1830 / 77 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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_Zusammenfluß der Kumara und des Kuban) erreicht, halc ich dem fommandirenden Major -den Einladungsbrief c, die Ts\cherkessen-Fürsten der Umgegend abgegeben, der ha jogleich abfertigte. Den andern Morgen begab ih mich sogleich nach der Kirche, die sich auf dem Tschuna befindet. Die sonder- bare Lage dieser Ruinen, auf der Spike eines steilen Felsens, nahm zuerst meine Aufmerksamkeit in Anspruch; aber was mich besonders in Erstaunen seßte, war die Festigkeit und die Kunst ihres Baues. Die Wölbungèn waren alle gus behauenen Steinen gebaut, die Bogen aus vortrefflichen Ziegeln. Der Felsen,-auf-demn sie steht, ist ein Porpyyr, als Baustein hat man einen Sandstein benußt, den man auf dem. dem Tschuna gegehübex liegenden Berge und am Kuban findet. Alle meine Bemühungen, Jnschriften, Bildsäulen 2c. zu finden, waren vergeblich. “Auf dem Abhange des Berges Tschuna, welcher gegen den Kuban gekehrt ist, habe ih mehrere unterirdische mit Stein ausgemauerte Gräben gefunden. Jch kehrte den- felben Tag nach der- Festung zurück und fand am Fuße des Berges wieder cinige Lager von Steinkohlen. Jh habe auch alle Juschriften Tscherkeslischer Gräber, die ich antraf, g&zeichnet. Den {16ten (28sten) ging ih den Ku- ban hinauf, bis zur steinernen Brücke *); ich zeichnete die Tscherkessischen Grab-Jnschriften, die sich daselbsi finden, so wie ‘ein altes und s{dônes Grabmahl am Zusammenfluß der Le- berda und des Kuban. Auf dem rechten Ufer des Kuban habe ich eine Salzquelle entdeckt. Als ih Abends nach der Festung zurückkehrte, fand ich bei dem Major die vier Tscher- kessénfürsten, an die dex Einladungsbrief von Ew. Excellenz abgefertigt worden war, und welche mir auf alle meine Fra- ‘gen nicht anders antworteten, als mit Betheierungen, daß sie nichts wúßten, und daß es gefährlich sey, sich von der Festung zu entfernen :. man merkte deutlich, wie ungern sie es “fahen, ‘daß ich ihr Land näher fennen lernen wollte. Jch anwortete ihuen indessen, daß ich entschlossen sey, den andern Morgen abzureisen, um die andere Kirche an der Teberda zu besichtigen. Jch machte mich auch wirklich den 17ten (29sten) auf den Weg, begleitet von den Tscherkessensürsten ‘Loov und Ketschef, dem Kosackén - Offiziere Krasuow und 59 Mann Kosacken und eben so viel Jnfanterie. Wir ritten die Teberda hinauf. Unsere Tscherkessen führten uns die fürch- -terlihsten Wege, von einem Ufer zum andern, oft Über ge- fährlihe Stellen , in der Hossnung, mich von meinem Vor- haben“ abzuschrecken ; aber ih ließ mich “nicht. irre. ma- ‘chen; und so famen wir endlich, nach vielen Beschwerden, am Fuße des heiligen Berges an, auf welchem die Rutnen liegen, und der sich wohl 150 Faden über den Spiegel der Teberda erheben mag. . Der Berg ist so steil , daß „wir-un- sere Pferde unten lassen und zu Fuß hinauf klettern -müß- ‘tén. Jm Jnnern der Kirche sind mehrere Stellen aus der Leidensgeschichte Christi al Fresco auf die Wände gemadhlt; ‘viele von diesen Mahlereien waren noch sehr gut erhalten. Jm Hintergrunde, da, wo der Altar gestanden hat, befin- ‘den sich dréi Fenster, über welchen ein großes Bild der Mag- ria, « die ihre Arme ausstreckt; über demselben unterscheidet man noch das Abendmahl der Apostel. Zwischen “zwei Figu- ren befindet sich eine Jnschrift, die ih kopirt habe. Diese Kirche ist aus demselben Stein erbaut, wie die Kirche auf dem 'Bexge Tschuna, und aus welchem auch dex heilige Berg besteht, Die Ziegel, die man an einigen Stellen angebracht hat, haben 8 Werschok im Quadrat und 1 W.- Dicke, und be- stehen aug einem sehr guten Thon. Das Dach ist mit Dach- ‘ziegeln von alter Form gedeckt ; der Fußboden is ganz aufge- wühlt, ich vermuthe von den Tscherfkessen, die hier wohl uach Schäßen gesucht haben. “Nicht weit von der Kirche besinden sich zwei Grabmähler, das eine gewölbt und gut gebaut, das andere. ‘mit. Steinen bedeckt und schon ganz zerstört. Etwas weiter beraerft man die Fundamente zweier kleinen Häuser. Diese und die Kirche sind von alten Eichen umgeben. Jch wollte die Nacht hier zubringen, um den andern Morgen weiter ziehen zu fönnen ; aber ich mußte endlih den Bitten meiner Begleiter nachgeben, die nicht, an einem solchen Orte bleiben

