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Oesterreich.
ien, 8. März. Ueber die Verheerungen , welche der Gitdans der Donau und die dadurch verursachten Ueberschwem- mungen in den Ortschaften jenseits dieses Stromes und im Marchfelde angerichtet haben , lauten die nunmehr eingegan-- genen näheren Berichte äußer niederschlagend. Jedlersee, Florisdorf, der Jedlersdorfer Spiß, Jedlersdorf, Leopoldau, Kagran, Stadlau, Hirschstetten, Aspern und Breitenlee ha- ben am meisten gelitten. Die unglücklichen Bewohner der meisten dieser Dörfer fonnten bei dem reißend schnellen Ein- bruch der Fluthen in der Schrekensnacht vom 28. Februar auf den 1. März wenig von ihrer Habe und, was am em- pfindlichsten ist, von ihrem Viehstande retten. Jn den Ort- schaften Kagran und Hirschstetten, welche dem heftigsten An- drange des Wassers und der ungeheuren Cismassen, die es mit sich fortwälzte, ausgeseßt waren, ist glücklicher Weise fein Mensch zu Grunde gegangea, wohl aber verloren im JFedlers- dorfer Spiß 11 Menschen das Leben, und in dem Orte Leo- poldau sind 6 Personen in den Häusern ertrunken gefunden worden. Jn Breitenlee hatten die Einwohner nur jo viel Zeit , ihr Leben durch die Flucht in das Pfarr- und Herr- \chaftshaus zu retten, wo sie/ aller ihrer Habe beraubt und faum im Stande, ihre Blôße zu bedecken, nicht einmal den Trost haben, ihr Obdach wieder zu finden, da beinahe sämmt- liche Häuser in diesem Orte von den Fluthen zerstört wor- den ind. — Aehnliche Zerstörungen haben mehr oder minder in den meisten überschwemmten Ortschaften stattge- funden. Jn der. Gegend von Korneuburg aufwärts ge- gen. Krems am linken Donau - User sind in dem Markte Stockerau nur die am Donau - Arta liegenden Häuser über- s{chwemmt worden, deren Bewohner noch be: Zeiten ausquar- tiert wurden, und dieser Markt hat, außer daß sich das Wasser in die Niederungen von Grafendorf und Stocferau ergoß, nichts gelitten, Dagegen haben das Dorf Spillern, “ der Ort Schmida, die Wasserseite von ‘Perzendorf, Trüben- see 2c., deren Einwohner sich auf die Dachbôden uñd auf das eine Viertelstunde entfernte Schloß Neuaigen flüchteten, fer- ner die Orte Fischerzeil, Neuaigen, Winkel und besouders Birnbaum durch die Ueberschwemmung sehr viel - ausgestan- den, und in allen diesen Orten sind mehrere, im leßteren der größte Theil der Häuser zerstört worden, wobei jedoch glücklicher Weise Niemand das Leben verlor. Obgleich außer den genannten Orten auch die Herrschaften Mollersdorf, Urzenla, Jebdorf, Grafenwörth, St. Johann, Untersebern und Sachsendorf ganz unter Wasser standen, jo haben die- selben doch weniger Schaden erlitten. — Den eingegange- nen Nachrichten zufolge ist in der Stadt Stein weit weni- ger Schaden als in Krems angerichtet worden, wd alle Häu- jer in der unteren Landstraße tief im Wasser standen und dadurch in ihren Fundämenten so_ erschüttert wurden, / daß eines derselben, wobei sieben Menschen das Leben verloren, berzits eingestürzt ist, mehreren aber noch die Gefahr des Einsturzes droht. Von deñù in der Nähe von Krems liegen- - den Ortschaften haben. Neustist, dann Ober- und Unter-Roh- rendorf, Neuweidling und Weinzierl am meisten gelitten, da in allen diesen Orten viele Häuser ganz eingestürzt oder sehr bedeutend beschädigt sind. Jn Neustift, einem Dorfe mit 94 Nummern, ist auch nicht Ein Haus, welches nicht beinahe ganz neu aufgebaut werden müßte. L À i __ Mit größter Anstrengung is man seit einigen Tagen beschäftigt, die E Straßen und Verbindungs-Wege von. den nah dem Abflusse des Wassers zurückgebliebenen Eistnassen zu befreien. Die Znaimer und die Brünner - Straße waren bereirs am verflossnen Sonnabend gänzlich von den Éisschollen gereiniget und die“ Communicationen in der ganzen Straßenbreite hergestellt. An derselben Tage rwourde
auch der Weg durch die Au an der schwarzen Lacke (Nuß-
dorf gegenüber) durch Arbeiter aus -den Gemeinden Langen- ersdorf und Strebersdorf hergestellt, und da auch die ge- hrdet gewesene Brücke über die schwarze Lacké wieder in guten Stand geseßt worden ist, so- steht der Ueberfuhr mit den großen Plätten, von dem dortigen Ufer aus, nichts mehr im Wege. R T s
Der Wasserstand, der zu Nußdorf und hier gestern früh 5 Schuh 2 Zoll über Null ‘gewesen, is seither im Donau - Kanale wieder gesunken, und zwar auf 42 Schuh über Null *).
