1830 / 35 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Minister den Entwurf zum Budget bereits beendigt hätten and sich jeßt ernstlich zu dèm Kampfe mit den Kainmern rü- steten. Jn der Eröffnungs-Rede, meint das gedachte Blatt,

werde das Ministerium große finanzielle Verbesserungen ver- sprechen, namentlich eine Heraßjeßzung der Salz- und der Ge-

tránk - Steuer, vielleicht sogar die Abschaffung der Lotterie. Um dagegen das Deficit zu decken, das jene Reductionen her- beiführen würden, werde das Ministerium zuerst mit seinen Ersparnissen bei, dem Verwaltungs - Personale hervortreten, dann werde es darauf antragen, den Tilgungs - Fonds um 37 ‘Millionen zu ermäßigen, und endlich den Vorschlag machen, bei der Akmee ein Beurlaubungs - System einzuführen, um einige Millionen am Solde zu erúbrigen. Die Gazette de France giebt zu, daß. das Budget die möglichste Sparsam- feit einführen müsse; allein schon jet, meint sie, scheine man den Ministern aus diesen Ersparnissen selbst ein Verbrechen machen zu wollen, und verfenne sonach das wahre Juteresse Frankreichs, blos um persönlichen Leidenschaften Gehör zu geben. Der Pair, Marquis von Aligre, ciner der reichsten

Grund -Eigenthürner des Landes, hat, wie man sich erinnern - wird, eine Summe von drei Millionen Franken zur

Gründung und Ausstattung eines Verpflezungshauses für 300 alte Ü eute in Chartres, seinem Geburts-Orte, ausgeseßt. Folgendes sind, dem Journal „le Temps‘ zufolge, die Haupt- Bestimmungen der Stiftungs-Urkunde: Herr von Aligre hat eine ehemalige Abtei mit ihren Gäxten und Kloster-Gebäuden gekauft. Diese Besibung kostet mit Einschluß der Einrich- tungs-Kosten zu deren neuen Bestimmung, 200,000 Fr., und bietet“ jeßt einen geräumigen und gesunden Aufenthalt mit weitläustigen Gärten und schattigen Soaticbälbiats dar. Fúr das- Verpflegungshaus selbst ist die Ausgabe für den Tag und für- den Mann auf Einen Franken, d. h. zu einem Maaßstabe angenommen worden, der den bestunterhaltenen ähnlichen Anstalten der Hauptstadt, wo Alles theurer als «in Chartres ist, zum Grunde liegt. Die ganze Ausgabe wird sich sonach für 309 alte Leute jährlich auf 110,000 Fr. belau- fen, wofür dieselben täglich Wein, Cider, Fleisch, Gemüse, Taback und ein Sommer- und Winterx-Kleid, in leßterer Be- ziehung gber zugleich die Erlaubniß erhalten, auch jede andere Kleidung anzulegen, -die ihnen von den Jhrigen zugeschickt wird. Das Stiftungs - Kapital besteht theils in liegenden Gründen , theils in Renten. Zwei Artiksl der Urkunde ha- ben noch den besondern. Zweck, die Anstalt möglichst sicher zu stellen. Dem ersten dieser Artikel zufolge wird, außer den zur Bestreitung der jährlichen Ausgaben angewie)enen Summen, noch ein Reserve-Fonds von einem Zehntheile gebildet, wovon die Zinseiz zum Kapital geschlaaen und sonach neue Mittel geschaffen werden sollen, jene Ausgaben zu erhöhen, sobald eine steigende Theurung der Lebensmittel solches nöthig macht. Durch den zweiten obgedachten Artikel wird eine Pachtung von dem Ertrage von mehr ‘als 3000 Fr. jährlich zur Bildung eines zweiten Reserve-Fonds bestimmt, welcher hundert Jahre lang nicht angetastet werten darf. Dex Ertrag dieses Fonds soll alle zwei Jahre in liegenden Gründen angelegt werden. Nach hun- dertJahren muß derseibe ungefähr zu einem zweiten Kapitale

von 3 Millionen Fr. angewachsen seyn, und wird älsdann zur

Verbesserung und größeren Ausdehnung der Stiftung wesent- lih beitragen. „Wir müssen noch bemerken““, sagt “der Temps am Schlusse seines Artikels, „daß Herr von Aligre umsonst bemüht gewesen ist, das Bekfanntwerden seiner groß-

múüthigen Händlung „. diè in den Jahrbüchern der Geschichte

anserer Zeit Epoche machen wird, zu unterdrücken. Die Welt hat sich zuweilen beklagt, daß der Besiker eines so gro- ßen Vermögens dasselbe ihr nicht in eiteln Vergnügungen opfeke. Was wird die Welt jekt sagen?“ P