wollten. Man führte uns einen andern Weg zurück; auf !

dem Abhange der Berge befanden sih Gräber und Kreuze. Endlich ritten wir durch. die Teberda, nah. dem rechten Ufer, wo wir reiche Os und. viele verlassene Aulen (Dörfer) antrafen ; - da die Nacht hereinbrach, so machten wir hier Halt ‘und erwarteten den Morgen. Den andern Morgen, den 18ten (30) erreichten, wir auf einem sehr guten. Wege unsere Festung; man sah deutlich, daß die Tscherkessen mich mit Absicht dèn \hlechtern Weg hingeführt hatten. Doch ich

*) So nennt man cine Vereugung, die der Kuban hier bil- if viee ers Welche er sich. schâumen? durchdrängt. Der Flub binû ergehen fan. ß man e G Wett, QUgE deÿselben schlagen und

war zufrieden, denn ich hatte mein Ziel erreicht; die Ticher- kessen. versicherten mich, ih sey der erste Erovdäe us in neuerer Zeit diese Gegend besucht habe.‘/

Einer Kaiserlichen Verordnung zufolge ist bei der Uni- versität zu Helsingfors. seit« dem Januar dieses Jahres eine Be eingesezte Ober -Censur- Verwaltung in Wirksamktcit ge- reten. / z

Gegenwärtig studiren in Dorpat: aus Liefland 263, Esthland 90, aus Kurland 126, aus andern ! atb erne 157, aus dem Auslande 11, zusammen 647, und zwar Theo- logie 84, Jura- 80, Medizin 227, -Philofophie--256—- Aus dem Jahres-Bericht des- Departements, des auswär- tigen Handels geht hérvor, daß im Laufe desworigen Jahres die Gejammt-CEinfuhr im ganzen Russischen Reiche, für welche die Zollgebühren eingegangen "find, 202,648,313-Rubel betrug,

“und die Gesammt - Ausfuhr 253,934,164" Rubel, wonach die

Einfuhr von der Ausfuhr um 51,285,851 Rubel überstiegen wurde, Am bedeutendsten hatte die Ausfuhr vou Talg zuge- nommen; sie belief sich auf beinahe ¿7 Míll.“Pud ; dagegen ist beträchtlich weniger an Hanf ausgeführt worden. Aus dem Schwarzen Meere wurden nach dem Friedeüsshluß mit der

