Meine Herren, als ich das Minifterium im Jahre 1892 über- Verfügung von 1888 bereits vor. war auch damals für die Abänderung dieses Ober- für eine Aenderung der Schulpolitik frage im nördlihen
fand ih diese Ober-Präfidial- obwohl fie bereits vier Zahre beftanden hatte, . eine ziemlich ftarke Bewegung Präfidial-Erlafses und überhaupt in Bezug auf die Schleswig im Gange, diesen Gegenständen zuwenden müsse diesem Ober-Präfidial-Erlaß von 1 allen nordshleswigshen Schulen die Unterrichtssprache der Religionsstunden. In den Gem und in den dänischen Schulen in d
Behandlung der Sprachen und ih habe sehr bald meine Aufmerksamkeit Der wesentlihe Punkt in 888 ift der, daß dadurch in deutshe Sprache als die mit alleiniger Ausnahme einden, wo dänish gepredigt wird, iesen Gemeinden werden feit der ch 4 Religionsftunden in dänischer he. Aber
vorgeschrieben
Ober-Präsidial. Verfügung wöcentli Sprache gegeben und 2 Religionsftunden in deutscher Spra im übrigen ift die Unterrichts\sprahe nur
Die Beschwerden über diese Verfügung, Sprachenfrage in den Schulen, mich, mich eingehend nah dem Erfolge, den die O zu erkundigen, und ih habe von bier aus Nord-Schleswig in die dortigen Schulen ob wirklih etreten wären infolge
über diese Ordnung der die an mi herankamen, veranlaßten ber-Präfidial- Verfügung gehabt hatte, Minifterialkommifsarien nah geshickt, um durchaus sacli in dem Schulbetriebe irgendwelche Mißftände eing der Einführung der deutschen Unterrichtssprahe oder im Religions- unterricht infolge der Einführung von zwei deutshen Religionsstunden. Die Kommissarien sind in einer ungemein großen Zahl von Schulen aber ibr Urtheil is einftimmig das gewesen, daß auch nicht ch diese Ober-Präsidial-Verfügung für den daß die Kinder das Deutsche gut ver- ß sie auh für den Religion8unter-
ch und unbefangen feftzüstellen,
der leiseste Nachtheil dur Sgulbetrieb entftanden sei, ftehen und sprechen lernen, und da rit ausreihendes Verftändniß haben.
Ih habe dann noh Veranlaffung putation nordshleswigf{er Geistlicher solhe waren, unzweifelhaft war such machten, Präsidial-Verfügung sie angestrebt hatte, Squle wieder dänishen S die Herren gefragt: „Ist es richtig, fähigt erscheinen, in Eurem Konfirmationsunterriht dem Vort Geistlichen zu folgen und die dânishe Predigt vollftändig zu ver- ftehen?“ Darauf ift mir einstimmig von den Herren erwidert worden: foweit können wir niht gehen; die Kinder verstehen die Predigt und verstehen auch den Kon nur hier und da einmal vor, daß die sh niht decken im Dän nicht glei ganz flar ift, wollendes Eingreifen des Geistlicve muß, weil er dänish predigt — wohl nachhelfen.“ nechdem ih diese Ermittelung gemacht habe, habe ih aufgehört, daran zu denken, die Ober-Präsidial-
Meine Herren, ih würde es tief beklagen, we Aenderung diefer Schulverordnung vom Fabre 1888 der dänischen Handhabe gegeben würde, um in die Schulen in nen es jet schr friedlih bhergebt, wieder neuen
genommen, unter denen Gesinnung gegenüber den
herbeizuführen, d. h. in der prachunterricht einzuführen. Ich habe dann
daß die dänischen Kinder nit be-
firmotionsunterriht. Es kommt ibnen bei ganz {weren Worten, ischen und im Deutschen, die Bedeutung und da läßt sich dann durch ein wohl- n — der ja auch dänish verstehen Meine Herren,
Verfügung wieder zu ändern. nn jeßt durh eine
Agitation eine neue Nordscleswig, in te Agitationsftoff bineinzutragen. Fc bemerke dazu, fonderes Unglück halte, Dörfern au dänish gesprochen wird. Ich glaube, Deutsche Reih sowohl wie Preußen, sind stark genug, sehr wobl ertragen zu können. ob für uns ein Anlaß vorliegt,
ih stehe so, daß ih es garnicht für ein be- wenn in Nordshleswig in den dänischen
Deutschland, das
Aber, meine Herren, eine ganz andere daß unser Staat in Sprache ciner fremden Nationalität pflegt, zu deren Gunften eine gegen unfer feindselige Agitation besteht, und diese (Bravo! rechts.) Ich
Frage ift €8, unseren Schulen die und zwar einer Nationalität, Vaterland gerichtete, überaus Frage verneine ih auf das Allerbestimmteste. verneine fie in Nordschleëwig und ebenso in der Provinz Posen und in den Distrikten, wo wir zwei Sprachen gemis{ht haben. rechts.) Wir haben garnihts dagegen, daß die Leute aber das fann man von uns nit verlangen, daß wir unsere S{ule ere Mittel dazu hergeben follen, um die Agitation zu stärken, d unser deutshes Volksthum gerichtet ift,
S R
dänish sprechen ;
die gegen unser Vaterland un (Bravo! reckté.) Deshalb ftehe ich Schwierigkeiten nennt, Anweisung einzelner WÆ nützen Nadelstichen die Le liegt mir ga Tiefste —; Anträgen der dänischen Agitatoren, der bei uns bestehenden Schülvérörbnung, einer Weise vornehmen soll, werden würde, um gegen unfer Vaterland zugehen. Ich bin gesonnen, das nicht zu thun. (Bravo! rechts.) Bachmann (nl.): Die dänish so vortrefflihen Anwalt gefunden, Er hat die Herr Barth meinte, Deutschland gehöre. fie stüßen fi
bin ih bereit, in einzelnen Schulen und durhch hrer dahin zu wirken, daß niht etwa mit un- ute an der Grenze gequält werden — das nz fern; im Gegentheil, ih mißbi aber ganz etwas Anderes ift es, ob man, folgend den nun eine prinzipielle Aenderung die fich bewährt-Fat,. in ieder neues Gift gesogen und unser Volksthum vor-
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e Agitation bat in Herrn daß sie fih selbst dänische Agitation
Die Dänen ch auf Art. V des hrem freien Belieben liege, Deuts{land oder zu Dänemark ge- i um die Kreise Hadersleben, Sonder- auch Tondern. Die dänischen Ver- in Fluß. Der tänische Sprachverein, und Hanken angehören, giebt Kinder- dessen Tendenz \ckchon aus dem Titel- Inhalt is noch viel bedenklicher. Squlverein und religiöse Gesellschaften, die dânishe Bevölkerung von dem Besuch abzuhalten durch Veranftaltung Agitation der ift \o bekannt, ut. Redner theilt den Inhalt d folgert aus demselben, daß die so zahm sei, wie man es darzustellen ch der geistigen Interessen, zeige i der materiellen zusammengehen wollen.
