1830 / 22 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Wie es heißt, ist Herr Sandberg zum Mitglied der êr- stéa Kammer ernannt und von seinem Posten als Gouver- néur der Provinz Lüttich ehrenvoll entlassen worden.

Der frühere Vice-Präsident von Columbien, General Santander, is auf seiner Reise von Hamburg nah Paris hier eingetroffen. : :

Aus Harlem \chreibt man unterm 11. d. M. : „Gestern trug .sich in der Nordsee, vor den Werken der Hondsbosschen zu Petten ein ungewöhnliches Ereigniß zu. Um 3 Uhr 45 Minuten stieg die See, im Augenblicke des hohen Wassers,

obgleih der Wind aus West- und Nordwest keinesweges hef-

tig ‘war, mit außerordentlicher Gewält und starken Wellen- schlägen bis zu der Höhe von mehr als 4 Ellen und Z Zoll Über die gewöhnliche volle See und blieb ungefähr bis um 6 Uhr auf dieser Höhe ehen. Diese Fluth hat an den Sce- Däâmmen bedeutenden Schaden angerichtet, indem sie theils die Außen - Deiche wegspülte , theils die Faschinen- und“ Stein- werke beschädigte. Leßtere haben mehr gelitten, als durch die hohe Fluth des Jahres 1825.

Im vorigen Jahre sind 475 Schiffe in den großen Nord- Holländischen Kanal eingelaufen und 216 aus demselben in Sce gegangen.

: Seit dem 29sten v. M. sind für die hiesigen Armen zwei große Wärmestuben täglich geöffnet. Schuße Jhrer Majestät der Königin stehende Wohlthätigkeits- Verein läßt täglich über 400 Portionen Sparsuvpen , 115 Brodté, Kleidungsstücke u. \. w. austheilen.

Deutschland,

München, 15. Jan. Se. Mazj. der König hat bereits wieder das Bett verlassen, und man hofft, daß Ällerhöchst- derselbe sogar den nächsten Hofball mit Seiner Gegenwart werde beehren können. Die Nachrichten über die glück- liche Ankunft der Kaiserin von Brasilien füllen jest, zum Theil. in sehr ausführlichen Schreiben, alle unsere hiesigen Blätter, Das Publikum nimmt an diesem unser Königshaus so nahe berührenden Ereigniß den lebhaftesten und freudig- {îén Antheil. Die diesjährige Dreikönigs - Messe ist ziem- lih leer, und auh an Sehenswürdigkeiten ist außer einigen Unbedeutendheiten nichts vorhanden.

Stuttgart, 16. Jan. Gestern ward hier der Landtag von Sr. Majestät dem Könige mit folgender Rede vom Throne eröffnet :

¡¡„Durchlauchtigster, Durchlauchtig Hochgeborne, Edle, Ehrwürdige, Liebe und Getreue! - Jch freue Mich, Meine gétreuen Stände an dem heutigen Tage um mich versammelt zu sehen, Zeheúù Jahre sind heute verflossen, seit Sie zum erstenmale nach hergestelltér Verfassung meinen Thron üm- gaben, um mit Mir im Geiste dieser Verfassung, im Geiste dés Friedens und: der - Liebe, des Landes Wohl bera- then; seit Jch zum erstenmale an - dieser Stelle die Hoff- nüng aussprach , eines biedern Volkes glücklicher Vater zu va. Meine Hoffnungen, Meine -Vünsche sind niht unerfüllt geblieben. Mit Zufriedenheit dürfen wir

auf das erste Jahrzehent unserer Verfassung zurückblicken, ei-

ner Verfassung, dié, frühzeitig erstarkt durch die-gewissenhafte ‘Treue, womit wir sie bewahren, mit jedem Tage schöner und kräftiger ihre wohlthätigen Früchte entfaltet. Gestükt auf eite Mgen mit. Umsicht und Ruhe fortschreitende Ge- seßgebung strebt die öfentlihe Verwaltung in allen ihren Zweigen dem. ihr vorgesteckten Ziele höchst möglicher Klarheit- und Okdnung E. Eine gerechte Vertheilung erleichtert Méitern Volke. die Lasten , auf deren fortwährende Vermin- dèrung. Zch unablässig bedacht bin. Bei Moralélcbuna bes Fitianz-Etats, welhéi Mein Finanz-Minister Jhnen vorlegen wird, mit, dem Bedarf früherer Jahre werden Sie Sich über- ¿eugeti, daß der ordentliche Staats - Aufwand ‘eine Million eini gét,„als ir Aufgage die t ehents, in Anspruch nimmt, iné vielleicht -noch “größere Érleicht, ¿ung ift “Meinen Unter: thätlen: dutch die gleichzeitige Verminderung ' der Amts - und éiméeindé : Umlagen, durch" die Uebernahme von Körper- - schafts - Lasten und D auf die Staatskasse, durch die Aufhebung oder ELEs “einer Menge von lästigen Die e Abgaben und Gebühren. zu Thei aen den. Die Ersparnisse der’ leßten Finanzperiode habe Jcch “zu Deckung einiger vorübergehenden Ausgaben für gemein- nüßige Zwecke bestimmt, welche Jhrer Zustimmung unterstellt

erden sollen. Für einige. weitere Ausgaben dieser Art wird.

