1830 / 107 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

802

mittel, Landes-Erzeugttisse und Kaufmannswaaretn gewährleistete. Buonaparte hatte die alte Frgnzlihe Staatsmaxime wohl aufgefaßt, Bern zu schwächen; die Hälfte des Gebiets, die reichsten und fruchtbarsten Gegenden: das Aargau und Waadt, wurden los- g! en; der Rest der frühern Ersparnisse seiner haushälterischen egierung, was der Habsucht Fränkischer Kommissarien und Ge- nerale, der Dilapidation der Helvetischen Republik entgangen war, zur Bezahlung der Helvetischen Staatsschuld in Beschlag genommen. Zur Einrichtung seines äußerst sparsamen Central- Haushalts hedurfte Bern nunmehr auch die Hülfe von Auflagen. Als eine der einfachsten bot sih eine Verbrauchsieuer auf den Wein dar; Bern hatte nur noh sehr weniges und sehr geringes Rebländ am Thunen- und Bieler - See, dessen mittlerer Ertra etiva auf den scchsten Theil des Bedarfs anficigen mochte. Na der Vorschrift der Mediations - Akte musßite jedoch dieses eigene Produkt , gleich dem Übrigen Schweizerischen, belegt werden, 1 wenig als auch der arme cinem rauhen Klima und ödftern Feh jahren ausgeseßtée Rebbauer eine solche Gleichstellung (die vor 1798 für sein näheres Gebiet auch nicht stattgefunden hatte) zu evtragen vermochte. Das Ohmgeld für den Schweizerischen Wein wie den cigenèn wurde auf 3 Rappen (cin guter Kreuzer) auf die Maaß ( von 2 Flaschen ), für alle nicht Schweizerischen Weine guf 10 Rappen (32 gute Kreuzer) festgescßt. So genoß der Waadtländische Wein während der Mediattonszeit - sowohl auf Unkosten des Rebbauers, als des Bernschen Konsumenten, einer Gleichstellung gegen jenen und eines Vorzugs vor dem fremden Weine, welche einzig durch allgemeine höheren Jnteressen und durch den Werth eines allgemeinen Grundsaßes gerechtfertigt werden konnte. S j Eilf Fahre dauerte die Herrschaft der Mediations-Akte. Bek dem großen Befretungs - Kriege wgrd auch die Schweiz von den Verbündeten aufgefordert, Französischer Vorschrift zu entsagen. Politische Verhältnisse, deren Schilderung nicht hierher gehört, bewirkten unter den Kantonen der Eidgenossenschaft eine Tren- nung von Ansichten und Futeressen- und diese führte um so mehr zur Erbitterung, gls der Kampfplah enge war und kein offencv Ausbruch den Abfluß beförderte. Unter Einwirkung so ungún- ftiger Umstände und widersprechenden äußern Einflusses wurde der neue Vertrag berathen, der die, nach Es jedes frühern Bandes, souverain und vereinzelt daste | der in cine Biigenoleulnass vereinigen sollte. Vorerst hatten sich dieselben in zwei Abtheilungen zertheilt / von denen die eine, in Zürch versammelt, der Gebiets= Eintheilung des Französischen Mediators gewogen, sih unter den Schuß und die Leitung der alliirten Minister gestellt hatte, die andere in Luzern iu der Grund- lage der vor 1798 bestandenen Bünde ein retliches Verhältniß festhalten wollte. Fremder Einfluß trennte diese Tchern bald, während jene bereits im Februar 1814 cinen ersten Ent- wurf eines Bundes-Vertrags dargegeben hatten, dem aber die Mehrheit -der Stände nicht beipflichtete, Unter \chrof- fen Widersprüchen kam nach - cinex zweimonatlichen VBera- thung unter den nunmehr in Zür versammelten: Abgeord- neten aller Stände unterm 31. Mat ein zweiter Entwurf zu Stande, der aber auch aufgegeben werden mußte, als nicht mehr denn 9 Stimmen und der eine Theil von Appenzell demselben heipflichten mochten. Beide dieser Vorschläge hatten der Media- tions-Afte die Bestimmungen über den freien Verkehr entnom- men und die freie Ein- und Ausfuhr vorbehalten. Bei diesen Be-

Pa -

Se hatte Bern, dessen, Augenmerk auf die Territorial- und

Eigenthums-Fragen und auf die Behauptung der Freiheit in Be- fiimmung der Kantonal- Verfassung gerichtet war, für die übri- gen Punkte mehr mittelbar, zu Unterstüßung befreundeter Stän- de, als unmittelbar nah eigener Konvenienz Theil genommen. Daß Bevn gegen die Vorschrift Über Freiheit des Verkehrs selbst Einspruch erhoben, is aus feinen Attensiücken ersichtlich, hinge- gen Pl es den Berg-Kantonen, welche, besorgt um ihren einzt- en Reichthum (die Viehzucht), nicht gern unbehinderte Einfnhr lechter Racen zugeben wollten. (Schluß folgt.)