Die Ueberfuhr bei Nußdorf wird, bis zur Wiederherstellung
*) Der Oesterreichische Beobachter bemerkt bei Mit- theilung der obigen Nachrichten, zur Berichtigung einer früheren tio in die Staats-Zeitung“ übergegangenen) Angabe, daß der
dchsle Wasserssand im Donau- Kanale am 1. März nicht 233, sondern nux 172 Schuh üher Null betragen habe.
der Tabor - Brücken, von morgen früh den Iten d. M. an, für Fuhrwerke jeder Art allgemein erdffnet seyn.
— Jn einem (vom Nürnberger S SATSIHP Ae rik mitgetheilten) Schreiben von der Jllyrischen Gränze vom 1. März heißt es: „¿„Bis jeßt hat "2 die kürzlich gemeldete Nachricht von einem Ueberfall der Stadt Cataro durch die Montenegriner nicht bestätigt, und sie scheint sonach auf einer Verwechslung mit einem der nicht seltenen Einfälle zu be- ruhen, welche dieses Volk in die Provinz Dalmatien unter- nimmt, um sich, mit Beute versehen, wieder in seine Berge zurückzuziehen.“
Portugal.
D Pariser Blättern liest man folgende Nachrichten aus Lissabon vom 20. Februar: „Der Minister ber aus- wärtigen Angelegenheiten, Vicomte von Santarem, hat den Englischen Konsul, Herrn Mackenzie, befragt, -ob England wohl das Einrücken Spanischer Húlfstruppen in Portugal gestatten würde, falls Brasilien wirklich cine Expedition ge- gen Portugal schien sollte. Herr Macfenzie erklärte, daß England nie den Einmarsch Spanischer Truppen in Portu- gal zugeben werde. — Der Finanz - Minister will die Bern- hardiner Mönche durchaus zwingen, ihre sich auf 300,000 Fr. belaufenden rückständigen Abgäben- zu bezahlen. — Seit sechs Monaten sind mehr als 180 Pfarrer abgeseßt worden, und unter den 6000 Gefangenen, die sich am 1. Januar d. J. noch in den sämmtlichen Kerkern befanden, sind 220 Priester und Mönche. — Auf den Azoren hat man eine Verschwös- rung entdeckt, welche den Zwe hatte, Dom Miguels Herr- schaft ‘umzustürzen und mit Terceira gemeinschaftliche Sache zu machen, Der Gouverneur sollte abgeseßt werden und ein früherer Abgeordneter bei den. Cortes, ‘Pato-Moniz, der im Sahr 1824 nach den Capverdischen Jnseln- deportirt wurde, an seine Stelle treten. “Mehrere Verschworene sind verhaf- tet worden, und der Gouverneur von Mädeira a die Ver- haltungsbefehle der Regierung eingehole. — Die Fregatte „„Diana‘/ und ein anderes leichtes Fahrzeug find den 14ten d. M. von hier in See gegangen, am in den Gewässern von Terceira zu kreuzen und die Landung der vom Kaiser Dom- Pedro ernannten Regentschaft, die fich von England nach “dieser Jnfei begeben will, zu verhindern. — Man hoffte ‘in "Terceira, aus Brasilien eine Verstärkung von 2000 Mann zu erhalten, welche von dem Oberst Shaoval befehligt wer- den, der im leßten Kriege gegen Frankreich in der Portugie- sischen Armee diente. Die Jnsel bildet mit ihrer Besaßung und den der Königin Donna Maria sehr ergebenen Bewoh- nern einen guten Mittelpunkt für etwanige Unternehmungen
egen Dom Miguel.‘ j t: | 7 A TELA