tein Finanz-Minister besondere Deckungsmittel in Mlidios, ‘ingen, damit die Erleichterung in den bisherigen Abgaben, welche die verminderten Bedürfnisse des laufenden Dienstes

gestatten, Meinem Volke schon jeßt gewährt werden möge.

Der unter dem hohen |

144 Unterthanen ein neues, sich tägli erweiterndes Feld zu er-

dffnen. Meine Minister sind angewiesen, Jhnen hierüber die verfassungsmäßige Mittheilung zu machen. Recht gern werde Jch auch künftig zu Allem die Hände bieten, was die vaterländische Jndustrie zu beleben, zu vervollkommnen , zu belohnen geeignet ist. Die verschiedenen Geseß- Entwürfe, welche Meine Minister Jhnen mittheilen werden , empfehle Ich Jhnen zu reiflicher Erörterung, und, sofern diese im Laufe des gegenwärtigen Landtags nicht beendigt werden

könnte, zu vorbereitender Eirileitung. Ihre Einsichten, -

Ihre Gesinnungen bürgen Mir dafür, daß auch dieser fünfte Landtag, gleich seinen Vorgängern, zu Befestigung des gegen- seitigen Vertrauens dienen werde, das Mich für immer mit Meinen: Würtembergern vexreinigt.?/ 2

Diese Rede ward von dem Präsidenten der ersten Kam- mer, Fürsten von Hohenlohe - Oehringen, folgendermaßen er- wiedert: „Ew, Königliche Majestät sprachen so eben die uns beglückende Versicherung aus, daß Allerhöch|Sie die Stände Jhres Königreichs mit Freude um Sich versammelt sehen.

dein Königlichen Herzen Ewr. Majestät die \chödne Beruhi-

d

blieben sind, mit welchen Sie nach hergestellker Verfassung an gleichem Tage, zu gleicher Stunde und an gleicher Stätte die Königliche Rechte uns zum feierlichen Bunde reichten. Wenn damals die Vertreter Würtembergs mit gerehtem Ver-

beleben der Verfassung dem- dunkeln Bilde der Zukunft ‘das freundliche Licht der Hoffnung verlieh, so huldigen sie jeßt darfbar jenem, festen Willen und dem Königlichen Biedersinn , welcher den Saamen der Wohlthat nicht nur ausstreute, soûdern den jungen Keim- auch mit sorgénder Liebe pflegte, daß er ‘gedeihen fonnte und Kraft und Réife erhielt. Sie erkennen mit ehrfurchtsvoller Dankbarkeit, wie Eure Königliche Majestät durch unermüdetes Bestreben die fortschreitende Entwicklung öffentlicher Justitutionen mít

durch Erleichterung des Handels-Verkehrs dem Gewerbefleiße Ihrer“ Unterthanen ein immer reichlicher lohnendes Ziel zu verschaffen suchen. Mit besonderer Freude vernehmen sie die so eben gegebene Allerhöchste Zusicherung, daß durch cine glückiichere Alti Lage dem Staate der folgenreiche Vortheil berubéigender Ersparnisse errungen worden ist. Die Stände erwarten ehrerbietig die deshalb verheißenen Mittheilungen,

so wie die Geseß-Entwürfe, welche Eure Königliche Majestät ihrer Berathung zu übergeben geruhen wollen. Sie wer- den diese Berathungen mit demselben Geistè- der Liebe und des Vertrauens pflegén, welcher das Gemüth Eurer König- lichen Majestät erfüllt." Die göttliche Allmacht erhöre die Bitte, daß noch manches Jahrzehent glorreih und segnend, wie das vergangene, Eurer - Königlichen Majestät Regenten- leben bezeichne, und daß bis in die fexnsten Zeiten Jhren ge- treuen Würtembergern vergönnt werde, in Ihnen, erhabèner König! den liebenden Vater zu verehren. Es lebe der König !‘/