Mehrere hiesige Zeitungen hatten vor einiger Zeit das Gerücht verbreitet, daß das Tagebuch des Hrn. Champollion des De a Beta dessen Reise in Aegypten, auf Befehl des Paschas in Beschlag genommen worden sey. . Hierauf hat Hexr Champollion, welcher unlängst in Toulon angelangt ist, sich veranlaßt geen unterm 15ten d. M. von dort aus das nachstehende Schr

Méditerranée‘? zu erlassen: „M. H. Auf die Autorität -ei-

niger Journale der Hauptstadt haben Sie die Nachricht wie-

derholen- zu müssen geglaubt, daß der Pascha von Aegypten, dem ih die Resultate meiner Nachforschungen über die Denk- mäler Aegyptens und Nubiens mitzutheilen die Ehre gehabt,

w eigenmächtig einen Theil meiner Manuffripte zugecignet

abe. Da mir von Sr. Hoheit nur Beweise des höchsten

Schußes, nur ehrenvolle Zeichen eines besondern Wohlwollens-

zu Theil geworden sind, so erheischt meine Pflicht, mich gegen cine“ solche Behauptung zu erheben. Jch- ersuche Sie daher, ; diese meine Protestation gegen eîne Sórgussébung ,_die mit dem edlen Charakter so wenig übereinstimmt, welchen Mehe-

ciben an den Redacteur des „Aviso de-la

met Ali -in seinen Verhältnissen mit den Europäern und na-

“mentlih mit den Franzosen stets bewiesen hat, durch-die Auf«

nahme in eine der nâächsten- Nummern Ihres Blattes zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Empfangen Sie c. “‘

__Herr Victor Noussy, welcher gestern wegen eines Ge- dichts unter der Ueberschrift: „„Neujahrs-Geschenk eines Bett-

lers an Herrn Mangin‘/, worin dieser sih gröblih beleidigt

fühlte, vor Gericht stand, wurde von dem Advokaten Herrn Berville vertheidigt. Dieser suchte die heftigen Ausfälle sei- nes Klienten auf den Polizei-Präfekten dadurch zu entschuldi- gen, daß die Abneigung, die diejer leßtere gegen das neue Armen-

‘haus zeige, ihm von allen Seiten Vorwürfe zuziehe, ünd daß

die in dem Gedichte enthaltenen Beschuldigungen äuf bloßen Thatsachen beruheten. . Nichtsdestoweniger wurde Roussy zu einmonatlicher Haft und einer. Geldbuße von 100 Fr., der Buchdrucker aber, der seine Presse zu dessen Gedicht herge- gegeben hatte, zu 200 Fr. (ohne Verhaftung) und beide so- lidarisch in die Kosten verurtheilt. Der Prozeß des Hrn. Châtelain, Geschäftsführers des Courrier français, wegen des Artikels: „„Menschenliebe des Ba Mangin“‘/ wurde, auf den Antrag seines Advokaten, Herrn Mérilhou, auf den 3. Febr. verschoben. :

Finem Provinzial-Blatte zufolge sollen die Nachkommen

Robespierres bei dem hiesigen Tribunale erster Instanz eine Bittschrift eingereicht haben, un die Publikation von „„Me- moiren Maximilian Robespierres‘/, welche angeblich binnen Kurzem hier in 4 Bänden im Druck erscheinen sollen , von den Bittstellern aber für unächt - exklärt werden, zu. hinter- treiben. Der Messager des Chambres bemerkt, die P u- blifkation selbst könne das Tribunal nicht verhindern, nur erst nach derjelben könnten die Herausgeber jener Memoiren, auf den Antrag der Verwandten Robespierres gerichtlich be- langt und, wenn die Memoiren wirklich apokryphisch wären, beitraft werden. T

Jn Folge der gestern auf dem- Rathhause unter dem Vorsibe des Präfekten, Grafen Chabrol, statt gefundenen Berathung unter den zwölf Maires der Hauptstadt ist be- schlossen worden, den Ertrag der am 24sten d. M. im großen Opernhause- gegebenen Vorstellung am Sten und 20sten f, M. zu zwei außerordentlichen Vertheilungen an Brod -und Holz in den zwölf Armen-Büreäus zu verwenden. «

Die Seine, welche. vorgestern 65 Metres hoch stand, ist

| gestern bis auf 5 Mètres gefallen,

Großbritanien und Jrland.