Lt 44 em

Rom, 3. April. - Gesterri früh ist hierselbst der Kardi- nal Julius Maria della Somaglia, Dekan dès heiligen Kol- legiums, Bischof von Ostia unb Velletri und Vice - Kanzler und Bibliothekar der Römischen Kirche, in: dem hohen Alter von 88 Jahren mit Tode abgegangen; er wurde im Jahre 4742 in Piacenza geboren und 1795 von Pius VI. mit dem Kardinalat bekleidet.

Am 3lsten v. M. verkündeten wiederholte Artillerie- Salven von der Engelsburg herab den Jahrestag der Er- lebuag Pius VIIL auf den Pâpstlihen Stuhl. Jn der

ixtinischen Kapelle wurde zur Feier dieses Tages große: Messe gehalten, welcher 25 Kardinäle und die Vorsteher der geistlichen Orden und Mitglieder des Römischen Senats bei- wohnten. : Ó

Das dritte “gb des hiesigen Kunstblattes, welches un- längst erschienen ist, enthält: Abbildungen zweier Medaillen, von Girometti, von denen die eine zum Gedächtniß des Kar- dinal Consalvi, die andere zu Ehren des Florentinischen Tragôdien - Dichters Niccolini, Verfassers des Foscarini, ge- lagen worden ist; ferner einen Kupferstih von dem gro-

enden Kantone wie- -

. ständen und der Lage der Dínge gemäß wünscht.

ßen Bilde Horaz Vernet's welches den Krönungszug Pius VIIE in der St. Peterskirche vorsiellt, die Abbildung As vom Bildhauer Kessels verfertigten Diskuswerfers, den Ku-

pferstih von einem Genre-Bilde Roberts, eine Bewohnerin -

unserer sumpfigen Gegenden vokrstellend, welche den Einsturz

ihrer ärmlichen Defee in Folge eines Erdbebens beklagt.

Den Schluß des Heftes machen vermischte artistische Notizen. In diesen Tagen wurden hier zwei Marmorbüsten von der schönsten Griechischen Arbeit ausgegraben , welche von Allterthumskennern für Bildnisse der beiden Triumvirn Marcus Antonius und Lepidus gehalten werden. Das hiesige Diario enthält seit einiger Zeit bei der Angabe der Kirchen, in welchen während der- Fastenzeit die

fogenannten Stationen gefeiert werden, über die Erbauung

der weniger befanuten Kirchen unserer Hauptstadt historische Notizen, welche sür den Antiquar “höchst schäßenswerth ind

Mit dem Eintritt des Frühjahrs haben die beweglichen Kolonnen der Pâäpstlichen Karabiniers in den vier Delega- tionen des Kirchenstaates ihre Wirksamkeit wieder begonnen, wobei sich besonders die Kolonne in der Delegation Ferrara ausgezeichnet hat , durch welche mehr als 14 Räuber ver- haftet und 23 Ballen mit gestohlenen Juwelen , Gold - und Silber - Geräthe und baarem Gelde in Beschlag genommen worden sind. i

Spanien.

Madrid, 3. April. Am 24. März war bei Hofe, zur Jahres-Feier der Rückkehr Sr. Majestät des Kô- nigs aus der Gefangenschaft in Valencay, Gala und- Gratu- lations-Cour. Die von der hochseligen Königin (Maria Sosepha Amalia von Sachsen) eingefühte Ceremonie, am Tage der Verfkúndigung Mariae zwölf armen alten Frauen die Füße zu waschen und sie zu speisen, ist in diesem Jahre von der jeßt regierenden Königin nicht vollzogen worden, da diese Ceremonie für Jhre Maj. in Höchstderen gegenwärti- gem Zustande sehr ermüdend gewesen seyn würde. Der Obrist Villamil, Chef des Jnfanterie-Corps der hiesigen Kd- niglichen Freiwilligen , welcher früher diese Truppengattung so viel als möglich zu vermehren suchte, geht jeßt damit um, dieselbe auf den vierten Theil ihres gegenwärtigen Bestandes zu reduziten. Jm Laufe des Monats Januar d. J. sind im Freihafen von Cadix 123 Schiffe mit 65275 Tonnen La- dung angelangt und 108 beladene Fahrzeuge mit 4599 Ton- nen Ladüng aus demselben ausgesegelt. Aus demselbéèn Ha- fen sind während der ersten sieben Monate seit seiner Erôff- nung nachstehende Gegenstände nah den Häfen der Halbin- sel ausgeführt worden : 155,331 Arrobas Zucker, 35,253 Pfd. Ändigo, 11,492 Arrobas Kaffee, 2536 Pfd. Schildpatt, 724 Centner Campeche Holz, 1,661,976 Pfd. Cacao, 206,313 Ante, O Pfd. Chofolade, 23,900 Pfd. Wachs, 1008 Pfd. Cochenilie. :

Columbien.

