1899 / 42 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Feb 1899 18:00:01 GMT) scan diff

R Le E L ON:

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Dentsche Kolonien.

Ueber die A - ostafrikanishe Station Moschi am Kilimandjaro berichtet das „Deutsche Kolonialblatt“:

Die ganze Station ift prachtvoll angelegt. Der Hauptpunkt und auch der Hauptshmuck der Boma if das Wohnhaus der Offiziere. Es ist das ein großes zweistôckiges Gebäude, einem ftolzen süddeutschen Bauernhause ziemlich äbnlih. An das Wohnhaus der Offiziere reihen fich die Nebengebäude, das Unteroffizierhaus 2c. Diese Gebäude, welche mit dem Wohnhaus der Offiziere die eigentliche Boma bilden, find mit einem Graben und mit Stacheldraht umgeben. Links vor dem Eingangêthor liegt das neue Lazareth für Schwarze. Dasselbe ist recht praktish eingerihtet und umfaßt neben den Krankenfälen für Weiber und Männer ein Operationslofal und ein Zimmer, das zur Aufbewahrung von Sirurgishen Gegenständen dient. Rechis vor dem Thore steht eine große transportable Baracke, welhe zur Zeit als Fremdenzimmer dient. Weiter, dicht an der Hauptstraße, liegen die Kasfernements der 130 Mann ftarken Truppe. Eine eigentliche Kaferne exiftiert noch nit, foll aber nächstens gebaut werden. Einftweilen hat jeder Aékari sein eigenes Haus. Dort lebt er mit Frau und Kind und mit seinen Boys. Die großen Maisfelder, die jeßt den ganzen Moschihügel bedecken, gehören den Asfkaris. Von der Hauptstraße ¿weigen sih nach rechts und links andere Straßen ab. Längs dieser Straßen wohnen Leute von faft allen ostafrikanishen Stämmen. Man trifft da Wasuaheli, Wanyamwesi, Manyema, Mafsai u. a. m. Avch Inder und Ban janen, ja felbst ein Chinese wchnt vaselbft. Auch drei Griechen haben fih in Moschi angesiedelt und mahen als Kauf- [leute bedeutende Gesckäfte. Man kann bei ihren allerlei Waaren etn- kaufen: Baumwollstofz, Deck?en, Perlen, Eisen- und Messingdraht, Zucker, Kaffee, Bier, Wein, Cognak, Taback 2c. Natürlich find die Preise enorm hoh. Der ganze Häuserkomplex mit der Militärstation als Mittelpunkt liegt auf einem ifolierten Hügel und bietet einen überaus woblgefälligen Anblick dar. Unter der kundigen Leitung des Ps Johannes hat der Wege- und Brückenbau große

ortschritte gemacht. Das ganze Kilimandjarogaebiei if von eirem Netze breit auzge\chlagener, gut unterhaltener Wege durchzogen. Der Weg von Taveta nah Mosczi gleicht einer deutschen Heerstraße. Der Brückenbau steht auf gleiher Höbe. Früher konnte man während der Regenzeit die reißenden Gebirgêbäche garnicht passieren. Der Markt- besuch und der Verkehr im allgemeinen litt dadurch fehr. Durch D praktishen Brückenbau if nun auch diesem Uebel abgeholfen worden.

Frankreich.

Der F der Französishen Republik Felix Faure ist nah einer Meldung es „W. T. B.“ aus Paris gestern Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles gestorben.

Eine noch am gestrigen Tage ausgegebene Note der „Agence Havas“ besagt: Der Minister-Präfident Dupuy, welher beim Ableben des Präsidenten zugegen war, theilte den Präsidenten des Senats und der Depu- tirtenkammer sowie den Ministern die Trauernachriht mit us eie an die Präfekten und Unter-Präfekten folgende

epesche :

Pa babe Ihnen die traurige Ragriht von dem beute Abend 10 Uhr infolge eines Schlaganfalles erfolgten Ableben des Präsidenten der Republik mitzutheilen. Ich ersuße Ste, alle Vorkehrungen zu treffen, daß die Bevölkerung unverzüglich von dem Trauerfalle, der die Republik getroffen bat, benahrihtigt wird. Die Regierung rechnet auf Ihre ganze Wachsamkeit bei dieser \{merzlichen Lage der Dinge.

Ueber die leßten Stunden des Präsidenten Faure wird

dem „W. T. B.“ Folgendes berichtet:

Der Präsident hatte in den legten Tagen, da nichts seinen nahen Tod voraussehen ließ, in ketner Weise seine täglihen Gewohnheiten geändert. Er arbeitete und machte seinen Spaizterritt wie gewöhnli, er {lief und regelmäßig. Mehrere Male hatte er aber zu feinem Sekretär Le Gall gesagt: „Wie m-ine Beine s{wankend werden, ich fkann mich faum aufrechthalten“. Vorgestern (Mittwoch) verließ er sein Arbeitszimmer zur gewöhnlihen Zeit, nämlich gegen 7 Uhr. Er hatte feinem Piqueur Montjarret sagen laffen, daß er gegen 7 Uhr Morgens ausreiten würde. Später zog er sih in seine Privatgemächer zurück und dinirte mit seiner Familie. Er ging wie gewöhnlih gegen 10 Uhr zu Bett. Gestern (Donners- tag) Morgen stand er um 6 Uhr auf und ließ sagen, daß er keinen Spazierritt mahen werde. Sekretär Le Gall wurde gerufen, und diesem theilte der Präsident dann mit, daß er fi{ch zwar nicht unwohl fühle, aber von jeder ermüdenden Leibesübung doch lieber absehen wolle. Faure begab sich nach feinem Arbeitszimmer, nabm Kenrvtniß von den Nachts eingetroffenen Depeschen, dem Inbalt der Blätter der „Agence Havas“ und der Morgenzeiturgen, um alsdann wie ge- wöhnlih den Vorsiß im Ministerrath zu führen. Der Ministerrath trat um 9 Uhr zusammen. Faure führte mit ungetrübter Geistes- karheit den Vorsiß. Kein Minifter hatte eine Ahnung davon, daß er Faure zum leßten Male die Hand reite. Faure frühstückte gegen 12 Ubr und begab fih um 2 Uhr nah dem Ardeitsziimmer Le Gall's, wo er den ganzen Nachmittag, vor dem Kamin sizend und ih mit Le Gall unterhaltend, verbrahte. Gegen 5 Ubr bat ihn Le Gall um Erlaubniß, \sih auf eine Stunde entfernen zu dürfen, und verlicß ihn. Faure befand sich noch immer ganz wohl. Um 6 Uhr kehrte Le Gall zurück und traf den Präsidenten dabei an, wie er gerade Dekrete unterzcihnete, welWe ihm der General Baillaud unterbreitete, wie er das an jedem Abend zu thun pflegte. Nachdem die Schriftstücke unterzeihnet waren, zog sich der General zurück. Einige Mis- nuten darauf fam der Präsident aus feinem Arbeitszimmer an die Thür des anstoßenden Bureaus seines Kabinets: Direktors Le Gall und sagte zu diesem: Ich fühle mich unwohl, kommen Sie zu mir! Le Gall eilte fofort auf den Präsidenten, der sch noch sehr

