1830 / 92 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

/

678

als die Schwere des Wagens, 125 Englischè Meilen oder

circa 22 Deutsche Meilen în einer Stunde zurück, Dieselbe

Strecke wurde in derselben Zeit von dem Rocket mit einer Last in demselben Verhältnisse , oder mic einem Wagen mit

24 Personen zurückgelegt. Dagegen betrug der Weg des No-

velty mit ciner Belastuug in dem schon angegebenen Verhält: nisse, oder mit einem Wagen mit 32 ersonen, 207 Englische oder 522 Deutsche Meilen in einer Stunde.

“Später nahmen ‘die Besißer des Novelty und des Rofket noch- Ausbesserungen an den Dan agen vor, nach welchen der Növelty mit einer Last von 700 Ctr. also zehnmal so viel, als der Wagen wiegt, 12 Englische Meilen “in der Stunde zurücklegte , ohne diese Last aber und nur mit cinem angehängten Passagier - Wagen, 32 bis 35 Englische Meilen, oder die Länge des Weges vön Liverpool nach Manchester. Der Rocket dagegen legte mit einer. Last von 400 Ctr. 18 bis 20 Englische Meilen in einer Stunde zurück.

Aus Köln wird gemeldet: „Nachdem auf dem Rhein seit Anfang Dezembers durch Eis und hohes Wasser jeder Verkehr r unterbrochen war, hat die Schifffahrt seit dem 5. März wieder begonnen. Die Schiffe, welche des sehr fruh eingetretenen Winters wegen unterweges in irgend einem Sícherheitshafen eine Zuflucht gesucht hatten, sind zum Theil bereits hier eingetroffen, zum Theil hierher auf 'der Fahrt begriffên, und überdem haben wîr sehr bedeutende neue Zufuhren von Waaren zu erwarten, so daß die Rhein-Schif- fahrt, obgleich sehr spät eröffnet, fúr das Frühjahr einen sehr belebten Verkehr verspricht. Seit dem lten d. M. verse- hen zwei Dampfschiffe den Dienst zwischen Köln und Mainz, und das dritte soll am 1. April in TIN gt gesekt werden, so daß das Bedürfniß der täglichen Fahrt nah und von Mainz bald befriedigt seyn wird.

Der ausgezeichnete junge Pianist, Fr. Wörlißer, des- sen Ernennung zum Königl. Kammermusikus wir vor einiger Zeit gemeldet haben, ist dermalen auf einer Kunstreise begrif- fen und hat, Nachrichten aus Breslau zufolge, am 25sten d., nachdem er vorher {hon einigemale in Privatkreisen Be-

weise seiner Virtuosität gegeben hatte, in einem ôffentlichen -

Konzert im dasigen Theater den lebhaftesten Beifall des zahl- reich versammeiten Publikums eingeärndte. Am 1. April wird derselbe ein-zweites Konzert daselbst geben.

« Kunstausstellung. : i

In dem Attelier des Herrn Proféssor Begas (in dem Anspachschen Palais in der Wilhelmsstraße) befindet sich seit der lebtvergangenen Woche P Kenner und Freunde der Kunst ein für die Werdersche Kirche bestimmtes großes Altar- bild, die Auferstehung Christi, ausgestellt. Der Heiland hat bereits die dunkle Grabeshöhle verlassen und steigt mit siche- rem Schritte die Stufen herab, den Blick dankbar aufwärts zum - Vater erhoben, der. ihn aus der Nacht des Grabes rief und nicht litt, daß sein Heiliger die Verwesung schaute. Den Erstandeneù begrüßen zwei euge am Grabe, wo die Rômi- schen Kriegsknechte in tiefen chlàf versunfen- liegen; oben feiert eine Glorie von Engeln mit Lobgesang und Halleluja den Sieg des Erldsers über den Tod, dessen Stachel nun ebrochen ist. Dies Bild - nimmt in der Kunstgeschichte erlins insofern eine bleibende Stelle ein, als es das grôßte Werk der neueren Malérei, sowohl dem Umfange, als der Ausführung nah, genannt werden muß. Die Höhe beträgt gegen ¿wanjig Fuß, die, untere Breite gegen zwölf Fuß, oben läuft es in einen Spißbogen zu. Der Künstler hat mit mei- sterhafter Fertigfeit verstanden, den Figuren das für diese Größe nôt igo erháltniß und dem Kolorit die erforderliche Krast zu eben. Du hâtte nicht cheine noch so fleißige Hand mit dem sauberen ‘Portrait- insel, mit hundertfachem Ueber- malen und Lasixen aus ercicht, eine solche Arbeit verlangte einen in seiner Kunst sicheren Meister, der mit breitem Pin- sel aus dem Vollen zu malen. verstand und das Ganze da- durch immer im Auge behielt, daß er an der einzelnen Stelle nie zu lange verweilte. Dies ist die Kunst der berühmten Venetianer gewesen, der Tintorettos, der Tiziane, der Paul Veronese u. a. m., welche das feuchte Klima nöthigte , ihre

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Kirchen und ihren Dogenpallast mit großen Oelbildern zu

verzieren, da Ie Prt E e hier gelitten haben würde.

An die Bilder dieser Meister wird man zunächst bei dem Bilde des Prof. Begas- erinnert, die L pa v haben

das frâftige Kolorit Tintoretto's7 in der Hauptfigur sind "die

zarten Fleischtôdne mit der Vollendung N e pre gf das Ganze macht, durch die von: dem Auferstandenen ausge-- hende Beleuchtuug, welche starke Streiflichte auf die \chla- fenden Krieger wirft, eine für den großen Raum der Kirche

gut berechnete Wirkung, ohne daß eine Absicht des Essektes,

| wie etwa bei Carravaggío, sich bemerkbar machte.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 1. April. Im Schauspielhause, zum er- stenmale wiederholt :. Der Verschollene, Drama in 1 Aft, frei nach Scribe, von A. Cosmar. Hierauf: Laßt die Tod- ten ruhen, Lustspiel in 3 Abtheil., von E. Raupach.

Freitag, 2. April. Im Schauspielhause: Der Spie- ler, Schauspiel in 5. Abtheilungen, von A. W. Jffland. (Hr. Becker: Baron von Wallenfeld, als - Gastrolle.) Zon s

Sonnabend, 3. April. Jm Opernhause: Othello , der

Mohr von Venedig, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Rossini. (Dlle. Sontag, Königliche Kammer- sángerin : Desdemona, als Gastrolle.)

Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. "2c. 14

Nach Berücksichtigung der eingégangenen Meldungen

“um Plábe zu den sämmtlichen Gastdarstellungen der Königl. Kammersängerin Dlle. Sontag sind die Billets, \o weit als

der Raum dies zuließ, zum ersten und zweiten Range, dem Parquet und den Parquet-Logen, im Billet-Verkaufs-Búrxeau deponirt und fônnen daselbst bis heute Abend, Donnerstag, den 1. April, 7 Uhr, in Empfang genommen werden, nach welcher Zeit über die nicht abgeholceu Billets anderweit ver- fügt werden joll.

Meldungen um Billets. zu einzelnen Vorstellungen haben nicht berÜcksichtigt rverden können.

Villets zum dritten Range , dem Parterre und Amphi- theater siud im Billet-Verkaufs-Búreau zu haben.

Königsstädtsches- Theater.

Donnerstag, 1. April. Der Wahn und seine Schrecken, :Melodrama in 2 Abtheilungen und 4 Aften,

Freitag, 2. |Adril. as Mädchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionair. pi

Montag, 5. April. Zum erstenmale: Sylphide, das See - Fräulein, romantisch . komische Zauperposse mit Gesang, in 2 Akten, von Therese Kronos.

ire

Auswärtige Börsen.

- Amsterdam, 26. März. Nieder. wirkl. Schuld 65. Kanzbill. 30#&. Oesterr. Sprec. Metall. 992. Bank-Aétien 1610. Part.-Oblig. 416. Russ. Engl. Anl. 1032. Buss. Anl. Hamb. Cert. 1035. Span, bei Hope 72.

Frankfurt a. M., 27. März. Oesterr. 5proc. Metall. 104. proc. 9877 2#proc. 634. 1proc. 271. Bank-Actien 1632. Part.-Vblig. 1404. Loose Zu 100 Fl. 185}. Alles Geld. :

London 23. März. 5 3proc. Cons. 92z,#. Russ. 1104. Dün. 74. Brasil. 72. Griech. 402. Mexic. 31. 3

Paris, 24. März. ; 3proc. Rente pr. compt. 83 Fr.-70 Cent, fin- cour. 83 Fr. 75 Cent. S5proc. pr. compt. 106 Fr. 69 Cent., fin cour. 106 Fr, 65 Cent. Sat Neapol. 92 Fr. 99 Cent... S5proc. Rente von Aguado 745.” i

Wien, 26. März.