__ London, 20. Jan. Jm Sun liest man: Die Haupt- Gegenstäude der Thron -Rede, mit der. die Sißkungen des großen Rathes der Nation am nächsten Donnerstage (4. Febr.) eröffnet werden sollen, sind am vorigen Sonnabend der Er- wägung Sr. Majestät durch Herrn Peel vorgelegt worden. Da der König nicht persönlich erscheinen wird, so wird die

Eröffnung der an wichtigen Geschäften reichen Session durch

eine Königliche Kommission geschehen. Se. Mäj. selbst denkt, den vorläufigea Anordnungen zufolge, um die Mitte des Aprils nach London zu fommen.

Die Sunday-Tîmes enthält folgenden Artikel, wel chen auc der Globe abddrucft und als vollfoïnmen gegrün- der bezeichnet: „Durch unzweifelhafte Autorität sind wir in den Stand geseßt, der Angabe in Französishen Blättern, daß der Kaijer von Rußland die - ihm von Frankreih und

England gemachten Vorschläge, in Bezug auf “die Errichtung-

einer permanenten Regierung von Griechenland, verworfen habe, auf das Bestimmteste zu widersprechen. Bis zu diefer Stunde ist von einer solchen Verwerfung, oder auch nur

1 von einem Anzeichen, daß der Kaiser mit den Vorschlägen

seiner Verbündeten unzufrieden sey, gar nichts bekannt - ge- worden. Auch können wir- außerdem und zwak ebenfalls auf

| gute Autorität versichern, daß Prinz Leopold geneigt ist, die

Regierung von Griechenland zu ubernehmen, falls es den verbündeten Mächten gefallen sollte, sie ihm anzubieten. Das Gerücht -von. seiner Weigerung ist wir wiederholen es hier ausdrücklich -— ganz ungegründet.“ 7

In Portsmouth hat vor Kurzem ‘ein seltener und (wie unsere R bemerfen) va unwichtiger Prozeß stattge- funden. Ein Mann, Namens Miller, ‘hatte nämlich, in Folge einer ihm auferlegten SKafe, 5 Jahre in der Flotte als Matrose gedient; sein Dienst - Termin war. am 21. Dez. ab- “ag neh Am 23. machte er hiervon seinem Befehlshaber die Anzeige, die als richtig beftinden wurde. Am 12. Januärt,

neunzehn Tage "nach der Ankunft des Schiffes im -

Hafen, während welcher “Zeit Miller ohne die geringste Nothwendigkeit an Bord zurückgehalten worden war, be- ging er einen sogenannten Subordinationsfehler. Er wurde sogleich in Eisen geschlossen an Bord des Admiralschiffes in

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Portsmouth gebracht, und seine Sache ward bei derselben

Gerichtsbehörde verhandelt, auf deren Autorität er, den Ge- seßen des Landes zufoige, schon 22 Tage vorher aus seinem

Dienste hätte müssen entlassen werden. Das Kriegsgericht erflärte ihn für „schuldig,“ verurtheilte ihn aber nur, mit Berücksichtigung der Umstände, seiner Reue und seines guten Rufes, zu einer ihm zu ertheilenden Ermahnung, künf. tig vorsichtiger zu seyn. Gleich darauf gab Admiral Stopford den Befehl, ihn frei zu lassen. „Unserer An- sicht nach,“ bemerkt hiebei ein hiesiges Blatt, „ist es mit der Ermahnung so gemeint , daß wenn Miller noch einmal zu funfjähxigem Strafdienst verurtheilt würde, er “nicht murren dürfte, wenn er alsdann 10 Jahre dienen muß. Wir halten diesen Fall nicht so sehr für eine Härte, als für eine augenscheinliche Verlebung der Gesehe. Wenn ein Mann in Miller’s Lage nur einen. Tag gegen seinen Willen zürück- gehalten werden darf, so kann man ‘ihn-auch ein Jahr lang

und fúr’s ganze Leben zurückhalten; eben so wie man ihm

eine Ermahnung durch das Kriegsrecht zuerkannte, kann man ihn verurtheilen, durch die ganze Flotte hindurch gepeitscht, oder gar gehängt zu werden. Ein fkürzeres oder längeres Gefängniß, eine mildere oder strengere Strafe hinge auf diese Weise nur von der Willkühr des Befehlshabers und der Milde der Gerichts - Behörde ab. Vom 22. Dez. an, stand Miller unter keinem anderen, als dem Englischen Civil- Geses. ‘Ein Kriegsgericht hat nicht mehr Recht, ein Urtheil úber sein Betragen zu fällen, als der Lord-Mayor von London.‘ eit Neujahr erscheint hier eine Wochenschrift in Jta- liänischer Sprache, unter .dem Titel „Vespa‘/. Die heutige Morning-Chronicle theilt als offiziell mit, daß gestern Herr David Wilfie (der auch auf dem