Der Nürnberger Korrespondent meldet in einem Schreißen aus Konstantinopel. vom 11. Febr.: „„Die Unter- handlungen zwischen dem Grafen Orloff und dem Reis- Efendi scheinen vorläufig suspendirt, und man ist allgemein der Meinung, daß die Pforte dieselben absichtlich ín die. Länge | ziehe, um das Resultat ihrer Mission nach St. Petersburg erst abzuwarten, weswegen guch Graf Orloff noch längere Zeit hier verweilen wird. Herr v. Ribeaupierre hatte schon einigè Konferenzen mit dem Französischen und Englischen Bot- schafter, wobei die Griechischen Angelegenheiten der Gegens- stand der Verhandlungen waren. Än den Unterhandlungen über die Vollziehung des Traktats von Adrianopel nimmt Herr v. Ribeaupierre feinen Antheil. — Die Pforte fährt mittlerweile in ihren Bemühungen fort, mit allen auswärti- gen Höfen die freundschaftlichsten Verhältnisse anzuknüpfen. Kürzlich hat sie sich verpflichtet, den fremden Missionen, welche bei Verbannung der katholischen Armenier durch Er- theilung der nôthigsten Unterstüßungen an dieselben bedeu- tende Kosten hatten, als Ersaß zwei Millionen Türkische Piaster zu entrichten und weitere zwei Millionen als Ersa an dée Verbannten selbst für den ihnen durch Confiscation oder durch nachtheiligen Verkauf ihrer “Güter erwachsenen Schaden. zu bezahlen, welche nach dem Verhältnisse ihres Verlustes- an dieselben vertheilt werden. — Obgleich alle Lebensmittel ñoch fortwährend in sehr hohem Preise stehen, so daß ein Occa Mehl 70 Para, ein Occa Fleisch 110 Para, ein Occa Butter 7% Piaster kostet u. st. w., so herrscht doch úberall Ruhe und Ordnung.‘ | :
Gr4echenltand.. ; Aus dem neuesten Blatte der Allgemeinen AFO A entlehnen wir Nachstehendes als Beschluß des (in der ar gestrigen Staats rDeituns daraus mitgetheilten) ITe An- aus London vom 25. Febr., in Betreff der Griechisch
E Beilage
Beilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung FÆ #75.
gelegenheiten: „Anfangs war die Bésorgniß gar sehr gegrün- det, daß die Jnsel Eubda oder Negroponte gleichfalls als Opfer für die erweiterte Unabhängigkeit Griechenlands fallen und der Türkei verbleiben würde. 6 bei den Konferenzen von London eingereichten Denkschrift gab derselbe als Grund an, warum diese Jusel unter der Herrschaft des Sultans bleiben solle: „die Jnsurrection auf derselben sey zwar 1821’ ausgebrochen , im Jahré 1824 aber vdllig unter- _drúckt worden; die ganze Jnsfel gehorche nunmehr der Herr- schaft des Sultans , und die dortige Türkische Bevölkerung stehe zu der Griechischen in einem größern Verhäitnisse als auf dem Festlande, da erstere auf Eubda sich wie eins zu sehs, in Rumelien dagegen wie eins zu zehn verhalte.“ Ju- dessen zeigt ein näherer Blick, daß diejes Argument keine
altbarfeit hatte; das Schicksal Negroponte's is von dem ihm gegeñnübtr liegenden Festlande unzertrennbar. Unter zwei verschiedenen souverainen Herrschaften müßten zwischen der Bevölkerung beider Küstenstriche bald Kollifionen entstehen, und die Küsten von Attifa und Böotien würden feine Ver- theidigungslinie haben. Sogar die Túrken waren von der politischen Unzertrennlichkeic der beiden Theile Überzeugt, in- dem fie Negroponte mit den gegenúber liegenden Küstenlän- dern unter ein Paschalik stellten. Die Jusfel ist zwar von ihnen noch nicht geräumt; es leidet aber wenig Zweifel, daß sie solche bald den Griechen werden übergeben müssen. Das vom Türkischen Despotismus befreite Griechische Gebiet um- faßt freilih noch nicht alle jene Gegenden, die zur Sicherung seiner innern Selbstständigkeit nothwendig sind ; weder irgend ein Theil Thessaliens, noch sein Achelous gehören ihm an, allein troß dieser vielleiht unnöthigen und unpolitischen, blos dem Starrsinne des Sultans gebrachten,
