1830 / 87 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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rich gebildete Vereinigung zu brechen, und die Höfe. von

London und Paris zu veranlassen suchte, ihre Botschafter nach

Konstantinopel zu senden, indem sie das unbestimmte Ver- sprechen gab, fich mit ihnen úber Griechenlands Angelegen- heiten zu ver ees und si entschieden , daß Rußlond nicht von Unterhandlungen ausge- s{lo}sen werden dürfte, deren Gegenstand Griechenland wäre. „„Es- ist unmöglih,// sagt eine in der Könferenz vou Lon- don für die Botschafter in Korfu am 2. Juli 1828 abgefaßte Instruktion, „es ist unmöglich, gegenwärtig daran zu den-

fen, den Siß der Unterhandlungen nah Konstantinopel zu

verlegen. Jn dem gegenwärtigen Zustand der Dinge könnte der Bevollmächtigte Rußlands nicht seîne Zustimmung geben, fich in-jene Hauptstadt zu verfügen, und die innige Vereini- gung, die zwischen den hohen fontrahirenden Mächten herrscht und sie veratilaßt, alle gleichmäßig zur Vollendung eines ihnen gemeinfamen Werkes beizutragen , gestattet nicht die An- nahme theilweiser Unterhandlungen.“ Es wurde überdies

in Folge derselben Unmöglichkeit entschieden, die Pforte sollte

eingeladen werden, Bevollmächtigte nach Korfu oder auf eine Insel des Archipels zu senden; und ein an den Reis - Efendi gerichtetes Kolleftiv-Schreiben des Herrn Stratfort Canning und des Herrn von Guilleminot fügte bei: „Vereint mit sei- nen Alliirten kann mein Hof auch nur im Verein mit ihnen Unterhandlungen wieder aufnehmen, und nur, wenn er die Versicherung erlangt hat, daß die hohe Pforte dem von ihr verlangten Waffenstillstande ihre Zustimmung giebt und die vorgeschlagene Vermittelung annimmt./‘/ Die Wiederaufnahme der Unterhandlungen fand sich also drei von einander un- ertrennlichen Bedingungen unterworfen: 1) man fonnte die

Ene theilweiser Unterhandlungen nicht zugestehen, und man follte im Verein mit Rußland unterhandeln, an einem Orte, wohin sich ein Bevollmächtigter Rußlands begeben föônnte. 2) Die Pforte sollte ihre Zustimmung zu einem Waf- fenstillstande geben. 3) Sie sollte die Vermittelung anneh- men. Diese drei Bedingungen waren das Mittel, das díe drei Hôfe anwenden wollten, um zu ihrem Zwecke zu gelangen, und dieser Zweck war fortwährend der Zutritt der Pforte zu dem Vertrage vom 6. Juli: Verweigerte sie dies, so sollten die Bot- schafter nicht allein sich nicht nach Konstantinopel begeben, sondern nicht einmal „„sïch für bevollmächtigt halten, aufirgend cine ÉErôff- nung zu äntworten.// Die Antwort des Ottomani]chen Ministers fam an. Statt die Theilnahme eines Bevollmächtigten Rußlands ‘an den Unterhandlungen zu erleichtern, stieß sie sie förmlich zu- rück; statt die Absendung Türkischer Bevollmächtigten nach Korfu - anzukündigen, wiedèrholte sie- den Botschafterti Engländs und Frankreichs die Einladung, nach Konstantinopel zurückzukehren ; ftatt in den géforderten Waffenstillstand einzuwilligen, bezog sie sich auf das Daseyn eines faktischen Wassenstillstandes; statt die vorgeschlagene Vermittelung anzunehmen, sprach sie von einer darunter verstandenen Vermittelung, von der dieAnnalen der Diplomatie kein Beispiel liefern und die sich nicht ver- wirklichen sollte, als bis zur Rückkehr der Botschafter indie

auptstadt der Türkei. Sehen wir indessen von diesen so fühlbaren Differenzen ab und geben wir einen Augenblick zu, die Pforte sey dem Ba ntigoet eten den ihr die vet- bündeten Höfe mittheilten. Was nüßte dieser Beitritt, wenn die Pforte zu gleicher Zeit ihren Zweck verwürfe, d. h. das ganze System des Vertrags vom 6. Juli? Dies aber ist in dem Schreiben der Fall. Der Vertrag vom 6. Juli bestimmt, daß die Griechen von dem Ottomanischen Reiche belehnt würden (releveront), ein Ausdru, der höchstens das Verhältniß zwischen Vasall und Suzerain bezeichnet. Der Reis -Efendi aber versichert, es handle sih nicht darum, die Griechische Nation aus der Eigenschaft von Rajas heraus- treten zu lassen, was unmöglich bewilligt werden könnte; die Griechische Frage könnte höchstens so behandelt werden, daß _man ihre Stellung als Rajas jür Grundlage nähme ; úüber- dies kônne die Pforte den Vorichlag weder zulassen, noch an- nehmen, daß man auf diese Sache die unter Regierungen ge- bräuchlichen Förmlichkeiten anwende. Schwerlich könnte man das Grundprinzip des Vertrags vom 6. -Juli vollständiger úber den Haufen werfen, schwerlich auf eine schneidendere __ Weise die Art der_Existenz zurückweisen, die er Griechenland _zusicherte, und folglich schwerlich nicht erkennen, daß die Ant-

wort des Reis -Esendi die-Voraussebung nicht realisirt habe, in der er sich nicht meht befinden sollte, „irgend einer Eröffnung Folge gegeben zu häben,/“ Diese Ansicht gewinnt ein neues Ge- wicht, wenn man erwägt, daß sie von den in Poros in Konfe- renz versammelten Repräsentanten der drei Höfe einstimmig an- genommen wurde. Lesen Sie, mein Fürst, das hier beige-

lossene Wototen ihrer Berathungen ; sehen Sie die unpar- teiische und sor Ege Analyse, die sie von allen Ausdrücken des Ottomanischen Schi eibens gegeben haben, und Sie mwer-

e ohne Verzug zu endigen, ward-

den in ihrem Namen erklärt finden!, daß dieses Schrei

auf feine Weise den von ihren Höfen DE ss Ea gen entspricht. Das Russische Kabinet seht ‘also nicht allein, wenn es glaubt, daß die Entschließungen der Pforte nicht ein- laden dürften, ihr das im Monat November zu- bewilligen, was man ihr in den Monaten. Juli und August verweigert hatte. Zwar spricht der Divan von einem Waffenstillstande de saclo; aber seit wann haben die Feindseligkeiten in Grie- chenland aufgehört, - oder vielmehr seit wann marschiren die Heere des. Großherrn nicht mehr gegen jenes Land? Seit- dem unser Krieg sie E hat, sich in Bulgarien und

-Thracien zu vereinen, seitdem derselbe alle disponiblen Teup-

den. des Ottomanischen Reichs in Anspruch nimmt. Und/hat übrigens niht nach der Schlacht- von Navarin das- dres

brahim-Pascha's aufs Neue mit Feuer und S{hwerdt im

chooße des Peloponneses gewüthet? Hat es niht Hand- lungen begangen , die die Menschheit s{chaudern machen ; Handlungen, bestätigt durch das einstimmige Zeugniß aller Admirale und aller Agenten der. Verbündeten in dem Archi- pel? Jst endlich nicht die Absendung Französischer Truppen der beste Beweis der Hartnäckigkeit , mit der der Großherr und seine Generale wenigstens auf dem Wunsche bestanden, den Kampf fortzuseßen, den man sie einlud zu suspendiren ? Wir geben zu, der Widerstand, der von Jbrahim- in Modon, Ko- ron, Navarin und ‘Patras gelassenen Besaßungen war nur leidend; indessen scheint uns dies weniger den Befehlen der Pforte zuzuschreiben zu seyn, als der numerischen Schwäche seiner Truppen und ihrer Stellung. Getrennt von dem übri- gen Reiche, ohne Hoffnung eines Sukkurses, versuchten -die Türken von Morea nicht die Wechselfälle einer um so mehr unnüßen Vertheidigung, als sie sicher waren, in ihr Vater- land zurückzukehren und in mehr bedrohte Gegenden zu fom- men, wo ihre Gegenwart unumgänglich nothwendig wurde. Auf gleiche Weise sahen wir selbst, wie fich, in Folge einige! Angriffs - Demonstrationen, - die Besakungen -von Jsaktscha, Matschin , Hirsowa, Tultscha und Kustendschi, ohne einen Schuß zu thun, ergaben, weil sie zu shwach waren, um lange widerstehen, und zu isolirt, um sich mit einer Diversion schmei- cheln zu fônnen. Unter solchen Umständen ist der faktische Waffenstillstand nur die Unmöglichkeit, zu handeln, der Nicht- Widers{and in Morea nur eine augenscheinliche Nublosigkeit des Kampfes, und weder das Eine“ noch das Andere scheint uns den Beweis einer Aenderung der Gesinnungen der Pforte zu liefern. Um übrigens. noch besser! einzusehen, ob diese Ge- sinnungen fich wirklich geändert haben, verlassen wir die Rai- sonnements- und lassen Thatsachen sprechen, die uns unbe- streitbar scheinen ; Thatsachen, angeführt von cinem fremden Gesandten, dessen scrupuldse Unparteilichkeit nicht in Zwei: fel zu seßen ist.//-

Mex (fd.

Das Mexikanische Blatt Sol, vom 8. Jan., giebt über den Hergang der neuesten Revolution in jenem Lande ‘eineu Bericht, aus dem wir, in Verfolg der bereits geschehenen Meldungen über dieses Ereigniß, folgende den Anfana desselben betreffende Mittheilungen machen. „Jn Folge der Erklärung des Reserve-Heers aus Jalapa vom 4. Dez. hatte sih in der Hauptskadt der Kongreß zu einer außerordentlichen Session versammelt, und der Präsident Guerrero legte die bis dahin bekleidete außerordentliche Macht ‘nieder, indem er um die Erlaubniß anhielt, sich an die Spike des Heeres (um jenen Truppen entgegen zu gehen) stellen zu dürfen. Das Repräsentantenhaus verlangte, daß die außerordentliche Vollmacht des Präsidenten noch bis zum 1. Januar fort- dauern, der Senat, daß sie sogleich aufhören solle. Die Revi- sions-Kammer genehmigte keinen von beiden Vorschlägen, aber das Repräsentantenhaus verwandelte den seinigen in einen förmlichen Beschluß. Beide Häuser famen dahin übérein, die außerorden“- liche Session am 16. Dezember zu schließen; die yollziehende Gewalt schite aber ihren Beschluß mit Bemerkungen zurück. Diesem sich fügend , ernannte das Repräsentantenhaus eine Kommission; der Senat hingegen , sich auf den 73sten Arti- fel der Verfassung beziehend, nach welchem die vollziehende Gewalt sich in die Einstellung oder Prorogation der Sessio-

‘nen nicht zu mischen" befugt sey, und weil überhaupt das

Bestehen des Kongresses mit dem von außerordentlichen Voll- machten unvereinbar sey - {lôste sich am folgenden Tage auf.

Der Präsident erflärte nun, er werde von seiner außer- ordentlichen Macht nur noch den Gebrauch machen, sich an

die Spike des Heeres zu stellen und einigen Mitgliedern der Kongreßhäuser Anstellungen zu verleihen. Demzufolge schritt das Repräsentantenhaus einseitig zur Wahl eines

‘provisorischen Präsidenten der Union für die Zeit der Ab-

wesenheit des Generals Guerrero „- in der Person des Vice-

“in Folge des ves

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râsidentén Bocanegra; der abèr, da-der Senat auf seiner Áuf urig beharrte, den geseßlich erforderten Eid vor beiden äusern-nicht ablegen fonnte. Um dem abzuhelfen, bediente sich uerrero ‘seiner außerordentlichen“ Befugniß und ermächtigte

das Repräsentanteihaus, ihm den Eid einseitig abzunehmen,

fraft dessen dann Bocanegra sein Amt antrat. Aus dersélben außerordentlichen Befugniß ernannte Guerrero den Brigade-. General Mora zum Divisions - General, so wie verschiedene Oberstèn, und? brach mit - 1500 Mann gegen Puebla auf, wo

fich das Reserveheer schon befand.// Der ganze bisher er--

zählte: Hergang ward in einigen Mexik. Zeitungen (so wie es L ate in allen heftig herging) für ungesebßlich erklärt und lächerlich gemacht. És ist genugsam bekannt, wie hierauf in der Nacht vom 22. Dezember die Garnison unter Gene- xal Quintanar aus- ihren Kasernen ausrückte und die neue

L Gestalt der Dinge nicht ohne einiges Blutvergießen zu Stande

Hrachte. Hr. Zavala, der festgenommen worden war, fam um einen Paß. nach den Vereinigten Staaten ein. Die übri-

gen abgeseßten Regierungsglieder gingen ruhig nach Hause.

n.4 C 1-9.

Berlin, 27. März. Jn deù Plenar - Sibungen der Königl. Akademie der Wissenschaften wurden in Monat März d. J. folgende Abhandlungen gelejen :

1) Beiträge zur Kenntniß der Struftur und der Vet- breitung der Jnfusionsthière, von Herrn Ehrenberg. _

2). Ueber die Saamenbildung und das Keimen von Eu- ryale ferox Salisb.. von Herrn Horfe|.

3)’ Fortseßung der Abhandlung über das Verhältniß des Allgemeinen zum Besondern in der menschlichen Erkenntniß, von Herrn Ancillon. i

Der Wasserstand der Spree war hier heute Vormit- tags 10 Uhr am Ober- Pegel 13 Fuß 4 Zoll, am Unter-Pé-

gel 10 Fuß 6 Zoll; es is mithin das Ober- und das Unter-

Wasser um 1 Zoll gefallen. Das Wasser des Landwehrgra- bens is seit gestern um 2 Zoll gefallen.

Nachrichten aus Breslau vom 23sten d. zufolge haben Feit dem vorherigen Tage die Wasserfluthen in diejer Stadt und ih- ren Umgebungen die furchtbare Höhe von 23 Fuß 10 Zoll (mithin 4 Zoll mehr als im vorigen Jahre) erreicht.

meisten der an sie stoßenden Höfe überfluthet und einige der âber. sie führenden Brücken in einen ungaängbaren“Zuständ verseßt hat, ist von der Nordostseite dek Oder -Stkon1 guf mehreren. Punkten in die Stadt gedrungen. Ganz „Uber-. schwemmt is die längs dem Universitäts - Gebäude hinablay- fende Burgstraße , der Universitäts - Plaß von dem Kaijer- Thor bis zur Schuhbrücke, díe Schuhbrücke “von der Ma- thias- Pforte bis zum Gebäude des Königl. Polizei-Büreaus, der Ritterplals in der Gegend der Vincent-Kirche und des Ober-Landesgerichts, die ganze Neustadt, namentlich die Breite- straße, die heilige Geiststraße und Kirchgasse. Die Verbin- dung zwischen den überschwemmten Stadttheilen ist durch Kähne, Nothbrücken, Gerüste und schwebende Steige bewerk- stelligt. Auch in die Straßen und Höfe der Sandinsel und des Bürgerwerders, - haben sich die Fluthen einen Weg ge- dghnt. Ferner is ein Theil “des Dorfes Pôöpelwiß so. wie Marienau unter Wasser, indem der Strom die dasigen Dämme úberfluthet hat. Oswihß befindet sich ebenfalls in der größten Noth und Gefahr. Eingegaugenen Nachrichten zufolge, ist jedoch in Kosel bereits ein Fallen des Stroms eingetreten.

—: Zu Krossen hat die Oder, nah Meldungen vom 25. d.

die außerordentliche Höhe von 14 Fuß 8 Zoll erreicht, und das Wasser úberfluthete mehrere Straßen, so wie auch die Brücke am Elisenthore. Die Bewohner der Vorstadt: der Stand- «weg, haben ihre Häuser, verlassen mússen, da diefe bis n die Fensterbrüstung in Wasser standen. : mauer standen sämmtliche Straßen unter Wasser, und selbst ‘innerhalb der Stadt war in mehreren Straßen so viel Wasser, daß die Communication für Fußgänger nur durch ‘er- Hôhte Fußsteige unterhalten werden fonnte. Die von der großen Oderbrücke in die Stadt führénde- Straße, der Damm genannt, wird schon mehr als 2 Fuß hoch úberströômt.

-— Aus Dirschau vernimmt mai, daß auch dort am 20sten d. der Eisgang der Weichsel begonnen- hat und, so ‘iveit die diesfälligen-Nachrichten reichèn (bis 23. März), glück- lich von statten gegangen ist. Eine Stopfung, die unterhalb Marienburg in der Nogath entstanden war und, indem sie daselbst eine Wasserhôhe von 23 Fuß verursachte, dem neuen

jen Durchbruchs - angelegten Damme Gefahr drohte, ist glücklich abgegangen, worauf alsbald das Wasser bedeutend fiel. A D E L « Nachrichten aus Düsseldorf zufolge, haben die in

Während die durch den westlichen Theil der Stadt fließende Ohlau die

|

Außerhalb der Ring- '

nienzen aufs

Resultate der Seidenzucht schon früher" auch in dem dasigen Regierungs - Bezirk große Aufmerksamkeit erregt, und nach einigen. wohlgelungenen Versuchen haben sih mehrere Freunde

dieses Kulturzweiges entschlossen, demselben mit diesem Jahre

größere Ausdehnung zu geben, und es sind bereits Proben von Seide, welche man in Elberfeld und Düsseldorf gezogen

hat, vorgelegt worden, und nah dem Urtheile der Sefdenfa-

brifanten fann solche der besten Jtaliänischen Seide gleich

geschäßt werden.

Praktische Anleitung zur Kenntniß der Gesetßzge- bung über T eRnT des Brandtweis und des Braurnalzes in den Königl. Preußischen Staa- ten. Aus amtlihen Quellen bearbeitet. Zweite umgearbeitete Auflage. G

uch unter dem Titel:

Der Gewerbebetrieb der Brandtweinbrennereci und Bierbrauerei nah seinem gegenwärtigen Standpunkte dargestellt, mit besonderer Rck- siht auf Steuergeseßgebung in.den Königlich Preußischen Staaten. Von Heiurtch Förster, Secretair der Königl. Provinzial - Steuerverwaltung / zu Köln. Mit ein und vierzig Abbildungen auf drei Tafeln. Berlin 1330.

Die Besteuerung der Brandtweinbrennerei und der Bier- brauerei steht, zumal nach der Preußischen Gesecbgebung, mic dem technischen Betrieb dieser beiden Gewerbe in fo inniger Wechselwirkung, daß der Herr Verfasser der hier angezeigtei Schrift, nachdem er bereits in der- neuesten Auflage derselben neben der darin gelieferten meisterhaffen Darstellung dieses wichtigen Zweiges der Preußischen Steuergeselgebung bei- läufig auch die dadurch betroffenen einzelnen Gewerbakte in technischer Rücksicht erläutert, der gegenwärtig erschienene zweiten Auflage keine zroeckmäßigere Erweiterung hätte geben föônnen, als durch die derselben hinzugefügte umfassende Ab- handlung des in neuerer ‘Zeit auf eine so hohe Stufe der Vollkommenheit erhobenen Betriebes der hier in Rede stehen- den beiden Gewerbe Wenn es einer aufmerksamen Beob- achtung nicht entgehen kann, daß das zwischen den Steuer- beamten und der betheiligten Klasse der Gewerbtreibenden so häufig obwaltende gegenseitige Mißtrauen nicht minder in der unvollständigen Kenntniß der Gewerbetreiber auf der einen und der Steuergeseßgebung auf der andern Seite, als in dem

‘verschiedenen Jnteresse beider Theile, seine Veranlassung hat, so steht: mit Grund zu erwarten, daß die vorliegende Schrift

auf Beseitigung jenes Ucbelstandes. einen entscheidenden wohl- thätigen Einfluß úben wicd. Zwar fehlt es, was zunächst die technische Kenntniß der Brandtweinbrennerei und der Bier- brauerei anbetrifst, keinesweges an ansführlichen Darstellungen dieses Zweiges der Technologie ; gleichwohl lassen auch die bessern der hierher gehörigen Werke das von unserm Verfasser ins Auge gefaßte praktische Bedürfniß noch in mehrfacher Hinsicht unbefriedigt. Abgesehen von dem die Anschaffung erschwerenden hohen Preis diejer Werke, ist die Anetübrlid der chemischen Grundsäße darin im der Regel zu ausführlich und fest zu viel_allgemeine theoretische Bildung voraus, als daß die Mehrzahl der Gewerbtreibenden , und zumal der subalternen. Steuerbeamten, die in der Regel von ganz ande- ren Beschäftigungen zur Kontrollirung der Getränksabrikation übergehen, sich derselben mit Nußen zu bedienen vermöchten. Außerdem enthalten die verschiedenen Lehrbücher auch häufige Vorschriften und Rathschläge, die, auf Versuche und Beobach: tungen im Kleinen begründet, sich bei der Anwendung im Großen als niht anwendbar und als zu nachtheiligen esul- taten führend erweisen. Der Hr. Verfasser hat in dem tech- nischen Theil der vorliegenden Schrift, bei sorgfältigster Be- nußung seiner Vorgänger, die hier angedeuteten Jnfkonve- lücklichsté vermieden Und eine Arbeit geliefert, die durch Gründlichkeit der Behandlung und-Popularität der Darstellung -sich gleich vortheilhaft auszeichnet. Da die engen Gränzen des für diese Anzeige bestimmten Raumes uns nicht gestatten, auf eine detaillirte Würdigung: des nähern Jnhalts der einzelnen Theile dieser vorzüglichen Arbeit einzugehen, so

| begnúgen wir uns mit dem hier ausgesprochenen anf sorg-

fältiger Prüfung beruhenden allgemeinen Urtheil, dem, wie wir niche (Ba, die Einstimmung Aller , die sich für den hier abgehandelten Jndustriezweig interessiren, nicht entgehen wird. Rücksichtlich der den Inhalt der zweiten D theilung der _angezeigtèn Schrift bildenden Darstellung der

teußischen- Gesetzgebung über die Besteuerung der in Rede stehenden Gewerbe, verweisen wir zunächst auf die in“Nr. 31 des, vorigen Jahrganges der Staats - Zeitung ent- haltene anerfennende Anzeige der ersten (wenige Monate nach