Folgendes ist die von Bolivar unterm 20. Januar el- lassene Proclamation an die Columbier : ¿¿Columbier! Mit dem heutigen Tage höre ih auf, über Euch zu herrschen. Fch habe Euch nun bereits zwanzig Jahre als Krieger und als Richter gedient, Während dieser langen Zeit haben wir das Land wieder erobert, drei Republiken befreit, mehrere Bürgerkriege beigelegt, und viermal habe Ich dem Volke seine Allgewalt zurückgegeben, indem ich freiwillig vier konstitui- rende Kongresse zusammenberief. Euren / Tugenden , Eurer Tapferkeit und Vaterlandsliebe verdankt man diese Dienste, mir dagegen gebührt der Ruhm, Euch dabei geleitet zu ha- ben. Der fonstituirende Kongreß, welcher heute eröffnet worden ist, hat von der Vorsehung den Auftrag erhalten, der Nation diejenige Justitutionen zU gebèn, welche sie den e

| In der Besorgniß, daß ich als ein Hinderniß bei einer Organisation der Republif A den wahren Grundlagen ihrer Wohlfahrt betrachtet werden möchte, habe ich die oberste Staatsgewalt, mit welcher Eure Güte mich bekleidet hatte, freiwillig nie- dergelegt.‘/ L ad T „Columbier! Jch bin das Opfer schimpflichen Verdachts ewesen, indem die Reinheit meiner Gesinnungen zu meiner Vertheidigung nicht hinreichte. Diejenigen, welche elbst nach der höchsten Gewalt streben, haben mir hinterlistig Eure Her- zen zu entziehen gesucht, indem sie mir ihre Bginen Gesin- nungen beilegten , indem sie mich. als den Urheber von Plá- nen darstellten, die sie allein geschmiedet haben, mit einem Worte, indem sie mich äls einen nach der Krone Strebenden

erscheinen ließen, mich, dem sie mehr als einmal angeboten ; Beilage

«R E E O O AOSRSEEOR I

F »/

i 803 : Beilage zur Allgemeinen Preuß

ishen Staats-Zeitung M 107.

PA U UR 0 a

Soiree de Nes 15 R T E S O E L E E S

A Dra A D RERRDR N O E

worden is, der ih sie aber stets _mit dem Unwillen eines strengen Republikgners zurückgewiesen habe. Niemals., ich \hwdöre es Euch zu, niemals ist die Begierde nach der Kd-

‘niglichen Würde mir in den Sinn gekommen, obgleich, meine

Feinde mir listig solche Gedanken untergelegt haben, um mich in Eurer Meinung zu. vernichten.“ A

Ueberzeugt Euch felbst eines Besseren, Columbier Meine einzige Sorge ist gewejen, zu Eurer Freiheit beizu- tragen und Eure Ruhe R lars E en

afbar gemacht, so_ verdiene 1 CUE E

Maiterer ; Euren Hab: Hôret nicht, ich beschwöre Euch, auf schändliche Verläumdungen und Jucriguen, welche al- lenthalben nur Zwietracht gebähren. Laßt Euch nicht durch die lúgenhaften Erfindungen meiner Verkleinerer tau- schen. Laßt Euch nicht verblenden , Columbier! Reihet Such vielmehr um den konstituirenden Kongreß; er ist die Natíio- nal-Weisheit, die rechtmäßige Hoffnung des Volkes und, der leßte Veréinigungspunkt der Patrioten. i ( Glück der Republik und der Ruhm Columbdiens hängen von seinen souverainen Beschlüssen ab. Solltet Jhr durch irgend.

ein unheilvolles Verhängniß verleitet werden, ihm abtrünnig ;

