1830 / 114 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 25 Apr 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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ren fupferner Geräthschasten. Die Kurden ‘und Lasier, roelche das Paschalik Erzerum bewohnen, find durchaus von ihren Landsleuten in den benahbarten Paschalifs verschieden ; kier haben sie ihre angestammte wilde Lebensweise abgelegt ; die Kurden bekennen sich mit den Türken zu einer und der- ‘selben Religion, das heißt, sind Sunniten, während die in den Paschaliks Musch und Bajazet meist Schüten und Ujesiden sind. Jn Friedenszeiten haben die Truppen-Anführer darüber zu wachen, daß diese Stämme nicht die Wohnungen der fried- lichen Einwohner überfallen und plündern; im Kriege halten sie es mit dem Theile, von welchem sie sich den größten Vor- theil versprechen. Die. Lasicr, die mit den Türken zu cinerlei Sekte gehören, versammeln sich auf den ersten Ruf der Se- rasfiers und sind, als geborne Krieger und im steten Kampfe mit den benachbarten Stämmen, die beste und tapferste Jn- fanterie der Türken.

Die Sandschake Tortum, Jspix und Baiburt büden den

nôrdlichen Theil des Paschalifks ; Terdschan und Erzyngan den

westlichen. Kigi.gränzt an die Paschaliks Madan und Musch ; Ober- und Nieder-Passin nehmen einen Theil der Süd- und West -Grenze ein; Owa (das heißt „„Ebene/‘) liegt mit der Stadt Erzerum in der Mitte des Paschaliks. Es ist eine schwierige Aufgabe, die Einwohnerzahl eines Landes zu bestimmen, in welchem nie genaue Zählungen vorge- nommen worden sind, und wo die - Geistlichkeit sowohl als die Beamten ihr JÎnteresse dabei finden, die Regie- rung soviel als. möglich über die Volfszahl zu täuschen. In der nachstehenden Tabelle ist die Anzahl der Christen aus zuverlässigen Quellen geschöpft; was die Mufelmanen be- trifft, so beruhen die sie betreffenden Zahlen auf den nga- ben einiger Türkischen Beamten. | | | Mutlelma- | Christliche. nijche. - | Stadt Erzerum, : 4045 3232 Owa, Familien F4UO 1 2060 Sspir, Familien 1500 180 Tortum,- Familien 1200 1 120 Ober - und Nieder -Passin, Familien | * 1400 1390 Terdschan, Familien 800 1630 Erzyngan, Familien j 5490 1830 Vaiburt, Familien 7 700 860 Kigi, Familien 1750 ¿a A8

B A E A C

Zusammen, die Einwohner vonn Wf zerum *) nicht mitgerechnet . 15260 | 9450

In diesem Paschalik zählt man 310. Griechische Familien, von denen die meisten unweit des Kupferbergwevkes Galwa- Madan und 89 in der Stadt Erzerum ansässig find. Der Seraskier von Erzerum, Chef dieses Paschalifks und der an gränzenden Provinzen Trapezunt, Achalzych, Kars, Bajazet, Wan und Siwas, hat seine Residenz in der Stadt Erzerum. Es ist s{chwer zu bestimmen, in wie fern die benachbarten Paschas ihm untergeordnet sind; da-sie nicht selten der Macht des Sultans selbst troßen, so machen ‘sie sich noch viel weniger aus den Befehlen des Seraskièers„wofär sie freilich in Kriegszeiten gewöhnlich mit dem Leben büßen. Uebrigens hat der Seraskier mit ‘der Civil - Verwaltung der thm untergeordneten Pafscha- lifs gar nichts-zu thun und ist nur der militairische Befehls- haber “des ôstlichen Theiles der Asiatischen Türkei. Jn dem von ihm selbst verwalteten Paschalik und über das von ihm befehliate Truppen - Corps übt er die Rechte und die Macht des Sultans selbst aus: er richtet über Leben und Tod, voll- zieht jeine Urtheile felbst, darf das Vermögen seiner Unter- gebenen einziehen, schreibt willkührlih Auflagen aus, selzt die Begs in -den verschiedenen Sandschaken ein und giebt nur ‘dem Sultan: Rechenschaft von seinen Handlungen. In die’ großen Städte, wie Erzerum, wérden aus Kon- - FMantinópel gewöhnlich Mufti's und Kadi's abgeordnet, um “die- Paschas und selbs den Seraskier zu beobachten, und ‘râan hat Beispiele, daß ihre Berichte die Verweisung und “nicht selten die Hinrichtung dieser hohen Beamten zur Folge

A “. Die Zahl dèr Einwohner von Erzerum soll sich auf 100,000 belgufen. e

* “Gedrut bei-A. W. Hayn.