_Loncessionen, ist doch bereits vorläufig viel errungen worden :
die Thermouylen, die Leonidas fallen sahen, Athen und ‘das Parthenon, Missolunghi und das Grab Bokaris steher n:ie- der auf Griechischem Boden. Das klassische Land, hoffent- lich für immer der Barbarei Türkischer Horden entzogen, kann schon bei dieser Begränzung aus sich einen geachteten Staat bilden, wiewohl es sich bald zeigen dürfte, daß Kandien demselben einvexleibt werden muß. Dem Festlande nahe und mit einer größrentheils Griechischen Bevölkerung, di: schon
{eit 1821 die glänzendsten Beiveise ihrer Theilnahme am Fret- "Heitsfampfe gab, würde ein Besiß in den Händen der Feinde
des Griechischen Staats abermals zu Fehden Veranlassurig geben, die eine neue Dazwischenkunft erforderten. Die Zahl der Einwohner des neuen Staats wird auf 7 — 800,000 Griechen geschäßt.— Nächst der Gebiets- Angelegenheit fam die Regierungs- form und die Wahl des Oberhauptes- von Griechenland zur Spra- che. Schon in den frúhern Pretöfkollen wurden hierüber zwei Resolutionen niedergelegt, erstens: daß die Regierung fich so viel wie möglich der monarchischen Form nähern, und zweitens, daß die Souverainität erblich in der Familie eines mit feinem der drei verbündeten Mächte blutsverwandten christlichen, Prinzen bleiben "solle. Mehrere Kandidaten Deut- cher Fürstenhäuser- brachten ihre Wünsche vor ; aus mehre- ren Gründen überließ der Kaiser von Rußland seine Wahl- stimme seinen. Verbündeten, und ernannte Frankreich als sei- nen Bevollmächtigten, das durch seine thätige Mitwirkung Hei allen die Freiheit Griechenlands bezweckenden Schritten, durch seine Expedition nah Morea und durch Geldvorschüsse dieses Zutrauen verdient hatte; Fratkreich übte so weislich als politisch diese Machtvollkommenheit zu Gunsten des Prinzen Leopold von Sachsen - Koburg aus, der von Eng- land unterstüßt wurde. Nach— vielen schwierigen diplomati- {chen Verhandlungen, bei welchen das Britische Kabinet eben {o viel Gewandkheit bewies, als die beiden andern Offenheit und Uneigennüßigkeit, fiel endlich die Wahl wirklich auf diesen Prinzen; eine Wahl, die den Wünschen der besten Freunde Griechenlands entspricht, und viele der frühern Feh- ler und Jrrthümer wieder gut macht, deren England sich ge- en Griechenland schuldig gemaht. „„Mit - Vorbebdachr, “ai es in dem Aufsaße, *) drücken wir unsere unmaaßgeb- liche Zufriedenheit über diese neue Anordnung und uusern Dank gegen ihren Urheber aus, nicht weil wir erwarten, daß England für seine Macht, für seinen Handel, oder für seine Sicherheit besondere Vortheile daraus ziehen werde, einen Englischen Pensionisten (wie man ihn genannt hatte) auf den Thron Griechenlands zu heben , — oder weil unter seiner Regierung der relative Einfluß unserer Verbündeten etwas
geschwächt werden möchte; — nicht weil wir besorgen, daß
*) Der Foreign Quarterly Review.
In einer vom Fürsten Polignac.