Kontinente geschäßte Benre -Maler) . zum Präsidenten der

Königl. Akademie ernannt wordén sey. (Andere Blätter nennen Herrn -Shee, doch scheint dies auf einem Jrrthume zu beruhen, da Herr Shee nicht sowohi Künstler a!s Dich- tex ist.) | R

Bas leßte Hest des Foreign Review enthält einen Auszug aus Ferbers „Beiträgen zur Kenntniß des Gewerb- fleißes in Preußen‘, ‘und is namentlich die Stelle hervorge- hoben, die auf den Getreide-Verkehr zwischen Preußen und Großbritanien Bezug hat.

Nach einem Plane, den ein Offizier der Königlichen Flotte entworfen hat; follen nächstens zu Woolwiceh--einige Versuche mit Perfkussions-Schissskanonen gemacht werden.

Nachrichten aus St. Vincent zufolge ist Sir Charles Brisbane, der Gouverneur dieser Jújel, mit Tode abge- gangen. s In dem hiesigen Kirchspiele St. Clements Danes hat sich ein Verein: gebildet, der eine Subscription zum Besten der in diesem strengen Winter besonders Noth leidenden Armen er- öffnet; die e-ngehenden Summen sollen jedoch den Armen nicht baar gegeben, sondern zu Anfäufen von Brodt, Kar- tofeln, Kohlen , Bettdecken und anderen Bedürfnissen ver- wandt werden, die man alsdann unter die Nothleidenden vertheilen will.

Ai 2dovrlande,

Aus dem Haag, 30. Jan. Da gestern wieder nuk 47 Mitglieder der zweiten Kammer der Generalstaaten bei- sammen waren (es find wenigstens 56 zur Berathung erfor- derlich), so wurde die Sißung aufs Neue bis auf übermor- gen den 1. Februar vertagt. S 255 9]

Nachdem durch den Tod des Hrn. Jameson in Cork das Königl. General-Konsulat von Jrland erledigt worden, haben Se. Maj. dasselbe mit dem durch Hrn. May bekleideten in London unter der Benennung: General - Konsulat für die Königreiche Großbritanien und -Jrland vereinigt und Hrn. May ermächtigt, Hrn. Jameson zum Vice - Konsul in Cork,

so wie Hrn. Porter zum Konsul“ in Dublin an die Stelle

des auf sein Verlangen entlassenen Hrn. Stevenson Seaver, anzustellen. E : j R Von den neuen Schiffen, welche durch“ den Nordhollän- dischen Kanal am 23. Dez. in das Neue Diep einliesen, aber durch das Treibeis ‘am Auslaufen verhindert wurden , sind den 27. d. M., nachdem der Wind sich gedreht hatte, acht in See gegaiigen, und durch das Dampfschiff „„Nordholland/“ bugsirt worden. S | Eine am 27sten d. M. hter veranstaltete Haus - Kollekre um Besten der Armen trug über 4700 Fl. ein; in Middel- urg kamen durch eine Sammlung für denselben Zweck 3342 Fl, ‘zusammen. Y j Amsterdam, 30. Jan. Das allgemeine Juteresse,

_welces hiesigen Orts das Aufeisen des großen Nord-Hollän-

dischen Kanals erregt hat, und der bedeutende Vortheil, den

das-Gelingen dieses in seiner Art einzigen Unternehmens für den hiesigen Hafen darbietet, indem sich jener Kanal- nun auch als ein Mittel bewährte, der Schifffahrt mit Aufopfe- rung einiger Kosten auch bei strengem Winter den Zugang zur offenen See und zurück nach dem Hafen dieser Stadt zu erhalten, begründen die Voraussebung, daß einige nä-

“here Mittheilungen über diese großartige Arbeit nicht unwill-

kommen seyn dürften: Mitten. unter den Vorbereitungen

zu den Herbst - Verschiffungen, welche, nah der gewöhnlichen

Berechnung, in der lebten Hälfte des Monats December am Neuen Diep seyn müssen, wo sie dann mit dem zwischen Weihnachten und Neujahr durchgängig wehenden Ostwind die Fahrt antreten und mit dem Treibeise in See gehen, überfiel uns schon am 20. Nov. v. J. ‘ein starker Frost und später am 24, Nov. ein heftiger Nordost-Sturm, welcher die Schiffe hinter ihre Anfer auf den sumpfigen Boden unseres Hafens trieb, und den Strom mit einer Masse Treibeis er- füllte, durch die jede Fluth aus der Südersee vermehrt und