. Pforte, vom 13. Oft. an, 313,900 Tschetwert Weizen ver-

schisst , ungeachtet der herrschenden ansteckeuden Krankheiten und des srüh- eingetretenen Frostes. Zugenommen hat der Handel auf dem Kaspischen Meere, an der Sibirischen Linie mit dem Chinesischen Turkestan, nah. Persien und der Han- del nah Asien im Allgemeinen. Die Gesammt-Zolleinnahme betrug 63,285,000 Rubel, also 5 Millionen mehr, als im Jahre 1828, und 25 Millionen- mehr, als im Jahre 1823; außerdem gingen für verschiedeuc Lokal - Vergüustigungeir 945,000 Ruhel ein. | \ Der Werth der Waaren, die zu der im Januar d. J. zu Kiew gehaltenen Jahresmesse. gebracht worden, betrug 1,465,450 Rubel; der Werth der zum Verkauf gebrachten

Pferde und Schaafe belief sich auf 16,800 Rubel; verkauft

wurden an verschiedenen Waaren für 626,875 Rubel.

Von „der Regierung durch Geldbeiträge unterstüßt, beab- sichtigt der seit mehreren Jahren in Moskau lebende Arzt Dr, Mandileny am-1. Juni dieses Jahres dort ein orthopà- di¡ches Insittut zu eröffnen. Er hat zu- diesem Zweck vor Kurzem «ne große Reije durch Europa gemacht und die hinsichtiich. solcher Anstalten vorzüg ich ausgezeichneten Orte besucht. Zu fkonsultirenden Aerzten bei diejem neuen Justi- tute haben sich die befannten Aerzte Dry, Loder und Dry, Rich- ter: angeboten. i

Ein: Beamter, der im Dezember v. J. in Kutaiß (Pro- vinzialsigdt von Jmerethi) angelangt ist und um die Weih- nachtszeit von dort geschrieben hat , kann, Nachrichten aus Tiflis zufolge, die außerordentliche Fruchtbarkeit jener Gegend und das milde Klima nicht genug rühmen. Er fand daselbst noch Weintrauben an den Reben hängen, frisches Gras, sogar blühende Kräuter ynd die Bäume zwar entblättert, allein voll Leben und Sprofsen. „Dort scheint‘/, schreibt er, „„die Vegetation gar aicht zu rasten, und die Productionskraft der Natur ist so. groß, daß” die Henne im Dezember Eier legt und ausbrütec, die Schafe zweimal im Jahre tragen.“ 4

In Tiflis zeigte sich die-erste Hälfte des Winters so ge- linde und heiter, wie es der Leuz im nôörblichen Rußlande zu seyn - pflegt, und die Gärten- und dentlichen Spaßiergänge waren wie gewöhnlich, besucht. Jm November fiel das Ther- mometer allmälig und stand-am 11ten (23sten) Mittags auf 6 Grad Wärme, am 26sten (8 Dez.) zum ersten Male un- ter dem Gefrierpunfte, und zwar in der Nacht auf 5 Grad Kälte, welche drei Tage anhielt; am 28sten (10. Dezember) auf 7 Grad Kälte. Die strengste‘ Kälte im December war am- 25sten,- nehmlich 5 Grad, 5“. Die größte - Barometer- höhe war -am- 1, Dezember Mittags, d. i. 27,91 Pariser Zoll, die geringste am darauf folgenden Tage: 26,75. -

Am 19. September zeigten sich unweit der Stadt Geor- gjevsf Spuren «der Rinderpest, begleitet von Entzündung der Augen und des Magens. Das üm vergangenen Monate in dem Dorfe Sredne - Jegarlizk- stattgehabte Vichsterben , beé welchem- 258: Stück fielen, hat-inm dea ersten Tagen d. M. aufgehört. - \

Polen. A War schau, 14. März. - Einer- Bestimmung des hiesi- gen Verwaltungs - Rathes: vom 9tei d. M. zufolge, ist die

Regierungs - Kommission der Einkünfte und des Schaßes er:

mächtigt worden, den Landes-Fabriken Erlaubniß-Scheine zur Einfuhr der Venetianischen und Marseiller Seife gegen Ent- richtung einer. Zoll-Abgabe -von 12 Fl. Pole vom Centner E ertheilen. Dagegen is nach einer Bekanntmachung der Ee sigen Wojewodschafts - Kommission die Einfuhr des zur DE-

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‘dectung von Galanterie - Gegenständen dienenden Glases ver-

oten worden. | | : N Das Eis auf der Weichsel bei - unserer Stadt -beginnt

me zu heben. Aus dem Krakauschen erfähren wir, daß die

ZAlússe Przemsza und Rudowa bereits aufgegangen sind. Die POE A ar in jenén Gegenden auf 7 Fuß 5 Zoll gestiegen. Der wieder eingetretene Frost hat indessen dem gänzlichen Aufgange des Stromes Einhalt gethan. Wenn das Frost- wetter noch einige Zeit vorhält , so dürfen die gehegten Be-

sorcnisse für den Eisgang schwinden.

: i Franfkreidc.

Paris, 11. März. Der Graf Humbert de Sesmai- A Vetter des kürzlich aus der Armec-Liste gestrichenen Pairs dieses Namens, hatte gestern eine Privat-Audienz beim Kónige. : : e Deus Vormittag führten Se. Majestät den Vorsis im Minister-Rathe. - | / :

Die Gazette de France enthält einen Aufsaß, worin sie die Adresse der Pairs-Kammer beleuchtet und ihre voll- kommene Zufriedenheit damit bezeigt. Am Schlusse desselben sagt sie: ¿Auch der lebte Paragraph bestätigt eine längst pon uns behauptete Thatsache; die Kammer läugnet nicht, daß der Gang der Regierung durch die strafbaren Umtriebe eini- ger Uebelwollenden gehemmt werden könnte; für diejen Fall erinvert sie aber den Monarchen daxan, daß er nicht blos auf sie, sondern auf die gleichzeitige Mitwirkung beider Kam- mern - und auf die’ der großen Mehrheit der Franzosen rech- nen fônne. Hièraus dürfen wir indessen nicht folgern, daß grade diese oder’ jene Zusammenstellung der Wahl - Kammer zu jenem Werke der Eintracht nothwendig sey. Die Elemente der Wahl - Kammer sind Klugheit, Gerechtigkeit, Máßigung, Liebe für den König und Achtung für dessen Rechte Die Adresse der Paírs - Kammer stimmt durchweg mit den politischen Grundsäßen überein, zu denen wir uus im- mer bekannt haben.‘ Das Journal des Débats be- merkt ‘hierauf: „Das Ministerium zeigt dem Lande durch sein amtliches Blatt an, - daß es mit der Adresse der Pairs- Kammer im höchsten Grade zufrieden sey; es. findet în der Einmüthigkeit dieser Kammer bei dem Votiren der Adresse den sichersten Beweis, daß es in derselben nur einen Oppo? nenten zähle. Auch. die vorläufigen Operationen der Depu- tirten-Kammer erfüllen die Minister mit Freunde. Der Libe- ralismus ist ‘besiegt, rufen sie aus, und müßt sich umsonst, uns durch cine vorgebliche Majorität zu täuschen le Der That, man kann uicht genügsamer eyn; die Adresse der Deputirten-Kammer wird die Zufriedenheit der Minister noch erhöhen, und wenn män ihnen vollends das Budget verwet- gert, so wird ihr Glück feine Gränzen mehr fennen. Wie ist es nur möglich, daß die Gazette sich cinbilden kann, die gesunde Vernunft der Menge über den wahren. Sinn der Adresse nur einen Augenbli irre zu leiten?“ i