Barth einen nit besser hätte vertheidigen können. fährlih befunden. definitiv zu Preußen und t aber anderer Meinung ; dens und glauben, da ob Nerdshleswig zu hôren fol. Es handelt fih dabe burg, Apenrade und zum t eine erhalten die Agitation
dem au dic Abgg. Jobannsen schriften beraus: einen Kal blatt ersichtlich ift;
Prager Frie
zu wählen,
Zweck dienen,
derer religiöser Versammlungen. Die namenilih des inzelnes kaum rah ¿ dänischer Schriften mit dänische Agitation durhaus pflege. Gbenso wie bezügli den Dänen au den Deutschen nicht den Fall Delbrück g \chleswiger si endlich follten; würde dä dann würde Ruhe und
li, daß die Dän A cite Feberen
zuweisen bra
Brcfe A es rofessor Pau eäußert und dabei auch ausgefül! in die gewordenen Zustände fü tionalität eine freiere DEG Frieden ins Land kommen. Dazu sei a Rechtélage als endgültig anerkennten. habe der Redner Herrn Hanßen direkt
vorgehälten, daß die Polen gegen die Behauptung proteftieren, da e Die Losreißung die icher Landestheile von Preußen wollen; E abe ibn aufgefordert, ebenfalls zu ;
Nordschleswigs von Preußen nicht wünshe. Darauf habe elbe geshwiegen, troßdem er Gelegenheit gehabt babe, darauf zu antworten. So lange dle Johanusen und Hanßen an der Spiße der dänischen Agitation blieben, werde der Kampf weiter bestehen. Seine Partei billige durchaus die Maßregeln der Regierung.
Aba. Graf von Moltke (fr. kons.): Wenn ih mich für die Interpellation habe einschreiben lafsen. jo geshah das nur, weil ih den Interpellanten unsern tiefgefühlten Dank dasür aussprechen wollte daß fie uns Gelegenheit egeben haben, diese Angele enheit ründlih u erörtern. Herr Barth hat F fast {ühtern ¿esproden: line Rede war ein auf dem Stock gebliebener Artikel der . Kieler Zeitung Die freisinnige Presse hat sih auf die Professoren Paulsen und Kaftan berufen. igene Information in ordshle8wig hat fie nicht eingezogen. Herr Barth hat sih auf einen evan- gelischen Geiftlihen berufen; das ift wohl das erste Mal, daß der Freisinn sih auf die Geistlichkeit bernfen hat. Die Mittheilungen des Herrn Barth, der seinen Gewährsmann niht genannt hat (Zu- ruf : Wir wollen ihn niht der Verbeßung auéseßen!), stammen wohl von dem Korrespondenten des „Berliner Tageblatts“, welcher einige Wochen in Nordshleswig zugebraht und nun aus der Quelle reihster Erfahrung sein Urtbeil gefällt hat. Ueber Srria Blell, mit dem sich Herr Richter identifiziert hat, \chweigt man am besten, oder man lacht über ibn. So lange die Skandinavier unter sich nicht einig find, wollen wir gern auf ihre Bundesgenossenshaft, die Herr Barth so sehr gerühmt hat, verzihten. Das Urtheil der ausländischen Prefse geniert uns nicht ; die Zeiten, wo wir nah dem Auslande \cielten, sind vorüber seit dem Amtsantritt des Fürsten Bismarck. Die Interpellation trägt die Unterschrift sämmtlicher freisinniger Abgeordneten mit Ausnahme des Abg. Ehlers, was für uns von Bedeutung ift, und des Abg. Virchow. Die Interpellation fragt, ob der Ober-Präsident die Ausweisungen angeordnet hat. Das ist ja bekannt; Herr von Köller hat es selbst erklärt. Daß die Regierung die Ausweisungen mit ihrer Verantwortlichkeit deckt, ift auch bekannt. Das beweisen die Auslafsungen der „Norddeutshen Allgemeinen Zeitung“. (Zuruf des Abg. arth: Auf solhe Zeitungsberichte geben Sie etwas?) Ich \chmeihle mir, die Zeitungen mit Ver- ftändniß zu lesen. Herr von Köller ift der populärste Mann_ in Scleswig-Holftein. (Zuruf: Bei feinen Untergebenen!) Wir find ibm dankbar für sein festes Auftreten. Der Fortschritt nimmt ab. (Zuruf: Sie sind bei den Reichstagswahlen durchgefallen !) Der Fortschritt in Schleswig-Holstein wendet von seinen alten Führern ab. Jch werde jeßt genöthigt sein, den leiten Galarteriedegen der Satire aus der Hand zu legen . . (Zucuf: Satire?) In nationalen etro werden meine politishen Pren und die Regierung die Zauberflöte des nationalen Bewußt- eins nicht eher aus der Hand legen, als bis sie alle mit uns tanzen. Die dänische Presse verftegt unter dem Königlihen Hause nur das dänische; sie spriht niht von Nordschleéwig, sondern von Südjüiland; das Absingen der „Wacht am Rhein“ wird als Chikanieren bezeichnet. (Redner verliest verlezende Aeußerungen des „Flensborg Avis“ über den Feldmarschall Grafen von Moltke.) Der vom preußischen Abg. Hankßen redigierte .Hejmdall“ führt eine etwas gemäßigtere Sprache, die aber immer noch \charf genug ist; er hat z. B. einmal davon gesprochen, daß es dem dänischen Königépaare nog vergönnt sein môge, den Tag zu erleben, der Nordschleswig wieder mit Dänemark vereinigt. Das find die friedlihen Zustände, bei denen man mit den aewöhnlihen Ver- haltungsmaßregeln auskommen foll! Die deutsche Bevölkerung wird von den Dänen wirths{afili und gesellshaftlich boyfottiert. Die deutsche nationale Puefsse hat in Nordschleëwig wenig Einfluß. Der Einfluß der „Kieler Zeitung* hat bis jezt in Nordschleswig jehr weit gereicht. an wird Mittel ergreifen müssen, um eine wirkli® nationale Presse dort zu schaffen. uch die Einwirkung des deutschen Schullehrers ift niht allzuhoch anzuschlagen gegenüber dem Einfluß des singen dänischen Hauses. Weder die Polizei, noch die Justiz, noh die Kirche kann in diesem Zwiespalt das