Holland durch / die Meichsfett- stelle verboten worden ist? Unverantwortlih ist auch die Ausfuhr von Zuckder zur S reitung. t kommt die Er- nährung. Unfer Antrag verlangt keineswegs die Sozialisierung der Kunstdüngerindustrie. Wir wollen nur die hohen Profite ein- schränken. Nehmen Sie wenigsteas unseren Eventualanirag an. (Bei- jall bei den Sozialdemokraten.)

Hierauf nimmt abermals der Reichsminister für Er- nährung und Landwirtschaft Dr. Hermes das Wort; seine Ausführungen werden nach Eingang des Stenogramms im Wortlaute wiedergegeben werden.

Abg. Diez (Zentr.) führt aus, daß die Hebung der Produktion die Hauptsache (Fe daß aber au eine Scnkung der Preise eintreien musse, namentlich der Preise für Düngemittel. Das jei die einzig wirksame Konsumentenpolitik,

Um 6 Uhr macht Vizepräsident Dr. Bell darauf auf- merksam, daß noch 8 Nedner gemeldet seien (Bewegung); die Vorsißenden der Fraktionen möchten den Rednern möglichst enen nahelegen, daß ihre Reden troß der DERna aller Parlamenisreden d nicht die STRCIE Ugo essern könnien. Die Geschäftslage erfordere allerdings, daß der Haushalt des Ernährungsministeriuums heute erledigt werde.

Nachdem noch der Abg. Bachme ier (Bayer. Bbd.) ge- sprochen hat, teilt Vizepräsident Dr. Bell mil daß ein Ver- tagungsantrag von dem Abg. Schiele gestellt sei. Das B idium wasche seine Hände in Unschuld, füge sih aber dem

eschluß des Hauses. Der Vertagungsantrag wird unter Heiterkeit einmütig angenommen.

Schluß 614 Uhr. Dienstag, 1 Uhr: Fortseßung und arina piere ne der Deuischnationalen über die russischen

nternierungslager.

Preußische Landesversammlung. 193. Sißung vom 10. Dezember 1920, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungêverleger*).)

Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen.

Eine Anfrage der U. Sogz., ob die Regierung bereit ist, da- gegen einzuschceiten, daß in Erfurt auf Grund hausärztlicher Peugnisse Privatschulen widerrehtilich weiter betrieben werden, wird dahin beantwortet, daß die Unterrichtsverwaltung für die Durchführung der Bestimmungen des Reichsgrundjchul- geseßes Sorge tragen und jede Umgehung desselben vers hindern wird. ;

Auf eine Anfrage der Deutschnationalen wegen der Ver- haftung Deutscherin Bromberg durch die Polen läßt die Regierung erklären, daß alsbald nach der Verhaftung vom Auswärtigen Amt des Neutien Reiches die Freilas- [ag verlangt worden ift. inige der Verhafteten seicn reigelassen, aber gleihzeitig ausgewiesen worden. Das deutsche Generalkonsulat sei angewiesen, alle Maßregeln gzu ergrei]en, um die Befreiung der noch Juhastierten zu erlangen.

Die Ausdehnung der reichsgeseßlihen Bestimmungen über Wochenhilfe und Wochenfsürsorge auf die Schiffs mannschaften deutsher Seefahrzeuge wird, wie der Negies rungsvertreter auf eine Anfrage der Soz. mitteilt, bei der Neichs- regierung betrieben werden. -