ut aufrecht hielt, zu und geleitete ihn, indem er ihn am rm stüßte, zu dem kleinen Sopha in dem Arbeitszimmer des Prôsidenten. Leßterer griff fich_mit der Hand nah dem Kopf und wiederholte, indem er fich die Stirne rieb: Mir ift \{lechti! Auf die Frage Le Gall’'s, was er am Sitze des Uebels empfinde, erwiderte der Präsident, der bei vollem Bewußtsein geblieben war: Es ist eine allgemeine Shwäche, mir wird {windlig. Le Gall ließ sofort den Chef des Militärstaats, General Bailloud, sowie den Kabinett- Unterdirektor herbcirufen und bat den leßteren, rasch einen Arzt holen zu laffen. Gleichzeitig hörte er, daß fih zufällig Dr. Humbert bei seinem Bruder, dem Major Humbert, im Elysée befand. Dieser richtete die ersten Fragen an den Präsidenten, gab ihm Schwefeläther zu athmen und mahie dem Präsidenten, dessen Zustand anfänglih niht besonders ernst ersien, eine Koffeïn- Einsprißzung. Der Präsident erholte ih jedoch nicht, sondern sagte wiederholt: Mit mir geht's zu Ende; ih bin verloren, sicher verloren. Er sprach den Wunsch aus, feine Frau und seine Kinder zu sehen. Da Es sein Zuftand von Minute zu Minute vershlimmerte, wurden telephonisch die Doktoren Lannelongue und Cheulot herbeigerufen. Diese, zu denen noch Dr. Bergeron kam, erkannten bald, daß die Lage, des der Pei dauernd bei Bewußtsein blieb, äußerst ernst war. Erft gegen § Uhr Abends wurden die Frau sowie die beiden Töchter des Präsidenten durch die Aerzte von dem verzweifelten Zustande Faure?s benachrihtigt. Sie erschienen IgaA bei dem E denten, der auf seinem .in ein Feldbett verwandelten Divan ausgestreckt blieb. Wenige Minuten nach ihrem Eintreffen kam Dr. Lannelongue, der Le Gall vertraulih von seiner pessimiftif Auffassung unterrichtete. Le Gall hielt es für seine Pflicht, fogleih den Minister-Präsidenten Dupuy hiervon in Kenntniß zu seßen. Leßterer erklärte sich zum \o- fortigen Kommen bereit; Le Gall bemerkte jedo, daß sein Erscheinen vielleicht die Familie ershrecken und ihr die ganze were der Lage klar machen würde. Darauf erklärte Dupuy, er werde,

weiterer Ben

ewärtig, im Ministeri deg bleiben und ließ den ea Ministern R L A

, d , die Nachricht zugehen. Inzwischen nahm der Präsident oes, der zu erkennen gab, daß er den Ausgang dieses Anfalls keiner Täuschung hingebe, herzlih Abschied von seiner Meraabiia der er für ihre beständige Liebe und E dankte, sowie von seinen Kindern. Dann rerabschiedete er fih von Le Gall, dem er für seine innige treue Mitarbeit dankte, und von seinem Haus- bofmeister, den er zu vergessen bat, daß er manhmal rauh mit ihm gewesen war, und s{chließlich von seinem Kammerdiener Bridier. Um 9 Uhr fank der Präsident Faure zuïsammen und verlor das Bewußisein. Vergebens wurden Blutegel angelegt. Der Minister-Präsident Dupuy war nunmehr gleihfalls, nahdem alle . Hoffnung aufgegeben war, herbcigeeilt. Troy aller angewandten Mittel verschied der Präsident Faure genau um 10 Uhr, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am Gebirnshlag. Einige Augenblicke vorher war auf wieder- boltes dringendes Bitten der G:mahlin und der Familie des Präsi- denten nah einem Priester gesandt worden. Major Moreau traf einen Abbé auf der Straße, bat ihn, nah dem Elysée mitzukommen, und diefer ertheilte dem Präsidenten der Republik die Sterbesakramente.

Der Ministerrath trat heute früh 9 Uhr zusammen, um den Tag der Einberufung des Kongresses E ver- fassungsmäßigen Wahl des neuen Präsidenten zu bestimmen. Bis dahin ist die Exekutivgewalt auf den Ministerrath über- gegangen. Wahrscheinlich wird der Kongreß morgen in Versaillles zusammentreten.

Die Nachricht von dem Tode des Präsidenten der Nepublik verbreitete fich sehr schnell in der Stadt. Jn fast allen Theatern wurde die Nachriht vor Beendigung der Aufführung bekannt und verursahte lebhafte Er- regung. Das Elysée ist dauernd von einer sehr großen Menschenmenge umlagert; Sicherheitsbeamte halten die Ordnung aufrecht. Wagen von Würdenträgern und Privatpersonen fahren in ununterbrohener Reihenfolge am Elysée vor. Jm Fauburg St. Honoré und den benachbarten Straßen stauen sih weitere Wagen. Um 121/5 Uhr Nachts wurde die Weisung ertheilt, daß niemand mehr das Elysée betreten dürfe. Um 1 Uhr 45 Minuten traf Loubet ein; sein Wagen fuhr auf den Hof des Elysée. Auf den Boulevards rief die Nach- richte gleihfalls lebhafte Erregung hervor. Die Zeitungsver- käufer hielten sofort mit ihrem Verkauf inne und begaben fih nach der Rue du Croifsant, um die Ausgabe von Ex1rablättern abzuwarten. Um 1 Uhr Morgens waren bereits Ausgaben von mehreren Blättern erschienen, welhe in kurzen Zügen die leßten Augenblicke und den Tod des Präsidenten \childerten. Die Volksmenge riß fich um die Blätter und las dieselben in Gruppen unter den Gaslaternen stehend.