Deutsthum unterstüßen und schüßen. Die Aktion des Herrn von Köller harakterisiert sich als Abwehr aus- ländisher Angriffe und Shuß des Deutshthums. Wir stehen nicht auf dem Standpunkt, daß der Staat vor allen Dingen das Individualrecht zu respektieren habe, daß er im übrigen sehen möge, wie er zu seinem Recht kommt. Es sind 300 Aus- weisungen erfolgt, darunter befinden sh aber auh die- jenigen, welche wegen anderer Verfehlungen, und diejenigen, welche wegen Theilnahme an der Agitation ausgewiesen sind. habe den-Auftrag eines meiner politischen Freunde, mitzutbeilen, daß der Kriegerverein in Kappeln die Maßnahmen des Ober - Präsidenten von Köller durchaus billigt. Herr von Köller wird überall mit großer Freude aufgenommen ; das beweist, daß es in Schleswig-Holstein eine große Anzahl von ruhig und anständig denkenden Leuten giebt. Wir haben die Interessen der deutschen Bevölkerung in erster Linie zu vertreten. Jch fkonstatiere, daß die preußishe Regie- rung s{chon eine Reihe von Maßnahmen zur fulturellen Förde- rung der Provinz getroffen hat; ih hoffe, daß sie auf diesem Wege fortfahren wird. Wenn man seine Blicke dur diese Mauern bindurch ins Vaterland rihten könnte, fo wird man überall das Gefühl finden: Wir sind Deutsche und wollen es bleiben. Ich möchte mit einer kleinen Variante an ein Wort des alten Fritz anknüpfen und sagen: Der wird \ih Swleswig niht nehm laffen. Ich schließe mit dem Worte des Liedes: Deuts(land, Deutschland über Alles, über Alles in der Welt, wenn es treu zusammenhält.
Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, FinanzMinister Dr. von Miquel:
Meine Herren! Gestatten Sie mir nur wenige Worte, weil ih Ihren Verhandlungen infolge einer Staatsministerial-Sißung nicht weiter werde beiwohnen können. Ich glaube, meine Herren, die Lage und die Frage, über welhe Sie \ih entscheiden und eine feste Mei- nung bilden sollen, ift schon jeßt vollkommen klar ; es ift kaum noth- wendig, noch weiter über die Sache zu sprehen. Ein Jeder von uns, glaube ih, bat jet, wenn er nicht vorher hon unterrihtet war, über die thatsäbliden Zuftände in Nordschleswig ein vollständig klares Bild, und ih bin überzeugt, es wird im ganzen Hause niemand sein, der \ih den so sahkundigen und fich lediglih auf eine objektive Dar- tellung beshränkenden Ausführungen des legten Herrn Redners wird haben entziehen können.
Meine Herren, ih muß au meinerseits anerkennen, daß der Herr Abg. Dr. Barth die Aufgabe, ih aus der Sackgafse, in welche sich diese beiden freifinnigen Parteien hineingebracht haben, möglihft berauszureden, in einer sehr intelligenten und feinen Weise gelöft hat. (Heiterkeit.)
Er hat wie ein geshickter Advokat alles pro et contra zusammer- gestellt, aber immer nur in allgemeinen Wendungen; auf die Basis der thatsächlihen Zustände, auf welcher doch allein eine Regierungs-
maßregel beurtheilt werden kann, auf diese Basis sih zu begeben, uns"
die wirklichen Zustände in Schleswig zu \{hildern, - das hat er ver- mieden. (Sehr rihtig! rechts und bei den Nationalliberalen.) Meine Herren, er hat mich persönlih gewissermaßen interpelliert, indem er sagte: gerade die deutsche Philisterhaftigkeit, welche glaubt, große Fragen mit kleinen Nadelstichen, mit kleinen polizeilihen Maßregeln lôsen zu können, biese Philisterhaftigkeit, von der ih gesprochen hätte, von welcher er-geglaubt habe, sie sei nun allerdings in Deuts(land über- wunden, sie habe hier einen bedenklichen Rüffall in dem alten Polizeiftaat gefunden. Diese Philifterhaftigkeit habe ih aber nicht gemeint, und
ß er die Losreiÿung-
id glaube, das ganze Haus hat es au nit so verstanden, sondern
die alte Philisterhaftigkeit lag mir im Sinn, die in der weltbürger- lichen, weisen Betrachtung den Krieg lieber sah in der Türkei als bei uns, welche den nöthigen nationalen Stolz, welhe — ih gebrauche den Ausdruck dreist — den berehtigten nationalen Ggoismus nicht kannte, jene Philisterhaftigkeit, welhe niht den nationalen Sinn der Vertheidigung des Vaterlandes gegen das Ausland kannte, welche immer fürchtete, Anderen, nämlich den Ausländern, Unrecht zu thun, und immer geneigt war, den eigenen Regierungen, welche fräftig die natio- nalen Interessen vertheidigten, Unreht zu geben, — dieses Nilister- wesen habe ih gekennzeihnet, und ih habe gesagt, diejenigen, welche noch jeßt mehr oder weniger auf diesem Boden stehen geblieben find,
werden in der Folge daran keine Freude haben; denn glüliherweise ist unser deutshes Nationalgefühl jeut so ftark, daß eine soldie An- *
\hauung keinen wesentlihen Boden mehr im Volke haben kann. (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.) Herr Graf Moltke hat hierüber den Herren glei die Quittung gegeben, und zwar namens der sämmilihen Abgeordneten von S@leswig-Holstein; auch sie haben gesagt : die von der hiesigen Berliner Presse eingenommene Haltung, die von den freisinnigen Abgeordneten und einem vereinzelten Ab- geordneten aus Schleswig eingenommene Haltung wird vom Stand- punkte der Partei, die sie vertreten, ihnen in Schleswig-Holstein nur schaden und in keiner Weise nützen. (Sehr richtig! rechts.) Das ift genau die Bestätigung der Ansicht, die ih über dies Philisterthum ausgesprochen habe.