«u werden, so giebt es feine andere Rettung mehr für das and, und Ihr stürzt Euch dann selbst in cin Meer der Anar- cchie, Euren Kindern Verbrechen, Blut und Tod als Erbtheil hinterlassend.‘/ : 2 ; „„Mitbürger! Hôöret auf mein leßtes Wort beim Schlusse meiner politischen Laufbahn. Jm Namen Colurabiens bitte ih Euch inständigst , bleibt einig -— damit Ihr nicht dem Lande und Euch selbst Tod und Verderben bereitet. Bo- gota, den 20.- Januar 1830. Bolivar | Einem Schreiben aus Bogota vom 14. Jan, zu- folge, (das in London eingegangen ist) dürfte die Trennung

zusehen seyn. „Zum Kongresse selbst (heißt es in zenem Schreiben) sind von den 17 Deputirten Venezuelas dreizehn in Bogota eingetroffen; , gus diejem Umstande schon möchte der Schluß: zu ziehen seyn daß Baez nicht berechtigt war, zu behaupten: ganz Venezuela sey seiner Meinung.“

11-4, D,

Berlin, 17. April. Nach Juhalt des heutigen Mili-

tair - Wochenblatts ist der General-Major, Freiherr von

_ Lúbow, mit Beibehaltung des Kommandos der Hten Land--

wehr - Brigade, zum Mitgliede der Genetal- Ordens - Kom- mission ernannt; agg! Ge j Freiherr von Caniß, ist einrangirt und zum Chef vom Ge-

neralstabe des Garde - Corps ernannt ; die Oberst - Lieutenants -; ‘von Reiher und Freiherr von Rheinbaben, ersierer bisher | f Chef des Generalstabes des bten und: leßterer bisher Chef

a C

des Generalstabes vom ten Aëmce- Corps, sind in gleicher Eigenschaft resp. zum Zten und 6ten Armee -Corps desglei- chen -ist der Oberst-Lieutenant vom großen Generalstabe,

Heymann, zum 4ten Armee-Corps als Chef vom General- | sabe und der Major vom Generalstabe des 2ten Armee? - Corps, von Below, zum großen Generalstabe verseßt worden. Aus Königsberg vom 12. April wird gemeldet: |

Unsere Stadt verlor am Iten d. M. einen ihrer geachtetsten

“¿und gelehrtesten Männer, den Oberlehrer am hiesigen Fried-

rihsfollegium- und Privatdocenten bei. der Universität , Vr. Joh. Friedrich Ebert. Wer sich auf solche Weise, wie der Entschlafene, auf ungeebneter Bahn und unter den drückend-

sten Verhältnissen von früher Jugend an, weder durch äuße-

res Erdenglück, noch durch Gunst fremder Menschen gehoben, sondern durch eigene Geistesfrast und einen unersättlichen Durst nach höherem Wissen und Erkennen - fortgetrieben, durch das Leben hindurchgearbeitet bis zu einem Wirkungs-

Freise in der Jugendbildung, wie er ihm zu Theil: wurde,

darf als ein rühmliches Beispiel seines edlen Strebens der dankbarsten Gesinnungen unter denen, die ihn als Lehrer ach- teten und als Freund liebten und hochschäßten, immer ge- wiß seyn. j j

Nach einer im Amtsblatte der Königl. Regierung zu Achen enthaltenen Nachweisung der Resultate der in ihrem

Verwaltungs-Bezirke stattgehabten Sammlungen zur Unter“

stüßung der im vorigen Jahre durch die Ueberschwemmungen in West- und Ostpreußen, so wie in Schlesien, verunglückten Bewohner sind überhaupt 6451 Rthlr. 5 Sgr. 9 Pf. in baarem Gelde eingekommen. __— Die (wie seiner Zeit gemeldet worden) durch den Eisgang dex Elbe beschädigte Brücke bei Wittenberg ist nun-

A

Unser - Leben, das ;

der aggregirte Oberst vom Generalstabe, |

mehr so weit hergestellt , daß seit dem 15ten d. die Passage úber dieselbe wieder eingetreten ist.

Nachrichten aus Breslau vom 13ten d. zufolge war in der vorherigen Nacht das Wasser in der Oder wieder un 7 Zoll gewachjen. Aus Kosel war die Meldung eingegangen,

daß dort die Oder am 12ten eine bedeutende Höhe erreicht

hatte; es stand daher leider wieder großes Wasser, gleich dem vorangegangenen zu fürchten.

Auf dem am 3ten d. M. beendigten diesjährigen Lätare- Markt befanden sich 1208 Feilhabende, unter ihnen: 58 Händler mit baumwollenen Waaren ; 41 Bänderhändler ; 105 Lederhändler; 155 Leinwandhändler; 223 Schuhmacher ; 38 Tuchfabrikanten und 84 Töpfer. Der diesjährige Honig- Markt am grünen Donnerstage zeichnete sich aus durch die

Menge von Honig, welche feilgeboten wurde. Es sind 182

Verkäufer gezählt und unter diesen feine Ausländer be- merft worden.