Auf dem Elysée-Palaste wurde alsbald, nachdem die erste Bestürzung gewichen war, die Flagge auf Halbmast gehißt. Der Präsident Faure liegt in seinem Arbeitszimmer auf einem messingenen Feldbeit. Die Le find nicht entstellt und tragen einen heiteren Ausdruck; die Hände sind auf der Brust ge- kreuzt. Zwei Schwestern wachen zu beiden Seiten der Bahre. Die Leiche sollte heute früh cinbalsamiert werden. Den offiziellen Alte Ge war erst nach 11 Uhr Nachts der Tod des Präsidenten bekannt geworden. Darauf trafen die Minister und zahlreihe andere politische Personen vor dem Elysée ein. Doch waren strenge Absperrungêmaßnahmen ge- troffen worden, und nur die Minister wurden in das Palais eingelassen.

Jn dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrath theilte der Kriegs-Minister de Freycinet mit, daß er seine früheren Jnstruktionen erneuert habe, in welhen darauf hingewi-sen worden war, daß die Offiziere sich jeder Theil- nahme an Vereinen politischen Charakters zu enthalten hätten. Nach der Beendigung des Ministerraths wurden mehrere Minister über die Mittheilung einiger Zeitungen befragt, nah welcher der Justiz-Minister Lebret beabsichtigen sollte, den Ober-Siaatsanwalt Manau abzuseßen. Die Minister ant- worteten, die Regierung habe sich mit dieser Angelegenheit nicht zu beschäftigen gehabt.

Einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge hat die französishe Negierung mit der englischen eine freund- schaftlihe Besprechung eingeleitet, um die Angelegenheit der an der Küste von Mas kat zu errichtenden Kohlenstation auf ihre wahre Bedeutung zurückzuführen. i

Die Bureaux des Senats haben gefiern die Kommission zur Prüfung des Gesezentwurfes über die Abänderung des Revisionsverfahrens gewählt. Fünf Mitglieder der Kommission, nämlih: Legludie, Bisseuil, Ouvrier, Guérin und Pauliat, sind für den Gesehentwurf, vier Mitglieder, nämlih: Cazot, Lecomte, Bérenger und Morellet, sind gegen denselben.

Großbritannien und JFrland. ®

Die Regierung wird, wie „W. T. B.“ erfährt, am Montag im Unterhause cinen Antrag einbringen, in welhem das Mitgefühl mit der französishen Regierung und dem französishen Volk aus Anlaß des Todes des Präsidenten Faure zum Ausdruck gebracht werden soll.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses erklärte, dem- es Bureau zufolge, der Parlaments-Untersekretär Bro drick:

ie Konferenz zur Bekämpfung des Anarchismus habe be- \{hlossen, die Verhandlungen als geheime zu betrahten. Es sei daher niht möglich, Schriftstücke darüber vorzulegen. Uebrigens hätten bei den Schlußabstimmungen die englischen Delegirten Lo der Abstimmung enthalten. Großbritannien sei daher durch die vereinbarten Beschlüsse niht gebunden. Lawrence fragte an, ob mit Deutschland wegen der neutralen Zone im Hinterlande der Goldküste Verhandlungen stattfänden und ob jenes Gebiet jeßt für den Handel geöffnet sei. Brodrick erwiderte, Verhandlungen fänden egenwärtig nicht stait, aber das bestehende Abkommcn hindere durchaus niht, daß dort Handel getrieben werde.

uchanan richtete an die Regierung die Stede ob der Sultan von Oman an Frankreih einen Hafen oder eine Kohlenstation abgetreten habe oder abzutreten im Begriff sei. Brodrick erklärte, soweit er unterrichtet, sei dies nicht der Fall. Jm weiteren Verlauf der Sißung verwarf das Haus ohne Abstimmung einen Unterantrag Seton Karr's zur Adresse, nach welchem eine Untersuhung über die steigende Abhängig- keit Großbritanniens von der Einfuhr von Lebensmitteln aus dem Auslande und die daraus im Kriegsfalle sich ergebenden Zustände Ves werden sollte. Der Präsident des Handels- amts Ritchie erklärte: das Handelsamt, die Admiralität und das Landwirthschafts - Ministerium häiten jene Frage unter- sucht. Das Ergebniß dieser Untersuchung gebe indeß der Re- gierung keine Veranlassung, die vom Antragsteller er- warteten schlimmen Folgen zu fürchten. Der Ackerbau sei in England niemals entwickelter gewesen als jeßt. (Rufe: Oho!) Ein Arrangement, durch welches England eine größere pu hr

von Nahrungsmitteln aus den Kolonien erhalten Tönnte,

q sei wünschenswerth, aber wenn ein sol

hes nur m einer Einrichtung in der Art von Schußzöllen möglih sei, so sei dies eine so eingreifende Abweichung von der Politik, welche die große Mehrheit des Landes adoptiert habe, daß das gewünschte Resultat unerreihbar sei. Eine S mächtige Flotte sei der Hauptfaktor DE Schuße er Lebensmittelzufuhr aus dem Auslande. Keine Regie- rung sei des Vertrauens würdig, welhe niht die Sicherung der Handelswege zum Hauptziel ihrer Politik mahe. Was die Kohlenvorräthe betreffe, so würden fremde Kreuzer Schwierigkeiten bei der Erlangung von Kohlen zu bewältigen haben, mit denen die britishe Flotte niht zu rechnen brauche. England müsse, wenn es blockiert würde, nicht der Gefahr der Hungersnoth ausgeseßt sein; die hohen Preise würden Getreide aus allen Welttheilen anlocken, so lange das Getreide niht als Kriegskontrebande erklärt werde und auf neutralen Schiffen zugeführt werden könne. Würde eine fremde Macht das Getreide als Kriegskontrebande er- klären, so würde dies auf die Gegnershaft Amerikas und vielleiht au anderer Länder stoßen. Das System der Prämien für einheimishes Getreide sei unprafktisch, auch das System nationaler Assekuranz sei undurchführbar. Ritchie verwarf auch die Jdee der Errichtung nationaler G:treidesilos. Bei der Adreßdebatte wurde ferner ein Antrag John Redmond's zu Gunsten der Selbstverwaltung in lokalen Angelegenheiten in Jrland mit 300 gegen 43 Stimmen abgelehnt. Ftalien.