Meine Herren, uns in Deutschland wird in manchen Beziehungen die Verschmelzung von Grenzprovinzen, die einer anderen Nationalität angehören, shwerer als anderen Nationen, nit, weil wir es an Ent- gegenkommen fehlen ließen, nit, weil wir gerade auf diese Provinzen und für dieselben die größten Opfer verwenden, nicht deswegen, weil wir nicht positiv geiftig, wirthscaftlich und sozial diefe Provinzen zu heben suchten, fondern, weil wir niht in der Lage sind und es wohl auch nicht brauchen, jedenfalls bisher niht wollten, diejenigen Kraft- mittel anzuwenden, welche in folchen Fällen andere Nationen anzu- wenden niht sheuen. (Sehr richtig! rechts und bei den National- liberalen.) Beides, positive Förderung und nöthigenfalls Re- pression, muß zusammengehen; wir müssen die Machtmittel anwenden und, wenn wir sie nicht zur Hand haben, sie da suchen, wo wir fie mit Gerechtigkeit finden können, um solher feindseligen Agitation, die ofen und direkt den Zweck zweifellos verfolgt, Theile von Deutsch- land und von Preußen abzureißen, mit Erfolg entgegenzutreten.
Meine Herren, die Polen sowohl als in Nordshhleëwig die Dänen genießen alle Freiheiten, alle verfassungsmäßigen Rechte, welche die Deutschen genießen, bei denen es doch nicht vorkommen kann, daß derartige Beftrebungen stattfinden. Wie anders z. B. in Frank. reich! Wenn wir hier Ihnen vorshlagen wollten, die in fremder Sprache, wenn auh von Deutshen herauêgege- benen Blätter für Auslandsblätter zu erflären — wm würden Sie uns wohl antworten? Mein® Herren, würde Ihr deutsches Billigkeitêgefühl sagen: das geht doch zu wei .? folhen Maßregeln können und brauden wir auch nichi zu greifen. Und welce anderen Aufgaben shwererer Art auf diesem Boden haben wir als Frankreih! Das kleine Nizza — was will denn das be- deuten, welhes obendrein in wirthshaftliher Beziehung noh va Frankreih abhängt. Und was geshah in Frankreih? Das radikale Ministerium Bourgeois trat in die Kammer und legte einen Geseß- entwurf vor, der nur einen Paragraphen hat: jedes in fremder Sprache in Frankreich herausgegebene Blatt ift ein Augslandsblatt. (Hört, höct! rechts und bei den Nationalliberalen.) Ohne Wider- spruch in der Kammer, da es sih um eine nationale Frage handelte (hört, hört !), ih glaube, mich zu erinnern, sogar einstimmig wurde dieser Paragraph angenommen. Derselbe Minister begab si dann in den Senat — ih glaube, an demselben Tage —, die Dringlich- keit wurde erklärt wie in dem Abgeordnetenhause: das Geseg war publiziert. Einige Tage darauf war das große italienische Blatt „Der Pensiero“ todt.
Meine Herren, wir verzichten auf solche Mittel; wir glauben au, sie nicht zu gebrauchen. Vielleicht ift das Bewußtsein von der Gefahr, die in diesen Sachen stecki, in Deutschland auch noch nicht groß genug. Wir bekämpfen uns ja selbst noh deswegen, weil das einzige Mittel, diesen dänischen Agitationen mit Kraft entgegenzutreten, hier zur Anwen- dung gekommen ift. Und wie ift es zur Anwendung gekommen? Es ist schon von einem Vorredner darauf hingewiesen, daß im Ganzen 142 Per- sonen, fast ausnahmslos unverheirathete Dienstboten , ‘aus Nord- \{chleswig ausgewiesen sind, daß davon aber 40 s\ofort, da fie die Stellung wechselten, die Eclaubniß erbaten, in Deutschland zu bleiben und auch diese Erlaubniß erhalten haben.
Da sieht man doch deutli, daß wir niht gegen den einzelnen dänischen Dienstboten kämpfen, daß wir nur ein Sy ftem bekämpfen, massenhaft Dänen aus Jütland ins Land zu ziehen und dur die Vermehrung der dänischen Bevölkerung und dänischen Kreise einen solchen Druck auf das Deutschthum auszuüben, daß es ih niht mehr allein zu wehren vermag. Und dazu sollten wir nicht berechtigt sein ? Aus dieser Maus macht man einen Elefanten, ein gewaltiges Geschrei in der Presse? Regt das ganze Ausland gegen uns auf? stellt uns dar wie Barbaren? — Ja, meine Herren, ih sage mit Be- dauern: in einem anderen Staat und bei einer anderen Nation könnte das‘ schwerlich passieren. (Sebr rihtig! und lebhafter Bei- fall rechts und bei den Nationalliberalen.)
Meine Herren, wir wünschen mit unseren dänischen Mitbürgern in vollem Frieden zu leben. Wir wollen auh hier nur für den Frieden kämpfen, und ih bin überzeugt, wenn diese dänischen Nord- \chleswiger endlih begreifen , wie nachtheilig ihnen selbst diese Agitationen sind, wie hoffnungslos sie in ihren Zielen sind, welche großen Vortheile fie von der deutshen Aktion namentlich in der positiven Richtung der geistigen und wirthschaftlihen Hebung von Nordschleswig selbst genießen, so wird allmäblich immer mehr die Ueberzeugung durchdringen, däß diese hauptsählih von der anderen Seite der Grenze in das Land geworfene Agitation zum eigenen \hweren Schaden der dänischen Bevölkerung Nordschleswigs gereicht.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
Zweite Beilage
“zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußis
M 23.
die dänishen Vereine nah ch nit, daß die dänis aß Nordschleswig dänisch wi Wunsch kundgegeben. {li6t werden foll, chsstt keine Ge
(Séhluß aus der Ersten Beilage.) Wir haben vor unseren Mitbürgern dänischer Spracke in Nord-
\chleswig, vor ihrer Tüchtigkeit, ihrem festzn, entschiedenen Charafter den größten Respekt. Ich finde es au natürlich, daß eine dänish redende Bevölkerung es unangenehm empfunden hat, daß plöglih ein Schnitt zwischen ihnen und Dänemark in tieferem Maße, als es früher der Fall- war, gemaht wurde. Vorher haben diese dänish redenden Nordshleswiger {ih - wesentlih gefühlt als Schleswig- Holsteiner. Vorher sprachen sie meistens deuts, das Deutshthum prävalierte, und wie fie jeyt allmählih dahin gebracht sind nah den Mittheilungen des Grafen Moltke, daß, wenn fie den deutschen Soldatenrock ablegen, sie sich wieder als Dänen fühlen, so fühlten fie ich früher, wenn sie den dänischen Rock ablegten, als Schleswig- Holfteiuer. (Sehr wahr ! rets.)