Kuerm Ob. m.LC.

| Ostpr. Ptandbrf.

hatten, Das Amt eines Musti ist lebénslänglih, der Kadi

dagegen wird nur auf ein Jahr ernannt. Beide sind Wäch-

ter der Gerechtigkeit und der Geseße, Der Kadi ist das erste Mitglied im Mechkeme (Verwaltungsrath), in welchem

die Agalaxen der Stadt und des Gebietes sizen; er {lichtet -

die Streitigkeiten der Privatleute und zieht blos in wichtigèn Fällen den Musfti zu Rathe; aber die Urtheile des Kadi wer- den nur dann erst vollzogen, wenn sie durch den Ausspruch (Fetfah) des Musti bestätigt und die Geseße aus dem Koran. angeführt worden sind, auf welchen sie" beruhen.

Der Musti bezieht ansehnliche Accidenzien , besonders auch bei Besetzung der Stellen an den Moscheen , der Kadi erhält den Zehnten -von allen Geldstrafen, die er nach dem Urtheil des Mechfeme von den Geldverleihern. eintreibt.

Jeder Sandschak hat seinen Beg oder Musßelim, an den die Befehle. des Seraskiers, sobald sie den Sandschak betreffen, gerichtet werden. Diesen Beamten bestätigt bis- weilen der Sultan selbst, öfter aber der Seraskier; in eini- gen Sandschaken ist dieses Amt erblich. Jm Hauptorte je- des Sand|schaks residirr ein Kad1, der nah Gutdünken úber die vor ihn gebrachten Streitigkeiten entscheidet und nur die wichtigern Fälle dem Kadi vön- Erzerum vorlégta

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 24. April. Jm Schauspielhause: Christi- nens Liebe und Entsagung, Drama in 2 Abrheil. Hierauf - Der Stiefvater, Lustspiel in 3 Abthei!., von E. Raupach.

Jn Potsdam: Joconde, Oper in 3 Abtheilungen, rit Tanz. (Dllé. Sontag, Königl. Kammers als Gastrolle.) j

Sonntag, 25. April. Im Opernhause: Adagio und

Rondo für Vivbline (aus dem zehnten Konzert von Kreuzer),

gespielt von Ernst Eichhorn aus Koburg, 72 „Jahr alt. 2) Tris von Kreuzer, für Violine, vorgetragen von Ernst Eich- horn, Eduard Eichhorn, 6 Jahr alt und dem Vater der bei-

den Brüder, dem Herzogl. Sachsen-Kobutgschen Hofmusikus, -

Hen. Eichhorn. Hierauf: Donna Diana, Lustspiel in 3 Ab- theilungen.

Jin Schauspielhause: Der Plaßregen als Eheprokurator,- dramatisirte Anckdote in 2 Aufzügen, von E. Raupach Hier- '

auf, ‘zum erstenmale wiederholt: Der Zeitgeift, Posse in 4 Abtheilungen, von E, Raupach. - n

In Potsdam, Vorstellung der Französischen Theater- Gesellschast in Berlin: Ayxant, pendant et après, equisses listorigues en 3. épogues, par MM, Scribe ct Rougemont.

Königstädtisches Theater. Sonnabend, 24. April. Lenore, Melodrama in 3 Ab- theilungen, mit Gesang, von K. v. Holtei.

B.e r4tne 1. 0-T S6 “Den 23.-April 1830. ae Ami]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufss. Cour.)

|Zf (Brief Geld. }

10175 1015 [om Pfandbr, | 4 |1065 [1067 5 {Kaur- v. Neum. do. 1065 [1065 i Schlesische do. 1074 [1067 Pomm. Dom. do. 107 ——_ Märk. do. do, amt Ostpr. do. do. Rkst. C. dK u.N. 4 f T5È ZL.-Sch. d.K. a. N.| 76x

Holl, volk. Due. Ges Neue dito | 20

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et -Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl 18; Pr Engl. Anl. 22

Neum.Int.Sch.d F Berl. T Ob. Eónlgsbe. do. Elbinzer do. Danz.do. in TH. V estpr. Pfdb.A. dito. dito B. Grosshz.DPes. do.