Der Abg. Lüdicke (D. Nat.) hat am 11. November an die Regierung folgende Unfrage gerihtet: Vor larganee Ves ist in der im Verlage von Warthmann-BVerlin erschienenen rift „Dera Nattenkönig, Revolutionsschieber und thre Helfer, die Wahrheit über den Kall „Sklarz“ gegen den Kaufmann Sfklargz und

den Schriftsteller Parvus-Helphand der Vorwurf um-

angreiher Schiebungen und Betrügereien, an denen hohe Staatsd- eamte, insbesondere auch Minister, angeblich Anteil haben, er- hoben worden. Anscheinend im Zusammenhange mit diejer Schrift wurde am 29. Dezember 1919 durch das W. T. B. mitgeteilt, daß gegen den Kaufmann Georg Sklarz ein Ermittelungsver- ‘g eingeleitet worden sei. st die Sigatóregieruna in der ge, Auskunft darüber zu geben, ob nunmehr die Eröffnung des Hauptverfahrens zu erwarten steht, oder welche Hinderungsgründe L E und ob ferner ein Strafverfahren gegen den Verfa ser der vorbezeichneten Schrift wegen Beamtenbeleidigung eingeleitet worden ist? Eine baldige öffentliche Feststellung er- sheint umso dringlicher, als die ungewöhnlich lange Dauer des i e Demon ate pu tang Anlaß zu Beunruhigungen und uner- wünschten Gerüchten gegeben hat. Í Die Antwort des Regierungs3vertreters wird in so leisem Tone vorgetragen, daß ihr Inhalt im Zusammenhange auf der Presseempore nit verständlich wird. Es scheint so bic: daraus hervorzugehen, daß ein Teil der Anschuldigungen si als unertwiesen herausgestellt und daraufhin das Verfahren ein- fle 1 worden sei; in einem anderen Teile der Anschuldigungs-

älle werde die Anklage demnächst erhoben werden. Gegen den drsoher der genannten Eazeitt wegen BVeamtenbeleidigung ein- uschreiten, liege kein Grund vor, da Strafanträge nit gestellt eien. 4 der Rechten wird die lehtere Erklärung mit lebhaften Hört! Hört !-Rufen aufgenommen. Der Goll (Dem.) fragt, ob der Eigätdeegterny be- i tember 1920 abends die E l eKaiser w in Niederingelheim zu Besuch weilte, französishen Soldaten ohne jeden nd erschossen wurde, und ob die Staatsregierung mea \chlossen und bereit sei, die Familie vor Not zu bewahren U

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Mit Ausnahme der Reden der Minister, - die im Wortlaute R werden. a

verleßt“ das

bei der Reichsregierung zu veranlassen, daß die Franzosen entz sprechende Sühne und Entschädigung leisten.

Der Vertreter der Regierung gibt eine Darstellung der Eingelhciten des Falles und teilt mit, daß der Vürgermeister der Mutter der Else Kaiser 1000 M Enterttisung au3gezahlt hat. Der Fall sei bereits im Reichstage verhandelt worden, dort habe die Neichsregierung erklären lassen, der deutsche Botschafter in

is sei beauftragt, bei der französishen Regierung unter fleiQgettiger Vorlage des stenographischen Berichts der betr. Neichstagssibung die Einleitiungeines strengen Ver- fahrens gegen den Täter zu verlangêèn. Die frans zösische Regierung hat darauf die E eines Verfahrens wegen Totschlags verfügt und si bereit erk ev.25 000 Fre. Entschädigung zu zahlen.

Die Novelle zum See über Teuerungs- uschläge 1 den Gebühren der Notare, echtsanwälte und Gerichtsvollzieher und uden Gericht3kosten vom 29. April 1920 wird auf

tintrag des ani s Freymuth (Soz.) ohne Erörterung unver- ändert in allen drei Lesungen angenommen.

Es folgt die Beratung der Anordnung, betreffend die Beshäftigung weiblicher Angestellter in Gast- und Schankwirischaftien, vom 10. Augusi

1 e Anordnung if auf Grund des Neichsgeseßes vom 15. Januar 1920 ergangen. e ift der Landesversammlung vorgelegt worden, melde ihre: seits sie eventuell außer Kraft seßen kann. Der Auësuß fir Bevölkerungspolitik, dem die 15 hen umfassende An- «nung überwiesen war, \cklägt vor, die Paragrapben 2, 4, 5 und 12 ußer Kraft zu seßen und sie durch Aus\s{ußbeslüsse zu erseßen, so dann eine Ents{bließung anzunehmen, die d Handelsministerium an- rest, zur Durchführung der Anordnung die Anstellung von Gewerbe- a&têbeamtinnen unbedingt durzuführen. E