| Malta und die Ionischen Inseln für die r :
Präponderanz im Mitteüdifchen Mors Vide C seyn dürften, — oder weil wir die Nachbarschaft eines Ne- benbußlers in jenen Gewässern fürchteten, wäre ein Kandédat Rußlands oder Frankrei{,s vorgezogen worden, — nichr ent - lich, weil wir hoffen, durch diese Ernennung eine wirkliche Gefahr abzuwenden, oder einem éigehnüßigen Interesse Vor- shub zu leisten, indem wir etwa ‘einen günstigen Hanbels- vertrag erwarten dürfen, damit unsre Kaufleute und Seefahrer in den Häfen Griechet:lands besondere Privilegien genießen, oder unsre Reisenden und Alterthumsforscher mehr Vortheile in der Untersuchung seiner klassischen Ueberbleibjel erhalten — aus feinem dieser Gründe, wir wiederholen es, drücken wir ‘unsere Freude über diese Wahl aus, sondern weil wir glauben, daß sie die beste Aussicht für die Wiedergebutt, dic moralische -Erhebung und die gute Verwaltung Griechenlands selbst gewährt, weil sie die Nationak- Eifersucht entfernt, die John Bull vielleicht ungerechter Weise gegen den neuen Staat gehegt haben würde, wäre dieser selbst einem freisin- nigen Prinzen Französischer. oder Russischer Konnexion zu- gefallen — weil sie ferner zum Vortheile der Griechen eine grô- yere Verbindung zwischen ihnen und ihren unter unserm Schükc - stehenden Landsleuten auf den Jonischen Jnseln zu Stande bringen und Englisches Kapital, Englischen Unternehmungsgeist anziehen wird, um die verödeten Gefilde wieder a1zubauen, utd den zerstörten Handel wiederzubeleben ; weil sie endlich eine unmit- telbarere und offene Gemeinschaft zwiscken den Griechen und dem aufgeflärtesten Volke der Erde, einen größern Austc usch der Wohlthaten der Bildutig, des Reichthums , der Künttre, der moralischen Erhebung und politischen Vervollkommnung fichern wird. Dem Grafen Capodistrias bleiben seine Lands- leute auf den Jonischen Jnseln cine ewig dauernde Ver- pflihtung schuldig, daß er sich bemühte, ihre Uebergabe an England anstatt Oesterreich zu erlangen. Aehnliche wohl- thâtige Folgen darf man für Griechenland unter einem Prin- zen erwarten, der mit Englischen Gesinnungen \o vertraut und von Englischen Grundfäßen- so durchdrungen ist, oßne deshalb von Englischer Kontrolle weniger unabhängig, und deu Interessen seines neuen Landes weniger aus[ch{ließlich er-
geben zu seyn.“/ Giebt nun auch der Verfasser zu, daß die verbündeten Mächte ein Recht hatten, die Unabhängigkeit Griechenlands zu proklamiren, weil das Land um ibres Bei- stand nacchsuchte — daß fie cin Recht hatten , das Gränzge- biet zu bestimmen, weil ihre Dazwischenkunft, von dem Sul- tan die Concession zur Abtretung eines Theils seines Ge- biets zu erhalten, sie auch berechtigte, die Billigkeit beider- scitiger Forderungen genau abzuwägen, so tadelt er doch ‘ent- . schieden die Anordnung der innern Angelegenheiten Grie- cenlands, bei der man den Griechen feine Stimme liéß, ungeachtet sie schon viele der Formen selbstständiger Souve- rainität seit neun Jahren genossen , schon vier ihrer eigenen Kongresse zur Feststellung ihrer Justitutionen sahen und endlich seit den leßten zwei Jahren sich einer Regierung er- freuten, welche die verbündeten Mächte fogar dur die Missionen ihrer diplomatischen Agenten anerkannten, die mit dem Oberhaupte der Nation Namens ihrer Menarchen unter- handelten. Die Griechen durften daher nicht als ein Nactionäl- póbel oder anarchischer Haufen betrachtet werden, der unfä- hig gewesen wäre, über irgend einen Vorschlag zu berathen, oder úber einen wichtigen Punkt einen Beschfuß zu fassen. Das Schreiben des Fürsten Polignac vom 7. Ofktob. 1859 an den Präsidenten Capodistrias, Namens Sr. Maj.- des Kd- nigs von Frankreich, erkannte offiziell die Wohlthaten an, die dem Lande durch die weise Verwaltung des Präfsidetiten er- wachsen waren. Der Präsident erwartête, daß man das Griechische Volk über seine künftige Regierungs - Form zu Rathe ziehen werde, allcin die verbündeten Mächte haben diese Angelegenheiten geordnet, ohne irgend eine Rückstcht auf die Meinungen des Volks zu nehmen, das der Gegen- stand der Verhandlungen war. Doch heißt“ es: „Es wird zugegeben, daß, um die Pacification Griechenlands zu vollen- den, fernere Unterstüßung nothwendig sey, und es muß auch anerkannt werden, daß die Gegenwart des provisorischen Prä- fidenten als Oberhaupt des Landes, die Wirkung haben würde (ob aus Vorurtheilen oder sonstigen Ursachen, ist hier der Ort nicht zu untersuchen), die Harmonie unter den Alliirten zu unterbrechen, die gemeinschaftliche Vollen- dung ihres Werkes zu verhindern und vielleicht unter den - Griechen selbst eine Anarchie und eine Verwirrung herbeizu- führen, die für ihr eigenes Glück vièl nachtheiliger und für
die Jnteressen derx civilisirten Nationen des Mittelmeers weit