Halm

Berichtigungen.

In einigen Exemplaren des gestrigen Blatts dieser Zei-

tung, unter den ‘amtlichen Nachrichten , auf der 4ten Zeile l. „den 22sten April“/ st, „den 27sten‘/, und in der-Bei-- lage S. 843, Sp. 2, am Schlusse des Artikels Spanien l. 111830‘/ st. „1831.4

O C E E I R E E remer

Redacteux Fohn. Mitredacteur Cottel.

M V ; N Ï 14.

ängerin: Hannchen,--

Zf [rief | Geld. |Zf |ruef.| Ge

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Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se, Maj. der König haben dem Königl. Würtemberg- schen Ober - Finanzrath und Direktor der Ober - Zoll - Admini- stration, v. Herzog, den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse und dem Königl, Würtembergschen Ober -Steuerrath Mil- ler den Rethen Adler -Ordèn dritter Klasse zu verlethen ge- zuhet.

Bekanntmachung. 1

Fn Bezichuitg O os Gescß. vom 24. Februar 1830,

els -Sammlun b: 4230: , f M ? aber die Bestrafung der wissentlichen Ausgabe falscher

Kassen - Anweisungen, s EA werden alle diejenigen, welchen falsche oder verfälschte Kassen- Anweisungen zu Häunden-kommen, hierdurch aufgefordert, die- selben, sobald sie von ihrer Unächtheit oder Verfälschung Kenntniß erhalten, an die Obrigkeit abzuliefern, welche nach Anleitung -der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Dezember 1824. §. X, Geses-Sammlung Nr. 904, verpflichtet ist, der unterzeichneten Haupt : Verwaltung der Staatsschulden davon ungesäumt Anzeige zu leisten.

Berlin, den 5. April 1830. _ A

Haupt-Verwaltung der Staats-Schulden. Rother. v. Schüße. Beeliß, Deekß. v. Rochow.

Dem hiesigen Fabrikanten F. L. Mylius juu. ist für ben Zeitraum von 8 Jahren“ vom 17. April 1830 anu gerechnet,

und ohne Unterbrechung, ein im ggnzen Umfange der Mo-

narchie gúltiges Patent, : | : Ls auf die von ihm könstruirte und mittelst Zeichnun-

gen und Modell erläuterte Maschine zum Reinigen des Kammgarns von den vorstehenden: Haaren und Knötchen, in ihrer ganzen Zusammenseßung, und ohne Andere an der Benußung bisher üblicher Vorrichtun- s gen zu demselben Zwecfe zu hindern, ertheilt worden. Ls

E 2 L R E E R

Angekommen: Dex General-Major und Commändeur der sechsten. Landwehr-Brigade Freiherr von Lüßow, von

Neu-Ruppin.

e t t R O O R O E E R A A E E R

Zeitungs-Nachrichten. Ausland, Rußland.

St.- Petersburg, 14. April. Die hiesige Hau-

dels: Zeitung - enthäle im heutigen Blatte Folgendes :

¿Verschiedene Aufsäße der Handels - Zeitung haben in ausländischen Blättern Gelegenheit zu Widerlegungen ge- geben. Die Redaction glaubt bemerken zu müssen, daß es Grundsaß der Handels-Zeitung ist, das - Urtheil dem Publikum zu lassen, ohne sich in einen öôfsentlichen Schrif- tenwecchsel einzulassen. "Es würde überhaupt oft viel zu weit führen, wenn man beweisen wollte, wie leicht bei Fragen der Handelspolitik Wirkung und Ursache verwechselt werden fônnen, und wie {wer es überhaupt ist, dem frem- den Theoretiker über die praktischen Bedürfnisse eines Lan- des Ansichten mitzutheilen. Doch Eines kann nicht oft genug wiederholt werden: Es giebt in Rußland kein Prohibitiv- system;. denn es existirt da feines, wo der Zollsaß noch er- laubt, daß ausländische, Waaren mit den- inländischen fon- Eurriren. Und dies geschieht bei uns täglich, Die eigentliche

E -)

Berlin, Sonntag den 25m April

1830.

Grundquelle, woher die meisten Klagen über Rußlands Zoll- schubsystem entstehen, ist der Durchgang der ordinairen Tä: cher nah Kjachta. Der Zoll auf die Tuche ist so gestellt, daß die bessern Sorten gar wohl in Rußland eingeführt werden föônnen und eingeführt werden, nicht aber die gro- ben, am wwentgsten bei dem weiten Transport nah Kjachta. Nun frage man aber den billigen Mann: Kann ma es. Rußland “verargen , daß es feinen Rücfzoll giebt, um den ausländischen Tücheru den Markt in Kjachta zu dffnen 7? daß es diesen Handel seinen eigenen Fabriken zu Gute macht, - denen durh die Natur der Sache der Absaß in ganz Europa verschlossen ist, während die, welche am lieb- sten bei ihm verkaufen wollen, seine rohen Produkte gar nicht; oder beinahe gar nicht, brauchen? Uebrigens steht noch zu bemerken, daß bei der Frage des freien Handels oft zwei wefentlih verschiedene Situationen vermischt werden. Das, was großen ijolirten Massen, wie England, Frankreich, Rußpland, gut oder nun einmal Noth ist, fann als Grund- saß für fleinere Staaten, die in mannihfaltigen Wechselwir- kungen zu einander stehen, sehr s{hlecht, sehr gefährlich seyn. Die Theorie liebt zu generalisiren, die Praxis muß unter- scheiden. ‘“

„„Uebrigeus bemerfen wir, daß diese Streitfrage von uns nichr weiter derührt werden wird.“

Ovoeffa, 7. April. Unser General-Gouverneur is von eiter nach Sewastopol unternommenen Reise hierher zurückge- rehrt,

Im „biefigen Journat heit es: „Wir lesen in cinem Tagebiatte, daß die Schließung der Häfen des schwarzen Meerês während des Krieges, hinsichtlich der Kontrebande, {ür Rußland vortheilhaft gewesen fey. Welch? origineller und herklicher Gedanke! Auf einen solchen Grundsaß gestüßt, wäre uichts leichter, als aller Kontrebande ein Ende zu ma- chen; man dürfte nur sämmtliche Häfen schließen.“/

Vom 26. März bis zum 1. April sindck hier 11 Fahr- zeuge eingelaufen und 28 von hier ausgesegelt; im Ganzen sind hier seit Erdffnung der diesjährigen Schifffahrt 63

Fahrzeuge angekommen und 128 abgesegelt.

Aus Kertsch meldet man «unterm 1Zten v. M. Fol- gendes: „Sobald sich- das Asoffsche Meer mit Eis be- legt hat, pflegen die Fischer mehrerer auf der südlichen Küste dieses Meeres befindlichen Ortschaften sich förmlich auf dem Eise aunzusiedeln, Bisweilen geschieht es nach plôslich eintretendem Thauwetter und bei heftigen Stürmen aus Osten, daß sich große mit Menschen und Hätten bedeckte Eis- massen von den Ufern losreißen und in -die offene See hin- eintreiben , wobei der größte Theil der Menschen“ gewöhnlich unifommt. Jm vorigen Winter sah man einen unglücklichen Fischer auf einer zerbrechlichen Eisscholle aus der Meerenge von Kertsch dem Schwarzen Meere zutreiben. Man sah am Ufer jeîine Verzweiflung, man hörte sein Hülferufen; es war aber keine Möglichkeit vorhanden, ihn zu retten. Jm Dezember vorigen Jahres fand ein ähnliches Ercigniß im Asoffschen Meere statt. Ein Kosack des Schwarzen Meeres, Namens Johann Potapenko , befand sich auf einer in der Nähe von Atschujeff belegenen Fischer-Kolonie. Am 25. Dez., wo das Eis in Folge heftigen Frostes sehr stark zu seyn schien, ging er, um seine einè Werst von der Küste ausgeleg- ten Nebe zu besehen. Mit dieser Untersuchung beschäftigt, bemerkte er plôblih, daß sich das Eisstúck losgerissen hatte und auf der Oberfläche des Meeres umhershwamm. Da et keine Rettung vor sich sah, ergab er sich dem Willen der Vorse- hung und erwartete mit Ruhe seinen «Tod. Sechs Tage brachte er“ in dieser peinlichen Lage zu; ' ein kleines Stück Brod hatte er zwar bei sich, fühlte aber einen unbezwingli- chen Widerwillen , etwas zu essen, und begnügte sich damit, seinen brennenden Durst mit Regenwasser ju stillen, das sich in den Vertiefungen des Eises aufgesammelt hatte. Warm

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