Jn einem - zweiten Artikel über denselben Gegenstand äußert die Gazette: „„Die liberalen Blätter sind ganz entzückt iber die Adrc\se der Pairs-Kammer. Es hängt nur von ihnen ab, das gute Vernehmen, welches durch sie gestôrt worden lil, wiederherzustellen; izre Redaktoren sind zugleich die Redaf- coren der Adresse der Deputirten-Kammer. Sie mögen eine ähnliche Adresse wie die der Pairs - Kammer abfassen, und nichts’ wird de Gang der Regierung mehr hemmen alle Frägen, die uns cntzweien, werden entschieden seyn, und wir können: uns fofort mitden Landes-Angelegenheiten beschäftigen.“

Man spricht n2uerdings von einer Aufldsung der Depu- tirten-Kammer, falls die Adresse besonders feindlich für die Minisker ausfallen sollte. Das-Journal du Commerce äußert in dieser leßtern Beziehung: „Was die Pairs-Kam- mer mit der ihr angemessenen Zurückhaltung gejagt hat, wird die Deputirten-Kammer, die nicht dieselben Rücksichten zu nehmen braucht, in bestimmten energischen Ausdrücken wieder- holeù; sie wird die \{impflichen Beschuldigungen, womit sie und dic Nation überhäuft worden sind, zurückweisen ; sie wird ihre und die Rechte der Wähler vertheidigen ; sie wird endlich die Charte auf ihre wahren Prinzipien zurückführen, wonach jede außerhalb der Gränzen des Gejeßes liegénde Gewalt verpödnt ist, Die ‘Adresse der Deputirten - Kammer wird mit einem Worte so ausfallen, daß die Minister-sie un- möglich: in einem ihnen gúnstigen Sinne werden auslegen und

Niemanden werden überreden kföntien, daß sie die in der

Thron-Rede dargelegten Grundsäte billige.“

Der Courrier frangais sagt in Bezug auf die Au- dienz, welche Herr Royer/Collard gestern beim Könige hatte : ¡Es ‘hat zroar noch nichts über diese Unterredung verlautet. Nach dem freimüthigen und loyalen Charakter des ehrenwer- then Präsidenten darf man aher annehmen, daß er diese Ge-

legenheit, den Monarchen über die Wichtigkeit der gegenwär- tigen Verhältnisse und über den wahrhaften Geist der Majo- rität aufzuklären, nicht unbenußt werde haben vorübergehen lassen. Die Worte eines so bedeutenden Mannes, als Herr Royer - Collard , der so. zahlreiche Beweise seiner Ergebenheit fúr die Königl. Familie gegeben hat, können ihre Wirkung nicht - verfehlen. Vielleicht hat er demungeachtet Anfangs einige durch die Einflusterungen der Rathgeder der Krone er- weckte Vorurtheile zu bekämpfen gehabt; dieselben werden aber vor dem’ Lichte weihen, welches jebt von allen Seiten ausstrômt, um “die Wahrheit zu enthüllen.““

Der Constitutionnel glaubt, daß das Ministerium folgenden Plan habe: die Adresse der Deputitten- Kammer möchte ausfallen, wie sie roolle,- so würden die Minister nicht abtreten, fondern zunächst von den Kammern einen Kredit von etra 80 Millionen Fr. für die Expedition - nah Afrika verlangen und ihnen dann verschiéèdene Geseß-Entwürfe- über die Einlösung der 5 procentigen Rente, über den Tilgungs- Fonds, Úber das Hypothekenwesen , über den Straßen - und Kanalbau u. \. w. vorlegen; sollten diese Entwürfe verwor- fen-werden, so würde man die Kammer prorogiren, den Krieg gegen Algier nichtsdestoweniger unternehmen, demnächst eîï- nen zweiten Versuch mit- der Kammer machen und, wenn auch dieser fehlschlage, dieselbe auflösen.

Heute findet eine Sißung in der Pairs-Kammer statt.

Die gestrige Konferenz der mit der Entwerfung der Adresse der Wahl-Kammer beauftragten Kommission dauerte von 1 bis 6 Uhr.