Die Deputirtenkammer begann gestern ‘die erste Lesung der Geseßentwürfe, betreffend die öffentlihe Sicherheit, die Presse, den Militärdienst der Angehörigen des Beurlaubten- standes, welhe im Eisenbahn-, Post- oder Telegraphendienst beschäftigt sind, und die rückfälligen Verbreher. Die Redner- liste weist, dem „W. T. B.“ zufolge, 50 Namen auf.

Schweiz.

Jn seiner Antwort auf die Einladung zur Theilnahme an der Abrüstungskonferenz lenkt der Bundesrath, wie der Berner „Bund“ meldet, die Aufmerksamkeit der russischen. Regierung auf die Nothwendigkeit einer Revision der Be- stimmungen der Genfer Konvention und nicht allein einer Ausdehnung derselben auf den Seekcieg. Der Bundesrath weist darauf hin, daß gewisse Bestimmungen der Konvention niht mehr der gegenwärtigen Anschauungsweise entsprächen, und daß man in die Konvention auch Bestimmungen hin- A der Kriegsgebräuche aufnehmen müsse. Als die Ab- iht Rußlands, eine Konferenz einzuberufen, bekannt geworden sei, habe der Bundesrath in der That nicht nur einen Ent- wurf für die Anwendung der Konvention auf den Seekrieg, sondern auch ein Programm und eine Vorlage, betreffend die Revision der Konvention, ausgearbeitet.

Amerika.

Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten von Amerika verwarf nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington gestern mit 127 gegen 109 Stimmen den Antrag Hepburn?'s, seinen Geseßentwurf über den Nicaragua-Kanal dem Budgetentwurf für verschiedene Aus- gaben als Unterantrag anzureihen. Dieser Beschluß macht es unmögli, daß in der. gegenwärtigen Session des Kongresses ein Entwurf über den Nicaragua-Kanal zur Annahme gelangt.

Asien.

Ein gestern aus dem Persishen Golfe in Bombay ein- seiroliener Dampfer bringt, dem „Reuter’schen Bureau“ zufolge, die Meldung, daß dem Sultan von Oman am Sonnabend seitens Großbritanniens ein Ultimatum überreiht worden sei. Es heißt, die pahtweise Ueberlassung von Bandar Jissar an Frankreih gelte fün ein Jahr. Ein Telegramm der „Times of Jndia“ aus Maskat besagt, man hat kaum Grund, daran zu zweifeln, daß die Nachricht von der geplanten Abtretung einer Kohlenstation an Frankreich richtig sci. Oberst Meade, politisher Resident am Golf von Persien, sei am 6. Februar in Maskat angekommen und habe täglih mit dem Sultan lange Unterredungen gehabt. Die Antwort desselben auf das Ultimatum sci noch am 11. Februar

erwartet worden. Das Amsterdamer „Handelsblad“ erhielt folgendes

Telegramm seines Korrespondenten in Niederländisch- -

Jndien: Ein hoher Beamter in Melaboeh (Atschin) berichtet, Tuku Umar, der Führer der aufständishen Atschinesen, sei am 10. d. M. bei dem Kampf in der Nähe von Melaboech getödtet und der Leihnam nach Pasirmogat geschafft worden, woselbst die Grabstätte der Mutter Tuku Umar's sei.

Einer Depesche der „Times“ aus Manila zufolge hat gestern Vormittag in der Nähe von Manila ein Gefecht stattgefunden. Die Eingeborenen rückten danach von Paleros aus vor und griffen die Amerikaner in ihrer Stellung an. Die Eingeborenen zogen sih, nahdem ihr Angriff dreimal ab- gIOagen worden war, zurück und nahmen ihre Todten und

erwundeten mit. Afrika.

Der Volksraad der Südafrikanischen Republik be- shäftigte sich, nah einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Pretoria, gestern mit den Voranjshlägen, nah welchen am Ende des Jahres ein Uebershuß von einer Viertelmillion Pfd. Sterl. erwartet wird. Man glaubt, daß die Goldabgabe dem Staatsschaßze 200 000 Pfd. Sterl. eintragen werde.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichie über die gestrigen Sißungen des Rei hchs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (35.) Sißung des Reichstages, welcher V Meibttande Eüest E H ohenlohe un bes Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Staats - Minister von Bülow nten, erhielt vor Eintriit in die Tages- ordnung das Wort der

Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillings fürst:

Ich habe dem hohen Hause die Mittheilung zu machen, daß der Präsident der Französishen Republik, Herr Felir Faure gestern Abend an einem Shlaganfall - plöglich verschieden iff. Jh bin gewiß, daß die Vertretung des deutschen Volkes \ihch eins weiß mit Seiner Majestät dem Kaiser und den verbündeten Regierungen in dem Ausdruck aufrihtiger und herzlicher Sympathie für die französishe Nation, welche den Heimgang eines Mannes beklagt, der

als ibr Staatsoberhaupt unentwegt die großen Interessen des Frie- dens, der Eintraht und der Wohlfahrt der Völker gefördert hat.

(Allseitiges Bravo.)

Eingedenk des gemeinsamen Bandes, welches alle gebildeten Völker ums{lingt, geben auch wir unserer Trauer Ausdruck über den Verlust des französishen- Volkes, das zu keiner Zeit aufgehört hat, einer der großen Träger der Zivilisation zu fein. (Lebhaftes, all-

seitiges Bravo.) Präsident Graf von Ballestrem: Der Reichstag hat \ihch erhoben, um seiner Sympathie Ausdruck zu geben; ih konftatiere das.

Als der Präsident Graf von Ballestrem darauf erklärt, daß das Haus in die Tagesordnung eintrete, verlassen der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Stáatssekretär von Bülow den Saal.