"Rach § 2 kann die Beschäftigung weiblicher Angestellter- in einer Gast und Schankwirischast untersagt werden, wenn sie die Grferessen der Gesundheit oder der Aufre{terhaltung der A L Sitten, der Ordnung oder des Anstandes gefährden. Der Auss{uß ket diese Kann-Vorsnift in eine M u ß - Vorschrift verwandelt.

Nach § 5 fann die Ortspolizeibebörde einer weiblichen Ingestellien, gegen die Tatsachen vorliegen, welche die Annahme reckt- ferticen, daß ste bei Ausübung thres Beru ruf3 die guten Sitten oder

ven Anstand verletzt, die Beschäftigung in einer Gast- oder Sehank- rirts&aft untersagen. - Der Aussbuß_ bat hier vor dem Wort Wort „gröblich“ eingefügt. ; 4

Nad § 12 sollen die Bestimmungen der Anordnung ni cht für die Beschäftigung der Ehefrau des Betriebsinhabers und seiner

erwandten und Vershwänerten auf- und absteigender Linie An- wendung finden. Der Aus\{uß hat diese Ausnahme auf die Ebefrau des Betriebsinhabers zu beschränken vorgeschlagen.

Den Bericht des Aus\s{usses erstatiet Frau Hanna (Soz.)

Aus dem use liegen zu den Ausschußvorschlägen mehrere Abänderungsantraäge vor.

Aba. Dr. Struve, Vorsivender des Ausschusses, beantragt, annesihts der überaus schwachen Besetzung des Hauses, die Sache dem Ausschuß i ron damit nit die Entscheidung in die Hände von

ufallsmajoritäten falle. u Die Abaa. Siering (Soz) und Dr. Wevl (U. Soz.) be- tämvfen den Antrag Struve und beantragen die sofortige Erledigung der Vorlaae. |

Der Antrag Struve wird abgelehnt. (Beifall.)

Abo. Frau Dr. Lauer (Zentr.): Mit den Milderungen ia dem jett vorlienenden Entwurf sind wir einverstanden. In den große stédtishen Betricken muß besonderes Gewicht auf den Verwandt- i&aftégrad der Beschäftiaten gelent werden. Eine schikanöse Hand- bobuna des Gesetes muß vermieden werden. Wirkliche Besserung fann erst erzielt werten, wenn die Gewrerbeaufsidt über die Gast- und Schankwirt\chaften ausgestaltet werden fann.

Aba. Frau Hanna (Soz.): Meinen Parteifreunden ist die Fu immung zu den Aenderunaen nit leiht aeworden, weil unsere An- inge im Bevölkerunasaus\{uß nur zum Teil berüdsihtigt worden snd, Mir hätten gewünscht, daß die Betriebsinhaber zu ausreihender ier Entlohnung rerpflihtet werden. Die Bekämpfung des

Arimierkneinenwesens balten wir für oeboten. Sie kann aber au erfolceen obne die im § 5 enthaliene Bestimmung, daß weib- lichen Angestellten die Beschäftigung in Gast- und Schankwirtscbaften verboten werden kann, wenn die Annahme geredtfertiot erscheint, daß die An-este!ten bei ihrer Nerufsausübuna die auten Sitten oder den Anstand verleten würden. Wir beantragen Streichung des § 9.

g. Frau Dr. Spohr (D. Nat.): Ein absolutes Vertot der weibliGen Bedienung in Gastwirtscheften ist nit möglich. Die vor- lienende Verordmrung ist nit geeignet, die bestchenden Uebelstände zu bescitoen. Wir werten dacecen stimmen und die Regieruna auf- fordern neue Anortnung zu erlassen, die besser den Bedürf- nissen des ehrlichen Gastwirtsgewerbes Rehnung trägt. A N

Aba. Barteld (D. Dem.): Die Anordnung würde œu vlatten Lande ganz undur{bführbar fein. Durch solce Anordnau1gen fan mm die Sittlichkeit mcht heben; aber aub das ebrliche Gastrirtérewerbe würde unter ihrer Anwenduna leiden. Jm Inter- ese des Gashwirt8cewertes müssen wir die im Bevölkerungéaus\huß besblossenen Verschärfungen ablehnen.