Die so eben hier im Druck erschiénene (in Nr. 75 der Staats-Zeitung erwähnte) Denkschrift führt folgenden Titel: „„Staatsrechtliche Frage; Denkschrift an das Conseil des Kô- nigs úber die wahre Lage Franfreichs und über-die dringende Nothwendigkeit einer die Revolution bekämpfenden Verwal- tung; worin die Gefahr und Ungerechtigkeit des gegenwärti gen Wahl -Geseßes mit neuen Gründen bewiesen und alle

| Wahl-Systeme dargelegt werden, die mit der Sicherheit der

Monarchie und mit der Würde der großen Mehrheit der Franzosen verträglich sind.‘ Das Wer®€ ist mit einem ge- wißen typographischen Luxus gedrut, von ciner Gesellschaft ungenannter Publizisten abgefaßt und dem Fürsten von Po- lignae dedicirt.. Nach Analogie der gerichtlichen Gutachten haben mehrere bekannte Männe? durch Namens-Unterschrifst ihren Beitritt dazu erklärt, als: die Herren Henrion, Graf

Achilles“ von ‘Jouffroy, Madrelle, Graf von Vaublanc, Graf

von Salaberry, von Frénilly u. A. Die Wahl-Kammer wird darin auf folgende Weise charafterifirt: ¿Die Depukirten- Kammer is iti threr gegenwärtigen Zusammenstellung in hohem Grade ehrgeizig; sie ist republikanish ; sie trachtet nach nichts Geringerem, als nach der Abschaffung aller * übrigen geseßlich bestehenden Gewalten ; sie will weder eine Pairs-Kam- mer, noch ein Ministerium, noch ein Königthum. Ihr Con- stitutionalizmus if in der Politik ein scheinheiliger Republi- fanismus; gleihwie der Deismus in der Philosophie ein verkappter -Atheismus ist. Politische und religiöse Souverai- nicát ist das einzige Ziel ihres Strebens. //

Jn einer am verwichenen Dienstag gehaltenen Sisung der Französischen Akademie trug Herr Jouy einige dramati- he Scenen vor, worin er die Sitte) des Hofes gegen Ende der Regierung Ludwigs XV. zu schildern ‘versuchte. Dem- nächst las Herr Parseval-Grandmaison ein Fragmeht aus ei- nem Gedichté über die Expedition näch Aegypten vor.

Die Akademie der Jnschriften hat an die Stelle des ver- storbenen Gosselin ein andres Mitglied zu wählen; es scheint, daß der juúngere Herr Champollion, der vor drei Tagen von seiner Reise nah Aegypten hierher zurückgekehrt ist, die mei- sten Stimmen vereinigen werde. L e

Die: Quotidienne meldet, es scheine, daß man bez schlossen hade, fein einziges Regiment von der Garde an der Expedition nah Afrika Theil nehmen: zu lassen.

Gestern begannen vor dem hiesigen Tribunale erster Instanz die gerichtlichen Verhandlungen in dem Prozesse gegen den Natio- nal und Globe. Außer den verantwottlichen Redaäcteuren beidèr

demzahlreich versammelten Publikum die Professoren Villemain und Cousia und den Dichter Berenger. Es kam indessen an diesem Tage nux der Prózeß des ersten Blattes an die Reihe. Nachdem der Redácteur desselben erklärt hatte, daß er zwar nicht der Verfasser“ des angeschuldigten Artikels sey, jedoch sich" völlig zu den darin ausgesprochenen Ansichten bekenne und die Ver- antwortlichkeit dafür übernehme, begann der Ksnigl. Anwalt Herr Levavassseur- sein plaidöyer ; er erklärte im Verlauf dessel- ben, daß er denjenigen Punkt der-Anklage, welcher eine von

die Person und das Leben des Königs betresse , in dem an-

Blätter den Herren Santelet und Dubois, bemerkte man unter

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feinem Erfolge begleitéte Aufreizung zu einem Atterität gegen

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