Die Besprehung der FJnterpellation der Abgg. Johannsen (b. k. F.) und Genossen, betreffend die Aus8- weisungen in Nordschleswig, wird fortgeseyt

Das Wort erhält zunächst der bg. Dr. Hänel (fr. Vga.), dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fort-

dauert.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (22.) Sißuna, in welcher der Minister des Jnnern Freiherr von der Recke zugegen war, die zweite Be- rathung des Etats des Ministeriums des Jnnern bei den Ausgaben für landräthlihe Behörden und Aemter

ort.

| Abg. Kopsch (fr. Volksp.): Die Stellung der Landrätbe ift eine Vertrauenéstellung; sie dürfen in die Selbstverwaltung der Kreise niht \törend eingreifen und müssen #chG von der politishen Agitation fernhalten. Bei den leßten Landtagswahblen sind im Wahlkreise Hagen ¿wei Wahlmänner nit in die Wählerlifte aufaenommen worden, weil sie nicht selbständige Preußen feier. Die beiden Personen haben allerdings kein eigenes Salär aehabt; das ift aber kein Grund, sie auszushlicßen. Es wäre Pflicht des Landraths ge- wesen, sich über die Auslegung der geseßlichen Bestimmungen zu ver- pewissern. Gin 25 jähriger Mann, dèr Steuern bezablte, wurde nit n die Wählerliste aufgenommen, weil er zu seiner Ausbildung die Gewerbeschule zu Holiminden besvchte. Mit demselben Rechte müßten auch die Juristen ausgeshlofsen werden, die zum Studium des Bürgerli@en Geseßbuchs nach der Hauptstadt sich begeben. Im Wabikreise Kotibus wurden konservative Stimmzettel zugleich mit den Unterstüßungsgeldern für die Ueberschwemmten von den Ge- meindevorftehern vertheilt. Das ist auf das entscbiedenfte zu miß- billigen. Aus den Wählerlisten wurde ein separater Abdruck der konservativen Wahlmänner veröffentliht. Das war un- gesezlih, und der Landrath bat #ch niht einmal ent- huldigt. Der Landrath im Kreise Pinneberg kündigte seinem Streiber die Stekle, weil derselbe freisinnig gewählt hatte, und entzog einem Revisor von Maß und Gewichten seine Funktion mit der ausdrücklihen Motivierung, daß er freifinnig gewäblt habe ; die frei- finnige Partei sei eine Partei, die von den Sozialdemokraten unter- stüßt werde. Ich denke, der Herr Landrath if ein Vertrauensmann des Kreises und hat \ich jedes politishen Einflusses zu ent- halten. Sie (rechts) verlangen die öffentlive Stimmabgabe, damit jeder seinen Marnesmuth beweisen könne; dann muß der Land- rath auch die entgegengeseßte politishe Ueberzeugurg achten. Herr Rickert hat bereits das antisemitishe Flugblatt des Amts- vorstehers Grafen Püler vorgelesen. Der Graf hat von der jüdischen Synagoge gesagt, diefe gleih: mehr einem Theater als einem Gottes- haus. Das if} Herabwürdigung einer Religionsgenossenshaft. Graf Púückler is Amtsvorsteber, und der Minister weiß von der ganzen Sache nichts. Graf Püdler veranstaltete aub einen Aufzug um #11 Uhr an einem Sonntag, obne ihn polizeilih anzumelden. Von einer Nektifikation des Grafen durch den Landrath hat man nidts gehôrt. Sogar Kavallericattacken hat er mit seinen in Uniformen gesteckten Bedienten unternommen und dadurch rubestörenden Lärm verursaht. Der Landrath hat aber den Grafen s nicht in Strafe genommen. Wir als Diener des Volkes fühlen uns be- rufen, diese Shäden zur Sprache zu bringen, damit sie in Zukunft beseitigt werden können. _ Abg. Graf zu Limburg-Stirum (kons.): JIch bin erstaunt über die Winzigkeit der von dem Vorredner vorgebrahten Be- shwerden. Wenn nit s{limmere Dinge vorgekommen sind, dann ift es bei ben [eßten Wahlen fehr korrekt zugegangen. Die Wabhl- prüfungskommission wäre doch die rihtige Stelle zur Prüfung dieser Dinge. Vorläufig liegt mindestens ein non liquet vor. Der be- treffende Landrath hatte sich nit zu ents{chuldigen; denn Wahlmänner- versammlungen sind nicht feine Vorgeseßten. Daß der Landrath von Pinneberg Leuten gekündigt habe, weil fie freisinnig gewählt hätten, ist garnicht erwiesen. Ih bin durch meine Erfahrungen in dieser Beziehung ungeheuer f\keptisch geworden. Denken Sie nur, wie wenig die Sozialdemokraten von ihren Beschuldi- gungen gegen die Kriegsverwaltung haben beweisen können. Was die Angelegenheit des Grafen Pückler mit den Wahlen zu thun bat, begreife ih nicht. Die Disziplinargewalt über den Amtsvorsteher steht ja garniht dem Landrath zu, sondern dem Kreisauss{uß. Im Plenum lassen nur Bebauptungen aufftellen, Beweise kann man allein in der Wablprüfungskommission führen. Ih bleibe dabei, daß es dem deutshen Charakter entspriht, bei den Wablen ofen \ich hinzuftellen und seine Meinung zu fagen. Wird dies erft durchgeführt, so wird es mit der Zeit dabin kommen, daß nicmand weaen der freien Stimmabgabe geschädigt wird. Uebrigens haben die Freisinnigen am wenigsten Veranlofsung, über Terrorismus si zu beshweren ; fie führen selb ein sehr strenges Regiment. Die freisinnige Presse bausht die Vorkommnisse auf und mat künstlih Stimmung gegen die Regierung, Erst wird ein Stroh- feuer angefaht, dann wird interpelliert, um die „Beunruhigung“ - zu besänftigen. _Die Presse braucht folche Verhandlungen , um ihre Spalten zu füllen ; aber eine Aufregung im Volke existiert garnicht. Warum erwähnen Sie nit auch die Vorkommnisse im Kreise Guben wo ein Brief des Reichskan¡lers zu Gunsten des Prinzen Sönaich- Carolath gegen den Herrn von Heydebrand bei den Reichstagswoahlen benußt wurde? s :