—— Frakffurt a. M., 17. Jan. Während der ersten Tage der abgelaufenen Woche war es fortdauernd sehr leb- haft in dem Handel mit Oesterreichischen Staatspapieren ; vorzüglich fanden die Haupt-Effectensorten, Metalliques und Bank - Actien , sehr starkes Gesuch, indem mehrere große Häuser stets Aufträge zum Ankauf bedeutender Posten erthei: len. Alle Course erfuhren «aus “diesem Grunde anhaltende Besserung und zwar ohne ‘daß auch nur momentan ein Rúet- fall sich gezeigt hätte. Die 52 Metalliques gingen von 1037 auf 10475, 42 von 952 auf 952, Bank-Actien mit Dividende von 1563 auf 1569, Partial von 136 auf 1363, 100 Fl. Loose von 1832 auf 184. Die Veranlassüng ‘zu diesem Steigen fuchte man nächst der allgemeinen Téndéênz, die nun: schon Monate lang anhält und ihr“ lebtes- Ziel (ol 4iht gefunden zu haben scheiit in den’ höheren Wiener Notirungen und den günstigen Berichten von „der Pariser Börse. erhielt mat, gegen Dad aag M den leßten ‘Tagen der“ Woche pr. Estaffétte “von Wien - ziemli bedeutend gewichene Course, was denn unsere Spekulanten ‘aufs: Steigen einiger- maßen beunruhigte, und “diese Wirkung in stärkerem- Maaße. und anhaltender L aben würde, wäre nihcht am 14. Jan. Abends durch: Couriere- aus Paris- die Anzeige von dem

.Abschluß- des neuen 4proe. Anlehns “angekommen , das vom

Hause Gebrüder von NRöthschild“ zu 1025; übernommen wor- den“ ist (unter Anrechnung des Ziisgenusses aber nur 101} zu stehen kommt.) Diese- Notiz mathte sogleich dem Weiche, das bereits angefangen: hätte ‘sich M zeigen, ein Ende, und gab den Notirungen von neuem eine steigende Richtung. Alle

| M Meinen fortgeseßten Bemühungen zu Wi o lteerus ‘des Handels-Vevtehte sestex gelungen, dem Gewerbfleiße Meiner

1

Beilage

Der Rückblick auf das entshwundene Jahrzehent gewährt:

gung, daß jene Hoffnungen und Wünsche nicht, unerfüllt ge-

trauen auf den Regenten blickten, welcher durch das Wieder--

der Verminderung des Staats-Aufwands zu vereinigen, und -

nzwischen

145 : Preußischen - Staats-Zeitung s 22.

Beilage zur Allgemeinen

Oesterreichischen Effecten blièben in zunehmendem Begehr. Für Preußische Staats - Schuldscheine und Polnische Loose zeigten sich, in Folge der günstigen Berichte von Berlin, wil- lige Nehmer. Auf 25 und 1proc. Oesterreichische Metalliques kommen öfters Ote von Außen, weshalb diese Effecten gesucht und selten zu haben sind. Jn 5proc. Neapolitanischen und Russischen Obligationen (leßtere in Papier-Rubeln zahl- bar) fanden in dieser Woche zienlih bedeutende Umsäße an unserer Börse statt. Die 5proc. Metalliques per comptant stehen 77 pCt. höher, Bank - Actien 2 Fl. pro Stück, und E 7 bis -* pCt. niedriger, als auf einen Monat fixe

ieferung. Das baare Geld is reichlih am Platze; Dis- conto steht 32 ‘pCt. Die -comptanten Stücke der Haupt- Effectensorten sind nicht in Ueberfluß am Markt. Die 100 Fl.-Loose sind, in Betracht der nahen Ziehung, merklich ge- sucht. Im Wechselhandel war es die Woche über ziemli lebhaft. Paris, Amsterdam aller Sichten, und London 2 Monat blieben gefragt; die übrigen Devisen waren williger zu haben. f L :

i A abt 19. Jan. Der hiesige Correspondent enthält folgendes Schreiben von derr Weser, vom 15 Januar. ¿¡Am 12. d. M. haben Se. Durchl. der Herzog von Braun- schweig eine Reise ‘durch die Niederlande nach Frankreich an- getreten, wo Höchstdieselben, wie es heißt, eincn Ankauf von Gütern zu machen gedenken. Dem Vernehmen nach dürfte der Herzog auf längere Zeit aus seinen Staaten abwesend bleiben, wie dies aus der Verjendung bedeutender Summen und Kostbarkeiten geschlossen wird. Jn der Nacht vom 12. auf den 13. passirte der Herzog, nebst Gefolge in drei Wagen, durch Minden. Die Reise geht über Düsseldorf nach Brüssel. Begleiter ‘des Herzogs sind die Adjutanten Grabau und Girsewald, nebst dem Dr. Barnstorf.‘