5proc. Detall. 1034, _ 4proc. 987. 25proc. 624. f1proc. 284 Loose zu 100 Fl. 1842. Part.-Oblig. 1407. Bank-Actien 1356€

Redasteur: Fo hn. Mitredacteur Cottel.

Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

C ARUV S EIIE U

M 92.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. | Se. Majestät der König haben dem Großherzoglich Mecklenburg- Schwerinschen Kammerjunker und Assessor bei dem Amtsgericht zu Doberan, von Buch, den St. Johan- niter-Orden zu verleihen geruhet.

Seit einer Reihe von Jahren hat der hiesige Maler Herr E. Gebauer, durch die Herausgabe vieler von ihm ver- Fertigter und auf sein Betreiben in Kupfer gestochener Bild- nisse, mittelst aus schließlicher “Bestimmung des Ertrages zu wohlthätigen Zwecken verschiedener Art, seinen menschensreund- lichen Sinn mit uneigennübiger Selbstverleugnung und eh- renwerther Unverdrossenheit auf die erfolgreichste Weise be- währt. Laut der Bescheinigung, die Herr Gebauer mir vor- gelegt hat, is es nämlich seinen rastlosen Bestrebungen, ‘welche- die öffentlichen Behörden und das Publikum , în ge- rechter Würdigung threr Verdienstlichfeit theilnehmend und thätig unterstüßt haben, gelungen, bis jekt im Ganzen mehr als 60,000 Rthlr. bereit zu stellen, deren Verwendung zu wohlthätigen Zwecfen nachgewiesen ist. Es gereicht mir zum besonderen Vergnügen diejes über ‘alle Erwartungen befrie-

_digende Hauptresultat der seitherigen gemkinsinnigen Unter-

nehmungen des Herrn Gebauer hiermit öffentlich bekannt zu machen und ihm damit zugleich ein überaus wohl verdientes dankbares Anerkenntniß der Leistungen zuyzueignen, welche aus seiner rúhmlichen Neigung zur _Wohlthätigkeit hervorgegan- gen sind,

Auch jebt findet Herr Gebauer sich durch diese Neigung

aufs Neue bewogen, zum Besten der bei dem leßten Aufgange

der Flússe durch Cisgang und Ueberschwemmung in Schaden- |

fand versekten Bewohner der Monarchie etnes seiner Bilder, eine liebende Mutter mit ihrem Kinde darstellend, in wohl gelun- genen Steinabdrücfen , zu dem äußerst geringen Preise von 15 Sgr. für cin Exemplar, auf Subscription herauszugeben. Auf seinen Antrag werde ich die Königl. Regierungen und das hiesige Polizei - Präsidium veranlassen / den Debit diejes Bildes zu bewerkstelligen, und ih lade alle diejenigen, welche die menschenfreundliche Gesinnung des Unternehmens werth Halten und an dem abermaligen Gelingen seines löblichen Vorhabens ein Juteresse nehmen, hiermit ein, dasselbe wirk- Fam zu befördern. SBerlin, am 26. März 1830. Dex Minister des Jnunnern, v. Schucfmann.

Befkfanntmachung. | Die Verbindung zwischen Greifswald und Ystadt, mit- telst der Post-Dampf-Schisse, wird" für dieses Jahr am 18ten April erdfnet werden, dergestalt, daß an gedachtem Tage die erste Fahrt von Greifswald nach Ystadt, und Tages darauf, am {19ten desselben Monats, diè erste Fahrt von Ystadt nach «Greifswald gemacht wird. i “Das Dampf- Schiss, dessen Einrichtung den Reisenden alle Bequemlichkeit gewährt, geht regelmäßig von Greisswald Sonntag und Donnerstag Nachmittags ab, und trif}t zu Ystadt | Montag und Freitag früh Morgens ein. Von Ystadt wird dasselbe wieder abgefertigt Montag und Freitag gegen Abend, und gelangt nah Greifswald : Dienstag und Sonnabend Mittags. : Der Schluß der Dampf-Schiffahrt im Spätherbste d. J

“wird seiner Zeit öffentlich bekannt gemacht werden.

erlin, ben 31. März 1830. General-Post-Amt.

Berlin, Freitag den 2 April

1830

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Franfkreicdcch.

Paris, 25. März. Gestern arbeiteten Se. Maj. míc dem Präsidenten des Minister-Raths. Der Dauphin musterte auf dem Marsfelde das 2e Garde-Kürassier- und das 2te Jäger - Regiment.

In der Kirche St. Sulpice wurde gestern Vormittag für den verstorbenen Kanzler Dambray eine feierliche Seelen- O E bei welcher der Erzbischof von Paris das Hoch- amt hielt.

Der Pair Graf von Kergorlai ist vorgestern hierselbst mit Tode abgegangen. ) |

‘Das große Wahl - Kollegium zu Angers ( Depart. der Maine und Loire) hat am 22sten d. M. an die Stelle des zum Pair erhobenen Grafen von la Bourdonnaye den Mis nister des dôffentlichen Unterrichts Herrn Guernon de Ranville mit 185 Stimmen unter 309 zum Deputirten gewählt; der Kandidat der Opposition, Herr von Vatirnesnil , erhielt 122 Stimmen. Die fehlenden 2 Stimmen zersplitterten sich. Die Gazette de Frauce bemerkt bei dieser Gelegenheit : ,¡Das Resultat des Wahl - Geschäfts war für Niemand zweifelhaft. Hr. von Vatimesnil, der, als er noch Royalist war, schon zum Députirten gewählt wourde, ehe er das erfor- derlíche Alter dazu hatte, wird jet von einem Wahl-Kollegium in das andere herumgesührt. Bisher hat dieser -Ehrgeizige nichts dabei gewonnen , daß er seine politische Religion ver- leugnet hat. Dasselbe Loos wird bei einer nêuen allgemeinen Deputirten-Wahl alle abtrünnigen Royalisten tresfen./" Die Oppositions-Blätter bemerken, daß sih die Wahl aus dem Umstande, daß jenes Kollegium immer Hrn. v. la Bour- donnaye gewählt habe, leicht erklären lasse, daß gleihwohl die Opposition in demselben noch nie so stark gewesen . sey als diesmal. „Die Gazette‘/, fügt der Constitutionnel hinzu, „zieht aus der Ernennung des ministeriellen Kandidaten den Schiuß , daß bei einer allgemeinen Wahl ihre Partei den Sieg davon tragen werde. Warum verschiebt man dann aber die Auflôsung der Kammer und beruft nicht sofort die Wahl-Kollegien zusammen ?‘/ :

Der Globe enthält Folgendes: ¿Mit Ausnahme des Fársten von Polignac theilen die Minister nicht die Sorglo- sigkeit der Absolutisten. Es giebt im Schooße des Ministe- riums so gut wie anderwärts eine rechte Seite, eine linfe Seite und ein Centrum. Die rechte Seite verlangt laut Herrn von Peyronnét, das Centrum Herrn von Villéle, die linke Seite dagegen wünschte, daß nian mit den Herren von Martignac, von Berbis und Debelleyme in Unterhandlungen tráte. Dieselbe Meinungs - Verschiedenheit herrscht auch hin- sichtlih der zu ergreifenden Magßregeln. Erst wollte man auf den 15. Juni allgemeine neue Wahlen ausschreiben, úm sich das Ansehen ju geben , als ob man sich nicht. fürchtete. Späterhin entschloß man sich; diese Wahl bis zum Monat Oktober zu verschieben, um die Listen vorher ge drig umzu- arbeiten und den Krieg gegen Algier siegreich zu beendigen. Ob man bei diesem Projefte stehen bleiben wird, cheint noch ungewiß zu seyn. So viel ist aber gewiß, daß Herr. von Polignac die \chônsten Hossuungen für die Zukunft nährt.“

Das Journal des Débats äußert in Bezug auf die gegenwärtige Lage des Ministeriums und der Opposition : „Die Minister befinden sich, ungeachtet des Siegsgèschreis unsrer Gegner, noch heute in derselben Lage als am 9. Au- gust, nur mit dem Unterschiede, daß sie jeßt einen ô entlichen Beweis ihrer Ohnmacht erlangt haben. as die Opposition anbetrifft, so ist sie nicht minder lebhaft und stark, als da- mals, aber sie hat jebt die Autorität der Kammern füt sich. Am 9. August sagte sie den Ministern: Jhr werdet die Ma-