An der weiteren Debatte betheiligen sich bis zum Schluß des Blattes noch der Minister des Jnnern Freiherr von der Recke sowie die Abgg. Rickert (fr. Vgg.) und Freiherr von Zedliß und Neukirch (fr. kons.). -

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die deutsche überseeishe Auswanderung

über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam ftellte fih nah den Grmwittelungen des Kaiserlichen Statiftishen Amts für Januar 1899 und den gleihen Zeitraum des Vorjahres folgender-

maßen: Es wurden befördert im Januar über 1899 1898 R E E A Mo 028 D s A andere deutsche Häfen (Stettin) deutshe Häfen zusammen . . 810 748 auêswärtige Häfen. . . . . 134 181 „… überbaupt . . 944 929 E. d S0 dete din een im Is EN jen den vor- nderern n e d Staaten befördert. Davon gingen über Bremen §562 N RLE

Die Fahrradsteuer in Frankrei, -

(Stat. Korr.) Zu den mannfgfachen, den direkten Staatéfteuern in Frankrei gleihgestellten Abgaben taxes assimilées aux contributions directes gehört scit dem 1. Suni 1893 au eine

ahrradsteuer, die, wenn sie auch nit zu den einträglihsten ihrer rt zu renen, dennoch immerhin beahtenswerth ift, indem sie ¿. B. 1896 8,40 v. H. des Gefammtertrages sämmtlicher taxes assimilées erbraht bat.

Da die Frage der Einführung einer derartigen Steuer auch in Deuishland mehrfach Gegenstand von Erörterungen gewesen ist, theilen wir unseren Lesern nah kurzer Inhaltsangabe des betreffenden französishen Geseges Einiges über das Ergebniß jener Steuer mit. Nach dem Geseße vom 28. April 1893 ift für jedes Fahrrad oder jede ähnliße Maschine von dessen Besitzer eie Jahresfteuer von 19 Fr. zu entrichten, wovon ledigli die im Besiße von Händlern be- findlichen, ausf{ließzlich zum Verkaufe bestimmten Fahrräder sowie diejenigen für militärisGe und Verwaltungsuwecke befreit sind. Die Steuer wird am 1. Januar oder bei Anschaffung eines \steuerpflihtigen Fabrrades im Laufe des Jahres am 1. desjenigen Monats fällig, in welchem die Anschaffung erfolgt ift, wobei eine Anrehnung der bereits vom Vorbesizer für das laufende Jahr gezablten Steuer nickt statt- baft ist. Zum Zwecke der Besteuerung müssen die fteuerpflihtigen Leider pätestens am 31. Januar jeden Jahres und im Falle der Begründung der Steuerpfliht innerhalb des Jahres spätestens 30 Tage nah jenem Zeitpunkte seitens der Besiger - bei der zuständigen Ge- meindebehörde mit der Maßgabe angemeldet werden, daß im Falle unterlassener oder verspäteter Anmeidung eine Verdoppelung der Bas van mia bniß dieser F

Was das Ergebniß dieser Fahrradsteuer anbetrifft, so hat nach amtliher Quelle *) im Jahre 1897 die Anzabl der besteuerten Fahr- räder im ganzen Staat 408 869 und der Gesammtertrag an Steuer 4 060 850,60 Fr. betragen, sodaß auf jedes Fahrrad durchschnittlich 9,93 Fr. Steuer entfallen sind, wobei die Thatsache, daß dieser Durlschaittssteuersaß niht genau 10 Fr. beträgt, dem Umstand zuzuschreiben ist, daß einerseits zwar für einen Theil der Fahrräder wegen nit oder niht rehtzeitig erfolgter Anmeldung oder infolge Wechsels der Besißer innerhalb des Kalenderjahres der zwei- oder mehrfache Steuerbetrag entrihtet worden, andererseits aber bei einer großen Zabl von Fahrrädern wegen erst im Laufe des Kalenderjahres erfolgter Begründung der Steuerpflicht nur ein Theil der Steuer in diesem zur Anrehnung gelangt ift. Die auf die einzelnen Departements entfallenden Steuerbeträge haben zwischen 786 845,33 Fr. (Département Seine) und 1617,20 Fr. (Département Corfe) ges{chwankt. Höhere Steuerbeträge als 80 000 Fr. haben 8 Departements aufzuweisen ges habt, und zwar hat Ag

. ie Ein- der Ge- n IaN fammtertrag

in den wobnerzahI fteuerten der

Departements nah der

Zählung von Fahrräder E i 3340514 79 389 786 845,33 Seine-et-Dise 669 098 18 074 177 007,24 Nord 1811 868 14 567 140 971,80 Se! a 359 044 11 157 109 085,40 Seine-Inférieure 837 824 10 182 102 404,10 Gironde 809902 9 227 95 455,06 Marne 439 577 8 888 87 885,98 Die 404511 8 889 87 092,23 im Staate. . 38517975 408869 4 060 800,60 und es find mithin durchschnittlih entfallen i: auf je 100 auf je 100 in den Einwohner Einwohner Departements besteuerte Fr. L Fahrräder Steuer Fr. Steuer

Seine 2,38 23,95 9,91

2,70 26,45 9,79

311 30/38 978

Aa F ; 9,78

Seine-Inférieure, . 1,29 12.33 10,06

Gironde : 1,14 11,79 10,35

2,02 19,99 9,89

2,20 21,53 9.80

im Staate . 1,06 10,54 9,93. _ Auf die Anzahl der Fahrräder in jenen Departements ift, wie- eine Prüfung ergiebt, neben der Gesammteinwohnerzahl vor allem das Vorhandensein großer oder doch größerer Städte von Einfluß gewesen. So find im Departement Seine die Städte Paris und St. Dénis mit 2936 834 bezw. 54432 Einwohnern gelegen, im Departement Seine-et-Dise Versailles mit 54 874 Einwohnern, im Departement Nord Lille, Roubaix und, Tourcoing mit 216 276, 124 661 bezw. 73 353 Einwohnern, im Departement Seine-Inférieure le Havre und Rouen mit 119470 bezw. 113219 Einwohnern, im Departement Gironde Bordeaux mit 256 906 Einwohnern und s{ließlich im Departement Marne Reims und Châlons mit 107 963

bezw. 26 630 Einwohnern.

Um so mehr muß es auffallen, wenn andere Departements, obwobl größere und véerkehrsreihe Städte in ihnen liegen, dennoch Fahr1äder in verhältnißmäßig nur geringer Anzahl aufweisen. So entfielen durch\chnittlich auf je 100 Einwohner

; tro Zugebörigkeit besteuerte mit Ein- Fahrräder wobnern nur

auf je ein befteuertes Fahrrad

der Städte

im Departement baute-V Zu 74 538 0,29

aute-Vienne . . Limoges ..., 77 703 0,35

oire St. Etienne . . 136 030 0,46 Mañhé: Cherbourg 40 783 0,48 "ania cin «Souldise, .. « ‘149963 0,54

ar : T 95 276 0,6L Loire-Inférieure . Nantes 123 902 0,79 Bouches-du-Rhône Marseille 442 239 0,85 Rhône i on _ 466 028 0,91. Wie ein Blick auf die Karte lehrt, ist die Ursahe für die geringe Verbreitung des Fahrrades hier offenbar in den Terrainverbältnifsen zu suhen. Diese Departements gehören sämmtlich mit Auënahme der Loire-Inférieure und zum theil auch der Départements Manche und Finiftère dem Hothlande an und sind theilweise sogar von größeren Gebirgésketten durchzogen. So befinden sich im Département Finistère die Montagne d’Arrée und die Montagne Noire, in den Départe- ments Rhône und Loire die Monts du Lyonnais, außerdem in ersterem Ausläufer der Monts du Charolais und in leßterem der Mont Pilat und die Monts du Forez, im Département Haute-Vienne die Mon- tagne du Limousin, in den Dép. Var und Bouches-du-Rbône bereits Vorberge der Seealpen, und endlih reihen in das Dép. Haute-Ga- ronne einige Auéläufer der Pyrenäen binein. Die Zunahme an besteuerten Fahrrädern betrug von 1894 dem ersten Jahre, bezüglich dessen ein vollständiges Par ederaerais vorliegt bis 1895, von 1895 bis 1896 bezw. von 1896 bis 189 26,13, 28,79 bezw. 23,97 v. H. und diejenige an Fahrradfteuer tet o in gal raume SAE E pt ,09 v. H. Der an HSaHhrrädern f{cheint demnach in Frankrei on im Lar 1896 gedeckt gewesen zu sein. E E

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Hamburg wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet: Ueber das Ergebniß der _geftrigen Verhandlungen, die unter Vermittelung des Senators O’Swald zur Beilegung des Streites zwischen Schauer- [leuten und Stauern geführt wurden, wird nah Mit- dieie unterrihteter Stauer gemeldet, daß die Angelegenheit vorauésihtlich eine friedlißze Beendigung finden werde ; ein Ausstand : ersheine bereits jeßt als ausges{chlosen. Der „Frkf. Ztg.“ wird vom gestrigen Tage berichtet : Sämmiliche

*) Bulletin de Statistique et de Législation compParée,

iedshaften des Hafenarbeiter-Verbandes erklärten ihre Solidarität mit den Scauerleuten in der Frage des Arbeitsnahweises. Von feft- angeftellten 2000 Schauer!euten löften bisber 935 Karten durch ihre Stauerbase, von etwa 2500 Hilfsarbeitern bisher 113.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesammtsißzung der Akademie der Wissen- schaften vom 9. Februar (vorsizender Sekretar: Herr Vahlen) las Herr Munk „Weiteres über die Ausdehnung der Sinnes)phären an der Groß- hirnrinde“. Auf Grund der Versuchsergebnisse wird in dieser Abhant- Tung die neuerlie Behauptung Schäfer's, daß die sogenannte psyho- motorische Region nicht die Füblsphäre sei, widerlegt und die anatomische Lehre, daß besondere Afsoziationszentren zwischen den Sinnessphären gelegen seten, zurüdgewiesen. Herr Klein legt: eine Mittheilung des Torrespondierenden Mitglieds Herrn Rosenbusch vor „Ueber „GŒuktolith, ein neues Glied der theralitishen Efusivmagmen“. Der Verfasser giebt die Beschreibung des Euktolith, eines bisher unbe- kannten, wesentli aus Leucit, Melilith und Olivin nebst Biotit zu- sammengeseßten Gliedes der theralitishen Effufivmagmen aus der Gegend von San Venanzo in Umbrien. Herr Möbius überreichte von den „Abhandlungen der Senckenbergishen Naturforshenden Gefellshaft in Frankfurt a. M.“ das dritte Heft 2. Bandes, Herr Hirschfeld von dem „Corpus Inscriptionum Latinarum“ vol. XIII 1 P As Aquitaniae et Lugdunenses“, ed, O. Hirschfeld. Die Akademie hat die Herren Oskar Brefeld, Profeffor der Botanik an der Akademie zu Münster, demnächst an der Universität Breslau, Ernst Pfiger, Professor der Botanik an der Universität Heidelberg, und Eugenius Warming, Professor der Botanik an der Universität Kopenhagen, zu korrespondierenden Mits- gliedern in der phyfikalish - mathematishen Klafse gewählt. Die philosopbisch - historishe Klasse

errn Mommsen zu Vorarbeiten für die Herausgabe des Theodosianus

odex; 1200 Æ Herrn Dr. Franz Eulenburg in Breslau zu Unter- suhungen über die Frequenz der deutshen Universitäten in früberer Zeit; 1500 (G Herrn Dr. Ernst Shäfer in Rofstock i. M. zu einer Neise nah Spanien zum Zweck von Forschungen auf dem Gevdiet der spanishen Reformationsgeshihte im 16. Jahrhundert.

Land- und Forftwirthschaft.