Da in der Klagesache des vormaligen Oberjägermeisters, Freiherrn v. Sierstorpffff, von dem Landgerichte zu Wolfen- büttel ‘am 4. d. M. ein Erkenntniß dahin erfolgt isi: „daß, da nah den Umständen einé gèrichtliche Untersuchung nicht stattfiùde, auf die unter 17. Juni 1828 erlassene Landes- verweisung gerichtlich nicht attendirt werden dürfe, also der Zurückkuaft des Klägers keine rechtlichen Hindernisse entgegen- ständen ;‘ so hoffte man, den Freiherr von Sierstorp} bald

“ieder in O zu schen, was jedoch nicht in Erfül- lung ging. - Man erzählt | sich im Publikum, am 9. d. M. habe sich der Hof - und Justizrath Fricke nach Wolfenbüttel begeben, dem Präsidenten und versammelten Räthen des

Landgerichts dit mißfällige Aufnahme jenes Erkenntnisses an-

gezeigt, und dasselbe in ihrer Gegenwart vernichtet.

O 6 errei Gi

Wien, 16. Jan. ‘Nach Ausweis der städtischen Pro- tofolle sind in dem eben vergangenen Jahre insgesammt 13,468 Sterbefälle (nämlich vön 4115 Mannspersonen, 3536 Weibspersonen, von 3022 Knaben und 2795 Mädchen) ge- zählt worden. Jm Vergleiche mit dem Jahre 1828 zeigt sich eine auf die Zahl von 296 Personen „gehende Verminderung der Sterblichkeit. Jn Rüefsicht auf die angegsbenen verschie- denen Krankheiten zeigt sich, daß 1029 an Altersschwäche und Entkräftung, 669 an Nerven- und Faulfiebern, 410 am Brand, 643 am Schlag- und: Sticffluß, 139 an Verhärtungen, 1919 an der Wassersucht, 63 am Durchfall, 2427 an Lun- geti : Krankheiten , 1462 an der Auszehrung, 156 an der Hals - Entzundung und Bräune ,* 2566 an den Blat- ‘tern', und“ 140 zufälligen ‘Todes “gestorben sind. —" Un- ter ‘dénselben haben 36 - Personen ein Alter von 90 ‘bis 100, eine Person hat: 03, eine 104, und* dée âlteste 106 Jahre erreicht. Jn den sämmtlichén27 Pfarren der Stadt “und ‘der ‘Vorstädte sind im Läufe des gedachten Jahres 6855 zux ‘Welt gebrachte Knaben und 6666 Mädchen , zusammen 13,521 Kinder getauft, und außerdem 428 (vier weniger als im Jahre 1828) todt- geboren worde. Es sind ‘soñach im Aahre 1829 au Geburten 99 weniger als im Jahre 1828 ge- zählt worden. Endlich sind -in besagten Pfarren 2512- Trau- ungen“ (um 65 mehx als im Jahre 1828), vorgenommen

“Worden 7

Brasil ie

Die Allgemeine Zeitung theilt aus einem Privat- schreiben aus Rio :- Janeiro vom 24. Det. Nachstehen- des mit: (7 R, : y A

„Da stehen wir endlich, nach lauger Fahrt, auf Brasili-

scher Erde," und senden den Freunden im Vaterlande die ersten

«wirbelnden Rauchfäule ‘und der

Grüße, die ersten freundlichen Versicherungen zurü, daß

wir Alle so wohlbehalten hier in dem.-paradiesischen Rio- ver- einigt sind, .wie in den schmerzlich schônen Stunden, als wir München Lebewohl sagten. Bekanntlich hatten wir am

30. Aug. auf. der Rhede von Portsmouth die Anker gelichtet.

Wir umschissten Spanien und segelten dann längs der Portu- giesischen Küste , so daß wir uns am 9. Sept. Morgens äuf der Hôhe von Lissabon, in einer Entfernung von ungefähr

50 bis 60 Seemeilen von der Hauptstadt der Königin, die

unser Schiff nach Brasiliens Küste zurücktrug, befanden. Bis zum 18. Sept. hatten wir den trefflihsten Wind und eine schnelle und glückliche Fahrt, vom heitersten Wetter begünstigt. Dann aber änderte sich der Wind, und auf ein am 24sen eingetretenes heftiges Gewitter folgten acht traurige Regen- tage. Vom 18ten bis zum 30sten legten wir nur zwölf Brei- tengrade zurúck. Nun ging es wieder besser. Am 2. Oct.