ein Cisgang veranlaßt wurde, der schon einige Tage später

die Schifffahrt vor der Stadt hemmte, bis sich das Eis am 1. Dec. festseßte und am 4ten schon stark genug war, einen Weg nah dem jenseitigen Ufer für Menschen und Thiere Me Die Hoffnung, daß diese Hemmung der Schiff- fahrt nur von furzer Dauer seyn würde, verlor sich bald, da auch der große Nord-Holländische Kanal zufror, und nun fing man ‘an, auf Mittel zu sinnen, denselben aufzueisen ; - einige Schisfsrheder und Belbachtér entschlossen sich, es zu versuchen, und roähiten dazu eine Komnmission, bestehend aus den Herren J. van Beeck Vollenhoven, de Vries und Comp. und Hooy- man und Schuurmann hierselbst. Die vorbereitenden Maaß- regeln hiezu, so wie das Zusammenberufen aller Juteressen- ten, das Einholen der Autorisation des Gouvernements und der Königlichen Bewilligung zum Legen eines Schlagbäums auf den zu erôffnenden Kanal, um Jeden, der ihm benußen wöllte, zur Theilnahme an den Kosten anhalten zu können ; ferner die dffentliche Verdingung der Arbeit und endlich die . vollständige Beladung der Schiffe und deren Durcheisung nah dem Mund des Kanals, waren alles so viele Ursachen und Gründe, warum mit dem eigentlichen Werke erst am 22. December angefangen werden konnte; und“ so lieferte in je? inem Augenblick unser Strom ein durch dessen Neuheit und Lebendfgkeit höchstanziehendes Schauspiel. Eine Anzahl von

-Sechs/, Zwpei- und Dreimastschisfen arbeiteten von ihren Liege-

pläbe in den Schifssreihen und seibst von innerhalb" des- städ- tischen. Baums, queer durch den Y-Strom, in verschiedenen Richtungen nach dem großen Nord-Holländischen Kanal. Hun- dert schwer beladene Schliiten waren täglih auf dem Eise in fleißiger Betriebsamkeit beschäftigt, die aus verschiedenen Gátern bestehenden Ladungen hertbeizufahren, während das Gedränge durch eine Menge von Schaulustigen noch vermehrt

wurde. Ungeachtet der Strenge, mit welcher der Winter sich

einstellte, schien das mildere stille Wetter der folgenden Tage die Unternehmung begünstigen zu wollen; dies war selbst noch der Fall an dem vorerwähnten Dienstag, an welchem die Arbeit durch den Entrepreneur, der das Wenigste (eine Summe von 15,900

" Fl.) verlangt hatte, angefangen wurde, und die Mißhellig-

eiten zwischen jenem Annehmer und den Arbeitern, welche wegen des Tazelohns und anderer Rücksichten entstanden wa- ren, würden viellcicht schon an diesem ersten Tage beseitigt worden seyn, wenn nicht am folgenden Tag darauf ein so strenger Frost mit heftigem Nordost - Wind eiugetreten wäre, daß die Arbeit in solcher Kälte die menschlichen Kräfte über- stieg. Während der nächsten beiden Tage war diese strenge Witterung von Schneegestöber begleitet, und nun folgte das Weihnachtsfest, welches Alles es unmöglich machte, die sehr entmuthigten Arbeiter wieder zu versammeln; erst Mon- tag am Wsten konnte die Arbeit wieder aufgefaßt, oder viel: mehr. von neuem angefangen werden; denn -in der That fand-- man die schon ganz von- Eis befreit gewesene Willemsch euse und einige hundert Ruthen Weges neuerdings mit einer Eis- rinde vou 20 bis 25 Niederländischen Zollen bedect, deren Weg: schaffung uni so schwieriger wat, weil das vorige Eis schon unter und auf die Borden der Fahrt geborgén war, und des- halb die neue Eismasse darüber weggeholt werden ey R Diese Widerwärtigkeit, welche außer jeder Berechnung lag

und meistens der uuredlichen Handlungsweise der Arbeiter an erwähntem Dienstag zugeschriebèn werden muß, kostete eine beharrliche Ausdauer von 4 Tagen und außerordentliches Tagelohu. Als man endlich bis zum alten- Eise vorrückte, fand man dieses merklich dicker, und wegen des darauf ge- fallenen Schnees äußeëst schwierig zu bearbeiten. Alle diese cue wurden durch die Aron n U: ßigen Forderungen zu einem übertriebenen Lohn ç üben, so daß Ta hen so unglückliche Annehmer , sich selbst: