Die: Französische Expedition gegen Algier. (Fortsebung.) | i
Graf v. Laborde beginnt sein Werk mit einer Auseinan- dersebung der Ursachen, welche den Bruch zwischen Frank- rei und Algier herbeigeführt haben ; dieser Theil der Schrift ist indessen der weniger brauchbare. Der Verfasser gehört der Opposition gegen das jelige Ministerium an, und es ist namentlich hier uiht zu verkennen, daß scine politische Mei- nung und seine Stellung in der Deputirten-Kammer, deren Mitglied er ist, auf seine Darstellung einen bedeutenden Ein- fluß ausgeúbt haben, Auch räumt er ohnehin ein, daß man- hes Dunkel úber dieser Angelegenheit shwebe, weshalb er wünscht, daß die Französische Regierung vor dem Ausbruche des Krieges eine genaue Untersuchung darüber eingeleitet hâtte. Was aber bei einer näheren Vergleichung seiner Dar- stellung der Ursachen des Bruchs mit Algier mit derjenigen, welche der gegenwärtige Marine-Minister, Baron v. Halissez, in der geheimen Sißung der Deputirten-Kammer vom 16. März d. J. bei Gelegenheit der Diskussionen über die Adresse gegeben hat, am meisten auffällt, ist, daß Graf v. Laborde den alleinigen Grund in einer nach einer Ansicht berechtig- cten Géldforderung des Deys an Frankreich findet während der Marine-Minister eine Reihe von Beschwerden und Deein- trächtigungen ausführt, welche Franfreich zu diejem Kriege vermocht haben. Wir theilen daher die betreffende Stelle aus der Rede des Lekteren mit, welche der Schrift des Gra- fen v. Laborde- angehängt ist und immer den Vorzug eines von einein Staatsbeamten erstatteten offizieilen Berichts be- Gált. „Franfreih‘/, beginnt der Minister, „besaß seit mch- reren Jahrhunderten an der Afrikanischen Küste ein weites Gebiet und eine wichtige Niederlassung, welche bestimmt war, die Korallen - Fischerei, die wir guf einer Strecfe von mehr als 60 Lieues betrieben, zu beschüßen, als die Algierische Re- gierung seit der Restauration durch Aeußerungen und Hand- lungen die Absicht zu erkennen gab, uns in diesem _Be- sibe zu stôren. Dieje Handlungen sind: der lange vorher angekündigte und später auch ausgeführte Plan, uns aus einer Französischen Besißung zu vertreiben , so wie die. Zerstörung unserer Niederlassungen an der Afrikanischen Küste ; die Ver- legung des uns durch frühere Verträge zugesicherten Privile- giums der Korallenfischerei; die Weigerung , sich dem allge- meinen Völferrechte gemäß. zu benehmen und ein System der Seceräuberei einzustellen, welches die gegenwärtige Existenz
der Regentschaft Algier für die Flaggen aller das Mittellän- -
dische Meer beschisffenden Mächte gefährlih macht; |chwere Verleßungen der in Uebereinstimmung -mit Frankreich festge- stellten Reglements für die Visitirung der Schisse auf ossener See; die eigenmächtige Einführung verschiedener Zölle und Abgaben, welche den, Verträgen zuwider laufen; die Plúnde- ruug mehrer Französischen Schisse und zweier Rômischen Fahrzeuge, troß der eingegangenen Verpflichtung, diese Flagge zu. respeftiren ; die gewaltsame Fortjendung des Französischen General-Konsuls in Algier im Jahre 1814; dfe Verleßung des Domicils des Konsular - Agenten in Bona,- im Jahre 1825, und neben diesen besondern Thatsachen der beständig fund gegebene Wille, uns der “Besißungen , Vortheile und Privilegien, welche die Verträge uns zusichern, zu beraubeu und sich den durch die Traktate eingegangenen Verpflichtun- gen zu- entziehen. Zuleßt kam die Geldforderung, welche den Sue zwischen beiden Staaten entschied, Eine am 28. Oft. 1819 mit den Algierischen Häusern Bacri und Busnach ab- geschlossene durch den Dey genehmigte und ratificirte Ueber- einfunft hatte den Betrag der Summen, welche Frankreich diesen beiden Häusern schuldete, auf 7 Mikllionen Franfen festgestellt. Der vierte Artikel dieser Uebereinkunft verlieh den Französischen Unterthanen, welche Gläubiger Bacri's und Busnachs waren , das Recht „ von - dieser Summe einen; ihren Forderungen entsprechenden 1 Königlichen Schaße in Anspruch zu nehmen, über diese Forderungen selbs sollten die Königlichen Gerichtshöfe in Paris und in Aix entscheiden. Da die Forderungen der Französischen Unterthanen sich auf zwei und eine halbe Million beliefen, so wurden 45 Million an Busnach und Bacxi aus- gezahlt; das Uebrige blieb bis auf den Ausspruch der Gerichts- hôfe in der Kasse der. Deposita und Consignationen. _ ZIIC Jahre 1824 und 1825 verflossen über der Prüfung dieser bie
unseren Königl. Gerichten eingereichten Forderungen. Der
Dey aber, welcher mit Ungeduld der Ankunfc des Restes der sieben Millionen entgegen jah - schrieb im Oft. 1827 an den Minister der- auswärtigen Angelegenheiten einen Brief, in welchem er ihn aufforderte, die 27 Million ‘ohne Verzug nach Algier zu senden, indem er verlangte, daß die Französischen Gläubiger ihre Forderungen vor ihm begründen sollten. "Der damalige Minister dèr auswärtigen Angelegenheiten , Baron
" nebst der Weisung erhielt, sich zu entfernen.
Betrag beim |
von Damas, der es nicht für angemessen hielt, ein so wenig geziemendes Schreiben selbst zu beantworten , beschränkte sich darauf, den General-Konsul zu benachrichtigen, daß das Ver-
langen des Deys unzulässig sey, da es der Uebereinkunft vom-
28. Oft. 1819 geradezu zuwiderlause. Unter diesen Umstän- den geschah es, daß der General - Konsul, der am 30. Aprik in einer Audienz vor dem Dey erschien, um ihm der Sitte gemäß am Tage vor dem Eintritte der Muselmännischen Festtage Glück zu wünschen, von dem Dey mit Heftigkeit gefragt wurde, ob noch keine Antwort auf sein Schreiben da sey, und als er erwiederte, daß dieselbe noch nicht eingegangen sey, von ihm mehrere Schläge mit einem Fliegenwedet _/We Die Regierung des Königs schickte auf die Nachricht von dieser Beschimpfung dem Kon)ul den Befehl zu, Algier zu verlassen ; dieser reiste den 15, Juni ab, und sogleich befahl der Dey der Behörde in Konstantina , die Französischen Niederlassungen in Afrifa, und namentlich das Fort Lacalle, zu zerstôren, welches, nach- dem die Franzosen es am 21. Juni geräumt hatten, gänzlich geschleifet wurde. Zu dieser Zeit begann die Blokade, welche
uns seitdem jährlich über sieben Millionen kostet, ohne zn ir--
gend einem Resultate zu führen. Jn der Mitte des Julé 1829 glaubte die Regierung, die Unwirfksamkeit dieses Repressalien - Systems “erkennend und mit dem Plane beschástigt, entscheidendere Maaßregeln zur Beendigung des Krieges zu treffen, einen lezten Schritt bei dem Dey -thun zu müssen, bevor sie einen festen Entschluß fasse. Herr von Labretonnière wurde nah Algier geschickt und trug unsere gerechte Beschwerde bis in den ‘Pallast des Dey.“ Dieser weigerte sich, sie abzustellen und als Herr v. Labretonnière den Hafen verlassen wollte, feuerten alle nahe liegenden Bat- terieen auf ci von dem Pallaste des Dey selbst gegebenes Signal auf das Parlamentair - Schiff. Das Feuer dauerte eine halbe Stunde, bis das Schiff sich außerhalb der Schuß- linie befand. Dies ist die Reihe unserer Beschwerden und die getreue Darstellung des Standes der Dinge, welcher jebt den König zwingt, zu Mitteln zu greifen , die von der Vor- schung in seine Hände gelegt sind, um die Ehre seiner Krone zu bewaht:en, die Privilegien, das Eigenthum und die Sicher- heit seiner Unterthanen zu beshüßen und Frankreich so wie ganz Europa endlich von der dreifachen Geißel zu befreien welcher die civilisirte Welt sich mit Untwoillen noch immer aus- gesest sicht, nämlich von der Seeräuberei, der Séfklavereci der Gefangenen und von den Tributen, “die ein barbarischer Staat allen christlihen Mächten auferlegt.“ — Der Graf v. Laborde macht gegen diese Darstellung der Sache durch den Minister mehrere Einwendungen und bestreitet namentlich, daß Franf- rei úber irgend ein Gebiet an der Afrikanischen Küste das Eigenthums- und Souverainitäts-Recht besessen habe. Kraft des Vertrages vom 1. Jan. 1694 habe Frankreich nur ein Comptotr in Bona und in Lacalle eine Faftorei für die Ko- rallen-Fischerei und den. Handel gehabt. Aus dem Artikel Z dieses Traktats gehe hervor, daß der Agent der Französische Compagnie in Afrika einer besonderen Erlaubniß des Dey be- bdurft habe, um eine Windmühle bauen und dieselbe zum Schuße gegen Räuber mit einer fleinen Mauer umgeben zu fônnen. Der Haupt- Vorwurf aber, den Graf v. Laborde der Französischen Regierung macht, besteht in dem Verfah- ren, das sie im Verlaufe der Unterhandlungen mit dem Dey ini Betreff seiner Geldforderungen beobachtet habe. Diese Forderungen schreiben sich, seiner Angabe zufolge, von gro- ßen Proviant-Lieferungen her, welche die beiden Algierischen Banquiers, Bacri und Busnach, in den Jahren 1795 — 1798 fúr die Französische Armee in Jtalien und fúr die Expedi- tion nach Aegypten gemacht hatten. Die Zahlungen für diese Lieferungen wurden von Seiten Frankreihs nach eini- ger Zeit wegen schlechter Beschaffenheit des Getreides und anderer entdecéten Unterschleife eingestellt und die Forderun- gen der Lieferanten bestritten. Der Dey ns auf Zahlung; und erklärte sich für den Eigenthümer eines Theils der gelei- steten Lieferungen. Jn einem Schreiben, das “er im August 1802 an den ersten Konsul Buonaparte richtete, äußert er selbst Folgendes darüber: „„Erzeigt mir die Gefälligkeit, Be- fehle zu ertheilen, daß die Schuld Eurer Regierung an Ba- cri und Busnach bezahlt werde, da- ein Theil dieses Geldes mir angehört und ih befriedigt zu werden erwarte, wie mir Euer Konsul Dubois Thainville in Eurem Namen verspro- chen hat.’ Die Angelegenheit blieb indessen bis zur Wieder- herstellung der Monarchie unerledigt. - Mit dieser trat Hr. Duval als neuer General - Konsul Frankreichs an die Stelle
des vorizen und versprach dem Dey, der seine Forderungen? -
dringend erneuert hatte, die Bezahlung derselben * bei seiner Regierung zu bewirken. Der König ernannte 1m Jahre 1819 für die Liquidation dieser Schuld eine Kommission
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welche ihr Geschäft in wenig Monaten beendigte. Jm |
uni 1820 legte der damalige Minister der aus- oärtigen Angelegenheiten den Kammern einen Geseßent- wurf vor, durch welchen in Folge eines zwischen den Königl. Kommissarien und den Bevollmächtigten der Algierischen Kaufleute getroffenen und von dem Dey ratifizirten Abkom- mens sieben Millionen Franken zur Bezahlung dieser Schuld angewiesen wurden. Der dazu erforderliche Kredit wurde vou den Kammern bewilligt. „Unter solchen Umständen, “/ fährt der Verfasser fort, „sollte man meinen, der Friede zwischen beiden Ländern werde dauerhafter seyn, als jemals; wie ist es denn gefommen, daß dieses Opfer Frankreichs, welches, \o- wohl der Gerechtigkeit als einer verständigen Politik zufolge, hauptsächlich den Dey und die Regentschaft zufrieden stellen sollte, wie ist es gekommen, daß die in Paris geschehene Ver- theilung dieser sieben Millionen uns im Gegentheil nach ei- nem uñhunterbrochenen Frieden von beinahe 138 Jahren den Krieg zu Wege gebracht hat ?“/ Der Verfasser beantwortet diese Frage damit, daß diese sieben Millionen nur unter die Algierischen Kaufleute Bacri und Busnach und unter eînige Französische Unterthanen, deren Ansprüche man durch die Artifel 4, 5, 6 und 7 des zwischen den Französischen Kommissarien und den Algierischen Bevollmächtigten getrof}se- nen Uebereinfommens garantirt habe, vertheilt worden seyen, und daß der Dey, der aus Unkenntniß der Europâi- schen diplomatischen Formen und im Vertrauen auf die Versprechungen des Consuls Duval jene Uebereinkunft unterzeichnet habe, ohne sich seine Ansprüche in öhnlicher Weise zu verwahren, von jener Summe gar nichts empfangen habe. Von dieser Zeit an habe der Dey sein troßiges Be- nehmen begonnen, gegen den Französischen Konsul, von dem er sich úberlistet glaubte, den größten Widerwillen gefaßt, die Auslieferung seiner beiden Unterthanen Bacri und Busnacl, von denen der eine als Franzose naturalisirt worden war und
der andere sich nah Livorno zurückgezogen hatte, verlangt,
und endlich, als er auf sein an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten gerichtetes Schreiben keine Antwort erhalten, den Französischen Konsul thätlich beleidigt. Der große Fehler der Französischen Regierung bei dieser Unterhandlung bestehe darin, daß sie unterlassen habe, den Dey, ehe er das Ueber- einfommen unterzeichnete, über seine Lage aufzuklären und ihn zu veranlassen, zur Sicherstellung seiner Ansprüche an jene Summe von 7 Millionen dieselben Vorsichtsmaaßregeln zu treffen, welhe von den Kommissarien zu Gunsten Französischer Unterthanen genommen worden waren. Daß man dies un- terlassen, sey höchst tadelnswerth, indem dadurch allein der
Krieg herbeigefühkt worden jey.
(Fortsetzung folgt.)
Die St. Petersburgische Zeitung enthält in den neuesten Blättern eine Statistik des ‘Paschaliks Erzerum, aus der wir Folgendes entlehnèn :
„Das Paschalik Erzerum gränzt im Norden an die Pa- \chalifks Trapezunt und. Achalzich, im Osten an Kars und Bajazet, im Súden an Musch und Madan und im Westen an das Paschalik Siwas und an den Sandschak Gjumisch- Chane. Es liegt zwischen dem 39sten und dèm 41sten Grad Mördlicher Breite und dem ö8sten. und 61sten Grad der Länge und hat eine Oberfläche von ungefähr 25,800 Quadrat- verst oder 4685 Deutschen Meilen. Eine hohe keinen eige- nen Namen ee Gebirgsfette bildet gegen Norden die Gränze des Paschalifks; dort indeß, wo sie an den Sandscha- fen von Achalzich hinläuft, hat man ihr und cinigen Neben- gebirgen - die Namen Kiratschli-Dagh, Sewri und Duschli- Dagh beigelegt. Die Daß-Dagh-Berge verbinden diese Kette mit dem Gebirge. von Oga, das den Sandschak Baiburt von den Gebieten trennt, welche die Lasier im Paschalik Trape- zunt bewohnen. Die Saganlu- Gebirge liegen auf der Ost- gränze des Paschaliks und erstrecken sich von hier aus bis an den Axaxes. Die Gebirge Gadfhi-Ghedjuk, Bingel *) und Kashmir-Dagh bilden zum Theil die Gränze im Süden und Osten; durch das erstere wird das Paschalik Erzerum von Bajazet, durch das zweite von Musch, und durch lebteres von Madan getrennt, Den westlichen Theil des Paschalifs bedecfen Zweige der Kaschmir - und Kop-Dagh-Gebirge. Meh- rere der größern Flüsse Klein-Asiens , die im Paschalik Erze- rum ihre Quellen haben, zeugen von der hohen Lage dessel- ben. Mitten im Paschalik erheben sich, als Arme des Bin- gel- und Kaschmir-Gebirges, die Berge Gelim-Dagh, Kara- tap, Schaischandagh und Paljantukan. Der Gjaur-Dagh, ein Arm des nôrdlichen Gebirges, durchschneidet die Ebene, in welcher Erzerurn liegt. Dek Saganlu, Bingel und Kaschmir
*) Bing gheul.
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gehdren zu den höchsten Bergen in Armenien, wie ihre bis in den ersten Tagen des Juli mit Schnee bedeckéten Gipfel dies beweisen. An den Seiten und Abhängen derselben, be- sonders des Bingel, finden die Heerden fette und gesunde Weiden, auf welche die Kurden dieses Paschaliks und der be- nachbarten Provinzen im Sommer wandern ; sobald aßer der Herbst-herannaht und für den Winterbedarf hinlänglich Heu herabgeschafft worden ist, ziehen sie in die Thäler des Araxes und seiner Nebenflüsse, woselbst sie mehr gegen die strenge Kälte gesichert sind. — Der Araxes, der Euphrat und der Tschoroch erhalten ihr Daseyn im Paschalik Erzerum. Das ganze Paschalik Erzerum hat - weder einen See noch Morast aüfzuweisen. Jm Herbst und, im Frühling sind die Ufer des Euphrat sumpsig, als Folge der Ueberschwem- mungen, die auch in den Gebirgen Saganlu und Bingel hier und da stehende Wasser zurücklassen. Nicht weit vom Dorfe Elidsha, 15 Werst von Erzerum *), trifft man warme Schwefelquellen, zwischen den Orten Medfhingert und Cho- roßan, am Bache Tschurmjufk; mehr Aufmerksamkeit verdient indeß die warme shwefelsaure Quelle bei der Festung Hassan- Kale, woselbst für die Bequemlichkeit der Besuchenden ein recht hübsches Badehaus erbaut ist. Die Dörfer des Pa- schalifks Erzerum, an den Abhängen hoher bis im Monat Juli mit Schnee bedeckter Berge gelegen, erfreuen sih einer gemäßigten und hochst gesunden Temperatur. Der Winter
ist zwar manchmal streng und anhaltend, aber der Sommer -
dafür nie drúcfend heiß. Jun den Ebenen von Erzerum und Hassan-Kale, in denen viele Bergschluchten zusammenlaufen, und im Saganlu-Gebirge herrschen besonders im Herbst heftige den Reisenden nicht selten gefährliche Sturme. Auf den Bergen selbst ist die Kälte im Winter so empfindlich, daß die Einwohner äch auf denselben nicht angebaut haben und nur hicr und da auf dem Saganlu und Bingel einzelne Hütten (welche den Kurden zum Sommeraufenthalt dienen) oder fleine Vorwerke der tiefer liegenden Dörfer angetroffen werden. -Die an der Súdgränze des Paschalifks Achalzich gelegenen Sandschake Tortum und Jnspir haben ein von dem der úbrigen Sandschake ganz verschiedenes Klima. Der Sommer ist daselbst heiß, der Winter furz und mithin die Witterung nicht sehr gesund.
Die Fruchtbarkeit des Bodens is bedeutend, besonders in+ den Sandschaken Owa, Beiburt, Terdschan, Erzyngan und in Obex- und Nieder- Passin. — Weizen und Gerste gedeihen vortrefflih. Das Getreide giebt in der Regel das 30ste, nicht selten das 40e Korn, und nach der Versiche- rung der Eingebornen sollen in ieder -Passin die Felder des Dorfes Jusweran (welches „„Hundertfältig‘/ heißt) so ge- segnet seyn, daß die Aussaar nicht selten das 100ste Korn giebt. — Die großen “Wiesen an den Flüssen und Bergab- hängen -begünstigen die Viehzucht. Gemüse und Obst gedei- hen ebenso gut, leßteres vorzüglich in den Sandschaken Tor- tum, Jspir, Erzyngan, wo alle Südfrüchte reisen. Nicht so in den übrigen Sandschafken, deren Temperatur nur den Anbau solcher Früchte gestattet, dié im Norden gedeihen. Schônes Schlag- und Bauholz liefern die Saganlu- und Kopdagh - Gebirge und der Sandfchaë Tortum; hier wachsen Eichen , Fichten, Tannen, Birken und der Wachholder. — Gewöhnliches Brennholz fällt man in der Schlucht von Schuan - Daraßi, bei dem Dorfe Aschkala. Salz be- ziehen sowohl die Stadt als auch sämmtliche Sandschake aus den Gebirgen von Tortum und den Salzquellen im Sandschak Kig!. Minder ergiebige Quellen finden sich bei den Dörfern Aschkala und Mehmud im Terdschan und bei dem Orte Bar (auf der Straße von. Achalzich.) - Das Pa- schalifk hat 9 von besonderen Begs verwaltete Sandschake; námlih: Tortum, Jspir, Baibürt, Terdschan, Erzyngan, Kigi, Nieder-Passin , Ober-Passin und Owa. Die Bevölke- rung besteht aus Türken, Armeniern, Griechen, Kurden, die hier schon gewissermaßen . ansässig sind, und einfgen Lasiern im Sandschak Baiburt unweit der Berge von Owa. Die Sandschake Kigi, Terdschan, Nieder - und. Ober-Passin wer- den von Kurden bewohnt. Die Beschäftigungen und Lebens- weise der Bewohner des Paschaliks sind sehr verschieden ; so leben die Türken, welche die Militär-Posten und die- bürger- ichen und geistlichen Aemter bekleiden, von den Einfkünsten ihrer Güter, und verzehren das Geld, welches sie nebenbeé von den armen Bauern erpressen ; selten wird sich. ein Türke mit dem Handel beschäftigen, welchen er ganz den die Städte bewohnènden Armeniern überläßt. — Die Griechen sind die besten Handwerker und verfertigen vorzugsweise alle Ar-
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©) Auf der Ebene von Erzerum befinden sich noch zwei an- dere ‘tvarme Schwefelquellen, und zwar bei den Dörfern Arsita und Xa =- Mahmed.