Nachdem geftern Nahmittag eine Sizung des Gesammtaus\{u}es der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft abgehalten worden war, in welher der Geschäftsberibt des Direktoriums für die Zeit vom 1. Oktober 1898 bis 31. Januar 1899 und der Bericht über die Ausftellung ¡zu Frankfurt a. M. 1899 erftatiet, sowie über Preisausshreiben und Prüfungen Fru gefaßt wurde, fand heute im großen Saale des Architektenhauses die Haupt- versammlung statt. Dieselbe wurde von dem bayerishen Gesandten, Reichsrath Grafen von Lerchenfeld-Köfering mit einem Hoh auf Seine Majestät den Kaiser eröffnet. Dé¿konomie-Rath Woelbling gab sodann einen U-zberblickX über den Besuch des Kongresses, der 100 eingetragene Personen mehr aufweise als der vorjährige. Der Geheime Regierungs-Rath, Professor Dr. Maercker (Halle) hielt hierauf eine längere Gedächtnißrede auf den verstorbenen Landes- Oekonomie-Rath Dr. Schultz-Lupiß. Er \childerte die Entwickelung der Lupiger Wirthschaft und rühmte die zähe Thatkraft, mit der der

‘verstorbene unter s{wierigen Verhältnissen der Verwirklihung seiner Ziele nahgestrebt habe. Freiherr von Freyberg - Jeßendorf wies auf die einshneidende Bedeutung hin, die das neue Bürgerliche Gescßbuh auch für die Landwirthschaft habe. Zum Schluß sprach Herr von Winterfeld - Karwe über Schweinezuht und -Haltung.

Mi O Getreidehandel in Rußland. cosfau, den 31. Januar 1899. Die Witterungsverhältnifse find hier in diesem Winter so ungewöhnliche, daß alemtgc fh E finnen kann, etwas derartiges {hon erlebt zu Haben. Mit geringen Unterbrechungen berrshte bis vor kurzem fast beständig Thauwetter : der SŸnee ist daber auch auf dem Lande beinahe ganz verschwunden, und der nunmehr eingetretene Frost dürfte den Wintersaaten erheb- lichen Schaden gethan haben. Die Schwierigkeit der We everbindung mit dem Lande und das massenhafte Verderben der berbeigesaffte Vorräthe hat in Moskau große Noth bervorgerufen. Die Fleischpreise find sehr gestiegen. Gegenwärtig i übrigens starker Schneefall ein- getreten, der, falls nicht in seinem Gefolge wieder Thauwetter ein- segen follte, manhen Schaden wieder gut machen kann.

Des weiteren liegt aus Saratow folgende Nahhricht vor :

Das Wetter war bis zur Mitte des Monats November sehr \{ôn, dann erfolgte ein Umschlag. Bei beftändigem Wechsel ¿wischen Frost, Schnee, Regen und Thazwetter wurden die Wege fo grundlos, daß jede Verbindung zwischen der Stadt und der Landbevölkerung aufs hörte, und der Getreidemarkt ganz verwaiste. Es wurden vielfa Be- fürchtungen laut, daß die neue Saat verderben würde; doch foll dic- selbe nah neueren Nachrichten im Gegentheil infolge des milden

erbstes sehr gut tehen. Die Witterungsverbältnisse haben au in- ofern vielen Befißern Nutzen gebracht, als sie ihr Vieh länger auf die Weide treiben konnten, was besonders im Hinblick auf den fast vollständigen Mangel an Futter von Wichtigkeit war.

, Die Getreidepreise zeigen keine wesentlihen Veränderungen, fie steigen und fallen je nah der Menge der Zufuhr; Futter ift im all- gemeinen theurer geworden. Für den Monat März werden Preis- teigerungen in Weizen und Roggen erwartet. Die größeren Guts- besiger, welhe noch Vorräthe baben, halten daher mit dem Verkauf zurück, Die Bauern sind von Vorräthen entblößt.

Verkehrs-Anstalten.

Die sgeben erschienene, im Reichsamt des Innern herausgegebene „Amtlicbe Liste der Schiffe der deutschen Sièqoe Uith Handels-Marine mit ihren Untersheidungs-Signalen für 1899" bildet einen Anhang zu dem amtlichen Werke, welches in erster Auflage unter dem Titel „Signalbuh für die Kauffahrteischiffe aller Nationen“ 1870 und in zweiter Auflage unter dem Titel «Internationales Signalbuh“ 1884 herausgegeben ift.

_ Das Signalbuch gewährt den Schiffen die Möglichkeit, dur Signale sich zu erkennen zu geben und sonftige Mittheilungen unter einander fowie mit Signalstationen auch dann auszutauschen, wenn die fignalifierenden Theile verschiedener Sprachen si bedienen.

Zu diesem „Zwecke enthält das Signalbuh eine große Anzahl fowobl vollständiger Sâaye, als auch ¡ur Verbindung mit einander geeigneter Saßtheile, einzelner Wörter, Namen, Silben, Buchstaben und Zahlen, welche durch Gruppen von je 2, 3 oder 4 der 18 Signalbustaben B, C, D, F, G, E, J, K, L, M, N, P, Q, R, S, T, V und W bezeihnet sind. Solcer Gruppen, deren jede anders geordnete oder andere Buchstaben enthält als alle übrigen, giebt es 306 von je 2 Sigaalbuchstaben (B C, B D, BF,BG u. fw. bis W V), 4896 von je 3 Signalbustaben (BCD BCF, BCG/ BCH u.f.w. bis W V T) und 73 440 von je 4 Signalbulhstaben (BCDF, BCDG, BCDH, BCDIu.f.w. bis W V T8).

Alle 306 Gruppen von 2 Signalbuchstaben, alle 4896 Gruppen von 2 Signalbuftaben und von den Gruppen von 4 Signalbuch- staben die erften 18 960 (BCDF bis G P W V) dienen zur Be- zeihnung der in das Signalbuh aufgenommenen Säge, Saßttheile, E U. É w. ¿ G

on den übrigen Gruppen von 4 Signalbuthstaben sind die 1440 Gruppen von G Q BC bis G W V T zur e Mig der Schiffe der Kriegs-Marinen und die leßten 53 040 Gruppen von H B C D bis W V T.S zur Bezeichnung der Schiffe der Handels- Marinen in der Art bestimmt, daß jedem Kriegs- und bezieLungs- weise Kauffahrteischif eins dieser (1440 4+ 53040 =) 54480 Signale als Unterscheidungs- Signal zuzutheilen ist. Von den leßtgenannten 53 040 Gruppen sind die Signale von 8 B C D bis S B D W für die den RKaiserliden Kolonialverwaltungen in Afrika unter stellten Fahrzeuge bestimmt, soweit diese niht zu den Kriegsfahr-

burg 2356.

Vingt-deuxième année, Octobre 1898, p. 380 et 381.

zeugen gehören.

bewilligte: 1200 Æ ,

t ane L fa R L Er I: