1830 / 82 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ajestát, unserm allverehrten Könige, bei vollem Glase und Me aeenng der in der Nähe des Zeltes befindlichen fleinen Kanonen, ein „„Lebehoch‘/ gebracht und vor der Rück- fehr nach dem Hafen noch durch das Anzunden mehrerer pyramidenförmig aufgestéllter leerer Theertonnen ein in der Ferne sehr imposant erscheinendes Feuer bereitet. Als am nächsten Tage, dem 5. März, dié Danziger Kunde von dieser Lustpartie erhielten, fanden sie sich, vom schönsten Wetter begünstigt, zahlreich cin, und eine Menge Schlitten, nahe an hundert, bedeckten die Ostsee und fuhren, an dem Zelte auf der Rhede vorbei, nach Zoppot, wo der - Wirth des Badehauses, welcher in dieser Jahreszeit feinen Besuch erwartete, durch den Zuspruch so vieler begeh- renden Gäste nicht wenig überrascht wurde. Am Sonntage, den 7. März, wiederholte sich bei \hônem Wetter das Ver- gnügen, an dem jeder, der irgend über Pferd und Schlitten disponiren fonnte, Theil nahm. Aber nicht allein von Schlitten,

sondern auch von Schlittschuhläufern und Spaziergängern |

wimmelte es auf dem Eise, wo jeßt noch eín Drehjchlitten angebracht war und ein mit Flagge. und Wimpel dekorirter Segel- Schlitten mit vollen Segeln über das Eis hinschwebte und die Schlitten durchkreuzte. Bis zum heutigen Tage sind die Fahrten nach Zoppot fortgeseßt worden, es dürfte aber bei dem eingetretenen Thauwetter und dem stürmischen Winde leicht der Fall eintreten, daß morgen die See mit

Booten befahren werden kann, wo heute noch Schlitten im |

raschen Trabe dahineilen.

Aus Danzig vom 18ten d. wird gemeldet : Die Eis- decke der Weichsel liegt noch fest in ihrer Winterlage. Der Strom is seit dem Eintreten des Thauwetters um vier Fuß gestiegen, hält sich jedoch noch in seinen Ufern, und die Außen- deiche sind meistens wasserfrei-— Bei den kleinen den Wer- der umgebenden Flüssen ist seit einigen Tagen viel Noth und Gefahr eingetreten. Das Lübschauer Múhlenfließ bei dem Dorfe Lunau, unweit Dirschau, dessen Wälle zum Theil un- dicht sind, führt dem Hauptwalle bei. Güttland und dem Mottlau-Flusse eine so große Wassermasse zu, daß die Wallun- gen sie mcht fassen können, und demzufolge bei Güttland, Krieffohl, Zugdam und. Osterwick bereits von der gewaltig herbeistürzenden Fluth durchbrochen find. Diese Dorfschaften find mehr oder weniger unter Wasser ge\eßt, obgleich mit der größten Anstrengung gewehrt worden ist. Die Eisdece auf der Ostsee wurde am 13ten d. M. plôöôblich durch einen Nord- oststurm mit lautem-Krachen zerbrochen, und in wenigen Augen- blicken verschwand die ganze Eismasse in dem weiten Meere.

Jn einem gestern Abend im Königl. Opernhause ver- anstalteten Konzerte trat, die Königl. Kammersängerin Dem. Henriette Sonntag, nach ihrer Rückkunft aus Paris und nach zweijähriger Abwesenheit von hier, zum erstenmale wie- der bei uns auf. Früher schon in einem seltenen Maaße der Liebling des Publikums, von dem zuerst ihr künstlerischer, man môdchte sagen, Europäischer Ruf verbreitet worden ist, mußten die Berichte aus London und Paris, unter denen namentlich die lebten ein so ehrendes Zeugniß auch von dem Wohlthätigkeitssinne der Künstlerin -ablegten, hier mit ganz besonderem Jnteresse ausgenommen werden und der ungern entbehrten Sängerin einen um }o ehrenvollern Empfang be- reiten. Wirklich waren auch sämmtliche Pläbe des großen Opernhauses, wiewohl die gewöhnlichen Preise um das Dop- pelte und mehr erhöht und das ganze Parterre in Sperrfibe verwandelt worden, ungemein beseßt, und ein glänzendes Pu- blikum begrüßte die auftretende Künstlerin mit rauschendem Beifalle. Sie hatte f , um beiden Schulen ihr Recht zu gewähren, zu gleichen un positionen zu ihrem Debüt gewählt : Rossini, Spohr, Mo- zart und Mércadante gaben der Sängerin Gelegenheit , \o-

heilen Jtaliänische und Deutsche Com-"

wohl ihren glänzenden als ihren gefühlvollen Vortrag zu zei- gen. Dem. Sontag hat an Umfang, Volubilität und Fer- tigkeit der Stimme gewonnen, während sie aber auch an in- tensiver Macht und dem die Deutsche Sängerin besonders auszeichnenden dramatischen Gesang nichts verloren zu haben scheint. Um das leßtere selb bestätigen zu fôunen, wird im Publifum der Wunsch, sie in einer Oper wieder zu hôren, um so allgemeiner und lebhafter, als Dem. Sontag durch die Art ihres Vortrages der Arie der Donna Anna gezeigt hat, welch hoher Genuß*es seyn müsse, die- ganze Partie von ihr wieder zu hören, - Eine erfreuliche Zugabe zu dem gestri- gen Konzerte war das glänzende Violinjpiel des Königtkichen Kammer-Musikus Herrn M. Ganz, dem dagegen die bei Ju- strumental - Vorträgen seltene Auszeichnung zu Theil wurde, durch allgemeines Begehren zur Wiederholung der Schluß- Variationen veranlaßt zu werden.

Königliche Schauspiele.

Montag, 22. März. Jm Schauspielhause: Der Mäi- ler und sein Kind, Volksdrama in 5 Abtheilungen, von E. Raupach. * Ia ( i

Dienstag, 23. März. Jm Opernhause: Der Freischüß, Oper in 3 Abtheilungen; Musik von C. M. von Webeè (Dlle. Nina Soutag wird in der Rolle des Annchen wie- der auftreten.) i

Fm Schauspielhause: Keine Französische Vorstellung.

Mittrooch, 24. März. Jm Opernhause, znm- erstenmale wiederholt : Julius Cäsar, Trauerspiel in 4 Abtheilungen, von Shakespeare, für die Bühne bearbeitet von F. Förster.

Im Schauspielhause: 1) Léonide, ou: La vieille de Suresne, vaudeville en 3 actes. 2) Les Anglaises pour rire, vaudeville comique en 1 acte.

Königsstädtsches Theater. Montag, 22. März. Zum erstenmale: Der Wahn

und seine Schrecken , Melodrama in 2 Abtheilungen und 4

Aften, voa Leopold Bartsch ; die Musik ist vom Hrn. Musif- Direktor Kugler.

Dienstag, 23. März. Zum erstenmale wiederholt: Gu- listan, oder: Der Hulla von Samarcanda, fomische Oper in 3 Akten; Musik von D'Alayrac. |

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 16. März. : Oesierr. Sproc. Metall. 100}. Part. -Vblig 420° Lonse za 100 Fl. 218. Russ. Engl. Anl. 1034. Russ. Anl. Hamb. Cert. 193.

Frankfurt a. D, 17, Dlürz. i P L

Oesterr. Sproc. Metall, 1045. Aproc. 984 2äproc. 623. Îproc.

27x, Bank-Actien 1595. Part.-Vblig. BB9z. 0s zu/ L100 L. 1847, Alles Geld,

Hamburg, 19. März. i

Oesterr. 5proc. Metall 104. - A4proc. 98: Part. Oblig. e

ult. 1393. Bank-Actien desgl. 1340. Russ. Engl. Anl. desgl 1094.

Russ. Anl. Hamb. Cert., Cassa 1055. Poln. pr. ull. 1285. Dän. 734.

: St. Petersburg, 12. Mürz. Hamburg 3 Mon. 94. Silber - Rubel 36SE. tionen in Bank-Ass. 140. 139.

Wien, 16. März.

5proc. Metall. 1035. proc. 972k. 23proc. G24, Part.-Oblig.

Bank-Actien 133375. i

1397.

E Neueste Bôrsen-Nachrichten. Franfkfulrt a. M., 18. März. Oesterr. 5proc. Metall. 104,5; 4proc. 984; 2zproc, 625; 1proc. 277. Bank-Actien

4596. Partial-Obligationen 1392. Loose zu 100 Fl. 1845. i Marie, 15. März. Zproc. Rente 067 compt. 81 F

105 Fr. 70 Cent., fin. cour. 105 Fr. 75 Cent. ; 5proc. Neap

| Gedruckt bei A. W. Hayn.

r. 95 Cent., fin cour. 82 Fr. 10 Cent. ; 5proc. Rente per compt. ol. 92 Fr. 70 Cent. 5proc. Span. Rente. perp. 734 Fr.

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Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

6proc. Indcrip-

Ritt did

Allgemeine

Ne 82.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Bekanntmachung.

Zufolge einer Anzeige der Königl. Niederländischen Öber- Postbehöôrde können die Briefe nach England 2c. nur dann mit den Privat - Dampfschiffen abgesandt werden, wenn von dem Absender selbst auf der Adresse bemerkt ist, daß und auf wel- chem Wege die Versendung mit einem ‘Privat -Dampfschisfe verlangt wird, Die Beförderung der Briefe, welche auf Ostende A werden, geschieht übrigens durch Regierungs -Dampf-

iffe.

Frankfurt a. M., den. 17. März 1830.

___ Der Geueral- Post - Meister. - Nagler.

Angekommen: Se. Durchl. der General-Major und Commandeur der fünften Kavallerie-Brigade, P rinz George zu M Fe von. Frankfurt a. d. Ö.

Der General-Major und Commandeur der fünften Land- e Nt von Rudolphi, von Frankfurt a. d. O.

Der General-Major und Commandeur der fünften Ju-

fanterie-Brigade, von Uttenhoven, von Frankfurt a. d. O.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Tran tre i ch.

Paris, 15. März. Gestern vor der Messe empfing der König eine “Deputation der Stadt Besancçon „- die ihm von dem dortigen Erzbischofe, Herzoge von Rohan, vorgestellt wurde. Nach der Messe hatten die fremden Botschafter und Gesandten die Ehre, dem Monarchen und der Königlichen Familie ihre Aufwartung zu machen.

Der Quotidienne zufolge bestand bei der gestrigen Assem- blée auf den Tuilerieen die Spiel-Partie des Königs aus dem Prinzen Paul von Würtemberg, dem Päpstlichen Nuntius und dem K. Oesterreichischen Botschafter, Grafen v. Appony. „Um 10 Uhr „‘/ fügt jenes Blatt hinzu, „„erhielten die Minister Erlaubniß, sich zurückzuziehen, um sich über den Adreß- Entwurf zu berathen. Wir glauben übrigens mit Bestimmt- heit zu wissen, daß dieses Aktenstück bei weitem nicht die starken Ausdrücke enthält, welche uns die liberalen Blätter angekündigt hatten, daß sih vielmehr die feindliche Absicht gegen die e in ein fkfünstliches Gewebe vorsichtiger Aeußerungen verhüllt. Sämmtliche Minister werden der uet tigen geheimen Sibung beiwohnen, um die Königl. Prâäro- gative mit allen ihnen zu - Gebote stehenden Mitteln zu. ver-

Der Constitutionnel meldet úber die gedachte Assem- blée Doaganes: „Da die Adresse der Deputitten-Kammer in diesem ugenblicée die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch

nimmt, 'so war gestern Abend schon ganz Paris begierig, ei-

nige nähere Details über die Assemblée in den Gemächern Sr. Maj. zu erfahren. Man wußte nämlich," daß, einem früheren Gebrauche gemäß, von dem die Adreß-Kommission nicht hatte abgehen wollen, der Entwurf ‘gegen Abend dem Minister des Fnnern. mitgetheilt worden war, und es lie

fich daher annehmen, daß der König von dem Jnhalte dessel-. ben bere;ts Kenntniß haben wärde *). Se. Maj. erschienen

: | *) Dem ournal du Commépe ce zufolge wäre der Adreß- Entwurf erst Abends um 10 Uhr dem . : über- vekbt Werben: 10 0h Minister des Junern über

Berlin, Dienstag den 23ck März

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Preußishe Staats-Zeitung.

1830.

| gegen 82 Uhr. Bevor Höchstdieselben Sich an den Spieltisch seßten, ‘machten Sie einen Gang durch die nrr

Säle, unterhielten Sich mit einem großen Theile Jhrer Gäste und richteten unter Anderm auch die wohlwollend- - sten Worte an die anwesenden Deputirten , worunter sich drei Mitglieder der Adreß - Kommission , nämlich die Herren Dupin der Aeltere, Etienne und Gautier befan- den.‘ Auf dieje lektere Aeußerung bemerft die Gazette de France, der Constitutionnel belüge seine Leser ; sie wisse aus sicherer Quelle, daß Se. Maj. Sich in einem Sinne ausgesprochen hätten, der den Voraussetzungen jenes Blattes schnurstracés zuwider" laufe. z :

__ Heute, wo in der zweiten Kammer die Berathungen über die Adresse beginnen, ruft der Courrier français den Deputirten zu: „Alle verfassungsmäßig gesinnten Mitglieder der Kammer mögen es fich wohl merken: es handelt sich heute um das Leben der Repräfentativ-Regierung, Das Polignac- sche Ministerium ist unverträglich mit der öffentlichen Ruhe, mit dem allgemeinen Besten, mît jeder edlen und unabhän-

_mir selbst s{uldig, zu erklären , daß. C die allein auf mich nehme.

| faßt zu ha

‘ist hinreichend, wenn es nux ein großer

gigen Existenz. Das rechte Centrum wird von den ministe- riellen Blättern beschimpft und verläumdet; wollte es sich auch gefällig zeigen, man würde es ihm niht Dank wissen z Festigkeit allein sey dessen Losungswort. Die Beamten, denen mit Absebung gedroht worden isf , falls sie gegen das Mini- sterium stimmten, werden erst dann ganz sicher sen, wenn sie sich öhneRückhalt zu den verfassungsmäßigen Grundsäßen beken- nen. Das Heik Aller liegt zunächst in der Abfassung der Adresse

_und. späterhin in der Verweigerung des Budgets, wenn das

—Mirtésterium bis dahin aushalten sollte. Gewaltschritte, wie

7 diejenigen sind, womit man uns täglich droht, würden nur

gerechtfertigt erscheinen, wenn wix uns schwach zeigten.“ Der Constitutionnel fügt hinzu: Mas Fate Tite sets, die Minister hätten keine versassungswidrige Handlung be- gangen. Wir fragen aber, ist die Wahl von Männern, wie die Herren b. Curzay, Locard und von Arbaud-Jougues, zu Präfekten, und die dér Herren Dudon und Berryer zu Präsidenten der Wahl - Kollegien, keine Handlung? Jst die Thron - Rede nicht an und für s\ch schon ein Beweis gegen die Minister? Jenen Schlußsaß, welcher eine Anklage gegen die politischen Gewalten enthält, wird die Kammer Euch zurücgeben; jene Verläumdungen gegen das Land werden auf. Eure Häupter zurückfallen ; und br fragt noch, was man Euch vorwerfen könne?“ Die Gazette de France bemerkt, diesé Raisonnements verkändigten zur Genüge, was sich von der Adresse erwarten ließe. : r. Madrolle sagt ín seinem (gestern erwähnten) Schrei- ben an den Courrier français in Betreff der Denkschrift an das Conseil des ‘Königs: „Wenn es eine Zeit giebt, wo man schweigen soll, so giebt es auch eine añdere, wo man sprechen muß. Nachdem mehrere der Herren, die Anfangs der Denk- schrift ihren Beifall gaben, es für Pflicht gehalten haben, nicht von den darin enthaltenen großen Wahrheiten, son- dern von . den Folgen, ‘welche die Verkündigung derselben haben fönnte, sich loszusagen, nahdeni auch die Gazette de' France, ehemals’ meine Freundin, sich nicht gescheut hat, jene Denkschrift, obgleich alle Elemente dazu aus ihr selbst geschöpft

worden, als den Ausdru einer Meinung zu bezeichnen, die

nirgends eine Stüße finde, bin ih es dem Publikum und ehlèr und die Verantwortlichkeit des ganzen Werks Fch Me us gar nicht, die Ehre, das Memoire abge:

en, nit Jemandeù zu theilen ; diese Ehre gebührt, nächst der Gazette, allen ‘arófièn Männern der alten und neueren Zeit, die mir dasselbe eingegeben haben ; s

sie ge- | bührt dem ganzen Menschengeschlehte. Die Sal ehue einziger Beifallgeber'

überdies -nihts zur Sache. Ein ann, und’ vorzüg-

lih, wenn es ein König ist. Die Frage, ob dieser oder jener