Aba. Frau Garni ch (D. V.): Meine rolitischen Freunde sind oegen die Verordnung in der Ausscußfassung. 1 gewollten Zweck wird sie nit erreihen. Aber sie würde mit den im Aus\{uß beshlcssenen Verschärfungen das Gastwirisaewerbe fehr schädigen. Vir sollten die Negierunasvorlage wieder herstellen. R

Aba. Frau R ei ch (U. Soz.): Wir müssen diejeaiaen s{üben, die nta TA e Solange das kavitalistiscæ Svstem besteht, wird man dur solche Anordnungen die Uebelstände in den Animier- Ineipen nidt beseitigen.

Der Antrag Dr. Spohr wird abgelehnt. Das Ero-rbnis der ersten Abstimmung über den Antrag Hanna bleibt zweifelhaft. Im Hammelsprung werden Stimmen für, 90 Stimmen aegen den Antrag abgegeben. Das Haus ist also beschlußunfähig.

194. Sitzung vom 10. Dezember 1920, Nachmittags 3!/s Uhr.

Auf die Tagesordnung hat der Präsident die Fortseßung der Beratung des Haushalts der Berg-, ütten- und Salinenverwaltung gesebt.

Minister für Handel und Gewerbe Fis chbeck: Meine Damen und Herren, im Ans{luß an eine Neibe von Bemerkungen, die in der gestrigen Sitzung gefallen sind, mödbte ih mir zunädst einige Aut! ührungen über die Produktion und den Verbrau an Koble im Laufe des gegenwärtigen Jahres gestatten. Im Fabre 1920 werden nab den bisherigen Produktionsergebnissen vorauêésichtlich 183 Millionen Tonnen gegenüber einer Friedeneforderung von 1% Millionen Tonnen gefördert werden, immer berücksihtigt, daß der Bergbau an der Saar uns nicht mebr zur Verfügung steht. Vir kaben olso gegenüber der Friedentförderung einen Verlust von 57 Millionen Torinen zu beobadten. Diese Zahlen beziehen sich auf den Eteinkohlenbergbau. Im Braun- foblenbergbau sehen die inge erfreuliderweise besser aus. Hier glauben wir, auf eine Förderung von 103 Millicenen Tonnen gegenfiber 87 Millionen Tennen im Jabre 1913 zu kommen, d. h. wir bâtten eine Zunahme von 16 Millionen Tonnen Braunkoble zu ver- zeichnen, die wir an Heizwert ungefähr 6 Millionen Tonnen Stein- kohlen gleihsezen können. Die Produktion von Steinkohlenbriketts

hat sich ungefähr auf der Höhe des Jahres 1913 gehalten. Ver- gleichen wir das Jahr 1920 mit dem Jahr 1919, so stellt sich überall eine erfreuliche Steigerung der Produktion heraus. (Bravo!) Während im Jahre 1919 116 Millionen Tonnen Steinkohlen gefördert wurden, haben wir, wie i vorhin s{chon erwähnte, im Jahre 1920 mit 133 Millionen zu rechnen, also in diesem einen Jahr mit einer Zunahme von 17 Millionen Tonnen, gleih 14 %. Die Braukohlenförderung ist von 94 auf 105 Millionen Tonnen gestiegen, also um 11 Millionen Tonnen gleich 129/69. In der Brikettherstellung ist eine Steigerung von 19,5 auf 23 Millionen Tonnen, also um 3,5 Millionen Tonnen, glei 18 9%, eingetreten.

Auch die arbeitstäglihe Förderungsleistung hat dementsprehend überall eine Steigerung erfahren. Sie betrug an der Rubr durhs{nittliG im Januar dieses Jahres 255 800 t. Im Laufe des Jahres ansteigend, hat die Förderung im April 2693 900 t, im Mai 302 200 t betragen. Im Juni erfolgte ein Rückgang auf 280 000 t. Im Oktober erzielten wir eine Durhschnittsförderleistung pro Tag von 309 000 t. (Bravo!) In Oberschlesien if leider eine solche Zunahme der Stetigkeit niGt zu verzeihnen. Dort s{wankt die arbeitstäglihe Förderung zwishen 107 000 und 112 000 t. Wir baben dort aber manden jähen Abfall, namentlih in Monaten ter Unrukbe erlebt, so insbesondere im August einen Abfall auf 89 000 t. Der Herr Abg. Hari hat \ich gestern mit der Arbeits- leistung besœäftigt, die auf den einzelnen Bergmann ent- fallt. Er hat \sich meines Erachtens mit Necht dagegen gewebrt, daß man eine Schicbtförderung unter Berülksichtigung der Zahl der ge- famten Belegschaft berednet. Er hat es für fals erklärt, aus dem Ergebnis einer solchben Berechnung ungünstige Zablenergebnisse für die Tätigkeit des einzelnen Bergmanns herauszubolen. Au ich halte es für falî, unseren Bergleuten etwa derartige Vorwürfe zu maden, wie sie von dem Herrn Abg. Harsh hier angeführt sind. Ih habe im Gegenteil {on bei der Beratung des Handelsetats meine damalige Auffassung gegenüber unseren Bergleuten au8gesproden, die in verständiger Würdigung der Lage unseres Wirtschaftslebens, inébesondere der Verbältnisse, die fch aus dem Abkommen von Spaa ergeben baben, gern und willig Uebershichten verfahren, um der Allgemeinheit zu dienen. Aber, man muß selbstverständlich die Dinge nehmen, wie sie sind. Es ist ganz richtig, wenn der Herr Ab- geordnete Harsh sagt, man solle und müsse die Ergebnisse auf die einzelnen Klassen umrehnen und besonders auf die Untertagearbeiter und die Arbeiter, die reine Kohlenhauerarbeiten leisten. Aber selbst wenn si dadurhch eine Herabminderung ergeben sollte, bin ich vorsihtig genug, daraus nicht etwa glei den Sluß zu ziehen, daß nun die Arbeitéfreudigkeit so gewaltig gesunken sei, iondern es werden * bei der Würdigung diéser Zablen eventuel auch die Verhältnisse der Betriebe in Nüksicht zu zieben sein, insbesondere, ob nidt in der neueren Zeit viel mehr Arbeitsleistung auf Ausbau- und Vorrichtunggarbeiten hat verwendet werden müssen, so daß si auf diese Art eine Erklärung für die Abnahme der Tätigkeit ergîibt- Das kann natürli nur dur eine sehr sorgfältige Prüfung der ein- zelnen Zechen festgestellt werden; e wird sehr {wer mögli sein, {G automatisch darüber zu unterrichten. Aber richtig ist do, wenn man der Methode, die der Herr Abg. Harsch als wünsenswert bezeichnet hat, Folge gibt, daß in der Klasse 1 im Oberbergamtsbezirk Dortmund \ch für die Sit eine Abnahme ergibt. Es sind im Jabre 1913 in der Schicht 1,767 t, im 9. Vierteljahr 1920 für das uns die leßten Berechnungen vor- liegen 1,355 t gefördert worden; das ergibt eine Abnabme von 0,412 t glei 23,32 °%. Nun wird man sagen, es sei nit dabei berüdsitigt, daß die Arbeitszeit zurückgegangen ist, und daß infolge- dessen in der Sicht weniger produziert wird. Aber selbs wenn man die reine Arbeitéstunde zum Verglei nimmt, so ergibt \sich für den Oberbergamtsbezirk Dortmund für 1913 eine Leistung von 0,208 t, im zweiten Vierteljahr 1920 eine solde von 0,193 t, das ist eine Ab-

sind im August 30% verlangt worden; bei Gas- und Gasflamm- foble ist die Anforderung von 12 % im Mai auf 329% im August gestiegen. So bleiben uns die minderwertigen Koblen für die In- dustrie, und das vers{lechtert deren Lage noch mehr, als es {on nah den Mengenzablen der Fall ift.

Neben dem Abkommen in Spaa wirkt in den leßten Monaten für unsere Versorgung besonders ungünstig die Notwendigkeit des Transports von Ernteerzeugnissen. Dazu kommt, daß der gesteigerte Transport von Rohbraunkohle mehr Eisenbahnmaterial in Anspru nimmt. Der Verbrau der Eisenbahn stieg, und so kam es, daß die Eisenbahnverwaltung weniger versorgt werden fonnte, als die Be- darfsmenge betrug. Ganz übel war es mit der Zufuhr von Bunker- Ffoble bestellt, wofür ja nur hoHwertige Koble in Frage kommt; bier entstanden große Schwierigkeiten, was zur Folge hatte, daß die See- und Binnenschiffahrct sehr zurückgegangen ist und eine ganze Neibe von Dampfern aufliegt. Für unseren Ueberseedienst haben wir gar nur 20 000 Tonnen liefern können, die unserer Industrie entzogen werden mußten.

Das Kontingent für Gas- und Elektrizitätswerke ist auf das äußerste einges{ränft, konnte aber troßdem nit aufgebracht werden. Der Gaskoks ist wegen der \{lechten Beschaffenheit der Koblen minderwertiger. Daß die \{lechte Beschaffenheit der inländischen Koble, die uns übrig bleibt, auf die Erzeugung von Elektrizität nah- teilig gewirkt hat. wollen Sie daraus ersehen, daß, während wir früber für die Erzeugung einer Kilowattstunde 1,1 kg Kohlen brauchten, jegt bis 2,8 kg verarbeitet werden müssen.

Die mangelnde Versorgung mit Kohlen mat \ich ganz be- sonders in der Eisenindustrie bemerkbar. Es ist Ihnen bekannt, daß eine Reihe von Hechöfen ausgeblasen ist und daß ganze Betriebs- abteilungen ftilliegen. Daraus ergibt ih insbesondere ein Mangel an Nob- und Schweißzeisen für die verarbeitende Industrie. Der Landwirtschaft fehlt es an der Thomasshladke, die gerade in der jezigen Jahreszeit besonders notwendig wäre. Ebenso haben wir einen sehr großen Koblenmangel bei den Edelstahlwerken zu ver- zeichnen; der Rückgang gegen den Monat Mai beträgt 34 vH. Daraus muß sich eine große Minderverforgung mit Werkzeug- und Drebstahl für unsere verarbeitenden Werke ergeben. Die Tertilindustrie konnte, der - gesteigerten Produktion und gesteigerten Nachfrage entsprechend, nit binreihend versorgt werden. Jn der Papierindustrie dagegen mußten 39 Betriebe mit 5000 Arbeitern stillgelegt werden oder fonnten vorübergehend nicht arbeiten. Ueberall in der Metall- industrie, bei den Maschinenfabriken, den Werkstätten, Gießereien und Schmieden feblt es an Gasflamm- und Smiedekohlen.

Es ist natürli, daß si angesihts dessen unsere Industrie nach Ersatzbrennstoffen umsieht. Insbesondere kommt bier, wie ih hon sagte, die Nobbraunkohle in Betracht, daneben in steigendem Maße Holz und Torf. Ganz besonders zeigt sih das bei der Torf erzeugung : die Torfproduktion, die im vorigen Jahre rund 1! Million Tonnen betrug, ist in diesem Jahre {hon auf 2,5 Millionen Tonnen gestiegen. Des weiteren sucht man sich mit der Verwendung von Briketts aus minderwertigen Brennstoffen zu behbelfen, aus Koks- taub, Sägespähnen und neuerdings nach einem besonderen Verfahren aus Ascheresten.

Unter diesem Mangel muß natürlich der Wiederaufbau unseres Wirtschaftslebens ganz außerordentlich leiden. Ein Zeichen für unsere Verbältnisse ist die Tatsahe, daß unmittelbar auf der Kohle liegende Werke wie die Gutehoffnungshütte-Thvssen neuerdings dazu übergegangen sind, die teure amerikanishe Koble zu beziehen, um produzieren zu können.

In Spaa war uns zugesagt worden, daß, um uns eine Erleich- terung gegenüber der Lieferung aus Westfalen zu bieten, besondere Abmachungen getroffen werden sollten, daß uns ein größeres Quantum aus Oberscblesien zur Verfügung gestellt werden sollte. Darüber haben menatelange Verhandlungen stattgefunden, sie haben aber mit einem unbefriedigenden Resultat ) geendigt; jene Aussichten, die uns

nabme von 0.015 t glei 7,2 9%. Meine Damen und Herren, i sagte bereits, daß es mir fern liegt, aus diesen Zablen irgendwelÆen Vorwurf zu erbeben. Aber

vorübergehen fönnen.

vorbin s\prach, der Steigerung der Belegschaft zu verdanken, und hier stellt {G auch in der leßten Zeit eine erfreulide Zunabme beraus. Während wir im zweiten Vierteljahr 1919 beim Stcin- foblenbergbau eine LelegsÆaft ven 634 000 Mann hatten, ist die Zahl im aleicken Vierteljahre des abres 1920 auf 629 000, alfo um 65 000 beraufgegangen:; im Lraunkohlengebiet steigerte si die Zahl von 102 000 auf 132 000 Mann.

Was nun gegenüber dieser Produktions!eistung den Verbrauch anlangt, so ist nah den Verecknungen unserer Vebörden, die mit der Koblenverteilung zu tun haken, der Selbstverbrauch der Zechen im“ Iahre 1920 auf 19 Millionen Tonnen anzusezen. Wenn wir ten Eisenbabtnrerbrauch mit 17 Millicnen, den Verbrauch der Gas-, Wasser- und Eleftrizitätéindustrie mit 14 Millionen, die Zwangs- ablieferungen an die Entente mit 24 Millionen und den weiteren Export nach Polen, Tíschechien, Oesterrei und dem sonstigen Aus- lande mit 9 Millionen anseßen, so ergibt si eine Menge von 83 Millionen. Vei einer Förderung von 133 Millionen Tonnen Steinkohle, wie ih sie Ihnen vorhin schilderte, bleiben dann für den gesamteck inländischen Hausbrand, für die Lantwirtsckaft, für das Kleingewerbe, für Intusirie und Eciffahrt 50 Millionen Tonnen übrig. (Hört ! hört!) Wenn wir den Verbrauch des Hauébrands auf 11 Millionen anseßen, dann ergibt sich gar nur eine Menge von 39 Millionen. Meine Damen und Herren, das sind noch feine 20 vH mehr als das, was wir an das Ausland, insbesondere an unsere ebemaligen Feinde, abliefern müssen. (Hört! hört!) Ein Ersay ist sehr {wer möglih, Die Einfuhr ist auéges{lossen oder wenigstens nur in einem sehr geringen Maße zulässig, wegen unseres Valutastantes und ter hohen Kohlenpreise. Wenn au mit allen Mitteln versucht wird, die Braunfoblen als Ersaßbrennstoff heran- zuziehen, so fommt doech immer in Betracht, daß die Heizkraft der Braunkohlen weit hinter der der Steinkohlen zurüdstebt.

Aber, meine Damen und Herren, man darf diese Zablen, um sie rihtig zu würdigen, nit allein von der Seite der Menge aus be- urteilen, sontern diese Zablen stellen sich noch ungünstiger, wenn man au auf die Qualität blickt. Unsere Gegner, die ja ein Net der Auswahl baben, sind immer mehr dazu übergegangen, die hochwertigen Kohlen für sch in Anspruch zu nebmen. Während in Westfalen an

Fettkohle noch im Mai von der Entente 16 9% angefordert wurden,

wenn man dié Wirtscaftli&keit unseres Koblenbergbaubetriebes ins | Auge faßt, dann wird man natürli an derartigen Zabklen nit |

Im großen und ganzen haben wir die Mefkbrleistung, von der i |

eröffnet worden sind, baben feine Erfüllung gefunden.

Mir haben uns in den Landeskoblenstelklen und in den | Gokblenwirtichaftsstellcn bemüht, alle jene Bestrebungen, Ersag zu schaffen, nah Möglichkeit zu unterstüßen. Es sind Nefe- | renten bestellt, die in Gemeinschaft mit Sachverständigen alle Be-

triebe der Industrie dur{Ggehen, um die rihtige Ausnugzung der ver- braudbten Brennstoffe zu untersuden. Sie bedienen \ih in weit- gehendem Maße der Wärmewirtschaftsstellen Es ist | darauf hingewirkt worden, daß \ich die einzelnen Betriebe an Wärme- wirtschaftsstellen anschließen und zu solchen zusammenfinden, und ih tann anerfennen, daß man in der Industrie diesen Anregungen, die von den Koblenwirtschaftsstellen ausgegangen sind, überall gern entgegengefkfommen ist. Man hat sich selbst geholfen, indem man in größeren Betrieben Wärmeingenieure angestellt hat, Vorträge sind veranstaltet, Kurse abgehalten worden, und wir baben unsererseits wieder dadurch zu helfen gesucht, daß wir die besonders ausgebildeten Wärmewirtscaftsstellen. so insbesondere die- jenige des Vereins Deutscher Ingenieure in Berlin, des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf finanziell unterstüßt haben. Neuerdings haben die Koblenwirt1haftsstellen ihre Aufmerksamkeit au dem Hausbrand zugewendet und ferner au für eine gehörige Aus« bildung der Heizer zu wirken gesucht. Durch alle diese Maßnahmen ist erreicht worden, daß die Braunkohlenförderung und die Förderung geringwertiger Brennstoffe in sehr bohem Maße in Aufnahme ger kommen ist, daß vnwirtschaftliche Betriebe eingestellt und an größere anges{lossen sind. Wir sind weiter in den Koblenwirtschaftéstellen jeßt dazu übergegangen, unsere Aufmerksamkeit der Ausnugzung der Wasserkräfte zuzuwenden, ebenso der Kuppelung der Betriebe, um an Kohle zu sparen,

Die ungünstigen Transportverhältnisse haben zur Folge ge- haht, daß die Haldenbestände in der leßten Zeit außerordentlich gewachsen sind. Wir hatten an der Ruhr am 20. November mit 365 000 Tonnen zu redchnen. Am 4. Dezember waren es son 595 000 Tonnen, die auf die Halden geshüttet waren; in Lbershlesien am 20. November 470 000 Tonnen, am 4. Dezember 552 000 Tonnen. Nicht minder sind die Brikettstapel gewachsen. Das fommt daher, daß auf der einen Seite die Binnenschiffahrt wegen des geringen Wasserstandes zum großen Teil unmöglih war, der hein oberhalb Mannheim unschiffbar, und daß auf der anderen Seite die Eisen, bahnen nit in der Lage waren, den Andrang an Gütern, ins- besondere an Kohle, zu befriedigen, So ist es gekommen, daß namentli Süddeutschland in seiner Versorgung in der legten \Zeit ins Hintertreffen geraten ist, und wenn hier in diesem hohen Hause vor einiger Zeit von einer Beporzugung Süddeutschlands gesprochen worden ist, so liegen eben die Dinge ih hábe schon einmal darauf