Am 8ten d. M. fand die öffentliche Prüfung der Schüler von der K. Realschule hierselbst statt; am Vormittage die der vier obern Klassen, Nachmittags die der vier untern. Gegenstände der Prüfung waren in jenen Klassen, welche die Realschule im eugern Sinne bilden: Mathematik, Naturge- schichte, insbesondere Botanik, Physik, Chemie, Geographie, Latein und Französisch; in den untern, welche die Elementar- schule ausmachen : “Religion , Deutsch , Rechnen , Geographie Französisch und Latein. Jun der Geschichte und im Englischen fonnte wegen Mangels an Zeit nicht geprüft werden. Es gereiht dem Referenten, der übrigens ganz außerhalb der Anstalt steht, zur Freude, mit Ueberzeugung versichern zu

i fônnen, daß die Prüfung im Ganzen sehr befriedigend aus?

gefallen ist. Die von den Lehrern ertheilten Fragen waren

Venezuelas von Columbien noch gar nicht als entschieden an- ; dem Zwecke eines solhen Examens angemessen gewählt , und

die Antworten, welche die Schüler gaben, bewiesen, daß ein

großer Theil derselben nicht nur das nöthige Material der verschiedenen Wissenschaften geordnet und mit ziemlicher Sicherheit sich angeeignet habe, sondern auch, was insbefondere die meisten Schüler der ersten Klasse betrifst, daß dieselben in den cigenthümlichen Geist einzelner Wissenschaften Leinge- drüungen waren namentlih in “den berührten Gebieten der Mathematik und Chemie mit sichtbarer Freiheit sich zu bewe- gen verstanden. Ïn moralischer Beziehung erregte die Prü- fung cinen nicht minder günftigen Eindrucké. Die Schüler zeigten eine vertrauungsvolle Unbefangenheit, und die Lehrer offenbarten durch die Art, wie sie fragten, Antworten hier- und da einleiteten, daß sie, - unbefkümmert um einen bloßen Schein-Effeft, nur die wirklichen Früchte ihres Unterrichts. darlegen wollten, die Ueberzeugung zugleich erweckend , daß ie den lebteren mit einem die jungen Keime erfrifchenden Wohlwollen gegedèn häben müssen. Unverkennbar hat die Anstalt unter ihrem umsichtigen Führer geleistet, was seit ihrer Wiederverjüngung nur von derselben erwartet werden fonnte. Das Publikum hat es auch an derjenigen Theilnahme nicht fehlen lasse, welches zum Gedeihen eines solchen Ju- stituts erforderlich ist; die jährlich vermehrte Zahl der Schü- ler dürfte dafür cin hinlängliches Zeugniß geben. Doch ist noch vielen der hierbei betheiligten Familien mehr odex weni- ger fremd geblieben der Anhalt der - wissenschaftlichen Forde- rungen, welche die Königl. Realschule’ zu erfüllen sucht, aus welcher Ursache wir den im eben ergangenen Kursus vollzo-

| genen Lehrplan, so weit er die beiden obersten Klassen ain- | geht, übersichtlich hier mittheilen wollen, in der bestimmten

Hoffnung , daß es nur noch einer allgemeinern Kenntniß des Wirkungskreises der Anstalt bedarf, unr das lebendige Jn- teresse für dieselbe noch bedeutend vergrößert- zu sehen. Eine solche erhöhte Theilnahme möchte das von einem trefflichen Cifer für ¡einen Beruf erfüllte Lehrerpersonal um so mehr verdienen, als sich unter demselben Mitglieder finden, die, des wissenschaftlichen Stoffs in einem nicht gewöhnlichen Grade mächtig, zugleich mit denjenigen Lehrmethoden wohl vertraut sind, welche allein als die naturgemäßen anerkannt werden. Indessen wird auch bei einer äußerlich erweiterten Wirksamkeit der Schule unser unvorgreiflicher Wunsch dahin gehen, daß dieselbe das bis jet sich gesebte Ziel: eine allgemeine \vissenschaftliche Bildung ihrer Schüler in der Richtung auf die vraktischen Verhältnisse dés Lebens zu ‘fördern, nicht überschreite, nicht etwa auch die S einer gelehrten Bildung der Schüler in ‘ihren Kreis ziehe, ondern vielmehr jenen Endzweck sich rein erhalte und ihre ganze Thätigkeit da- hin nur richte, das bis jebt behandelte Pensum zum völligen und wahrhaft fruchtbaren Eigenthume ihrer Schüler zu ma-