passirten wir den Aequator , und Tags davauf ward beschlos-

sen, daß Chevalier Oliveira mit der Korvette Maria Jsabella dem Geschwader vorauseilen - und unsre nahe Ankunft in Río melden sollte. ‘Am 4. Oct. vexließ uns die Korvette mit einem Gruße von 21 Kanonenschüssen, und floh uns, alle: Segel ausgespannt, aus dem Gesichte, kam aber doch nur - 36 Stunden früher als wir in der Brasili- schen Hauptstadt an. Kaum war der Korvette donnern- der Abschiedsgruß verklungen, als wir von der uns begleitenden Fregatte Jsabella drei Kleingewehrsalven ver- nahmen; es war das Grablied des Dr. Amaron , Leibarzts der Königin Donna Maria, der am 2ten d. gestorben war, und den man in diesem Augenblicke ‘ins Meer senkte. Er war schon im höchsten Grade wassersüchtig gewesen, als er mit uns die Reife antrat Als wroir- am 15. October Morgens das Verdeck bestiegen, erblickéten wir, aus Meer und Nebel auftauchend, die waldige Gebirgslinie des Cabo Frio, das sich von dem Eingang der Bai von Rio weit hin- aus ins Meer erstrecft, und stets von den Seefahrern mit Jubel begrüßt wird. Der auf diesem Vorgebirg errichtete Telegraph, muß uns wohl erblickt, und in wenigen. Minuten unser Nahen nach Rio gemeldet haben. Am 16ten Morgens gerte sich allmälig vor unsern Blicken die ganze hereliche Gedirgsreihe, die sich längs den Meeresuferu erhebt, und“ den zrandiosen Hintergrund der zauberischen Scene bildet, die ch, je näher man der Bai rückt, vor den erstaunten, zuleßt ganz trunkenen Blicken entfaltet. Diese tiefen Büchten; diese grünenden. Inselgruppen, die von allen Seiten aus dem Meere steigen; diese weißen, leicht dahin schwebenden Segel ; diese Granitfelsen, die von der üppigsten* Vegetation des tro- pischen Himmèls- stroßen; diese s{önen. Uferlinien mit ihren freundlichen Landhäusern, und endlich die neue Kaiserstadt selbst, hinter einem Walde von Masten /vorblickend, und rechts und links von unüberwindlichen Fotts gedeckt wte weit bleibt da Martius Beschreibung zurü, wie unmöglich ist es aber auch, eine so paradiesische Landschaft mit déx Feder zu schildern! Bald erschien eine Englische Fregatte, fürz dar- auf auch eine Französische, die ersten Schiffe, ‘die uns mit 21. Kanonenschüssen in Brasilien willklommen hießen. Ein ferner Geshüßdonuer verkündigte die Abfahrt “des Kaisers von Rio, dessen Dampfschiff wir auch ‘baid an der ‘auf- wehenden Kaiserlichen Flagge erkannten. Alles eilte ‘auf unserm Schiffe, Toi- lette zu “machen und sich in “Uniform zu werfen, um den Nahenden würdig zu empfangen. - Die Kaisekin, aufs Einfachste 'gekleidèt, wodurch" sie nur um so sder er- schien, erwartete mit Donna : María und ihrem“ Bruder, dem LAUN von Leuchtenberg, ihren Gemahl auf dem Ver- dee. Gegen Mittag war Dom“ Pedro, in ‘der Nähe der Insel“ Raza, an der Fregatte angelangt, die, wie eiti rási: lísches Blatt sich ausdrückt, „das trug, was ihm nében sei: nem Volke, das auch seine Familie bildet , das Theuerste in ‘der Welt "ist seine Gattii und seine Tochter.‘ Als der Kaiser, der mit vier seiner Begleiter in Uniform erschien, das Verdeck betrat, führte ihm Marquis v. Barbacena feine junge‘ Gemahlin entgegen: Der Kaiser irrte “sich natürlich feinen Augenblick in“ der Person. Er trat ihr raschen Schrit- tes entgègen,-und nachdem ér an sie. die ersten freudigen Be- rüßungen ‘gerichtet, wendete er sich zu Donna Maria, seiner «Tochter, die er mit unaussprechlicher Zärtlichkeit in die Arme schloß und lange weinend umschlungen ‘hielt. Nun ‘umarmte er auch Barbacena, den treuén, unekschütterlichén Führer des Königlichen Kiudes, und “blieb, von Rührüng überwältigt, lange an. seinem Halse ‘hängen. Der Kaiser eëschien uns