Run, ein solcher Uebergang mag ja unbequem .und nicht leiht
fein, aber wir alle haben das größte Interesse — und das hat ja au der Herr Abg. Barth ausdrüdcklich anerkannt, daß zweifellos diese
ganze Vereinigung von Nordschlesrwoig und Preußen für eine absolut
definitive allseitig anerkannt werde —, denn die Regierung und der Landtag müssen \sih so verhalten, daß diese dänische Agitation nicht in
einzelnen Theilen Deutschlands oder in einzelnen Parteien, wenn au nur s{einbar, Bundesgenofsen zu finden glaubt. (Sehr wahr ! reht&.) Ich
muß sagen, daß in dieser Beziehung an der Rede des Herrn Abg. Barth nichts auszuseßen ist. Er hat die ganze Sache vom nationalen, patriotishen Standpunkt aus behandelt, er erflärt nur das Mittel, was hier ergriffen ist, für fals, und ih habe mich gefreut, daß er den Dänen darüber auch nicht den geringsten Zweifel gelassen hat.
Meine’ Herren, wir wünschen- au mit dem dänischen Staat und
detn dänischen Volk in Frieden und Freundschaft zu leben — und wir hoffen, daß bei der Menge natürlicher, historischer und Stammes- bande, einer Menge wirth\chaftlicher, gemeinsamer Intereffen — denn
in Wahrheit sind diese beiden Völker wirthschaftlih sehr eng ver-
bunden uad natürlich auf einander angewiesen —, wenn" die alten
Wunden mal vernarbt sind, diese natürliche Lage beider Völker erkannt wird und wir mit unserem Nachbarftaat Dänemark in vollem dauernden Frieden und Freundschaft leben. Wie sekr wir das wünschen, und
?yte fehr wir Rüsicht genommen haben auf geschichtlih leiht erklär-
"ee noch vorhandene Verstimmungen, geht ja daraus hervor, daß
cines Wissens gegen eine Agitation, die, ih will niht sagen dur
die Behörden, aber doch unter Duldung und Nichtverhinderung seitens der Behörden von der dänischen Grenze in das preußische Land hinein- getragen wurde, niemals rekflamiert worden ift, obwohl wir dazu viellei@t begründete Ursache gehabt hätten.
Meine Herren, ic hoffe, daß diese Verhandlungen wesentli zur Klärung der Verhälinisse na innen und außen dienen werden. Ih kann Ihnen, und uns nur wünschen, daß die ganze Debatte beziehungs- weise ein etwa zu fassender Beschluß nah allen Seiten hin diese An- gelegenbeit vollständig erledigt, und daß die deutsche Nation nach dem Wunsche der Shlußworte des Herrn Vorredners auch hier zeigt: Gegen Angriffe, die auf die Besammtnation und die Integrität des Neis und Preußens gerichtet find, sind heute — wir brauchen es ni@t mehr zu wünschen — sind heute alle Deutschen einig! (Leb- baftes Bravo rets.)
Abg. von Bülow- Bothkamp (konf.) erklärt, daß seine Freunde
vollftändig mit der Haltung der Regierung einverstanden seten, da die Einwanderung zahlreicher dänisher Elemente eine Gefahr in sich ge- {losen habe. Die Zahl der Ausweisungen sei durchaus nicht eine sehr große, und eine Beunruhigung sei im Lande nicht entstanden, höchstens in der „Kieler Zeitung“ und in den Köpfen ihrer Hinter- männer. Die ganze Fraktion stehe hinter der Regiezung und hinter Herrn voa Köller. ;
Aba. Mun ckel (fr. Vp.): Der Finanz-Minister glaubt Herrn Barth das Zeugniß ausftellen zu müssen, daß er auf dem nationalen Standpunkte stehe, und die Redner glauben au, mit aroßem Pathos nationale Gesinzung verkünden zu müfsen. Die deutsche Gesinnun zu versichern, sollte man in diesem Hause nit für nötbig balten Ist denn nationale Gesinnung und Anerkennung der Zweckmäßigkeit der Maß- regeln des Ober-Präsidenten von Köller durhaus dasselbe? Wir wollen wiffsen, ob die Mcßregeln von der Regierung selbst aut geben oder ob sie dieselben billigt. Graf Moltke ist mit der Autorität der „Norddeuts@en Allgemeinen Zeitung" zufrieden gewesen. Wir fragen die Staatsregierung irozdem, um ibr Zugeständniß zu haben, nit bloß ‘vor dem Hause, soadern auch vor dem Lande. Denn die ‘Majorität dieses Hauses deckt Rh mit der Majorität des Reichstags nicht. Ist eine dänische Agi- tation mit Zulassung dänischer Behörden getrieben worden, fo werden wir uns ja mit dieser Frage im Reichstage noch bescäftigen können. Daß deutsch: Sitte, deutihes Recht und deutsches Volfsthum auf- ret erhalten werden muß, ift selbstverständlich. Aber ob man mit den An3weisungen zweckmäßig gehandelt hat, ist eine andece Frage. Die vom Grafen Moltke angezogenen Artikel sind älteren Ursprungs; sie geben keinen Anlaß zu den heutigen Maßregeln. Die Agitation hat immer bestanden, ein Zeicen für eine gute Regie- ruagdpolitik ift cs also nit, daß die Agitation gewachsen, nicht ver- bindert worden ist. Vor mehreren Jahren antwortete der Unterrichts- Minister, daß die Regierung mit dem gegenwärtigen Stande der Agitation sehr zufrieden fei, daß die Deutschen und die Dänen ruhig neben einander liebten. Herr von Köller hat erfläct, daß er vun endlich sein Ober-Präsidium antreten wolle. Wenn seine Maßregeln erfolgreich wären, könnte man sich damit einverstanden erklären. Daß mae wirthschaftlice Existenz dabei zu Grunde geht, daran tit fein Zweifel. Die Nordshleswiger wurden 1866 Preußen, sehr gegen ihren Willen. Herr von Köller bat erklärt, daß er dänif e Sprache und Sitte nit auerotten wolle. Das wird ihm auh nicht gelingen. Den dläaischen Gesellshaftsvereinen hat man Schwierigkeiten bercitet, fie der Konzessionspflict unterwerfen wollen u. }. w. Man will den dänischen Gitern sogar das Erziebungsrecht nehmen. Es liegt mir ein derartiges gerihtlies Urtheil ‘vor. Der Amtêrichter, der es unterzeichnet hat, ist Mitglied des gegen die Dänen agitierendea deutshen Vereins. Der aisenrath und der zuerst bestellte Pfleger hatten nichbts dageaen einzuwenden, daß ein - Vater seine Tochter auf eine dänishe Schule s{ ckt. - Ein zweiter Pfleger fand darin etwas Staategefährliwes. Ein Dâne lebte seit dem 16. Lebensjahre in Schleswig. Er stellte si zur Armee, er ließ si naturalifieren und zablte 50 46 Stempel dafür, aber vier Tage ipâäter wurde er aus» aewicsen. Lb er die 50 M wiederbelommen hat, weiß ih nicht. Bei 160 000 dänish redenden Deu!schen macht die Auéweisung von 300 toh garnichts aus. Wir kalten cine folche Maßregel nit für gut unv nicht für klug.
Fn der Front haven wir sie angegriffen !)
Berlin, Donnerstag, den 26. Januar
Akg. Dr. Friedberg (nl.): Der Vorredner kann mit jedem anderen Redner den Wettstreit im Patbos aufnehmen. Ich will diesen Fehler vermeiden. Ein fernerer Fehler war es, daß Herr Munckel die Majorität des Reichstags gegen die des Landtags ausê- spielte. Die Majorität im Reichêtag kann nur dadurch entsfichen, taß fich ihr diejenigen Abgeordneten zugesellen, die jede Staaté- und Gelellschaft8ordnung negieren. Ih kann es nicht billigen, daß der Vorredner richterliche PUEA en einer Kritik unterzieht. Das follte er der richterlichen Fustanz überlassen. Es ist ein ver- derblihes System, sih auf Richtersprüche zu berufen, wenn sie einem pafsen, sie zu verwerfen, wenn sie einem nicht passen. Mit dem Politiker Herrn von Köller haben auch wir im Streit gelegen.
ier handelt er als höchster Verwaltungébeamter der Provinz, und ibn in dieser wegwerfenden Weise zu be andeln, kann die Autorität der Regierung niht heben. Eine Heldenthat hat Niemand in dem Vorgehen des Herrn von Köller gesehen; das ist eine Verwaltungs8- maßregel und keine Heldenthat. Viel mehr bin ich mit der Be- handlung8weise des Herrn Barth, die er der Sache angedeihen ließ, einverstanden. Aber Herr Barth sollte nicht glauben, daß es in Nordshleswig keine Leute mehr giebt, die auf den Artikel V des rager Friedens spekulieren. Wenn der Abg. Hanßen auf die Losreißung Nordschleëwigs von Preußen hofft und dann sih în unsere Reihen seßt, so ist das în einem anderen Parlamente nit mögli. Herr Hanfssen wird si ja darüber noch aussprehen können. Ableagnen wird er das nicht
* Fönnen, was vorgebracht ist. Was hier vorgebrat ift, zeigt, daß die
Regierung die Hände nicht in den Shoß legen konnte, ohne ihre Pflichten gegen das eigene Land zu verlegen. Aus den Ausführungen des Kultus- Ministers geht deutlich hervor, daß der dänischen Sprache die gc- bührende Rücksicht gewährt wird. Ein Kampf von Schule und Haus braudht daraus nicht zu entfteben. Nicht bloß harmlese Dienftmädchen sind ausgewiesen, sondern au solche Personen, die fich an die Spite der antinationalen Agitation geftellt haben. Ob die \hon eingetretene Besserung dauernd sein wird, fönnen wir nicht voraussehen. Die Wirkung hat aber eine Abshwähung erfahren durch die Art und Weise des Auftretens der freisinnigen Partei. Dadurch wurde die Schärfe des Schwerts der Regierung abzestumpft., Wir halten cs nicht für angebracht, bei einer solchen nationalen Aktion der National- regierung in den Rücken zu fallen. (Widerspruch und Zurufe links: Dem Prinzip der Liebe und Langmuth haben wir 30 Jahre lang gehuldigt. Wenn die 3Agitatoren nit die Widerstandskraft fühlen, dann werden wir nits erreihen. Wir würden den größten Merth darauf legen, mit Dänemark in Frieden zu leben. Wenn er den Frieven s{affen will, dann mag Herr Barth seine Rede den Herren in Kopenhagen balten. Aber von jener S-ite wird nicht derselbe Werth auf die guten Beziehungen zu Deutschland gelegt. Wenn Herr Barth seinen Einfluß dahin geltend machen wollte, daß die Belästigungen der deutschen Handlungs- reisenden durch eine Taxe, von der der Denunziant die Hälfte erhält, aufhören, so würde er fih ein großes Verdienst erwerben. Wenn die Ausländer von zu viel verpuffter Staatsenergie sprechen, so hätten sie lieber auf die inländishen Verbältniffe hinblicken follen. Das Liebeswerben Gladstone's hat den Frländern gegenüber nichts genußtt; erst die Kraft Saliébury?s und Balfour?s hat einen [leidlihen ne geschaffen. Ich komme nun zu Herrn Richter, der über seine ede in der „Freisinnigen Zeitung“ immer mit einer großen Selbst- beräucherung schreibt. Redner verliest eine Stelle aus der „Frei- sinnigen Zeitung“, in der die Nede des Abg. Nichter als der Mittel- punkt der Debatte hingestellt wird. Wenn die Unhöflichkeit das Entscheidende sei, dann fei Herr Nichter allerdings Allen überlegen.
Präsident von Kroecher: Ich möchte den Redner doh bitten, den Ausdruck „unhöflich“ etwas zu umschreiben. Der Ausdruck ift niht parlamentaris.
Abg. Dr. Friedberg (fortfahrend): Wenn man alle Stihen von der Rede des Herrn Richter abzieht, dann bleibt eigentlich fo wenig übrig, daß man glauben Eöônnte, die Vertheidigung des freisinngen Standpunktes sei von Herrn Blell diktiert worden, ter sh die Aufgabe zumißt, zwishen Deutsbland und Dänemark KBeunruhigungen zu schaffen. Die Deutschen in IAmerika beabsichtigen niht, einen Theil von Amerika lo3zu“ reißen; ebenso liegt es in der Schweiz, während bei uns die Lostrennung eines Grenzdistriktes erstrebt wird. Herr Richter fordert Gleichberehtigung für die Dänen. Wer bestreitet ihnen diese Gleich- berechtigung? Diese Gleichberechtigung is nit gefährdet, wir ver- langen aber, daß wir die Herren in unserem Hause bleiten, und daß es feinen Bruchtheil der Bevölkerung giebt, der die Losreißung auf seine Fahne reibt. Damit halten wir uns an die Tradition des Liberalismus, der nur deshalb wirksam der Einheit vorarbeiten konnte, weil er au das Nationale auf seine Fabne geschrieben hatte.
Abg. Hanßen-Apenrade (Däne): Was mir immer vorgehalten wird, ift ein berausgerissener Saß aus einer Rede, die ih gebalten babe, ebe ih Abgeordneter war. F bin deéhalb verhaftet worden. Fh habe niht so genau verfolgt, wie meine Vernehmungen zu Pro- îofoll genommen worden sind. Ich habe die behauvteten Ausdrücke niemals gebrauhi. Das Preßgeiep wird in Nordschleswig sehr {arf gehandhabt, und troßdem ist 1898 nur ein Preßprozeß gegen die dänische Presse geführt worden, in welhem 50 #Æ Geldstrafe ver- hängt wurden. 1897 find nur vier Preßprozesse eingeleitet worden, in zrwoei Fällen sind Bestrafungen erfolgt wegen des Gebrauchs der Bezeihnung „Süd- Jütland“. Der Minifter des Innern und die {{leswig-heolsteinishen Abgeordneten sollten dafür sorgen, daß die Be“ amten fi eines anftändigen Tones gegen die Dänen bedienten. Land- räthe kaben Wähler, welde dänish gestimmt habén, als Meineidige, sie haben die beiden dânishen Abgeordneten als bezahlte Agitatoren bezeichnet ; die Kreisblätter sprehen davon, daß mau den dänischen Redakteu:en cinen Stein an den Hals binden und sie in das Meer werfen sollte. Wie steht es mit der von Dâremark aus beeinflußten Agitation? Es sind von 1867 bis 1890 über 51 000 Nordschleswiger nah Dänemark ausgewandert, welche dort südjütländishe Vereine zu gesellschaftlichen Zwecken gebildet haben, die auch die Mittel auf- bringen für Freipläge auf den däni!hen Schulen. Von Losreißungs8- bestrebungen ift dabet gar nit die Rede. Solche Bescul quo müssen wir mit Entrüstung zurückweisen. Wir haben den Wunsch, mit Dänemark wieder vereinigt zu werden. Aber wir stehen auf dem Boden der preußischen Verfassung, fordern jedo aub unsere Rechte als preußishe Männer; wir wollen unsere dänische Spcache und Kultur
aufrecht erhalten.
Geheimer Regierungs-Rath Holß: Die vom Minister angeführte Aeußerung des Abg. anssen t 1895 ‘gefallen. (Es ftommt daraus an, ob der Vorredner si noch zu den darin enthaltenen Anschauungen bekennt. Ec bat das nicht in Abrede gestellt, also muß er die An- \{avung wohl noch theilen. Ein Artikel des Vorredners enthielt eine \chwere Beschimpfung des Hochseligen Kaisers Wilhelm 1... Die Anklage wurde eingeleitet, aber konnte niht durhgeführt werden, weil festgestellt wurde, daß der Artikel noch niht den Versu des Landes- ver1aths enthielt. Die Bestimmungen des Strafgesepbuchs reichen also nit immer aus. Die Vereine find durhaus nicht immer sehr harmlos. Redner verweist auf die landwirthschaftlichen Vereine, in denen turhaus politishe Gesinnung bethätigt worden sei.
Abg. Jürgensen (yl.): Wenn die Dänen fi QEE fühlen dur die Richter, dann sollen sie ¡ih an die fetgeseyten Instanzen wenden und nicht ihre Besbwerden hier vorbringen. Daß die dänische Presse eine ungebührliche Sprache geführt hat, brauche ih nicht erst
hen Staats-Anzeiger.
1899.
g Sitte a e Ee nei
Wenn dieser Wunsch so ift das ungeseglickch. walt anwenden wollen, 8 Sirafgeseßbuch sie nicht treffen. ih if Herr Hanßen au liher Gerichtésfißung ausgesproen. die hier als Vertreter des pre welche auf die L frage ih: stimmt 5 Abgeordneten ? Die der dänishen Agitation hervorgerufen worden ; waltungsmaßregeln waren erft die F Regierung die geeigneten Mitte vernichten, damit der frübere
Darauf wird die Debatte geschlo
i Abg. Richter (fr. Volkép.) : liberalen Redner angegriffen worden bin, i beantragt worden. Mit der ih Friedberg mir SelbfstberäuWwerung Þ Artikel der „Freisinnigen Zeitung“ was ic gestern zu Beginn meiner eine trockene Regiftrande über die
Persönlich bemerkt Abg. Han Standpunkt des Ausspruchs stehe, d
Abg. von Strombeck (Zentr St{hlvß der Debatte das W Friedberg beräuherung“ gern ersetzen Dieses liegt darin, daß man \chreibt, ittelpunkt der Debatte gebildet.
Schluß 43/4 Uhr. (Rechnungsvorlagen un halts-Etats.)
zu beweisen. Da fönnen, dara
aber prafktisch verwirlli Weil die Dänen zuna halb fann da die Gewalt an niht; das hat er in öôffent- Wenn Mitglieder des hoben ußischen Volkes erscheinen, Be- ostrennung eines T das überein mit den Pflichten
Verschärfung der Lage ift von I hoffe, daß die
eifen a/M um die Agitation zu Persönlich bemerkt
m ih von einem national- ist der Schluß von derselben m eigenen Gespreiztheit hat Der verlesen hält aber nichts weiter, als Rede gesagt habe, und dann folgt arlamentsverhandlungen. en, daß er niht mehr auf dem en der Minister zitiert habe. .) konstatiert, daß ihm dur den ort abgeshnitten worden ift Fch will den
ebungen verfolgen, Preußen abzielen, f eines preußischen
olge davon,
Frieden wiederkch
orgeworfen.
usdruck „Selbf|t- dur den Ausdruck „ein starkes Selbst- die cigene Rede habe
onnabend 11 Uhr
Nächste Sizung S Staatshaus-
d zweite Berathung des
Handel und Gewerbe.
Der Ausweis der Reichsbank vom 2 weitere Stärkung des Standes. Der gesa 885 323 000 (1898 948 637 000, Vorwoche gegenüber um 41 090 95 791 000) A vermehrt; (1898 915 157 900, 42 181 000 (1898 angewachsen. (1898 564 395 020, 1897 (1898 um 18 252 000, 1897 um 15 74 der Bestand an Lombardford 1397 97 178 000) A ift um 15 95 26 235 000) M s sammen ift also ein 1897 um 41975 000) Æ der Betrag der umlaufeaden 1 096 275 000, eine Abnahme 53 960 000) Æ, während d eiten (Girozuthaben) mit 464 091 009) A um 31 457 39 814 000) Æ« angewachsen find.
3. Januar 1899 zeigt eine mmte Kassenbestand von 776 000) 4 hat si der 090 (1898 um 33 273 000, 1897 um
Metallbeftand 885 116 000) um 82165 000,
603 498 000)
852 480 000
um 828508 000) 630 328 000 hat sich um 43 080 000 0 000) M vermindert, und auch 74 133 000 (1898 82 212 000, 4 000 (1898 um 25 976 000, 1897 um f diesen beiden Anlagekonten zu- um 44 228 000, fiver Seite zeigt Noten mit 1097 016 000 (1898 Vorwoche gegenüber
erungen von
urücfgegangen; au Rückgang um 59 034 000 {1898
1 040 794 000) A der 02 000 (1898 um 955 626 000, 1897 um te sonstigen täglih fälligen Verbindlich- 436 247 000 (1898 443 397 000. 1897 000 (1898 um 43 234 000, 1897 um
estellung für Kohlen und Koks br und in Oberschlesien. M. geftellt 15-126, nit recht-
sind am 25. d. M. gestellt 4434, nit recht-
Tägliche Wageng
an der Ru An dec Ruhr sind am 25. d. geftellt keine Wagen In Obers@lesien zeitig gestellt keine Wagen.
Zwangs8verfteigerunge imtsgericht 1 Berlin standen die Versteigerung: Friedrichstraße 25/26, erin Anna M iketta gehörig; Gebot von 523 509 M blieb Schlesinger, _ Blumenstraße Scheibler, geb. Hirseland, gehörig; Hoflieferan Moabit 98, für das Meistgebo der ‘Frau Baumeister Fläche 3,24 a; Nußung von Wunsch, Boeckhstr. 54. — der Zwangsversteigerung Dragonerstr. belegenen, hörigen Grundftüdts Beim König gende Grundftüde zur angebli Hohen Balthasar zu Ka! 9240 M4; für das Meistgebot meister August Müller — Grundstück Gürtelstraße belegen,
a Mae enny Frie
furter Allee 196, Erst wangéver steigerung dés zu riedenauerstraße 1 belegenen, in Berlin gebörigen Grundftüdcks. fahren der Zwangtversteiger Golgstraße 11 und Barbaro Maurermeister H
Beim Königlichen ‘ nachbezeihneten Grundstücke zur verwittweten Rittergutsbe Nuzungswerth 29 220 ä;
Meistbietender.
Hermann
Nuzungt®werth 6£60 Æ ; __W Heinrich,
t von 98 050 A — Boe h fir. 54, geb. Voigt, swerth 5700 4; Ersteherin wurde Aufgehoben wurde das Verfahren in der Münzistr. 25 u. 26 nund dem Kaufmann Otto Damerow ge-
cht 11 Berlin ftanden fel- Grundstück zu Schöneberg, Fräulein Helene
Flädhe 12,65 a; Nutzungéwerth 201 000 # wurde der Klempner- Gleditsstraße
Friß Eichhorn ger
Eickhoff,
lichen Amtsgeri Bersteicerung: staufenstraße 79 belegen,
Karlsruhe gehörig ;
zu Schöneberg, Lichtenberg, dem Restaurateur Nußtungswerth 104500 A wurde ris, geb. Haegerick,
Frau Maurermeister in - Friedrichsberg, 1 wurde das Ve angeblich Ecke Wieland- Carl Roecsfeler — Eingestellt wurde das V zu Schöneberg, angeblich Gruntftücks, dem in gehörig. Charlottenburg im Grundbuche von ti 6233, auf den Namen Bayreuther-
ehertn. — Aufge hober Schöneberg, dem Kaufmann
astraßz 78, belegenen offmann in Berl Königlichen Amtsgericht zu ist das Verfahren der Zwa der Stadt Charlottenburg, Mayvrerpoliers straße 16 E. zu Charlottenburg beleg Die Termine am 28. Feb t. — Ferner Band 181 Blatt aurermeisters Herm. Knop (Parzelle 21) belegenen Grundst 15, März d. I. fallen fort.
Berlin, 25. Januar. Köbatgliben Polizei- Doppel-Ztr. für: *
sversteigerung and 181 Bla ius Wulf eingetragenen,
enen Grundstücks aufgehoben
Nr. 6249 des auf den N eingetrageacn , Bayreutherftraße
ids. Die Termine am 14. und
Marktpreise nach Ermittelungen ves 5. (Höchste und niedr 6,70 M; 15,90 A — — *Futtergerste 13,90 M; Sorte, 15,30 4; 14,80 # — geringe Sorte 14,190 Æ;
Preise.) Per gen 15,00 „6;
Sorte 14,70 4;
— Mittel- chtstroh 3,66 Æ;